- netzwerklernen

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Universität Augsburg
Philosophisch-Sozialwissenschaftliche Fakultät
Professurfür Mediendidaktik
Seminar: Konnektivismus und Networked Learning
SoSe 2010
Dozent: Prof. Dr. Ehlers
Konnektivismus und soziale Beziehungen
The strengthofweaktiesfor learning: Kann formelles und informelles
Lernen verbunden werden?
Wie können die Erkenntnisse aus den Untersuchungen Granovetters für das
Lernen nutzbar gemacht werden?
Verfasser: Eileen Deml, Kathrin Härtlein, Ramona Pradella
Adresse:
Telefon:
E-Mail:
Studiengang: Medien- und Kommunikationswissenschaften
Fachsemester: 2/4/4
Abgabetermin:
Soziale Beziehungen und Konnektivismus
The strengthofweaktiesfor learning: Kann formelles und informelles
Lernen verbunden werden?
Wie können die Erkenntnisse aus den Untersuchungen Granovetters für das Lernen nutzbar
gemacht werden?
Studenten lernen an der Universität. Ihr Studium soll ihnen die Kompetenzen und das
Wissen für ihre berufliche Laufbahn geben. Das Wissen hierfür erarbeiten sie im Rahmen von
Vorlesungen, Seminaren und Projekten. Diese formellen Lernstrukturen werden immer öfter
mit informellem Lernen verknüpft. Viele Aufgaben müssen sie in Zusammenarbeit mit
anderen Studenten erfüllen. Diese Gruppenarbeit soll neben Fachwissen auch
Schlüsselkompetenzen fördern. Viele Theorien beschäftigen sich damit, wie das studentische
Lernen gefördert werden kann, bzw. wie Studenten agieren können, um bestmögliche
Ergebnisse zu erzielen. Die Studie „The strengthofweakties“ von Mark Granovetter
beschäftigt sich damit, wie Menschen ihre Kontakte zum Wissenserwerb nutzen können. Im
Folgenden beschäftigen wir uns damit, wie die Theorie Granovetters in das Studentenleben
und -lernen miteinbezogen werden kann, um effizientere Lernmethoden zu entwickeln. Wir
beschäftigen uns hierbei mit der Gruppenarbeit an Universitäten. Wie können Studenten die
Kontakte zu Kommilitonen nutzen, um ein effektives Wissensnetzwerk aufzubauen. Arbeiten
sie generell eher mit Freunden oder mit Fremden zusammen? Welche Faktoren erleichtern
die Zusammenarbeit und wie kann man sie mit Granovetters Theorie verbinden? Zunächst
geben wir eine Einleitung in Granovetters Studien. Dann analysieren wir zunächst wie die
studentische Gruppenarbeit momentan aussieht, implementieren den weaktie Ansatz und
schaffen letztendlich eine Verknüpfung zwischen weakties und studentischer Gruppenarbeit,
um eine bestmögliche Arbeitsmethode für Studenten zu entwickeln. Schließlich zeigen wir
die daraus resultierenden Möglichkeiten der Gestaltung für Lernszenarien auf.
1.Lerntheoretische Hintergründe
1.1 Definition des Begriffes „Lernen“
Es gibt keine einheitliche Definition des Begriffes „Lernen“. Meist wird darunter jedoch das
„Aufnehmen, Verarbeiten und Umsetzen von Informationen" (Schilling 1997, S.159)
verstanden.In der Psychologie wird Lernen beispielsweise als ein Prozess definiert, „der zu
relativ stabilen Veränderungen im Verhalten oder im Verhaltenspotential führt und auf
Erfahrung beruht“(Gerrig&Zimbardo 2008: S. 229). Außerdem kann zwischen „formellem“
und „informellem“ Lernen unterschieden werden: Im Gegensatz zum „formellen“ Lernen
findet „informelles“ Lernen außerhalb des formalen Bildungswesens statt also beispielsweise
im Rahmen von beruflichen Aufgaben, Hobby/Interessen oder Alltag.
Die heutige Wissensgesellschaft, in der wir leben, fordert jedoch ein flexibles, aktives und
eigenständiges Lernen und interessiert sich deshalb für Modelle, die Wissen nicht als starr
ansehen, sondern vor allem deren Umwandlung, Anpassung und Erneuerung fordern. (Vgl.
Moser 2008: S. 53)
1.2 Lernen im Konnektivismus
Ein solches Modell ist beispielsweise der Konnektivismus nach George Siemens, den dieser
auch als „Lerntheorie für das digitale Zeitalter“ (Siemens 2005) bezeichnet. Während sich in
die anderen Lerntheorien wie Behaviorismus, Kognitivismus und Konstruktionismus dem
Lernen ausschließlich innerhalb einer Person widmen,berücksichtigt Siemens das Lernen
außerhalb des Indivisduums in Organisationen, Gemeinschaften (Communities) und
vernetzten Strukturen(http://widawiki.wiso.uni-dortmund.de/index.php/Konnektivismus
2005).
Der Konnektivismus fokussiert die veränderten Lernbedingungen durch Technologie,
Vernetzung und Informations-Overkill und thematisiert das Lernen als Bilden von
Zusammenhängen im Rahmen von Netzwerken. Da es in der globalisierten Welt viel weniger
möglich ist als früher, alle benötigten Erfahrungen selbst zu machen, ist das Wissen Wo man
spezifische Informationen findet wichtiger, als das Wie und Warum: Know-how andknowwhat is beingsupplementedwithknow-where (the
understandingofwheretoknowledgeneeded).
