Document

Werbung
2. Theorie der Steuerhinterziehung
Im folgenden Kapitel werden jeweils zwei Modelle zur Theorie der
Steuerhinterziehung sowohl für die ökonomische Theorie als auch für die
psychologische Theorie exemplarisch dargestellt. In der ökonomischen Theorie der
Steuerhinterziehung wird das traditionelle Modell von Allingham und Sandmo (1972)
dargestellt. Dieses Modell ist von zentraler Bedeutung für die ökonomische Theorie,
da es das erste entwickelte Modell war und daher die Basis für weitere
Modellerweiterungen darstellt. Als zweites Modell wird das Modell von Fortin, Lacroix
und Villeval (2007) dargestellt. Das Modell von Fortin, Lacroix und Villeval (2007)
wurde mit der Intention entwickelt das Modell von Allingham und Sandmo (1972)
durch Einbeziehung sozialer Interaktionen zwischen dem Steuerpflichtigen und einer
Referenzgruppe zu erweitern.
In der psychologischen Theorie wird als erstes das Modell von Weigel, Hessing und
Elffers (1987) dargestellt. Dieses Modell ist eine Zusammenfassung und
Aufarbeitung des damaligen Forschungsstandes und bildet eine gute Basis für die
weitere Forschung. Als zweites Modell wird das Modell von Kirchler und Maciejovsky
(2001) dargestellt. Dieses Modell untersucht die Wirkung von Gewinn- und
Verlustsituation sowie von Wissen über das Steuersystem auf das Ausmaß der
Steuerhinterziehung. Des Weiteren untersucht es demographische Faktoren.
2.1. Ökonomische Theorie der Steuerhinterziehung
2.1.1. Modell von Allingham und Sandmo (1972)
2.1.1.1. Formale Darstellung des Modells von Allingham und
Sandmo (1972)
Das Modell von Allingham und Sandmo (1972) baut auf die Annahmen der
traditionellen Theorie der Ökonomie auf. Die traditionelle Theorie beruht im
Allgemeinen auf neoklassischem Denken (vgl. Schmidtchen (1994)).
1
„Das traditionelle ökonomische Modell der Steuerhinterziehung betrachtet den
Menschen als rationales, amoralisches Wesen, das einzig und allein danach trachtet,
seinen persönlichen wirtschaftlichen Nutzen zu maximieren.“ (Berger und Schneider
(1998), S.18) Es wird also eine stark vereinfachte Wirklichkeit unterstellt, da
psychologische und soziale Einflüsse unberücksichtigt bleiben. Es wird weiters
impliziert, dass „menschliches Verhalten „außengeleitet“ ist. Es wird durch relative
Kosten (Preise) gesteuert, wobei der Erwartungswert der Strafe auf
Steuerhinterziehung in die Menge relativer Kosten (Preise) aufgenommen wird“
(Schmidtchen (1994), S.189).
Allingham und Sandmo (1972) setzen voraus, dass jeder Steuerzahler zwei
verschiedene Möglichkeiten bei der Abgabe seiner Steuererklärung hat. Die erste
Möglichkeit besteht darin, sein Einkommen im vollen Umfang zu deklarieren. Die
zweite Möglichkeit besteht dagegen darin, weniger als sein wahres Einkommen zu
deklarieren. Hierbei gibt es wiederum zwei Möglichkeiten, nämlich die
Steuerhinterziehung wird entdeckt oder sie wird nicht entdeckt. Im 1. Fall der
Steuerhinterziehung ist der Steuerzahler besser gestellt als wenn er sein komplettes
Einkommen deklariert hätte. Im 2.Fall der Steuerhinterziehung ist der Steuerzahler
jedoch schlechter gestellt. Es handelt sich also um eine Entscheidung unter
Unsicherheit, da der Steuerzahler vorher nicht weiß, ob seine Steuerhinterziehung
entdeckt wird oder nicht (vgl. Allingham und Sandmo (1972)).
Jeder Steuerzahler kennt sein Einkommen W. Das Finanzamt kennt jedoch nur das
Einkommen, dass der Steuerzahler deklariert. Dieses deklarierte Einkommen wird
mit X definiert. Die Steuer θ wird nur auf das deklarierte Einkommen X erhoben, da ja
nur dieses dem Finanzamt bekannt ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass die
Steuerhinterziehung entdeckt wird und daher das wahre Einkommen bekannt wird,
beträgt p. Wird die Steuerhinterziehung entdeckt, muss eine Strafsteuer π auf den
hinterzogenen Betrag W-X gezahlt werden, wobei der Strafsteuersatz π die Steuer θ
übersteigt (vgl. Allingham und Sandmo (1972)).
Das Einkommen des Steuerzahlers bei aufgedeckter Steuerhinterziehung beträgt: W
= W – θ * X – π (W – X). Das Einkommen des Steuerzahlers bei erfolgreicher
Steuerhinterziehung beträgt: W = W – θ * X (vgl. Schmidtchen (1994)). Bei
erfolgreicher Steuerhinterziehung werden also nur die Steuern auf das deklarierte
2
Einkommen berücksichtigt, während bei aufgedeckter Steuerhinterziehung auch der
Strafsteuersatz auf das nicht deklarierte Einkommen mit einbezogen wird. Der
Steuerzahler möchte sein Einkommen möglichst maximieren, d.h. er wählt das
Einkommen, das er deklariert so, dass er einen möglichst hohen Nutzen davon hat.
Der Steuerzahler überlegt sich also bei welcher Entdeckungswahrscheinlichkeit er
bereit ist Steuern zu hinterziehen und welchen Teil seines Einkommens er
deklarieren will. Dies lässt sich in folgender Formel darstellen, die eine Kombination
der beiden vorangehenden Formeln darstellt:
E (U) = (1-p) * U(W – θ * X) + p * U(W – θ * X – π(W – X))
(1)
Um die weiteren Ausführungen leichter darzustellen, müssen einige Umformungen
vorgenommen werden. Daher wird festgelegt, dass
Y = W – θ * X und Z = W – θ * X – π(W – X) ist.
(2)
Durch ableiten nach X ergibt sich als Ableitung 1.Ordnung:
-θ (1-p) U`(Y) – (θ – π) p U`(Z) = 0
(3)
Als Ableitung 2. Ordnung ergibt sich:
D = θ² (1 – p) U‘‘ (Y) + (θ – π)² p U‘‘ (Z)
(4)
Für das Modell von Allingham und Sandmo (1972) ist es entscheidend das
0 < X < W gilt. Da die Erfüllung dieser Bedingung jedoch von den Werten der
verschiedenen Parameter abhängt, wird im Folgenden sowohl der erwartete Nutzen
für X = 0 sowie für X = W bestimmt. Dazu setzt man in Formel (3) X = 0 bzw. X = W
ein.
-θ (1-p) U`(W) – (θ – π) p U`(W(1 – π)) > 0
(5)
-θ (1-p) U`(W (1- θ)) – (θ – π) p U`(W (1- θ)) < 0
(6)
Durch Umformung der beiden Formeln erhält man:
p π > 0 [p + (1 – p) (U´(W) / U´(W (1 – θ)))]
3
(5´)
pπ<0
(6´)
Aus der Formel (6´) lässt sich ableiten, dass der Steuerzahler Steuern hinterziehen
würde, wenn die erwartete Strafsteuer auf das nicht deklarierte Einkommen geringer
ist als die reguläre Steuer für diesen Teil des Einkommens gewesen wäre. Aus der
Formel (5´) ergibt sich dagegen, dass die erwartete Strafsteuer auf das nicht
deklarierte Einkommen in diesem Fall größer ist als die reguläre Steuer für diesen
Teil des Einkommens gewesen wäre. Der Steuerzahler würde also in diesem Fall
keine Steuern hinterziehen (vgl. Allingham und Sandmo (1972)).
2.1.1.2. Komparativ-statische Darstellung des Modells von
Allingham und Sandmo (1972)
In der komparativ-statischen Analyse wird untersucht, inwieweit das deklarierte
Einkommen des Steuerzahlers von den Parametern Einkommen W, Steuer θ,
Strafsteuer π und Entdeckungswahrscheinlichkeit p abhängt. Um dies zu
untersuchen gehen Allingham und Sandmo (1972) von der Risikoaversionsfunktion
von Arrow und Pratt aus (vgl. Arrow (1970)). Hier lässt sich zwischen der absoluten
und der relativen Risikoaversionsfunktion unterscheiden:
Absolute Risikoaversion: RA (Y) = - (U‘‘ (Y) / U‘ (Y))
Relative Risikoaversion:
RR (Y) = - (U‘‘ (Y) Y / U‘ (Y)
Es besteht die Annahme, dass die absolute Risikoaversion bei steigendem
Einkommen W abnimmt. Zu der relativen Risikoaversion treffen Allingham und
Sandmo (1972) keine spezifischen Hypothesen. Durch ableiten der Formel (3) nach
W und lösen nach ∂ X / ∂ W erhält man:
∂ X / ∂ W = 1 / D [θ (1-p) U‘‘ (Y) + (θ – π)(1 – π) p U‘‘ (Z)]
(7)
Durch Einbeziehung der absoluten Risikoaversionsfunktion ergibt sich dann:
∂ X / ∂ W = - 1 / D θ (1 – p) U‘ (Y) [RA (Y) – (1 – π) RA (Z)]
4
(8)
Durch die vorher getroffene Annahme, dass die absolute Risikoaversion bei
steigendem Einkommen abnimmt, müsste RA (Y) < RA (Z) gelten. Da das Vorzeichen
des Teils in der Klammer von dem Wert von π abhängt, ist es notwendig, dass π ≥ 1
ist um eindeutig sagen zu können das die Formel (8) insgesamt positiv ist.
Nun betrachten Allingham und Sandmo (1972) die Ableitung ∂ (X / W) / ∂ W um zu
untersuchen ob der Anteil des deklarierten Einkommens W aufgrund von
Schwankungen des Einkommens variiert:
∂ (X / W) / ∂ W = 1 / W² ((∂ X / ∂ W) * W – X)
(9)
Durch einsetzen aus den Formeln (4) und (7) ergibt sich:
∂ (X / W) / ∂ W = (1 / W²)(1 / D) [θ (1 – p) U‘‘ (Y) W + (θ – π)(1 – π) p U‘‘ (Z) W
- θ² (1-p) U‘‘ (Y) X – (θ – π)² p U‘‘ (Z) X]
Durch zusammenfassen und einsetzen aus den Formeln (2) erhält man:
∂ (X / W) / ∂ W = (1 / W²)(1 / D) [θ (1 – p) U‘‘ (Y) Y + (θ – π) p U‘‘ (Z) Z]
(10)
Durch einsetzten aus der Formel (3) ergibt sich schließlich:
∂ (X / W) / ∂ W = (1 / W²)(1 / D) θ (1 – p) U‘ (Y) [RR (Y) – RR (Z)]
(11)
Daraus lässt sich ableiten, dass bei schwankendem Einkommen der deklarierte
Anteil des Einkommens je nach der Risikoaversion variiert. Es kann daher steigen,
konstant bleiben oder sinken, je nachdem ob die Risikoaversion steigt, konstant
bleibt oder sinkt.
Als nächsten Schritt leiten Allingham und Sandmo (1972) die Formel (3) nach dem
Steuersatz θ ab um zu untersuchen, ob der Steuersatz die Höhe der
Steuerhinterziehung beeinflusst.
5
∂ X / ∂ θ = - (1 / D) X [θ (1-p) U‘‘ (Y) + (θ – π) p U‘‘ (Z)]
+ (1 / D) [(1 – p) U‘ (Y) + p U‘ (Z)]
(12)
Durch einsetzten aus der Formel (3) lässt sich die Ableitung wie folgt umschreiben:
∂ X / ∂ θ = (1 / D) X θ (1 – p) U‘(Y) [RA (Y) – RA (Z)]
+ (1 / D) [(1 – p) U‘ (Y) + p U‘ (Z)]
(13)
Der zweite Teil der Gleichung ist immer negativ, während der erste Teil je nach der
Risikoaversion zwischen positiv, null und negativ variieren kann. Allingham und
Sandmo (1972) erklären dies ökonomisch gesehen mit dem Einkommens- und dem
Substitutionseffekt. Der Substitutionseffekt ist negativ, da ein höherer Steuersatz es
profitabler macht Steuern zu hinterziehen. Der Einkommenseffekt ist dagegen positiv,
da ein höherer Steuersatz den Steuerzahler ärmer macht. Dadurch wird sowohl Y
wie auch Z kleiner. Dies führt bei abnehmender Risikoaversion zu einer Reduktion
der Steuerhinterziehung.
Im nächsten Schritt leiten Allingham und Sandmo (1972) die Formel (3) nach der
Strafsteuer π ab:
∂ X / ∂ π = - (1 / D)(W – X)(θ – π) p U‘‘ (Z) – (1 / D) p U‘ (Z)
(14)
Hier stellt man fest, dass beide Teile der rechten Seite positiv sind. Dies bedeutet,
dass eine Erhöhung der Strafsteuer immer eine Erhöhung des deklarierten Teils des
Einkommens bewirkt.
Im letzten Schritt wird die Formel (3) nach der Entdeckungswahrscheinlichkeit p
abgeleitet:
∂ X / ∂ p = (1 / D) [ - θ U‘ (Y) + (θ – π) U‘ (Z)]
(15)
Da die Ableitung immer positiv ist, führt ein Anstieg der
Entdeckungswahrscheinlichkeit genau wie eine Erhöhung der Strafsteuer immer zu
6
einer Erhöhung des desklarierten Teils des Einkommens (vgl. Allinghamund Sandmo
(1972)).
2.1.1.3. Zusammenfassung der Ergebnisse des Modells von
Allingham und Sandmo (1972)
Aus den vorausgehenden Erläuterungen lassen sich folgende Ergebnisse
zusammenfassen: Die vom Steuerzahler erwartete Strafsteuer muss höher sein als
die reguläre Steuer, da ansonsten die Steuerzahler Steuern hinterziehen würden, da
sie sogar im Falle einer Entdeckung einen finanziellen Vorteil von der
Steuerhinterziehung hätten.
Des Weiteren wird der Einfluss der Parameter Einkommen W, Steuer θ, Strafsteuer
π und Entdeckungswahrscheinlichkeit p auf die Höhe des deklarierten Einkommens
untersucht. Bei schwankendem Einkommen W steigt, bleibt konstant oder sinkt der
deklarierte Anteil des Einkommens je nach der Risikoaversion. Ein genauer
Zusammenhang kann jedoch nicht festgestellt werden. Eine Erhöhung des
Steuersatzes θ führt bei abnehmender Risikoaversion zu einer Reduktion der
Steuerhinterziehung. Hier gilt jedoch genauso wie bei dem Parameter Einkommen W
das kein exakter Zusammenhang festgestellt wird. Anders ist dies bei den
Parametern Strafsteuer π und Entdeckungswahrscheinlichkeit p. Eine Erhöhung der
Strafsteuer oder eine Erhöhung der Entdeckungswahrscheinlichkeit bewirkt immer
eine Erhöhung des deklarierten Einkommens (vgl. Allingham und Sandmo (1972)).
2.1.1.4. Kritik an dem Modell von Allingham und Sandmo (1972)
Die klassische ökonomische Theorie der Steuerhinterziehung ermöglicht es einige
wichtige Schlüsse für die Gründe der Steuerhinterziehung zu ziehen. „Der Vorteil des
traditionellen Modells der Steuerhinterziehung liegt in seiner Einfachheit“ (Berger und
Schneider (1998), S.20). Es existiert jedoch dennoch eine große Anzahl an
Kritikpunkten.
7
Allingham und Sandmo (1972) stellen fest, dass eine Erhöhung der Strafsteuer oder
eine Erhöhung der Entdeckungswahrscheinlichkeit immer eine Erhöhung des
deklarierten Einkommens bewirkt. Dies heißt im Umkehrschluss, dass bei geringer
Strafsteuer oder geringer Entdeckungswahrscheinlichkeit, alle Steuerzahler Steuern
hinterziehen müssten. Um dies zu untersuchen führte Baldry (1987) ein Experiment
durch und stellt fest, „daß keineswegs alle Steuerzahler in einem als Spielsituation
konzipierten Experiment zur Steuerverkürzung neigen“ (Berger und Schneider
(1998), S.20). Es müsste also weiterüberlegt werden, warum manche Steuerzahler
trotz geringer Entdeckungswahrscheinlichkeit und geringer Strafsteuer keine
Steuerhinterziehung begehen.
In diesem Zusammenhang ist aber auch zu beachten, dass Personen, die Steuern
hinterziehen oder in einem kriminellen Umfeld wirken, die
Entdeckungswahrscheinlichkeit als geringer empfinden als andere (vgl. Webley,
Robben, Elffers und Hessing (1991), S.8). Das bedeutet, dass es einige Personen
geben kann, die die Entdeckungswahrscheinlichkeit einfach zu hoch einschätzen und
deshalb keine Steuern hinterziehen. Im Allgemeinen ist es auch laut Alm, McClellan
und Schulze (1992) so, dass die Chance auf Entdeckung der Steuerhinterziehung
überschätzt wird und daher mehr Steuern bezahlt werden als dies durch die
ökonomische Theorie vermutet wird (vgl. Berger und Schneider (1998). Kritisch ist
ebenfalls zu sehen, dass die Steuerzahler meist keine oder nicht genügende
Informationen über Entdeckungswahrscheinlichkeit und Strafsteuersätze bei
Steuerhinterziehung haben (vgl. Spicer und Thomas (1982)). Sie haben also gar
nicht die Möglichkeit eine, wie in dem Modell von Allingham und Sandmo (1972)
angenommene, vollkommene rationale Entscheidung zu treffen.
In dem Modell von Allingham und Sandmo (1972) wird weiterst angenommen, dass
die Entscheidung ob die Steuerzahler Steuern hinterziehen oder nicht, nur von den
Parametern Einkommen, Steuer, Strafsteuer und Entdeckungswahrscheinlichkeit
abhängt (vgl. Allingham und Sandmo (1972)). Die Entscheidung, ob Steuern
hinterzogen werden oder nicht, stellt aber keine isolierte Entscheidung dar, sondern
wird durch Kommunikation und Interaktion mit anderen Steuerzahlern beeinflusst
(vgl. Webley, Robben, Elffers und Hessing (1991)). Diese Interaktion mit anderen
8
Steuerzahlern wird in dem Modell von Allingham und Sandmo (1972) in keinster
Weise berücksichtigt.
Die Kritik an dem Modell von Allingham und Sandmo (1972) macht deutlich, dass
überprüft werden müsste, ob nicht auch persönliche, soziale bzw. psychologische
Aspekte die Gründe für die Entscheidung für oder gegen Steuerhinterziehung
beeinflussen.
2.1.2. Modell von Fortin, Lacroix und Villeval (2007)
2.1.2.1. Formale Darstellung des Modells von Fortin, Lacroix und
Villeval (2007)
Das Modell von Fortin, Lacroix und Villeval (2007) baut auf das in Kapitel 3.1.1.
dargestellte Modell von Allingham und Sandmo (1972) auf. Es erweitert das Modell
um soziale Interaktionen. Gemäß Manski (1993) bestehen diese sozialen
Interaktionen im Wesentlichen aus endogenen und exogenen Interaktionen sowie
aus wechselseitigen Beziehungen zueinander. Eine endogene Interaktion stellt in
diesem Zusammenhang beispielsweise die soziale Einbettung in das Umfeld des
Steuerzahlers dar. Eine exogene Interaktion ist beispielsweise der Einfluss, der
entsteht, je nachdem ob etwas als Fair oder Unfair empfunden wird, d.h. im
Zusammenhang mit der Steuerhinterziehung, inwieweit Steuerhinterziehung entsteht,
weil Steuern als Unfair empfunden werden (vgl. Fortin, Lacroix und Villeval (2007)).
Fortin, Lacroix und Villeval (2007) treffen einige grundlegende Annahmen für ihr
Modell: Jedes Individuum i gehört zu der Referenzgruppe N. N ist exogen. Das
Einkommen vor Steuern der Individuen ist dem Finanzamt nicht bekannt. Dieses ist
auch exogen. Alle Individuen aus einer Gruppe beziehen ein gleich hohes
Einkommen. Ihnen ist bekannt, dass die Steuerrate ti flach verläuft. Jedes Individuum
muss entscheiden, welche Höhe seines Einkommens es deklariert. Die
Wahrscheinlichkeit, dass eine Steuerprüfung stattfindet beträgt pi. Wenn das
Individuum bei der Steuerhinterziehung erwischt wird muss es die Steuer für das
nicht deklarierte Einkommen Fi = 1 – Di, also ti Fi nachzahlen. Des Weiteren muss es
9
eine Strafsteuer Ө ti Fi zahlen, wobei Ө > 0 gilt. Die Strafsteuer ist für jedes
Individuum gleich hoch (vgl. Fortin, Lacroix und Villeval (2007)).
Aus den Modellannahmen von Fortin, Lacroix und Villeval (2007) ergibt sich, dass
das Nettoeinkommen des Individuums für den Fall, dass keine Steuerprüfung
stattfindet
1 – ti Di
beträgt. Für den entgegengesetzten Fall, dass eine Steuerprüfung stattfindet, ergibt
sich dagegen für das Nettoeinkommen
1 – ti Di – (1 + Ө) ti Fi = 1 – ti Di – (1 + Ө) ti (1 – Di).
Der Steuerzahler möchte sein Einkommen möglichst maximieren, d.h. er wählt das
Einkommen, das er deklariert so, dass er einen möglichst hohen Nutzen davon hat.
Der Steuerzahler überlegt sich also bei welcher Entdeckungswahrscheinlichkeit er
bereit ist Steuern zu hinterziehen und welchen Teil seines Einkommens er
hinterziehen will. Dies stellen Fortin, Lacroix und Villeval (2007) in folgender Formel
dar, die eine Kombination der beiden vorangehenden Formeln darstellt:
EUi = { (1 – pi) u (1 – ti Di) + pi u (1 – ti Di – (1 + Ө) ti (1 – Di)) } + S (Di, Xi)
(1)
Als Bedingung gilt die Ungleichung
0 ≤ Di ≤ 1.
(2)
Die Formel (1) besteht aus zwei Komponenten. Der erste Teil stellt den privaten
Nutzen des Individuums dar, der durch die Bestimmung der Höhe des deklarierten
Einkommens entsteht. Diese Komponente ist in dem Klammerausdruck zu finden.
