Briefe_ab_1916_in_Kurzform_

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Inhaltsverzeichnis
Briefe 1916
1.1
Franz an Maria 1.1.1916 (Feldpostbrief zensuriert) .................................................... 3
1.2
Franz an Maria 2.2.1916 (Feldpostkarte zensuriert).................................................... 3
1.3
Franz an Maria 6.2.1916 (Feldpostbrief zensuriert) .................................................... 3
1.4
Franz an Maria 2.2.1916 (Feldpostkarte zensuriert).................................................... 3
1.5
Maria an Franz 23.2.1916 ( Brief) ............................................................................... 3
1.6
Franz an Maria 4.3.1916 (Brief) Tod der Mutter ........................................................ 4
1.7
Maria an Franz 13.3.1916 (Brief über den Tod der Mutter von Franz) ...................... 4
1.8
Maria an Franz 15.3.1916 (Brief) ................................................................................ 4
1.9
Franz an Maria 14.3.1916 (Feldpostkarte) .................................................................. 5
1.10
Franz an Maria 24.3.1916 (Brief) ............................................................................ 5
1.11
Maria an Franz 29.3.1916 (Feldpostkarte) ............................................................... 6
1.12
Franz an Maria 30.3.1916 (Feldpostkarte) ............................................................... 6
1.13
Maria an Franz 31.3.1916 (Feldpostkarte) ............................................................... 6
1.14
Maria an Franz 4.4.1916 (Feldpostkarte) ................................................................. 6
1.15
Franz an Maria 6.4.1916 (Feldpostkarte) ................................................................. 6
1.16
Maria an Franz 11.4.1916 (Brief) ............................................................................ 6
1.17
Maria an Franz 15.4.1916 (Feldpostbrief) ............................................................... 7
1.18
Bruder Alois an Franz 16.4.1916 (Feldpostbrief) .................................................... 7
1.19
Maria an Franz 23.4.1916 (Feldpostbrief) ............................................................... 7
1.20
Franz an Maria 28.-29.4.1916 (Brief) ...................................................................... 8
1.21
Franz an Maria 28.-29.4.1916 (Feldpostkarte) ........................................................ 8
1.22
Maria an Franz 5.5.1916 (Feldpostkarte) ................................................................. 8
1.23
Maria an Franz 4.5.1916 (Brief) .............................................................................. 8
1.24
Maria an Franz 7.5.1916 (Feldpostbrief) ................................................................. 9
1.25
Maria an Franz 21.5.1916 (Brief) ............................................................................ 9
1.26
Maria an Franz 21.5.1916 (Brief) derzeit zum Schwarzen Nr.89 ............................ 9
1.27
Maria an Franz 26.5.1916 (Brief) ............................................................................ 9
1.28
Franz an Maria 26.5.1916 (Brief) .......................................................................... 10
1.29
Franz an Maria 30.5.1916 (Brief) .......................................................................... 10
1.30
Maria an Franz 30.5.1916 (Brief) .......................................................................... 10
1.31
Maria an Franz 6.6.1916 (Brief) Tod der Base/Großmutter .................................. 11
1.32
Schwester Anna Katharina an Franz 11.6.1916 (Feldpostkorrespondenzkarte) .... 11
1.33
Bruder Alois an Franz 15.6.1916 (Feldpostbrief) .................................................. 11
1.34
Maria an Franz 17.6.1916 (Feldpostkarte) ............................................................. 11
1.35
Maria an Franz 26.6.1916 (Brief) .......................................................................... 11
1
1.36
Maria an Franz 29.6.1916 (Brief) .......................................................................... 12
1.37
Maria an Franz 11.7.1916 (Ansichtskarte von Wallfahrtsort Maria Bildstein) ..... 13
1.38
Maria an Franz 12.7.1916 (Brief) .......................................................................... 13
1.39
Franz an Maria 7.8.1916 (Brief) ............................................................................ 13
1.40
Maria an Franz 18.8.1916 (Brief) .......................................................................... 13
1.41
Maria an Franz 28.8.1916 (Brief) .......................................................................... 14
1.42
Maria an Franz 3.10.1916 (Brief) .......................................................................... 14
1.43
Franz an Maria 14.10.1916 (Feldpostkarte) ........................................................... 14
1.44
Maria an Franz 14.9.1916 (Brief) .......................................................................... 15
1.45
Maria an Franz 15.10.1916 (Feldpostkarte) ........................................................... 15
1.46
Schwager Franz an Franz 26.10.1916 (Brief) Verletzung Franz ........................... 15
1.47
Franz an Maria 30.10.1916 (Brief) ........................................................................ 15
1.48
Maria an Franz 31.10.1916 (Brief) ........................................................................ 16
1.49
Franz an Maria 31.10.1916 (Brief) ........................................................................ 16
1.50
Maria an Franz 15.11.1916 ( Brief) Reise nach Innsbruck .................................... 16
1.51
Maria an Franz 14.11.1916 (Brief) ........................................................................ 17
1.52
Franz an Maria Prag 17.11.1916 (Brief) ................................................................ 18
1.53
Franz an Maria von Prag 19.11.1916 (Brief) ......................................................... 18
1.54
Franz an Maria aus Prag 25.11.1916 (Brief) .......................................................... 18
1.55
Franz an Maria aus Prag 29.11.1916 (Brief) .......................................................... 19
1.56
Maria an Franz 4.12.1916 (Brief) .......................................................................... 19
1.57
Franz an Maria 15.12.1916 (Brief) ........................................................................ 19
2
1.1 Franz an Maria 1.1.1916 (Feldpostbrief zensuriert)
Das Weihnachtspaket habe ich gerade zum rechten Zeitpunkt erhalten. Ich bin ein bisschen
marod, aber es geht schon wieder. Ich danke dir recht herzlich für die Liebesgaben. Ich
möchte dich fragen, warum du immer meinst, ich habe mit deinen Briefen keine Freude. Ob
du dem Schädler Vieh gibst ist mir egal. Der Schädler ist für mich kein Mann mehr, wenn er
solche Lumpereien macht. Das er mir zu „Klausen“ (Nikolaustag) 20 Kronen geschickt habe,
ist nicht wahr. Du darfst ihm nicht glauben. Er soll es von der Post zurückfordern, dann siehst
du schon, dass er gelogen hat. Das Vieh gebe dem Hans Schweizer, wenn du für die Kühe 100
Kronen bekommst, mit der Bedingung dass er das Galtvieh, wenn es kalt wird, in den Stall
gibt. Die Kühe im Frühjahr nicht hergeben bis sie in den Wald gehen. Denn in der besten Zeit
die Kühe hergeben, bei so einem hohen Milchpreis, finde ich nicht gut. Den Schädler habe ich
solange abgeschrieben, bis du es mit ihm in Ordnung bringst.
1.2 Franz an Maria 2.2.1916 (Feldpostkarte zensuriert)
Ich gehe heute zur freiwilligen Osterbeichte, da werde ich dich liebe Frau und Kind, ins Gebet
einschließen dass er euch beschützen und segnen wolle. Ich bete alle Tage, aber wenn ich
einen Rosenkranz bete, muss ich mit den Fingern zählen, denn den Rosenkranz habe ich
verloren, diese sind hier gar nicht zu kriegen. Bitte schicke mir einen, denn ohne Rosenkranz
geht es schlecht. Schicke mir auch 6-8 Pfeifenbisse (Pfeifenmundstücke), denn hier bekommt
man nur sehr schlechte.
1.3 Franz an Maria 6.2.1916 (Feldpostbrief zensuriert)
Den Tag, den wirst du wohl fürchten, wenn er einmal in den Urlaub nach Hause kommt.
Wahrscheinlich bekomme ich Mitte Februar Urlaub. In der Liste bin ich vorgemerkt. Wenn es
dieses Mal nicht klappt, dann das nächste Mal ganz sicher. Schön wäre es, wenn ich beim
ersten Geburtstag von Barbara daheim wäre. Sonst bin ich gesund und munter.
Wir haben jetzt keine strenge Arbeit, aber dafür müssen wir 5 bis 6 Stunden in der Nacht
Wache halten, zum Glück bei einem warmen Ofen.
Heut ist Sonntag, da gehe ich am Vormittag in die Kirche, nachher bis zum Mittagsmahl
schlafen, nachher wieder schlafen bis zwei Uhr, dann geht man bis 5 Uhr holz tragen, nach
dem Nachtmahl noch Karten spielen bis 9 Uhr. Habe nur keine Sorge, deinem Mann geht es
nicht schlecht. Vielleicht klappt es mit dem Nach hause kommen am 12 Februar, wenn nicht,
dann 10 Tage später.
1.4 Franz an Maria 2.2.1916 (Feldpostkarte zensuriert)
Ich bin noch immer am selben Ort und muss fest Posten stehen. Das Wetter ist schlecht. Franz
hat nach wie vor Sehnsucht nach Frau und Kind. Die Stunden und Tage kommen mir immer
länger vor.
1.5 Maria an Franz 23.2.1916 ( Brief)
Dein Brief vom 17. Februar hat mich wirklich gefreut. Ich kann mich auch glücklich schätzen
wenn ich einen Gatten habe der im Glauben und Sittlichkeit in dieser langen Dauer des
Krieges noch keinen Schiffbruch erlitten hat. Wieviel 1000 und 1000 beiderlei Geschlechts
sind so schlecht und heruntergekommen, ja sogar Schwarzenberger Männer nicht das beste
Lob ab der Front. Ich weiß zwar nicht wer es ist.
Heute war Auftrieb vom Vieh, ich hab natürlich auch aufgetrieben und zwar den „Kleber“
und das kleine. Verkauft habe ich den Kleber. Wenn du einige Zeit Urlaub bekommen
könntest, hätte ich das Schwein auch verkauft, dann könntest du ein anderes kaufen. Dein
Bruder Alois hat den Kohler um 1.750 Kronen verkauft, er hat ja auch genug zu zahlen.