Der Konnektivismus beschäftigt sich also mit der Verknüpfung von spezialisierten
Informationen in Netzwerken: „Wir müssen uns mit anderen Knoten (Menschen, Inhalten,
Wissen) zusammenschließen, um Herausforderungen eines komplexen Informationsklimas
aufzunehmen“ (Siemens 2006, S.120). Wichtig ist deshalb nicht allein die Kreation von
Wissen, sondern die Co-Kreation. (Vgl. Moser 2008:S. 67)
1.3 Lernen in Gemeinschaften und Netzwerken
Da der Aspekt des „kooperativen Lernens“ nach Geroge Siemens also zunehmend
wesentlicher wird und das Lernen immer weniger ausschließlich individuell sondern in
Gemeinschaften erfolgt, interessiert vor allem das Lernen in Gruppen. Der Begriff der
Gruppe ist ein „Konstruktbegriff“ und zeichnet sich dadurch aus, dass Mitglieder sich als
zusammengehörig erleben und definieren, gemeinsame Ziele und Normen für einen
bestimmten Verhaltensbereich teilen, Ansätze von Aufgabenteilung und
Rollendifferenzierung entwickeln, mehr Interaktionen untereinander als nach außen haben,
sich mit einer gemeinsamen Bezugsperson oder Aufgabe identifizieren und sich räumlich
und/oder zeitlich von anderen Individuen der weiteren Umgebung abheben(Vgl. Spieß et al.
1999:S. 104).
Solche „Gruppenarbeiten“ erfolgen auch in der Universität zwischen Studenten in
sogenannten „Projektgruppen“. Bei diesen Projektgruppen handelt es sich um Vorhaben, die
im Wesentlichen durch Einmaligkeit der Rahmenbedingungen, Zielvorgabe, zeitliche,
personelle oder andere Beschränkungen gegenüber anderen Vorhaben und durch eine
projektspezifische Organisation gekennzeichnet sind. Die Teilnahme ist nicht freiwillig,
sondern resultiert aus einem Arbeitsauftrag (Vgl. Spieß et al. 1999: S. 110). Um die
Gruppenstrukturen zu beschreiben, benötigt man die Soziometrie. Diese befragt
Gruppenmitglieder beispielsweise mit wem sie am liebsten zusammenarbeiten und ermittelt
hierfür zwei Faktoren: den Beliebtheits- und den Tüchtigkeitsfaktor, auf die später nochmals
genauer eingegangen wird( Vgl. Spieß et al. 1999: S. 113).
1.4Beziehungen in Netzwerken: Granovetters Gegenüberstellung von „strong
ties“ und „weakties“
Der amerikanische Soziologe Mark Granovetter unterscheidet in seiner Studie „The
strengthofweakties“ zwischen „strong ties“ und „weakties“. Die Zuordnung derjeweiligen
Beziehungsstärke macht er von den Faktoren „verwendete Zeit (gemeinsam verbrachte Zeit
der Akteure)“, „emotionale Intensität“, „Intimität (ausgedrückt im gegenseitigen
Vertrauen/Verständnis)“ und „Reziprozität (Gegenseitigkeit der Beziehung)“ abhängig.
Zwischen den am Netzwerk beteiligten Akteuren können starke, schwache oder abwesende
Beziehungen existieren. In Granovetters Grundmodell sind drei Akteure A, B und C gegeben.
Während A und B eine starke Beziehung halten, ebenso wie A und C, ist zwischen B und C
keine Beziehung (abwesende Beziehung) festzustellen.
Nach Granovetter führen die intensiven Beziehungen zwischen A und B und A und C dazu,
dass auch eine Beziehung zwischen B und C entsteht. Die fehlende Beziehung ist außerdem
unwahrscheinlich, da B und C durch die jeweiligestarke Beziehung zu A voneinander wissen
und sich B und C demzufolge eventuellähneln, sodass ein positiver Druck entsteht, Kontakt
herzustellen.
Mit steigender Intensität einer Beziehung steigt also die Anzahl gemeinsamer Freunde. Die
Bedeutung schwacher Beziehungen liegt damit in der Versorgung des einzelnen Akteurs mit
Informationen, die einen Neuigkeitswert besitzen. Je mehr schwache Beziehungen ein
Individuum hat, desto stärker ist der Informationsfluss zwischen den verschiedenen
ansonsten unverbundenen Gruppen.(Vgl. Haffner 2007: S.1-2)
Granovetters Studie „Getting a Job“von 1974 belegt dessen Theorie, dass die Qualität der
Informationen und deren soziale Distanz bei schwachen Beziehungen höher ist, als bei
starken. In dieser Studie untersuchte er, wie Ingenieure in Boston an eine neue Stelle kamen
und stellte fest, dass es nicht enge Freunde oder Stellenanzeigen waren, die den meisten zu
einer neuen Arbeit verhalfen, sondern entfernte Bekannte, über die Informationen über
freie Arbeitsstellen flossen.Granovetter erklärte dies dadurch, dass die engen Freunde
deswegennicht besonders hilfreich sein konnten, weil sie weitgehend über dieselben
Informationenverfügen, wie der Informationsbedürftige selbst und die anderen Mitglieder
im Freundeskreis. In diesen starken Beziehung steckt zwar eine höhere Motivation sich
gegenseitig zu helfen,aber die Vermittlung von wertvollen Informationen fällt weg. (Vgl.