Der zweite Teil, also S (Di, Xi), stellt den sozialen Nutzen dar. Hier ist der soziale
Nutzen gemeint, der mit Steuerehrlichkeit verknüpft ist, also durch diese entsteht.
Der soziale Nutzen hängt, wie in der Formel ersichtlich sowohl von der Höhe des
deklarierten Einkommens, wie auch von dem Vektor Xi. Xi besteht dabei aus
verschiedenen exogenen Variablen (vgl. Fortin, Lacroix und Villeval (2007)).
Fortin, Lacroix und Villeval (2007) stellen den marginalen sozialen Nutzen durch
si Ξ ∂ S / ∂ Di
10
dar und nehmen an, dass er nur von
Xi : si = s (Xi)
abhängt. Daher ergibt sich:
S (Di, Xi) = s (Xi) Di
(3)
Wie bereits erwähnt besteht der Vektor Xi aus verschiedenen exogenen Variablen.
Durch Einsetzen dieser exogenen Variablen in die Formel (3) ergibt sich:
s (D¯e-i, t¯-i, p¯-i, Ai, A¯-i, εi) Di
(4)
Die Variable D¯e-idrückt dabei die subjektive Erwartung des Individuums i über die
durchschnittliche Steuerehrlichkeit der anderen Individuen aus seiner
Referenzgruppe N aus. Ein positiver Effekt dieser Variable besagt also, dass das
Individuum sich dem Verhalten in Bezug auf Steuerehrlichkeit seiner Referenzgruppe
anschließt. Ein negativer Effekt dieser Variable drückt dagegen aus, dass das
Individuum das Verhalten der Referenzgruppe ablehnt und daher anders handelt,
also entweder mit mehr oder aber mit weniger Steuerehrlichkeit sein Einkommen
deklariert als die anderen Individuen. Die Variablen t¯-i und p¯-i drücken bei
gegebenem individuellem Steuersatz und individueller Wahrscheinlichkeit für eine
Steuerprüfung, die Verbesserung des marginalen sozialen Nutzens durch den
Steuersatz der Referenzgruppe und durch die Wahrscheinlichkeit der Steuerprüfung
der Referenzgruppe aus. Die Variable Ai beinhaltet die beobachtbaren Merkmale des
Individuums. Diese sind zum Beispiel Geschlecht, Alter, usw. Die Variable A¯ -i stellt
zusätzlich die durchschnittlichen beobachtbaren Merkmale der anderen Individuen
der Referenzgruppe dar. Der Term εi bezieht sich hingegen auf die unbeobachtbaren
Variablen, sowohl der Individuen als auch der Gesamtheit der Individuen in der
Referenzgruppe (vgl. Fortin, Lacroix und Villeval (2007)).
Die optimale Höhe des deklarierten Einkommens, wie es für Formel (1) benötigt wird
um den Nutzen zu maximieren, kann aus den Überlegungen der Kuhn-TuckerBedingungen abgeleitet werden. Fortin, Lacroix und Villeval (2007) wählen jedoch
eine andere, aber trotzdem ähnliche, Art der Darstellung. Die Gleichung für D*i, also
die latente Variable in Verbindung mit Di, lässt sich unter der Bedingung, dass die
Ungleichung (2) vorerst außer Acht gelassen wird, folgendermaßen darstellen:
11
D*i = D* (ti, pi, D¯e-i, t¯-i, p¯-i, Ai, A¯-i, εi)
(5)
Fortin, Lacroix und Villeval (2007) nehmen außerdem an, dass das Einkommen des
Individuums sowie der Strafsteuersatz konstant sind. Durch Beachtung der
Ungleichung (2) ergibt sich daher als Beziehung zwischen der Variable Di und der
latenten Variable D*i folgende Formel, in der 1 einen Indikator des Events a darstellt:
Di = 1 (0 < D*i < 1) D*i + 1 (D*i ≥ 1)
(6)
2.1.2.2. Prognosen des Modells von Fortin, Lacroix und Villeval
(2007)
Fortin, Lacroix und Villeval (2007) stellen sechs verschiedene Prognosen zu ihrem
Modell auf. Die erste Prognose bezieht sich auf ein risikoscheues Individuum. Die
anderen fünf Prognosen beschäftigen sich mit dem Einfluss verschiedener exogener
Variablen auf die Höhe des deklarierten Einkommens. Die letzten drei Prognosen
beziehen sich auf die Tatsache, dass das Individuum zu umso größerer
Steuerehrlichkeit neigt, je größer der marginale soziale Nutzen der Steuerehrlichkeit
si ist.
1. Eine risikoscheues Individuum wird immer dann einen Anreiz haben Steuern zu
hinterziehen, also weniger Einkommen zu deklarieren als es hat, wenn 1 – s (Xi) / tu‘
(1 – t) – pi (1 + Ө) > 0 gilt. Dies bedeutet also, dass ein risikoscheues Individuum
Steuern hinterzieht, sobald der erwartete Rückfluss aus dieser Steuerhinterziehung
in jedem Fall positiv ausfällt. Der Ausdruck s (Xi) / tu‘ (1 – t) drückt dabei die
marginalen sozialen Kosten für die Steuerhinterziehung aus. Dieser Ausdruck ist
immer positiv, wenn der marginale soziale Nutzen positiv ist, also wenn gilt: s (Xi) > 0
(vgl. Fortin, Lacroix und Villeval (2007)).
2. Der Einfluss einer Erhöhung des Steuersatzes kann positiv oder negativ auf die
Steuerehrlichkeit wirken. Dies lässt sich durch ∂ Di / ∂ ti = ? ausdrücken. Der Einfluss
des Steuersatzes lässt sich durch zwei verschiedene Sachverhalte herleiten. Die
Höhe der Strafsteuer ist proportional zu der Höhe der hinterzogenen Steuer. Aus
diesem Grund kommt es bei einer Erhöhung des Steuersatzes zu keinem
Substitutionseffekt für den privaten Konsum des Steuerzahlers, unabhängig davon
12
ob nun eine Steuerprüfung stattfand oder nicht. Das Einkommen des Steuerzahlers
sinkt nämlich in diesem Fall. Da angenommen wird, dass das Individuum mit
sinkendem Einkommen immer risikoscheuer wird, hat die Erhöhung des
Steuersatzes einen positiven Einfluss auf die Steuerehrlichkeit. Im Gegensatz dazu
gibt es auch einen zweiten Sachverhalt, der einen negativen Effekt auf die
Steuerehrlichkeit hat. Mit steigendem Steuersatz steigen auch die marginalen Kosten
der Steuerehrlichkeit. Das Individuum wird also seine Steuerehrlichkeit verringern
(vgl. Fortin, Lacroix und Villeval (2007)).
3. Eine Erhöhung der Prüfwahrscheinlichkeit erhöht die Steuerehrlichkeit. Dies lässt
sich durch ∂ Di / ∂ pi = ≥ 0 ausdrücken (vgl. Fortin, Lacroix und Villeval (2007)).
4. Eine Erhöhung des durchschnittlich deklarierten Einkommens der Individuen einer
Referenzgruppe kann einen positiven oder negativen auf die Steuerehrlichkeit des
Individuums haben. Dies hängt davon ab, ob das Individuum das Verhalten der
Gruppe annimmt oder bewusst ablehnt. Der Effekt lässt sich durch ∂ Di / ∂ D¯e-i = ?
ausdrücken (vgl. Fortin, Lacroix und Villeval (2007)).
5. Eine Erhöhung des Steuersatzes der Referenzgruppe des Individuums, erhöht die
Steuerehrlichkeit. Ausdrücken lässt sich dies durch ∂ Di / ∂ t¯-i ≥ 0 Dieser Effekt wird
dadurch begründet, dass das Individuum seinen eigenen Steuersatz als weniger
unfair empfindet wenn der Steuersatz der anderen Individuen höher ist (vgl. Fortin,
Lacroix und Villeval (2007)).
6. Eine Erhöhung der Prüfwahrscheinlichkeit der Referenzgruppe des Individuums,
erhöht ebenfalls die Steuerehrlichkeit. Dies lässt sich durch ∂ Di / ∂ p¯-i ≥ 0
ausdrücken (vgl. Fortin, Lacroix und Villeval (2007)).
2.1.2.3. Das Experiment von Fortin, Lacroix und Villeval (2007)
Fortin, Lacroix und Villeval (2007) führen zur Überprüfung, ihres zuvor hergeleiteten
formalen Modells, ein Experiment durch. Dieses dient im Wesentlichen dazu, den
Einfluss der endogenen und exogenen sozialen Interaktionen auf die Höhe der
Steuerhinterziehung zu untersuchen. Das Experiment umfasst eine Vielzahl von
verschiedenen Kombinationen von Steuersätzen und Prüfwahrscheinlichkeiten. Dies
13
hat zur Folge, dass die Wirkungen der verschiedensten Steuersysteme in einem
Experiment untersucht werden können. Die Teilnehmer des Experiments sind
ausschließlich Studenten. Es nehmen 180 Studenten an dem Experiment teil.
Das Experiment wird in zwei Teilen durchgeführt. Der erste Teil besteht aus 5
Runden und wird dazu verwendet die Versuchspersonen an das Experiment zu
gewöhnen und ihnen den Ablauf der Spielsituation zu verdeutlichen. Die Runden
schließen unmittelbar aneinander an, das heißt es wird zwischen den einzelnen
Runden kein Feedback über die erzielten Ergebnisse gegeben. Im diesem Teil des
Experiments werden die endogenen Variablen der Interaktion noch außer Acht
gelassen werden. Dies bedeutet, dass das Individuum keine Information über das
Verhalten der anderen Individuen der Referenzgruppe erhält. Jede Referenzgruppe
besteht aus 15 Individuen. Zu Beginn jeder Runde erhält jedes Individuum eine Art
Einkommen von 100 experimental currency units (ECU). Es gibt 5 verschiedene
Steuersätze, die jeweils 3 Individuen zufällig zugeordnet wurden. Dies ist den
Individuen auch bekannt. Jedes Individuum wird dazu aufgefordert sein Einkommen
mit einem Betrag zwischen 0 und 100 zu deklarieren. Die dadurch entstehende
Steuer wird für Forschungszwecke verwendet. Falls eine Steuerprüfung stattfindet,
muss das Individuum eine Strafe für das hinterzogene Einkommen zahlen. Es gibt 5
verschiedene Prüfwahrscheinlichkeiten. Genau wie der Steuersatz werden auch
diese zufällig auf jeweils 3 Individuen zugeordnet und dies ist den Individuen
ebenfalls bekannt. Vor jeder Runde werden die Steuersätze sowie die
Prüfwahrscheinlichkeiten den Individuen neu zufällig zugeteilt. Bei der Zuteilung der
Steuersätze und der Prüfwahrscheinlichkeiten wird bewusst zwischen hohen,
mittleren und niedrigen abgewechselt. Die Tatsache ist den Individuen jedoch nicht
bekannt (vgl. Fortin, Lacroix und Villeval (2007)).
Der zweite Teil des Experiments besteht ebenfalls aus 5 Runden. Den Individuen
wird, wie im ersten Teil, vor Beginn jeder Runde der Steuersatz und die
Prüfwahrscheinlichkeit zugeteilt. Jede Runde besteht jetzt allerdings aus bis zu 10
Perioden. Die Anzahl der Perioden richtet sich nach dem Kriterium der Konvergenz.
Es werden solange weitere Perioden durchgeführt, bis die Konvergenz ein Ausmaß
von 5% nicht mehr überschreitet. Es werden jedoch höchstens 10 Perioden
durchgeführt. Falls keine Konvergenz von höchstens 5% erreicht wird, werden die
14
Daten der Runde nicht ausgewertet. Des Weiteren wird dem Individuum nach jeder
Periode das Gruppenverhalten der vorherigen Periode mitgeteilt. Dies beinhaltet die
Anzahl der Individuen, die Steuern hinterzogen haben, sowie das durchschnittliche
deklarierte Einkommen der Referenzgruppe (vgl. Fortin, Lacroix und Villeval (2007)).
Im Anschluss an das Experiment werden die Teilnehme gebeten einen Fragebogen
auszufüllen. Dieser dient dazu einige persönliche Daten des Individuums zu erheben.
Dies sind beispielsweise Alter, Geschlecht und Studienfach. Des Weiteren wollen
Fortin, Lacroix und Villeval (2007) durch diesen Fragebogen die Höhe des
Ungerechtigkeitsempfindens der Individuen testen. Dazu werden die Individuen
gefragt, wie sie einen Kuchen zwischen zwei Personen aufteilen würden. Dazu
müssen die Individuen jeweils eine aus zwei möglichen Teilungsquoten auswählen:
(50/50) oder (55/65), (50/50) oder (45/70), (50,50) oder (35/85). Wenn das
Individuum die Teilungsquote (50/50) vorzieht, deuten Fortin, Lacroix und Villeval
(2007) dies als größeres Ungerechtigkeitsempfinden. Deshalb führen sie das
Ungerechtigkeitsempfinden als Kontrollvariable mit einem Wert zwischen 0 und 2 in
ihr Modell ein.
2.1.2.4. Ergebnisse des Modells von Fortin, Lacroix und Villeval
(2007)
Ca. 88% der Runden, in denen die Individuen Informationen zum Verhalten der
anderen Individuen erhalten haben, sind konvergent. Daher kommt es in diesen
Runden zu einem sozialen Gleichgewicht. Das durchschnittliche deklarierte
Einkommen beträgt im ersten Teil des Experiments, also ohne Informationen über
das Verhalten der anderen Individuen, 50,15 ECU. Im zweiten Teil des Experiments
erhöht es sich geringfügig auf 53,92 ECU (vgl. Fortin, Lacroix und Villeval (2007)).
Fortin, Lacroix und Villeval (2007) haben erwartet, dass D¯e-i keinen eindeutigen
Effekt auf die Entscheidung des Individuums, Steuern zu hinterziehen oder nicht, hat.
Sie stellen jedoch fest, dass der Effekt von D¯e-i negativ ist. Dies bedeutet, dass das
Individuum umso weniger Steuern hinterzieht, umso mehr die durchschnittliche
Steuerhinterziehung der Referenzgruppe steigt. Das Individuum passt sich also nicht
dem Verhalten der anderen Individuen seiner Referenzgruppe an.
15
Der Effekt des durchschnittlichen Steuersatzes der Referenzgruppe auf die
Steuerehrlichkeit des Individuums ist positiv. Dies bedeutet, dass das Individuum
umso weniger Steuern hinterzieht, je höher der durchschnittliche Steuersatz der
Referenzgruppe ist. Dies lässt sich dadurch erklären, dass das Individuum seinen
Steuersatz als fairer empfinden wird, wenn der durchschnittliche Steuersatz der
Referenzgruppe höher ist. Die Erwartung von Fortin, Lacroix und Villeval (2007) ∂ D i /
∂ t¯-i ≥ 0 hat sich also bestätigt. Die durchschnittliche Prüfwahrscheinlichkeit hat, im
Gegensatz dazu, jedoch fast keinen Effekt auf die Höhe der Steuerhinterziehung
(vgl. Fortin, Lacroix und Villeval (2007)).
Eine Erhöhung des individuellen Steuersatzes erhöht das deklarierte Einkommen.
Eine Steuererhöhung hat also einen positiven Effekt auf die Steuerehrlichkeit. Dieser
positive Effekt besteht jedoch nur bei Steuersätzen über 39,1%. Niedrigere
Steuersätze führen im Gegensatz dazu zu einem negativen Effekt. Die Vermutung
von Fortin, Lacroix und Villeval (2007), dass eine Erhöhung des Steuersatzes sowohl
einen positiven wie auch einen negativen Effekt auf die Höhe der
Steuerhinterziehung haben kann, konnte also bestätigt werden (vgl. Fortin, Lacroix
und Villeval (2007)).
Eine Erhöhung der individuellen Prüfwahrscheinlichkeit hat einen positiven Effekt auf
die Steuerehrlichkeit des Individuums und verringert daher die Höhe der
Steuerhinterziehung des Individuums. Fortin, Lacroix und Villeval (2007) haben dies
in ihrem Modell bereits erwartet.
Fortin, Lacroix und Villeval (2007) kommen des Weiteren zu dem Ergebnis, dass
Frauen weniger Steuern hinterziehen als Männer. Individuen mit einem großen
Ungerechtigkeitsempfinden hinterziehen häufig weniger Steuern als Individuen, die
auf Ungerechtigkeiten nicht so stark reagieren.
2.1.2.5. Kritik an dem Modell von Fortin, Lacroix und Villeval (2007)
Ebenso wie Allingham und Sandmo (1972) stellen Fortin, Lacroix und Villeval (2007)
fest, dass eine Erhöhung der Entdeckungswahrscheinlichkeit eine Erhöhung des
deklarierten Einkommens bewirkt. Dies heißt im Umkehrschluss, dass bei geringer
16
Entdeckungswahrscheinlichkeit, alle Steuerzahler Steuern hinterziehen müssten. Wie
bereits in Kapitel 2.1.1.4. dargelegt, ist dies jedoch nicht unbedingt der Fall. Die in
Bezug auf das Empfinden der Höhe der Entdeckungswahrscheinlichkeit getätigten
Ausführen in Kapitel 2.1.1.4. gelten ebenfalls für das Modell von Fortin, Lacroix und
Villeval (2007).
Fortin, Lacroix und Villeval (2007) kommen weiter zu dem Ergebnis, dass das
Individuum umso weniger Steuern hinterzieht, umso mehr die durchschnittliche
Steuerhinterziehung der Referenzgruppe steigt. Sie merken jedoch bereits selber an,
dass dieses Ergebnis auf die Tatsache zurückzuführen ist, dass aufgrund von
Vereinfachungen die wechselseitigen Beziehungen zwischen dem Individuum und
der Gruppe außer Acht gelassen wird (vgl. Fortin, Lacroix und Villeval (2007)).
Kritisch zu sehen ist ebenfalls das von Fortin, Lacroix und Villeval (2007) gewählte
Experiment in Form einer Spielsituation dar. Vorteilhaft ist die einfache
Durchführbarkeit des Experiments. Ein Nachteil dieser Form des Experiments ist
jedoch, dass die Versuchspersonen das Experiment eventuell so sehr als Spiel
sehen, dass sie Verhaltensweisen annehmen, die sie im normalen Leben nie
annehmen würden. Vor allem ist zu beachten, dass es sich um imaginäre Gewinne
und Verluste handelt und die Versuchspersonen daher unvorsichtiger damit
umgehen als mit echtem Geld (vgl. Brandstätter (1994)).
Des Weiteren ist fraglich, ob ein Experiment mit Studenten, für die Steuerzahlen
gewöhnlicher weise nicht zum Alltag gehört, zu einem realen Ergebnis kommt.
Studenten sind weniger routiniert im Ausfüllen von Steuererklärungen und neigen in
Experimenten eher dazu nur einen Teil des Eikommens zu deklarieren, als
Nichtstudenten (vgl. Pudney, Pyle und Saruc (2000). Außerdem ist beim Übertragen
der Versuchsergebnisse in reale Situationen zu beachten, dass die Ergebnisse des
Experiments durch die Bildung künstlicher Gruppen entstehen. Eine Übertragung der
Ergebnisse ist daher nur mit äußerster Vorsicht möglich (vgl. Fortin, Lacroix und
Villeval (2007)).
17
2.1.3. Gegenüberstellung der Modelle von Allingham und Sandmo
(1972) und Fortin, Lacroix und Villeval (2007)
Das Modell von Allingham und Sandmo (1972) ist ein sehr klassisches traditionelles
Modell. Es betrachtet nur die Parameter Einkommen, Steuer, Strafsteuer und
Entdeckungswahrscheinlichkeit und lässt Einflüsse durch Interaktion völlig außer
Acht. Der Vorteil des Modells ist, dass es sehr einfach aufgebaut ist (vgl. Webley,
Robben, Elffers und Hessing (1991). Der Nachteil des Modells ist, wie bereits
erwähnt, dass es die Interaktion zwischen den Steuerzahlern nicht mit einbezieht.
Des Weiteren werfen die Ergebnisse des Modells die Frage auf, warum so viele
Menschen Steuern zahlen, obwohl die Entdeckungswahrscheinlichkeit und die
Strafen nur sehr gering sind (siehe Kapitel 2.1.1.4). Das Modell von Fortin, Lacroix
und Villeval (2007) knüpft genau an diesem Punkt an. Es untersucht die sozialen
Interaktionen zwischen dem Steuerpflichtigen und einer Referenzgruppe und deren
Wirkungen auf die Steuerhinterziehung. Es erweitert also das Modell von Allingham
und Sandmo (1972) um einige wichtige Faktoren und macht es dadurch
realitätsnäher.
In vielen Punkten kommen die beiden Modelle zum gleichen Ergebnis. So sind
beispielsweise die Formeln zur Nutzenmaximierung weitestgehend ähnlich. (vgl.
Kapitel 2.1.1.1. Formel (1) und Kapitel 2.1.2.1. Formel (1)). Des Weiteren kommen
beide Modelle zu dem Ergebnis, dass eine Erhöhung der Prüfwahrscheinlichkeit
Steuerhinterziehung reduziert. Auch die anderen Ergebnisse der beiden Modelle
schließen sich nicht aus, sondern ergänzen sich gut miteinander.
Zusammenfassend kann man als sagen, dass sich das Modell von Allingham und
Sandmo (1972) auf die Parameter Einkommen, Steuer, Strafsteuer und
Entdeckungswahrscheinlichkeit spezialisiert, während das Modell von Fortin, Lacroix
und Villeval (2007) die bisherigen Erkenntnisse durch eine Einbeziehung von
Interaktionen zwischen dem Steuerpflichtigen und einer Referenzgruppe erweitert.
Man kann also sagen, dass die beiden Modelle zusammen gesehen viele wichtige
Erkenntnisse zu den Gründen für Steuerhinterziehung liefern.
18
2.1.4. Hypothesen
1. Eine Erhöhung der Strafsteuer bewirkt immer eine Erhöhung des deklarierten
Einkommens, also eine Verringerung der Steuerhinterziehung.
2. Eine Erhöhung der Entdeckungswahrscheinlichkeit bewirkt immer eine Erhöhung
des deklarierten Einkommens also eine Verringerung der Steuerhinterziehung.