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Rinder gelten: I. Klasse 670- II. Klasse 650 und III. Klasse 570 Kronen. Auch hast du
geschrieben wegen Urlaub auf Weihnachten und da will ich dir kurz berichten, dass du wegen
Geld kommen sollst und wenn du nur 5-6 Tage hier bleiben kannst oder noch weniger,
ausgenommen die lange Fahrt könnte dir schaden. Aber des Geldes wegen fährst du sicher in
Urlaub, ich schicke soviel du verlangst, auch etwas zum Essen, weil du ums Geld nichts mehr
bekommst. Ein Wiedersehen ist mir lieber als 100-200 Kronen. Du wirst es zwar nicht
glauben aber es ist mir wirklich so. Ich kann es mir schon vorstellen wie gerne du wieder in
die Heimat könntest wie notwendig es wäre, weiß ich besser.
1.6 Franz an Maria 4.3.1916 (Brief) Tod der Mutter
Die Adresse von Franz ist:
Maschinengewehrabteilung K.K. Wachabteilung, Feldpost Nr.224/III
Heute Samstag habe ich erfahren, dass meine Mutter gestorben ist. Da muss ich dir kurz
berichten, dass ich nicht in den Urlaub fahren konnte. Als ich am Mittag von der Wache
gekommen bin, hat man es mir mitgeteilt und aber auch, dass ich nicht nach Hause fahren
könne weil ich kurz Urlaub gehabt habe.
Ich glaube, dass sich die Mutter bei mir gezeigt hatte. Denn ich habe noch gar nie so viel
gebetet auf der Wache in diesen 24 Stunden. Ich habe über 9 Rosenkränze gebetet. Jetzt alles
zur Ehre Gottes, muss man sich in das schicken. Sie ist ja ziemlich alt geworden und hat in
ihrem Leben viel mitmachen müssen.
Jetzt wirst du wieder viel Kopfarbeit haben, bis alles wieder in geregelt ist, aber berichte mir
alles, dann kann ich dir helfen so gut es halt eben geht. Ade, Ade…
Die Mutter von Franz, Maria Barbara Fetz von Egg-Großdorf, geb.2.7.1850, stirbt am 2. März
1916 im Loch Nr.277 an Magenkatarr.
1.7 Maria an Franz 13.3.1916 (Brief über den Tod der Mutter von Franz)
Seit du fort bist, habe ich kein Lebenszeichen von dir erhalten. Ich weiß nicht schreibst du
wirklich nicht mehr, hast du mich ganz vergessen, oder findet die Post nicht her, ich weiß
nicht was es ist. Habe dir ein Telegramm geschickt als deine teure Mutter gestorben ist, aber
bisher noch keine Antwort erhalten. Ich bin wirklich in großem Kummer, wie es dir ergeht.
Auf diese freudenvollen Urlaubsstunden folgen recht schwere Leidesstunden. Aber auf
Freuden folgen Leiden. Das schlägt ein. (Franz war Ende Februar 14 Tage im Urlaub).
Jetzt will ich dir mitteilen wie mein Ergehen seit dem Abschiede ist. Als ich nach Hause kam
war alles öd und leer und da brach mir das fast Herz. Am Nachmittag ging es gleich zur
Mutter ins Loch, dieselbe gefiel mir nicht, ich tat dazu was ich konnte. Sie wollte es noch
nicht glauben dass es bald zu Ende wäre, aber sie ließ sich am Montag noch versehen. Am
Sonntag war dem Bruder Xaver schlecht zum Aufstehen, die Magd und die Großmutter ganz
im Bett. Da hatte ich keine Zeit mehr zum ins Loch gehen und es wurde Mittwoch. Als es
meinen Leuten wieder besser ging konnte ich das Haus kurz verlassen. Als ich die Mutter sah
gefiel sie mir gar nicht gut. Im Weggehen sagte ich zu Dorothea (Schwester), gebt acht auf
die Mutter, die Mutter steht nicht mehr auf. Am Donnerstagnachmittag um 2 Uhr nach dem
Empfang der Kommunion und Ölung ist sie im Herrn entschlafen.
Auch tröste dich, wenn dir das Herz bricht dass du bei der Bestattnis nicht hier sein konntest.
Deine Schwester Maria Barbara konnte wegen einer Krankheit auch nicht dabei sein, sie ist
jetzt wieder besser, kann aber noch nicht jeden Tag in die Kirche gehen. Mit dem Ähle steht
es auch nicht gut, ich glaube die Tage bei ihr sind auch gezählt.
1.8 Maria an Franz 15.3.1916 (Brief)
Immer noch keine Antwort von dir, so muss ich halt wieder zur Feder greifen, obwohl ich
nicht weiß, ob du Post bekommst oder nicht. Maria schreibt Gratulationswünsche zum
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Namenstag an Franz. Da ich die Glückwünsche nicht mündlich übergeben kann, muss ich es
halt schriftlich tun. Hoffentlich gibt es am nächsten Joseffitag ein fröhlicheres
Namenstagsfest. Die Kleine ist immer brav, aber von „Papa“ hat sie viel, sie weiß ganz gut,
wo der „Papa“ in der Stube an der Wand ist.
Das Ähle ist immer krank, an ein aufkommen ist nicht mehr zu denken. Als du im Urlaub da
warst wurde zu wenig darüber geredet, ich glaube wenn die stirbt gibt es Krach, ich muss halt
zuschauen, früher hätte ich deine Mamma fragen können, aber jetzt ist alles fertig, öd und leer
im Loch. Ich bin dieser Tage dort gewesen, ich darf dir gar nicht schreiben wie es mir
vorkam. Jetzt alles dem Herrgott zu Ehren und in der guten Meinung dass diese Zeit
verdienstlich wird im Himmel, sonst haben wir doch nichts auf dieser Welt.
Habe gerade deinen am 29. Februar geschriebenen Brief erhalten als ich mit diesem fertig war
mit schreiben. Ich will alles machen was du schreibst.
1.9 Franz an Maria 14.3.1916 (Feldpostkarte)
Ich bin im Marodenzimmer, ich habe mir fast einen Finger gebrochen. Aber sonst geht es mir
gut.
1.10 Franz an Maria 24.3.1916 (Brief)
Habe zwei Briefe von dir erhalten. Ich bin glücklich dass du endlich Post von mir bekommen
hast. Der Finger wird langsam besser, bin aber immer noch im Marodenzimmer. Bin immer
noch am selben Ort und von feindlichen Kugeln sicher. Ja wir haben viel zu wenig geredet,
als ich im Urlaub war, aber wer hätte damals gedacht dass es in solch einer kurzen Zeit eine
solche Umkehr gebe.
Hat die Mutter ein Testament gemacht und was soll es denn geben. Die Hälfte im Loch ist der
Mutter gewesen, die andere dem Alois und was wir der Mutter schuldig sind weißt du auch.
Und wenn die Mutter nicht testamentiert hat, so wird halt der Bruder Alois die andere Hälfte
von den Geschwistern kaufen müssen und die Fahrnisse müssen aufgeteilt werden von der
Mutter und die andere Hälfte im Loch an der Wirtschaft. Sage oder schreibe ich dir nun kurz
wenn die Mutter kein Testament gemacht hat. So gehört uns allen 5 Geschwistern zum
rechtlichen. Dann hat der Bruder blos die Hälfte im Loch Nr.277. Die Sterbekosten und
Doktor müssen aber auf alle Geschwister mit leiden. Wenn du eine Vollmacht brauchst,
berichte mir.
Jetzt muss ich dir von der Großmutter auch noch etwas berichten, wenn sie im Falle stirbt.
I. Schaue dass sie dir das Holz wo sie mir gemacht haben, nicht wegnehmen lassen, gib ihnen
zur Antwort, was sie glauben, was man hier in drei Jahren, wenn man dort im Hause gewesen
sei Holz gebraucht habe. Zudem gehört das Holz zum Haus
II. Frage beim Kohler, Egg, nach wie lange der Fruchtgenuss gehe und ob sie den Mist nicht
bezahlen müssen, wenn er schon gedüngt ist.
III. möchte ich dich fragen, ob die Mutter nie nichts zu dir gesagt hat wegen Vetters Joko.
Soviel mir Recht ist, ist er noch viel Zins schuldig auf „Ähles“ Heimat und sonst frage die
Schwester M. Katharina (Großdorf) ob sie etwas weiß und sonst muss man halt Ihn fragen. Es
ist mir letzthin im „Marodenzimmer“ von 4- bis 5 Uhr im Bett in den Sinn gekommen, frage
noch.
IV. Wegen der Vermögenssteuer mit den Geschwistern wirst wohl nicht vergessen haben.
V. Die Fahrnisse, Kleider, Wäsche und dergleichen wo bei der Base mit B.A. bezeichnet ist
gehört unser. Das dürft ihr nach dem Tode ruhig versteigern lassen, oder unter Euch verteilen,
wenn sie kein Testament hatte.
VI. ich möchte bitten es mir gleich zu berichten und was die lieben mit der Heimat anfangen
wollen. Zu einer Versteigerung glaube ich nicht dass es kommt, solange der Krieg da ist.
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Vielleicht werden sie es vergessen? Und dann glaube ich es wäre am besten, wenn es billig
wäre, es in Pacht erhältst und sonst ist es auch gleich.
Gehst halt wieder ins „Dicka“ und hast einen Knecht, lässt es dir wohl sein. Das Vieh verkauf
was du nicht brauchst und tu das Geld auf die Kassa, damit man später auch noch etwas hat
wenn vielleicht eins von den Geschwistern Geld braucht.
VII. Hast keinen Käse mehr abliefern müssen? Hat man dir den „Jäger“ (Kuh) schon bezahlt.
Nun mache so gut wie du kannst, wie du es schon immer gemacht hast. Ich weiß dass du liebe
Frau sicher richtig handelst und bei dir nichts verloren geht. Wenn du etwas nicht weist, gehe
zu „Böhlars Alois“ oder zum Kohler nach Egg und frage nach. Und wenn etwas nicht klar ist,
so schreibe mir halt wieder.
