16. Der aufgeklärte Absolutismus in Ungarn Aufgeklärter Absolutismus: solche Systeme in Mittel- und Ost-Europa, in denen die Herrscher ihre unbeschränkte (absolute) Macht nutzend, im Interesse der Entwicklung der militärischen-wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit ihres Landes, die Gesellschaft zu den Ideologien der Aufklärung entsprechenden Reformen zwangen. Also der Herrscher regiert mit absolutistischen Mitteln, aber er sieht die Wichtigkeit der Reformen und führt sie von oben ein. Z.B.: in Preußen und im Habsburgerreich Maria Teresia (1740-1780) Karl III. starb im Jahre 1740 unerwartet ohne Sohn, so folgte seine Tochter, Maria Teresia ihn auf dem ungarischen Thron. Das war wegen des Gesetzes Pragmatica Sanctio möglich, was der ungarische Landtag 1722-23 anerkannt hat, und so konnten den Thron auch Frauen erben. Als Karl III. unerwartet starb, nutzte Friedrich II. die Gelegenheit aus und griff sofort Österreich an. Maria Teresia geriet in schwierige Situation und rief den Landtag in Pressburg zusammen, wo sie mit dem Säugling Joseph II. erschien, damit die ungarischen Stände zu gewinnen und diese gewährten ihr auch die nötigen Summen und Rekruten für die Fortsetzung des Krieges. ("Vitam et sanguinem pro Rege nostro, sed avenam non!" - "Blut und Leben für unseren König, aber keinen Hafer!") So konnte Ungarn seine Selbstständigkeit teils bewahren und mit dieser Unterstützung konnte Maria Teresia ihre Krone bewahren. Nur Schlesien ging verloren. Maria Teresia strebte sich danach, dass sie die ungarische Aristokratie an die Dynastie verbundet. Sie brachte das Theresianum in Wien zustande, das eine Schule für ungarische Adelskinder war. Sie gründete noch die ungarische Leibgarde 1760, hier dienten die Söhne ungarischer Aristokraten, die das Hofleben und die westliche Kultur kennenlernten und Sprachen lernten z.B.: György Bessenyei und István Széchenyi. Verordnungen von Maria Teresia Zollverordnung 1754: Das stehende Heer kostete riesige Summen, deshalb brauchte sie viel Geld. Die Adeligen in den Erbländern wurden besteuert und wollte auch in Ungarn diese Steuerung einführen, aber es gelang ihr nicht. Es wurde ein doppeltes Zollsystem gezogen. → äußere Zollgrenze um das Habsburgerreich: Import: Industrieartikel – hoch, Rohstoff – niedrig Export: Industrieartikel – niedrig, Rohstoff - hoch → innere Zollgrenze zwischen Ungarn und den Erbländern: Import aus Ungarn nach den Erbländern: Industrieartikel – niedrig Export aus Ungarn nach den Erbländern: Rohstoffe – niedrig Urbarium 1767: In dieser Verordnung wurden die Lasten der Leibeigenen maximalisiert. Nach einem ganzen Grundstück (Bauernhof) durfte der Grundbesitzer höchstens wöchentlich 1 Tag Frondienst mit Zugtieren oder 2 Tage pro Woche ohne Zugtiere von den Leibeigenen erwarten. Ratio Educationis 1777: Diese Schulverordnung diente der Modernisierung und der Bildung. Ein einheitliches Schulsystem wurde von der Volksschule bis zur Universität geplant. Wichtigste Zielsetzungen: dem Staat treue und für den Staat nützliche Bürger zu erziehen. Man führte einheitliche Lehrpläne ein. Es wurde vom Staat bestimmt, was in der Schule unterrichtet werden muss (aufgeklärter aber absolutistisch!) Es gab keine allgemeine Schulpflicht (im Gegensatz zu Preußen) Die meisten Volksschulen wurden von den Kirchen und vom Dorf unterhalten. Joseph II. (1780-1790) Als Joseph II. den Thron bestieg, war er schon 40 Jahre alt. Er wollte nicht zum ungarischen König gekrönt werden, weil so die Gesetze ihn bei der Verwirklichung der Reformen verhindern. (→ „König mit Hut") Er wollte ein einheitliches Reich zustandebringen, weil er sagte, dass nur ein einheitliches Reich stark sein kann. Sein System nennen wir Josephinismus. Binnen 10 Jahren hatte er ca. 6000 Verordnungen. Bei diesen Verordnungen beachtete er die Traditionen, die Gewohnheiten und die Gefühle der Menschen überhaupt nicht. Die Habsburger waren immer streng katholisch, aber Joseph II. Wollte die katholische Kirche beschränken und auch andere christliche Konfessionen anerkennen. Verordnungen von Joseph II. Das Toleranzpatent 1781: Er gewährte damit eine freie Religionsausübung für die Kalvinisten, Evangeliker, griechisch-Ortodoxen und Israeliten. Diese Konfessionen konnten überall eine Kirche bauen, nur der Haupteingang durfte nur von einer Nebenstraße öffnen. Die staatlichen Ämter wurden für alle erreichbar, egal welcher Konfession er angehörte. Joseph II. wollte die konfessionellen Unterschiede unter den Menschen abschaffen, damit das Reich noch einheitlicher wird. 1782 löste er die Mönchsorden auf, die keine praktischen Tätigkeiten, z.B.: Unterricht, Krankenpflege betrieben. Auf diese Besitzungen wurde ein staatliches Found zustandegebracht, damit wurde die Schule unterstützt und daraus wurden die Einkommen der Dorfpriester erhöht. Die Leibeigenenverordnung 1785: Die Leibeigenschaft blieb, aber sie konnten ihren Wohnort frei auswählen. Die Leibeigenen durften ohne Erlaubnis ihrer Feudalherren frei einen Beruf erlernen. Joseph wollte die ungarischen Burgkomitate abschaffen und Ungarn in 10 Bezirke aufteilen. An die Spitze dieser Bezirke ernannte er seine Anhänger. Die Reaktion der ungarischen Adeligen war riesengroße Empörung. Die Sprachverordnung 1784: Er sagte, dass die Staatssprache im Reich das Deutsche sein soll. Es gab erneut eine große Empörung, und so wurde das Reich nicht einheitlicher, sondern zersplittert. So trug Joseph II. ungewollt dazu bei, dass sich die ungarischen Adeligen der ungarischen Sprache, Kultur und Gewohnheiten zuwandten. Das Gefühl der Zusammengehörigkeit zum Ungarntum wurde stärker. In Ungarn waren die meisten Verordnungen von Joseph II. nicht populär. Eine Ursache war, dass die Aufklärung in Ungarn ziemlich spät erschien, also es gab in Ungarn weniger Anhänger der Aufklärung. Alle waren gegen Joseph. Die katholische Kirche wegen der Toleranzverordnung, die Adeligen wegen der Auflösung der Burgkomitate, die Bevölkerung wegen der Lasten des Krieges gegen die Türken, was übrigens ein Misserfolg war. Er wollte doch seine Reformpolitik fortsetzen. Aber als er die Ereignisse der französische Revolution 1789 sah, erkannte er seine Fehler. Auf seinem Sterbebett zog er alle seine Verordnungen außer der Toleranz-, der Leibeigenenverordnung und der Verordnung auf die Dorfpriester beziehend zurück.