EUROPÄISCHE KOMMISSION PRESSEMITTEILUNG Brüssel, 23. Oktober 2014 Steuern: Studie bestätigt Milliardenverluste durch MwStLücke Laut der jüngsten, von der Kommission heute veröffentlichten Studie über die MwSt-Lücke belaufen sich die auf die Nichteinhaltung von Vorschriften oder die Nichteinziehung zurückzuführenden Mindereinnahmen bei der Mehrwertsteuer 2012 auf schätzungsweise 177 Mrd. EUR. Das entspricht 16 % der gesamten, in 26 Mitgliedstaaten erwarteten MwStEinnahmen1. Die Studie enthält detaillierte Daten über die Differenz zwischen der geschuldeten Mehrwertsteuer und dem 2012 in 26 Mitgliedstaaten tatsächlich eingezogenen Betrag. Aufgrund einer Verfeinerung der angewendeten Methode konnten zudem die Angaben für den Zeitraum 2009 bis 2011 aktualisiert werden. In der Studie werden auch die wichtigsten Tendenzen bei der MwSt-Lücke vorgestellt, und es wird analysiert, wie sich Wirtschaftsklima und politische Entscheidungen auf die MwStEinnahmen ausgewirkt haben. Algirdas Šemeta, für Steuern zuständiges Mitglied der Kommission, erklärte: „Die MwStLücke ist im Wesentlichen ein Indikator für die Wirksamkeit – oder Wirkungslosigkeit – von Maßnahmen, die EU-weit zur Durchsetzung und Beachtung der Mehrwertsteuervorschriften ergriffen werden. Wie die aktuellen Zahlen zeigen, gibt es noch viel zu tun. Die Mitgliedstaaten können es sich nicht leisten, auf Einnahmen in dieser Größenordnung zu verzichten. Sie müssen Ihre Bemühungen verstärken und entschieden handeln, um diese öffentlichen Mittel zu vereinnahmen. Die Kommission wiederum konzentriert sich nach wie vor auf eine grundlegende Reform des MwSt-Systems, das robuster, wirksamer und weniger betrugsanfällig werden muss.“ Die MwSt-Lücke ist die Differenz zwischen den erwarteten MwSt-Einnahmen und den tatsächlich von den nationalen Behörden eingezogenen Mehrwertsteuerbeträgen. Auch wenn die Nichteinhaltung von Steuervorschriften sicherlich ein wichtiger Faktor für diese Einnahmenausfälle ist, kann die MwSt-Lücke nicht nur auf Betrug zurückgeführt werden. Weitere Gründe für nicht abgeführte Mehrwertsteuer können u. a. Insolvenzen, statistische Fehler, Zahlungsverzug und legale Steuervermeidung sein. Am geringsten fiel die MwSt-Lücke 2012 in den Niederlanden (5 % der erwarteten Einnahmen), Finnland (5 %) und Luxemburg (6 %) aus. Die größten Lücken waren in Rumänien (44 % der erwarteten MwSt-Einnahmen), der Slowakei (39 %) und Litauen (36 %) zu verzeichnen. Elf Mitgliedstaaten gelang es zwischen 2011 und 2012, ihre MwStLücke zu verkleinern, und bei 15 war das Gegenteil der Fall. Griechenland verzeichnete Die Hoffnung, in die Aktualisierung auch Zypern und Kroatien einzubeziehen, hat sich nicht erfüllt, da im Fall von Zypern die Überprüfung der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen noch nicht abgeschlossen ist und für Kroatien noch nicht alle Anwendungstabellen vorliegen. 1 IP/14/1187 zwischen 2011 (9,1 Mrd. EUR) und 2012 (6,6 Mrd. EUR) den größten Fortschritt, gehört aber nach wie vor zu den Mitgliedstaaten mit einer großen Lücke (33 %). Hintergrund Die Studie über die MwSt-Lücke wird von der Kommission im Rahmen ihrer Tätigkeiten zur Reform des MwSt-Systems in Europa und zur Bekämpfung von Steuerbetrug und Steuerhinterziehung finanziert. Um die Lücke zu schließen, ist ein mehrgleisiger Ansatz erforderlich. In erster Linie sind ein härteres Vorgehen gegen Steuerhinterziehung und eine strengere Durchsetzung auf nationaler Ebene vonnöten. Im Rahmen der im Dezember 2011 begonnenen MwSt-Reform wurden bereits wichtige Instrumente zur Gewährleistung eines besseren Schutzes gegen MwSt-Betrug geschaffen (siehe IP/11/1508). So können die Mitgliedstaaten z. B. durch den im Juni 2013 angenommenen Schnellreaktionsmechanismus viel rascher und wirksamer auf unvermittelt auftretende Arten von schwerwiegendem Mehrwertsteuerbetrug reagieren (siehe IP/12/868). Zudem gilt, je einfacher das System, desto einfacher ist es für die Steuerpflichtigen, die Vorschriften