3. Die Steuerzahler hinterziehen umso weniger Steuern, je mehr die durchschnittliche
Steuerhinterziehung der Referenzgruppe steigt.
4. Die Steuerzahler hinterziehen umso weniger Steuern, je höher der
durchschnittliche Steuersatz der Referenzgruppe ist.
5. Umso höher die individuelle Prüfwahrscheinlichkeit ist, umso weniger Steuern
hinterziehen die Steuerzahler.
6. Frauen hinterziehen seltener Steuern als Männer.
19
2.2. Psychologische Theorie der Steuerhinterziehung
Die psychologische Theorie befasst sich mit einer Vielzahl von Experimenten und
Versuchen, mit denen man die Gründe für Steuerhinterziehung aus psychologischer
Sicht herausfiltern möchte. Im Gegensatz zu den ökonomischen Modellen „bezieht
die sozialpsychologische Disziplin explizit das Individuum mit Emotionen,
Wahrnehmungen und Einstellungen als intervenierenden Prozessen in die
Betrachtung ein.“ (Bayer und Reichl (1997), S.62)
Schmölders (1978) befasste sich als Erster mit der Thematik. „Schmölders
interessierte sich vor allem dafür, welche Kenntnisse über das Steuersystem in der
Bevölkerung verbreitet sind und wie Steuerhinterziehung in den verschiedenen
Berufsgruppen bewertet wird. Wenn in repräsentativen Umfragen deutliche
Unterschiede zwischen den Berufsgruppen in der Verurteilung von Steuerbetrug
erscheinen, so ist nach Schmölders darin ein Indiz für die nach Berufsgruppen
unterschiedlichen Möglichkeiten und Gepflogenheiten der Steuerhinterziehung zu
sehen.“ (Brandstätter (1994), S.214) Schmölders entwickelte jedoch noch keine
Experimente, sondern führte Umfragen durch.
2.2.1. Modell von Weigel, Hessing und Elffers (1987)
2.2.1.1. Formale Darstellung des Modells von Weigel, Hessing und
Elffers (1987)
Bei dem Modell von Weigel, Hessing und Elffers (1987) handelt es sich um ein
sozialpsychologisches Modell. Es untersucht das Verhalten der Menschen in Bezug
auf Steuerhinterziehung. Es handelt sich bei dem Modell weder um eine
mathematische Darstellung noch um ein Experiment. Weigel, Hessing und Elffers
(1987) erhalten ihre Ergebnisse durch zusammenfassen und aufarbeiten der bereits
erfolgten psychologischen Experimente. Besonderes Augenmerk legen sie dabei auf
die Arbeit von Jessor et al. (1968). Es ist jedoch nicht ihre Intention sich nur auf diese
Arbeit zu beschränken, sondern sie möchten die verschiedenen existierenden
Arbeiten zur Steuerhinterziehung in ihrem Modell zusammenführen.
20
Weigel, Hessing und Elffers (1987) unterscheiden in ihrem Modell zwischen sozialen
und psychologischen Bedingungen. Die sozialen Bedingungen lassen sich weiter in
situative Anreize und situative Hindernisse zur Steuerhinterziehung unterteilen. Die
psychologischen Bedingungen lassen sich dagegen in persönliche Anreize und
persönliche Hindernisse zur Steuerhinterziehung unterteilen. Die sozialen und
psychologischen Bedingungen stehen dabei in wechselseitiger Beziehung
zueinander, da die sozialen Bedingungen, also die Situation des Steuerzahlers die
Persönlichkeit des Steuerzahlers beeinflusst und umgekehrt auch die Persönlichkeit
die Situation, also das soziale Gebilde des Steuerzahlers beeinflussen kann (vgl.
Weigel, Hessing und Elffers (1987)).
2.2.1.2. Ergebnisse des Modells von Weigel, Hessing und Elffers
(1987)
Wie bereits in Kapitel 3.2.1.1. erwähnt unterscheiden Weigel, Hessing und Elffers
(1987) in ihrem Modell zwischen sozialen (situative Anreize und situative
Hindernisse) und psychologischen (persönliche Anreize und persönliche
Hindernisse) Bedingungen als Einflussfaktoren zur Steuerhinterziehung.
Zu den situativen Anreizen zur Steuerhinterziehung zählen der finanzielle Druck
sowie die sozialen Normen. Unter finanziellem Druck verstehen Weigel, Hessing und
Elffers (1987) die Möglichkeit, die ein Steuerzahler nach Steuerzahlung mit seinem
verbleibenden Einkommen hat, sein Leben zu finanzieren. Bleibt wenig zum Leben
übrig, wird der finanzielle Druck größer und die Wahrscheinlichkeit der
Steuerhinterziehung steigt. Die Wahrscheinlichkeit der Steuerhinterziehung hängt
jedoch des Weiteren stark davon ab, ob der Steuerzahler seine Situation als Unfair
empfindet. In diesem Fall wird die Wahrscheinlichkeit für Steuerhinterziehung noch
verstärkt. Soziale Normen stellen ebenfalls einen situativen Anreiz zur
Steuerhinterziehung dar. Die Entscheidung für oder gegen eine Steuerhinterziehung
hängt davon ab, inwieweit die Steuerzahler persönlichen Wohlstand als Maßstab für
Anerkennung und Erfolg ansehen. Steuerzahler, die persönlichen Wohlstand als
wichtiger ansehen, werden mehr Steuern hinterziehen, da sie ihrer persönlichen
21
Situation mehr Augenmerk schenken als der Situation der Gesellschaft (vgl. Weigel,
Hessing und Elffers (1987)).
Die situativen Hindernisse zur Steuerhinterziehung bestehen aus der fehlenden
Gelegenheit zur Steuerhinterziehung, legalen Kontrollen und soziale Kontrollen.
Steuerzahler, die keine Gelegenheit zur Steuerhinterziehung haben, können auch
keine Steuern hinterziehen. Gibt es jedoch eine Gelegenheit zur
Steuerhinterziehung, so hängt die Verwirklichung dieser meist davon ab wie
risikofreudig der Steuerzahler ist. Legale Kontrollen stellen in diesem
Zusammenhang beispielsweise die Häufigkeit der Steuerprüfungen dar, während
soziale Kontrollen beispielsweise Kontrollen von Personen aus der Referenzgruppe,
also z.B. der Verwandtschaft oder Bekanntschaft, die gegen Steuerhinterziehung
vorgehen, darstellen. Sowohl legale, wie auch soziale Kontrollen mindern die
Wahrscheinlichkeit der Steuerhinterziehung (vgl. Weigel, Hessing und Elffers (1987)).
Weigel, Hessing und Elffers (1987) teilen die persönlichen Anreize zur
Steuerhinterziehung in persönlichen Druck und persönliche Orientierung auf.
Persönlicher Druck entsteht, wenn der Steuerzahler vermutet, die Steuer nicht zahlen
zu können. Diese Vermutung führt häufig zu Steuerhinterziehung, da der
Steuerzahler keinen anderen Ausweg mehr sieht. Des Weiteren kann aber auch ein
persönlicher Druck entstehen wenn die eigene Steuer als ungerecht empfunden wird.
In diesem Fall wird der Steuerzahler ebenfalls zur Steuerhinterziehung neigen. Die
persönliche Orientierung besteht im Wesentlichen aus der Unterscheidung, ob ein
Steuerzahler egoistisch oder gruppenorientiert handelt. Handelt er egoistisch, so wird
er eher Steuern hinterziehen um seinen Wohlstand zu vergrößern. Handelt er
dagegen gruppenorientiert, so wird er eher keine Steuern hinterziehen und zum
Gesellschaftsnutzen beitragen (vgl. Weigel, Hessing und Elffers (1987)).
Die persönlichen Hindernisse zur Steuerhinterziehung untergliedern Weigel, Hessing
und Elffers (1987) letztendlich in Fehlwahrnehmung von Gelegenheiten,
risikoscheues Verhalten und Intoleranz von Steuerhinterziehung. Eine
Fehlwahrnehmung von Gelegenheiten bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die
Gelegenheit zur Steuerhinterziehung und auch die Wahrscheinlichkeit der
Aufdeckung der Steuerhinterziehung vom Steuerzahler zu hoch eingeschätzt
werden. Dies führt folglich zu weniger Steuerhinterziehung. Ein risikoscheues
22
Verhalten lässt den Steuerzahler weniger Steuern hinterziehen, während ein
risikofreudiges Verhalten die Steuerhinterziehung fördert. Das Gleiche gilt auch für
eine Intoleranz von Steuerhinterziehung. Diese mindert die Steuerhinterziehung,
während eine Toleranz der Steuerhinterziehung die Steuerhinterziehung fördert (vgl.
Weigel, Hessing und Elffers (1987)).
2.2.1.3. Zusammenfassung der Ergebnisse des Modells von Weigel,
Hessing und Elffers (1987)
Die im Kapitel 3.2.1.2. dargestellten Ergebnisse des Modells von Weigel, Hessing
und Elffers (1987) lassen sich wie folgt zusammenfassen:
Soziale Bedingungen
Situative Anreize
Situative Hindernisse
1. Finanzieller Druck
1. Fehlende Gelegenheit
2. Soziale Normen
2. Legale Kontrollen
3. Soziale Kontrolle
Psychologische Bedingungen
Persönliche Anreize
Persönliche Hindernisse
1. Persönlicher Druck
1. Fehlwahrnehmung von Gelegenheiten
2. Persönliche Orientierung
2. Risikoscheues Verhalten
3. Intoleranz von Steuerhinterziehung
Tabelle 1
(vgl. Weigel, Hessing und Elffers (1987), S.229)
23
2.2.1.4. Kritik an dem Modell von Weigel, Hessing und Elffers (1987)
Bei dem Modell von Weigel, Hessing und Elffers (1987) handelt es sich weder um
ein mathematisches Modell, noch um ein Experiment. Weigel, Hessing und Elffers
(1987) erhalten ihre Ergebnisse durch zusammenfassen und aufarbeiten der bereits
erfolgten psychologischen Experimente. Kritisch zu sehen ist hierbei, dass die
Verarbeitung der bisherigen Ergebnisse subjektiv erfolgt, d.h. andere Personen
hätten die vorhandenen Ergebnisse vielleicht anders bewertet und zugeordnet. Des
Weiteren hängt das Ergebnis des Modells stark von der Auswahl der einbezogenen
Experimente ab. Vorteilhaft sind jedoch die gute Übersichtlichkeit und die
Möglichkeit, die verschiedenen Ergebnisse in relativ allgemeiner Form im Kontext
zueinander zu sehen. Das Modell von Weigel, Hessing und Elffers (1987) bietet
daher einen guten Überblick über die verschiedenen Einflussfaktoren der
psychologischen Theorie. Dennoch ist es nicht möglich wirklich alle Faktoren der
psychologischen Theorie in ein Modell aufzunehmen, da es sehr viele verschiedene
Faktoren gibt.
2.2.2. Modell von Kirchler und Maciejovsky (2001)
2.2.2.1. Formale Darstellung des Modells von Kirchler und
Maciejovsky (2001)
Das Modell von Kirchler und Maciejovsky (2001) baut auf der Prospect Theory von
Kahnemann und Tversky (1979) auf. „Demnach fällen Menschen
Wahlentscheidungen in zwei Phasen: In einem ersten Schritt werden die
angebotenen Möglichkeiten analysiert, wobei es zu einer vereinfachten
Repräsentation der einzelnen Aussichten kommt (Bearbeitungsphase). Abhängig von
dieser Repräsentation erscheinen die Alternativen relativ zu einem subjektiven
Referenzpunkt entweder als Gewinn oder Verlust. In der zweiten Phase werden die
Alternativen bewertet; schließlich wird die Variante mit dem höchsten subjektiven
Wert gewählt (Evaluationsphase). Die Grundannahme der Theorie ist, daß die
Erwartung eines möglichen Gewinns bzw. Verlusts die Risikobereitschaft einer
Person beeinflußt“ (Berger und Schneider (1998), S.30.). Kirchler und Maciejovsky
24
(2001) nehmen an, dass sich die Prospect Theory auch auf die
Steuerhinterziehungsproblematik übertragen lässt, indem Steuerzahlungen als
Verluste und Steuererstattungen als Gewinne angesehen werden. Steuerzahler, die
eine Steuerzahlung erwarten, müssten demnach risikofreudiger sein als
Steuerzahler, die eine Steuererstattung erwarten. Hierbei ist allerdings zu beachten,
dass sowohl eine höhere Steuerzahlung als zuvor erwartet wie auch eine geringere
Steuererstattung als zuvor erwartet, vom Steuerzahler als Verlust empfunden wird.
Im Gegensatz dazu wird eine Steuerzahlung, die geringer ausfällt als erwartet und
eine Steuererstattung, die höher ausfällt als erwartet, als Gewinn empfunden (vgl.
Kirchler und Maciejovsky (2001).
Neben der Annahme, dass die Höhe der Steuerhinterziehung von der Gewinn- oder
Verlustsituation abhängt, treffen Kirchler und Maciejovsky (2001) die Annahme, dass
die Möglichkeit der Steuerhinterziehung, die Gerechtigkeit der Steuern, die Art des
Steuersystems, das Wissen des Steuerzahlers über das Steuersystem sowie
demografische Faktoren, wie z.B. das Geschlecht, die Höhe der Steuerhinterziehung
beeinflussen. Um diese Annahmen zu überprüfen, führen Kirchler und Maciejovsky
(2001) ein Experiment durch.
Die Teilnehmer des Experiments sind ausschließlich Selbständige und Unternehmer
aus größeren österreichischen Städten. Es nehmen 94 Männer und 74 Frauen an
dem Experiment teil. Zuerst werden die Teilnehmer gebeten einen Fragebogen
auszufüllen. Dieser beinhaltet Fragen über Steuerhinterziehung, über das Verhalten
in Bezug auf das Steuersystem, über wahrgenommene Gerechtigkeit des
Steuersystems und über das Wissen über das österreichische Steuersystem sowie
über demografische Faktoren. Im Anschluss daran werden den Teilnehmern
verschiedene Szenarien der Person Mr. L. beschrieben. Je nach Szenario wird Mr. L.
als Anwalt oder als Besitzer eines Juweliergeschäftes dargestellt. Des Weiteren
unterscheiden Kirchler und Maciejovsky (2001) ein Szenario, in dem eine
Nachzahlung bzw. Erstattung erwartete wird und ein Szenario, in dem keine
Nachzahlung bzw. Erstattung mehr erwartet wird. Es wird festgelegt, dass der Anwalt
eine Nachzahlung erwartet, während der Besitzer des Juweliergeschäftes eine
Erstattung erwartet. Diese Variationen sollen die Gewinn- und Verlustsituation, den
unterschiedlichen Steuersatz sowie den Unterschied zwischen erwartetem und
25
vorhandenem Vermögen hervorheben. Das Experiment besteht also aus vier
verschiedenen Szenarien:
1. eine erwartete Zahlung
2. eine erwartete Erstattung
3. eine unerwartete Zahlung
4. eine unerwartete Erstattung
In allen vier Szenarien ist zu beachten, dass zusätzlich eine nicht rückzahlbare
Zahlung in Höhe von 17.500 ATS gezahlt werden muss. Im Anschluss an die
Beschreibung der Ausgangssituation werden die Teilnehmer gebeten einige
Kontrollfragen zu beantworten, um sicherzustellen, dass der Aufbau des Experiments
verstanden wurde. Wurden die Szenarien verstanden, wird jeder Teilnehmer mit
einem Szenario konfrontiert und muss einige Fragen zur Steuerhinterziehung aus der
Sicht des Mr. L. beantworten (vgl. Kirchler und Maciejovsky (2001).
2.2.2.2. Ergebnisse des Modells von Kirchler und Maciejovsky
(2001)
Kirchler und Maciejovsky (2001) stellen in ihrem Experiment fest, dass die Höhe der
Steuerhinterziehung von Selbständigen von der unerwarteten Gewinn- und
Verlustsituation abhängt. Bekommen sie eine unerwartete Steuererstattung, so
hinterziehen die Selbständigen nur selten Steuern. Müssen sie dagegen eine
unerwartete Steuernachzahlung leisten, so ist der Anteil an der Steuerhinterziehung
sehr groß. Die erwartete Gewinn- und Verlustsituation hat im Gegensatz dazu fast
keine Auswirkung auf die Höhe der Steuerhinterziehung. Anders ist dies bei den
Unternehmern. Sie hinterziehen bei einer erwarteten Steuernachzahlung häufig und
bei einer erwarteten Steuererstattung selten Steuern, während sie
überraschenderweise sowohl bei einer unerwarteten Steuernachzahlung wie auch
bei einer unerwarteten Steuererstattung keine Steuern hinterziehen. Unternehmer
sind also bei unerwarteten Ereignissen sehr vorsichtig. Dies lässt sich eventuell
durch vergangene schlechte Erfahrungen der Unternehmer erklären (vgl. Kirchler
und Maciejovsky (2001).
26
Kirchler und Maciejovsky (2001) finden ebenfalls heraus, dass ein geringes Wissen
über das österreichische Steuersystem die Wahrscheinlichkeit einer
Steuerhinterziehung erhöht. Eine Erklärung hierfür könnte sein, dass Personen, die
nur wenig über das Steuersystem wissen, die Konsequenzen einer
Steuerhinterziehung, wie z.B. Strafen oder die Prüfwahrscheinlichkeit, nicht richtig
abschätzen können. Unmittelbar damit korrespondiert auch die Tatsache, dass
Personen, die nur wenig über das Steuersystem wissen, sich schneller ungerecht
behandelt fühlen, also die Steuern als ungerecht wahrnehmen. Des Weiteren stellen
Kirchler und Maciejovsky (2001) fest, dass Männer weniger Steuern hinterziehen als
Frauen.
2.2.2.3. Kritik an dem Modell von Kirchler und Maciejovsky (2001)
Kirchler und Maciejovsky (2001) führen ein Experiment durch. Dies geschieht in
Form eines Fragebogens. Den Teilnehmern werden verschiedene Szenarien
genannt und sie sollen sich in die Situation eines Steuerzahlers hineinversetzen.
Dies ist jedoch kritisch zu sehen. Vorteilhaft ist die einfache Durchführbarkeit eines
Experiments in Form von Fragebogen. Nachteilig ist jedoch zu beurteilen, dass die
Teilnehmer aufgrund der Tatsache, dass es sich um einen Fragebogen und keine
reale Entscheidung handelt, anders entscheiden könnten, als sie dies in Wirklichkeit
tun würden. Des Weiteren ist zu beachten, dass die Personen sich in eine andere
Person hineinversetzen sollen und daher ebenfalls dazu verleitet werden anders zu
entscheiden als sie es normalerweise tun würden. Vorteilhaft ist dabei jedoch zu
sehen, dass durch das Hineinversetzen in eine andere Person, vermieden werden
kann, dass nur gesellschaftlich gewünschte Antworten gegeben werden (vgl. Kirchler
und Maciejovsky (2001).
Zu beachten ist außerdem die Auswahl der Teilnehmer. Es handelt sich
ausschließlich um Selbständige und Unternehmer. Es ist daher nicht möglich, die
Ergebnisse des Modells auf nichtselbständige Steuerzahler zu übertragen, da ihre zu
zahlende Steuer direkt vom Arbeitslohn abgezogen wird und ihnen daher häufig die
Möglichkeit fehlt in der gleichen Art und Weise Steuern zu hinterziehen wie dies
Selbständigen oder Unternehmern möglich ist (vgl. Kirchler und Maciejovsky (2001).
27
2.2.3. Gegenüberstellung der Modelle von Weigel, Hessing und
Elffers (1987) und Kirchler und Maciejovsky (2001)
Das Modell von Weigel, Hessing und Elffers (1987) basiert auf einer
Zusammenstellung und Verarbeitung verschiedener vorangegangener Experimente.
Das Modell von Kirchler und Maciejovsky (2001) dagegen beinhaltet selbst ein
Experiment in Form eines Fragebogens. Die generelle Kritik, die bei Experimenten
getätigt werden muss, kann aber bei beiden Modellen angewendet werden, da beide
Experimente als Grundlage haben. Kritisch ist bei Experimenten vor allem zu sehen,
dass die Teilnehmer das Experiment eventuell so sehr als Spiel sehen, dass sie
Verhaltensweisen annehmen, die sie im normalen Leben nie annehmen würden.
Vorteilhaft ist dagegen, dass die Versuchspersonen nicht ihre wahren
Lebensgegebenheiten offen legen müssen und daher meist ehrlicher sind.
Weigel, Hessing und Elffers (1987) beschäftigen sich in ihrem Modell mit den
sozialen und psychologischen Bedingungen und ihren Einfluss auf die
Steuerhinterziehung. Kirchler und Maciejovsky (2001) dagegen beschäftigen sich mit
dem Einfluss der Gewinn- und Verlustsituation, mit dem Einfluss des Wissens über
das österreichische Steuersystem und mit dem Einfluss demografischer Faktoren (im
speziellen das Geschlecht) auf die Steuerhinterziehung. Beide Modelle beschäftigen
sich also mit unterschiedlichen Faktoren, die zur psychologischen Erklärung der
Steuerhinterziehung beitragen. Die Behandlung von abweichenden Faktoren in
beiden Modellen macht deutlich, dass es eine sehr große Vielzahl an
psychologischen Einflussfaktoren existiert und es sehr schwierig ist, alle Faktoren in
einem Modell zusammenzufassen. Die beiden Modelle sind daher als Ergänzung
nebeneinander zu sehen.
28
2.2.4. Hypothesen
1. Finanzieller Druck und soziale Normen begünstigen eine Steuerhinterziehung.
2. Die fehlende Gelegenheit hindert Steuerzahler daran eine Steuerhinterziehung zu
begehen.
3. Legale Kontrollen hindern Steuerzahler daran eine Steuerhinterziehung zu
begehen.
4. Die negative persönliche Orientierung erhöht die Wahrscheinlichkeit der
Steuerhinterziehung.
5. Ein risikoscheues Verhalten vermindert die Wahrscheinlichkeit der
Steuerhinterziehung.
6. Eine Intoleranz der Steuerhinterziehung vermindert die Wahrscheinlichkeit der
Steuerhinterziehung.
7. Die Wahrscheinlichkeit einer Steuerhinterziehung hängt bei Selbständigen von der
unerwarteten Gewinn- und Verlustsituation ab.
