Sachanalyse zum Projekt „In 14 Tagen um die Welt“ 1) Welches Vorwissen kann erwartet werden? Inhaltlich Wir wissen von unserer Praxislehrerin, dass die Kinder im Zuge des Themenbereichs „Europa“ die Kontinente besprochen haben. Außerdem gehen wir davon aus, dass die Kinder aus eigener Erfahrung bereits Ländernamen nennen und ansatzweise bereits den passenden Kontinenten zuordnen können. Heutzutage werden bereits Kinder und Jugendliche durch die Medien mit Vorurteilen verschiedener Kulturen konfrontiert. Deshalb gehen wir davon aus, dass einige Statements kommen werden, die auch in diesen Bereich einzuteilen ist. Schließlich denken wir, dass die Schülerinnen und Schüler gewisse Gegenstände, Lieder und Sprachen den jeweiligen Kulturen, bzw. Ländern zuordnen können. Dabei sind „typische“ Dinge gemeint, wie z.B. Essstäbchen für China. Organisatorisch Die Kinder gehen in die 4. Klasse, sodass Gruppenarbeit kein neues Thema sein wird. So erwarten wir kooperative Arbeitshaltungen und Verantwortungsbewusstsein den Gruppen gegenüber. Das eigenständige Arbeite, beziehungsweise selbstständige Erarbeiten von Inhalten sind die Schülerinnen und Schüler noch nicht gewohnt, sodass wir Schwierigkeiten in diesem Bereich erwarten. Dieser Aspekt wird jedoch im nächsten Punkt näher erläutert. 2) Welche Probleme können auftreten? Inhaltlich Die Kinder könnten mit Vorurteilen in die Gruppenarbeit einsteigen und darauf beharren, sodass neue Sicht- und Denkweisen nur schwer zu erreichen sind. Hierbei sind gewisse Anforderungen an das Material gestellt. Es gilt, ein unverfälschtes Bild der Menschen und Lebensarten darzustellen und somit den Kindern es zu ermöglichen, den Horizont zu erweitern. Außerdem könnten die Schülerinnen und Schüler Probleme, mit einigen Informationen haben. Es könnte z.B. eine Erläuterung nötig sein, um den Gesamtzusammenhang zu verstehen. Hier liegt es im Kompetenzbereich der Lehrpersonen, Hilfestellungen zu leisten. Organisatorisch Bei der Gruppeneinteilung nach Interessen könnte das Problem auftreten, dass bei einem Kontinent viele Kinder stehen und bei einem anderen hingegen weniger Kinder interessiert sind. Man muss mit den Kinder unbedingt im Vorfeld absprechen, was in so einem Fall passiert. Wir haben uns vorgenommen, die Schülerinnen und Schüler eine Erst- und Zweitwahl überlegen zu lassen, sodass sie von Anfang an wissen, dass sie eventuell die Alternative wählen sollen. Bei der Gruppeneinteilung nach Interesse könnte es sein, dass Kinder zusammenkommen, die überhaupt nicht miteinander auskommen. Dann müssen wir je nach Situation entscheiden, ob diese Gruppe so tragbar ist, oder ein Tausch sinnvoller erscheint. Zusätzlich stellt die zeitliche Planung an sich ein Problem dar. Das Programm muss die zur Verfügung stehende Zeit ausfüllen, darf die Kinder aber nicht überfordern. Es könnte sein, dass die gesamte eigenständige Arbeit die Kinder überfordert und diese somit schnell die Lust verlieren. Hierbei gilt es, das Programm so abwechslungsreich wie möglich zu gestalten. Schreib- und Leseaufgaben müssen mit Zuhören (Fantasiereisen), Bewegungsphasen (Spiele aus andere Ländern spielen), musikalischen Phasen (Lieder, Tänze kennenlernen) und kreativen Phasen (basteln, gestalten) kombiniert und in eine richtige Reihenfolge gebracht werden. 