Kein Folientitel

Werbung
Finanzierung
2. Die Finanzierung der Staatstätigkeit
Steuerwirkungen
0
Steuerwirkungen
Besteuerung = zwangsweise Re-Allokation (d.h. Umverteilung)
der Ressourcen vom privaten auf den öffentlichen Sektor
⇒ Wirtschaftssubjekte werden versuchen, die Steuerlast durch
Ausweichung oder Überwälzung zu minimieren
Die Fragestellungen:
- Wie beeinflussen Steuern das Verhalten der
Individuen? (Anreizeffekte)
-Wer trägt die Steuerlast? (Inzidenzeffekte)
- Welche Auswirkungen haben Steuern auf die Effizienz?
(Effizienz- bzw. Wohlfahrtseffekte)
1
Steuerwirkungen
Form und Intensität der Reaktion hängen ab von
- Merklichkeit der Steuer - direkte vs. indirekte Steuer
-Erhebungstechnik - Quellenabzug oder Selbstveranlagung,
und
- Dauer der Besteuerung
2
Steuerwirkungen
• Mögliche Reaktion auf Besteuerung
Steuerankündigung oder Steuerrechtsänderung
Reaktion der Wirtschaftssubjekte
Steuerausweichung
(Substitutionseffekte)
- sachliche
- räumliche
- zeitliche
Steuerüberwälzung
(Mengen- und Preiseffekt)
- Vorwälzung
- Rückwälzung
- schräge Überwälzung
Wohlfahrtseffekte
3
Steuereinholung
(Einkommenseffekt)
- aktive
- passive
Exkurs: Steuerhinterziehung
Steuerhinterziehung ist
- Illegale Form der Steuervermeidung
- Zu unterscheiden von Steuerflucht
- Ausmaß ist je nach Steuerart und Erhebungsform
unterschiedlich:
- Geringer bei Quellenabzug (z.B. Lohnsteuer) als bei
Selbstveranlagung (z.B. Einkommensteuer);
- Leichter bei direkten als bei indirekten Steuern
- Nach Schätzungen rund 20% der selbst veranlagten
Einkommen in den USA
4
Exkurs: Steuerhinterziehung
Anreize zur Steuerhinterziehung um so größer,
- je mehr die Steuer als ungerecht und als
unangemessen empfunden wird
- je größer die Bedeutung der Steuer in bezug auf das
Einkommen der Betroffenen ist
- je höher der Grenzsteuersatz
- je weniger effizient die Steuerverwaltung
- je geringer das Ausmaß und die Wahrscheinlichkeit
von Sanktionen
5
Exkurs: Steuerhinterziehung
Ökonomische Folgen der Steuerhinterziehung
- Einschränkungen bei Infrastruktur- oder
Transferleistungen (öffentliche Güter), oder
- Höhere Kreditaufnahme bzw. Besteuerung
- Höhere Besteuerung hat Verteilungs-, Allokations- und
Beschäftigungseffekte (breitere Bemessungsgrundlage
und/oder höhere Steuersätze als ohne Hinterziehung)
- Steuerflucht: Verlagerung der Besteuerung von
(flexiblerem) Kapital hin zu (weniger flexiblen)
Arbeitnehmern;
Evidenz: durchschnittliche steuerliche Belastung der Arbeit ist
in der EU zwischen 1995 und 2004 um 0,4%-Punkte, diejenige
auf Kapital aber um 5,5%-Punkte gestiegen. Die Steuerlast auf
Arbeit lag aber mit durchschnittlich 36,5% über jener von
Kapital (28,9%) -> siehe Tabelle
6
Exkurs: Steuerhinterziehung
Was tun gegen Steuerhinterziehung?
- Steueramnestien? wenig erfolgreich; falsche
Anreizwirkungen; verfassungsrechtlich zulässig?
(Gleichheitsgrundsatz)
- Beispiele: Spanien (1991), Österreich (1993), Italien
(2001), Deutschland (1988, 2003)
- Härtere Strafen? Wenig Auswirkungen auf
Steuerehrlichkeit
- Umfangreichere Kontrollen? Deutschland:
Mittelbetriebe im Durchschnitt nur alle 13,6 Jahre
geprüft, Klein- und Kleinstbetriebe all 53,6 Jahre;
zusätzlich werden i.d.R. nur die letzten 3 Jahre geprüft !
