Pressetext_KawamataAbbau

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Kunstmuseum Thurgau
Ittinger Museum
Pressemitteilung
Der „Scheiterturm“ von Tadashi Kawamata wird ab 17. Oktober 2015
abgebaut
Tadashi Kawamatas "Scheiterturm" wird nach zweieinhalb Jahren abgebaut. Bei der
Finissage am 17. Oktober wird er um 11.30 Uhr offiziell die Demontage der knapp acht
Meter hohen Konstruktion beginnen. Am Vorabend hält er im Kunstmuseum Thurgau
einen Vortrag über sein weltweites Schaffen. In den folgenden Tagen werden die rund
12‘000 Scheiter abgebaut, die als Brennholz wieder in den Verwertungskreislauf
eingehen – wie es das künstlerische Konzept vorsieht.
Für zweieinhalb Jahre stand vor dem Eingangstor des ehemaligen Klosters der knapp neun
Meter hohe „Scheiterturm / Log Tower“ aus Holzscheitern. Der japanische Künstler Tadashi
Kawamata hatte im Auftrag des Kunstmuseums Thurgau das Kunstprojekt für den Aussenraum
der Kartause Ittingen entwickelt. Ausgangspunkt des experimentellen Projektes waren die
Holzstapel um den Parkplatz der Kartause, wo die Holzernte des Winters 2012/2013 aus den
Wäldern um die Kartause trocknet. Anstatt das Holz wie üblich in Form von Scheiterbeigen zu
lagern, schlug der in Paris lebende Künstler vor, die 170 Ster zu einem Turm zu stapeln. Diese
vermeintlich einfache Idee erwies sich in der Realisierung als ein komplexes Vorhaben, das
Dank der Unterstützung von Holzfachleuten, Ingenieuren, Architekten und vielen freiwilligen
Helfern umgesetzt werden konnte.
Ein Team von 14 Studierenden der Ecole des Beaux-Arts Paris arbeitete Anfang März 2013
während zwei Wochen Hand in Hand mit betreuten Mitarbeitern des Heim- und Werkbetriebs
der Kartause Ittingen an der Realisierung des aussergewöhnlichen Kunstwerks. Verantwortlich
für die Pläne waren der Basler Architekt Christophe Scheidegger und der Ingenieur Markus
Zimmermann aus Rafz.
Für das Kunstprojekt Kawamatas sind die Prozesse wesentlich, die eine veränderte
Wahrnehmung des Kultur- und Begegnungsorts Kartause Ittingen bewirken und in deren
Verlauf das Absurde und ( beinah) Unmögliche gedacht, auf Umsetzungsmöglichkeiten
überprüft und gemeinsam realisiert wurde. Der Bau des Turms war ein konstruktives
Experiment, das Grundfragen des Bauens und Schichtens aufwirft. Zwar orientiert sich die
Konstruktion an pragmatischen Vorgaben, verweigert sich jedoch einem rein praktischen
Zweckdenken, was sie auch zu einem ästhetischen Projekt macht.
Wichtiger als das Endprodukt Turm oder gar sein Nutzen als „Trocknungsmaschine“ ist für den
Künstler der Entwicklungs- und Entstehungsprozess. Daher ist der „Scheiterturm“ kein
Monument mit Ewigkeitsanspruch, sondern als vorübergehendes Ereignis dem
Verwertungskreislauf untergeordnet: Er bezieht sich auf die Waldwirtschaft, die schon zur Zeit
der Mönche eine wichtige Rolle gespielt hat. Deshalb wird der „Scheiterturm“ nun nach
zweieinhalb Jahren abgebaut und als Brennholz an vielen anderen Orten für Wärme sorgen.
Kunstmuseum Thurgau
Ittinger Museum
Kartause Ittingen, CH-8532 Warth
www.kunstmuseum.ch
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Veranstaltungen im Rahmen der Finissage des „Scheiterturm“
16. Oktober, 18 Uhr
„Between Art and Construction“ - Vortrag von Tadashi Kawamata
Tadashi Kawamata stellt im Kunstmuseum Thurgau sein weltweites Schaffen vor (in englischer
Sprache).
