Die Dreigroschenoper

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TdJ BORG Mistelbach:
29. 2. 2012:
„Die Dreigroschenoper“
im Volkstheater
Bertolt Brecht/Kurt Weill
Ein Stück mit Musik in einem Vorspiel und acht Bildern nach John Gay
Musik von Kurt Weill
Schottenberg/Kudlich/Navas/Lichtenberger-Bozoki
Premiere: 16. Dezember 2011
Inhalt (vgl. www.volkstheater.at):
Peachum, seines Zeichens geschäftstüchtiger Chef von „Peachum & Company", hat
viel zu tun. Seine Firma profitiert von den Bettlern Londons „als Grundkategorien des
Elends" und organisiert sie in der Stadt - mit einem Wort: Elend als Mittel zum Zweck.
Als er von seiner Frau erfährt, dass seine Tochter Polly zu heiraten beabsichtigt ausgerechnet den skrupellosen Ganoven Macheath - gerät Peachum außer sich
und versucht, die Hochzeit zu vereiteln. Doch das Paar kommt ihm zuvor - in einem
Pferdestall feiert man, bejubelt von Mackies Bande, Hochzeit. Auch Londons
Polizeichef Tiger Brown gibt sich die Ehre - denn gegen hartes Geld erweist er sich
seinem alten Armeekameraden immer wieder solidarisch. Als die Peachums Polly
drohen, ihren frisch angetrauten Gemahl an den Galgen zu bringen, beschwört sie
Macheath, unverzüglich zu fliehen - auch Brown könne ihn nun nicht mehr schützen.
Macheath betraut Polly mit der Leitung seiner Geschäfte, wird von seiner früheren
Geliebten, der Hure Jenny, verraten, verhaftet, kommt aber mit Hilfe seiner aktuellen
Geliebten Lucy, Browns Tochter, wieder frei. Doch Peachum hat noch ein Ass im
Ärmel ...
Die Dreigroschenoper ist - genau genommen - die Parodie einer Parodie: denn
bereits die Vorlage, John Gays The Beggar's Opera (1728), war als zeitkritische
Opernparodie angelegt. Brecht ging es in seiner Neukonzeption, die stark auf die
Mittel seines epischen Theaters setzte, ebenfalls um harte Kritik an der Gesellschaft
seiner Zeit: In der Dreigroschenoper führen sich die Verbrecher wie die Bürger auf.
Brechts Ziel war es, den Zuschauern begreiflich zu machen: Wenn die Verbrecher
durch bürgerliche Manieren und Methoden erfolgreich sind, dann müssen die
bürgerlichen Methoden und Manieren verbrecherisch sein. Das galt damals, und das
gilt heute noch, man denke nur an die Skandale um korrupte Politiker oder
verkrachte Banker, die auf private Auslandskonten wirtschaften.
Die Dreigroschenoper zählt seit ihrer Berliner Uraufführung 1928 im Theater am
Schiffbauerdamm zu den weltweit bekanntesten und meistgespielten
Theaterstücken und begründete Brechts Weltruhm. Großen Anteil an diesem Erfolg
haben nicht zuletzt die von Kurt Weill hinreißend komponierten Songs.
Besetzung
Jonathan Jeremiah Peachum
Frau Peachum
Patrick O. Beck
Susa Meyer
Polly Peachum, ihre Tochter
Katharina Straßer
Macheath
Marcello de Nardo
Brown, Polizeichef
Thomas Kamper
Lucy, seine Tochter
Andrea Bröderbauer
Charles Filch
Arne Gottschling
Pastor Kimball
Smith
Matthew
Jack
Bob
Walt
Eddy
Jim
Jenny
Dolly
Molly
Der Moritatensänger
Wolf Dähne
Thomas Bauer
Alexander Lhotzky
Robert Prinzler
Christoph F. Krutzler
Andy Hallwaxx
Patrick Lammer
Matthias Mamedof
Maria Bill
Johanna Withalm
Franziska Hetzel
Patrick Lammer
Andy Hallwaxx, Christoph F. Krutzler, Patrick Lammer, Alexander
Lhotzky, Matthias Mamedof, Robert Prinzler, Thomas Schöndorfer
Luisa Lindenbauer, Verena Sigl, Elisabeth Weninger/Valerie
Tiefenbacher
Viola Falb/Julia Schreitl, Florian Fennes/Gerald F. Preinfalk, Vladimir
Kostadinovic/Jörg Mikula, Michael Kröss/Andy Mayerl, Imre
Lichtenberger-Bozoki, Thomas Mauerhofer/Rens Newland, Benjamin
Schatz/Simon Schuller
Polizisten
Putzfrau, 3 Huren
Musiker
Pressestimmen
„Schneidend scharf und provokant unkulinarisch hat Michael Schottenberg "Die
Dreigroschenoper" brillant inszeniert.
