Inzidenz der Besteuerung Begriffe Direkte und indirekte Steuern

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Inzidenz der Besteuerung
Begriffe
Wellisch Kap. 6
Zu unterscheiden:
Inzidenz:
– Steuersubjekt
• Beschreibt die letztendlich resultierende Verteilung der ökonomischen
Last der Besteuerung.
• Diese Last trägt nicht notwendig der, der eine Steuer zahlt !
• Der (die)jenige, der (die) eine Steuer schuldet
– Steuerzahler
• Führt die Steuer ab
– Steuern verändern relative Preise
– Beide müssen nicht identisch sein:
» Lohnsteuer: Schuldner ist der Arbeitsanbieter, Zahler ist der
Arbeitsnachfrager
– Das führt zu Veränderungen von Nachfrage- und Angebotsmengen
– Wirkungen bleiben nicht auf einen Markt beschränkt
– Beispiel Lohnsteuer:
– Steuerdestinatar
• Derjenige, der nach dem Willen des Gesetzgebers die Steuer trage n soll!
» Nettolöhne können sinken (Belastung der Arbeitsanbieter)
» Preise können steigen (Belastung der Konsumenten)
– Steuerträger
• Derjenige, der sie tatsächlich trägt!
• Deshalb ist eine umfassende Analyse der Belastungswirkung
notwendig!
Direkte und indirekte Steuern
Direkte Steuern
• Steuersubjekt = Steuerdestinatar
– Einkommen-, Erbschafts-, Grundsteuersteuer,
Indirekte Steuern
Überwälzbarkeit einer Steuer
– Hängt ab von den Nachfrage- und Angebotselastizitäten
sowie der Marktform
– Vorwärtsüberwälzung:
• Umsatzsteuer: Unternehmen geben Steuerlast durch höhere Preise
an Konsumenten weiter
• Steuersubjekt ≠ Steuerdestinatar
– Umsatzsteuer: Steuersubjekt ist der der Unternehmer, Steuerdestinatar
der Konsument
Beachte:
– Aber: Auch Anbieter tragen u.U. einen Teil der Last
– Rückwärtsüberwälzung:
• Bei unvollständiger realer (nicht nominaler) Überwälzung sinkt die
Nachfrage im Gleichgewicht und in der Folge die Produktion
– Führt zu geringerer Faktornachfrage
– Sinkende Löhne
– Steuerlast wird auf den Faktor Arbeit „rückgewälzt“
• Unterscheidung zwischen direkten und indirekten Steuern soll
eigentlich an der Überwälzbarkeit einer Steuer anknüpfen
– Aber auch direkte Steuern sind grundsätzlich überwälzbar!
Inzidenz einer speziellen Verbrauchsteuer:
Partialanalyse
Formen der Inzidenzanalyse
Preis
Totale Inzidenz
Erhebung bei den Anbietern
• Einbeziehung aller Steuerwirkungen auf allen Märkten
• Nur Möglich im Rahmen einer allgemeinen
Gleichgewichtsanalyse
Partialanalyse
• Wirkungen nur auf einem Markt
Budgetinzidenz
• Berücksichtigt nicht nur die Auswirkungen auf der
Einnahmenseite, sondern auch die Wirkung zusätzlicher
Ausgaben
Differentialinzidenz
Angebot zu
Bruttopreisen
S
S
B
Preis nach Steuer
Preis vor Steuer
Last Nachfrager
A
Steuer
Last Anbieter
D
Menge
• Wenn Aufkommen genutzt wird, um andere Steuern zu senken
1
Erhebung bei den Nachfragern
Preis
Inzidenz und Elastizität
Offensichtlich hängt die Lastverteilung von den
Nachfrage- und Angebotselastizitäten ab
Inzidenz völlig identisch!
S
• Die jeweils weniger elastische Marktseite trägt eine
größere Steuerlast.
• Intuitiv: Je elastischer eine Marktseite reagiert, um so
besser kann sie der Steuerlast ausweichen.
• Formal (Wellisch S. 207 –209)
S
B
A
C
– Das Verhältnis der Veränderungen von Konsumenten- und
Produzentenrente entspricht gerade dem negativen Verhältnis
von Angebots- und Nachfrageelastizität.
D
Menge
D* = D(p(1 +t))
Graphisch
Vollkommen
unelastisches
Angebot
Vollkommen unelastische
Nachfrage
Inzidenzanalyse in einem allgemeinen
Gleichgewichtsmodell
Partialanalyse vernachlässigt wichtige Punkte:
• Spezielle Verbrauchsteuer wirk nicht nur auf einem Markt, sondern
hat über Substitutionseffekte auch Auswirkungen auf andere Märkte
• Substitutionseffekte können sich auch auf die Faktormärkte
übertragen, wenn Güter unterschiedliche Kapitalintensitäten
aufweisen
• Inzidenzanalyse allgemeiner Steuern ist mit einer Partialanalyse nicht
zu leisten
– Allgemeine Verbrauchsteuer (Ust)
– Allgemeine Einkommensteuer
Deshalb:
•Anbieterpreis sinkt
•Nachfragerpreis und Menge konstant
•Anbieterpreis konstant
•Nachfragerpreis steigt, Menge konstant
Voraussetzungen des Modells
• 2-Faktoren-2-Güter-2Sektoren Modell
– Güter: X und Y
– Faktoren: Arbeit (N) und Kapital (K)
– Sektoren unterscheiden sich durch unterschiedliche Kapitalintens itäten
• Geschlossene Ökonomie,
• Vollkommener Wettbewerb
• Vollkommen unelastisches Faktorangebot, Vollbeschäftigung
• Keine Ersparnis, keine Ersatzinvestitionen
• Identisches Faktorpreisverhältnis r/w in beiden Sektoren
• Allgemeine Gleichgewichtsanalyse: Harberger Modell
– Allerdings in „abgespeckter“ Form.