3) Welche grundlegenden Einsichten werden durch das Projekt vermittelt? Inhaltlich Beim inhaltlichen Bereich geht es uns vor allem darum, den Kindern ein „modernes“ Bild anderer Länder und Kulturen zu vermitteln. Dabei sollen Vorurteile besprochen und eventuell aufgehoben werden. Dies wird uns in vielen Bereichen, wie z.B. Kleidung, Bildung, Freizeit und Wohnen, möglich sein. Uns ist es wichtig, den Kindern auf einer subjektiven Ebene zu begegnen. So lernen sie Kinder aus einem Land auf dem jeweiligen Kontinent kennen und fühlen sich mit diesen verbunden. Für die Schülerinnen und Schüler erscheint es, als ob dieses Kind ihnen ihr eigenes Land und den Kontinent vorstellt. Außerdem möchten wir es den Schülerinenn und Schülern ermöglichen, vertiefende Einsichten in einen Kontinent zu erlangen. Somit setzten sich jeweils eine Gruppe von 3, bzw. 4 Kindern zwei Wochen lang intensiv mit einem Kontinent auseinander und präsentieren diesen abschließend vor einem Publikum Organisatorisch Thema des Projekts ist vor allem auch die selbstständige Arbeit und das Arbeiten in Gruppen. Hierbei sollen die Kinder Kompetenzen, wie Teamwork, Kooperation, Kommunikation, Konfliktverhalten und soziale Verantwortung erwerben. Außerdem sollen die Kinder lernen, Verantwortung für ihre eigene Arbeit, ihre anderen Gruppenmitglieder und die Präsentation zu übernehmen. Schließlich gilt es, die erarbeiteten Inhalte passend und attraktiv zu präsentieren. Dies geschieht in Form von Plakaten, kleinen Darbietungen und einem mündlichen Referat. 4) Welche Zusammenhänge werden hergestellt? Obwohl die Gruppen sich auf jeweils einen Kontinent spezialisieren, werden Verknüpfungen zu anderen Kontinenten hergestellt. Dies geschieht vor allem im Sitzkreis zu Beginn jedes Projekttags, in dem relevante Themen besprochen werden. Außerdem werden die Schülerinnen und Schüler zusammen einen Kakao-Workshop machen, sodass eine Verknüpfung zum Kontinent Südamerika unerlässlich wird. Zusammenhänge werden bei fast allen Aufgaben hergestellt. Dies zeigt sich im Vergleich zwischen dem eigenen Leben und dem anderer Kinder, beim Verfolgen von Produktionsstätten und Konsumländern (z.B. Kakao) und bei Verknüpfungen zu medialen Beiträgen. Projektziele 1) Allgemeines Im Grundsatzerlass für Projektunterricht sind allgemeine Zielsetzungen des Projektunterrichtes verankert. Diese lassen sich auch auf unsere Zielvorstellungen übertragen und gelten folgend als Grundlage unserer Zielplanung. Zum einen sollen die Schülerinnen und Schüler lernen, sich Wissen selbstständig anzueignen und somit zu konstruieren. Dabei sind Aspekte, wie „Handlungsbereitschaft entwickeln und Verantwortung übernehmen“1, „Herausforderungen und Problemlagen erkennen, strukturieren und kreative Lösungsstrategien entwickeln“2 und „Organisatorische Zusammenhänge begreifen und gestalten“3 ausschlaggebend. Projektziel ist ebenfalls, ein „weltoffenes, gesellschaftlich-historisches Problembewusstsein“4 auszubilden. 