Mache es so gut du kannst, du musst nicht Angst haben, dass dir dein Mann Vorwürfe macht.
Ich möchte dir gerne helfen, aber die Zeit ist halt so.
1.11 Maria an Franz 29.3.1916 (Feldpostkarte)
Ich schreibe dir jetzt alle 2-3 Tage eine Karte, da ich keine Ahnung habe, ob du sie auch
bekommst. Das Wetter ist gut, die Großmutter ist auf dem Wege der Besserung. Mit der
zuletzt gekalbten Kuh bin ich sehr zufrieden, sie gibt viel Milch. Das Kalb ist schön groß.
1.12 Franz an Maria 30.3.1916 (Feldpostkarte)
Bin immer noch im Marodenzimmer. Ich glaube aber, dass der Finger bald besser wird, aber
schwere Arbeit werde ich noch länger nicht verrichten können. Sonst bin ich gesund und bei
gutem Appetit.
1.13 Maria an Franz 31.3.1916 (Feldpostkarte)
Habe 3 Briefe und 5 Karten bekommen, bin sehr zufrieden. Heute ist es 5 Wochen (Franz war
also Ende Februar14 Tage im Urlaub) her, seit wir Abschied nahmen, seit dieser Zeit ist
schon manche Stunde verflossen.
Die Base (Ähle) hat es immer gleich, nicht zum Aufkommen und nicht zum Sterben. Im
Übrigen ist das von dir im letzten Brief erwähnte schon gemacht, später mehr.
Mit Gruß Deine ergebenste Frau, schlafe wohl und träume süß.
1.14 Maria an Franz 4.4.1916 (Feldpostkarte)
Habe deine Karten erhalten, aber es ist ein Telegramm aus dem Oberland gekommen, dass
meine Großmutter gestorben sei und da wäre ich gerne auf die Beerdigung gegangen. Ich fuhr
mit dem Zug nach Bregenz und kam abends um halb 10 Uhr nach „Zenzobodo“ und wurde
mit Freuden empfangen. Nach der Beerdigung ging ich mit dem letzten Zug wieder heim zu
meiner kleinen.
Wir haben herrliches Frühlingswetter. Gestern haben wir im „Äuele“, morgen am „Bäultlar“,
und zum Schwarzen die „Lisse“ gedüngt. Die Base ist immer noch gleich.
1.15 Franz an Maria 6.4.1916 (Feldpostkarte)
Ich bekomme die Post von dir regelmäßig. Bin schon 4 Wochen marod, der Finger tut immer
noch weh.
1.16 Maria an Franz 11.4.1916 (Brief)
Nun komme ich doch einmal dir deinen langen Brief zu beantworten. Ich weiß dass die
Mutter ein Testament gemacht hat, aber wie und was weiß ich nicht und hab auch nicht
gefragt. Wenn die deinigen was Fragen gebe ich Antwort, mehr nicht. Dir kann ich nichts
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dazu sagen, du würdest es beim Vorsteher erfragen. Etwas muss sein, dass man mit der
Stimme nicht heraus will. Aber wenn dir niemand eine Vollmacht gibt müssen sie warten bis
du kommst, wenn es ihnen zu lange dauert müssen sie dir in einigen Monaten Urlaub geben
um die Sache in Ordnung zu bringen, was gewiss notwendig wäre.
Wie deine Geschwister besonnen sind, kann ich dir nicht schreiben. Den Bruder Xaver kennst
du, die Schwester Anna Katharina weint nur, zwar habe ich mit ihr lange nicht mehr geredet,
vielleicht wenn die Mutter den ersten Jahrtag hat, was es heuer den ersten Sonntag im Mai
trifft. Die Großmutter ist nicht zum Sterben und nicht zum Aufkommen. Das Holz haben wir
bekommen. Der Fruchtgenuss dauert bis zum Todestag und keine Stunde länger. Wegen der
Vermögenssteuer hat es nicht überall guten Anklang. Die anderen Fragen werde ich dir später
beantworten.
Ein Paket kann ich dir leider nicht schicken, weil die Feldpostnummer zuging. Es tut mir
wirklich leid, aber ich schicke eines sobald ich kann.
1.17 Maria an Franz 15.4.1916 (Feldpostbrief)
(Locher Heimat)
Ich habe erfahren wie das Testament der Mutter lautet. Das Testament ist insoweit gehörig.
Das Anwesen im Loch gehört deinem Bruder Alois allein, muss sich aber verpflichten ein
gewisses an jedes der Geschwister zu zahlen. Somit glaube ich, dass die Geschwister auch
dabei sind. Ich bin letzthin beim Vorsteher gewesen und sind gerade davon ins Gespräch
gekommen, er hat es selber nicht mehr genau gewusst, wieviel er einem jeden hinaus zahlen
muss und von den Geschwistern habe ich noch zu wenig erfragt. Jetzt mache, wie du willst.
Ich kann dir nichts Besseres berichten. Das Ähle ist immer im Bett und gibt viel Arbeit. Den
Doktor habe ich bezahlt, er kostet 66 Kronen bar.
Das Heu zum Schwarzen möchte „Siebers Dokus“ gerne, wenn er es bekommt müssen wir
halt warten, bis sich neues ergibt. Ich möchte es jedenfalls kaufen. Sonst haben wir heute
Schnee und das ziemlich viel. Zum Auslassen wäre es schön gewesen. Ich habe vor zum
Schwarzen fest zu fretzten, wenn es eine Änderung gibt haben wir dann fest gefretzt. Das was
wir dann haben gehört uns und das andere den Erben, somit mache ich immer dass ich zum
Ziffer komme, nachher ist es zu spät.
Sonst weiß ich nicht wie es kommt und geht mit dem in Pacht nehmen wenn es (Ähle) stirbt,
fürchte ich es wird teuer, denn die Erben sind wütig darauf, sie würden das Ähle gerne sterben
sehen. Es kann vor lauter auf den Tod plangern nicht sterben. Schreibe mir, wenn es im Fall
zum Sterben kommt, wie hoch man den Fuß pachten soll, was du für eine Meinung hättest.
1.18 Bruder Alois an Franz 16.4.1916 (Feldpostbrief)
Ich danke Gott, dass er dich gesund bleiben lässt und du wieder gesund ins Vaterhaus
zurückkehren kannst. Hier ist der Gesundheitszustand mittelmäßig, die Influenza tritt häufig
auf.
Er zählt alle auf, die die Viehseuche haben und alle 1898 er die einrücken müssen.
Klein Josef schreibt dem Götte dass er gesund sei und alle Tage für ihn betet.
1.19 Maria an Franz 23.4.1916 (Feldpostbrief)
Habe deinen Osterbrief mit Freuden in Empfang genommen. Es hat mich sehr gefreut, dass du
dir so viel Mühe gemacht hast, um mit ein Ostersträußchen zu schicken. Ich hätte keine Zeit
dazu, hoffe aber, dass du trotzdem mit mir zufrieden bist, wenn ich dir Geld und andere
Sachen schicke. Ich kann dir keine großen Pakete schicken. Es wären drin gewesen: eine
Torte, Eier, Zucker, Äpfel, Butter, Fleisch und zuletzt noch 2 großrollen Tabak, aber leider….
Milch bringen wir jetzt 35-37 Liter in die Sennerei. Milchgeld bekamen wir 50 Kronen aber 3
Kälbchen bringen in 2 Jahren auch etwas. So gut gemolken wie früher hat niemand am
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Schwarzenberg, ich weiß nicht warum. Wenn du bis am Schwarzenberger Markt zu Hause
wärst könnt ich zum heuen schon fremde Leute anstellen, dann könntest du nachher schalten
und walten wie du willst. Wie lange muss ich noch warten auf ein wiedersehn?
Jetzt machen wir halt so gut es eben geht, verstehe halt wenn es gefehlt kommt musst du
denken du seist selber schuld. Du hättest sollen eine verständigere Frau nehmen. Aber jetzt ist
es zu spät und zudem ist sie noch zäh, du darfst noch keinen Trost haben. Das Kind ist gesund
und alle Tage böser und stärker.
Es ist alles schrecklich teuer, der Butter ist noch das billigste. Brauche 1/8 in der Woche. Die
alten Weiber sind alle gestorben bis aufs Ähle, diese will glaube ich warten bis der Krieg aus
ist. Ich habe dir 30 Kronen geschickt, wenn ich dir schon kein Paket schicken kann.
Geführt habe ich folgende Kühe:
Am 2.2 die große Kalbl, den jungen Jäger und die Kleberin
Am 3.3 den Hasen, am 4.3 die kleine, am 18.3 den Kohle, am 27.3. s Goldele, am 17.4. die
Bäbelar. Wann sie das Kalb bekommen, kannst du selber ausrechnen, du hast ja Zeit dazu.
Meine Freundin Balbina ist auf Besuch, ich kann sie sehr gut gebrauchen.
1.20 Franz an Maria 28.-29.4.1916 (Brief)
Danke für den lieben Osterbrief. Ich dachte Vergissmeinnicht sind für dich die rechten
Blümlein. Ich glaube dir, dass du keine Zeit hast um für mich Blümchen zu pflücken. Ich habe
außer Wache schieben nicht viel anderes zu tun, als die Zeit tot zu schlagen.
1.21 Franz an Maria 28.-29.4.1916 (Feldpostkarte)
Es geht mir ziemlich gut, vor den feindlichen Kugeln bin ich nach wie vor sicher und glaube
auch noch länger. Ich hätte die bitte, dass du mir einen Rosenkranz schickst, den meinigen
habe ich in einem Wachmantel liegen gelassen, nachher hat er Füße bekommen und dann
schicke mir auch Pfeifenblätter, denn die bekommt man leider schlecht und zudem noch teuer.
1.22 Maria an Franz 5.5.1916 (Feldpostkarte)
Wir sind jetzt am Kartoffel stecken, aber bald fertig. Es gibt viele neue Landner. Wir tun im
Äuele auch noch ein Stückchen auf, dass wir dort nächsten Herbst und Winter Kartoffeln
haben. Man muss sich selber helfen.
