Aerodynamische Untersuchung eines Flügelmodells im grossen Windkanal Einleitung Windkanäle gehören in der Strömungstechnik zu einem der mächtigsten Werkzeuge. Trotz fortschreitender Computerleistung und Programmen wie CFD (numerischer Teil), darf man den Windkanal als praktischen Teil nicht unterschätzen. Erst beide Teile zusammen ergeben sinnvolle und sichere Ergebnisse in der Fluiddynamik. In diesem Praktikum erhalten wir einen Einblick in den Windkanal anhand der aerodynamischen Untersuchung eines Flügelmodells. Wir lernen einige Messmethoden kennen und bestimmen die aerodynamischen Eigenschaften des Modells. Versuchsaufbau Die Untersuchung am Flügelmodell wurde in einem geschlossenen Unterschallwindkanal durchgeführt. Das Flügelmodell wurde auf einer drehbaren Scheibe festgemacht, welche mit einem Elektromotor gesteuert werden konnte. Dadurch konnten beliebige Anstellwinkel zur Strömungsrichtung von ausserhalb und während des Betriebs eingestellt werden. Vor der ganzen Versuchsreihe mussten die Geräte kurz kalibriert werden. Im Windkanal befindet sich ein Pitot Rohr, welches den Druck am engsten Querschnitt misst. Zusammen mit den Werten aus den Sensoren, welche den Druck am grössten Querschnitt vor der Düse messen (jedoch in Form einer Spannung) und einem Manometer konnte das Verhältnis des dynamischen Drucks zur gemessenen Spannung der Sensoren bei zwei Betriebspunkten des Windkanals (30% und 59.5%) gemessen und der Umrechnungsfaktor berechnet werden. Der Umrechnungsfaktor betrug bei diesem Versuch 284.87 Pa/V. [Pa/V] 900 800 700 600 500 400 300 200 100 0 800.25 [Pa/V] 198.6 0.706 2.818 Abbildung 1 Bericht Windkanal Petros Papadopoulos 06-916-117 1 Versuche Es wurden drei kurze Messmethoden am Flügelmodell gezeigt und ein Versuch durchgeführt, um das aerodynamische Verhalten des Modells „NACA0012“ zu untersuchen. Bei der ersten Messmethode wurde der kritische Anstellwinkel, bei dem die Strömung um das Flügelmodell komplett abriss, bestimmt. Entgegen der Erwartung wanderte der Abrisspunkt nicht gleichmässig nach hinten; die Strömung riss ab einem Winkel von 12° plötzlich komplett ab. Bei 12° war die untere Hälfte in der Abrisszone drin, die obere jedoch nicht. Die zweite Messung beschäftigte sich mit der Turbulenz. Turbulenz kann man in einem geschlossenen Windkanal nicht sehen, aber hören. Mit einem Stetoskop und einem sehr dünnen Rohr konnten die Schwingungen in der Strömung herausgehört werden (ein leises Rauschen). Zum Schluss kam noch das Sichtbarmachen der Wirbel am Rande des Flügelmodells mittels einer kleinen Rauchsonde. Es zeigte sich, dass sich die Wirbel aufgrund des Druckausgleichs über den Rand noch sehr lange der Strömung entlang ausbreiteten. Beim Versuch wurde das Flügelmodell bei den beiden oben beschriebenen Betriebspunkten der Strömung für Winkel von -20° bis 20° ausgesetzt. Die gesammelten Daten wurden in einer Excel Tabelle gespeichert, die dann mittels eines vorgefertigten MATLAB Programms grafisch dargestellt werden konnten. In einem letzten Durchlauf wurde eine Platte an das Modell angeschraubt, welche ein Winglet simulieren sollte. Die Messung entstand bei 59.5% Leistung des Windkanals. Resultate und Analyse Die drei Messreihen zeigten, dass die Wirbel am Rande des Flügels einen erheblichen Einfluss auf die Strömung haben. Bei 12° Anstellwinkel induzierten die entstehenden Wirbel eine leichte Änderung der Strömungsrichtung in der oberen Hälfte des Flügels; die Strömung hatte jetzt einen kleineren Anstellwinkel und riss deshalb nicht ab, während sich der untere Bereich komplett im Abriss befand. Abbildung 2 In Abb. 2 wurde die Auftriebskraft zum Anstellwinkel grafisch dargestellt. Die erste Messung entspricht dabei 30% Leistung des Windkanals, die zweite und dritte 59.5%. Die dritte Messung fand mit angeschraubtem „Winglet“ statt. Bericht Windkanal Petros Papadopoulos 06-916-117 2 Abbildung 3 Abb. 3 zeigt die Korrelation zwischen Auftriebskraft und Widerstandskraft. Deutlich erkennbar ist der Nullwiderstand, der bei cA = 0 abgelesen werden kann. Bei allen drei Messungen ist dieser, obwohl er eine Funktion der Reynoldszahl ist, identisch. Diskussion Aus der grafischen Darstellung der Abb. 2 sind einige interessante Punkte erkennbar. Das Flügelmodell hat keine Wölbung, was auch in den Resultaten sichtbar ist. Die Auftriebskraft ist für 0° ebenfalls 0. Weiterhin sieht man, dass die Auftriebskraft nicht sehr stark von der Anströmgeschwindigkeit und damit von der Reynoldszahl abhängig. Beim „Winglet“ sieht man, dass mehr Anstellwinkel möglich ist und die Auftriebskraft leicht höher ausfällt als ohne „Winglet“. Die maximale Auftriebskraft ist ausschlaggebend für die Pistenlänge; je höher die Auftriebskraft, desto kürzer kann die Pistenlänge ausfallen. Ebenso ist der kritische Winkel von 12°, bei dem die Strömung abreisst sehr gut sichtbar. In der Abb. 3 erkennt man nebst dem Nullwiderstand, dass das Profil mit „Winglet“ erst ab einem cW – Wert von etwa 0.05 einen stärkeren Auftriebswert aufweist. Die Abhängigkeit des Abrisspunktes von der Reynoldszahl sieht man bei den oberen cA – Werten; bei höherer Reynoldszahl dauert es länger, bis die Strömung komplett abreisst. Der induzierte Widerstand jedoch ist nur ausschliesslich vom Anstellwinkel abhängig, was man an den Steigungen der Messungen für cW < 0.05 gut sehen kann. Schlussworte Abschliessend möchte ich noch zu diesem Praktikum als erstes Marc Immer danken, der sich sehr viel Mühe beim Erklären von unseren Fragen gegeben hat. Das Praktikum war eine sehr interessante Erfahrung und auch zeitlich mit der Fluiddynamik II Vorlesung gut überschneidend, so dass man auch die Theorie verstehen konnte. Bericht Windkanal Petros Papadopoulos 06-916-117 3