8. Die Wahrscheinlichkeit einer Steuerhinterziehung bei Unternehmern ist sowohl bei
einer unerwarteten Steuernachzahlung wie auch bei einer unerwarteten
Steuererstattung sehr gering, d. h. sie sind bei unerwarteten Ereignissen sehr
vorsichtig.
9. Ein geringes Wissen über das Steuersystem erhöht die Wahrscheinlichkeit einer
Steuerhinterziehung.
10. Männer hinterziehen seltener Steuern als Frauen.
29
3. Empirischer Teil: Überprüfung der Hypothesen
anhand einiger ausgewählter Modelle
Im folgenden Kapitel werden die Ergebnisse von vier ausgewählten Modellen zur
Steuerhinterziehung dargestellt und im Anschluss sowohl in Hinsicht auf die
Hypothesen der ökonomischen Theorie als auch in Hinsicht auf die Hypothesen der
psychologischen Theorie des Kapitels 3 „Theorie der Steuerhinterziehung“ analysiert
und angewendet. Ziel dieses Kapitel ist es die vorher aufgestellten Hypothesen
empirisch zu belegen. Das erste Modell, das analysiert wird, ist das Modell von
Fallan (1999) Es beschäftigt sich mit der Frage, inwiefern ein größeres Wissen über
das Steuersystem die Höhe der Steuerhinterziehung verändert. Dieses Modell ist von
besonderer Bedeutung für den empirischen Teil, da es sowohl verschiedene
Faktoren zur Einstellung des Steuerzahlers zur Steuerhinterziehung sowie
Unterschiede im Geschlecht untersucht. Die Einstellung zur Steuerhinterziehung ist
von zentraler Bedeutung, da sie als psychologischer Faktor gesehen werden kann
und daher untersucht wird, ob auch unabhängig von Prüfwahrscheinlichkeit und
Strafausmaß Faktoren auf die Steuerhinterziehung wirken. Das zweite dargestellte
Modell wurde von Friedland, Maital und Rutenberg (1978) entwickelt. Es überprüft,
ob das Strafausmaß, die Höhe des Steuersatzes sowie das Geschlecht eine
Auswirkung auf die Wahrscheinlichkeit der Steuerhinterziehung haben. Dieses
Modell ist von besonderer Bedeutung für den empirischen Teil, da es, wie das Modell
von Allingham und Sandmo (1972) für die ökonomische Theorie, für die
psychologische Theorie das erste entwickelte Modell darstellt und daher die Basis für
weitere Modelle und empirische Ergebnisse bildet. Das dritte Modell, das dargelegt
wird, ist das Modell von Slemrod, Blumenthal und Christian (2001). Es untersucht
den Zusammenhang von Prüfwahrscheinlichkeit und Steuerhinterziehung. Dieses
Modell ist von besonderer Bedeutung für den empirischen Teil, da es unmittelbar auf
den Überlegungen des traditionellen Modells von Allingham und Sandmo (1972)
aufbaut. Schlussendlich wird das Modell von Trivedi, Shehata und Lynn (2003)
analysiert. Trivedi, Shehata und Lynn (2003) untersuchen den Zusammenhang
zwischen einigen persönlichen Faktoren sowie einigen situationsbedingten Faktoren
und der Wahrscheinlichkeit von Steuerhinterziehung. Die untersuchten persönlichen
Faktoren stellen das Verhalten aufgrund von Moral, werteorientiertem Handeln und
30
Risikopräferenz dar. Die situationsbedingten Faktoren stellen das Vorhandensein
bzw. Fehlen von Kontrollen, Gerechtigkeit bzw. Ungerechtigkeit von Steuern und das
Ausmaß der Informationen über das Steuerzahlverhalten anderer Personen dar.
Dieses Modell ist von besonderer Bedeutung für den empirischen Teil, da es eine
Kombination von ökonomischen Gründen (wie z.B. Steuerprüfungen) und
psychologischen Gründen (wie z.B. werteorientiertes Handeln) darstellt.
Das Modell Friedland, Maital und Rutenberg (1978) ist im Vergleich zu den anderen
drei aktuelleren dargestellten Modellen schon ziemlich alt. Das Modell ist jedoch von
großer Wichtigkeit. Auf das Modell von Friedland, Maital und Rutenberg (1978)
bauen nämlich eine Vielzahl von weiteren Experimenten auf, die das Versuchsmuster
als Grundmuster für ihre Experiment benutzen (vgl. Brandstätter (1994)). Obwohl es
also viele Nachfolgemodelle für das Modell von Friedland, Maital und Rutenberg
(1978) gibt, sind die Ergebnisse noch immer gültig.
3.1. Modell von Fallan (1999)
Das Modell von Fallan (1999) beschäftigt sich mit der Frage, inwiefern ein größeres
Wissen über das Steuersystem die Höhe der Steuerhinterziehung verändert. Wissen
über das Steuersystem beinhaltet zum einen Informationen über die Steuergesetze
und zum anderen Wissen über finanzwirtschaftliche Zusammenhänge um die
Konsequenzen der Steuergesetze für die Steuerzahler zu erkennen (vgl. Fallan
(1999)) Fallan (1999) legt dar, dass Männer gewöhnlicher weise im Beantworten von
Fragen zu dem Thema Steuerrecht besser sind als Frauen. Das Thema Steuerecht
gehört nämlich zu den traditionellen Männerthemen (vgl. Fallan (1999) und Fallan
(1995)). Im Gegensatz dazu gibt es jedoch auch Studien, die keinen signifikanten
Unterschied zwischen den Geschlechtern bei den traditionellen Männerthemen
feststellen (vgl. Fallan (1999)). Das Modell von Fallan (1999) führt ein Experiment
durch, dass unabhängig davon durchgeführt wird, ob es sich beim Steuerrecht um
ein Männerthema handelt oder nicht. Die Stereotypen sollen also weitestgehend
ausgeschaltet werden (vgl. Fallan (1999)).
In dem Modell von Fallan (1999) wird des Weiteren die Einstellung zur eigenen
Steuerhinterziehung, die Einstellung zur Steuerhinterziehung anderer Personen, das
31
Verständnis über die Fairness des Steuersystems und die Einstellung zu anderen
illegalen Aktivitäten untersucht
3.1.1. Ergebnisse des Modells von Fallan (1999)
Das Modell von Fallan (1999) stellt ein Quasi-Experiment dar. Genauer gesagt
handelt es sich um eine Befragung mittels Fragebögen. Die Auswertung der
Fragebögen des ersten Tests von Fallan (1999) zeigt, dass das Wissen der Männer
über das Steuersystem beim ersten Test sowohl bei den Steuerrechtsstudenten wie
auch bei den Marketingstudenten größer ist als bei den Frauen. Das Wissen über
das Steuersystem bei Steuerrechtsstudenten und Marketingstudenten beim ersten
Test ist jedoch innerhalb des Geschlechtes ziemlich ähnlich. Die Unterschiede zur
Einstellung zur eigenen Steuerhinterziehung sind weder zwischen Männern und
Frauen noch zwischen der experimentellen Gruppe und der Kontrollgruppe
signifikant. In der Kontrollgruppe haben Frauen eine striktere Einstellung zur
Steuerhinterziehung anderer Personen als Männer. In der experimentellen Gruppe ist
dieser Unterschied jedoch nicht gegeben. Weder bei der Frage nach dem
Verständnis über die Fairness des Steuersystems noch bei der Einstellung zu
anderen illegalen Aktivitäten findet Fallan (1999) Unterschiede zwischen Männern
und Frauen heraus. Bei diesen beiden Faktoren bestehen ebenso keine
Unterschiede zwischen der experimentellen Gruppe und der Kontrollgruppe
innerhalb des jeweiligen Geschlechts (vgl. Fallan (1999)).
Die Auswertung der Fragebögen des zweiten Tests von Fallan (1999) erzielt jedoch
andere Ergebnisse. Es besteht immer noch ein signifikanter Unterschied beim
Wissen über das Steuersystem zwischen Männern und Frauen in der
experimentellen Gruppe, während dieser Unterschied in der Kontrollgruppe im
Gegensatz zum ersten Test fast vollständig verschwunden ist. Fallan (1999) hat
außerdem festgestellt, dass das Wissen der Studenten der experimentellen Gruppe
größer ist als das Wissen der Studenten der Kontrollgruppe. Dies ergibt sich als
logische Konsequenz daraus, dass die Studenten der experimentellen Gruppe Kurse
über Steuerrecht besucht haben, während die anderen Studenten keine Kurse
besucht haben und daher auch kein Wissen erlangen konnten. Es ergibt sich auch
32
im zweiten Test kein signifikanter Unterschied zwischen Männern und Frauen im
Bezug auf die Einstellung zur eigenen Steuerhinterziehung. Die Frauen der
experimentellen Gruppe weisen jedoch eine stärkere Einstellung zur
Steuerhinterziehung, also mehr Steuerethik auf als die Frauen der Kontrollgruppe.
Bei den Männern wird ein solcher Zusammenhang nicht festgestellt. Für die
Einstellung zur Steuerhinterziehung anderer Personen kann kein signifikanter
Unterschied zwischen Männern und Frauen festgestellt werden. Ebenso wie im
ersten Test ergibt sich, dass kein Unterschied zwischen Frauen und Männern im
Bezug auf die Frage des Verständnisses über die Fairness des Steuersystems
besteht. Dies gilt sowohl für die experimentelle Gruppe wie auch für die
Kontrollgruppe. Im Gegensatz zum ersten Test entsteht im zweiten Test jedoch ein
Unterschied zwischen den Studenten aus der experimentellen Gruppe und der
Kontrollgruppe. Dieser Unterschied ist bei den männlichen Studenten zwar nicht
signifikant, bei den weiblichen Studenten kann jedoch ein signifikanter Wert
nachgewiesen werden. Die Einstellung zu anderen illegalen Aktivitäten ändert sich im
Vergleich zum ersten Test nicht. Das heißt es bestehen in Bezug auf die Einstellung
zu illegalen Aktivitäten auch weiterhin weder Unterschiede zwischen Männern und
Frauen noch zwischen der experimentellen Gruppe und der Kontrollgruppe (vgl.
Fallan (1999)).
3.1.2. Überprüfung der Hypothesen anhand der Ergebnisse des
Modells von Fallan (1999)
In dem Experiment von Fallan (1999) werden von den Versuchspersonen zwei
Fragebögen beantwortet. Mit Hilfe des ersten Fragebogens stellt Fallan (1999) fest,
dass die männlichen Versuchspersonen ein größeres Wissen über das Steuersystem
haben als die weiblichen Versuchspersonen. Die Hypothese 9 der psychologischen
Theorie (siehe Kapitel 2.2.4.) besagt, dass ein geringeres Wissen über das
Steuersystem die Wahrscheinlichkeit einer Steuerhinterziehung erhöht. Demnach
müssten die weiblichen Versuchspersonen mehr Steuern hinterziehen als die
männlichen. Die Steuerethik der Männer müsste also größer sein als die der Frauen.
Dies ist jedoch nicht der Fall. Fallan (1999) stellt nämlich bei den Frauen eine
größere Steuerethik fest als bei den Männern, auch wenn diese nicht signifikant ist.
33
Die weiblichen Versuchspersonen hinterziehen also nicht mehr Steuern als die
männlichen Versuchspersonen, obwohl bei ihnen ein geringeres Wissen über das
Steuersystem festgestellt wurde. Bei der Auswertung des zweiten Fragebogens stellt
Fallan (1999) fest, dass die männlichen Versuchspersonen in der experimentellen
Gruppe auch weiterhin ein größeres Wissen über das Steuersystem haben als die
weiblichen Versuchspersonen. Es wird jedoch kein Unterschied zwischen der
Steuerethik, also der Wahrscheinlichkeit der Steuerhinterziehung, von Frauen und
Männern festgestellt, obwohl bei den Frauen ein geringeres Wissen festgestellt
wurde (vgl. Fallan (1999)).
Logischerweise haben die Versuchspersonen der experimentellen Gruppe bei der
Beantwortung des zweiten Fragebogens ein größeres Wissen über das
Steuersystem als die Versuchspersonen der Kontrollgruppe, da nur die Teilnehmer
der experimentellen Gruppe Kurse über das Steuerrecht besucht haben. Bei den
Frauen der experimentellen Gruppe wird eine größere Steuerethik festgestellt. Die
weiblichen Versuchspersonen der Kontrollgruppe hinterziehen also aufgrund ihres
geringeren Wissens über das Steuersystem mehr Steuern als die weiblichen
Versuchspersonen der experimentellen Gruppe. Ein solcher Zusammenhang wird
jedoch bei den Männern nicht festgestellt (vgl. Fallan (1999)). Aus den
vorangehenden Ausführungen kann man also feststellen, dass die Hypothese 9 der
psychologischen Theorie, dass ein geringeres Wissen über das Steuersystem die
Wahrscheinlichkeit der Steuerhinterziehung erhöht, anhand des Modells von Fallan
(1999) weder vollständig bestätigt noch vollständig abgelehnt werden kann. Es gibt
durchaus Fälle in denen ein geringeres Wissen über das Steuersystem die
Wahrscheinlichkeit der Steuerhinterziehung erhöht. Dies muss aber nicht der Fall
sein.
Des Weiteren wird von Fallan (1999) das unterschiedliche Verhalten von Männern
und Frauen in Bezug auf die Steuerhinterziehung beobachtet. Es besteht weder ein
signifikanter Unterschied zwischen Männer und Frauen in Bezug auf die Einstellung
zur eigenen Steuerhinterziehung und in Bezug auf die Einstellung zur
Steuerhinterziehung anderer Personen in der experimentellen Gruppe, noch in
Bezug auf die Bewertung der Fairness des Steuersystems oder in Bezug auf die
Einstellung anderer illegaler Aktivitäten. Lediglich in der Kontrollgruppe haben
34
Frauen eine striktere Einstellung zur Steuerhinterziehung anderer Personen als
Männer (vgl. Fallan (1999)). Da also fast alle diese Faktoren sowohl bei Frauen als
auch Männern zu ähnlichen Ergebnissen führen, kann man davon ausgehen, dass
die Wahrscheinlichkeit der Steuerhinterziehung nicht vom Geschlecht abhängt. Es
kann also anhand des Modells von Fallan (1999) weder die Hypothese 6 der
ökonomischen Theorie, dass Frauen seltener Steuern hinterziehen als Männer, noch
die Hypothese 10 der psychologischen Theorie, dass Männer seltener Steuern
hinterziehen als Frauen, bestätigt werden.
3.2. Modell von Friedland, Maital und Rutenberg (1978)
Das Modell von Friedland, Maital und Rutenberg (1978) baut auch auf der Prospect
Theory von Kahnemann und Tversky (1979) auf (für ausführlichere Ausführungen der
Prospect Theory von Kahnemann und Tversky (1979) siehe Kapitel 2.2.2.1.).
Friedland, Maital und Rutenberg (1978) beschäftigen sich in ihrem Modell mit den
Auswirkungen des Strafausmaßes, der Höhe des Steuersatzes sowie des
Geschlechts auf die Steuerhinterziehung. Dazu führen sie ein Experiment durch. Die
Versuchspersonen sind Studenten. Jeder Versuchsperson wird das gleiche
Einkommen genannt und sie soll entscheiden wie viel Einkommen sie davon
deklarieren möchte. Dann soll sie auf dieses deklarierte Einkommen die Steuer
berechnen.
3.2.1. Ergebnisse des Modells von Friedland, Maital und Rutenberg
(1978)
Die Ergebnisse der Berechnungen von Friedland, Maital und Rutenberg (1978) sind
Durchschnittswerte aus den verschiedenen Wiederholungen der Spielrunden und
lassen sich wie folgt zusammenfassen:
35
Strafausmaß
Steuersatz = 25%
Steuersatz = 50%
15 fach
p = 0,47
p = 0,78
x = 26,8%
x = 43,1%
q= 87,4%
q= 66,4%
p = 0,57
p = 0,81
x = 37,5 %
x = 53,7%
q = 79,6 %
q = 56,5%
3 fach
Tabelle 2
(vgl. Friedland, Maital und Rutenberg (1978), S. 111)
Bei einem Anstieg des Steuersatzes von 25% auf 50% steigen sowohl der
durchschnittliche Anteil des hinterzogenen Einkommens x wie auch die
Wahrscheinlichkeit der Steuerhinterziehung p. Des Weiteren wird festgestellt, dass
die Wahrscheinlichkeit der Steuerhinterziehung bei einem 15 fachen Strafausmaß,
aber einer Prüfrate von nur 1:15, wesentlich niedriger ist als bei einem 3fachen
Strafausmaß, aber einer Prüfrate von 1:3. Die Wahrscheinlichkeit der
Steuerhinterziehung ist also trotz der niedrigeren Prüfwahrscheinlichkeit wegen der
Androhung der höheren Strafe geringer. Bei höherer Strafe und einem Steuersatz
von 25% also dem niedrigeren Steuersatz ist der Anteil des deklarierten Einkommens
höher als bei niedrigerer Strafe und höherem Steuersatz (vgl. Friedland, Maital und
Rutenberg (1978)).
Um den Einfluss von Strafe und Prüfhäufigkeit genauer zu untersuchen berechnen
Friedland, Maital und Rutenberg (1978) b für alle vier Variationen aus Steuersatz und
Strafhöhe mit Hilfe der Formel b = log q / log (1-t):
36
1. Steuersatz = 25% und Strafausmaß 15 fach:
b = 0,47
2. Steuersatz = 50% und Strafausmaß 15 fach:
b = 0,59
3. Steuersatz = 25% und Strafausmaß 3 fach:
b = 0,79
4. Steuersatz = 50% und Strafausmaß 3 fach:
b = 0,82
Es lässt sich also erkennen, dass b für das höhere Strafausmaß mit ca. 0,5 geringer
ist als b für das niedrigere Strafausmaß mit ca. 0,8. Es lässt sich ebenfalls daraus
schließen, dass höhere Strafen effektiver zur Vermeidung der Steuerhinterziehung
sind als geringere. Dies wäre sogar dann der Fall wenn die Prüfhäufigkeit reduziert
würde (vgl. Friedland, Maital und Rutenberg (1978)).
Des Weiteren haben Friedland, Maital und Rutenberg (1978) durch Ihren Versuch
festgestellt, dass zwar Frauen öfter Steuern hinterziehen als Männer jedoch dabei
einen kleineren Teil Ihres Einkommens hinterziehen. Es spielen noch weitere
Faktoren und individuelle Gegebenheiten eine Rolle für die Häufigkeit und das
Ausmaß der Steuerhinterziehung. Dies sind neben dem Geschlecht beispielsweise
Alter, Familienstand und Beschäftigungsart. „Insgesamt betrachtet scheint die
erklärende Wirkung der soziodemographischen Faktoren in bezug auf das
Steuerhinterziehungsverhalten begrenzt“ (Bayer und Reichl (1997), S. 81).
3.2.2. Überprüfung der Hypothesen anhand der Ergebnisse des
Modells von Friedland, Maital und Rutenberg (1978)
Friedland, Maital und Rutenberg (1978) erlangen in ihrem Modell einige Erkenntnisse
zu den Auswirkungen des Strafausmaßes, der Höhe des Steuersatzes sowie des
Geschlechts auf die Wahrscheinlichkeit der Steuerhinterziehung. Die Ergebnisse
bezüglich des Ausmaßes des Steuersatzes lassen sich im Zusammenhang dieser
Arbeit vernachlässigen, da durch die Analyse der Modelle des Kapitels 2 „Theorie der
Steuerhinterziehung“ keine Hypothese zu diesem Zusammenhang erlangt wurde.
Das Ergebnis, dass eine höhere Strafsteuer die Wahrscheinlichkeit der
Steuerhinterziehung reduziert ist jedoch auf die Hypothese 1 der ökonomischen
Theorie anzuwenden. Diese besagt nämlich genau das Gleiche und kann daher
37
durch das Modell von Friedland, Maital und Rutenberg (1978) bestätigt werden.
Friedland, Maital und Rutenberg (1978) beobachten des Weiteren, dass die
Prüfwahrscheinlichkeit im Vergleich zum Strafausmaß nur eine untergeordnete Rolle
spielt. Bei hohem Strafausmaß hinterziehen die Versuchspersonen trotz niedriger
Prüfwahrscheinlichkeit weniger Steuern. Dies wiederlegt die Hypothese 5 der
ökonomischen Theorie zwar nicht, es muss aber trotzdem in diesem Zusammenhang
berücksichtigt werden. Dies gilt ebenso für die Hypothese 3 der psychologischen
Theorie sowie für die Hypothese 2 der ökonomischen Theorie, da eine höhere
Prüfwahrscheinlichkeit auch mehr Kontrollen sowie eine höhere
Entdeckungswahrscheinlichkeit zur Folge hat.
Friedland, Maital und Rutenberg (1978) beschäftigen sich in ihrem Modell auch mit
den demografischen Faktoren, insbesondere mit dem Geschlecht. Sie beobachten,
dass Frauen zwar öfter Steuern hinterziehen als Männer, jedoch dabei nur einen
kleineren Teil ihres Einkommens hinterziehen als Männer, die Steuerhinterziehung
begehen (vgl. Friedland, Maital und Rutenberg (1978)). Im Umkehrschluss bedeutet
dies also, dass Männer seltener Steuern hinterziehen als Frauen. Dieses Ergebnis
bestätigt die Hypothese 10 der psychologischen Theorie und wiederlegt die
Hypothese 6 der ökonomischen Theorie.
38
3.3. Modell von Slemrod, Blumenthal und Christian (2001)
Das Modell von Slemrod, Blumenthal und Christian (2001) untersucht den
Zusammenhang von Prüfwahrscheinlichkeit und Steuerhinterziehung. Es baut auf die
theoretischen Überlegungen des Modells von Allingham und Sandmo (1972) (für
ausführlichere Ausführungen des Modells von Allingham und Sandmo (1972) siehe
Kapitel 3.1.1.) und Yitzhaki (1987) auf.