1.23 Maria an Franz 4.5.1916 (Brief)
Wir sind mit dem Vieh wieder ins Dickach gezogen, aber nicht mit dem Hausrat, wegen der
Base. Der junge Jäger hat erworfen (gekalbt), jetzt weiß ich nicht ob ich ihn wieder führen
soll oder nicht, wir haben sie nicht geführt. Schreibe mir was ich beim nächsten Mal tun soll.
Jetzt bleiben wir im Dickach bis 20 /21 Mai, dann gehen 2 Kühe in den Wald, das Galtvieh in
die Stauden (Weiler Loch), mit einem Kalb und vier Kühen gehen wir wieder nach
Schwarzen und machen dort aus, bis es auf die Alpen geht.
Wenn du willst schicke ich dir Fotografien vom Kind. Jetzt will ich dir noch schreiben, wie
man das Vieh von der Assekuranz eingeschätzt hat.
Kuh
Winter
Sommer
Kleine
700
950
Hase
950
1200
Kohle
770
1000
Feurstei
800
1100
Jäger
600
900
Goldele
700
1000
Gamsrind
500
1200
8
Kleberrind
Rind
Kalb
Kalb
Kalb
Kalb
Kalb
500
300
1100
600
400
400
350
350
350
1.24 Maria an Franz 7.5.1916 (Feldpostbrief)
Auf deine Frage wie es mir geht antworte ich. Also mein lieber mir geht es gut, solange du
von feindlichen Kugeln sicher bist und mir fleißig Post schickst. Ich danke Gott für das
gelebte Glück. Du könntest kommen um das Vieh zu hüten und viel Milch trinken um wieder
zu Kräften zu kommen. Jetzt bringen wir 50-52 Liter Milch in die Sennerei.
Die Kleine wächst ganz gewaltig und ist kurzweilig, kann auch schon einige Worte stammeln,
die ganze Nacht schlafen bis 7 Uhr. Die Mama muss ein bisschen früher aufstehen. Die kleine
schickt dir auch ein „Ahle“.
1.25 Maria an Franz 21.5.1916 (Brief)
Maria schreibt wohin sie das Vieh bringen will im Sommer. Hoffentlich bekommst du einige
Tage Urlaub wenn die Base stirbt, sonst stellt man mich auf den Kopf, so was habe ich noch
nie gesehen. Einen solchen untereinander und hin und her und wissen tu ich nichts. Das kann
dir klar sein. Wenn du nicht kommst mache ich fort in Gottes Namen so gut es geht, aber ich
glaube immer ich sollte erbeten dass du dann in Urlaub kommen könntest nur für einige Tage,
um die Sache in Ordnung zu bringen, es wäre sicher notwendig.
Ich habe vor die Sau zu führen und dann im Herbst zu schlachten. Die Schweine sind ganz
bedenklich teuer. 4 Wochen alte Ferkel 140-150 Kronen. Um Futter habe ich mich schon
umgesehen. Ich muss dir noch mitteilen dass mitten im Krieg noch geheiratet wird. Ich
wünsche dem Paar viel Glück, sie werden wissen was sie tun. Er 4 Wochen Urlaub zum
Heiraten bekommen, nachher muss er wider einrücken. Die Kohlgruber von Buchen mit
einem Feldkircher von Egg.
Die Magd hat noch ein Sträußchen in den Brief eingearbeitet.
1.26 Maria an Franz 21.5.1916 (Brief) derzeit zum Schwarzen Nr.89
Sonntagabends, freie Zeit seit langem, Zeit zum dir ein Brieflein schreiben.
Ich bin gerade so alleine beim Kind und der Base, sie ist bedenklich schwach und leidet viel.
Die Frau Valentin (Schwarzen Nr.92) kommt auch oft zu Hilfe. Der Mann von ihr war einen
Monat und 5 Tage im Urlaub, man könnte es im fast vergönnen. Die Schwester Anna
Katharina (Großdorf) war einmal hier und Maria Katharina (Mikle) nicht.
Mein lieber Franz, von nun an schicke ich dir jede Woche ein Packet, das nimmt mir nicht
viel weg und du wenigstens ein Mund voll von daheim. Ich weiß schon dass du es nicht
willst, aber ich bringe es nicht übers Herz, dir von Zeit zu Zeit nicht etwas aus der Heimat zu
schicken. Dass in einem 35 dkg Paket nicht viel Platz hat weiß ich schon, aber wenn ich jede
Woche eines schicke, dann hast du doch etwas von der Heimat. Schöne Grüße von den
Nachbarn Rusch, Franz und Frau und von Valentins Frau.
1.27 Maria an Franz 26.5.1916 (Brief)
Ich habe wieder Post von dir bekommen, dann geht das Arbeiten wieder viel leichter, wenn
ich von meinem lieben Mann eine Nachricht bekomme, dass er gesund sei. Jetzt ist es schon
zwei Jahre her, dass wir am Pfingstmontag nichts Schlechtes ahnend in der Kirche saßen und
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den Bund der Ehe schlossen. Nach den paar „Flitterwochen“ gab es schon Abschied zu
nehmen für lange Zeit. Als es nach langem Sehnen ein Wiedersehn gab, ein ganz
überraschendes, ja vor lauter Überraschung nicht einmal die ganze Freude zeigend die ich
gehabt hätte wenn du mich nicht überrascht hättest. Ich wills dir noch heute schreiben, ich war
fast aus dem Häusel, nun ich hoffe auf ein Wiedersehn, aber wenn es kommt, das weiß ich
nicht, vielleicht wird es wieder Pfingsten. Somit hoffe ich doch dass unser Bund aufs Neue
schließen können und noch viele Jahre glücklich leben und beieinander sein können.
Der Nachbar kann es fast nicht verstehen, dass bis zum Nikolaus nicht ein Kind kommt. Ich
bin aber nicht in der Hoffnung, lebe nur von der Liebe und Vertrauen. Ich habe jetzt mehr
Durst als Hunger. In Schwarzenberg ist wieder die Klauenseuche ausgebrochen. Bei uns ist
alles noch gesund.
Will dir nur sagen, dass ich die Milch nicht mehr ins Sennhaus bringe, da ich keine Butter
mehr bekomme. Sie müssen zu viel fortschicken und da wusste ich kein besseres Mittel, als
wieder selber zu sennen.
1.28 Franz an Maria 26.5.1916 (Brief)
Hoffentlich kann die Base bald sterben, damit du diese Arbeit abgeben kannst. Wenn man in
der Nacht nicht schlafen kann und am Tag fest arbeiten muss ist es schlecht, ach könnte ich
dir nur helfen.
Ich möchte dir noch sagen wie es zum Schwarzen ist wenn die Base stirbt.
Das Testament wurde schon vor 30 Jahren gemacht als sie noch gewirtschaftet hat, wenn es
halt nicht mehr hier ist, verfault oder verloren gegangen ist, soll sich Bruder Alois in dieser
Sache annehmen, es trifft ihm so viel als uns und wir werden wohl genug getan haben das wir
sie solange gehabt haben. Ja meine liebste, wenn ich sicher wissen würde, dass es mit ihr noch
länger so weiter gehen würde, so würde ich die Wirtschaft samt der Base an meine
Geschwister abtreten, damit du liebe Frau es leichter bekommen würdest. Ich werde dem
Alois schreiben, dass er sich um diese Sache ein wenig besser kümmert. Sag ihnen, du hast es
so angetroffen und von dem was da sei hast du nichts gestohlen. Vielleicht bekomme ich doch
ein paar Tage Urlaub. Ich danke dir für die Briefe und das Paket, das du mir geschickt hast.
1.29 Franz an Maria 30.5.1916 (Brief)
Bin gesund und immer noch am selben Ort, es könnte noch länger dauern, bis wir weg
kommen. Ich komme alle 24-48 Stunden in den Dienst. Mit dem Tiger (Italiener) gehet man
allem Anschein nach schleunigst hinein nach Italien. Es ist für mich sicher auch keine
Kleinigkeit, hier sein müssen und zu Hause die Lieben so schinden müssen, aber alles zur
Ehre Gottes. Man muss an das Sprichwort denken „glücklich wer vergisst, was nicht zu
ändern ist“. Mit dem Paket schicken mache wie du willst, aber sein muss es nicht.
Ich liebe sicher kein anderes Herz, dir habe ich Liebe und Treue geschworen bis uns der Tod
das Auge schließt und keine andere wird das Band lösen und wenn der Krieg noch so lange
dauern würde.
Mit dem Ezstück (abgegraste Weide) düngen warte bis im Herbst. Sollte die Base im Sommer
sterben, hat es eh keinen großen Wert mehr.
1.30 Maria an Franz 30.5.1916 (Brief)
Ich wollte dir ein Paket schicken, aber die Feldpostnummer war leider zu. Ich habe dir vor 14
Tagen 2 Briefe geschrieben und noch keine Antwort erhalten, aber es wird schon noch
kommen, aber halt zu spät, man muss halt wieder mit sich selbst zu Rate gehen, es wird das
Beste sein. Man kann das Vieh ab dem Schwarzenberg nur mit großer Mühe fortbringen,
deswegen weil bei Feurstein Michel, Hof, die Krankheit wieder ausgebrochen ist. Man muss
Gesuche machen und dann warten bis dieselben erledigt werden. Der Base geht es sehr
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schlecht, es wird in den nächsten Tagen sicher eine Änderung eintreten, sie leidet wirklich
sehr viel. Das Galtvieh muss man aus den Stauden (Loch) holen, wir werden sie zum
Schwarzen füttern. Nach Pfingsten werden wir heuen anfangen müssen, was mich kränkt,
aber in Gottes Namen, es muss halt sein.
Ich und das Kind beten alle Tage für dich, du hast es vielleicht notwendig. Du wirst dir
denken, die kleine Barbara kann doch nicht beten, aber die Hände falten. Ich schicke dir mit
diesem Brief ein Sterbebild von deiner Mutter.
