Österreichs Beitrag zu Umwelt & Natur ______________________________________________________________________________ Zeigen, was wir zu bieten haben – darum geht es seit jeher bei den Weltausstellungen. So wenig die Teilnahme als Schnäppchen durchgeht, so sehr erhofft man sich ein profitables Echo in Wirtschaft und Tourismus. Nach 1906 richtet Mailand im Jahr 2015 zum zweiten Mal die Weltausstellung aus. Dieses Mal drehen sich die Präsentationen um das Motto „Feeding the Planet. Energy for Life“. Technologie, Innovation, Kultur, Tradition und Kreativität sollen mit den Themen Lebensenergie und Ernährungssicherheit für zukünftige Generationen verbunden werden. Investment mit Chancen „Auftraggeber sind Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft und Wirtschaftskammer Österreich. Das Gesamtbudget beträgt 12 Mio. Euro“, erzählt Dr. Rudolf Ruzicka, Projektleiter im EXPO-Büro der Wirtschaftskammer Österreich. Im Vordergrund der heimischen Beteiligung stehen positive Effekte für Export und Tourismus – bei erwarteten 20 Millionen Besuchern verständlich. „Italien gehört – gleich nach Deutschland – mit rund 6,5 % aller Importe und Exporte zu den wichtigsten Wirtschaftspartnern Österreichs“, erklärt Ruzicka. Besonders mit der hoch entwickelten Region Norditaliens unterhält Österreich intensive Wirtschaftsbeziehungen. Zudem verbringen mehr als eine Million italienische Touristen jährlich ihren Urlaub in Österreich. „Damit ist Italien der drittwichtigste Herkunftsmarkt für den heimischen Tourismus. Da besonders viele Besucher aus Italien bei der EXPO erwartet werden, stimuliert die Weltausstellung auch den österreichischen Tourismus durch eine erfolgreiche Imagepflege unseres Landes“, ergänzt der Projektleiter. Eine Weltausstellung im Nachbarland sei eine besondere Möglichkeit für Österreich, sich zu präsentieren. Ruzicka dazu: „In Italien kann man von einem bereits vorhandenen ÖsterreichBild ausgehen. Die EXPO in Mailand bietet somit die Chance, dieses Bild zu erweitern und wichtige, aber weniger bekannte Facetten hinzuzufügen und damit zusätzliches Interesse an Österreich zu wecken.“ Überzeugende Zahlenspiele Messbar sind diese Effekte freilich nur bedingt. „Eine Studie im Jahr 2013 der KMU Forschung Austria hat mögliche wirtschaftliche Effekte der EXPO für die heimische Wirtschaft untersucht. Im Fokus steht hier zunächst der Export von Nahrungsmitteln, dem Kernthema der Weltausstellung“, erklärt Ruzicka. Demnach beeinflusst die Herkunft eines Produktes gerade bei Lebensmitteln in hohem Ausmaß die Kaufentscheidung. „Österreich exportierte im Jahr 2012 Nahrungsmittel im Wert von insgesamt 1,2 Milliarden Euro nach Italien – das südliche Nachbarland ist auch in dieser Wirtschaftssparte der zweitwichtigste Handelspartner nach Deutschland.“ Die EXPO 2015 kann und soll ein wesentlicher Hebel für das Image heimischer Lebensmittel sein. „Durch den Country-of-Origin-Effekt ist alleine durch den Preisauftrieb für heimische Nahrungsmittel ein Umsatzwachstum von Euro 31,5 Mio. im Jahr 2015 möglich, ergibt die Hochrechnung der KMU Forschung Austria. Durch die Impulse der EXPO ergeben sich auf längere Sicht noch weitere ökonomische Effekte: ein Mehrabsatz bei der Menge sowie Ausstrahlungseffekte auf andere Produktgruppen“, so Ruzicka. Doch auch im Tourismus wird mit konkreten Zahlen gerechnet: „Im Bereich Tourismus kann eine erfolgreiche Imageprofilierung der Destination Österreich im Zuge der EXPO laut einer 2 Hochrechnung der KMU Forschung Austria zu einem Plus von rund 61.000 Nächtigungen jährlich führen. Das würde auf Basis der derzeitigen Tourismus-Nachfrage zusätzliche Erlöse von rund 6,3 Millionen Euro jährlich bringen.