2) Unsere Projektziele Verantwortung übernehmen Uns geht es einerseits darum, dass die Kinder lernen, Verantwortung für ihr eigenes Handeln (Bearbeitung der Aufträge, Wochenhausübung) und andererseits für die Gruppe (wenn jemand krank ist, muss Präsentationspart von jemand anderen übernommen werden) zu übernehmen. Selbstständiges Arbeiten Damit sind die Arbeitsaufträge im Logbuch gemeint. Die Kinder finden alle Materialien, Informationstexte und Anleitungen im Logbuch vor, lesen sich die Aufgaben durch und machen sich an deren Lösung. Auch die Präsentationen werden nur mit Eigeninitiative der Kinder gelingen. Zudem wird es eine Aufgabe für die Gruppen sein, ein Spiel aus einem anderen Land so aufzubereiten, dass sie es den Klassenkameradinnen und Klassenkameraden erklären können. 1 bm:bwk (Hrsg.): Grundsatzerlass zum Projektunterricht. Wien. 2001. Als PDF online verfügbar unter: URL: http://www.bmukk.gv.at/medienpool/4905/pu_tipps.pdf. S. 9. [Stand: 08.03.2012] 2 Ebd. 3 Ebd. 4 Ebd. Ein weiterer Teil, selbstständiger Arbeit, stellt die Wochenhausübung dar. Die Schülerinnen und Schüler können sich die Aufgabe selbst einteilen, nur die Frist, der Tag, an dem sie kontrolliert wird, ist festgesetzt. Zum selbständigen Arbeit gehört außerdem, dass man Probleme ohne Hilfe lösen kann, sich intensiv mit der Thematik auseinander setzt und eine geeignete Organisationsstruktur findet. Dies bezieht sich in diesem Fall wieder auf die Gruppenarbeit. Die Schülerinnen und Schüler müssen sich selber organisieren, wer welchen Part im Team übernimmt. Zudem werden sie auf Probleme stoßen, die sie selber lösen sollen. Kooperation, Einfühlungsvermögen und Kommunikationskompetenz ist hierbei gefragt. Präsentation Die Abschlusspräsentation besteht aus zwei Teilen. Einerseits sollen die Schülerinnen und Schüler ein Plakat ihres Kontinents gestalten. Inhalt und Struktur wird in jeder Gruppe selbst bestimmt, sodass wir als Lehrpersonen nur als Helferinnen zur Verfügung stehen. Andererseits soll der Kontinent in einer ca. 15 minütigen Präsentation vor der Klasse, den Eltern und Parallelklassen vorgestellt werden. Endprodukt des Projekts ist somit die Präsentation der einzelnen Kontinente. Wissenserwerb über einen speziellen Kontinent Die Gruppen werden jeweils einen Kontinent intensiv bearbeiten, dabei Land, Leute und Tiere kennenlernen. Somit verfügen die Kinder zwar nicht über ein allgemeines Wissen, das alle Kontinente beinhaltet, aber ein „ExpertInnen-Wissen“, das mit Hilfe der Präsentation weitergegeben werden kann. Allgemeines Wissen wird in dem Sinne gefördert, dass es einen Kakao-Workshop geben wird, bei dem die Kinder etwas über Kakao-Anbauländer erfahren und sich die Kontinente somit durchmischen. Unser Ziel ist es, dass die Kinder vertiefende Fragen über „ihren“ Kontinent beantworten können, sich intensiv damit beschäftigen und Interesse an neuen Kulturen zeigen. Außerdem wollen wir eine soziale Weltanschauung vermitteln, das heißt, Vorurteile ausschließen und reale Situationen schildern. Kompetenzen, die durch die Arbeit am Projekt entwickelt werden 1) Soziale Kompetenzen Durch die gemeinsame Arbeit an einem Thema oder auch durch das Vorhaben, gemeinsam ein bestimmtes Ziel zu erreichen, entsteht die Notwendigkeit, neue Kommunikationsformen zu erproben, um miteinander und voneinander lernen zu können.5 Im Grundsatzerlass für Projektunterricht wird mit der sozialen Komponente die Kommunikationskompetenz verknüpft. Diese ist