3.3.1. Ergebnisse des Modells von Slemrod, Blumenthal und
Christian (2001)
Slemrod, Blumenthal und Christian (2001) finden in ihrem Experiment heraus, dass
der Einfluss der Bekanntgabe, dass die Steuerprüfung besonders gründlich ausfällt,
bei den Steuerpflichtigen mit mittlerem oder niedrigem Einkommen und einer hohen
Möglichkeit zur Steuerhinterziehung einen großen Einfluss auf die Steuererklärung
hat. Das deklarierte Einkommen der Kontrollgruppe bei den Steuerpflichtigen mit
mittlerem Einkommen ist von $5162 im Jahr 1993 auf $5606 im Jahr 1994 gestiegen,
während das deklarierte Einkommen der Anwendungsgruppe von $5082 auf $6201
gestiegen ist. Der Anstieg in der Anwendungsgruppe ist also aufgrund der
angedrohten höheren Wahrscheinlichkeit der Steuerprüfung höher als ohne diese
Androhung. Noch deutlicher erkennt man dies bei den Steuerpflichtigen mit geringem
Einkommen. Hier ist das deklarierte Einkommen der Kontrollgruppe von $118 auf
$580 gestiegen, während das deklarierte Einkommen der Anwendungsgruppe sogar
von $146 auf $1451 gestiegen ist. Slemrod, Blumenthal und Christian (2001) konnten
jedoch nur bei den Steuerpflichtigen mit mittlerem Einkommen einen signifikanten
Wert herausfinden. Einen komplett unerwarteten Effekt erkennen Slemrod,
Blumenthal und Christian (2001) bei den Steuerpflichtigen mit hohem Einkommen. In
der Kontrollgruppe erhöht sich zwar das deklarierte Einkommen von $40671 auf
$45597, das deklarierte Einkommen in der Anwendungsgruppe reduziert sich jedoch
von $49637 auf $38703. Dies wiederspricht dem was Slemrod, Blumenthal und
Christian (2001) zuvor vermutet haben (vgl. Slemrod, Blumenthal und Christian
(2001)).
39
Slemrod, Blumenthal und Christian (2001) erkennen durch ihr Experiment ebenso,
dass der Einfluss der Androhung einer erhöhten Prüfwahrscheinlichkeit bei den
gewerblichen Einkünften sowohl bei den Steuerpflichtigen mit mittlerem wie auch mit
hohem Einkommen, die Steuerhinterziehung verringert. Bei den Steuerpflichtigen mit
niedrigem Einkommen und hoher Möglichkeit zur Steuerhinterziehung ist dies jedoch
nicht feststellbar, da das deklarierte Einkommen der Anwendungsgruppe in diesem
Fall weniger stark steigt als das deklarierte Einkommen der Kontrollgruppe. Des
Weiteren stellen Slemrod, Blumenthal und Christian (2001) fest, dass bei
Vorhandensein eines Schedule A, B, F oder ES, die Androhung der Überprüfung,
also die höhere Prüfwahrscheinlichkeit, für die Höhe des deklarierten Einkommens
eine Rolle spielt. Im amerikanischen Steuersystem können die Steuerzahler
zwischen einem Pauschalbetrag zum Abzug von Kosten und der genauen Auflistung
aller entstandenen Kosten wählen. Wählt ein Steuerzahler die Auflistung der Kosten
wird dies im Schedule A aufgelistet. Dies wird ein Steuerzahler nur dann tun, wenn
seine Kosten höher sind als der Pauschalbetrag. Der Steuerzahler hat jedoch somit
mit dem Schedule A auch die Möglichkeit Kosten anzusetzen, die er eigentlich nicht
ansetzen darf und dadurch Steuerhinterziehung zu begehen. Wenn er sich für den
Pauschalbetrag entscheidet, hat er keine Möglichkeit zur Steuerhinterziehung.
Schedule B dient zur Erklärung der Zinsen und Dividenden des Steuerpflichtigen.
Auch in diesem Bereich ist es möglich Steuerhinterziehung zu begehen. Schedule F
beinhaltet die landwirtschaftlichen Einkünfte. Auch bei diesen ist es möglich nicht
alles zu deklarieren. Ebenso können die Steuerzahler Schedule ES manipulieren. Im
Schedule ES werden die erwarteten Steuern deklariert. Das Ergebnis von Slemrod,
Blumenthal und Christian (2001), dass Steuerzahler mit Schedule A, B, F oder ES
bei einer höheren Prüfwahrscheinlichkeit mehr Einkommen deklarieren, also weniger
Steuern hinterziehen als andere Steuerzahler, lässt sich also durch die einfachen
Gelegenheiten zur Steuerhinterziehung erklären, die die Steuerzahler in diesen
Fällen haben ((vgl. Slemrod, Blumenthal und Christian (2001)).
40
3.3.2. Überprüfung der Hypothesen anhand der Ergebnisse des
Modells von Slemrod, Blumenthal und Christian (2001)
Slemrod, Blumenthal und Christian (2001) untersuchen in ihrem Modell den
Zusammenhang zwischen der Prüfwahrscheinlichkeit und der Wahrscheinlichkeit der
Steuerhinterziehung. Ihr Ergebnis, dass Steuerzahler mit niedrigem oder mittlerem
Einkommen und einer großen Gelegenheit zur Steuerhinterziehung aufgrund einer
höheren Prüfwahrscheinlichkeit weniger Steuern hinterziehen, stimmt mit der
Hypothese 5 der ökonomischen Theorie, dass Steuerzahler bei einer höheren
individuellen Prüfwahrscheinlichkeit weniger Steuern hinterziehen, überein. Des
Weiteren stimmt der Sachverhalt auch mit der Hypothese 2 der ökonomischen
Theorie, dass eine Erhöhung der Entdeckungswahrscheinlichkeit eine Verringerung
der Steuerhinterziehung bewirkt. Dies ist der Fall, da durch eine Erhöhung der
Anzahl der Prüfungen auch die Entdeckungswahrscheinlichkeit automatisch erhöht
wird. Gegensätzlich ist jedoch das Ergebnis von Slemrod, Blumenthal und Christian
(2001) zu werten, dass Steuerzahler mit hohem Einkommen bei einer Erhöhung der
Prüfwahrscheinlichkeit weniger Einkommen deklarieren, also mehr Steuern
hinterziehen. Dieses Ergebnis ist entgegengesetzt zu der Hypothese 2 und der
Hypothese 5 der ökonomischen Theorie. Bei den gewerblichen Einkünften stimmt
das Ergebnis von Slemrod, Blumenthal und Christian (2001) zumindest für die
Steuerzahler mit mittlerem und hohem Einkommen mit der Hypothese 2 und der
Hypothese 5 der ökonomischen Theorie überein. Bei diesen Steuerzahlern verringert
sich nämlich die Steuerhinterziehung bei einer Erhöhung der Prüfwahrscheinlichkeit.
Bei den Steuerzahlern mit gewerblichen Einkünften und niedrigem Einkommen ist
dies jedoch nicht der Fall (vgl. Slemrod, Blumenthal und Christian (2001)). Aus den
vorangehenden Ausführungen kann man also feststellen, dass die Hypothese 2
sowie die Hypothese 5 der ökonomischen Theorie durch das Modell von Slemrod,
Blumenthal und Christian (2001) nur zum Teil bestätigt werden können.
Die soeben erläuterten Ergebnisse von Slemrod, Blumenthal und Christian (2001)
kann man ebenso auf die Hypothese 3 der psychologischen Theorie, nämlich das
legale Kontrollen Steuerzahler daran hindern eine Steuerhinterziehung zu begehen,
anwenden. Aus einer Erhöhung der Prüfwahrscheinlichkeit ergibt sich nämlich eine
erhöhte Anzahl legaler Kontrollen. Die Hypothese 3 der psychologischen Theorie
41
kann also ebenfalls zum Teil durch das Modell von Slemrod, Blumenthal und
Christian (2001) bestätigt werden. Einige andere Ergebnisse des Modells sind jedoch
auch auf die Hypothese 2 der psychologischen Theorie, dass eine fehlende
Gelegenheit die Steuerzahler an der Steuerhinterziehung hindert, anwendbar. Im
Umkehrschluss bedeutet dies nämlich, dass eine große Gelegenheit zur
Steuerhinterziehung den Steuerzahler zu mehr Steuerhinterziehung animiert.
Slemrod, Blumenthal und Christian (2001) stellen fest, dass Steuerzahler, bei
Vorhandensein eines Schedule A, B, F oder ES (zur Erklärung siehe Kapitel 3.3.1.),
bei einer Erhöhung der Prüfwahrscheinlichkeit weniger Steuern hinterziehen. Daraus
lässt sich schließen, dass vorher aufgrund der großen Gelegenheit zur
Steuerhinterziehung mehr Steuern hinterzogen wurden. Das Ergebnis von Slemrod,
Blumenthal und Christian (2001) bestätigt also die Hypothese 2 der psychologischen
Theorie.
3.4. Modell von Trivedi, Shehata und Lynn (2003)
Das Modell von Trivedi, Shehata und Lynn (2003) baut auf der Erkenntnis auf, dass
die Nutzenmaximierung der traditionellen ökonomischen Theorie zwar ein wichtiger
Faktor zur Erklärung der Steuerhinterziehung ist, die Steuerhinterziehung durch sie
aber nicht vollständig erklärt werden kann. Steuerprüfungen und Strafen sind zwar
notwendig, aber nicht ausreichend, um die Steuerhinterziehung ohne weitere
Faktoren zu erklären. Um die Steuerhinterziehung besser erklären zu können,
müssen unter anderem die Psychologie, die Soziologie, und die Kriminologie mit
berücksichtigt werden (vgl. Trivedi, Shehata und Lynn (2003)).
Trivedi, Shehata und Lynn (2003) untersuchen sowohl den Zusammenhang
zwischen einigen persönlichen Faktoren sowie einigen situationsbedingten Faktoren
und der Wahrscheinlichkeit von Steuerhinterziehung. Die untersuchten persönlichen
Faktoren stellen das Verhalten aufgrund von Moral, werteorientiertes Handeln und
Risikopräferenz dar. Die situationsbedingten Faktoren stellen das Vorhandensein
bzw. Fehlen von Kontrollen, Gerechtigkeit bzw. Ungerechtigkeit von Steuern und das
Ausmaß der Informationen über das Steuerzahlverhalten anderer Personen dar (vgl.
Trivedi, Shehata und Lynn, B. (2003)).
42
3.4.1. Ergebnisse des Modells von Trivedi, Shehata und Lynn (2003)
Trivedi, Shehata und Lynn (2003) kommen zu dem Ergebnis, dass ein moralisches
Verhalten sowie ein werteorientiertes Handeln eines Steuerpflichtigen zu weniger
Steuerhinterziehung führen. Ein risikoscheues Verhalten wird ebenfalls mit einer
geringeren Wahrscheinlichkeit zu Steuerhinterziehung führen (vgl. Trivedi, Shehata
und Lynn (2003)).
Das deklarierte Einkommen kann durch eine Erhöhung der Prüfwahrscheinlichkeit
erhöht werden. Das Gleiche gilt für eine Senkung des Steuersatzes. Die
Ungerechtigkeit des Steuersystems hat einen Einfluss auf das Ausmaß der
Steuerhinterziehung. Dies ist allerdings nur bei Steuerzahlern der Fall, die durch
diese Ungerechtigkeit bevorzugt werden. Diese deklarieren einen größeren Teil des
Einkommens. Bei Steuerzahlern, die durch die Ungerechtigkeit benachteiligt werden
ist kaum ein Einfluss auf die Steuerhinterziehung erkennbar. Das Ausmaß der
Informationen über das Steuerzahlverhalten anderer Personen beeinflusst die
Wahrscheinlichkeit der Steuerhinterziehung, allerdings nur bei Informationen zur
negativen Steuerehrlichkeit. Diese erhöhen die Wahrscheinlichkeit der
Steuerhinterziehung. Hat der Steuerzahler Informationen über die positive
Steuerehrlichkeit anderer Steuerzahler erhalten, beeinflusst das den Steuerzahler
nicht (vgl. Trivedi, Shehata und Lynn (2003)).
Trivedi, Shehata und Lynn (2003) stellen ebenfalls einige positive sowie negative
Effekte durch die Kombination einzelner Faktoren auf die Steuerehrlichkeit fest.
Einen positiven Effekt haben die Kombination von Alter und Risikopräferenz sowie
werteorientiertes Handeln und Risikopräferenz. Einen negativen Effekt haben
dagegen die Kombination von werteorientiertem Handeln und vorherigen
Erfahrungen bei Steuererklärungen, Risikopräferenz und Prüfwahrscheinlichkeit
sowie Risikoaversion und Alter (vgl. Trivedi, Shehata und Lynn (2003)).
43
3.4.2. Überprüfung der Hypothesen anhand der Ergebnisse des
Modells von Trivedi, Shehata und Lynn (2003)
Trivedi, Shehata und Lynn (2003) führen in ihrem Modell einen DIT-Test sowie ein
Experiment durch um sowohl den Einfluss persönlicher wie auch den Einfluss
situationsbedingter Faktoren auf die Steuerhinterziehung untersuchen zu können.
Bei den persönlichen Faktoren handelt es sich um das Verhalten aufgrund von
Moral, um werteorientiertes Handeln und um die Risikopräferenz. Bei den
situationsbedingten Faktoren handelt es sich dagegen um das Vorhandensein bzw.
Fehlen von Kontrollen, Gerechtigkeit bzw. Ungerechtigkeit von Steuern und das
Ausmaß der Informationen über das Steuerzahlverhalten anderer Personen (vgl.
Trivedi, Shehata und Lynn (2003)).
Trivedi, Shehata und Lynn (2003) stellen in ihrem Experiment fest, dass ein
moralisches Verhalten sowie ein werteorientiertes Handeln eines Steuerpflichtigen zu
weniger Steuerhinterziehung führen. Im Umkehrschluss bedeutet dies also, dass ein
unmoralisches Verhalten sowie ein nicht werteorientiertes Handeln zu mehr
Steuerhinterziehung führen. In Hypothese 4 der psychologischen Theorie wird
gesagt, dass die negative persönliche Orientierung die Wahrscheinlichkeit der
Steuerhinterziehung erhöht. Die persönliche Orientierung besteht im Wesentlichen
aus der Unterscheidung, ob ein Steuerzahler egoistisch oder gruppenorientiert
handelt, wobei die Erhöhung der Steuerhinterziehung bei egoistischem Verhalten
stattfindet (vgl. Weigel, Hessing und Elffers (1987)). Man kann davon ausgehen,
dass ein unmoralisches Verhalten sowie ein nicht werteorientiertes Handeln ein
egoistisches Verhalten zur Konsequenz haben, da die Werte der Gruppe dem
Steuerzahler in diesem Fall nichts mehr bedeuten. Die Hypothese 4 der
psychologischen Theorie lässt sich also durch das Modell von Trivedi, Shehata und
Lynn (2003) bestätigen. Auch die Hypothese 6 der psychologischen Theorie, dass
eine Intoleranz der Steuerhinterziehung die Wahrscheinlichkeit der
Steuerhinterziehung vermindert, lässt sich anhand des werteorientierten Handelns
sowie des moralischen Verhaltens belegen. Ist der Steuerzahler nämlich besonders
werteorientiert und moralisch eingestellt, so wird er auch die Steuerhinterziehung bei
sich oder bei anderen weniger akzeptieren als ein Steuerzahler, der weniger
werteorientiert und moralisch eingestellt ist.
44
Ein weiteres Ergebnis des Modells von Trivedi, Shehata und Lynn (2003) ist, dass
ein risikoscheues Verhalten ebenfalls zu weniger Steuerhinterziehung führen wird als
ein risikofreudiges Verhalten. Dieses Ergebnis bestätigt die Hypothese 5 der
psychologischen Theorie, dass ein risikoscheues Verhalten die Wahrscheinlichkeit
der Steuerhinterziehung vermindert.
Trivedi, Shehata und Lynn (2003) kommen außerdem zu dem Ergebnis, dass das
deklarierte Einkommen durch eine Erhöhung der Prüfwahrscheinlichkeit erhöht wird.
Die Steuerhinterziehung ist also umso niedriger, je höher die Prüfwahrscheinlichkeit
ist. Die Hypothese 5 der ökonomischen Theorie besagt, dass die
Steuerhinterziehung umso niedriger ist, je höher die Prüfwahrscheinlichkeit ist. Die
Hypothese 5 der ökonomischen Theorie ist also durch das Ergebnis des Modells von
Trivedi, Shehata und Lynn (2003) erfüllt. Eine Erhöhung der Prüfwahrscheinlichkeit
ist gleichzusetzen mit einer Erhöhung der Anzahl der Kontrollen. Dadurch ist auch
die Hypothese 3 der psychologischen Theorie, dass legale Kontrollen den
Steuerzahler daran hindern Steuerhinterziehung zu begehen, erfüllt. Man kann
davon ausgehen, dass durch eine Erhöhung der Prüfwahrscheinlichkeit auch die
Entdeckungswahrscheinlichkeit automatisch erhöht wird. Der Hypothese 2 der
ökonomischen Theorie ist daher ebenfalls erfüllt.
Trivedi, Shehata und Lynn (2003) stellen weiterhin fest, dass die Information, dass
andere einen höheren Steuersatz zahlen als man selber, einen positiven
signifikanten Einfluss auf die Steuerehrlichkeit hat. Steuerzahler, die wissen, dass sie
selber weniger Steuern zahlen als die anderen, hinterziehen also weniger Steuern
als Steuerzahler ohne diese Information. Man kann davon ausgehen, dass dies auch
der Fall ist, wenn nicht mit dem Steuersatz eines einzelnen, sondern mit dem
durchschnittlichen Steuersatz einer Referenzgruppe verglichen wird, da sich an der
Situation als solche dadurch nichts ändert. Die Hypothese 4 der ökonomischen
Theorie, dass Steuerzahler umso weniger Steuern hinterziehen, je höher der
durchschnittliche Steuersatz der Referenzgruppe ist, ist also bestätigt.
Ein weiteres Ergebnis ist, dass das Ausmaß der Informationen über das
Steuerzahlverhalten anderer Personen die Wahrscheinlichkeit der
Steuerhinterziehung beeinflusst. Dies ist allerdings nur bei Informationen zur
negativen Steuerehrlichkeit der Fall. Diese erhöhen die Wahrscheinlichkeit der
45
Steuerhinterziehung (vgl. Trivedi, Shehata und Lynn (2003)). Dies bedeutet also,
dass Steuerzahler die Wissen, dass andere Personen Steuern hinterziehen, auch
selber schneller Steuern hinterziehen. Die Hypothese 3 der ökonomischen Theorie
sagt jedoch, dass die Steuerzahler umso weniger Steuern hinterziehen, je mehr die
durchschnittliche Steuerhinterziehung der Referenzgruppe steigt. Die Hypothese 3
der ökonomischen Theorie kann also durch das Ergebnis von Trivedi, Shehata und
Lynn (2003) nicht bestätigt werden, da sie genau zu entgegengesetzten Ergebnissen
kommen.
46
3.5. Überprüfung der Hypothesen
3.5.1. Überprüfung der Hypothesen der ökonomischen Theorie
1. Hypothese der ökonomischen Theorie: Eine Erhöhung der Strafsteuer
bewirkt immer eine Erhöhung des deklarierten Einkommens also eine
Verringerung der Steuerhinterziehung.
Die Hypothese, dass eine Erhöhung der Strafsteuer immer eine Erhöhung des
deklarierten Einkommens also eine Verringerung der Steuerhinterziehung bewirkt,
wird anhand des ausführlicher dargestellten Modells von Friedland, Maital und
Rutenberg (1978) bestätigt. Insgesamt wird die Hypothese 1 der ökonomischen
Theorie anhand der ausgewählten Modelle vier Mal bestätigt und fünf Mal abgelehnt
(siehe Tabelle 3.1). Eine eindeutige Entscheidung, ob die Hypothese abgelehnt oder
bestätigt wird, kann also nicht getroffen werden.
Tabelle 3.1: Erhöhung der Strafsteuer
Modell
Hypothese
Ergebnis des Modells
bestätigt?
Webley,
Robben,
Bei gegebener Entdeckungswahrscheinlichkeit wirkt
Elffers und
eine milde Strafe genauso abschreckend wie eine
Hessing
hohe Strafe.
nein
(1991)
Kinsey (1984) stellt fest, dass normalerweise
Kinsey (1984) Strafsteuern wesentlich weniger abschreckend wirken
nein
als die Entdeckungswahrscheinlichkeit
Bei einer sehr geringen
Jackson und
Entdeckungswahrscheinlichkeit, beeinflusst die Höhe
Jones (1985)
der Strafsteuer die Wahrscheinlichkeit der
Steuerhinterziehung.
47
ja
Die Höhe der Strafsteuer spielt keine Rolle für die
Klepper und
Wahrscheinlichkeit der Steuerhinterziehung, da schon
Nagin (1989)
eine milde Strafe für die Steuerzahler große
nein
personelle Kosten darstellen.
Webley,
Morris und
Amstutz
(1985)
Webley, Morris und Amstutz (1985) erkennen in ihrem
Modell, dass die Höhe der Strafsteuer keinen Einfluss
nein
auf die Höhe der Steuerhinterziehung hat.
Pudney, Pyle and Saruc (2000) stellen einen
Pudney, Pyle
negativen Effekt der erwarteten Strafsteuer auf die
and Saruc
Wahrscheinlichkeit der Steuerhinterziehung fest. Dies
(2000)
bedeutet, dass im Falle einer erwarteten höheren
ja
Strafsteuer, weniger Steuern hinterzogen werden.
Fjeldstad und
Fjeldstad und Semboja (2001) kommen in ihrem
Semboja
Modell über das Steuerzahlverhalten in Tanzania zu
(2001)
dem Ergebnis, dass die Höhe der Strafsteuer keinen
nein
Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit der
Steuerhinterziehung hat.
Park und
Park und Hyun (2003) stellen fest, dass eine
Hyun (2003)
Erhöhung der Strafsteuer die Steuerzahler dazu
animiert das komplette Einkommen zu deklarieren.
Friedland,
Friedland, Maital und Rutenberg (1978) stellen fest,
Maital und
dass die Steuerzahler bei einer höheren Strafsteuer
Rutenberg
weniger Steuerhinterziehung begehen.
ja
ja
(1978)
insgesamt
nein
48
2. Hypothese der ökonomischen Theorie: Eine Erhöhung der
Entdeckungswahrscheinlichkeit bewirkt immer eine Erhöhung des deklarierten
Einkommens, also eine Verringerung der Steuerhinterziehung.
