Protokoll des QZ vom 07.07.2014 im Hotel Lenzburg Beginn: Anwesende Teilnehmerinnen: Abwesend: Gastreferent: 19.00 Uhr 9 2 Patrick Eichenberger, Stern-Apotheke Lenzburg Daniela Zanga begrüsst im Namen des Vorstandes die anwesenden MPA und unseren Gastredner, Herrn Patrick Eichenberger, welcher von Susi Michel engagiert werden konnte, in unserem QZ über das heutige Thema Medikamente: Wirkung, Einteilung zu sprechen. Herr Eichenberger schickt schon mal voraus, dass die Kommunikation zwischen Apotheke und unseren Praxen gut funktioniere. Folgende Infos werden uns von ihm gegeben: Patienten, welche sehr viele Medikamente einnehmen müssen, haben oft Mühe, den Überblick zu behalten (vorwiegend ältere Menschen). Oft käme es vor, dass sie vom Hausarzt ein Originalmedikament bekommen, dann beispielsweise im Spital oder beim Spezialisten waren und von dessen Seite ein Generikum für das schon vorhandene Medikament bekommen. Der Patient nimmt danach beide Medikamente ein. Oder: Es ist ein bestimmter Protonenpumpenhemmer im Einsatz (z.B. Pantoprazol vom Hausarzt) und vom Spezialist oder KSA kommt neu z.B. Nexium ins Spiel. Hier wird von der Apotheke Hilfe angeboten, indem man mit dem Patienten beispielsweise seine Medikamente durchgeht und ihn auf allfällige Doppelspurigkeiten aufmerksam macht (Polymedikations-Check). Oder das Spital/der Spezialist ergänzen die Medikamentenliste. Der Patient geht nun mit der neuen Liste zur Apotheke, diese händigt ihm die neuen Präparate aus und der Hausarzt ist noch nicht darüber informiert, da er noch keinen Bericht bekommen hat. Deshalb ist es nötig, dass die Apotheke Rücksprache mit dem Hausarzt nimmt, um allfällige Änderungen nachzufragen. Einzelne Alters- und Pflegeheime lassen neu die Medis vom Apotheker richten. Diese werden in verschlossenen Systemen für die ganze Woche vorbereitet, sodass der Patient und das Heim genau wissen, wie und zu welcher Tageszeit die Medikamente einzunehmen sind. Einige Altersheime (z.B. Niederlenz) erachten dies als eine grosse Erleichterung, da das Bereitstellen der Wochendosen viel Zeit zusätzlich in Anspruch nimmt. Die Kosten bleiben gleich, da einfach eine Verlagerung stattfindet. Anstelle der Altersheime berechne die Apotheke die Dienstleistung. Die Apotheke haftet aber dann auch für die gelieferte Ware. Herr Eichenberger besucht vereinzelt auch ältere Patienten zuhause, um abzuklären, ob Doppelspurigkeiten oder Probleme bei Medikamenten bestehen, die die Compliance beeinträchtigen könnten. Auch diesen „Haus-Patienten“ kann obige Dienstleistung offeriert werden, damit sie für die ganze Woche eingedeckt sind und die Übersicht über die Einnahme der Medikamente besser klappt. Eine Verordnung vom Hausarzt ist für das Bereitstellen der Wochendosiersysteme (Dosett) notwendig. Das elektronische Übermitteln von Rezepten an die Apotheken wird im Moment vom Aargauischen Apothekerverband und der Argomed überprüft erarbeitet. Das Projekt ist im Gang. Auch die Schnittstellen zwischen KSA/KSB-Hausärzte sowie zwischen Apotheken-Hausärzten soll dadurch verbessert werden, da die Spitäler die neu angeordneten Rezepte den Hausärzten gleich elektronisch übermittelt würden. Dies wäre eine Erleichterung für den Arzt und auch für die Apotheken. Es wäre auch eine sichere Sache, d.h. das Risiko, Rezepte zu fälschen wäre so viel geringer. Herr Eichenberger sagt, dass Vitodata ein solches System installieren könnte, um ERezepte zu verschicken. Um dies jedoch durchführen zu