unabdingbar für ein soziales Miteinander. Die Sozialform Gruppenarbeit erfordert ein hohes Maß an Bereitschaft, Kooperation und Teamwork. Außerdem werden Konflikte unumgänglich sein, sodass Lösungsstrategien von den Kindern selbst erfunden werden müssen. Außerdem geht die Zusammenarbeit über einen längeren Zeitraum hinaus, sodass die Kinder lernen müsse, Kompromisse einzugehen und das eigene Wohl zum Bedürfnis der ganzen Gruppe zurück zu stellen. Wir zählen zur Sozialkompetenz folgende Bereiche Kooperationsbereitschaft Konfliktverhalten Soziale Verantwortung 2) Planungskompetenz Die Kinder erhalten jeweils einen Wochenhausübungsplan. So können sie sich den Arbeitsaufwand selber einteilen. Die Aufgaben bestehen einerseits aus Teilen, die sehr viel Engagement erfordern (z.B. Postkarten, Briefmarken, Banknoten für ein Land auf dem Kontinent suchen) und andererseits aus Aufgaben, die den Wissenserwerb als vorrangiges Ziel haben. Wann und wie viel sie diese Aufgaben erledigen, ist den Schülerinnen und Schülern freigestellt. 5 bm:bwk (Hrsg.): Grundsatzerlass zum Projektunterricht. Wien. 2001. Als PDF online verfügbar unter: URL: http://www.bmukk.gv.at/medienpool/4905/pu_tipps.pdf. S. 10. [Stand: 08.03.2012] Somit kann zur Planungskompetenz auch die Selbstorganisation hinzugerechnet werden. Da wird dieses Kompetenzziel jedoch auch als Projektziel formuliert haben, wird sie an dieser Stell nicht mehr näher ausgeführt. 3) Kommunikationskompetenz Wie oben bereits erwähnt, kann die Kommunikationskompetenz auch zur sozialen Komponente dazugerechnet werden. Jedoch wird sie hier als eigenständiger Bereich angeführt. Einerseits geht es darum, dass die Kinder einen kooperativen Umgang miteinander lernen und das funktioniert nur durch eine gute, freundliche Kommunikationsbasis. Andererseits sollen die Schülerinnen und Schüler lernen, sich vor einer größeren Gruppe zu präsentieren. Dabei ist es wichtig, laut und deutlich zu sprechen und sich genügend vorzubereiten. Dafür werden die Kinder ausreichend Trainingszeit haben und von uns immer wieder Tipps und Hilfestellungen bekommen. 4) Vernetzung, Transfer „Projektunterricht soll mithelfen, `vernetztes Denken` und ganzheitliche Betrachtungsweise zu erlernen.“6 Die Schülerinnen und Schüler sollen lernen, Zusammenhänge herzustellen und sich somit ein neues Thema zu erschließen. Dies betrifft nicht nur inhaltliche Aspekte, wie z.B. der Kakaoanbau in Ländern Afrikas und Südamerikas, sondern auch technischmethodische Bereiche, wie z.B. das Erschließen eines Textes. 5) Abschließendes Im Allgemeinen ist es uns wichtig, den Kindern nicht nur Kompetenzen zu vermitteln, die sie im Umgang miteinander stärken. Sondern es ist uns ebenfalls ein Anliegen, den Horizont zu erweitern, sie auf Neues einzulassen, sich in einem Kontinent zu vertiefen und seine Arbeit würdig zu präsentieren. Wir hoffen, dass die Kinder viel Spaß beim Ausprobieren, Entdecken und Lernen haben, sodass im Laufe der zwei Wochen Projekt in jedem einzelnen Kopf ein vernetztes, vertiefendes Wissen über unsere Welt entsteht. 6 bm:bwk (Hrsg.): Grundsatzerlass zum Projektunterricht. Wien. 2001. Als PDF online verfügbar unter: URL: http://www.bmukk.gv.at/medienpool/4905/pu_tipps.pdf. S. 10. [Stand: 08.03.2012]