7
Exkurs: Schattenwirtschaft
- Spezielle Form der Steuerhinterziehung
- Ausmaß schwankt je nach verwendetem
Berechnungsverfahren; alle Verfahren zeigen aber einen
Anstieg im Zeitraum von 1960 – 1997
- nach Schätzungen der EU-Kommission beträgt Anteil
der Schwarzarbeit am BIP der EU 7-16%;
Entwicklungsländer 38%, Transformationsländer 22%,
OECD-Länder 15%
- In Griechenland, Spanien, Italien, Portugal, Schweden,
Dänemark und Norwegen Größenordnungen von über
20% gemessen am BIP.
8
Exkurs: Schattenwirtschaft
- In der Literatur wird der Standpunkt vertreten, dass
Schattenwirtschaft eine Ursache für eine Reihe von
wirtschaftspolitischen Problemen ist.
- Steigende Defizite der Sozialversicherungen
- Steigende Arbeitslosigkeit
- Wachsende Staatsverschuldung
- Andere Autoren vertreten den Standpunkt, dass in der
Schattenwirtschaft die Freiheit liegt, sich vor
übermäßigen hohen und unberechtigten staatlichen
Zwängen zu schützen. Ein Ausweichen in die
Schattenwirtschaft wird als Reaktion auf übertriebene
staatliche Bevormundung (insbesondere durch
Bürokratien) der Individuen verstanden.
9
Exkurs: Schattenwirtschaft
Ursachen (Schneider, 2001)
- Höhe der Steuer- und Sozialversicherungsabgaben
- Umfang der staatlichen Regulierung
- Subjektive Einschätzung der Steuer- und
Sozialversicherungsbelastung
- Wertewandel der Gesellschaft
- Länge der offiziellen Arbeitszeit
- Veränderung der Erwerbsquote
- Höhe des Einkommens
- Wissen, dass Nachbarn, Bekannte etc. es auch tun
10
Exkurs: Schattenwirtschaft
Bereiche (Deutschland, 2007)
- Handwerker (v. a. Hausbau): 17%
- Hausarbeiten (Putzen, Bügeln, Garten, Kinder): 16%
- aber auch Rechtsanwälte, Architekten usw.
11
Exkurs: Schattenwirtschaft
Ökonomische Konsequenzen:
- Abnahme der Steuereinnahmen (Deutschland: 115
Mrd. EUR pro Jahr)
- 2/3 der auf dem Schwarzmarkt erzielten Erlöse kommt
zurück in den Kreislauf der regulären Wirtschaft und
wird dort mit Abgaben belegt (=> Nettoverlust des
Staates etwa 30 Mrd.)
- z.B. Staat partizipiert indirekt über die Mehrwertsteuer
bei Aufträgen, die in der regulären Wirtschaft
möglicherweise nicht zustande gekommen wären
- Negative Verteilungswirkungen; Trittbrettfahrer des
Sozialstaates
12
Exkurs: Schattenwirtschaft
Was tun gegen Schwarzarbeit?
- Moralische Appelle?
- Verstärkte Kontrollen und Strafen?
- Ermäßigte MWSt-Sätze bei arbeitsintensiven
Dienstleistungen? Nach Anhebung der MWSt in
Deutschland auf 19% ist Schattenwirtschaft stark
angestiegen
- Verbesserung der Rahmenbedingungen (z.B. in der
Steuergesetzgebung); Absetzbetrag für haushaltsnahe
DL in Deutschland derzeit 1.200 EUR
13
Steuerinzidenz
Zentrale Fragestellung: Wer trägt die eigentliche Last der
Steuern?
- Wer zahlt die Abgabe entsprechend der gesetzlichen
Richtlinie? Wer ist Steuerschuldner? (Zahllast)
- Wer trägt die Last der Abgabe? Wer ist Steuerträger?
(Traglast)
Diese beiden Lasten können aufgrund von
Überwälzungsprozessen sich voneinander signifikant
unterscheiden.
14
Steuerinzidenz
Der Erfolg der Überwälzung hängt ab von:
- der Marktform (Wettbewerb, Monopol, Oligopol),
- der Art der Steuer (Mengen- oder Wertsteuer), und
- der Preiselastizität (von Angebot und Nachfrage)
Wir untersuchen drei Fälle:
- Mengensteuer bei vollständiger Konkurrenz
- Mengensteuern im Monopol und Oligopol
- Wertsteuern bei vollständiger Konkurrenz
15
Steuerinzidenz
Mengensteuer bei vollständiger Konkurrenz (z.B. 0,1 EUR
pro Liter Bier)
Ausgangspunkt: Gleichgewicht auf dem Biermarkt (vor
Steuern): Schnittpunkt von Angebotskurve und
Nachfragekurve.