Eine Erhöhung der Entdeckungswahrscheinlichkeit ergibt sich durch eine Erhöhung
der Prüfwahrscheinlichkeit, denn wenn öfter geprüft wird, wird auch die
Wahrscheinlichkeit höher, dass etwas entdeckt wird. Trivedi, Shehata und Lynn
(2003) kommen zu dem Ergebnis, dass das deklarierte Einkommen durch eine
Erhöhung der Prüfwahrscheinlichkeit erhöht wird. Dies bedeutet, dass die
Wahrscheinlichkeit der Steuerhinterziehung sinkt. Die Hypothese 2 der
ökonomischen Theorie wäre also anhand des Modells von Trivedi, Shehata und Lynn
(2003) bestätigt. Slemrod, Blumenthal und Christian (2001) stellen außerdem fest,
dass bei einem niedrigen oder mittleren Einkommen eine höhere
Prüfwahrscheinlichkeit zu weniger Steuerhinterziehung führt. Diesen Zusammenhang
stellen sie auch für gewerbliche Einkünfte bei mittlerem oder hohem Einkommen fest.
Für hohe Einkommen oder für gewerbliche niedrige Einkommen kann dieser
Zusammenhang allerdings nicht festgestellt werden (vgl. Slemrod, Blumenthal und
Christian (2001)). Die Hypothese 2 der ökonomischen Theorie kann also nicht
bestätigt werden. Dies kann noch weiter durch die Ergebnisse von Friedland, Maital
und Rutenberg (1978) belegt werden. Sie beobachten nämlich, dass die
Prüfwahrscheinlichkeit im Vergleich zum Strafausmaß nur eine untergeordnete Rolle
spielt. Bei hohem Strafausmaß hinterziehen die Versuchspersonen trotz niedriger
Prüfwahrscheinlichkeit weniger Steuern. Das Ergebnis von Friedland, Maital und
Rutenberg (1978) wiederlegt die Hypothese 2 der ökonomischen Theorie zwar nicht,
es unterstützt aber das zuvor gefundene Ergebnis von Slemrod, Blumenthal und
Christian (2001), dass eine Erhöhung der Prüfwahrscheinlichkeit nicht immer zu
weniger Steuerhinterziehung führt. Insgesamt wird die Hypothese anhand der
ausgewählten Modelle neun Mal bestätigt und fünf Mal abgelehnt (siehe Tabelle 3.2).
Die Hypothese 2 der ökonomischen Theorie kann also eher bestätigt als abgelehnt
werden.
49
Tabelle 3.2: Erhöhung der Entdeckungswahrscheinlichkeit
Modell
Ergebnis des Modells
Hypothese
bestätigt?
Eine Erhöhung der
Spicer und Thomas
(1982)
Entdeckungswahrscheinlichkeit bewirkt nur eine
Verringerung der Steuerhinterziehung wenn
nein
präzise Informationen über die
Entdeckungswahrscheinlichkeit vorliegen.
Steuerprüfungen haben eine abschreckende
Dubin und Wilde
(1988)
Wirkung auf die Wahrscheinlichkeit der
Steuerhinterziehung. Wenn mehr
ja
Steuerprüfungen stattfinden, erhöht sich auch
die Entdeckungswahrscheinlichkeit.
Personen, die Steuern hinterziehen oder in
einem kriminellen Umfeld wirken, empfinden die
Mason und Calvin
Entdeckungswahrscheinlichkeit als geringer als
(1978)
andere. Bei ihnen würde daher auch eine
nein
Erhöhung der Entdeckungswahrscheinlichkeit
nichts nützen.
Im Allgemeinen ist es laut Alm, McClellan und
Schulze (1992) so, dass die Chance auf
Entdeckung der Steuerhinterziehung überschätzt
Alm, McClellan und
wird und daher trotz niedriger
Schulze (1992)
Entdeckungswahrscheinlichkeit mehr Steuern
nein
bezahlt werden als vermutet wird. Eine
Erhöhung der Entdeckungswahrscheinlichkeit
hat also nicht den erwarteten Einfluss.
Maciejovsky,
Eine Erhöhung der Häufigkeit der
Kirchler und
Steuerprüfungen verringert die
Schwarzenberger
Wahrscheinlichkeit der Steuerhinterziehung.
50
ja
(2001)
Durch häufigere Prüfungen erhöht sich auch
automatisch die Entdeckungswahrscheinlichkeit.
Eine Interaktion zwischen
Entdeckungswahrscheinlichkeit und Strafsteuer
besteht jedoch nicht.
Spicer und Hero (1985) stellen fest, dass die
Anzahl der Steuerprüfungen einen negativen
signifikanten Effekt auf die Steuerhinterziehung
Spicer und Hero
hat. Im Falle einer Übereinstimmung von Prüf-
(1985)
und Entdeckungswahrscheinlichkeit bedeutet
ja
dies also, dass bei einer Erhöhung der
Entdeckungswahrscheinlichkeit die
Steuerhinterziehung verringert wird.
Webley, Morris und Amstutz (1985) erkennen in
ihrem Modell, dass die Wahrscheinlichkeit der
Steuerhinterziehung sinkt, wenn die
Webley, Morris und
Amstutz (1985)
Prüfungswahrscheinlichkeit erhöht wird. Wie
weiter oben bereits erläutert, bedeutet dies im
ja
Falle einer Übereinstimmung von Prüf- und
Entdeckungswahrscheinlichkeit, dass bei einer
Erhöhung der Entdeckungswahrscheinlichkeit
die Steuerhinterziehung verringert wird.
Al-Nowaihi und Pyle (2000) kommen zu dem
Al-Nowaihi und
Ergebnis, dass eine hohe
Pyle (2000)
Entdeckungswahrscheinlichkeit die Höhe der
ja
Steuerhinterziehung klein hält.
Becker, Büchner und Sleeking (1987) kommen
Becker, Büchner
in ihrem Modell zu dem Ergebnis, dass die
und Sleeking
Prüfwahrscheinlichkeit einen negativen Effekt
(1987)
sowohl auf den Hang zur Steuerhinterziehung
der Steuerzahler wie auch auf die Prozentzahl
51
ja
der hinterzogenen Steuern hat.
Webley, Robben, Elffers und Hessing (1991)
kommen in ihrem Modell zu dem Ergebnis, dass
die Prüfwahrscheinlichkeit einen positiven Effekt
Webley, Robben,
Elffers und Hessing
(1991)
auf die Höhe des deklarierten Einkommens hat.
Dies bedeutet also, die Prüfwahrscheinlichkeit
und damit auch die
ja
Entdeckungswahrscheinlichkeit (siehe oben)
haben einen negativen Effekt auf die
Steuerhinterziehung, das heißt es werden
weniger Steuern hinterzogen.
Park und Hyun (2003) stellen fest, dass die
Wahrscheinlichkeit der Steuerhinterziehung
sinkt, wenn die Prüfwahrscheinlichkeit steigt. Im
Park und Hyun
Falle einer Übereinstimmung von Prüf- und
(2003)
Entdeckungswahrscheinlichkeit bedeutet dies
ja
also, dass bei einer Erhöhung der
Entdeckungswahrscheinlichkeit die
Steuerhinterziehung verringert wird.
Bosco und Mittone (1997) erkennen, dass die
Bosco und Mittone
(1997)
Wahrscheinlichkeit der Steuerhinterziehung bei
einer besonders hohen oder besonders
niedrigen Prüfwahrscheinlichkeit sinkt. Bei einer
nein
mittleren Prüfwahrscheinlichkeit erhöht sich
dagegen die Steuerhinterziehung.
Trivedi, Shehata und Lynn (2003) kommen zu
Trivedi, Shehata
und Lynn (2003)
dem Ergebnis, dass das deklarierte Einkommen
durch eine Erhöhung der Prüfwahrscheinlichkeit
erhöht wird. Dies bedeutet, dass die
Wahrscheinlichkeit der Steuerhinterziehung
sinkt.
52
ja
Slemrod, Blumenthal und Christian (2001)
stellen fest, dass bei einem niedrigen oder
mittleren Einkommen eine höhere
Prüfwahrscheinlichkeit zu weniger
Slemrod,
Blumenthal und
Christian (2001)
Steuerhinterziehung führt. Diesen
Zusammenhang stellen sie auch für gewerbliche
nein
Einkünfte bei mittlerem oder hohem Einkommen
fest. Für hohe Einkommen oder für gewerbliche
niedrige Einkommen kann dieser
Zusammenhang allerdings nicht festgestellt
werden
insgesamt
ja
3. Hypothese der ökonomischen Theorie: Die Steuerzahler hinterziehen umso
weniger Steuern, je mehr die durchschnittliche Steuerhinterziehung der
Referenzgruppe steigt.
Trivedi, Shehata und Lynn (2003) kommen zu dem Ergebnis, dass die Information,
dass andere Personen Steuern hinterziehen, bei dem Empfänger der Information zu
mehr Steuerhinterziehung führt. Die Hypothese 3 der ökonomischen Theorie besagt
genau das Gegenteil. Sie kann daher nicht anhand des Modells von Trivedi, Shehata
und Lynn (2003) bestätigt werden. Das Modell alleine reicht jedoch nicht aus um die
Hypothese empirisch zu bestätigen oder abzulehnen.
53
4. Hypothese der ökonomischen Theorie: Die Steuerzahler hinterziehen umso
weniger Steuern, je höher der durchschnittliche Steuersatz der Referenzgruppe
ist.
Trivedi, Shehata und Lynn (2003) stellen fest, dass die Information, dass andere
einen höheren Steuersatz zahlen als man selber, zu weniger Steuerhinterziehung
führt. Man kann davon ausgehen, dass dies auch der Fall ist, wenn der Steuersatz
mit der Referenzgruppe verglichen wird. Die Hypothese 4 der ökonomischen Theorie
kann also anhand des Modells von Trivedi, Shehata und Lynn (2003) bestätigt
werden. Insgesamt wird die Hypothese 4 der ökonomischen Theorie anhand der
ausgewählten Modelle zwei Mal bestätigt und drei Mal abgelehnt (siehe Tabelle 3.3).
Eine eindeutige Entscheidung, ob die Hypothese abgelehnt oder bestätigt wird, kann
also nicht getroffen werden. Außerdem muss angemerkt werden, dass die Stichprobe
der ausgewählten Modelle für ein aussagekräftiges Ergebnis zu gering ist.
Tabelle 3.3: Erhöhung des durchschnittlichen Steuersatzes der
Referenzgruppe
Modell
Hypothese
Ergebnis des Modells
bestätigt?
Die Steuerzahler, die im Versuch glauben sie würden
Spicer und
einen höheren Steuersatz bezahlen als die anderen
Becker
Versuchspersonen, hinterziehen mehr Steuern als die
(1980)
Steuerzahler, die glauben der Steuersatz der anderen
ja
wäre höher oder gleich ihrem Steuersatz.
Die Versuchspersonen, denen gesagt wird, sie müssten
Webley et
einen höheren Steuersatz zahlen als die anderen
al. (1991)
Versuchspersonen, hinterziehen trotzdem nicht mehr
nein
Steuern.
Spicer und
Spicer und Hero (1985 ) stellen fest, dass die
Hero
Information über unterschiedliche Prozentsätze der
54
nein
(1985)
Steuerhinterziehung anderer Personen, bei den
Personen, die die Information erhalten, nicht zu einem
signifikanten Unterschied der Höhe der
Steuerhinterziehung führt. Es spielt also keine Rolle wie
hoch die Steuerhinterziehung der anderen Personen ist.
Webley,
Morris und
Amstutz
(1985)
Webley, Morris, Amstutz (1985) erkennen, dass die
Information an die Steuerzahler, dass andere
Steuerzahler einen niedrigeren oder höheren
nein
Steuersatz zahlen, keinen signifikanten Einfluss auf die
Höhe der Steuerhinterziehung hat.
Trivedi, Shehata und Lynn (2003) stellen fest, dass die
Trivedi,
Information, dass andere einen höheren Steuersatz
Shehata
zahlen als man selber, zu weniger Steuerhinterziehung
und Lynn
führt. Man kann davon ausgehen, dass dies auch der
(2003)
Fall ist, wenn der Steuersatz mit der Referenzgruppe
ja
verglichen wird.
insgesamt
-
5. Hypothese der ökonomischen Theorie: Umso höher die individuelle
Prüfwahrscheinlichkeit ist, umso weniger Steuern hinterziehen die
Steuerzahler.
Für die Hypothese 5 der ökonomischen Theorie gelten die Ausführungen, die bereits
zur Hypothese 2 der ökonomischen Theorie anhand der Ergebnisse von Trivedi,
Shehata und Lynn (2003), Slemrod, Blumenthal und Christian (2001), Friedland,
Maital und Rutenberg (1978) und der weiteren Modelle (siehe Tabelle 3.2) zum
Zusammenhang von Prüfwahrscheinlichkeit bzw. Entdeckungswahrscheinlichkeit und
Steuerhinterziehung dargestellt wurden. Die Hypothese 5 der ökonomischen Theorie
kann demzufolge genauso wie auch die Hypothese 2 der ökonomischen Theorie
eher bestätigt als abgelehnt werden.
55
6. Hypothese der ökonomischen Theorie: Frauen hinterziehen seltener Steuern
als Männer.
Fallan (1999) stellt in seinem Modell fest, dass im Wesentlichen kein signifikanter
Unterschied zwischen Männern und Frauen in Bezug auf Steuerhinterziehung
besteht. Friedland, Maital und Rutenberg (1978) stellen dagegen fest, dass Frauen
öfter Steuern hinterziehen als Männer. Es herrscht also Uneinigkeit über die Wirkung
des Geschlechts auf die Steuerhinterziehung. Dies wird auch bereits daran deutlich,
dass die Hypothese 8 der psychologischen Theorie genau umgekehrt lautet als die
Hypothese 6 der ökonomischen Theorie, nämlich das Männer seltener Steuern
hinterziehen als Frauen. Insgesamt wird die Hypothese 6 der ökonomischen Theorie
anhand der ausgewählten Modelle sieben Mal bestätigt und vier Mal abgelehnt
(siehe Tabelle 3.4). Die Hypothese 6 der ökonomischen Theorie kann demzufolge
eher bestätigt als abgelehnt werden.
Tabelle 3.4: Frauen hinterziehen seltener Steuern als Männer
Hypothese
Modell
Ergebnis des Modells
Baldry (1987)
Männer hinterziehen häufiger Steuern als Frauen.
bestätigt?
ja
Frauen hinterziehen seltener Steuern als Männer.
Anderhub et al. Für den Fall, dass sie jedoch hinterziehen,
(2001)
hinterziehen sie einen kleineren Anteil ihres
ja
Einkommens als Männer.
Spicer und
Hero (1985)
Spicer und
Becker (1980)
Männer hinterziehen öfter Steuern als Frauen.
ja
Männer hinterziehen öfter Steuern als Frauen.
ja
Ruegger und
Ruegger und King (1992) erkennen, dass Frauen
King (1992)
eine höhere Ethik in Bezug auf ihre Auffassung von
56
ja
ethischen Standards im Geschäftsbereich haben als
Männer. Man kann davon ausgehen, dass man
Steuern zum Geschäftsbereich zählen kann. Höhere
ethische Standards werden daher vermutlich dazu
beitragen, weniger Steuerhinterziehung zu begehen.
Hasseldine und Hite (2003) stellen fest, dass Frauen
seltener Steuern hinterziehen als Männer, wenn die
Hasseldine
und Hite
(2003)
zuvor erhaltene Nachricht, die die Steuerzahler zu
einem ehrlichen Steuerzahlverhalten bewegen soll,
in einen positiven Kontext gekleidet wird. Wird die
nein
Nachricht jedoch in einen negativen Kontext
gekleidet, so hinterziehen Männer weniger Steuern
als Frauen.
Mason und
Calvin (1978)
Mason und Calvin (1978) kommen in ihrem Modell
zu dem Ergebnis, dass Männer öfter Steuern
ja
hinterziehen als Frauen.
Grasso und Kaplan (1998) finden heraus, dass
weibliche Studenten höhere ethische Standards
haben als männliche Studenten. Sie halten
Grasso und
Steuerhinterziehung für unmoralischer als die
Kaplan (1998)
männlichen Studenten. Man kann davon ausgehen,
ja
dass die weiblichen Studenten aufgrund der höheren
ethischen Standards weniger Steuern hinterziehen
als die männlichen Studenten.
Fallan (1999) stellt in seinem Modell fest, dass im
Fallan (1999)
Wesentlichen kein signifikanter Unterschied
zwischen Männern und Frauen in Bezug auf
nein
Steuerhinterziehung besteht.
Friedland,
Maital und
Rutenberg
Friedland, Maital und Rutenberg (1978) stellen fest,
dass Frauen öfter Steuern hinterziehen als Männer.
57
nein
(1978)
Kirchler und
Kirchler und Maciejovsky (2001) stellen fest, dass
Maciejovsky
Männer weniger Steuern hinterziehen als Frauen.
nein
(2001)
insgesamt
ja
58
3.5.2. Überprüfung der Hypothesen der psychologischen Theorie
1. Hypothese der psychologischen Theorie: Finanzieller Druck und soziale
Normen begünstigen eine Steuerhinterziehung.
Die Hypothese 1 der psychologischen Theorie kann anhand der ausgewählten
Modelle weder bestätigt noch abgelehnt werden, da die ausgewählten Modelle keine
Ergebnisse zu diesem Zusammenhang liefern.
2. Hypothese der psychologischen Theorie: Die fehlende Gelegenheit hindert
Steuerzahler daran eine Steuerhinterziehung zu begehen.
Slemrod, Blumenthal und Christian (2001) finden in ihrem Modell heraus, dass
Steuerpflichtige, die ein Schedule A, B, F, oder ES (zur Erklärung der Schedules
siehe Kapitel 3.3.2.) abgeben, bei höherer Prüfwahrscheinlichkeit weniger Steuern
hinterziehen als bei geringerer Prüfwahrscheinlichkeit. Dies besagt also, dass diese
Steuerpflichtigen vorher, also bei einer geringeren Prüfwahrscheinlichkeit mehr
hinterzogen haben. Den Steuerpflichtigen, die ein Schedule A, B, F oder ES abgeben
ist gemeinsam, dass sie alle, im Gegensatz zu anderen Steuerpflichtigen, durch die
Schedules viel Gelegenheit zur Steuerhinterziehung haben. Bei geringerer
Prüfwahrscheinlichkeit ist diese Gelegenheit umso größer, bei höherer
Prüfwahrscheinlichkeit wird die Gelegenheit dagegen umso kleiner. Die Hypothese 2
der psychologischen Theorie, dass eine fehlende Gelegenheit Steuerzahler daran
hindert Steuern zu hinterziehen, lässt sich also anhand des Modells von Slemrod,
Blumenthal und Christian (2001) bestätigen. Insgesamt wird die Hypothese 2 der
psychologischen Theorie anhand der ausgewählten Modelle zehn Mal bestätigt und
kein Mal abgelehnt (siehe Tabelle 3.5). Die Hypothese 2 der psychologischen
Theorie kann demzufolge vollständig bestätigt werden.
59
Tabelle 3.5: Fehlende Gelegenheit zur Steuerhinterziehung
Modell
Ergebnis des Modells
Hypothese
bestätigt?
„Wahlund (1991) kommt in einer
repräsentativen Umfrage zu dem Resultat,
daß „geständige“ Steuerhinterzieher
überwiegend Personen sind, die viele
Chancen zur Steuerverkürzung besitzen.
Selbständige kommen demnach ihrer
Steuerpflicht weniger eifrig nach als
Wahlund (1991)
Lohnempfänger, denen das Gehalt netto
ja
ausbezahlt wird“ (Berger, M.M., Schneider,
F. (1998). Selbständige besitzen also viel
Gelegenheit zur Steuerhinterziehung. Im
Umkehrschluss kann man also sagen, dass
Personen denen die Gelegenheit zur
Steuerhinterziehung fehlt, weniger Steuern
hinterziehen.
Wahlund (1992) erhält aufgrund einer
Umfrage das Ergebnis, dass mehr Steuern
hinterzogen werden, wenn es mehr
Wahlund (1992)
Gelegenheiten dazu gibt (vgl. Brandstätter,
H. (1994). Im Umkehrschluss bedeutet dies,
ja
dass die Steuerzahler bei fehlender
Gelegenheit an der Steuerhinterziehung
gehindert werden.
Wallschutzky (1984) fand in seiner Analyse
australischer Steuerhinterzieher heraus,
Wallschutzky (1984)
dass von den selbständig tätigen 43% der
Steuerhinterziehung überführt wurden,
während nur 13 % keine Steuerhinterziehung
60
ja
begangen haben (vgl. Bayer, R.-C., Reichl,
N. (1997)).
Die Selbständigen haben mehr Gelegenheit
zur Steuerhinterziehung als die Angestellten.
Da also eine größere Gelegenheit zu mehr
Steuerhinterziehung führt, kann man im
Umkehrschluss davon ausgehen, dass eine
fehlende Gelegenheit zu weniger
Steuerhinterziehung führt.
Vogel (1974) fand durch seine Befragung
heraus, dass 39 % der Personen, die
Nebeneinkünfte hatten, welche nicht direkt
an der Quelle besteuert wurden, Steuern
hinterzogen hatten (vgl. Bayer, R.-C., Reichl,
N. (1997)). Bei Nebeneinkünften besteht
Vogel (1974)
eine besonders große Gelegenheit zur
ja
Steuerhinterziehung. Man kann also davon
ausgehen, dass bei Einkünften, die keine
Nebeneinkünfte sind, aufgrund der fehlenden
Gelegenheit, weniger Steuern hinterzogen
werden.
Wärneryd und Walerud (1982) stellen fest,
dass eine größere Möglichkeit zur
Steuerhinterziehung eine größere Neigung
Wärneryd und Walerud
(1982)
zur Steuerhinterziehung zur Folge hat. Im
Umkehrschluss bedeutet dies, dass eine
ja
geringere oder fehlende Möglichkeit zur
Steuerhinterziehung eine geringere Neigung
zur Steuerhinterziehung zur Folge hat.
Cox und Plumbley
Cox und Plumbley (1988) kommen zu dem
61
ja
(1988)
Ergebnis, dass Personen mehr Steuern
hinterziehen, wenn eine größere Möglichkeit
dazu besteht (vgl. Berger, und Schneider
(1998)). Im Umkehrschluss lässt sich also
vermuten, dass bei weniger Gelegenheit
auch weniger hinterzogen wird.