1.31 Maria an Franz 6.6.1916 (Brief) Tod der Base und Großmutter
Heute kann ich dir mitteilen, dass die Base gestorben ist und zwar am 1. Juni um 7 Uhr
morgens. Wir wollten dir ein Telegramm schicken, aber über die Feldpostnummer geht es
nicht. Du hättest wahrscheinlich eh keinen Urlaub bekommen. Am Samstag war die
Beerdigung. Seit dem 25. Mai hab ich nichts mehr von dir gehört. Die Kühe habe ich am
Samstagnachmittag fortgetan. Das Galtvieh geht noch vor Pfingsten, nachher gehen wir ins
Dickach und fangen an heuen. Am Pfingstmontag gehen ich, die Magd, Agate von Bersbuch
und Anna Katharina vom Großdorf (Schwester) wahrscheinlich nach Rankweil. Wir gehen
über die Lose und kommen am Abend wieder nach Hause.
Wie es mit der Heimat zum Schwarzen geht, weiß ich nicht, wills dir dann später berichten,
wenn die Post vielleicht besser geht als jetzt.
Ich habe es jetzt auch wieder ein wenig leichter, wenn die Base nicht mehr gepflegt werden
muss, sie hatte wirklich traurige Schmerzen. Jetzt habe ich mehr Zeit zum Schreiben. Ich
hoffe, dass ich mich wieder erholen kann.
1.32 Schwester Anna Katharina an Franz 11.6.1916
(Feldpostkorrespondenzkarte)
Mit dem Vermögen glaube ich bleibt es ruhig bis du und mein Mann auch zu Hause sind.
Deine Frau ist von der schwersten Arbeit auch erlöst worden mit dem „Ähle/Base“, Gottlob.
1.33 Bruder Alois an Franz 15.6.1916 (Feldpostbrief)
Am 31. Mai sind wir bei der Musterung in Bregenz gewesen. Mich hat man nicht behalten.
Gegenwärtig ist miserable Wetter, seit dem 27 Mai ist kein Tag mehr ohne Regen.
1.34 Maria an Franz 17.6.1916 (Feldpostkarte)
Wir haben heute angefangen zu heuen, es hat viel Heu. Wenn nur das Wetter besser wäre, die
letzten drei Wochen hat es viel geregnet. In den Alpen ist es so schlecht, dass man bald
wieder nach Hause ziehen muss. Briefe erhalte ich jetzt laufend.
(Tante Balbina schreibt, dass Franz und Christian (Brüder von Maria) untauglich sind).
1.35 Maria an Franz 26.6.1916 (Brief)
Ich bekomme fleißig Post von dir. Es ist hart genug, dass du eine Frau hast, die dir nicht
einmal gerne schreibt, aber leider ist es schon zu spät. Mit dem heuen sind wir fertig, noch
zwei gute Tage im Äuele, dann haben wir viel Wiesheu und gutes im Haus. Wir haben uns
beraten und haben es auf die große Diele gelegt.
Jetzt will ich dir noch erzählen, wie es mit der Heimat steht. Vom Ähle dieselbe wird am
Feste Peter und Paul pachtweise versteigert und zwar Stückweise. Ich glaube, sie wird teuer,
die schönen und die schlechten Stücke gelten wahrscheinlich nichts, wenn man es doch mit
fremden Leuten arbeiten muss, so ist nichts dabei, es tut mir zwar leid, dass ich so viel Kühe
abstellen muss, aber hoffentlich bekommst du doch einige Tage Urlaub, dass du dasselbe
selber richten kannst. Ich wüsste nicht was ich verkaufen müsste und wie du es wolltest. Man
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hat mich gefragt ob ich sie wolle oder nicht, man hats einfach versteigert, es sind die rechten
zwei dabei. Babelshans und Siebers Dokus und Naglers Feri im Loch richten die Sache wie es
sich gehört, sollte auf eurer Seite auch jemand dreinreden, aber wer, ich nicht.
Ich hab das meinige getan, ich bin an 3 Orte gegangen und hab nachgefragt wie es sei mit
nutzen und Mist. Da gab es überall das gleiche, Frucht Genuss bis zum Todestag.
Und wenn kein Vertrag da sei, gehöre der Mist zur Heimat. Das ist die einfachste Antwort,
die ich beim Notar in Bezau, beim Kohler an der Egg und beim Abgort in Andelsbuch
erhalten habe. Dann habe ich auch wollen ein Gesuch schicken. Das geht einfach nicht durch
die Zensur. Wenn du nicht mit deinem eigenen Bitten nicht zustande bringst das du in Urlaub
kommen kannst, geht es einfach nicht wenn alles zu Grunde ginge daheim, zur jetzigen Zeit
vielleicht später geht’s besser. Das man dir beim Tode der Base nicht ein Telegramm
geschickt hat ist die Posterin schuldig. Dieselbe sagte, es gehe mit Feldnummer kein
Telegramm, es ist jetzt eine fremde da, mit der ist nicht so gut sprechen und zum weiterfragen
hatten wir damals wenig Zeit. Ich bin so halb krank geworden was ich heute noch merke, aber
ich hoffe das es dann nach und nach besser wird, wenn dann das Wiesheu weg ist, gibt es
hoffentlich doch ein paar Ruhetage für mich. Der Bruder Xaver bekommt schon Heudienst,
die Magd (Organisto Rosa) kann ich nicht entlassen gerade jetzt. Will dann lieber im Winter
ganz allein sein, vielleicht kriegt man dann mehr zum Einkaufen, oder gar nichts mehr. Das
man nicht alle Tage um etwas springen muss und dann noch nichts hat, vielmal doch nichts
kriegt, es ist jetzt schlecht.
Die letzte Woche kriegte man noch pro Person 20 dkg Mehl, diese noch 15 dkg. Aber ich
hab’s schon noch zum Aushalten, habe nur keinen Kummer über mich.
Ich bitte dich verzeihe mir meine Untreue, ich will mich bessern und koste es nochmals so
viel Opfer.
1.36 Maria an Franz 29.6.1916 (Brief)
Heute war nach dem Nachmittagsgottesdienst die Versteigerung, (Besitz Haus Nr.89
Schwarzen) es wurde alles versteigert. Ich will dir mitteilen was Stückweise gegolten hat und
wer es jetzt hat:
Hofstatt und Bündt
Sieber Dokus
per Fuß 28 Kronen
Fretzstück
Zündel, Hof
per Fuß 28 Kronen
Stock und Lisse
Gerberle
per Fuß 22 Kronen
Sonderhalbsegg
Zündel, zur Egg
21 Kronen
Gehren
Jöklis, Wies
17 Kronen
Alle 3 Studenmoos
Ich, Maria Schweizer
12 Kronen
Ennes Fäbat samt Streue
Z. Gebrüder
13 Kronen
Tobel und Fuchsloch
Ich
16 Kronen
Bergheu alles zusammen
Gebhard Feurstein, Hof
14 Kronen
Alle Streue unter dem Etzstück
Gebhard Feurstein, Hof
63 Kronen
4 Stk. Streue im Stierloch
Bischof, Moos
18 Kronen
Fäißte Bündt
Egender
30 Kronen
Zipfelhans
Xaver Schneider
25 Kronen
Alle Streue in den Gehren
Peter, Schwarzen
36 Kronen
Hofstatt unter dem Peter
Peter, Schwarzen
per Fuß 27 Kronen
Jetzt kannst selbst rechnen, was es geschlagen hat. Es wäre zu teuer um noch etwas zu
verdienen kommt es mir vor. Das andere wird dann später gerichtet werden. Wir sollten auf
unserer Seite einen tüchtigen Borvatoren haben, aber wenn nehmen, wenn niemand mehr um
Rate mir seien, wenn dir einem in den Sinn kommt.
Was ich vernommen habe kommt jetzt dann der Schwager heim, vielleicht kann man mit
demselben reden, ich will sehen wie es geht.
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Auch will ich dir berichten, dass die traurige Nachricht gekommen, dass der Kleber Alois tot
sei und s`Peterle (Josef Anton Peter) auch den 17. März hätte es zum letzten Mal geschrieben,
heute kam die Nachricht. Auch „Tubowits Franz“ ist gefallen, der bisher so glücklich war.
Das Wetter ist schlecht. Eine Bitte und zugleich Frage hätte ich noch. Ich möchte nämlich
nach dem Geetzten Heu heuen mit dem Kind einige Tage ins Oberland gehen, wenn der Papa
nichts dagegen hat. Der Bruder Xaver und die Magd werden unterdessen Bergheu heuen
soweit sie kommen, ich hoffe, dass dieser Brief dich bei bester Gesundheit antrifft.
Die Kleine ist immer böser, bevor ich ins Oberland gehe, lasse ich sie noch abfotografieren.
1.37 Maria an Franz 11.7.1916 (Ansichtskarte von Wallfahrtsort Maria
Bildstein)
Bin um 3 Uhr von zu Hause nach Maria Bildstein. In guter Hoffnung auf ein baldiges
Wiedersehn , deine Gattin.
1.38 Maria an Franz 12.7.1916 (Brief)
Ich weiß nicht geht die Post nicht mehr, habe 12 Tage keinen Brief mehr erhalten. Neues gibt
es nicht viel, man hat am alten genug und am dem zu viel, es wär es besser wenn es sich
ändern würde. Mit heuen geht es schlecht voran. Auf den Wägen haben wir noch das
Wiesheu. Gestern war ich in Bildstein zur Gnadenstätte mit Marieros (Maria Rosa Schweizer
Nr.92). wir sind nüchtern von daheim fort bis nach Bildstein, hatten dort gute
Beichtgelegenheit. Nass waren wir, wir mussten trotzdem Strümpfe anziehen, wo wir
hinausgekommen sind. Ich habe fest gebetet dass doch der Krieg bald ausgehe und wieder
Frieden herrsche, aber ganz besonders habe ich um ein glückliches Wiedersehn gebetet. Bin
dann mit gutem Vertrauen und in der festen Hoffnung, dass mein Gebet, wenn ich es öfter
wiederhole doch erhört werde. Der Bruder Xaver hat eine Achsel ein wenig blessiert, er ist
gefallen. Der Schwager Hansjok (Großdorf) ist auf 5 Wochen im Urlaub, ich bin am letzten
Sonntag bei ihm gewesen, er ist ordentlich gut. Auch geht eine Kinderkrankheit hier um und
zwar die Rotsucht. Marlins der jüngste Bub ist daran gestorben, er war zu dick. Das unsrige
ist bisher gottlob gesund.