Wird dem Erzeuger eine Steuer auferlegt, dann verschiebt sich
die Angebotskurve nach oben. Im neuen Gleichgewicht wird
weniger Bier zu einem höheren Preis konsumiert.
Steuerlast wird zwischen Konsumenten und Anbieter geteilt
Der Staat erhält möglicherweise weniger Steuern als geplant
Die Steuer führt zu einem (partiellen) Wohlfahrtsverlust
16
Steuerinzidenz
Mengensteuer bei vollständiger Konkurrenz
Ausgangspunkt: Gleichgewicht auf
dem Biermarkt (vor Steuern):
Schnittpunkt von Angebotskurve
und Nachfragekurve.
P
A1
p2
p1
A0
t
D
B
E1
p0
C
p3
A
Wird dem Erzeuger eine Steuer
auferlegt, dann verschiebt sich die
Angebotskurve nach oben. Im
neuen Gleichgewicht wird weniger
Bier zu einem höheren Preis
konsumiert.
Steuerlast wird zwischen
Konsumenten und Anbieter geteilt
E
Der Staat erhält möglicherweise
weniger Steuern als geplant
N
0
x1
x0
Die Steuer führt zu einem
(partiellen) Wohlfahrtsverlust
X
17
Steuerinzidenz
Grenzfälle 1 & 2: Der Konsument trägt die gesamte Last, d. h.
er zahlt einen um 0,1 EUR höheren Preis,
wenn entweder
- das Angebot vollkommen elastisch ist (horizontale
Angebotsfunktion); d.h. wenn auf eine
Nachfrageänderung keine Preisveränderung
erfolgt,
oder
- die Nachfrage vollkommen unelastisch ist (vertikale
Nachfragefunktion); d.h. wenn die Nachfrage nach einem
Produkt unabhängig von dessen Preis ist.
18
Steuerinzidenz
Grenzfälle 3 & 4: Der Erzeuger trägt die gesamte Last der
Abgabe
wenn entweder
- das Angebot vollkommen unelastisch ist (vertikale
Angebotsfunktion),
oder
- die Nachfrage vollkommen elastisch ist (horizontale
Nachfragefunktion).
Allgemeines Prinzip: „Der von einer Marktseite zu tragende
Steueranteil ist umso größer, je unflexibler diese Marktseite und
je flexibler die andere Marktseite ist.“
19
Steuerinzidenz
Die Inzidenz auf monopolistischen Märkten
Allgemein: Ein den Gewinn maximierender Monopolist erzeugt
soviel, dass der Grenzerlös (zusätzlicher Erlös bei Produktion
einer zusätzlichen Einheit) gleich den Grenzkosten ist.
Formel: Grenzerlös = Grenzkosten
Eine Steuer bewirkt die Verschiebung der Grenzkostenkurve
nach oben => die Produktion verringert sich, der Preis steigt.
20
Steuerinzidenz
Mengensteuer im Monopol
P
x0, p0 ...Preis-Mengen-Kombination (Ausgangslage)
GK0....Grenzkostenkurve vor Steuereinführung
GK1....Grenzkostenkurve nach Steuereinführung (t)
x1, p1 ...Neue Preis-Mengen-Kombination (da bei
gegebener PAF auch GK-Kurve unverändert
bleibt)
C1.......Neuer Cournotscher Punkt (statt C0)
GK 1
GK 0
C1
p1
p0
F
M
L
EABD..... gesamtes Steueraufkommen (= t * x1)
p0FC1p1 ... Zahllast der Konsumenten
Zahll.M... EABD-P0FC1p1 Zahllast des Monopolisten
KHIM ..... Steuerausweichung (GHIL-EABD)
t
C0
I
D
B
G
K
E
A
H
GE
0
x1
21
x0
PAF
X
Steuerinzidenz
Die Inzidenz auf monopolistischen Märkten
In welchem Ausmaß die Last auf die Konsumenten überwälzt
wird, hängt von der Form der Angebots- und Nachfragelinie ab:
- je steiler die Grenzkostenlinie, desto geringer die Veränderung
des Outputs und des Preises; bei vertikaler Grenzkostenlinie
gibt es keine Veränderung von Output und Preis, d.h. die
Steuer wird vom Produzenten getragen
- verläuft die Grenzkostenlinie horizontal, dann hängt die
Preissteigerung vom Verlauf der Nachfragefunktion ab :
lineare Nachfrage: Preis steigt um halbe Steuer
Iso-elastische Nachfrage: Preis steigt um mehr als die
Steuer, d.h. Überwälzung auf die Konsumenten ist größer
als 100%.