Stegbauer: S.2)Personen dagegen, mit denen man nur schwache Beziehungen pflegt, die
man nurgelegentlich sieht, verfügen über entscheidende Informationen, die außerhalb der
Reichweite der eigentlichenBezugsgruppe liegen. So gaben 55,6 % der Befragten an, dass sie
einen neuen Job über soziale Kontakte zu Personen fanden, die sie nur gelegentlich sehen.
Das bedeutet, dass, wenn man entferntere Bekannte nach offenenStellen fragt, die Vielfalt
der Informationen wesentlich größer ist und dadurch dieWahrscheinlichkeit steigt, eine freie
Stelle zu finden.
Granovetter weist mit seiner Theorie also nicht nur auf die Wichtigkeit schwacher
Beziehungen hin, sondern auch auf die Redundanz von Informationen innerhalb einer
Gruppe mit engen Beziehungen.
2. Ausgangssituation der studentischen Gruppenarbeit
Zahlreiche Studiengänge verlangen von den Studenten mehr als nur das eigentliche Lernen.
Sie müssen oft in Gruppen zusammenarbeiten, Referate machen und im Team
aufkommende Probleme lösen. Ihre sozialen Fähigkeiten sind gefragt. Können sie offen auf
Fremde zugehen oder fällt ihnen dies sehr schwer? Vielen wird dieses Problem erleichtert,
indem sie mit Menschen zusammenarbeiten, die sie kennen: Ihre Freunde. Man muss sich
nicht mehr kennenlernen, da man jede Eigenschaft des anderen schon kennt und weiß, dass
alle einem Strang ziehen, anstatt zu Konkurrenten zu werden. Viele Gemeinsamkeiten und
eine Vertrauensbasis erleichtern eventuell das gemeinsame Arbeiten. Oder ist es genau
umgekehrt? Arbeiten viele Studenten doch lieber mit Fremden zusammen, da sie gerne
neue Kontakte knüpfen?
2.1 Umfrage im kleinen Rahmen an der Universität Augsburg
Mit einer kleinen Umfrage, die wir per Email an Studenten der Universität Augsburg
geschickt haben, wollten wir herausfinden, wie Studenten Gruppenarbeit empfinden und ob
sie lieber mit ihren Freunden oder mit Kommilitonen, die sich noch nicht kennen,
zusammenarbeiten. Zunächst haben wir den Freundschaftsbegriff bestimmen lassen und
daraufhin die Vor- und Nachteile der Gruppenarbeit mit Freunden erfragt.…..(Link zum doc
mit der Umfrage). Aufgrund der sehr kleinen Stichprobe kann die Umfrage jedoch keinen
Anspruch auf Repräsentativität erheben.
Die Umfrage hat ergeben, dass die meisten Studenten lieber mit ihren Freunden arbeiten.
Wenn dies nicht möglich ist, nehmen sie es aber auch in Kauf erst neue Leute
kennenzulernen, um mit diesen dann zu arbeiten. Freunde wurden dabei als Personen
definiert, auf die man sich verlassen kann und mit denen man offen über alles reden kann.
Mit ihnen soll man viel Spaß haben und dennoch effizient zusammen arbeiten können. Des
Weiteren sollte die Person sich öfter melden, um nachzufragen, wie es einem geht oder um
etwas zu unternehmen.
Effektive Gruppenarbeit entsteht, wenn die einzelnen Teilnehmer sich gut verstehen, bzw.
gut miteinander auskommen. Dies ist auch einer der Gründe, warum den Studenten die
Arbeit mit Freunden, wenn möglich, lieber ist, da sie ihnen vertrauen und wissen auf wen sie
sich verlassen können.
„[…]in situations where group dynamics and the challenge of working effectively as a group
are an expected part of the learning, effective group work may be facilitated by staff forming
the groups. In this case, it may be useful to consider matching group members; for example,
students of similar ages or with similar backgrounds may work well together, depending on
the nature and content of the task or project. Or it may suit the purpose and function of the
group to 'mix them up' randomly. In either case, ensuring cohesiveness so that group time
and effort is spent on the task, rather than on developing cohesiveness and dealing with
unproductive conflict.”(Vgl.
http://www.cshe.unimelb.edu.au/assessinglearning/03/group.html ).
Einige Studenten gaben an, dass sie sich in einer bekannteren Umgebung auch wohler
fühlten, offener seien und so besser arbeiten können. Diese Vertrauensbasis garantiere
auch, dass man Spaß zwischen der Arbeit haben könne und schnell wieder zum Thema
kommen könne, ohne den anderen womöglich zu verletzen. (Link zu Ergebnis doc.) Die
Studenten gaben an, dass sie zwar die Vertrauensbasis zu Freunden bei der Gruppenarbeit
schätzten, aber auch glauben, dass neue Kontakte ihnen beim Studium oder für oder im
späteren Berufsleben mehr helfen könnten.