1.39 Franz an Maria 7.8.1916 (Brief)
Franz hat wahnsinnig Sehnsucht nach Hause zu seiner liebsten Frau und Kind.
Wir sind jetzt den 15. Tag im hier im Dorf und es ist noch kein Tag vergangen wo ich nicht
die Kirche besuchte und für dich und das Kind gebetet habe und dass ich bald gesund zu euch
zurückkehren kann. Habe auch vernommen, dass du nicht ins Oberland gegangen bist. Ich
hoffe, dass die Barbara (Kind) bald wieder gesund wird. Habe auch vernommen, dass du ein
Schwein geschlachtet hast, das ist schon recht, dass auf euch schaust und nicht immer ans
Geld denkst. Das habe ich die schon vielmals gesagt und kaufe was du bekommst, die
Aussichten sind nicht gut und werden sicher nicht besser. Wann wir hier weggehen, kann ich
dir nicht berichten. Grüße an alle zu Hause und auch an die in der Nachbarschaft.
Ich bin von der feindlichen Kugel immer noch weit entfernt, was noch viel länger gehen kann.
Wetter haben wir schönes.
1.40 Maria an Franz 18.8.1916 (Brief)
Bin glücklich aus dem Oberland zurückgekehrt. Ich und das Töchterchen waren richtig Gast,
hätte das nicht erwartet. Der Bruder Christian hat mich im Wald abgeholt, der Bruder und
Götte Franz hat uns wieder nach Hause gebracht. In Au hab ich dir eine Karte geschrieben.
Wir haben im Wald (Alpe) übernachtet. Man ist ordentlich zufrieden mit den Kühen. Der
„Jäger“ und das „Goldele“ sind leer (Galt). Unsere Heimkuh ist wahrscheinlich auch leer.
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Mein Bruder Franz meint, bei einem Kuhverkauf müsste man jetzt für den „Hasen“ um die
2.600, für die große Kalbl 2.400, für die „Kleberin“1.900 und für die anderen 1.500 Kronen
bekommen. Und jetzt was meinst du.
Der Bruder von Maria, Christian, würde mir für die kleinen leeren 50 Kronen zum
„Staatspreis“ zahlen, es wäre genug käme es mir vor, aber der Bruder kanns später noch
brauchen, wenn der Staat keine mehr braucht. Es wäre eben recht, wenn der Staat keine mehr
braucht.
Der Vetter an der Platten (Reuthe) möchte auf den Herbst 2-3 Kühe, die anderen könnte
vielleicht der Bruder Alois brauchen. Die Zeitrinder nehme ich gleich nach Hause, sie kälbern
schon an Weihnachten. Ich würde dir Geld zum Heimfahren schicken, aber wenn du nicht
weißt wann, ist es nicht gut machen. Ich glaube im Dezember 1917 gibt es erst Urlaub.
1.41 Maria an Franz 28.8.1916 (Brief)
Die Fotografie von dir ist wirklich nicht gut, wenn ihr wirklich so mager seid, wäre es besser,
man würde euch 2-3 Monate heimlassen, dass man euch herrichten könnt. Zum ins Feld
gehen taugt ihr doch nicht viel. Ich glaube ihr müsst bald des Hungertodes sterben, wenn ihr
auch noch lange vor feindlichen sicher seid. Nun wir wollen hoffen dass es bald besser wird.
Wir würden Omad heuen, aber das Wetter ist schlecht. Wenn das Wetter so bleibt, brauchen
wir auch keinen „Treter“ (zum das eingebrachte Haue auf der Diele treten), sonst könnten wir
schon einen „Treter“ brauchen, schwer wärest du nicht, aber vielleicht fleißig. Treten sollten
wir auf der Diele, sonst bringen wir nicht alles Heu hinauf.
Du schreibst, auch wenn dich das Unglück treffen sollte, das du nicht mehr in unsere Heimat
kommen könntest, so soll ich nicht traurig sein. Das kann ich nicht versprechen. Es kommt
mir schon zum Herz brechen vor, wenn ich diese Worte nur höre. Wenn ich dich nicht mehr
zum Sehen bekäme, wären Kummer und Sorgen noch viel mehr als ich in den vergangenen 2
Jahren gehabt habe.
Du schreibst auch, dass du zu viel Geld brauchst. Wenn man schaut wie alles jeden Tag teurer
wird, geht es mir auch nicht besser und geh nicht einmal ins Wirtshaus. Letzthin habe ich 52
Kronen Führerlohn (Kuh führen)bezahlt und so geht es Tag für Tag und Monat für Monat und
bald ist Neujahr und der traurige Krieg geht immer noch aus.
Ich habe dir noch Geld geschickt. Sei nur guten Humors, deine Frau hat immer eine Freude
wenn sie dir ein Geschenk machen kann und das Geld an rechten Zweck kommt, was ich
nicht bezweifle.
1.42 Maria an Franz 3.10.1916 (Brief)
(Verwundung am 9. Oktober 1916)
Nun ist schon bald dein Namenstag zu diesem will ich dir gratulieren. Ich wünsche dir
Wohlergehen und Glück bei deiner gefährlichen Lage. Die größte Freude wäre, wenn ich
wüsste dass du gesund nach Hause kämst und wenn es Gottes Wille ist wir durch eine
Kinderschar unsere alten Tage verbessern könnten.
1.43 Franz an Maria 14.10.1916 (Feldpostkarte)
Bin gestern in Innsbruck gut angekommen, es geht mir sehr gut. Die Verwundung ist im
Geringsten nicht gefährlich, wenn nichts mehr dazu kommt. Bleibe jetzt einstweilen 5 Tage in
dieser Baracke und dann hoffe ich , dass ich das Glück haben sollte, nach Vorarlberg zu
kommen, gebittet habe ich darum und es wurde mir auch zugesagt, aber es kann auch noch
anders kommen. Ich hoffe das Beste und erwarte von dir Besuch, wenn ich mich in
Vorarlberg befinde.
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1.44 Maria an Franz 14.9.1916 (Brief)
Es ist immer schlechtes Wetter. Das Vieh kommt aus den Alpen. Die große Kalbl nehme ich
heim, sie soll schon früh kälbern. 3 Stück habe ich dem Vetter gelassen, die zwei leeren und
das kleine. Das andere nimmt Alois an den Klausberg-Vorderstück. Nach Allerheiligen nimmt
sie der Vetter noch eine Zeit lang zum Füttern um die Milch, ich glaube es jedenfalls. Wie es
der Alois mit dem „Kohle“ hat, weiß ich nicht, er hat schon lange nichts mehr gesagt, ich
glaube halt er ist im zu teuer. Ich weiß schon wie es geht, er sagt nichts und am Ende
bekommt man noch von seiner Haushälterin Schimpf zur Genüge. Aber das macht nichts, was
man ihr schuldig ist, zahlt man und fertig. Weit von ihr zu Hause ist gut für den Schutz und
fertig damit. Was soll ich tun, wenn sie der Bruder Alois nicht kauft.
2 Rinder habe ich schon dem „Götzis Wieble“ zum Überwintern gegeben. Ich muss dir auch
berichten dass wir fast kein Obst bekommen, mit dem Omat ist es ordentlich, wenn man es
noch gut heuen könnte. Wir haben noch 2 Morgen zum Mähen, aber das dürr machen ist Zeit
eine Kunst. Morgen ist der Alptag, ich gehe wahrscheinlich mit der Barbara auch.
1.45 Maria an Franz 15.10.1916 (Feldpostkarte)
Hast du das Paket erhalten. Ich würde dir gern mehr schreiben wen deine Adresse nicht so
ungewiss wäre, ob die Post bekommst, oder nicht. Wünsche dir gute Besserung.
1.46 Schwager Franz an Franz 26.10.1916 (Brief) Verletzung Franz
Deine Karte erhalten und die traurige Nachricht vernommen, dass du verwundet bist.
Dem Schreiben nach nicht so schwer.
Adresse Franz Schweizer
K. K. Bez, Spital Grugge Hötting, abt. II Innsbruck
1.47 Franz an Maria 30.10.1916 (Brief)
Ich bin immer noch am alten Ort (Spital Innsbruck), es geht mit der Heilung ganz gut, die
Wunde schön und bald schon wieder zugeheilt, aber den Unterarm kann ich nicht ausstrecken,
aber Essen kann ich jetzt schon mit der rechten Hand, ob er noch ganz grad wird weiß ich
nicht. Schmerzen habe ich keine mehr. Warum schreibst du nicht mehr. Ich habe dich um
Geld gebeten, aber es kommt keine Frau, kein Geld und kein Schreiben, aber man darf die
Hoffnung nicht aufgeben. Habe dir auch geschrieben, dass du mich besuchen könntest, aber
jetzt muss ich dir leider wieder berichten, dass wir wahrscheinlich nicht mehr lange hier sind.
Es könnte aber auch nicht ausgeschlossen sein, dass ich 8 bis 14 Tage hier bin, aber es ist ein
Puzzle, es gehen alle Tage von hier weg ins Hinterland. Es so unsicher ob ich hier bin oder
nicht, drum wäre es nicht vom Vorteil, wenn du kommen würdest und ich nicht da wäre. Aber
schreibe es mir wie du es machen willst und Geld schicke mir schnell, denn ich habe keinen
Kreuzer mehr. Wir sind hier alle in gleicher Geldnot. Das Paket habe ich noch einen Tag,
bevor ich verwundet wurde erhalten.