Voraussetzungen
• Gewinnmaximales Verhalten der Produzenten:
– MRTKN = r/w in beiden Sektoren
– Aber: K/N bei gleichem r/w unterschiedlich
» Kapitalintensität unterschiedlich
• Folge: Unterschiedliche Substitutionselastizitäten
K

d i N  r
i 
w
σ ≡− 
Ki
dr
w
Ni
Bei gegebener Faktorintensität K/N haben die Isoquanten immer
die gleiche Steigung.
Differentialinzidenz
Steueraufkommen bleibt konstant
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Graphische Darstellung in der Edgeworth-Box
Ky
A
Isoquanten
Erläuterung
0y
Ny
Linie effizienter Faktoreinsätze:
• MRT für beide Sektoren gleich r/w
X wird kapitalintensiver hergestellt
• Linie effizienter Faktoreinsätze liegt unter der Diagonalen
K X KY
• Folglich ist
NX
>
NY
– (Sekante für X unter der Diagonalen, für Y über der Diagonalen!)
B
NX
Gleiche Darstellung im X-Y Diagramm:
Produktionsmöglichkeitskurve
Linie effizienter
Faktoreinsätze
0X
KX
Erläuterung
Y
Unverzerrende Pauschalsteuer
Punkt A:
• Unverzerrende Pauschalsteuer:
B
– Effiziente Allokation, d.h. MRS = MRT
– Entspricht Punkt A in der Edgewothbox
A
Punkt B:
Indifferenzkurven
Spezielle Verbrauchsteuer auf X
Produktionsmöglichkeitskurve
• Übergang zu einer speziellen Verbrauchsteuer auf X
– Weniger X, mehr Y
– Konsumenten: Passen sich an die Preise nach Steuern an
– Produzenten: Passen sich an die Preise vor Steuern an
– Folglich: MRS ≠ MRT oder:
X
MRSXY =
B liegt immer noch auf der
Produktionsmöglichkeitskurve!
• Faktorpreise sind nicht verzerrt!
• Produktion erfolgt effizient, aber passt sich der veränderten
Nachfrage an
– Was hat sich bei der Produktion geändert?
• In beiden Sektoren wird nun kapitalintensiverproduziert
• Erkennt man an der Sekantensteigung in der Edgeworth-Box
– Steigung gibt die Arbeitsintensität an
– Fällt in beiden Sektoren ðKapitalintensit ät muss steigen
– In beiden Sektoren wird pro Arbeitseinheit nun mehr Kapital
eingesetzt als zuvor.
– Aber es wird mehr von dem (nach wie vor) arbeitsintensiver
hergestellten Gut produziert als zuvor!
p X (1 + t X )
= (1 + t X ) MRT
pY
Auswirkungen auf die Faktorpreise?
Steigung der Isoquante in C steiler als in B
Da N/K entlang der roten Geraden konstant,
muss Isoquantensteigung in C = in A sein!
A
Folglich:
Isoquante in B flacher als in A
C
B
IX
3
Es gilt bei gewinnmaximierendem Verhalten:
M R T KN =
r
w
Da MRTKN = Steigung der Isoquante
Dann gilt offensichtlich:
r
r
<
wB
wA
•In B muss damit der relative Preis für Kapital geringer sei als in A!
Resultat:
Eine spezielle Verbrauchsteuer auf die Ausbringung eines Sektors führt damit
dazu, dass die Entlohnung des Faktors, der bei der Produktion des besteuerten
Gutes intensiver genutzt wird, fällt.
Wovon hängen die Ergebnisse ab?
Innerhalb des Modells:
• Faktorintensitäten
– Je verschiedener die Faktorintensitäten in den beiden Sektoren, um so
stärker die Wirkung der Besteuerung auf die Faktorpreise
Interpretation:
– Besteuerung führt dazu, dass die Produktion des
kapitalintensiv hergestellten Gutes verteuert wird.
– Führt zu einem Nachfragerückgang
– Dieser bedingt einen Produktionsrückgang und damit
Freisetzung von Kapital
– Damit dieses weiter vollbeschäftigt werden kann, muss sein
relativer Preis sinken, weil Beschäftigung in einem
arbeitsintensiven Sektor erfolgt.
Zu beachten:
• Im Modell wurde ein repräsentativer Haushalt angenommen
– Diese Annahme ist äquivalent zu der Annahme vollkommen
identischer Haushalte.
• Preiselastizität der Nachfrage
– Nachfrageverschiebung von X nach Y hängt von der Preiselastizität ab.
Je geringer sie ist, desto schwächer der Besteuerungseffekt.
• Substitutionselastizität
• Folge: Verteilungswirkungen der Besteuerung bleiben
unberücksichtigt!
– Je geringer die Substitutionselastizität, um so stärker ist die Krümmung
der Isoquanten, um so stärker ist der Besteuerungseffekt.
In Bezug auf das Modell:
• Insbesondere kritische Annahmen:
– Vollbeschäftigung der Faktoren
– Geschlossene Wirtschaft
Bei nicht identischen Haushalten:
– Verteilungswirkung hängt insbesondere von der
Verteilung der Kapital- und Lohneinkünfte ab.
• Im Beispiel: Bezieher von Kapitaleinkommen werden
durch die Besteuerung des kapitalintensiven Sektors
schlechter gestellt (die Entlohnung des Faktors Kapital
sinkt).
• Verteilungswirkung hängt dann auch von der
Nachfragestruktur ab:
– Beispiel: Besteuerung lebensnotwendiger Güter belastet untere
Einkommensschichten stärker
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