Den Ergebnissen und Gesprächen mit unseren Kommilitonen nach zu urteilen, tendieren
Studenten eher zu „strong tie“ –Beziehungen, da sie so wissen, wie das Ergebnis der
Gruppenarbeit wohl wird und sie sich Zeit für das Kennenlernen neuer Kontakte „sparen“.
2.2 Vergleich zu Granovettersweak- tie Ansatz
Die Umfrage hat ergeben, dass Studenten lieber mit ihren strong-tie Kontakten lernen. Im
Mittelpunkt steht für sie bei der Gruppenarbeit die Leistung der Gruppe und nicht
dersEinzelnen. Erfolgreiche studentische Gruppenarbeit setzt voraus, dass alle Beteiligten an
einem Strang ziehen, nicht zu Konkurrenten werden und sich gegenseitig unterstützen, da
ihre gemeinsame Leistung am Ende zu einer Note führt. Eine Gruppenote verstärkt hierbei
den Zusammenhalt im Team. Individualnoten führen oft zu Konkurrenzdruck und
Zufriedenheit bei den Studenten, wenn sie die Notengebung nicht nachvollziehen können.
Außerdem können Rollenverteilungsprobleme auftreten: „Studierende haben das
Wettbewerbsprinzip teilweise stark verinnerlicht und müssen von den Vorteilen kooperativer
Ansätze überzeugt werden. Bei mangelnder Akzeptanz von Gruppenarbeit müssen Sie mit
entsprechenden Prozessverlusten rechnen: Einzelne dominieren die Gruppenarbeit, während
Andere diese Rollenverteilung aus pragmatischen Gründen akzeptieren und Dritte sich von
vornherein auf ihre Gruppenmitglieder verlassen und den eigenen Arbeitsaufwand
minimieren.“ (Vgl. http://www.e-teaching.org/lehrszenarien/seminar/gruppenarbeit/). Die
Studenten erwarten Unterstützung der anderen und arbeiten gemeinsam an einem
Gruppenergebnis. Dies stellt auch einen Gegensatz zu GranovettersErgebnissen zu weakund strong-tie (vgl.
http://www.google.de/url?sa=t&source=web&cd=4&ved=0CDMQFjAD&url=http%3A%2F%2
Fciteseerx.ist.psu.edu%2Fviewdoc%2Fdownload%3Fdoi%3D10.1.1.128.7760%26rep%3Drep
1%26type%3Dpdf&rct=j&q=weak+ties+strong+ties&ei=gZkOTNyuNoqX_Qaj94HtDQ&usg=AF
QjCNGHZplC6yc0_UwUSHZuWHSfQYLj5A) dar : Bei Granovetter agieren Einzelne alleine und
nutzen ihre Verbindungen zu anderen nur, um an Informationen zu gelangen, die ihnen
selbst helfen. Bei der Gruppenarbeit steht aber das Team als solches im Vordergrund. Die
schwachen und starken Verknüpfungen zu Kommilitonen und Freunden sollen im Gesamten
genutzt werden, um nicht nur den Einzelnen, sondern letztendlich seine Projektgruppe
weiter zu bringen. Bei Freunden wissen die Gruppenmitglieder, dass diese die Gruppe nicht
„missbrauchen“ würden und damit nur auf sich selbst schauen würden. Durch die Basis des
Vertrauens wissen sie, dass Freunde sie nicht ausnutzen oder die Gruppenleistung in Gefahr
bringen würden.
2.3 Implikation des weak-tie-Ansatzes in das studentische Arbeiten
Granovettersweak- und strong-tie Ansatz setzt voraus, dass Menschen eher offen sind und
es ihnen leicht fällt neue Leute kennenzulernen. Sie dürfen nicht zu schüchtern sein, da
ihnen sonst das Knüpfen neuer Bekanntschaften schwer fallen würde. Nachdem sie sich
einen weiteren „Bekanntenkreis“ oder ein Netz an weak-tie-Kontakten aufgebaut haben,
können sie laut Granovetter diese Verbindungen zur Informationsbeschaffung nutzen. Dies
stellt ein sehr effektives und pflegeleichtes Informationsnetzwerk dar. In einer Freundschaft
müssten die Verbindungen zu anderen gepflegt werden, damit sie nicht
auseinanderbrechen. Der Verlust eines Freundes kann ein Loch im freundschaftlichen
Netzwerk und damit im Informationsnetzwerk bedeuten. Immer mit Freunden
zusammenarbeiten zu wollen, scheint somit auf längere Sicht mühsam, da man diese
Kontakte auch pflegen muss, wenn man sie nicht selbst braucht. Jedoch ist Freundschaft ein
wichtiger Bestandteil des Studiums und des Lebens selbst und die Studenten sind nicht so
sehr egoistisch, als dass sie ein Informationsnetzwerk, dass nur auf Freunden basiert,
aufgeben würden, um sich ein reines weak-tie-Netzwerk aufzubauen. Es gilt also diese
beiden Netzwerke, das freundschaftliche im Sinne der Studenten und das weak-tie-System
im Sinne Granovetters zu vereinen. Granovetter erklärte, „dass enge Freunde bei
bestimmten Problemen nicht besonders hilfreich sind, weil sie weitgehend über dieselben
Informationen verfügen, wie der Informationsbedürftige selbst und die anderen Mitglieder
im Freundeskreis. Personen dagegen, mit denen man nur schwache Beziehungen pflegt, die
man nur gelegentlich sieht, verfügen über Informationen, die außerhalb der Reichweite der
eigentlichen Bezugsgruppe liegen. (Vgl. http://www.soz.unifrankfurt.de/Netzwerktagung/Stegbauer-Freundschaften.pdf). Wenn man mit weak-tiePersonen Gruppenarbeit angeht, muss die Gruppe sich erst einmal kennenlernen, um ein
angenehmes Arbeitsumfeld zu schaffen. Wie kann man dennoch Granovetter’s Ansatz
effektiv in das studentische Lernen einbauen?