einzuhalten. Daher hat die Kommission ihre Bemühungen darauf ausgerichtet, das MwSt-System für Unternehmen in ganz Europa einfacher zu gestalten. So traten zum Beispiel 2013 neue Maßnahmen zur Vereinfachung der elektronischen Rechnungsstellung und gesonderte Bestimmungen für kleine Unternehmen in Kraft (siehe IP/12/1377), und ein EU-weites Standardformular für die MwSt-Erklärung (siehe IP/13/988) wird den Verwaltungsaufwand für grenzüberschreitend tätige Unternehmen erheblich verringern. Ab dem 1. Januar 2015 wird es eine einzige Anlaufstelle für elektronische Dienstleistungen und Telekommunikationsdienstleistungen geben, die zur besseren Einhaltung der MwSt-Vorschriften beitragen soll, indem die MwSt-Verfahren für die betreffenden Unternehmen erheblich vereinfacht werden. So können die Unternehmen für alle ihre Tätigkeiten in der gesamten EU eine einzige MwSt-Erklärung abgeben (siehe IP/12/17). Drittens müssen die Mitgliedstaaten die Verwaltung der Mehrwertsteuer modernisieren, um die MwSt-Lücke zu verringern. So werden in dem im Februar 2014 veröffentlichten Bericht über MwSt-Erhebung und Kontrollverfahren in den Mitgliedstaaten im Rahmen der EU-Eigenmittel Maßnahmen genannt, mit denen Verfahren verbessert werden könnten (siehe EXME 14/12.02). Des Weiteren müssen die Mitgliedstaaten ihre nationalen Steuersysteme so reformieren, dass die Einhaltung der Vorschriften erleichtert, von Steuerhinterziehung und -umgehung abgeschreckt und die Effizienz der Steuererhebung verbessert wird. In ihren länderspezifischen Empfehlungen hat die Kommission diesbezüglich eine klare Leitlinie vorgegeben. Nützliche Links Der vollständige Bericht ist abrufbar unter: http://ec.europa.eu/taxation_customs/common/publications/studies/index_de.htm Weitere Informationen: MEMO/14/602 Homepage von Kommissar Šemeta: http://ec.europa.eu/commission_2010-2014/semeta/index_de.htm Kommissar Šemeta auf Twitter folgen: @ASemetaEU 2 Kontakt für die Medien: Emer Traynor (+32 229-21548) Franck Arrii (+32 229-72221) Kontakt für die Öffentlichkeit: Europe Direct – telefonisch unter 00 800 6 7 8 9 10 11 oder per E-Mail 3 Anlage 1: Schätzungen der MwSt-Lücke nach Mitgliedstaat Land AT BE BG CZ DE DK EE ES FI FR GR HU IE IT LT LU LV MT NL PL PT RO SE SI SK UK Einnahmen 23 447 26 019 3 362 11 246 189 920 23 870 1 363 56 009 17 020 140 558 15 028 8 516 9 755 98 456 2 444 2 792 1 374 520 41 610 29 843 14 265 11 412 36 631 2 996 4 711 130 683 Tabelle 3.1 Schätzungen MwSt-Lücke 2011-2012 2011 2012 MwStMwStMwStMwStMwStSchuld Lücke in Einnahmen Schuld Lücke Lücke insgesamt % insgesamt 27 009 29 669 4 434 13 602 211 834 25 916 1 577 68 913 17 913 163 417 24 213 11 252 11 093 143 916 3 820 2 937 2 186 733 43 255 36 798 16 083 20 382 38 043 3 277 7 015 145 724 3 563 3 650 1 073 2 356 21 914 2 047 214 12 904 893 22 859 9 185 2 736 1 338 45 460 1 377 145 812 213 1 645 6 955 1 819 8 970 1 412 282 2 304 15 041 13 % 12 % 24 % 17 % 10 % 8% 14 % 19 % 5% 14 % 38 % 24 % 12 % 32 % 36 % 5% 37 % 29 % 4% 19 % 11 % 44 % 4% 9% 33 % 10 % 24 563 26 896 3 739 11 377 194 040 24 422 1 508 56 125 17 640 142 499 13 713 9 084 10 219 95 473 2 521 3 064 1 570 536 41 699 27 881 13 995 11 212 37 861 2 889 4 328 142 943 27 807 29 887 4 697 14 644 215 997 26 563 1 763 68 537 18 545 168 082 20 364 12 055 11 482 141 507 3 957 3 268 2 389 777 43 699 37 198 15 223 20 053 40 748 3 160 7 114 159 501 3 244 2 991 957 3 267 21 957 2 141 255 12 412 905 25 583 6 651 2 971 1 263 46 034 1 436 204 818 241 2 000 9 317 1 228 8 841 2 886 270 2 787 16 557 MwStLücke in % 12 % 10 % 20 % 22 % 10 % 8% 14 % 18 % 5% 15 % 33 % 25 % 11 % 33 % 36 % 6% 34 % 31 % 5% 25 % 8% 44 % 7% 9% 39 % 10 % Insgesamt 903 848 1 075 015 171 167 16 % 921 798 1 099 018 177 220 16 % (EU-26) Quellen: Eurostat (Einnahmen); eigene Berechnungen. Zahlen in Mio. EUR, sofern nicht anders angegeben. Für die Nicht-Euro-Länder wurden die Beträge in Landeswährung anhand des durchschnittlichen Euro-Wechselkurses umgerechnet (Quelle: Eurostat). 4