können, wäre es eine Erleichterung, wenn der Hausarzt elektronische KGs hätte. In unserem Quali-Zirkel hat ca. die Hälfte der Anwesenden immer noch das alte System mit den normalen KGs. Machbar wäre das elektronische Versenden trotzdem. Das Faxen von Rezepten sei aber ebenfalls eine gute und sichere Methode. Es brauche auch nicht das Original noch nachgeschickt zu werden. Ausser natürlich bei den Betäubungsmittelrezepten. Diese müssen nach wie vor per Post der Apotheke gesandt werden. Wir fragen Herrn Eichenberger noch, ob die Apotheken eine „schwarze Liste“ von nichtzahlungsfähigen Patienten führen. Die Apotheken haben keine schwarze Liste, jedoch kann aufgrund der Validierung von KK Karten der Versicherungsstatus abgefragt werden. Zudem wird der Kanton Aargau voraussichtlich ab Herbst 2014 für Ärzte/Apotheker (Leistungserbringer mit Konkordatsnummer) eine Liste online aufschalten. Der Zugang kann gemäss Kenntnisstand von P. Eichenberger via Sasis beantragt werden. Es wird jedoch auch von Fällen berichtet, bei denen ein anderes Familienmitglied seine KK-Karte zur Verfügung stelle, damit der nicht zahlungsfähige Patient trotzdem zu seinen Medikamenten oder Untersuchungen kommt. Solche Fälle sind jedoch die Ausnahme. Eine weitere Frage betrifft das Fälschen von Rezepten für Benzodiazepine (für Opiate/BG benötigt man ein BG Rezept, das schwer zu fälschen ist). Ob hier die Apotheken etwas machen. Herr Eichenberger erklärt, dass man in vielen Fällen den Leuten ansehe, dass da etwas nicht in Ordnung sei. Dann gäbe es auch Kunden, die bekannt seien bei den Apothekern, diesen gäbe man dann unter einem Vorwand auch nichts ab. Bei Verdacht auf ein falsches Rezept werde auch eine Meldung an den Kantonsapotheker gemacht, der seinerseits den Kantonsarzt und angrenzende Kantone informiert. Wie lange darf man ein Dauer-Rezept eigentlich ausstellen? Normalerweise stelle man es für 6 Monate aus. Vor allem bei Patienten, die neu auf ein Medikament einzustellen seien oder bei ZNS-Medikamenten sei dies von Vorteil. Zum einen wegen der Verträglichkeit und zum anderen weil anfangs unter Umständen noch Änderungen vorgenommen werden. Bei Langzeit-Patienten, z.B. mit Herz-Kreislauf- Erkrankungen, welche schon länger bestehen, stelle man jedoch auch 12 monatige Rezepte aus. Um nicht zu viel wegwerfen zu müssen bei Medis, welche vom Patienten aus verschiedenen Gründen nicht genommen werden, sollte man anfangs besser nur kleine Packungen verschreiben. Auch bei Medikamenten, welche vom Spital oder vom Spezialisten noch dazu gegeben werden, sollte dies befolgt werden. Hier wünschen sich die Apotheker mehr Kommunikation zwischen den verschiedenen Institutionen (Spital, Hausarzt, Spezialarzt, Apotheke). Es sei zum Wohle des Patienten, welcher oft gar nicht wisse, wie lange er ein Präparat einnehmen müsse. Auch hier kommt Herr Eichenberger auf den sog. „Polymedikationscheck“ zu sprechen. Dies sei für den Patienten eine wertvolle Hilfe, um sich im Medikamentenlabyrinth zurecht zu finden. Ein Beispiel hierzu ist die Einnahme von Aspirin gekoppelt mit Ibuprofen (Algifor/Brufen/Irfen etc.). Zusammen genommen wird die Wirkung des Aspirin cardios gehemmt. Daher kann man dem Patienten dann erklären, er müsse das Aspirin auf nüchternem Magen nehmen und das Algifor 3-4 Stunden später. Oder die Einnahme von Eisenpräparaten zusammen mit Ciprofloxacin schwächt das Antibiotikum. Noch ein Beispiel besteht bei Einnahme von Antikoagulantien zusammen mit