Die Studenten sind Teil eines (Freundes-)Netzwerks an ihrer Universität. Sie erleben viel mit
ihren Kommilitonen, knüpfen verschieden intensive Verbindungen zu anderen und nutzen
diese auch um gemeinsam zu lernen und an Projekten zu arbeiten. Die entstandenen
Freundschaften, die über das Unileben hinausgehen, dürfen einer effektiven Gruppenarbeit
nicht im Weg stehen. Dies könnten sie z. B. wenn die Teilnehmer durch anderenThemen von
der Arbeit abgelenkt werden.
Wenn man dieses Strong-tie-Modell mit Granovetter’s Ansatz verknüpft, wird deutlich, dass
die Studenten mehr weak-tie-Beziehungen bilden müssen, um auf deren Informationsgehalt
zugreifen zu können. Daraus ergibt sich, dass Studenten allgemein viel offener im Alltag sein
müssen und jeden Gelegenheit nutzen sollten, neue Kontakte, und damit weak-ties, zu
knüpfen und „crucialbridges“ zu formen. Jedoch dürfen die strong-ties nicht aufgeben
werden, da auch diese immer wieder neue Kontakte aus den weak-ties des besten Freundes
ergeben können. Verschiedene virtuelle Netzwerke, Lernplattformen oder der Beitritt in die
Fachschaft des Studiengangs ermöglichen es, schnell neue Leute kennenzulernen, und so
neues Wissen zu generieren.
3.Folgerungen: informelle und formelle Lernszenarien mit weak und
strong ties
3.1 Informelles Lernen mit weakties und das Lernnetzwerk als Lernszenario
3.1.1Zusammenfassung der wichtigsten Potenziale des informellen Lernens
Das informelle Lernen ist eine „natürliche Begleiterscheinung des täglichen Lebens.“ (BMBF,
2008, S. 8) Gerade in der heutigen Zeit, in der das Leben immer schnelllebiger wird und man
sich ständig neuen Technologien und Entwicklungen anpassen muss, wird deshalb das
Konzept des lebenslangen Lernens immer interessanter. Und genau für diesen Zweck eignet
sich das informelle Lernen sehr gut. „Im Sinne lebensbegleitenden Lernens finden in ihnen
kontinuierliche Lernprozesse statt, die das bisherige (…) Lernen verändern und dem
informellen Lernen eine zentrale Rolle zuweisen.“ (Dehnbostel, 2003, S. 3)
Der wohl wichtigste Vorteil des informellen Lernen ist in unserem Zusammenhang jedoch,
dass „informelles Lernen ein instrumentelles Lernen, ein Mittel zum Zweck [ist]. Der Zweckist
– im Gegensatz zum formalen Lernen – nicht das Lernen selbst“ (BMBF, 2001, S. 19), sondern
das Erwerben der Fähigkeit zum besseren Lösen von Aufgaben.
Genau das ist auch Ziel der LerntheorieKonnektivimus – nicht das Erwerben von Wissen
steht im Vordergrund, sondern das Erwerben der Fähigkeit, zu wissen, wo welche
Informationen zu finden sind. Und eben diese Informationen erhält man laut Granovetter –
auf den sich der Konnektivismus beruft – eher von Menschen, zu denen man keine engen
sozialen Beziehungen pflegt, da hier die Interessen und Lebenswelten sehr ähnlich sind (Link
zu Kapitel 1).
Aus dieser Ähnlichkeit zwischen informellem Lernen und dem Lernziel des Konnektivismus
kann abgeleitet werden, dass auch für das informelle Lernen gilt, worauf sich der
Konnektivismus beruft: ‚weakties‘ sind informationshaltiger und deshalb besser für das
informelle Lernen geeignet, wenn es darum geht Kompetenzen und nicht Wissen an sich zu
erwerben.
Ein Beispiel, das zeigt, wie informelles Lernen und die Vorteile von ‚weakties‘ verknüpft
werden können ist das Lernnetzwerk.
3.1.2Das Lernnetzwerk (learning network) als Lernszenario des informellen Lernens mit
weakties
Das Wentworth InstitueInstitute of Technologydefiniert das persönlicheLernnetzwerkals“the
collection of people with whom you engage and exchange information. They are the group of
people who contribute to your knowledge and understanding of topics in your field and
beyond. (…) The tools make it easy to find, connect with, and engage social contacts, peers,
authors, experts and anyone with similar interests. Personal Learning Networks extend your
learning through increased reflection, while enabling you to learn as part of a global
community. (…) A PLN is generally considered to be an informal learning opportunity
(…).”(Wentworth Institueof Technology, S. 2)
„Die Lerner erzeugen meist über innovative Praxisbereiche neues Wissen und vermitteln
dieses wechselseitig mit Hilfe von vielfach schriftlichen Mitteilungen. Es handelt sich um eine
offene Vereinigung bei der jeder Gebender und Nehmender ist und wechselseitige Hilfe bzw.