Robben, Webley, Weigel, Wärneryd, Kinsey,
Hessing, Alvira Martin, Elffers, Wahlund, Van
Langenhove, Long, Scholz (1990) stellen
fest, dass Personen mehr Steuern
Robben, Webley,
hinterziehen, wenn eine größere Möglichkeit
Weigel, Wärneryd,
dazu besteht. „Diese Tendenz scheint
Kinsey, Hessing, Alvira
generell und unabhängig vom Steuersystem
Martin, Elffers,
zu bestehen, da sie in Staaten wie Spanien,
Wahlund, Van
Schweden, England, die Vereinigten
Langenhove, Long und
Staaten, Belgien oder die Niederlande
Scholz (1990)
nachgewiesen werden konnte“ (Berger,
ja
M.M., Schneider, F. (1998), S.33). Im
Umkehrschluss bedeutet dies, dass bei
fehlender Gelegenheit auch weniger
hinterzogen wird.
„In einer österreichischen Studie konnten
Kirchler und Berger (1998, in Druck) zeigen,
daß berichtetes Steuerverhalten primär von
den Gelegenheiten zur Steuerverkürzung
Kirchler und Berger
(1998)
und der Steuermoral abhängt (Berger, M.M.,
Schneider, F. (1998), S.34). Kirchler und
Berger (1998) stellen also fest, dass bei
mehr Gelegenheit zur Steuerhinterziehung
auch mehr hinterzogen wird. Im
Umkehrschluss bedeutet dies, dass bei
fehlender Gelegenheit auch weniger
62
ja
hinterzogen wird.
Cowell (1992) stellt fest, dass die
Gelegenheit zur Steuerhinterziehung zu
mehr Steuerhinterziehung führt. Im
Cowell (1992)
Umkehrschluss bedeutet dies, dass die
ja
fehlende Gelegenheit zur
Steuerhinterziehung zu weniger
Steuerhinterziehung führt.
Steuerpflichtigen, die ein Schedule A, B, F
oder ES abgeben ist gemeinsam, dass sie
Slemrod, Blumenthal
und Christian (2001)
alle, im Gegensatz zu anderen
Steuerpflichtigen, durch die Schedules viel
ja
Gelegenheit zur Steuerhinterziehung haben.
Fehlt diese Gelegenheit sinkt die
Wahrscheinlichkeit der Steuerhinterziehung.
insgesamt
ja
3. Hypothese der psychologischen Theorie: Legale Kontrollen hindern
Steuerzahler daran eine Steuerhinterziehung zu begehen.
Die Hypothese 3 der psychologischen Theorie besagt, dass legale Kontrollen
Steuerzahler an einer Steuerhinterziehung hindern, dass also die Steuerzahler bei
mehr Kontrollen weniger Steuern hinterziehen. Die Anzahl der legalen Kontrollen
erhöht sich, wenn die Prüfwahrscheinlichkeit höher wird. Es gelten also, ebenso wie
für die Hypothese 5 der ökonomischen Theorie, die Ausführungen, die bereits zur
Hypothese 2 der ökonomischen Theorie anhand der Ergebnisse von Trivedi,
Shehata und Lynn (2003), Slemrod, Blumenthal und Christian (2001), Friedland,
Maital und Rutenberg (1978) sowie der weiteren Modelle (siehe Tabelle 3.2) zum
Zusammenhang von Prüfwahrscheinlichkeit bzw. Entdeckungswahrscheinlichkeit und
Steuerhinterziehung dargestellt wurden. Die Hypothese 3 der psychologischen
63
Theorie kann demzufolge genauso wie auch die Hypothese 2 der ökonomischen
Theorie eher bestätigt als abgelehnt werden.
4. Hypothese der psychologischen Theorie: Die negative persönliche
Orientierung erhöht die Wahrscheinlichkeit der Steuerhinterziehung.
Die persönliche Orientierung besteht im Wesentlichen aus der Unterscheidung, ob
ein Steuerzahler egoistisch oder gruppenorientiert handelt, wobei die Erhöhung der
Steuerhinterziehung bei egoistischem Verhalten stattfindet (vgl. Weigel, Hessing und
Elffers (1987)). Trivedi, Shehata und Lynn (2003) stellen fest, dass ein unmoralisches
Verhalten sowie ein nicht werteorientiertes Handeln zu mehr Steuerhinterziehung
führen. Man kann davon ausgehen, dass ein unmoralisches Verhalten sowie ein
nicht werteorientiertes Handeln ein egoistisches Verhalten zur Konsequenz haben,
da die Werte der Gruppe dem Steuerzahler in diesem Fall nichts mehr bedeuten.
Man kann also schlussfolgern, dass auch egoistisches Verhalten, das zur negativen
persönlichen Orientierung gehört, die Steuerhinterziehung erhöht. Die Hypothese 4
der psychologischen Theorie kann also anhand des Modells von Trivedi, Shehata
und Lynn (2003) bestätigt werden. Insgesamt wird die Hypothese 4 der
psychologischen Theorie anhand der ausgewählten Modelle acht Mal bestätigt und
ein Mal abgelehnt (siehe Tabelle 3.6). Die Hypothese 4 der psychologischen Theorie
kann demzufolge fast vollständig bestätigt werden.
Tabelle 3.6: Negative persönliche Orientierung
Modell
Hypothese
Ergebnis des Modells
bestätigt?
Egoistische Personen akzeptieren einen neuen
Kirchler
(1997)
Steuersatz (wie z.B. die Besteuerung des 13. und 14.
Gehalts) schwieriger als uneigennützige Personen.
Egoistische Personen hinterziehen also auch mehr
Steuern.
64
ja
Wenzel (2004) stellt fest, dass persönliche Regeln, im
Sinne von individuellen ethischen Betrachtungsweisen
der Steuerhinterziehung, einen signifikanten Effekt auf
die Steuerhinterziehung haben. Dieser Effekt
Wenzel
(2004)
verringert also die Wahrscheinlichkeit der
Steuerhinterziehung. Im Umkehrschluss bedeutet
ja
dies, dass bei einem Fehlen von persönlichen Regeln,
die Wahrscheinlichkeit der Steuerhinterziehung steigt.
Man kann davon ausgehen, dass persönliche Regeln
und Betrachtungsweisen im großen Maße zur
persönlichen Orientierung gehören.
Gosh und Crain (1995) erkennen in ihrem Modell
einen Zusammenhang zwischen ethischen Standards
und Steuerhinterziehung. Steuerzahler die niedrigere
ethische Standards haben, hinterziehen mehr Steuern
Gosh und
als Steuerzahler mit hohen ethischen Standards. Auch
Crain (1995)
wenn ethische Standards häufig durch Außeneinflüsse
ja
gebildet werden, gehören sie dennoch zur
persönlichen Orientierung, da jeder Steuerzahler
anders auf ethische Standards reagiert und für sich
persönlich verarbeitet.
Wahlund (1991) erkennt einen Zusammenhang
zwischen der Einstellung zur Steuer und der
Steuerhinterziehung. Der Einfluss ist indirekt, d.h. der
Faktor Einstellung zur Steuer wirkt auf einen anderen
Wahlund
(1991)
Faktor und dieser dann auf die Steuerhinterziehung
(vgl. Berger, M.M., Schneider, F. (1991). Wahlund
(1991) stellt fest, dass mehr Steuern hinterzogen
werden, umso negativer die Einstellung zur Steuer ist
(vgl. Berger, M.M., Schneider, F. (1991). Die
Einstellung zur Steuer bildet sich durch die eigenen
ethischen Standards und gehört daher zur negativen
65
ja
persönlichen Orientierung eines Steuerzahlers.
Baldry (1987) kommt zu dem Ergebnis, dass einige
Personen aufgrund von moralischen Gründen gar
keine Steuern hinterziehen (vgl. Cowell (1992). Die
Baldry (1987)
Moral jedes Steuerzahlers beeinflusst die positive
ja
persönliche Orientierung der Steuerzahler. Ist die
Moral eines Steuerzahlers dagegen schlecht, so wird
der Steuerzahler mehr Steuern hinterziehen.
Bernasconi (1998) stellt fest, dass es unrealistisch ist,
mit hohen Werten und großen moralischen
Empfindungen, die Steuerhinterziehung zu
vermindern. Bei den hohen moralischen Werten und
Bernasconi
den großen moralischen Empfindungen handelt es
(1998)
sich um Faktoren, die zur positiven persönlichen
nein
Orientierung gehören. Im Umkehrschluss bedeutet
dies aber auch, dass bei wenig Werten und nur
geringen moralischen Werten, die Steuerhinterziehung
ebenfalls nicht beeinflusst wird.
Orviska und Hudson (2002) kommen in ihrem Modell
zu dem Ergebnis, dass die Wahrnehmung der
Bürgerpflicht dazu beiträgt, ob Steuerhinterziehung als
Orviska und
richtig oder falsch empfunden wird. Personen mit einer
Hudson
geringeren Wahrnehmung ihrer Bürgerpflicht werden
(2002)
also mehr Steuern hinterziehen. Man kann davon
ja
ausgehen, dass diese Personen egoistischer handeln,
also eine negativere persönliche Orientierung
besitzen.
Bayer und Reichl (1997) stellen in ihrem Modell fest,
Bayer und
dass die Personen, die weniger
Reichl (1997)
gemeinschaftsorientiert sind, mehr Steuern
hinterziehen. Personen die weniger
66
ja
gemeinschaftsorientiert, also egoistischer sind, haben
eine negative persönliche Orientierung.
Trivedi, Shehata und Lynn (2003) stellen fest, dass ein
unmoralisches Verhalten sowie ein nicht
werteorientiertes Handeln zu mehr
Trivedi,
Steuerhinterziehung führen. Man kann davon
Shehata und
ausgehen, dass ein unmoralisches Verhalten sowie
Lynn (2003)
ein nicht werteorientiertes Handeln ein egoistisches
ja
Verhalten zur Konsequenz haben. Das egoistische
Verhalten gehört zur negativen persönlichen
Orientierung
insgesamt
ja
5. Hypothese der psychologischen Theorie: Ein risikoscheues Verhalten
vermindert die Wahrscheinlichkeit der Steuerhinterziehung.
Trivedi, Shehata und Lynn (2003) beobachten, dass ein risikoscheues Verhalten die
Steuerhinterziehung vermindert. Dieses Ergebnis stimmt mit der Hypothese 5 der
psychologischen Theorie überein. Die Hypothese lässt sich daher anhand des
Modells von Trivedi, Shehata und Lynn (2003) bestätigen. Insgesamt wird die
Hypothese 5 der psychologischen Theorie anhand der ausgewählten Modelle sieben
Mal bestätigt und kein Mal abgelehnt (siehe Tabelle 3.7). Die Hypothese 5 der
psychologischen Theorie kann demzufolge vollständig bestätigt werden. Man muss
jedoch bei der Betrachtung des Ergebnisses beachten, dass die Stichprobe der
ausgewählten Modelle nicht sehr groß ist. Dafür ist das Ergebnis der ausgewählten
Modelle jedoch sehr eindeutig.
67
Tabelle 3.7: Risikoscheues Verhalten
Modell
Hypothese
Ergebnis des Modells
bestätigt?
Wahlund findet heraus, dass mehr Steuern hinterzogen
werden, wenn die „Steuerhinterziehung als weniger
Wahlund
riskant wahrgenommen wird“ (Brandstätter, H. (1994),
(1992)
S.217/218). Es lässt sich vermuten, dass die Personen
ja
die risikoscheuer sind, die Steuerhinterziehung aber als
riskanter wahrnehmen als andere Personen.
Gosh und
Crain
(1995)
Gosh und Crain (1995) erkennen in ihrem Modell einen
Zusammenhang zwischen risikoscheuem Verhalten und
Steuerhinterziehung. Steuerzahler die risikoscheuer
ja
sind, hinterziehen weniger Steuern.
Wahlund (1991) stellt fest, dass die Wahrscheinlichkeit
einer Steuerhinterziehung größer wird, „je geringer das
Wahlund
(1991)
mit Hinterziehung verbundene Risiko wahrgenommen
wird (Berger, M.M., Schneider, F. (1991), S.35). Es
ja
lässt sich vermuten, dass die Personen die
risikoscheuer sind, die Steuerhinterziehung aber als
riskanter wahrnehmen als andere Personen.
Cowell (1992) erkennt in seinem Modell, dass alle
Steuerzahler, für die die Abneigung gegen Risiko nicht
Cowell
(1992)
unbegrenzt ist, Steuern hinterziehen. Die Steuerzahler,
für die die Abneigung gegen Risiko unbegrenzt ist,
ja
hinterziehen also keine Steuern. Eine unbegrenzte
Abneigung gegen Risiko kann man auch als
risikoscheues Verhalten bezeichnen.
Bosco und
Bosco und Mittone (1997) stellen fest, dass es bei einer
Mittone
geringen Abneigung gegen Risiko rational ist Steuern zu
(1997)
hinterziehen, auch wenn eine hohe
68
ja
Prüfwahrscheinlichkeit besteht. Risikoscheue Personen
werden daher weniger hinterziehen.
Bayer und Reichl (1997) kommen in ihrem Modell zu
Bayer und
Reichl
(1997)
dem Ergebnis, dass die Personen am häufigsten
Steuern hinterziehen, denen das Risiko in
Glücksspielen am wenigsten ausmacht. Im
ja
Umkehrschluss kann man also davon ausgehen, dass
risikoscheue Personen seltener Steuern hinterziehen.
Trivedi,
Shehata
und Lynn
(2003)
Trivedi, Shehata und Lynn (2003) beobachten, dass ein
risikoscheues Verhalten die Steuerhinterziehung
ja
vermindert.
insgesamt
ja
6. Hypothese der psychologischen Theorie: Eine Intoleranz der
Steuerhinterziehung vermindert die Wahrscheinlichkeit der
Steuerhinterziehung.
Trivedi, Shehata und Lynn (2003) stellen fest, dass ein moralisches Verhalten sowie
ein werteorientiertes Handeln zu weniger Steuerhinterziehung führen. Ist der
Steuerzahler besonders werteorientiert und moralisch eingestellt, so wird er auch die
Steuerhinterziehung bei sich oder bei anderen weniger akzeptieren als ein
Steuerzahler, der weniger werteorientiert und moralisch eingestellt ist. Daraus folgt,
dass eine Intoleranz der Steuerhinterziehung ebenfalls die Wahrscheinlichkeit der
Steuerhinterziehung vermindert. Die Hypothese 6 der psychologischen Theorie lässt
sich also anhand des Modells von Trivedi, Shehata und Lynn (2003) bestätigen.
Insgesamt wird die Hypothese 6 der psychologischen Theorie anhand der
ausgewählten Modelle zehn Mal bestätigt und kein Mal abgelehnt (siehe Tabelle
3.8). Die Hypothese 6 der psychologischen Theorie kann demzufolge vollständig
bestätigt werden.
69
Tabelle 3.8: Intoleranz der Steuerhinterziehung
Modell
Hypothese
Ergebnis des Modells
bestätigt?
Wärneryd und Walerud (1981) stellen fest, dass
Wissen und Urteil über den Schweregrad von
Wärneryd
und Walerud
(1981)
Steuerhinterziehung einen Einfluss auf die
Steuerhinterziehung haben (vgl. Wärneryd, K.-E.,
Walerud, B. (1982, S.191).Dies bedeutet also, dass
ja
Personen, die eine Steuerhinterziehung als
schwerwiegender einschätzen, diese nicht tolerieren
und daher weniger Steuern hinterziehen.
Wärneryd und Walerud (1982) stellen einen negativen
Zusammenhang zwischen einem größeren Wissen
über das Steuersystem und dem Verhalten in Bezug
auf Steuerhinterziehung her. Dieses Ergebnis erhalten
Wärneryd
Wärneryd und Walerud (1982) beispielsweise durch
und Walerud
den Befund, dass Personen, die mehr über das
(1982)
Steuersystem wissen, dem Steuersystem weniger
ja
kritisch gegenüber stehen. Es ist zu vermuten, dass
Personen, die dem Steuersystem weniger kritisch
gegenüber stehen, eine Steuerhinterziehung weniger
tolerieren.
Alm, McClelland und Schulze (1999) finden in ihrem
Alm,
McClelland
und Schulze
(1999)
Modell heraus, dass Steuerzahler weniger Steuern
deklarieren, wenn die Gruppe dem Steuerzahler das
Gefühl gibt, dass Steuerhinterziehung von ihnen
ja
akzeptiert wird. Dies bedeutet also im Umkehrschluss,
dass der Steuerzahler im Falle einer Intoleranz der
Gruppe, weniger Steuern hinterziehen würde.
Gosh und
Gosh und Crain (1995) erkennen in ihrem Modell
70
ja
Crain (1995)
einen Zusammenhang zwischen ethischen Standards
und Steuerhinterziehung. Steuerzahler die niedrigere
ethische Standards haben, hinterziehen mehr Steuern
als Steuerzahler mit hohen ethischen Standards. Man
kann davon ausgehen, dass hohe ethische Standards
eine Intoleranz gegenüber der Steuerhinterziehung mit
sich führen.
Wenzel (2004) stellt fest, dass persönliche Regeln, im
Sinne von individuellen ethischen Betrachtungsweisen
der Steuerhinterziehung, einen signifikanten Effekt auf
die Steuerhinterziehung haben. Dieser Effekt
Wenzel
verringert also die Wahrscheinlichkeit der
(2004)
Steuerhinterziehung.
ja
Es ist davon auszugehen, dass Personen mit
persönlichen Regeln bzw. ethischen
Betrachtungsweisen, eine Steuerhinterziehung eher
nicht tolerieren.
Wahlund (1991) kommt zu dem Ergebnis, dass die
Steuerzahler mehr Steuerhinterziehung begehen,
umso positiver ihre Einstellung zur
Steuerhinterziehung ist. Im Umkehrschluss bedeutet
Wahlund
dies, dass die Steuerzahler weniger Steuern
(1991)
hinterziehen, umso negativer ihre Einstellung zur
ja
Steuerhinterziehung ist. Personen, die der
Steuerhinterziehung negativ gegenüber eingestellt
sind, werden diese auch nicht tolerieren (vgl. Berger,
M.M., Schneider,F. (1998).
Baldry (1987) kommt zu dem Ergebnis, dass einige
Baldry (1987)
Personen aufgrund von moralischen Gründen gar
keine Steuern hinterziehen (vgl. Cowell (1992). Diese
Personen haben also aufgrund ihrer
71
ja
Moralvorstellungen eine Intoleranz gegenüber der
Steuerhinterziehung entwickelt.
Orviska und Hudson (2002) kommen in ihrem Modell
zu dem Ergebnis, dass die Wahrnehmung der
Bürgerpflicht dazu beiträgt, ob Steuerhinterziehung als
Orviska und
Hudson
(2002)
richtig oder falsch empfunden wird, inwieweit also
Bereitschaft zur Steuerhinterziehung besteht.
Personen mit einer größeren Wahrnehmung ihrer
ja
Bürgerpflicht werden also weniger Steuern
hinterziehen. Man kann also davon ausgehen, dass
diese Personen eine Steuerhinterziehung weniger
tolerieren.
Bayer und Reichl (1997) stellen in ihrem Modell fest,
dass Personen, die weniger gemeinschaftsorientiert
Bayer und
Reichl (1997)
sind, häufiger Steuern hinterziehen. Dies bedeutet,
dass Personen, die gemeinschaftsorientierter sind,
ja
seltener Steuern hinterziehen. Diese Personen
werden aufgrund ihrer Gemeinschaftsorientierung eine
Steuerhinterziehung weniger tolerieren.
Trivedi, Shehata und Lynn (2003) stellen in ihrem
Modell fest, dass ein moralisches Verhalten sowie ein
Trivedi,
Shehata und
Lynn (2003)
werteorientiertes Handeln zu weniger
Steuerhinterziehung führen. Ist der Steuerzahler
besonders werteorientiert und moralisch eingestellt, so
ja
wird er auch die Steuerhinterziehung bei sich oder bei
anderen weniger akzeptieren als ein Steuerzahler, der
weniger werteorientiert und moralisch eingestellt ist.
insgesamt
ja
72
7. Hypothese der psychologischen Theorie: Die Wahrscheinlichkeit einer
Steuerhinterziehung hängt bei Selbständigen von der unerwarteten Gewinnund Verlustsituation ab.
Die Hypothese 7 der psychologischen Theorie kann anhand der ausgewählten
Modelle weder bestätigt noch abgelehnt werden, da die ausgewählten Modelle keine
Ergebnisse zu diesem Zusammenhang liefern.
8. Hypothese der psychologischen Theorie: Die Wahrscheinlichkeit einer
Steuerhinterziehung bei Unternehmern ist sowohl bei einer unerwarteten
Steuernachzahlung wie auch bei einer unerwarteten Steuererstattung sehr
gering, d. h. sie sind bei unerwarteten Ereignissen sehr vorsichtig.
Die Hypothese 8 der psychologischen Theorie kann anhand der ausgewählten
Modelle weder bestätigt noch abgelehnt werden, da die ausgewählten Modelle keine
Ergebnisse zu diesem Zusammenhang liefern.
9. Hypothese der psychologischen Theorie: Ein geringes Wissen über das
Steuersystem erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Steuerhinterziehung.
Fallan (1999) beobachtet in seinem Modell, dass die weiblichen Versuchspersonen
mit Wissen über das Steuersystem weniger hinterziehen als die weiblichen
Versuchspersonen ohne Wissen über das Steuersystem. Dies wäre ein Indiz dafür,
dass die Hypothese 9 der psychologischen Theorie richtig wäre. Dieser
Zusammenhang ist allerdings bei den männlichen Versuchspersonen nicht gegeben.
Des Weiteren beobachtet Fallan (1999), dass die weiblichen Versuchspersonen ein
geringeres Wissen über das Steuersystem haben als die männlichen
Versuchspersonen. Trotzdem hinterziehen die weiblichen Versuchspersonen nicht
mehr Steuern als die männlichen Versuchspersonen. Die Hypothese 9 der
psychologischen Theorie ist daher nicht in allen Fällen bestätigt und kann daher
anhand des Modells von Fallan (1999) nicht bestätigt werden. Insgesamt wird die
Hypothese 9 der psychologischen Theorie anhand der ausgewählten Modelle acht
Mal bestätigt und zwei Mal abgelehnt (siehe Tabelle 3.9). Die Hypothese 9 der
psychologischen Theorie kann demzufolge fast vollständig bestätigt werden.
