Ist es grundsätzlich so, dass der Pfarrer über die Gottesdienstordnung in seinen Gemeinden entscheidet? Und liegt die Entscheidungshoheit auch allein bei ihm? Heinz Portz: Der Pfarrer entscheidet nach Rücksprache mit den zuständigen „pastoralen“ Gremien über die Gottesdienstordnung. In diesem Fall war der GdG – Rat dafür zuständig, da die Gottesdienstordnung in der GdG aufeinander abgestimmt sein soll und nicht mehr jede einzelne Pfarrei alleine betrifft. Auch im Pastoralteam wurde über die Gottesdienste gesprochen. Ich haben mich mit den Vertretern der drei Langerweher Pfarren im GdG – Rat ausführlich über dieses Konzept beraten. Warum findet die Vorabendmesse am Samstag nicht mehr in Schlich, sondern in Obergeich statt? In dem Zusammenhang: Muss die GdG Inden/Langerwehe sich ähnlich wie St. Lukas in Düren auch von Immobilien trennen und ist da die Pfarrkirche in Schlich im Gespräch? Heinz Portz: In Langerwehe gibt es fünf Kirchen, in denen am Wochenende regelmäßig Messen gefeiert werden. Neben den drei Pfarrkirchen (St. Katharina in Wenau, St. Martin in Langerwehe und St. Martinus in Schlich) sind das die Kapellen von Obergeich und Jüngersdorf (zur Zeit noch im Bürgerhaus). Alle Orte sollen angemessen berücksichtigt werden, ohne dass (mit Ausnahme der Kapellen) die Messen weiter gleichzeitig stattfinden. So wird auch das Miteinander in ganz Langerwehe gefördert. Das wirkt sich (indirekt) auch auf das sog. Kirchliche Immobilienmanagement aus, denn in einer gemeinsamen Kraftanstrengung sollte es uns doch gelingen, das Schließen von Kirchen zu verhindern. Ich kann mir als Seelsorger und Pfarrer nicht vorstellen, wie in unserer GdG die Schließung einer Pfarrkirche sinnvoll möglich sein soll. Mit mir wäre das nicht zu machen. Doch wird das Nutzungskonzept der kirchlichen Gebäude, das nach Konsultationen mit dem Bistum eine Arbeitsgruppe aus allen Pfarreien vor Ort erstellen wird, von den Kirchenvorständen beschlossen und nicht allein vom Pfarrer. Aber auch ohne diesen Beratungen vorgreifen zu wollen, kann ich nur sagen: Ich schließe keine Kirche! Mit der Vollendung seines 80. Lebensjahres ist Pfarrer Bernhard Gombert nicht mehr länger Subsidiar in Schlich. Welche Rolle hat das bei der Einführung der neuen Gottesdienstordnung gespielt? Sieht die neue Ordnung jetzt so aus, dass Sie zur Not ohne Pfarrer Gombert oder die Hilfe eines anderen Mitbruders klar kommen würden? Heinz Portz: Mit der Vollendung des 80. Lebensjahres endet in unserem Bistum auch der Einsatz eines Priesters als Subsidiar. das heißt, der betreffende Priester erhält vom Bischof keinen Auftrag mehr für seinen Dienst in einer (oder mehrerer) Pfarren. Natürlich kann und soll der Priester auch dann noch mithelfen und Dienste übernehmen, er sollte weiterhin täglich zelebrieren und sich einbringen. Im Alltag ändert sich nicht automatisch durch diesen Wechsel etwas. Auch Pfarrer Gombert wird weiter in der GdG Inden Langerwehe mitarbeiten und Gottesdienst halten, sich in der Seelsorge engagieren und zum Beispiel die Kommunionkinder in Schlich mitvorbereiten. Andererseits haben Sie recht, der 80. Geburtstag von Pfarrer Gombert war ein Anlass, über eine neue Gottesdienstordnung für ganz Langerwehe nachzudenken. Und auch mit der zweiten Annahme liegen Sie richtig, im Notfall wäre die Gottesdienstordnung auch ohne die Hilfe Pfarrer Gombert aufrechtzuerhalten. Wie bewerten Sie den Streit? Ist ein Beschwerdebrief an den Bischof für Sie ein Vertrauensbruch? Können Sie trotzdem noch gut mit den Menschen in Schlich zusammenarbeiten? Wie wird es weitergehen? Heinz Portz: Ein Streit oder sagen wir die unterschiedliche Sichtweise eines Problems kann immer auch positive Ergebnisse haben, solange niemand in den strittigen Punkten persönlich wird und die eigentliche Streitfrage mit persönlichen Angriffen, Unterstellungen und Beleidigungen vermischt. In unserem Zusammenhang berührt der „Streit“ tiefere Fragen: Was ist die Heilige Messe? Wie wichtig ist mir die Heilige Messe? Bin ich bereit ein Opfer zu bringen, um zur Messe gehen zu können? Bin ich bereit auch die Situation in der gesamten GdG zu sehen? Oder wie es Bischof Hemmerle vor über 20 Jahren in seinem Fastenhirtenbrief zu den Weggemeinschaften sagte: „Wie können wir uns eine Weggemeinschaft zwischen mehreren Gemeinden vorstellen, in der wir Gaben und Aufgaben, Leben und Dienste, auch priesterlichen Dienst, miteinander teilen? Wie könnte eine „positive Armut“ aussehen, wo könnte zeichenhafte Begrenzung unserer Erwartungen und Gewohnheiten in den Gemeinden ansetzen?“ Sehen Sie, Unzufriedenheit gibt es oft, wenn ein Mensch sich (oder seine Anliegen) mit den falschen Dingen vergleicht. Vergleicht jemand die Gottesdienstordnung für St. Martinus Schlich mit den Messen vor 40-50 Jahren, muss er nahezu unzufrieden sein; blickt man auf andere katholische Gemeinden in der Größe von Schlich (rund 2900 Katholiken), dann kann vernünftiger Weise gar keine Unzufriedenheit aufkommen, denn gerade im Pfarrgebiet von Schlich wird es künftig JEDEN (!!!) Tag eine Heilige Messe geben – jeden Tag! Auch sollte man vielleicht nicht fragen, wie passt ein Gottdienst in meine private Wochenendplanung, sondern wie passt mein Sonntag zur hl. Messe in meiner Pfarrkirche oder einer anderen Kirche in der GdG. Ich sehen in einem Brief an den Bischof keinen Vertrauensbruch; auch der Pfarrgemeinderat von St. Martin in Langerwehe hatte sich in einer Detailfrage der Gottesdienstordnung an den Bischof gewandt. Und selbstverständlich will und werde ich mit den Mensch in Schlich weiter gut zusammenarbeiten. Ich sehe da schon deshalb keine Probleme, weil sich auch viele Gläubige auf die neue Situation ernsthaft einlassen und wirklich (so schwer das ist) versuchen, die „positive Armut“ und die „zeichenhafte Begrenzung unserer Erwartungen und Gewohnheiten“, von denen Bischof Hemmerle gesprochen hatte, zu leben. Daher wird es in den Pfarreien der GdG Inden Langerwehe auch gut weitergehen und wir werden zum Beispiel das vom Bistum eingeforderte Immobilienkonzept in diesem Geist auch gemeinsam stemmen. Gerade der Pfarrpatron von Schlich – der Heilige Martin – zeigt uns ja, wie glücklich, glaubwürdig und wahrhaft reich ein Christ wird, wenn er teilt.