22
Steuerinzidenz
Inzidenz bei Oligopolen
Oligopole liegen zwischen den extremen Formen der
vollkommenen Konkurrenz und dem Monopol; Beispiele:
Flugzeugbau, Mietwagen, Mobilfunk, Lift- und Fahrtreppenbau,
Strommärkte, OPEC, Gasvorkommen usw.
Wesentliches Merkmal von Oligopolen - strategische
Überlegungen:
Ändert ein Anbieter Preise oder Output, ist die Reaktion der
anderen Anbieter ungewiss. Ein Oligopolist hat i.d.R. keine
genauen Kenntnisse über die Form der Nachfragefunktion =>
keine allgemein anerkannte Theorie zu Reaktionsverhalten von
Oligopolisten; es gibt eine Vielzahl von Modellen
⇒ Inzidenz von Steuern ist ungewiss
23
Steuerinzidenz
Inzidenz bei Oligopolen
Preiserhöhung bei Steuererhöhung könnte verschiedene Effekte
haben:
- Konkurrenten übernehmen eigenen Marktanteil
- Konkurrenten ziehen bei den Preisen mit => Last wird
auf die Verbraucher überwälzt.
24
Steuerinzidenz
Analyse einer Wertsteuer bei vollständiger Konkurrenz
Wertsteuern werden auf den Wert der produzierten Güter, also
auf Umsatz bzw. Erlös in Form eines bestimmten Prozentsatzes
erhoben (z.B. Mehrwertsteuer).
Ausgangsgleichgewicht ist der Punkt E0.
Die Einführung einer Wertsteuer führt dazu, dass mit
steigendem Durchschnittserlös der Steuerbetrag T zunimmt
(Linksdrehung der Nachfragekurve von N0 auf N1). Neues
Gleichgewicht in E1.
25
Steuerinzidenz
Wertsteuer bei vollständiger Konkurrenz
E0 ............ Ausgangsgleichgewicht
N0 ........... Nachfragekurve zu Beginn
N1 ........... Einführung einer Wertsteuer (z. B.
Mehrwertsteuer) führt dazu, dass mit
steigendem
Durchschnittserlös
der
Steuerbetrag T zunimmt. ⇒ Linksdrehung
der Nachfragekurve
x1, p1 ........ Neue Preis-Mengen-Kombination
E1Ap’1p1 . Steueraufkommen der neuen Preis-MengenKombination
p1E1Bp0... Vom Anbieter zu tragen
p0BAp’1 .. Vom Nachfrager zu tragen
P
A
p’1
A
p0
B
E0
p1
E1
N0
N1
x1
0
26
x0
X
Wohlfahrtswirkungen
Besteuerung und ökonomische Effizienz
Fragestellungen:
- Wie reagieren Steuerzahler auf verschiedene
Steuerarten?
- Wovon hängt die Größe der Wohlfahrtsverluste ab, die
mit verzerrender Besteuerung verbunden sind?
- Wie kann die Ineffizienz von verzerrenden Steuern
gemessen werden?
Hauptergebnis: Die Höhe der Wohlfahrtsverluste (Zusatzlast;
„excess burden“ bzw. „dead weight loss“) hängt vom Verhältnis
der Substitutions- und Einkommenseffekte ab.
27
Wohlfahrtswirkungen
Wir untersuchen:
- Die Zusatzlast einer speziellen Verbrauchsteuer
- Die Zusatzlast bei alternativen Steuern
- Spezielle Verbrauchsteuer vers. Allgemeine
Verbrauchsteuer
- Pauschalsteuer vers. proportionale
Einkommensteuer
28
Wohlfahrtswirkungen
Zusatzlast einer speziellen Verbrauchsteuer
A0 ... Angebotskurve
A1 ... Verschobene Angebotskurve um den Faktor t
N..... Nachfragekurve
E ..... Marktgleichgewicht vor Steuern
t ...... Einführung einer Mengensteuer
p2 .... (= p0 + t) Neuer Preis des Erzeugers, um nach
Steuer wieder den Preis p0 zu erhalten
E1 .... Neues Marktgleichgewicht nach Steuern beim
Preis p1 und der Menge x1.
