FRAUEN IM FOKUS DER LANDESREGIERUNG – Aktuelle Debatte 14.11.2012 Sehr geehrter Herr/Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen, meine sehr geehrten Damen und Herren, heute ist ein guter Tag für die Frauen in Europa. EU-Kommissarin Reding hat sich im EU-Streit über die Frauenquote durchgesetzt und bis 2020 wird es eine 40% Quote von Frauen in den Aufsichtsräten geben. Auch der 27. März 2011 war ein guter Tag für die Frauen in BadenWürttemberg. Denn die Wählerinnen haben den Regierungswechsel in BadenWürttemberg herbeigeführt. Es waren 120.000 mehr Frauen als Männer, die bei der letzten Landtagswahl grün gewählt haben und es waren 20.000 mehr Frauen als Männer, die die SPD gewählt haben. Seitdem haben wir zum ersten Mal in der Geschichte des Landes ein Kabinett, das zu 40 Prozent aus Frauen besteht. Alle diese politischen Führungspositionen und Fraktionsämter machen eines deutlich: 1 Frauen sind bei uns gleichberechtigte politische Akteurinnen und übernehmen gemeinsam mit ihren männlichen Kollegen die politische Verantwortung für die Gestaltung dieses Landes - und das ist gut so! Das Wahlergebnis hat die CDU nach fast 60 Jahren männlich dominierten Durchregierens in die Opposition verbannt und CDU-mann fragt sich nun verwundert, warum die eigene Partei im diesem Ausmaß weibliches Wählerinnenpotenzial und Vertrauen in die Politik der CDU verloren hat. Um auf diese Fragen Antworten zu bekommen, hat die CDU das Jahr 2012 zu IHREM Jahr der Frau ausgerufen und hat mit dem Projekt "Frauen im Fokus" eine Umfrage in Auftrag gegeben, die sie darüber aufklären soll, "Was denken Frauen von der CDU". Das Ergebnis dieser Studie war niederschmetternd - für die CDU. Frauen sehen die CDU so gut wie nirgends als kompetent an und weisen vor allem im Bereich Ökologie und Wirtschaft den Grünen den größten politischen Sachverstand zu. Auch bei den Themen Wohlstand, Sicherheit und Bildung liegt die CDU weit abgeschlagen, genauso wie bei den zentralen Themenkomplexen Kinder und Jugend, Vereinbarkeit Familie und Beruf und Soziales. Für die CDU erstaunlich dabei, dass CDU-nahe Frauen eher als CDU-nahe Männer bei vielen Themen die Ansicht des Bevölkerungsdurchschnitt teilen, dazu gehören neben 2 der Frauenquote auch die Bürgerinnen- und Bürgerbeteiligung und der Ausbau der Ganztagsschule. Was anscheinend die CDU erstaunt, bestätigt für uns nur das, was wir immer schon kritisiert haben. Die Politik der schwarz-gelben Landesregierung war nicht dazu in der Lage, sich auf die veränderten Lebenswelten von Frauen (und Männern) einzustellen, geschweige denn diese überhaupt zur Kenntnis zu nehmen. Und erst jetzt, da ihnen die Frauen als Wählerinnen verloren gehen, fällt der CDU auf, dass es sie als relevante gesellschaftliche Gruppe gibt. Wir sind als grün-rote Landesregierung von Anfang an bestrebt, die Lebensrealität von Frauen in Baden-Württemberg zu verbessern und das Land in vielen Bereichen, in denen es ein unrühmliches Schlusslicht im Bundesvergleich darstellte, zu verbessern. Einer der ersten Schritte zur besseren Vereinbar von Familie und Beruf war der Pakt mit den Kommunen, der einen zügigen Ausbau der Kinderbetreuung ermöglicht. Die CDU ließ sich durch eine teure Umfrage bestätigen, was wir Grünen schon lange wissen: Die Ganztagsschule ist für Frauen aus gutem Grund ein wichtiges Thema – wir bauen sie aus. 3 Um der Entgeltungleichheit von Frauen und Männern ein Ende zu setzen, haben wir zusammen mit dem Koalitionspartner eine Bundesratsinitiative eingebracht, in der wir unter anderem auch die Einführung von Lohnmessverfahren und ein Verbandsklagerecht fordern. Wir Grünen setzen uns von der Kinderbetreuung über die Bildung, die Berufstätigkeit, die Familienphase, die Rückkehr in den Beruf, die Pflege Angehöriger bis zum Rentenalter, für gesellschaftliche Rahmenbedingungen ein, die individuelle Entscheidungen für die unterschiedlichen Lebensentwürfe möglich machen und Frauen die gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen. Nein, WIR brauchen keine Umfragen um zu erfahren, was Frauen von Politik erwarten. Wir haben genügend Frauen, die mit uns sprechen, die sich beteiligen und die sich bei uns politisch engagieren. Nein, wir wollen die Frauen nicht im Fokus, sondern mittendrin und gleichberechtigt mit dabei. Und eine wesentliche Voraussetzung um Politik für und mit Frauen zu machen, ist für uns die Repräsentanz von Frauen in den Parlamenten. Denn auch hier 4 liegt Baden-Württemberg an letzter Stelle im Vergleich mit allen anderen Bundesländern. Die CDU hat sich nun ja ein anspruchsvolles Ziel gesetzt. Sie wollen bei der nächsten Kommunalwahl: keine Liste ohne Frauen, nach der nächsten Kommunalwahl: keine Fraktion ohne Frauen, und in Zukunft: keinen CDU-Vorstand ohne Frauen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir wollen mehr. Deshalb werden wir bis Ende des Jahres eine verfassungskonforme Regelung für quotierte Kommunalwahllisten erarbeiten. Repräsentative Demokratie heißt für uns den Anteil von Frauen in den Parlamenten schnellstmöglich zu erhöhen. Selbst wenn die CDU die richtigen Fragen stellt, will sie die Antworten nicht verstehen. Sie will eines nicht wahrhaben: Frauen wollen gleiche Teilhabe. Ich sage Ihnen: Eine Alibifrau in jedem Gremium macht noch keine repräsentative Teilhabe. 5 Ein schönes Beispiel liefert hier die Junge Union. Wie ernst es die Jugendorganisation der CDU mit der Frauenpolitik nimmt, kann man daran ablesen, dass im 23-köpfigen (!) Vorstand der JU Baden-Württemberg, der am Samstag gewählt wurde, sich mit Julia Strunk nur eine Frau befindet. Und die ist als Pressesprecherin automatisch Mitglied der Parteispitze. Womit die CDU sich sichtbar schwer tut, das ist für uns Grüne seit langem eine Selbstverständlichkeit: die Frauenförderung im Parteistatut. Deshalb sehen wir keine andere Möglichkeit als sie mit einer Änderung des Kommunalwahlgesetzes zu ihrem Glück zu zwingen. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit! 6