Oberstufe Sins Ammannsmatt 5643 Sins Tel. 041 788 02 27 Fax 041

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Oberstufe Sins
Ammannsmatt
5643 Sins
Tel. 041 788 02 27
Fax 041 787 02 28
www.schulesins.ch
Sins, 21. Januar 2014
Geplante Sparmassnahmen der Aargauer Regierung und des Grossen Rats
Sehr geehrter Herr Regierungsrat Hürzeler
Sehr geehrte Damen und Herren des Grossen Rats
Schulleitung und Lehrerschaft der Oberstufe Sins sind äusserst besorgt über die geplanten Sparmassnahmen
im Schulwesen. Diese verschlechtern die Chancen unserer Lernenden in anspruchsvollen
Anschlussausbildungen bzw. in einer immer mehr dem Wettbewerb ausgesetzten Arbeitswelt wesentlich.
Steigt in der Folge die Zahl der Jugendlichen, die ein Brückenangebot beanspruchen oder die Lehre
abbrechen, würden die Sparmassnahmen gar zum Bumerang.
In vielen Bereichen hat der Kanton Aargau mit der Stärkung der Volksschule erfolgreich wesentliche
Verbesserungen erreicht. Genau diese Stärken will die Regierung jetzt demontieren!
Keinesfalls tolerierbar sind für uns insbesondere die folgenden Massnahmen:
Steuerung Wahlfächer optimieren
Massnahme 1: Das Wahlfach „Freies Gestalten“ an der Bezirksschule wird nicht mehr angeboten.
Durch diese Massnahme wird der Anschluss an weiterführende Schulen und Lehren im gestalterischen
Bereich erschwert und die ganzheitliche Ausbildung an der Volksschule geschwächt.
Massnahme 2: Für Realienpraktika wird ein Kontingent pro Schule eingeführt.
Realienpraktika bieten die wertvolle Möglichkeit, theoretische Inhalte verschiedener Kern- und
Erweiterungsfächer in der Praxis zu vertiefen. Die Kontingentierung ist ein einschneidender Attraktivitätsverlust
und führt in den betroffenen Fächern zu einem schleichenden Verlust praktischer Fertigkeiten. Diese
Entwicklung stünde in diametralem Gegensatz zu den Postulaten der Arbeitswelt, die eine verstärkte
Förderung der Lernenden nicht zuletzt in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften
und Technik) als dringend nötig bezeichnet. Ausserdem ist die Unterscheidung zwischen Sereal und
Bezirksschule in der Bemessung der Kontingente nicht nachvollziehbar, da unseres Erachtens die
Schülerinnen und Schüler aller Stufen die gleichen Möglichkeiten haben sollten.
Massnahme 3: Die Mindestzahl für die Durchführung eines Wahlfachs wird um zwei Lernende erhöht.
Die Reduzierung der zur Verfügung stehenden Betreuungszeit pro Schüler/in bedeutet insgesamt einen
Qualitätsverlust. Als besonders gravierend erachten wir, dass kleine bis mittelgrosse Schulen viele
Wahlfächer überhaupt nicht mehr anbieten können. Entsprechend interessierten Schülerinnen und Schülern
bleibt dann als Alternative, sofern überhaupt verfügbar, nur noch die Inanspruchnahme kostenpflichtiger
Privatangebote.
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Die geplante Erhöhung der Mindestteilnehmerzahl im Fach „Hauswirtschaft“ bedeutet zum Beispiel, dass
unsere Schulräume zu klein und ungenügend ausgerüstet sind. Melden sich 19 Schülerinnen und Schüler
für das Freifach an, konnten bisher zwei Kurse geführt werden. Mit der Erhöhung der Mindestzahl wäre
dies nicht mehr möglich. Uns ist keine einzige Hauswirtschaftsküche der Volksschule im ganzen Kanton
bekannt, die die Grösse und Ausstattung aufweist, um diese Sparmassnahme umzusetzen. Wer übernimmt
die Umbaukosten? Resultiert unter dem Strich wirklich ein Sparpotenzial?
Massnahme 4: Die Lektionenzahl im Wahlfach „Hauswirtschaft“ wird reduziert.
Wird das Wahlfach „Hauswirtschaft“ um eine weitere Lektion gekürzt, ist ein befriedigendes, praktisches
Erarbeiten von Unterrichtsstoff in zwei Lektionen kaum mehr möglich. Selbst das Backen eines einfachen
Cakes ist organisatorisch nicht sinnvoll umsetzbar. Die verbleibende Unterrichtszeit ist schlicht zu knapp, um
vernünftige Produkte herzustellen und in ausreichendem Mass praktisch tätig zu sein. Gerade in der
Hauswirtschaft droht ein weiterer Verlust von traditionell schweizerischen Werten. Zudem würden damit die
politischen Bestrebungen, die Jugendlichen zu gesunder Ernährung und umweltschonendem Verhalten
anzuleiten, geradezu torpediert. Bei Einführung des Lehrplans 21, wo der Fachbereich WAH sehr
umfangreich ist, wird die Reduktion der Lektionen rückgängig gemacht werden müssen. Ist dieses Hin und
Her verantwortbar?