Unterstützung als Voraussetzungen angesehen werden. Die Vereinigung besitzt keinen
hierarchischen Aufbau. Beispiele: Vereine, Genossenschaften, die z.B. durch "Tips" in
Vereinszeitschriften praktische Erfahrungen weitergeben (Prinzip der Uneigennützigkeit).“
(Löffelholz / Pletzer /Witte, 2008)
„Ein Lernnetzwerk beruht auf drei didaktischen Prinzipien:
 Erfahrungsbezogenes Lernen, d.h. das Wissen steht in enger Beziehung zu zentralen
konkreten und alltäglichen Aufgaben bzw. Problemen.
 Wechselseitiges Lernen, d.h. es besteht eine symmetrische Sozialbeziehung zwischen
den Mitgliedern und jeder erhält von allen uneingeschränkt Wissen.
 Dynamisches Wissen, d.h. nur nutzbares Wissen ist im Netzwerk gespeichert. Der
Besitz von Wissen ist Nebensache, nur die Weitergabe wird honoriert.“
(vgl. Löffelholz / Pletzer /Witte, 2008)
„Ein Lernnetzwerk sollte ein für alle offenes Tummelfeld für ein situativproblemlösungsbezogenes, lebenssinnerschließendes und kompetenzentwickelndes Lernen
sein, das, wie es die skandinavischen Bildungsminister projektiert haben, zu einem neuen
„Volkssport“ werden soll.“ (Dohmen, S. 10)
Zusammenfassend kann man sagen, dass sich in einem Lernnetzwerk viele Personen
befinden, die untereinander wohl nur schwache soziale Bindungen unterhalten, da es
aufgrund der Gruppengröße nicht möglich ist, alle Mitglieder gut zu kennen. Ziel des
Lernnetzwerks ist nicht der Besitz von Wissen, sondern dessen Weitergabe und daraus
entstehende Kompetenz. Zudem findet sich das Lernnetzwerk oft in informellen Kontexten
wieder. Das Lernnetzwerk verwirklicht also quasi die Lerntheorie des Konnektivismus, indem
es den Mitgliedern mit schwachen sozialen Beziehungen Kompetenzen, nicht Faktenwissen
vermittelt.
3.2 Formelles Lernen mit strong ties und die Lerncommunity als Lernszenario
3.2.1 Zusammenfassung der wichtigsten Potenziale des formellen Lernens
Formelles und informelles Lernen bilden einen Gegensatz. Ein großer Vorteil des formellen
gegenüber des informellen Lernens ergibt sich aus der Definition von formellem Lernen,
denn „formales Lernen findet in Bildungs- und Ausbildungseinrichtungen statt und führt zu
anerkannten Abschlüssen und Qualifikationen“ (BMBF, 2008, S. 8). Formell erlangtes Wissen
kann also im Gegensatz zum informellen Wissen zertifiziert werden und ist vergleichbar.
Mertens sieht formelles Lernen auch als Grundlage für informelles Lernen: „Formelles Lernen
leistet Beschreibbarkeit von Phänomenen – einheitlicher Wortschatz, einheitliche
Begrifflichkeit, einheitliches Verständnis von Prozessen. (…) Informelles Lernen existiert in
irgendeiner qualitativen Ausprägung nur, weil vorher formelles Lernprozesse stattgefunden
haben. (…) Ohne gute formelle Lernprozesse, fast unbrauchbare informelle Lernprozesse.“
(Berger, 2008) Während informelles Lernen das „know-how“ bzw. „know-where“ fördert, ist
formelles Wissen also meist Faktenwissen – also „know-what“.
Hier kann man ebenfalls die Lerntheorie des Konnektivismus wiederfinden – allerdings
spricht das formelle Lernen grundsätzlich gegen die Idee von Siemens, da es als Ergebnis
vornehmlich Faktenwissen produziert.
Da unsere Umfrage gezeigt hat, dass Studenten die Gruppenarbeit (im formalen Kontext der
Universität) mit Freunden, also ‚strong ties‘, bevorzugen, zeigt das folgende Beispiel der
Lerncommunity, wie man mit engen sozialen Beziehungen in formellen Kontexten lernen
kann.
3.2.2 Die Lerncommunity (learning community) als Lernszenario des formellen Lernens
mit strong ties
„Per Definition stellt eine Learning Community eine Lern(er)gemeinschaft dar, ‚[…]in der
Personen zusammengeschlossen sind, die sich gemeinsam mit einem bestimmten Thema
intensiv auseinandersetzen wollen, gemeinsam lernen, schon vorhandenes Wissen
austauschen und gemeinsam an Problemstellungen arbeiten‘“ (Widawiki, 2009).
„Learning communities werden in den USA, aber in den letzten Jahren auch in Deutschland,
als Möglichkeit angesehen, einen neuen Weg zu beschreiten, um das Lernen in der
schulischen und beruflichen Aus- und Weiterbildung neu zu gestalten. (…) kann Wissen nur
dann entstehen, wenn es durch einen aktiven und individuellen Konstruktionsprozess
gewonnen wird, und nicht einfach von einer Person (z.B. Lehrer) zu einer anderen Person (z.
