Notfallmaßnahmen bei Paravasaten Zytostatika zeigen unterschiedliche Gewebereaktionen: Nekrotisierende gewebsreizend Geringe lokale Toxizität Cisplatin Doxorubicin Daunorubicin Mitoxantron Vinblastin Vincristin Vinorelbin Carboplatin Cyclophosphamid Methotrexat Basismaßnahmen: Infusion sofort stoppen Soviel Paravasat wie möglich mit frischer Spritze aus dem bestehenden Venenkatheter rückaspirieren, wenn möglich mit ein paar ml Blut Bei großem Paravasat oder Blase transkutan bzw. durch Punktionsstelle nochmal punktieren/aspirieren Katheter entfernen Substanzspezifische Maßnahmen: Substanzen mit geringer lokaler Toxizität (Cyclophosphamid, Methotrexat): Diese Substanzen sind nicht gewebsreizend. Daher ist keine weitere Behandlung notwendig. Anthrazycline/Platinverbindungen (Doxorubicin/Carboplatin/Cisplatin): initial – Cold pack (Im Tiefkühler lagern) o 15-20 Minuten o in den ersten 48 Stunden alle 8 h wiederholbar lokal mit Watteträger Dimethylsulfoxid (DMSO) auf die Haut auftragen o 3x täglich 3-14 Tage lang DMSO-Applikation und Kältebehandlungen zeitversetzt (zuerst DMSO auftragen, anschießend kühlen) anwenden! Alternativ zur lokalen Behandlung mit DMSO kann bei Doxorubicin-Paravasat Dexrazoxane (Cardioxane®) eingesetzt werden (Achtung Zytostatikum!). Venenkatheter an der anderen Extremität legen innerhalb der ersten 3 Stunden 300 mg/m2 verabreichen (= 10-fache Doxorubicin Dosierung) o Behandlung mit Cold pack mindestens 15 Minuten vorher beenden! o bei eingeschränkter Nierenfunktion 50 % Dosisreduktion nach 24 h und nach 48 h nochmals halbe Dosis Dexrazoxane (150 mg/m2) verabreichen Vincaalkaloide (Vincristin/Vinblastin/Vinorelbin): Warmer Umschlag – Hot pack (erwärmen in Mikrowellen Herd) lokale Injektion von Hyaluronidase (z.B. Hylase Dessau 150IE) o 150 IE in 1-2 ml NaCl lösen und als 0.2 ml Depots lokal an 4-5 Stellen mit dünner Nadel (25 Gauge oder kleiner) injizieren o für jede Injektion Nadel wechseln o ist keine Hyaluronidase verfügbar, kann alternativ NaCl verwendet werden Bei Vinorelbin ev. zusätzlich Glukokortikoide i.v. zur Vermeidung einer Phlebitis Kontraindizierte Maßnahmen bei Paravasaten: Spülung des Venenzuganges Feuchte Umschläge Alkoholumschläge Okklusionsverbände Paravasate Kurzinformation Basismaßnahmen: Infusion stoppen Soviel Paravasat wie möglich mit frischer Spritze über den bestehenden Venenkatheter rückaspirieren, wenn möglich mit ein paar ml Blut Bei großem Paravasat oder Blase transkutan bzw. durch Punktionsstelle nochmal punktieren/aspirieren Katheter entfernen Substanzspezifische Maßnahmen: Wirkstoff Schädigungstyp Maßnahme Carboplatin gewebsreizend DMSO lokal/Kälte Cisplatin nekrotisierend DMSO lokal/Kälte Cyclophosphamid geringe lokale Toxizität keine Daunorubicin nekrotisierend DMSO lokal/Kälte Doxorubicin nekrotisierend DMSO lokal/Kälte/Dexrazoxane Methotrexat geringe lokale Toxizität keine Mitoxantron nekrotisierend DMSO lokal/Kälte Vinblastin nekrotisierend Vincristin nekrotisierend Vinorelbin nekrotisierend Hyaluronidase s.c./Wärme Hyaluronidase s.c./Wärme Hyaluronidase s.c./Wärme Genaue Dokumentation des Paravasats! Aufklärung des Besitzers! Beobachtung des Patienten über mindestens 6 Wochen (nekrotisierende Veränderung treten z.T. erst nach Wochen auf).