Im Herz der angeblich totgespielten "Dreigroschenoper" von Bertolt Brecht und Kurt
Weill nistet ein unangenehmer Wahrheitskern. Asozial sind nicht die Bettler, Nutten,
Bullen oder Schieber, die Brecht bekanntlich aus John Gays Beggar's Opera
entliehen hat, um ein hübsch zwielichtiges Klima zu schaffen. Asozial zu sein
bedeutet: die Schlechtigkeit der Welt hemmungslos zu genießen, ihre gebrechliche
Einrichtung schamlos auszubeuten.
Insofern darf sich Michael Schottenbergs trocken-zynische Brecht-Inszenierung im
Wiener Volkstheater auf der Höhe der Einsicht wähnen.
Auf eine mustergültig trockene Ouvertüre des kleinen Orchesters folgt die Moritat:
Der hoch aufgeschossene Gangster Eddy (Patrick Lammer) quetscht sie wie eine
peinliche Lieblingsmelodie aus den Tiefen seines Schlundes hervor.
Mackie ist ein zaundürres Wesen mit wasserstoffblondem Haar, eine Art Billy Idol der
Postpunk-Ära. Hinter seinen soziopathischen Gewaltausbrüchen lauert eine tiefe, von
keiner Hure zu besänftigende Traurigkeit, wie denn überhaupt Schottenberg die
szenische Weihnachtsbescherung auf ein unumgängliches Maß herabgesetzt hat.
Die Geschenke sind heuer gestrichen! Polly (Katharina Straßer) navigiert als
dunkelhaariges, aufmüpfiges Wiener Mädel durch eine Gaunerwelt, in der die
Banditen wie Finanzdienstleister aussehen, die Huren von Turnbridge wie
Nackttänzerinnen. Peachums Frau (Susa Meyer) säuft sich ekelkotzend in einen
grämlichen Zynismus hinüber, Jenny (Maria Bill) nimmt mit ihren tiefen, schwarzen
Augen die Bürde auf sich, schon zu Lebzeiten die Wasserleiche aus der
Themsemündung zu sein.
Und in Sachen Musik ist dem Wiener Volkstheater die schönste Überraschung
geglückt: Mikrofone sausen aus dem Bühnenboden herauf, deklamiert wird
rampennah, scharf und, höchstes Lob für eine Brecht-Unternehmung: unkulinarisch.
Wunderbarerweise ist es Schottenberg gelungen, den Lotte-Lenya-Kitsch (nichts
gegen Lotte Lenya!) herunterzuräumen, den ganzen Brecht-Flitter mit epischen
Theaterbeamten, die ihr antikapitalistisches Gewissen in Al-Capone-Anzügen
spazieren führen.
Es bleibt Schottenberg und seinen tüchtigen Mitstreitern, voran Maria Bill, Patrick O.
Beck und dem Musikleiter Imre Lichtenberger-Bozoki, zu wünschen, dass die
Botschaft weit über Weihnachten hinaus gehört wird: "Bedenkt das Dunkel und die
große Kälte/ In diesem Tale, das von Jammer schallt." (Der Standard)
„Es ist die herbe Poesie des Klassikers, die zählt. 21 Darsteller und sieben Musiker (gut
disponiert unter der Leitung Imre Lichtenberger-Bozokis) bieten in drei Stunden eine
ordentliche Portion fast epischen Theaters im schrillen Kleid einer jazzigen Operette.
Herausragend ist Maria Bill als grell geschminkte alte Hure Jenny. Ihr rauchiger
Gesang hat Seele, in den Tiefen erinnert sie an Zarah Leander. Musikalisch meistert
auch Susa Meyer ihren Part als Frau Peachum, sie singt und spielt voll Inbrunst eine
trunksüchtige Bestie - die Frau des Bettlerkönigs Jonathan Peachum (Patrick O. Beck)
und gnadenlose Mutter Pollys.
Marcello de Nardo gelingt es fabelhaft, den miesen kleinen Anführer einer Gang
darzustellen, mit grell gefärbter Punkfrisur und im knallig roten Anzug. Wenn er
klatscht und andere zum Beifall zwingt, ist das bedrohlich, er hat die Gemütlichkeit
eines Haifischs. Herzlicher Applaus für das ganze Ensemble, das alles in allem eine
gediegene, kurzweilige Vorstellung bietet." (Die Presse)
„Das Volkstheater zeigt eine harte, starke Inszenierung der "Dreigroschenoper"
Erstaunlich hoch ist das musikalische Niveau: Das Schauspielerensemble des
Volkstheaters bewältigt Kurt Weills hochgradig schwierige Lieder bravourös.