B. Schüler) transportiert wird. (…) Als Mittel zum Wissenserwerb sehen sie es daher als
unumgänglich an, dass Lernen und Arbeiten in Gruppen mit Unterstützung von Hilfsmitteln
und unter Berücksichtigung der Anwendungsbedingungen erfolgt. (Widawiki, 2009)
„Learning Communities lassen sich, in Abgrenzung zu anderen Formen von Communities, wie
z. B. den Communities of Practice, in den Bereich des formalen Lernens im Rahmen einer
Bildungsmaßnahme einordnen. Das bedeutet, dass die Community sich nicht frei zusammen
findet, sondern durch die Rahmenbedingungen (z.B. Schule) im Anfangsstadium stark
instruktional (z. B. durch den Lehrer) geführt und geprägt wird. Die Lehrperson übernimmt
dabei innerhalb der Learning Community in der Anfangsphase eine führende Rolle, die dabei
hilft, Ziele zu definieren und Impulse für die Vorgehensweise zu geben. Im Laufe der Zeit
übernimmt sie mehr und mehr die Rolle eines Coaches, bleibt bei auftretenden Problemen der
Ansprechpartner und zieht sich mit der Zeit immer weiter zurück, was auch fading bezeichnet
wird.“(Widawiki, 2009)
“Typical learning communities share a range of features. Probably the most important of
these is that the members are passionate about their subject or field and feel a commitment
towards their community. They will regularly take part in community activities (…). Effective
communities tend to be relatively small, that is 6-24 people; the group should be small
enough for members to form relationships and get to know each other well.“ (Lewis / Allan,
2005, S. 10)
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Lerncommunities vor allem auf kleine
Gruppen und Vertrauen zwischen den Gruppenmitgliedern setzen, wodurch man sich
zusammen intensiv mit einem Thema auseinandersetzen kann und sein Wissen, auch
Faktenwissen, erweitern kann. Die Lerncommunities zeigen, wie man auch mit engen
sozialen Bindungen und in formellen Kontexten, was eigentlich beides der Theorie des
Konnektivismus wiederspricht, effizient lernen kann. Auch unsere Umfrage hat gezeigt, dass
die Studenten der Universität Augsburg auf Vertrauen und Zuverlässigkeit der Freunde
setzen, wenn sie in Gruppen arbeiten müssen.
4. Intergrationsmöglichkeiten von informellem und formellem
Lernen – Integration der learning communities und der learning
networks
Mit dem Lernnetzwerk und der Lerncommunitywurdenin Bezug auf den Konnektivismus
zwei sehr gegensätzliche Lernszenarien gegenübergestellt, obwohl sie auf derselben
Grundlage basieren: dem Lernen in Gruppen. Jedoch stimmt die Idee des Lernnetzwerks
exakt mit der Idee des Konnektivismus überein. Die Lerncommunity hingegen widerspricht
der Idee von schwachen Bindungen, die Informationen über den Aufenthaltsort von Wissen,
jedoch kein Wissen an sich bringen.Die Lerncommunity setzt in formellen Kontexten auf
Vertrauen und damit auf ‚strong ties‘, während das Lernnetzwerk vor allem in informellen
Kontexten zu finden ist und auf die ‚weakties‘ setzt, die mehr Informationen einbringen.
Da jedoch Studenten in erster Linie in formellen Kontexten lernen (müssen), und dies, wie
bereits erwähnt auch in unserer Umfrage deutlich wurde, am liebsten mit ihren Freunden
tun, drängt sich die Frage auf, ob man die beiden Lernszenarien in irgendeiner Weise
verbinden kann, um so den Vorlieben der Studenten und der Theorie des Konnektivismus
gerecht zu werden. Oder allgemeiner gesagt: Wie kann man informelles Lernen mit
weaktiesund formelles Lernen mit strong tiesverbinden?
Ziel ist es also nun, einen Kompromiss zwischen den beiden doch recht verschiedenen
Lernszenarien zu finden, um somit die Vorteile beider Formen nutzen zu können.
Die folgende Tabelle soll deshalb zunächst nochmals einen Überblick über die wichtigsten
Vorteile der beiden Lernszenarien geben:
Lerncommunity
 Man kennt sich gut.
 Man vertraut sich.
 Man kann intensiver miteinander arbeiten
und sich mit einem Thema
auseinandersetzen.
 Man weiß schnell, wer was kann und weiß.
Die Gruppe ist überschaubar.
 Man eignet sich auch Wissen an, nicht nur
Informationen über den Ort von Wissen und
bleibt damit für die Anderen wichtig.
 Man entwickelt ein Gemeinschaftsgefühl,
was der Isolation entgegenwirkt und
Verantwortung für die Gruppe fördert, was
wiederum ein sozialer Aspekt ist.
Lernnetzwerk






Man hat viele verschiedene Kontakte zu
verschiedenen Menschen.
Man hat dadurch Zugang vielen
verschiedenen Informationen.
Es herrscht ein guter Informationsfluss,
weil jeder sein Wissen über Informationen
preisgibt.
Die „Kompetenz-Kompetenz“steht im
Vordergrund, nicht die Aneignung von
Faktenwissen.
Ein Lernnetzwerk ist nicht hierarchisch
aufgebaut.
Ein Lernnetzwerk beruht auf dem Prinzip
der Uneigennützigkeit, d.h. jeder gibt sein
Wissen weiter.