P
A 1 (A 0 + t)
p1
BE1p1p2...... gesamtes Steueraufkommen (= t * x1)
CE1p1p0...... Zahllast der Konsumenten
BCp0p2 ....... Zahllast der Produzenten
p0E0E1p1..... Konsumentenrente
p2BE0p0...... Produzentenrente
A0
t
E1
C
p0
p2
E0
B
N
E0E1C ........ Wohlfahrtsverlust der Konsumenten
BE0C.......... Wohlfahrtsverlust der Produzenten
ƒ
BE0E1 Gesamtwohlfahrtsverlust
0
x1
29
x0
X
Wohlfahrtswirkungen
Hauptergebnisse:
-Die Zusatzlast für jede erzielte Einheit an
Steueraufkommen ist bei unelastischer Nachfrage bzw.
elastischem Angebot geringer als bei Gütern mit relativ
elastischer Nachfrage bzw. unelastischem Angebot
-Bei vollkommen preisunelastischer Nachfrage und völlig
elastischem Angebot kommt es zu keinem
Wohlfahrtsverlust, da keine Mengeneffekte
(Substitutionseffekte) auftreten.
- Allgemeine Verbrauchsteuern sind speziellen
Verbrauchsteuern vorzuziehen, da hier keine
Substitutionseffekte auftreten. Aus dem gleichen Grund ist
eine Pauschalsteuer einer proportionalen Einkommensteuer
überlegen.
30
Wohlfahrtswirkungen
Spezielle Verbrauchsteuer vers. Allgemeine Verbrauchsteuer
Annahme: Ein Individuum kann sein Einkommen auf die Güter
X und Y aufteilen und der Staat will ein gegebenes
Steueraufkommen entweder über eine spezielle
Verbrauchsteuer auf Gut X, oder über eine allgemeine
Verbrauchsteuer auf beide Güter erzielen.
Die Budgetlinie AB gibt die verschiedenen
Mengenkombinationen von Gut X und Gut Y an, die das
Individuum bei gegebenem Einkommen erwerben kann.
31
Wohlfahrtswirkungen
Spezielle vs. Allgemeine Verbrauchsteuer
Gut Y
AB .....Budgetgerade (Mengenkombinationen von X/Y)
E0 .......Wohlfahrtsbzw.
Konsumoptimum
des
Individuums,
wo
die
höchstmögliche
Indifferenzkurve I0 die Budgetgerade tangiert.
x0, y0 ... optimale Güterkombination, die konsumiert
wird
B
D
F
I1
y0
E0
I0
y1
E1
E2
y2
I2
C
0
x1
32
x2
x0
G
A
Gut X
Wohlfahrtswirkungen
Spezielle Verbrauchsteuer vers. Allgemeine Verbrauchsteuer
Die Einhebung einer Speziellen Verbrauchsteuer auf Gut X
drückt sich in einer Drehung der Budgetgeraden auf BC aus.
Sie wirkt wie eine Erhöhung des Marktpreises von X und
verändert damit die relativen Preise zwischen X und Y. Das
Nutzenniveau sinkt von I0 auf I1.
Eine Allgemeine Verbrauchsteuer führt dagegen nicht zu einer
Änderung der relativen Preise. Es kommt zu einer
Parallelverschiebung der Budgetgerade nach unten (auf FG), so
dass dasselbe Steueraufkommen E1D erzielt wird. Das
Nutzenniveau sinkt von I0 auf I2 > I1 !
33
Wohlfahrtswirkungen
Spezielle Verbrauchsteuer vers. Allgemeine Verbrauchsteuer
Alternative Betrachtung: Verschiebung der Budgetgerade so,
dass das Nutzenniveau (nicht das Steueraufkommen) gleich
reduziert wird (von I0 auf I1). Es zeigt sich dann, dass das
Steueraufkommen bei der allgemeinen Verbrauchsteuer höher
ist als bei der speziellen Verbrauchsteuer. Die Differenz stellt
ein Maß für die Ineffizienz der speziellen Verbrauchsteuer dar.
Der Grund der Ineffizienz liegt im Substitutionseffekt! ->
34
Wohlfahrtswirkungen
Einkommens- und Substitutionseffekt:
Der Einkommenseffekt entspricht der Bewegung von E0 auf E2
und einer Mengenreduktion von x0 auf x2; durch die
Preiserhöhung von Gut X sinkt das Realeinkommen (die
Kaufkraft).
Der Substitutionseffekt entspricht der Bewegung auf der
Indifferenzkurve (von E2 auf E1) und der Mengenreduktion von
x2 auf x1; durch die Preiserhöhung von X wird weniger von X
und mehr vom relativ billiger gewordenen Gut Y konsumiert
(Substitution).