73
Tabelle 3.9: Geringeres Wissen über das Steuersystem
Modell
Hypothese
Ergebnis des Modells
bestätigt?
Eriksen und Fallan (1996) kommen zu dem
Ergebnis, dass Studenten, die Kurse über das
Eriksen und
Steuerrecht besuchen, eine Steuerhinterziehung
Fallan (1996)
kritischer betrachten. Mehr Wissen über das
ja
Steuersystem würde in ihren Augen zu weniger
Steuerhinterziehung führen.
Kirchler, Maciejovsky und Schneider (2003) stellen
fest, dass kein negativer Zusammenhang zwischen
Kirchler,
einem größeren Wissen über das Steuersystem und
Maciejovsky
der Einstellung zur Steuerhinterziehung festgestellt
und Schneider
werden kann. Dies bedeutet also, dass ein größeres
(2003)
Wissen über das Steuersystem nicht zu einer
nein
negativeren Einstellung gegenüber
Steuerhinterziehung führt.
Wärneryd und Walerud (1982) stellen einen
negativen Zusammenhang zwischen einem
größeren Wissen über das Steuersystem und dem
Wärneryd und
Verhalten in Bezug auf Steuerhinterziehung her.
Walerud (1982) Dieses Ergebnis erhalten sie beispielsweise durch
ja
den Befund, dass Personen, die mehr über das
Steuersystem wissen, dem Steuersystem weniger
kritisch gegenüber stehen.
Park und Hyun (2003) merken in ihrem Modell an,
Park und Hyun
das ein größeres Wissen insbesondere über
(2003)
Steuern, die Wahrscheinlichkeit der
Steuerhinterziehung reduziert. Im Umkehrschluss
74
ja
bedeutet dies, dass ein geringeres Wissen
insbesondere über Steuern, zu mehr
Steuerhinterziehung führt.
Grasso und Kaplan (1998) erkennen in ihrem
Modell, dass Studenten, die an einem
Wirtschaftsprüfungskurs teilgenommen haben,
höhere ethische Standards haben. Man kann davon
ausgehen, dass sie aufgrund der höheren ethischen
Grasso und
Kaplan (1998)
Standards weniger Steuern hinterziehen würden. Im
Umkehrschluss bedeutet dies, dass Studenten mit
ja
weniger Wissen über Wirtschaftsprüfung öfter
Steuern hinterziehen würden. Es handelt sich zwar
in diesem Fall nicht unmittelbar um Wissen über das
Steuersystem, jedoch um Wissen über
Wirtschaftsprüfung, die in engem Zusammenhang
zum Steuersystem steht.
Kirchler, Niemirowski und Wearing (2006) kommen
zu dem Ergebnis, dass eine höhere
Selbsteinschätzung des Steuerwissens zu einer
Kirchler,
größeren Intention führt die Steuern korrekt zu
Niemirowski
deklarieren. Eine höhere Selbsteinschätzung des
und Wearing
Steuerwissens führt also zu weniger
(2006)
Steuerhinterziehung. Im Umkehrschluss kann man
ja
davon ausgehen, dass eine geringere
Selbsteinschätzung des Steuerwissens die
Wahrscheinlichkeit der Steuerhinterziehung erhöht.
Niemirowski et al. (2002) stellen einen positiven
Effekt zwischen Wissen und Bereitschaft die Steuern
Niemirowski et
korrekt zu deklarieren her (vgl. Kirchler, E.,
al. (2002)
Niemirowski, A., Wearing, A. (2006)). Dies bedeutet,
dass Steuerzahler, die mehr Wissen haben, weniger
Steuern hinterziehen. Im Umkehrschluss bedeutet
75
ja
dies, dass Steuerzahler, die weniger Wissen haben,
mit größerer Wahrscheinlichkeit hinterziehen.
Kinsey und Grasmick (1993) erkennen, dass ein
größeres Wissen einen positiven Effekt auf das
Kinsey und
Grasmick
(1993)
deklarierte Einkommen hat (vgl. Kirchler, E.,
Niemirowski, A., Wearing, A. (2006)). Dies bedeutet,
dass Steuerzahler, die mehr Wissen haben, weniger
ja
Steuern hinterziehen. Im Umkehrschluss bedeutet
dies, dass Steuerzahler, die weniger Wissen haben,
mit größerer Wahrscheinlichkeit hinterziehen.
Spicer und Lundstedt (1976) erkennen, dass ein
größeres Wissen einen positiven Effekt auf das
Spicer und
Lundstedt
(1976)
deklarierte Einkommen hat (vgl. Kirchler, E.,
Niemirowski, A., Wearing, A. (2006)). Dies bedeutet,
dass Steuerzahler, die mehr Wissen haben, weniger
ja
Steuern hinterziehen. Im Umkehrschluss bedeutet
dies, dass Steuerzahler, die weniger Wissen haben,
mit größerer Wahrscheinlichkeit hinterziehen.
Fallan (1999) stellt in seinem Modell einen
Zusammenhang zwischen dem Wissen über das
Fallan (1999)
Steuersystem und der Wahrscheinlichkeit der
nein
Steuerhinterziehung fest. Dieser Zusammenhang
wird jedoch nicht in allen Fällen bestätigt.
insgesamt
ja
76
10. Hypothese der psychologischen Theorie: Männer hinterziehen seltener
Steuern als Frauen.
Die Hypothese 10 der psychologischen Theorie stellt genau die Gegenthese zu
Hypothese 6 der ökonomischen Theorie dar. Es gelten daher auch die bereits zu
Hypothese 6 der ökonomischen Theorie getätigten Ausführungen. Insgesamt wird
die Hypothese 10 der psychologischen Theorie anhand der ausgewählten Modelle
zwei Mal bestätigt und neun Mal abgelehnt (siehe Tabelle 3.10). Die Hypothese 10
der psychologischen Theorie kann demzufolge fast vollständig abgelehnt werden.
Tabelle 3.10: Männer hinterziehen seltener Steuern als Frauen
Hypothese
Modell
Ergebnis des Modells
Baldry (1987)
Männer hinterziehen häufiger Steuern als Frauen.
nein
Frauen hinterziehen seltener Steuern als Männer.
nein
Männer hinterziehen öfter Steuern als Frauen.
nein
Männer hinterziehen öfter Steuern als Frauen.
nein
Anderhub et
al. (2001)
Spicer und
Hero (1985)
Spicer und
Becker (1980)
bestätigt?
Ruegger und King (1992) erkennen, dass Frauen
eine höhere Ethik in Bezug auf ihre Auffassung von
Ruegger und
King (1992)
ethischen Standards im Geschäftsbereich haben als
Männer. Man kann davon ausgehen, dass man
nein
Steuern zum Geschäftsbereich zählen kann. Höhere
ethische Standards werden daher vermutlich dazu
beitragen, weniger Steuerhinterziehung zu begehen.
Hasseldine
Frauen hinterziehen seltener Steuern als Männer,
und Hite
wenn die zuvor erhaltene Nachricht, die die
77
ja
(2003)
Steuerzahler zu einem ehrlichen Steuerzahlverhalten
bewegen soll, in einen positiven Kontext gekleidet
wird. Wird die Nachricht jedoch in einen negativen
Kontext gekleidet, so hinterziehen Männer weniger
Steuern als Frauen.
Mason und
Calvin (1978)
Mason und Calvin (1978) kommen in ihrem Modell zu
dem Ergebnis, dass Männer öfter Steuern
nein
hinterziehen als Frauen.
Grasso und Kaplan (1998) finden heraus, dass
weibliche Studenten höhere ethische Standards
Grasso und
haben als männliche Studenten.. Man kann davon
Kaplan (1998)
ausgehen, dass die weiblichen Studenten aufgrund
nein
der höheren ethischen Standards weniger Steuern
hinterziehen als die männlichen Studenten.
Es besteht im Wesentlichen kein signifikanter
Fallan (1999)
Unterschied zwischen Männern und Frauen in Bezug
nein
auf Steuerhinterziehung.
Friedland,
Maital und
Rutenberg
Frauen hinterziehen öfter Steuern als Männer.
ja
(1978)
Fortin, Lacroix
Frauen hinterziehen weniger Steuern als Männer.
nein
und Villeval
(2007)
insgesamt
nein
78
5. Literaturverzeichnis
Adams, J.S. (1965).Inequity in Social Exchange. in: Berkovits, L. (ed.). Advances in
Experimental Social Psychology. New York: Academic Press.
Allingham, M.G. und Sandmo, A. (1972). Income Tax Evasion: A Theoretical
Analysis. Journal of Public Economics 1, 323-338.
Alm, J., McClelland, G.H. und Schulze, W.D. (1992). Why do people evade taxes?.
Journal of Public Economics 48, 21-38.
Alm, J., McClelland, G.H. und Schulze, W.D. (1999). Changing the Social Norm of
Tax Compliance by Voting. KYKLOS 52, 141-171.
Al-Nowaihi, A. und Pyle, D. (2000). Income Tax Evasion: A Theoretical Analysis. in:
Mac Donald, Z. und Pyle, D. (eds.). Illicit Activity: The economics of crime, drugs and
tax fraud. Public Sector Economics Research Centre. University of Leicester.
Anderhub, V., Giese, S., Güth, W., Hoffmann, A. und Otto, T. (2001). Tax Evasion
with Earned Income – An Experimental Study. FinanzArchiv 58 (2), 188-206.
Arrow, K.J. (1970). Essays in the theory of risk-bearing. ch. 3. North-Holland.
Baldry, J.C. (1987). Income Tax Evasion and the Tax Schedule: Some Experimental
Results. Public Finance 42, 357-383.
Bayer, R.-C. und Reichl, N. (1997). Ein Verhaltensmodell zur Steuerhinterziehung.
Finanzwissenschaftliche Forschungsarbeiten. Neue Folge Band 66.
Finanzwissenschaftliches Forschungsinstitut an der Universität zu Köln. Berlin:
Duncker & Humblot.
Becker, W., Büchner, H.-J. und Sleeking, S. (1987). The impact of public transfer
expenditures on tax evasion. Journal of Public Economics 34, 243-252.
Berger, M.M. und Schneider, F. (1998). Schattenwirtschaft und Steuerhinterziehung:
Ökonomische und psychologische Aspekte. Arbeitspapier 9811. Johannes Kepler
Universität Linz.
79
Bernasconi, M. (1998). Tax evasion and orders of risk aversion. Journal of Public
Economics 67 (1), 123-134.
Blankart, C.B. (2008). Wege zu mehr Steuerehrlichkeit. ORDO. Jahrbuch für die
Ordnung von Wirtschaft und Gesellschaft, Bd. 59, 63-89. Stuttgart: Lucius & Lucius.
Bosco, L. und Mittone, L. (1997). Tax Evasion and Moral Constraints: some
Experimental Evidence. Kyklos 50 (3), 297-324.
Brandstätter, H. (1994). Determinanten der Steuerhinterziehung: Ergebnisse der
experimentellen Psychology. in: Smekal, C. und Theurl, E. (eds.). Stand und
Entwicklung der Finanzpsychologie, 213-245. Baden-Baden: Nomos
Verlagsgesellschaft.
Cowell, F.A. (1992). Tax evasion and inequity. Journal of Economic Psychology 13
(4), 521-543.
Cox, D. und Plumley, A. (1988). Analysis of voluntary compliance rates for different
income source classes. (Unpublished report). Washington, DC: IRS Research
Division.
Dubin, J.A. und Wilde, L.L. (1988). An empirical analysis of federal income tax
auditing and compliance. National Tax Journal 41, 61-74.
Elffers, H., Weigel, R.H. und Hessing, D.J. (1987). The consequences of different
strategies for measuring tax evasion behavior. Journal of Economic Psychology 8 (3),
311-337.
Eriksen, K. und Fallan, L. (1996). Tax knowledge and attitudes towards taxation: A
report on a quasi-experiment. Journal of Economic Psychology 17, 387-402.
Fallan, L. (1995). Gender, Exposure to Tax Knowledge, and Test Performance.
Paper presented at The 19th Annual Congress of the European Accounting
Association. Bergen. May 2-4, 1996.
Fallan, L. (1999). Gender, Exposure to Tax Knowledge, and Attitudes Towards
Taxation: An Experimental Approach. Journal of Business Ethics 18, 173-184.
80
Fjeldstad, O.-H. und Semboja, J. (2001). Why People Pay Taxes: The Case of the
Development Levy in Tanzania. World Development 29 (12), 2059-2074.
Fortin, B., Lacroix, G. und Villeval, M.-C. (2007). Tax evasion and social interactions.
Journal of Public Economics 91, 2089-2112.
Friedland, N., Maital, S. und Rutenberg, A. (1978). A simulation study of income tax
evasion. Journal of Public Economics 10, 107-116.
Gassner, W. (1983). Steuervermeidung, Steuerumgehung, Steuerhinterziehung.
Gelbe Briefe des Instituts für Finanzwissenschaft und Steuerrecht, Nr. 131. Wien:
Wirtschaftsuniversität Wien.
Gosh, D. und Crain, T.L. (1995). Ethical Standards, Attitudes Toward Risk, and
Intentional Noncompliance: An Experimental Investigation. Journal of Business
Ethics 14(5), 353-365.
Grasso, L.P. und Kaplan, S.E. (1998). AN EXAMINATION OF ETHICAL
STANDARDS FOR TAX ISSUES. Journal of Accounting Education 16 (1), 85-100.
Hasseldine, J. und Hite, P.A. (2003). Framing, gender and tax compliance. Journal of
Economic Psychology 24, 517-533.
Jackson, B. und Jones, S. (1985). Salience of tax evasion penalties versus detection
risk. Journal of the American Taxation Association, Spring, 7-17.
Jessor, R., Graves, T.D., Hansen, R.C. und Jessor, S.L. (1968). Society, personality
and deviant behavior: a study of a tri-ethnic community. New York: Holt, Rhinehart
und Winston.
Kahnemann, D. und Tversky, A. (1979). Prospect theory: an analysis of decision
under risk. Econometrica 47 (2), 263-291.
Kinsey, K.A. (1984). Theories and models of tax cheating. Taxpayer Compliance
Project Working Paper 84-2. Chicago, IL: American Bar Foundation.
Kinsey, K.A. und Grasmick, H.G. (1993). Did the tax reform act of 1986 improve
compliance? Three studies of pre- and post-TRA compliance attitudes. Law and
Policy, 15, 239-325.
81
Kirchler, E.M. (1997). The burden of new taxes: Acceptance of taxes as a function of
affectedness and egoistic versus altruistic orientation. Journal of Socio Economics
26, 421-437.
Kirchler, E.M. und Berger, M.M. (1998): Macht die Gelegenheit den Dieb?
Einstellungen zu Steuern und Verhaltenstendenzen von selbständig Erwerbstätigen
und Beamten. Jahrbuch der Gesellschaft für Konsum-, Markt- und Absatzforschung.
Nürnberg: GfK – Nürnberg e.V.
Kirchler, E. und Maciejovsky, B. (2001). Tax compliance within the context of gain
and loss situations, expected and current asset position, and profession. Journal of
Economic Psychology 22, 173-194.
Kirchler, E., Maciejovsky, B. und Schneider, F. (2003). Everyday representations of
tax avoidance, tax evasion, and tax flight: Do legal differences matter?. Journal of
Economic Psychology 24 (4), 535-553.
Kirchler, E., Niemirowski, A. und Wearing, A. (2006). Shared subjective views, intent
to cooperate and tax compliance: Similarities between Australian taxpayers and tax
officers. Journal of Economic Psychology 27 (4), 502-517.
Klepper, S. und Nagin, D. (1989). Tax compliance and perceptions of the risks of
detection and criminal prosecution. Law and Society Review 23, 209-240.
Kohlberg, L. (1969). Stages and Sequences: The Cognitive Development Approach
to Socialization. in: Goslin, D. (ed.). Handbook of Socialization Theory and Research.
Rand McNally. Chicago, IL.
Laurin, U. (1986). På heder och samvete. Skattefuskets orsaker och utbredning.
Norstedts Forlag. Stockholm.
Lewis, A. (1982). The Psychology of Taxation. Oxford: Martin Robertson.
Niemirowski, P., Wearing, A.J., Baldwin, S., Leonard, B. und Mobbs, C. (2002). The
Influence of Tax Related Behaviours, Beliefs, Attitudes and Values on Australian
Taxpayer Compliance. Is tax avoidance intentional and how serious an offence is it?.
Sydney: 5th International Conference on Tax Administration. ATAXUNSW.
82
Maciejovsky, B., Kirchler, E. und Schwarzenberger, H. (2001). Mental Accounting
and the Impact of Tax Penalty and Audit Frequency on the Declaration of Income –
An Experimental Analysis. Discussion Paper No. 16. Humboldt-Universität zu Berlin.
Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät.
Manski, C.F. (1993). Identification of endogenous social effects: the reflection
problem. Review of Economic Studies 60 (3), 531-542.
Mason, R. und Calvin, L.D. (1978). A study of admitted tax evasion. Law and Society
Review 13, 73-89.
Orviska, M. und Hudson, J. (2002). Tax evasion, civic duty and the law abiding
citizen. European Journal of Political Economy 19, 83-102.
Park, C.-G. und Hyun, J.K. (2003). Examining the determinants of tax compliance by
experimental data: a case of Korea. Journla of Policy Modeling 25, 673-684.
Piaget, J. (1965). The Moral Judgment of the Child. (M. Gabain, trans.). Free Press.
New York, NY. (originally published 1932).
Pommerehne, W.W. und Weck-Hannemann, H. (1996). Tax Rates, Tax
Administration and Income Tax Evasion in Switzerland. Public Choice 88, 161-170.
Pudney, S., Pyle, D. und Saruc, T. (2000). Income Tax Evasion: An Experimental
Approach. in: Ziggy, M.D. und Pyle, D. (eds.). Illicit Activity: The economics of crime,
drugs and tax fraud. Public Sector Economics Research Centre. University of
Leicester.
Robben, H.S.J,, Webley, P., Weigel, R.H., Wärneryd, K.-E., Kinsey, K.A., Hessing,
D.J., Alvira Martin, F., Elffers, H., Wahlund, R., Van Langenhove, L., Long, S.B. und
Scholz, J.T. (1990). Decision frame and opportunity as determinants of tax cheating.
An international experimental study. Journal of Economic Psychology 11, 314-364.
Ruegger, D. und King, E.W. (1992). A study of the effect of age and gender upon
student business ethics. Journal of Business Ethics 11 (3), 179-186.
Schmidtchen, D. (1994). Vom nichtmarginalen Charakter der Steuermoral. in:
Smekal, C. und Theurl, E. (eds.). Stand und Entwicklung der Finanzpsychologie,
185-211. Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft.
83
Schmölders, G. (1978). Verhaltensforschung im Wirtschaftsleben. Hamburg:
Rowohlt.
Slemrod, J., Blumenthal, M. und Christian, C. (2001). Taxpayer response to an
increased probability of audit: evidence from a controlled experiment in Minnesota.
Journal of Public Economics 79 (3), 455-483.
Spicer, M.W. und Becker, L.A. (1980). Fiscal Inequity and Tax Evasion: An
Experimental Approach. National Tax Journal 33, 171-175.
Spicer, M.W. und Hero, R.E. (1985). Tax Evasion and Heuristics. A Research Note.
Journal of Public Economics 26, 263-267.
Spicer, M.W. und Lundstedt, S.B. (1976). Understanding tax evasion. Public Finance
21, 295-305.
Spicer, M.W. und Thomas, J.E. (1982). Audit Probability and the Tax Evasion
Decision: An Experimental Approach. Journal of Economic Psychology 2, 241-245.
Tittle, C. (1980). Sanctions and Social Deviance: The Question of Deterrence. New
York: Praeger.
Torgler, B. und Schneider, F. (2005). Attitudes Towards Paying Taxes in Austria: An
Empirical Analysis. Empirica 32, 231-250.
Trivedi, V.U., Shehata, M. und Lynn, B. (2003). Impact of Personal and Situational
Factors on Taxpayer Compliance: An Experimental Analysis. Journal of Business
Ethics 47, 175-197.
Vogel, J. (1974). Taxation and Public Opinion in Sweden: An Interpretation of Recent
Survey Data. National Tax Journal 27, 499-513.
Wärneryd, K.-E. und Walerud, B. (1981). Skatter och ekonomiskt beteende 1.
Rapport om en pilotstudie av några yrkesgrupper. (Taxes and economic behavior 1.
A report from a pilot study of some vocational groups). The Economic Research
Institute at the Stockholm School of Economics. Stockholm.
84
Wärneryd, K.-E. und Walerud, B. (1982). TAXES AND ECONOMIC BEHAVIOR:
SOME INTERVIEW DATA ON TAX EVASION IN SWEDEN. The Stockholm School
of Economics. Sweden, 187-211.
Wahlund, R. (1991). Skatter och ekonomiska beteenden (Taxes and economic
behavior). Stockholm: Economic Research Institute. Stockholm School of Economics.
Wahlund, R. (1992): Tax changes and economic behavior: The case of tax evasion.
Journal of Economic Psychology 13, 657-677.
Wallschutzky, I.G. (1984). Possible Causes of Tax Evasion. Journal of Economic
Psychology 5, S.371-384.
Webley, P., Morris, I. und Amstutz, F. (1985). Tax evasion during a small business
simulation. in: Brandstätter, H. und Kirchler, E. (eds). Economic Psychology, 233242. Linz: Trauner.
Webley, P., Robben, H., Elffers, H. und Hessing, D. (1991). Tax evasion: An
experimental Approach. European Monographs in Social Psychology. Cambridge
University Press.
Weigel, R.H., Hessing, D.J. und Elffers, H. (1987). TAX EVASION RESEARCH: A
CRITICAL APPRAISAL AND THEORETICAL MODEL. Journal of Economic
Psychology 8 (2), 215-235.
Wenzel, M. (2004). An analysis of norm processes in tax compliance. Journal of
Economic Psychology 25, 213-228.
Yitzhaki, S. (1987). On the excess burden of tax evasion. Public Finance Quarterly
15 (2), 123-137.
85
86
Herunterladen