3 GROSCHENOPER Unser Schauspieldirektor inszenierte erstmals

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3 GROSCHENOPER
Unser Schauspieldirektor inszenierte erstmals im Opernhaus – für diese
„Dreigroschenoper“ lohnt es sich, „drei Groschen“ auszugeben, sich durch Brecht/Weill
UNTERHALTEN zu lassen und Musik und Spiel zu genießen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Dreigroschenoper
Von Hans-Peter Lippert
Eine kleine Gruppe von Musikern der Magdeburgischen Philharmonie unter der Leitung der
Leipzigerin Maria Hinze (http://www.koenig-hinze.de), die den hiesigen Schauspielfreunden
keine Unbekannte ist, gestaltete diese Premiere nicht unwesentlich. So soll Kurt Weill klingen
und nach dem kurzen Vorspiel und dem Einzug der Musiker gibt Isolde Kühn als
Moritatensängerin „ihren eigenen“ Mackie-Messer-Song, der sich hören lassen kann –
Gänsehaut einplanen! Dazu gibt es Brechts einleitenden Text zur Schallplatten-Aufnahme
„Sie werden jetzt eine Oper hören. Weil diese Oper so prunkvoll gedacht war, wie nur Bettler
sie erträumen, und weil sie so billig sein sollte, dass Bettler sie bezahlen können, heißt sie
‚Die Dreigroschenoper‘“ als Übertitel. Bühnenbild (Christiane Hercher) und Kostüme
(Katherina Kopp) wecken Neugier und werden im Verlauf der kommenden drei Stunden noch
manche Überraschung preis geben. Jan Jochymski nutzt die Geräumigkeit der großen Bühne
im Opernhaus und die vorhandenen technischen Möglichkeiten weidlich aus, da lässt sich so
manche nette Idee umsetzen, denn das „Auge isst schließlich mit“.
Nun sollten die Schauspieler benannt werden; welche Reihenfolge aber scheint angemessen,
um keine und keinen der Agierenden zu Kurz kommen zu lassen?
Alle spielten sich bei der Premiere „die Seele aus dem Leib“, stimmliche Defizite wurden
gekonnt gemeistert, Peinlichkeiten nicht festzustellen. Das trifft auch auf die Szenen im
Bordell zu, die stattfanden, ohne das Auge zu beleidigen. Dabei besonders gelungen in
Gesang und Choreografie das „Soldaten wohnen auf den Kanonen“ (mit
Opernchormitgliedern) und „Wovon lebt der Mensch / Erst kommt das Fressen …“.
http://www.youtube.com/watch?v=6s8AuX25jMw&feature=related
Toll das Trompetensolo von M.M. (direkt vor der Pause) im strömenden Regen. Freilich geht
es immer auch noch besser, wie bei Babette Slezak (fabelhaft als Pollys Mutter), was die
Leistungen der anderen (vollständige Besetzung siehe unten) aber keinesfalls, und zwar
keinesfalls, in Abrede stellen soll. Die Brechtschen Texte der Lieder kommen glaubwürdig
und sauber artikuliert von der Rampe, die musikalische Begleitung wurde ja schon zu Beginn
dieses Textes bejubelt und fand auch beim Schlussapplaus des Premierenpublikums seine
verdiente Anerkennung. Fast nach jedem Song gab es Szenenapplaus (!), den auch Blitz-undDonner nicht verhindern konnten.
http://www.youtube.com/watch?v=oLDckUOgt9g&feature=related
Allein die Pistolenknallerei und die Glocken vor Mackies Hinrichtung konnten als Attacke
auf die Ohren des Zuhörers empfunden werden. Keinesfalls aber die Auftritte der Mitglieder
des Opernchores (bewährte Einstudierung: Martin Wagner – diesen Einschub habe ich in
letzter Zeit öfter verwendet), die den Solisten stimmgewaltig zur Seite standen. Jan Jochymski
hat „seine“ Dreigroschenoper inszeniert ohne die Zuschauer zu unter- oder überfordern. Das
Premierenpublikum war entsprechend begeistert und spendete langen Applaus.
kukma.net-Urteil: Sollte man/frau unbedingt gesehen haben!
Die Dreigroschenoper
Bertolt Brecht/Kurt Weill
Ein Stück mit Musik in einem Vorspiel und acht Bildern nach John Gays »The Beggar’s
Opera«, übersetzt von Elisabeth Hauptmann
»Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.« – Man soll sich nichts vormachen: Es sind
schlechte Zeiten für anständige Menschen. Und wer nicht vor allem für sich selbst sorgt, ist
vielleicht morgen schon weg vom Fenster. So jedenfalls denkt der Londoner Geschäftsmann
Jonathan Peachum, der auf originelle Weise am Elend der Welt verdient. Sein
mittelständisches Unternehmen »Bettlers Freund« stattet arme Schlucker gegen Gebühr zu
mitleiderregenden Bettlern aus und kassiert eine schöne Provision von den milden Gaben der
Wohlhabenden. Der Gangster Mackie Messer und seine Bande gehen dagegen den direkten
Weg zu den Reichtümern der Londoner Gesellschaft: Einbruch und Diebstahl sind ihr
erfolgreiches Gewerbe. Doch als Mackie die Tochter des Bettlerkönigs entführt und heiratet,
sieht Peachum sein Unternehmen in Gefahr. Es kommt zum Krieg in Soho zwischen den
beiden Herren der Unterwelt. Mackie wird von einer seiner Huren an die Polizei verraten und
buchstäblich in letzter Minute vom Galgen herab gerettet …
Die Uraufführung der »Dreigroschenoper« fand am 31. August 1928 im Berliner Theater am
Schiffbauerdamm statt. Es war die Geburtsstunde eines unglaublichen Welterfolgs – nicht
zuletzt auf Grund der Melodien von Kurt Weill. Schon die krisengebeutelten Berliner der
1920er Jahre pfiffen auf der Straße den Kanonensong, das Lied der Seeräuber-Jenny oder
»Und der Haifisch, der hat Zähne«, die Moritat von Mackie Messer. Dessen Abschiedsworte
an die Damen und Herren der guten Gesellschaft haben nichts an Aktualität verloren: »Was
ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?«
Musikalische Leitung Maria Hinze
Regie Jan Jochymski
Bühne Christiane Hercher
Kostüme Katherina Kopp
Choreografie Gunda Mapache
Chor Martin Wagner
Dramaturgie Stefan Schnabel, Ulrike Schröder
Macheath, genannt Mackie Messer Sebastian Reck - Jonathan Jeremiah Peachum, Chef der
Bettlerplatte Stefan Ebeling - Celia Peachum, seine Frau Babette Slezak - Polly Peachum,
ihre Tochter Heide Kalisch - Brown, Polizeichef von London Axel Strothmann - Lucy,
seine Tochter Christiane-Britta Boehlke - Die Spelunken-Jenny, Hure Michaela
Winterstein - Die Platte Jeremias Koschorz, Konstantin Marsch, David Nádvornik, Max
Nehrig, Raimund Widra - Filch / Pfarrer / Smith Peter Wittig - Moritatensänger Isolde
Kühn
Premiere: Fr, 10.02.2012
Spielort: Opernhaus / Bühne
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