Aufbaupräparaten. Auch hier macht das Vitaminpräparat falsche Quickwerte. Darum ist es sehr wichtig, mit dem Patienten in der Arztpraxis und auch in der Apotheke über solche Sachen zu sprechen. Es lohnt sich, wenn der Patient an zwei Stellen erfährt, wie er die Medikamente nehmen soll. Daher ist es auch wichtig, dass der Patient eine Hausapotheke hat und nicht ständig von einer zur anderen geht. Denn so kennt ihn die Apotheke und kann ihm beratend zur Seite stehen. Herr Eichenberger wird noch auf die Impfungen angesprochen. Man habe gehört, in der Apotheke werde man neu auch Impfungen anbieten? Dies stimme so nicht. Es gehe lediglich um die Grippe-Impfung. Und diese werde aber auch nur von Ärzten in der Apotheke durchgeführt, nicht von den Apothekern. Man möchte dies den Patienten zwischen 18 und 65 anbieten, welche gesund sind, keinen Hausarzt haben und in keiner ärztlichen Behandlung sind. Wichtig: Wenn jemand bereits einen Hausarzt hat wird auch an diesen verwiesen. Es sollen nicht Patienten „umverteilt“ werden. Das Ziel ist die Erhöhung der Impfrate. Die Impfung würde wie an anderen Orten Fr. 29.00 kosten und sei nicht kassenpflichtig. Die Idee „Arzt impft in der Apotheke gegen Grippe“ wird in Basel seit über 10 Jahren erfolgreich umgesetzt und viele Personen, welche sich sonst nicht impfen lassen würden, sind nun geschützt. Die Stern Apotheke beteiligt sich nicht am Projekt; ob andere Apotheken bzw. Ärzte aus der Region teilnehmen, weiss P. Eichenberger nicht. Auch habe der Schweizerische Apothekerverband einen Service betreffend Nachführen von elektronischen Impfausweisen eingerichtet. Auch dies sei vor allem für junge Patienten gedacht, welche gesund seien und keinen Arzt brauchen. Dies werde mit Fr. 19.00 pro Patient verrechnet. Der Apotheker brauche dafür ca. 30 bis 45 Minuten. Daher sei der Betrag nicht zu hoch. Damit soll der Strategie des BAGs Rechnung getragen werden, dass Schweizerinnen und Schweizer einerseits ein elektronisches Impfdossier erstellen sowie gleichzeitig ihren Impfschutz überprüfen lassen. Auch hier wird im Fall einer Lücke an einen Hausarzt verwiesen für die Impfungen und nicht selber geimpft. Ebenfalls gäbe es neu die Video-Schaltung Apotheke/Patient (netCare). Auch dieses Angebot sei ausschliesslich an Patienten ohne Hausarzt gerichtet. Bevor der Patient in die Notfallaufnahme gehe, könne er sich beim Apotheker melden und ihm die Symptome schildern und der Apotheker könne ihn beraten. Die medizinische Beratung laufe dann via einen medgate-Arzt mit einer Video-Schaltung. Im Prinzip kann jede/r Bürger/in schon heute selber von zu Hause aus medgate anrufen. Dieses netCare-System bietet einfach die Möglichkeit, den Arzt via Live-Schaltung zu sehen. So können ev. Kosten und auch Zeit gespart werden. Schweizweit bieten bis jetzt ca. 200 Apotheken dieses System an. Die Stern Apotheke ist nicht aktiv in diesem Bereich. Daniela Zanga fragt die Anwesenden, ob jemand noch andere Fragen hat. Dies scheint nicht der Fall zu sein und so beenden wir diesen interessanten Abend mit Herrn Eichenberger um 20.45 Uhr. Wir danken ihm recht herzlich für die Zeit, die er sich für uns genommen hat. Die Unterzeichnende wünscht den Anwesenden einen schönen Sommer und Daniela Notter alles Gute für den neuen Erdenbürger! Für das Protokoll Giulia Wildi-Molinaro Die nächste Sitzung findet am Montag, 01.09.2014 wieder um 19.00 Uhr im Hotel Lenzburg statt. Das Thema: Hygieneplan, Desinfektion in der „Grippezeit“