35
Wohlfahrtswirkungen
Pauschalsteuer vs. Proportionale Einkommensteuer
Die Gerade AB gibt alle Einkommens-Freizeit-Kombinationen
an, die das Individuum bei gegebenem Zeitbudget und
Nettolohnsatz (= Steigung der Geraden) realisieren kann.
Strecke 0A = maximal mögliche Freizeit
Einkommen
B
H
Ausgangspunkt ist Punkt E0
Einführung einer proportionalen Einkommensteuer
reduziert den Nettolohnsatz und die Budgetgerade dreht sich
in A nach unten auf AC. Es kommt zu einer neuen
nutzenmaximalen Einkommens-Freizeit-Kombination in E1
(Arbeitsangebot = AF1; Freizeit = 0F1).
D
E0
C
I0
E2
Neues Gleichgewicht hängt wieder vom Zusammenspiel von
Einkommens- und Substitutionseffekt ab.
I2
E1
y1
I1
Eine Pauschalsteuer erzielt die gleichen Steuereinnahmen bei
geringeren Nutzenverlusten!
G
0
F1
Freizeit
Freizeit
A
F0
Arbeitszeit
36
Wohlfahrtswirkungen
Zusammenfassung:
- Pauschalsteuern (allg. Verbrauchsteuern) sind (unter den
getroffenen Annahmen) effizienter als Spezielle
Verbrauchsteuern oder proportionale Einkommensteuern
- Pauschalsteuern liefern im Vergleich entweder ein höheres
Steueraufkommen bei gleichem Nutzenniveau, oder ein höheres
Nutzenniveau bei gleichem Steueraufkommen
- Der Grund der Überlegenheit der Pauschalsteuern liegt im
Substitutionseffekt der alternativen Steuersysteme. Bei
Pauschalsteuern bleiben die relativen Preise konstant, weshalb
nur ein Einkommenseffekt auftritt!
37
Optimale Besteuerung
Theorie der optimalen Besteuerung
Ziel der Theorie: Aufzeigen von Möglichkeiten zur Minimierung
der Zusatzlast bei gegebenen verteilungspolitischen Zielen
Wollte man nur die Zusatzlast minimieren, dann wären jene
Steuern optimal, die nur Einkommenseffekte haben
(Kopfsteuern, Pauschalsteuern); Problem: unter
Gerechtigkeitsgesichtspunkten nicht akzeptabel !
Suche nach „second-best-Lösungen“
38
Optimale Besteuerung
Forderungen:
- jene Güter stärker besteuern, deren Preiselastizität der
Nachfrage relativ gering ist => geringe Substitutionseffekte
(Ramsey-Regel)
- Von je zwei beliebigen freizeitabhängigen Gütern ist das
freizeitkomplementäre relativ stärker zu besteuern (CorlettHague-Regel)
- Sofern nur verzerrende Steuern verfügbar sind, sollen
mehrere Konsumgüter mit niedrigeren Steuern belastet und
nicht nur ein Konsumgut sehr hoch besteuert werden
39
Wohlfahrtswirkungen
Zielkonflikt zwischen gerechter Verteilung und Effizienz:
- in vielen Ländern werden preisunelastische Güter einer
reduzierten oder gar keiner Besteuerung unterworfen
(Verteilungsaspekt stärker als Effizienzargumente; siehe
verminderte Mehrwertsteuersätze in vielen Ländern)
- in vielen existierenden Steuersystemen werden
vorrangig verzerrende bzw. stärker verzerrende Steuern
(z.B. progressive Einkommensteuer) erhoben
- Aber: Progression der Einkommensteuern hat in den
letzten Jahrzehnten abgenommen !
40
Wohlfahrtswirkungen
Zielkonflikt zwischen gerechter Verteilung und Effizienz:
- Bei sog. Lenkungssteuern sind Substitutionseffekte
geradezu beabsichtigt und notwendig, um die gewünschten
Ergebnisse zu erzielen (Beispiele: Energieabgaben,
Ökosteuern, zweckgebundene Transfers)
- Steuerneutralität hilft dann nicht, wenn bereits
Marktunvollkommenheiten (Monopol, Externalitäten
etc.) vorliegen
- Theorie der optimalen Besteuerung ist dann
problematisch, wenn sich der Staat der Theorie bedient, um
möglichst viel aus den Leuten zu pressen (Leviathan-Staat)
41
Herunterladen