Zunächst sollen verschiedene Aspekte der Lerncommunities in die Lernnetzwerke integriert
werden, um die Idee der Lernnetzwerke, die im Kern der Idee des Konnektivismus
entsprechen, zu „verbessern“ und den Vorlieben der Studenten anzupassen.
Eine erste Idee wäre es, den wichtigsten Aspekt der Lerncommunities, den auch die
befragten Studenten als ausschlaggebend angeben, auch in die Lernnetzwerke einzubringen
– das Vertrauen. So könnte man erreichen, dass ein sozialer Aspekt vermehrt auch in die
Lernnetzwerke gebracht wird. Denn an sich ist das Lernnetzwerk zwar durchaus sozial –
immerhin geht es um das Lernen in Gruppen –jedoch ist der soziale Aspekt doch eher
untergeordnet. So übernimmt beispielsweise keines der Mitglieder wirklich Verantwortung,
auch ob man sich als Einzelner wirklich auf die anderen Mitglieder verlassen kann ist so nicht
gesichert. Es wäre wichtig diese Aspekte zumindest ansatzweise in die Lernnetzwerke zu
bringen, dann könnte man Egoismus und Isolation verhindern.
Eine weitere Möglichkeit, die Lernnetzwerke zu verändern, wäre es, ein großes
Lernnetzwerk in mehrere kleine Lerncommunities mit Experten zu verschiedenen Themen zu
untergliedern. Dann hätte man als Mitglied des Lernnetzwerks die Möglichkeit, sich je nach
Bedarf und Interesse auch intensiver mit einem Thema auseinanderzusetzen und auch
tatsächlich formelles Wissen zu erwerben, was ja auch Voraussetzung für weiteres
informelles Lernen ist (vgl. 3.2.1). So ist zwar das Prinzip der Uneigennützigkeit und der
Weitergabe des Wissens weiterhin gewährleistet, jedoch wird so auch der Besitz von Wissen
honoriert. Außerdem wäre dies auch eine gute Möglichkeit mehr Vertrauen, Zuverlässigkeit
und Verantwortungsgefühl in die Lernnetzwerke zu bringen, wenn man mit einzelnen
Personen intensiver zusammenarbeitet. Wenn auch der Besitz von Wissen honoriert wird, so
kann auch garantiert werden, dass man nicht zum reinen Wissensüberträger wird (Link zu
Gruppe 4). Zwar sollte dann immer noch das Prinzip der uneingeschränkten Weitergabe des
Wissens (auch des Faktenwissens) gelten, da sonst die Idee des Lernnetzwerks nicht mehr
funktioniert, wenn jeder sein erworbenes Wissen anschließend für sich behält.
Auf der anderen Seite kann man auch versuchen, verschiedene Aspekte der Lernnetzwerke
in die Lerncommunities zu integrieren, um so den Konnektivismus in den Alltag der
Studenten zu bringen.
Hier wäre es zunächst möglich zu versuchen, die Lerncommunities aus den formellen
Umgebungen herauszulösen und näher an den Alltag zu rücken. Dazu würde wohl gehören,
den hierarchischen Aufbau aufzulösen und so dafür zu sorgen, dass sich alle Mitglieder auf
dem gleichen Wissensstand befinden. So kann garantiert werden, dass sich jeder
gleichberechtigt fühlt und somit sein Wissen gern weitergibt. Auch alltagsnähere Themen
wären dann gefordert, die nicht aus einer Situation in einer formellen Lernumgebung extern
vorgegeben werden, sondern aus dem Alltagsleben resultieren. Zudem wäre noch eine
Abkehr vom Erwerb des bloßen Faktenwissens nötig. Es darf nicht nur darum gehen, selbst
Wissen zu erwerben, sondern auch darum, dieses Wissen zu organisieren und auch
weiterzugeben. Auch die Kompetenzen oder Fähigkeiten, also das instrumentelle Wissen,
müssen eine größere Rolle in Lerncommunities spielen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt wäre es, die Mitgliedschaft in einer Lerncommunity als Zugang
zu einem größeren Lernnetzwerk zu sehen. So sind die einzelnen Mitglieder einer
Lerncommunity ja auch mit anderen Menschen vernetzt, die wiederum wieder Mitglieder in
verschiedenen Lerncommunities sein können. So kann man als Mitglied einer
Lerncommunity über die Mitglieder dieser Community und deren sozialen Kontakten den
Zugang zu einem großen Lernnetzwerk finden und so auch den Zugang zu verschiedenen
Kontakten mit vielen Informationen. Im Prinzip ist das genau der umgekehrte Weg zum
vorhin beschriebenen Unterteilen der Lernnetzwerke in kleinere Communities.
Kompliment von uns, ihr habt einen echt guten Aufbau, der Text ist ziemlich logisch
gegliedert! Wir wissen jetzt zwar nicht, wie Herr Ehlers das will, aber für eine Seite Wiki
scheint mir der Text doch ganz schön lang zu sein… Oder ist das ok, weil man am Anfang der
Wiki-Seite die Gliederungspunkte als Links hat? Müsst ihr euch halt überlegen, ich denke
nämlich, dass der Text vielen Lesern zu lang ist. Aber wie gesagt, müsste man abklären, ob
der Text eher für Herrn Ehlers oder für externe Leser sein soll ;)
Quellenangaben:
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