“ Auf diese Einschätzungen reagieren die Österreicher übrigens höchst optimistisch. Eine Umfrage von GfK Austria im Auftrag des EXPO-Büros in Wien unter 1.000 Befragten zeigt, dass 84 % eine Teilnahme an der Weltausstellung 2015 für sehr oder eher wichtig halten. 63 % der Befragten erwarten durch eine Beteiligung neue Wirtschaftskontakte für Österreich, 51 % sehen positive Effekte für den Tourismus. Trends und Themen Warum die Wahl des Mottos auf Umwelt und Natur fiel, erklärt Ruzicka so: „Die EXPOs der vergangenen Jahre befassten sich verstärkt mit diesen Themen. Mit knapper werdenden Ressourcen, einer wachsenden Weltbevölkerung und sich ändernden Gesellschaftsstrukturen werden auch Zukunftsvisionen zum verantwortungsvollen Umgang und konkreten Darstellungen dieser Herausforderungen immer wichtiger. Mit dem Generalthema „Feeding the planet. Energy for Life“ wird dieser Trend fortgesetzt. Das Motto ist von hoher Aktualität: Bis zum Jahr 2050 wird die Weltbevölkerung um zwei Milliarden Menschen anwachsen. Dafür soll Bewusstsein geschaffen und Technologien sowie Lösungen sollen aufgezeigt werden, wie mit den begrenzten Ressourcen schonend umgegangen werden kann. „Der heimische Pavillon bietet einen solchen Lösungsansatz“, freut sich Ruzicka. „Mit dem Beitrag breathe.austria stellt Österreich ‚Luft‘ als Nahrungsmittel Nummer eins in den Mittelpunkt: ein 560 Quadratmeter großes Waldstück, dessen ökologische Leistung im Zentrum steht. Die natürlichen Prozesse werden mit moderner Technologie unterstützt und erzeugen dadurch 62,5 kg frischen Sauerstoff pro Stunde – den Bedarf für 1.800 Personen.“ Der Österreich-Pavillon bietet damit im bunten Treiben der Weltausstellung einen Ort der Erholung und zeigt zugleich einen modellhaften Beitrag für urbane Handlungsweisen, denn ein Stück Wald kann einen Stadtteil mit genügend Sauerstoff versorgen, wodurch wiederum auf die nachhaltige Aufforstungspolitik Österreichs verwiesen werden kann oder in Umkehrung auf den weltweiten Rückgang von lebensnotwendigem Baumbestand. Selbst im Gastronomie-Konzept wird das Thema aufgegriffen: Heimische Spitzenköche haben Gerichte für den Österreich-Pavillon mit Zutaten aus Wald und Natur entwickelt. „Österreichs Bewusstsein und der sorgsame Umgang mit seinen natürlichen Ressourcen fügen sich perfekt in das Generalthema ein. Die EXPO ist daher auch eine Chance, österreichische Kompetenz zu zeigen – von Wissenschaft und Architektur über innovative Umwelt-Technologien bis hin zu Kunst und Design“, sagt Ruzicka abschließend. EXPO Mailand 2015 – in aller Kürze: Ort: Termin: Motto: Erwartete Teilnehmerzahl: Erwartetet Besucherzahl: Eintritt / Ein-Tages-Ticket: Infos: 110 Hektar Fläche neben dem Mailänder Messegelände 1. Mai bis 31. Oktober 2015 Feeding the Planet. Energy for Life etwa 150 Staaten und Organisationen 20 Millionen 32 Euro www.expo2015.org | www.expoaustria.at Quelle: ZukunftsBranchen/Das Magazin für Bildungs- und Karrierchancen (07/2014 Nr. 119)