Am 17. Oktober 2015 beginnt im Rahmen des „Tags der Offenen Tür“ der Heim- und
Werkbetriebe der Stiftung Kartause Ittingen die Demontage des Turms.
11.30 Uhr: Abbau-Start des „Scheiterturm / Log Tower“: Der Künstler wirft das erste Scheit und
freut sich auf Fragen und Gespräche mit dem Publikum.
Im Laufe des Tages wird der Turm weiter abgebaut. Das Buch zum Projekt kann gemeinsam
mit einem Scheit erworben werden.
Im Kunstmuseum Thurgau ist ganztägig der Film über die Entstehung des "Scheiterturms"
zu sehen.
Über den Künstler Tadashi Kawamata
Der 1953 auf Hokkaido geborene Tadashi Kawamata gehört zu den international bekanntesten
Künstlerpersönlichkeiten. Er lebt seit 2006 in Paris, wo er als Professor an der Ecole nationale
supérieure des Beaux-Arts in Paris unterrichtet. Bekannt geworden ist er mit Konstruktionen wie
Stegen, Treppen und Hütten aus einfachsten Materialien wie Holz oder Karton, die
Häuserfassaden, Ufer und Wiesen besetzen können. Seine Konstruktionen werden jeweils
spezifisch aus den Bedingungen des jeweiligen Ortes heraus entwickelt.
Seine Projekte hat Tadashi Kawamata auf der ganzen Welt realisiert, etwa im Schlosshof von
Versailles, an der Biennale in Venedig oder in den Bäumen des Madison Square Parks in New
York. Auch in der Schweiz hat er in Zürich, Zuoz, Zug und Uster bereits mehrere Ideen
umsetzen können. Hier arbeitet er zumeist mit dem Basler Architekt Christophe Scheidegger
zusammen. Seine Objekte im öffentlichen Raum produzieren eine leise Irritation, die das
Wesen von Architektur und Gesellschaft gleichermassen befragen.
Mit dem „Scheiterturm“ von Tadashi Kawamata führt das Kunstmuseum Thurgau seine Projekte
im Aussenraum fort. Mit dem „Scheiterturm“ wird auch die enge Zusammenarbeit zwischen
Museum und Stiftung Kartause Ittingen erfolgreich weitergeführt.
Prix Lignum 2015 für Tadashi Kawamatas „Scheiterturm“
Kurz vor seinem Abbau, Ende September 2015, wurde dem „Scheiterturm“ von Tadashi
Kawamata von der Schweizer Dachorganisation der Wald- und Forstwirtschaft ein wichtiger
Preis in Bern verliehen: Alle drei Jahre zeichnet der Prix Lignum die besten Schweizer
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Leistungen mit Holz aus. Das Kunstprojekt in der Kartause Ittingen erhielt einen von zwei
Laubholzpreisen und gehört damit zu einem der fünf Preisträger auf nationaler Ebene. Auf
regionaler Ebene hat er ebenfalls eine Anerkennung erhalten. Eingereicht hat das Projekt der
Ingenieur Markus Zimmermann aus Rafz.
Der Prix Lignum hat das Ziel, zukunftsweisendes Arbeiten mit Holz bekannt zu machen und zu
fördern. Der Preis wird zum dritten Mal nach 2009 und 2012 gesamtschweizerisch verliehen.
Zusätzliche Informationen zum Prix Lignum 2015 sind zu finden unter: www.prixlignum.ch
Die Realisierung des „Scheiterturms“ wurde grosszügig unterstützt durch:
Kartause Ittingen - Kunst und Geschichte erleben
Das Ittinger Museum und das Kunstmuseum Thurgau bilden den Kern des Seminar- und
Kulturzentrums Kartause Ittingen. Im idyllisch gelegenen ehemaligen Kloster bei Frauenfeld lebten
während Jahrhunderten Mönchsgemeinschaften. 1977 wurde die weitläufige Anlage durch die
eigens gegründete privatrechtliche Stiftung Kartause Ittingen erworben, restauriert und mit der
Unterstützung von Partnern einer neuen Nutzung zugeführt. Das Betriebskonzept orientiert sich an
den klösterlichen Werten Gastfreundschaft, Spiritualität, Selbstversorgung, Fürsorge und Kultur.
Weitere Informationen finden Sie unter www.kunstmuseum.ch.
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