Hervorgehoben sei Patrick Lammer als fantastisch gut interpretierender
Moritatensänger und die großartige, vom Publikum zu Recht umjubelte Band unter
der Leitung von Imre Lichtenberger-Bozoki. Michael Schottenberg inszeniert im gut
funktionierenden Einheitsbühnenbild von Hans Kudlich atemberaubend hart und
erzielt damit hohe Wirkung." (Kurier)
„Wie sich die Stilmittel des epischen Theaters wirkungssicher für die Bühne von heute
adaptieren lassen, ohne in brechtianisches Epigonentum zu verfallen, demonstriert
Michael Schottenberg in seiner präzisen Inszenierung der "Dreigroschenoper". Und
das exzellente Orchester (Leitung: Imre Lichtenberger-Bozoki) macht vom Anfang bis
zum Ende in mitreißender Manier deutlich, dass Bertolt Brechts populärstes Werk
seinen Erfolg zu einem Gutteil der Musik von Kurt Weill verdankt.
Das bestens geführte Ensemble zeigt im karg ausgestatteten Bühnenraum von Hans
Kudlich Menschen von heute. Patrick O. Beck ist als Peachum ein smarter
Businessman, der seine Bettler-Organisation gekonnt managt und auch als
Familienoberhaupt ein strenges Regiment führt. Susa Meyer als seine dem Alkohol
zugeneigte Gattin überzeugt in ihrem angestrengten Bemühen um ein ladylikes
Auftreten. Katharina Straßer brilliert als unkonventionelle, schwarzhaarige Polly: Ein
naives, behütetes Mädchen, das mit seiner überstürzten Heirat mit dem übel
beleumdeten Gangster Macheath den Eltern einen Streich spielt, ohne die
Konsequenzen abzuschätzen.
Marcello de Nardo strahlt als weißblonder Mackie Messer im roten Outfit brutale
Kälte aus, wenn er einem unbotmäßigen Mitglied seiner Gang quasi im Vorbeigehen
einen Finger abzwickt und sich danach, ungerührt von den Schmerzensschreien,
dem Hochzeitsdiner widmet. Maria Bill liefert eine meisterhafte Studie als vom
Prostituiertenleben gezeichnete Jenny, durch deren Verrat dem einstigen Geliebten
auf Betreiben Peachums die Hinrichtung droht. Als windiger Polizeichef Brown, Vater
von Mackie Messers legitimer Ehefrau Lucy (Andrea Bröderbauer), tritt Thomas
Kamper als Musterbeispiel eines nach außen hin untadelig auftretenden, aber durch
und durch korrupten Justizbeamten in Erscheinung. Nicht er rettet Mackie Messer im
allerletzten Moment vor dem Galgen, sondern ein reitender Bote des Königs. Dem
Gauner wird verziehen, ihm winken ein Adelstitel und der Aufstieg zu einer hohen
politischen Position.
Eigens erwähnt sei am Ende nicht nur der lang anhaltende Applaus für alle
Mitwirkenden, sondern auch das vorbildlich gestaltete, informative Programmheft."
(Wiener Zeitung)
„Bertolt Brechts „Dreigroschenoper" hat von ihrer zeitlosen Gültigkeit nichts verloren.
In seiner exzellenten Neuinszenierung am Wiener Volkstheater hat Regisseur Michael
Schottenberg das im Stück steckende Potenzial hervorgeholt.
Hans Kudlichs Einheitsbühnenbild hält mit seinen Türen und Öffnungen sowie einem
Gitter so manche Überraschung parat.
Ein weiterer Pluspunkt dieser Neuproduktion ist die musikalische Einrichtung durch
Imre Lichtenberger-Bozoki. Die Arrangements nach Kurt Weills grandioser Musik
klingen gelegentlich ein wenig „jazzig".
Susa Meyer kehrt als Mrs. Peachum eine große Geschäftsfrau mit alkoholbedingter
Schlagseite hervor. Beck ist als Peachum ein ganz tougher Geschäftsmann, der den
Polizeichef Brown (sehr fein Thomas Kamper) am Krawattl hat.
Ausgezeichnet auch Maria Bill als Jenny, Andrea Bröderbauer als Polizeichef-Tochter
Lucy und Katharina Straßer in der Paraderolle der Polly Peachum. Auch das übrige
Volkstheaterensemble läuft bei dieser Inszenierung zu großer Form auf. Ein
Bühnenklassiker im heutigen Gewand. Die reine Freude." (Oberösterreichische
Nachrichten)
Einen interessanten und unterhaltsamen Theaterabend wünscht euch
Dir. Mag. Isabella Zins
BORG-Theaterreferentin
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