Massnahme 5: „ Italienisch“ nur noch an der 4. Oberstufe
Italienisch ist in der Schweiz offizielle Amtssprache und somit dem Deutschen, Französischen und
Rätoromanischen rechtlich gleichgestellt.
Unser kultureller Reichtum, die Sprachenvielfalt und nicht zuletzt der nationale Zusammenhalt, für die die
Schweiz international als Vorbild gelobt wird, können nur weiterbestehen, wenn die Menschen in der Lage
sind, in den verschiedenen Landessprachen miteinander zu kommunizieren. Der Kanton Tessin und die
italienischsprachigen Täler Graubündens tragen diesem Anliegen Rechnung, indem sie an ihren Schulen dem
Erlernen der deutschen Sprache einen hohen Stellenwert einräumen.
Lernende, die auf ihrer Stufe noch über genügend Kapazität verfügen, und Sprachbegabte sollten auch
weiterhin die Möglichkeit haben, ausreichende Grundkenntnisse in der 3. Landessprache zu erwerben. Die
Verkürzung auf ein Jahr gestattet dies nicht; steht in krasser Opposition zum politischen Credo um die
grosse Bedeutung des Fremdsprachenerwerbs.
Aus unserer Sicht stehen die gravierenden Auswirkungen auf unsere Lernenden in einem drastischen
Missverhältnis zu den geplanten Einsparungen von Fr. 650‘000.-- durch die Verschlechterung des
Wahlfachangebots.
Abschaffung des Berufswahljahres
Gerade für schulmüde Schülerinnen und Schüler bedeutete ein Wechsel ins Berufswahljahr einen
Motivationsschub. So konnten teurere Einzelmassnahmen zum grossen Teil vermieden werden.
Wir sind uns bewusst, dass ein ausgeglichener Staatshaushalt anzustreben ist. Auch die Bildung hat dabei
in einem verantwortbaren Ausmass ihren Beitrag daran zu leisten. Deshalb schlagen wir folgende für die
Lernenden wesentlich weniger einschneidende Massnahmen vor:
Vorschlag 1: Kadenz in der Entwicklung neuer Lehrmittel überdenken
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Die Kadenz bezüglich Lehrmittelneuentwicklungen ist zu überdenken und ein entsprechendes Sparpotenzial in
Betracht zu ziehen, das durch intensivierte Zusammenarbeit der Kantone noch zu erhöhen wäre, wie dies
im Fach „Französisch“ bereits umgesetzt wurde. Weiteres Sparpotential liegt in der Produktion von mehrfach
verwendbaren Schulbüchern und kostengünstigeren Arbeitsheften (Negativbeispiel ist das Englisch-Lehrmittel
Inspiration).
Vorschlag 2: Reduktion bzw. Aussetzung individueller Lehrerprämien
Eine Reduktion oder eine befristete Aussetzung individueller Prämien nähmen wir in Kauf, umso mehr, als
daraus kein direkter Qualitätsabbau im Unterricht resultiert. Durch diese Massnahme kann ein wesentlich
grösserer Betrag eingespart werden als beispielsweise durch die Reduktion des Wahlfachangebots (maximal
Fr. 2‘300‘000.--).
Viele der vorgeschlagenen Sparmassnahmen betreffen direkt oder indirekt unsere Lernenden und sind aus
unserer Sicht nicht vereinbar mit dem immer wieder zitierten Bild der Schweiz als Wissensnation, die alle
ihre Anstrengungen auf eine umfassende Bildung ihrer Bürgerinnen und Bürger auszurichten hat, um
wettbewerbsfähig und innovativ zu bleiben.
Wir sind enttäuscht, dass die Regierung mit dem Projekt „Stärkung der Volksschule“ eine Entwicklung mit
den notwendigen Mitteln in Aussicht gestellt hat, welche nun mit den Sparmassnahmen massiv gebremst
oder sogar verunmöglicht werden soll. Dieses Vorgehen schafft wenig Vertrauen.
Gerne hoffen wir, Ihnen mit unseren Vorbehalten, aber auch mit unseren konstruktiven Vorschlägen neue
Denkanstösse vermittelt zu haben, und danken Ihnen für Ihre Kenntnisnahme.
Freundliche Grüsse
Oberstufe Sins
Schulleitung, Schulhausleitung und Lehrerschaft
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