1.48 Maria an Franz 31.10. (Karte)
War heute in Rankweil bei der Trauung von Bruder Franz. Hätte dir vorher schon
geschrieben, hatte aber keine richtige Adresse.
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1.49 Maria an Franz 31.10.1916 (Brief)
Habe schon einen Monat lang keine richtige Adresse von dir, bis ich am 29. Oktober den
Brief vom 23. Oktober erhalten habe. Die Neuigkeiten, die ich wüsste, würden ein ganzes
Notizbuch füllen. Wenn es mir gelingt, wird es nicht mehr allzu lange gehen, bis wir einander
sehen. Wenn nichts Besonderes dazu kommt, so komme ich am Montag mit dem 10 Uhr Zug
in Innsbruck an, könnte aber auch möglich sein, dass ich den Morgenzug erreiche. Aber sei
nicht ohne Sorge, ich komme nicht allein zu dir. Es will dich jemand besuchen, aber ich darf
seinen Namen nicht schreiben, denn man möchte dich gerne überraschen, aber wenn der
Besuch kommt, lass es dir nicht anmerken, dass du es weißt. Mein Bruder Franz und Balbina
haben den Knopf (Heirat) gemacht. Wenn du die Karte vom 29. bekommen hast, wirst du
wissen, dass ich auf der Hochzeit war. Auch habe ich dir in Rankweil auf der Post telegrafisch
30 Kronen zugeschickt. Hoffentlich hast du sie erhalten, dass du dich ein wenig laben kannst
bis ich zu dir komm. Ich habe schon erfragt, wo man am ehesten einen Unterstand zum
Bleiben bekommt. Zum Essen bringt man halt mit, da du sagst dass es in Innsbruck sehr teuer
sei. Zuletzt darfst du auf den Gedanken kommen, dass mein Bruder Christian mit mir zu dir
kommt. Also wenn nichts Neues dazwischen kommt, so kannst du Besuch erwarten.
Ich erwarte den Tag kaum, wo ich dir wieder die rechte reichen kann.
Für die kleine wäre zu umständlich mit den Mützen und Kleidern nach Innsbruck zu kommen
und außerdem gäbe es in Innsbruck zu wenig Milch für sie.
1.50 Franz an Maria 31.10.1916 (Brief)
Innig geliebte Gattin und Kind!
Gott zum Gruß und dir liebe Gottesmutter zum Schutze. Habe heute mit Freuden die erste
Nachricht seit 24 Tagen erhalten und zudem noch eine erfreuliche. Ich hatte dem Franz noch
Glück und Segen gewünscht, hatte aber gar keine Ahnung. Habe gestern von der Balbina auch
eine Karte bekommen, hat aber kein Wort davon geschrieben. Ich hoffe sie seien zufrieden
wie ich es bin mit meiner lieben Frau. Ich danke aber Gott alle Tage dass ich so glücklich
gewesen bin. Dass ich ein Herz gefunden hab, wo ich mit aufrichtiger Liebe liebe und lieben
darf. Denn wieviel musst du liebe Frau mit machen, wegen deinem Mann und der lieben
Barbara, aber der Herrgott im Himmel soll es dir wirklich belohnen.
Will dir nur noch berichten, dass ich das Geld erhalten habe, danke dir liebe Frau bestens für
dasselbe. Mit dem auf Besuch kommen mit deinem Bruder würde mich freuen, aber ich
fürchte, ich sei nicht mehr lange hier, denn wir würden wieder weiter geschoben. Es ist
wirklich so, wie du es mir vor zirka 6 Wochen geschrieben hast. Ich fürchte, wir müssen Tirol
und Vorarlberg verlassen und fahren Salzburg und Wien zu. Die Heilung vom Arm geht gut
voran. Schmerzen habe ich keine mehr, wenn ich den Arm ruhig halte, aber den Arm
ausstrecken kann ich nicht weiter als ich ihn in der Schlinge trage, aber mit der Zeit geht
alles.
1.51 Maria an Franz 15.11.1916 ( Brief) Reise nach Innsbruck
Innig geliebter Gatte und Vater!
Schon bald sind zwei Monate vorbei und ich habe noch keine richtige Adresse von dir.
Als du in Innsbruck warst bin besten Vertrauen auf den Herrgott gewesen um meine
Wünsche, Pläne und Neuigkeiten dort einmal wieder gehörig auszukramen. Doch es hatte
nicht wollen sein. Am Sonntag beim Mittagessen kam das Telegramm, dass du weggefahren
seist, es tat wirklich weh, denn ich hatte viel Mühe bis ich alles hatte, was ich gebraucht bis
nach Innsbruck hätte können fahren. Das Reiseköfferlein war bereits zusammen gestellt, doch
es war alles umsonst. Ich musste mich wieder in das fügen was kam, es hätte lange nicht so
viel Ärger gemacht, wenn man es mir nicht auch noch gegönnt hätte. Nun ich hab schon
vieles ertragen und werde auch dieses ertragen, aber Überwindung hat es schon gekostet.
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Auch hast du in einem deiner Briefe geschrieben, warum ich nicht herkomme.
Diese Frage kann ich dir beantworten.
Du hast, wie es mir vorkommt, wenig Ahnung was es braucht um zu reisen. Nicht einmal
nach Feldkirch kann man jetzt fahren, ohne einen Ausweis. Ich musste alles haben, Pass mit
einem Foto, Bestätigung vom Vorsteher und Gendarmarie, dass ich diese Person sei und den
Grund der Reise angeben musste. Auch eine Bewilligung vom Grenzschutzkommando in
Feldkirch, dass ich ohne Kontermatz durchgegangen wäre.
Jetzt am heraus, wer keine Bewilligung hat in Landeck oder Imst, 20 Tage Rast. Und das hätte
ich nicht machen können und nach alldem war es gar nicht möglich zu dir zu kommen. Am
Samstagabend hätte ich können Reisen, aber vorher mit dem besten Willen nicht, das nächste
Mal ginge es besser, da ich wenigstens einen Pass habe, was am meisten Zeit gebraucht hat.
Ich bitte es mir nicht zu zürnen, dass ich nicht zu dir gekommen bin. Ich muss Buße genug
tun, nur um einer Person Willen.
Hoffentlich gibt es doch noch im Jahr 1916 ein Wiedersehen, hoffentlich vor dem Ende, es
wäre notwendig.
Ich habe jetzt keine Magd mehr.
Im zweiten Teil des Briefes geht es um die Landwirtschaft. Wieviel Milch die Kühe geben,
was für Kälber sie bekommen haben und um die Viehpreise.
1.52 Maria an Franz 14.11.1916 (Brief)
Adresse:
Franz Schweizer
Ros/Spital Straka Akademiezimmer Nr.8
Prag III Postamt 8
Böhmen.
Hoffentlich hast du meinen Brief und Karte schon erhalten und kannst schon einige Tage mit
studieren versäumen. Habe immer Karten erhalten am 8. 9 und 11.11, die du geschrieben hast.
Die vom 12.11 ist auf Zensur, sonst alle durchgegangen. Dann will ich dir noch mitteilen, das
du den Zettel oder die Klage nicht mehr schicken darfst, es war den 14. 11 die Abhandlung,
aber ich weiß nicht, wie es ergangen ist. Das Ganze hat der Advokat Peer in Feldkirch in den
Händen. Wie es geht weiß ich nicht. Wo ich nicht nach Innsbruck gekommen bin, habe ich
müssen die Vollmacht unterschreiben, wenn man keine Adresse hat ist es nicht komod
schicken, auch wenn es schnell gehen sollte.
Ich will dir auch noch vom Schwager Christian mitteilen, dass er mir berichtet hat, dass es ihn
geärgert und verdrossen hat, dass es so gegangen ist mit der Innsbruck Reise. Denn er hatte
sich so gut drauf eingerichtet. Er schreibt, er habe einen Schnursack (Rucksack) mit
Kalbsbraten, Selchwaren, Würste, Tabak, Zigarren, Zigaretten von den Sachen angefüllt
gehabt, er war schon von zu Hause fort, das Telegramm in Bludenz im „Montafonerhof“
erhalten und hab ihn wirklich verdrossen, dass er dir diese Sachen nicht überbringen konnte.
Er hatte sich so gefreut um dich besuchen zu können und mit seiner Schwester eine Reise
machen zu können. Er sagte bei der Hochzeit vom Bruder dass wenn der Schwager ausgehen
dürfe, leide man keinen Durst in Innsbruck, es komme ihm nicht auf 100 Kronen an. Er hat
jetzt ein gutes Geschäft mit dem Handel, es fehlt ihm nur eine kluge Frau. Mein Bruder
Christian hat mir, als ich im Oktober bei einer Kreuzsteckung im Walsertal war, 5-6 kg
Schaffleisch zum Essen und einige Stücke Schweinefleisch zum Räuchern um dann die zum
dir Schicken umsonst mit gegeben. Auch hat er in Rankweil gesagt, erst jetzt sehe er, was er
an der Schwester verloren habe, mündlich dann mehr. Es ist jetzt alles um das Haus herum
gedüngt und mit Jauche beschmiert. Diese Woche kommt eine Kommission, der kann man
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Vieh verkaufen, allerhand, was man will. Ich wollte, du könntest dabei sein. Ich frage jetzt
halt einen erfahrenen Mann, was ich tun soll.
Wünsche eine gute Besserung und baldige Heimkehr wäre zu wünschen. Mit „ein bissel
Arbeiten“ wird der Arm schon wieder besser.
1.53 Franz an Maria Prag 17.11.1916 (Brief)
Ich gebe heute den Brief mit Marke auf, bin gespannt wie lange er nach Vorarlberg hat. Außer
Geld musst du mir nichts schicken, denn man lässt und nichts zukommen, sie schicken alles
wieder zurück. Wetter haben wir trübes, es fallen die ersten Schneeflocken hier in Prag und es
ist ziemlich kalt. Haben die Zeitrinder gekälbert und wieviel geben sie Milch. Hast noch keine
Kühe verkauft. Gruß an den Bruder und Nachbarn. Wo ist Siebers Dokus.
1.54 Franz an Maria von Prag 19.11.1916 (Brief)
Ja es ist schon wieder einige Zeit verflossen, dass ich von Innsbruck weg gefahren bin. Die
Fügung Gottes hat es nicht zugelassen, dass ich die Freude habe, ein paar Stunden bei meiner
lieben Frau zuzubringen. Es wäre halt sooo schön gewesen. Ich musste halte ins ferne
Böhmen ziehen, aber so weit fort schicken können sie mich nicht, dass meine Gedanken nicht
bei dir sind liebe Frau. Ich gehe öfters in die Kapelle wo viele Stunden für dich und Kind
aufgehen. Am Morgen ist es das erste in die Messe zu gehen und am Abend um 6 Uhr ist
Segen. Diese Gelegenheit lasse ich nie vorübergehen.
Ich brauche nicht mehr solange zum Heilen. Jetzt bleibt man halt hier, wenn ich im Falle zu
Weihnachten auch noch hier sein sollte, so bekomme ich nachher Urlaub, aber blos ein paar
Tage und die muss ich selber bezahlen, es wird noch teuer kommen. Die Geldbörse steht nicht
mehr gut, schicke mir bitte etwas Geld. Habe jetzt schon bald 6 Wochen von zuhause nichts
mehr gehört. Wie steht es mit dem Zeitrind. Sonst bin ich gesund, hier ist man von Regen und
Kälte geschützt.
1.55 Franz an Maria aus Prag 25.11.1916 (Brief)
Habe heute den 24.11 deinen Brief vom 19.11 mit Freuden erhalten. Zu mir gehen die Briefe
schneller als wie zu dir. Das Geld habe ich bekommen, vielen Dank. Ich hatte eine Freude wie
ein kleines Kind, dass die Post wieder geht und ich wieder mehr Post bekomme.
Jetzt will ich dir auf deine Landwirtschaftsfragen antworten, aber bitte nicht zürnen.
Ich wollte gleich schreiben, aber erst als Schlafen wollte, ging mir die Sache erst richtig
durch den Kopf, das bis Mitternacht dauerte. Ich habe gedacht, man sollte die Kühe alle
verkaufen bis auf 3, denn der Viehpreis schlägt wahrscheinlich nicht mehr, denn er ist auf
dem höchsten gewesen. Hier in Prag hat das Fleisch 20 Kronen pro kg abgeschlagen und
wenn man jetzt nicht verkauft so könnte es einem reuen, dass man nichts hergeben hat.
Verkaufe was du willst, aber nicht den „Hasen“, wenn er „a bitzle rechte Stücke tut“. Denn
wenn ich das Glück habe, nach dem Krieg die Wirtschaft weiter zu führen, so will ich im
Stalle auch noch eine Freude haben. Du, ich und der „Hase“ (Kuh) sind miteinander über die
Faschina gegangen, den 26. Mai 1914. Ich glaube, es sollte auch deine Freude sein, den er ist
ein schönes Andenken an diene Mutter und Brüder. Ich überlasse dir wieviel du verkaufst. In
dieser schweren Zeit könnte es sein, dass meine Brüder auch noch einrücken müssen. Mache
es wie es geht und wie du es bisher gemacht hast. Du brauchst keine Angst zu haben, dass er
schimpft, wenn er nach Hause kommt, denn er weiß gut genug, was du liebste für ihn und das
Kind tust.
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1.56 Franz an Maria aus Prag 29.11.1916 (Brief)
Ich wünsche der kleinen Barbara zum Namenstag alles Gute an Leib und Seele langes
Wohlergehen und wünsche auch dass die Barbara ein liebes Kind sei und auch bleibe. Wir
wollen in diesen Tagen Gott danken, dass er uns ein so liebes Kind geschenkt hat. Auch
wünsche ich meinem Bruder Xaver alles Gute zum Namenstag und wünsche auch, dass er dir
ein getreuer Diener sei in unserer Wirtschaft.
Mir geht es immer gleich, der Arm ist auch gleich, kann ihn immer noch nicht ganz strecken.
Bin sonst gesund und munter und bei sehr gutem Appetit, habe hin der Nacht ein Viertel Wein
getrunken, der hat 80 Heller gekostet. Habe es mir aber fest vorgenommen in Prag keinen
Wein mehr zu trinken. Kauft man halt Äpfel und ein wenig Zucker, damit man wenigstens
etwas hat. Die Äpfel kosten auch 120 Kronen 40 Kreuzer. Meiner liebsten Mutter will ich
auch beten, denn der kann ich meine Glückwünsche nicht mehr anders zukommen lassen.
1.57 Maria an Franz 4.12.1916 (Brief)
Will dir deine letzten Briefe beantworten. Neues gibt es nicht viel. Die Buche auf dem Rein
haben wir gefällt und sonst noch nichts, denn wir haben bisher noch niemand bekommen. Der
Rusch (Nachbar zum Schwarzen) hat ihm geholfen di Buche zu fällen und zum Zersägen hat
die Ludwina geholfen, welche jetzt bei mir ist, aber sie geht bald wieder ins Montafon. Der
Rusch hilft vielleicht später wieder einmal. Die Äste liegen immer noch in Ähles Wald, ich
glaube wir dürfen sie nicht mehr aufmachen, die Erben würden mich sonst auf die Hörnern
nehmen. Wenn du dann das glück hast Urlaub zu bekommen, dann kannst du selber sehen wie
die Sache ist. Du schreibst, ich soll noch eine Kuh verkaufen, aber dann brauchen wir keinen
Knecht mehr. 3 Kühe füttern könnte ich auch noch. Den „Hasen“ verkaufe ich sicher nicht.
Auf den Urlaub solle ich mich nicht freuen, da es nicht sicher ist. Aber wenn du keine
ärztliche Behandlung mehr brauchst, gebührt dir einen Urlaub, wie jedem anderen. Es sind in
Schwarzenberg genug, wo alle ¼ Jahre, oder noch öfter in Urlaub fahren. Siebers Dokus hat
bis Ende dieses Monats Urlaub, er ist jetzt fast den ganzen Sommer zu Hause gewesen. Der
Besuch aus dem Montafon hilft mir jetzt fest arbeiten. Kann ich denn Dir auf Weihnachten
wirklich kein Paket schicken? Soll es denn sein, dass ich meinem lieben Gatten und Vater auf
Weihnachten keine Freude machen kann. So schicke ich mich halt wieder in das was kommt.
Auch berichtest du, dass du Glück gehabt hast. Das sehe ich auch ein, denn ein Ritter von
Schwarzenberg ist mit der gleichen Feldpostnummer am 9/10 verwundet worden und liegt
jetzt ohne den rechten Arm im Spital in Trient. Am 9.10 sollen auch Schwarzenberger in
Gefangenschaft geraten sein. Hillars Tonele soll mit der gleichen Feldpostnummer 323
damals gefallen sein. (Demnach war Franz Schweizer in denselben Kampf am Passubio
verwickelt wie die oben erwähnten).
1.58 Franz an Maria 15.12.1916 (Brief)
Wer weiß wie lange man noch schreiben muss, bis der Herrgott wieder zuhört, hoffentlich an
Weihnachten, aber sicher ist es überhaupt nicht. Eine Bitte, schicke mir wieder Geld, denn auf
Neujahr kommen wir fort und das schreiben kostet immer etwas Geld und sollte ich es nicht
bekommen, geht es wieder an dich zurück. Man wir uns wieder von Ort zu Ort schicken, bis
man wieder an der Feuerlinie ist.
Aber schicke mir das Geld nicht vor Weihnachten, denn wenn ich in Urlaub komme, so bin
ich am Weihnachtsabend zu Hause. Denn wir fahren, wenn es Urlaub gibt, wahrscheinlich um
23 Uhr von hier weg und brauchen werden wir nahezu 48 Stunden nach Hause zu fahren.
Aber wenn ich am 26. Dezember noch nicht daheim bin, so gebe das Geld gleich auf die Post,
denn es braucht bis Neujahr bis es hier ist. Du wirst wohl denken, dein Mann braucht viel
Geld, es kommt mir selbst auch so vor. Ich habe vom letzten nicht viel vertrunken oder durch
Lustbarkeit verbraucht. Habe seit ich in Prag bin 6 Bier zu je 1/5 Liter, ½ Liter Wein, das
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andere habe ich zum Esswaren kaufen gebraucht. Ich habe mich aber auch ziemlich erholt in
Prag. Sollte ich keinen Urlaub bekommen, so zürne mich nicht, ich habe das meinige getan.
Habe dir diesen Brief im Bett geschrieben, weil es im Zimmer zum Schreiben zu kalt ist.
1.59 Franz an Maria 19.12.1916 (Brief)
Nun muss ich wieder zum Bleistift greifen und dir leider berichten, dass ich keinen Urlaub auf
Weihnachten bekommen habe. Ich war Anfang dieses Monats in fester Hoffnung, dass ich
Urlaub bekomme. Heute hat man gesagt, für die Vorarlberger gäbe es von hier keinen Urlaub,
denn es sei Kriegsgebiet. Aber wenn ich zum Kader komme, so bekomme ich sicher 4
Wochen Urlaub. Ich glaube ihnen kein Wort mehr bis ich zu Hause vor der Türe stehe und
deine liebe Hand erfasse und Grüß Gott sage. Werde dir aber auch nicht mehr Hoffnung
machen, auf einen Urlaub und wenn es mir auch das Herz entzwei bricht.
Sonst bin ich ziemlich gut, aber hier ist mir die Zeit ziemlich lang. In diesem Zimmer, wo ich
bin, höre ich den ganzen Tag nur Böhmisch und verstehen tu ich wenig und Böhmisch lernen
mag ich auch nicht.
Bitte zürne mir nicht, dass ich nicht kommen kann.
Ich schließe mit Tränen in den Augen und sei du liebe Frau und Kind herzlich gegrüßt und
geküsst, von deinem dich liebenden Mann Franz.
Neujahrsbrief folgt.
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