GERST 3050 Aufsatz 2 Jianing Ying Themen 1 & 5 Die Welt Gibt Keine Recht und Unrecht -- über “Die Dreigroschenoper” Es gibt einen Jahrmarkt, auf dem „die Bettler betteln, die Diebe stehlen und die Huren huren“. (Brecht, Die Dreigroschenoper, S.9) Das ist der Anfang des Stücks „Die Dreigroschenoper“ von Brecht. Ich benutze diese Szene auch als den Anfang meines Aufsatzes, weil sie den sozialen Hintergrund und die schwierige Umwelt abbildet. In der Welt, die Brecht beschrieben hat, gibt es keine rigorose Grenze zwischen Recht oder Unrecht. Die Welt ist schrecklich und das Leben ist schwer, deshalb ist die Existenz wichtiger als wirkliche Moral, denn wir können „richtige Moral“ unter diesen Umständen nicht definieren. Diese Meinung finde ich philosophisch. Ich werde in meinem Aufsatz zuerst die ganze Handlung diskutieren, weil ich die Geschichte selbst sehr aussagefähig/aussagekräftig finde. Danach werde ich die zwei Hauptfiguren, Macheath und Peachum, kurz vergleichen, zwischen denen ich eigentlich mehr Ähnlichkeiten als Unterschiede finde. Schließlich werde ich auch über Brechts Text „Vergnügungstheater oder Lehrtheater“ sprechen. Wir können viele Stelle in diesem Stück Brechts als Anzeichen des Lehrtheaters lesen. In dem Vorspiel hören wir die Moritat von Mackie Messer, ein sehr berühmtes Lied in diesem Stück. Macheath ist der Chef einer Gruppe von Straßenbanditen. Er kommt zum Ende des Liedes auf die Bühne. Er trägt einen Anzug und sieht wie ein Gentleman aus, aber er ist ein großer Räuber. Man sagt, dass Mac ein Messer hat, doch „das Messer sieht man nicht“ (Brecht, Die Dreigroschenoper, S.10). Danach hat verändert sich der Schauplatz zu Peachums Laden. Herr Peachum ist ein Geschäftsmann, der als der Bettlerkönig bekannt ist. Er kleidet und trainiert die Bettler in der Stadt und nimmt im Gegenzug 50Prozent ihrer Einnahmen (Brecht, Die Dreigroschenoper, S. 15). In dem ersten Bild kommt Filch, ein neuer Bettler, zu Peachum. Filch wurde vor einem Tag verprügelt, weil er in Peachums Bereich ohne Erlaubnis bettelte. Deshalb überträgt Peachum Filch „Bakerstreet“ und lehrt ihn, dass der Bettler eine Rolle spielen muss. Filch muss aber immer fünfzig Prozent Peachum geben. In dem Dialog zwischen Peachum und Filch sehe ich Peachums Ungerechtigkeit. Aber auf der anderen Seite müssen wir auch bemerken, dass Peachum Filch lehrt, wie er erfolgreicher werden kann. Peachum ist daher eine doppeldeutige Figur. Weil die Gesellschaft meistens kein Mitleid für die Anderen hat und Peachum in dieser Umwelt wohnt, ist Peachum nicht eine einzige Figur, sondern einen Inbegriff aller Menschen in dieser Welt. Diese Szene demonstriert auch kapitalistische Ausbeutung. Wir leben in einer kapitalistischen Welt, worin Bettler, die schon inmitten der untersten Klasse sind, noch Schutz bezahlen müssen und keine Freiheit haben. Kurz danach merken Herr und Frau Peachum, dass ihre Tochter Polly am vorigen Abend nicht nach Hause gekommen ist nicht da ist. Zur selben Zeit feiert Polly ihre Hochzeit in einem Pferdestall mit dem Banditen Macheath. Nachdem Macs Bande den Stall mit vielen gestohlenen Möbeln eingerichtet hat, fängt hat die Hochzeitsfeier an. Zuerst ist Polly überrascht, dass Mac alles gestohlen hat. Polly fragt: „Ich möchte wissen, was du machst, wenn es an die Tür klopft und der Sheriff kommt herein?“ (Brecht, Die Dreigroschenoper, S. 23) Aber schließlich verisst Polly das Unrecht und ist zufrieden, obwohl Mac und sie keinen Schwur ausgetauscht haben. Weil niemand der Bande Unterhaltung bieten kann, singt Polly das Lied der „Seeräuber Jenny“. Das Lied zeigt Jenny, eine Dienstmädchen in einem Hotel, die sich ihre Rache an allen Menschen der Stadt vorstellt. Sie wird eine Seeräuberkönigin sein und die Stadt anzünden und fast alle Gebäude außer dem Hotel werden verbrennen. Dieses Lied charakterisiert Polly, die sich über ihre Eltern ärgert, denn ihre Eltern sind gegen ihre Beziehung mit Mac. Deshalb hat Polly in diesem Lied fantasiert, dass sie die Beschränkung ihrer Eltern durchbricht. Dieses Lied ist später auch mit Jenny, der Hure, verbunden. Plötzlich kommt Tiger Brown, der oberste Sheriff der Stadt. Die Bande und Polly sind sehr nervös, aber dann finden alle heraus, dass Mac und Brown zusammen als Soldaten gedient haben und gute Freunde sind. Außerdem hat Brown vielmals eingegriffen, um Macs Verhaftung zu verhindern. Mac und Brown singen den „KanonenSong“ (Brecht, Die Dreigroschenoper, S. 34) und sie scheinen wie wahre Freunde, die jetzt rar in der kapitalistischen Welt sind. Als Brown weggeht, drücken Mac und Polly wieder ihre Gefühle füreinander aus. Polly hat in ihren Augen nur Mac, und sie fragt: „Fühlst du mein Herz schlagen, Geliebter?“ Mac antwortet: „Ich fühle es, Geliebte.“ „Wo du hingehst, da will ich auch hingehen.“ „Und wo du bleibst, da will ich auch sein.“ (Brecht, Die Dreigroschenoper, S. 37) In diesem Moment vertieft Polly sich in ihre Liebe und sie vergisst alles andere. Sie vergisst auch, dass Mac, ihr Mann, ein Räuber ist. Oder vielleicht hat sie schon die Tatsache akzeptiert, weil sie denkt, dass die meisten sogenannten erfolgreichen oder reichen Männer in dieser Welt irgendwie unmoralisch sind. Wahrscheinlich hat Polly schon gewusst, dass gute Menschen in der kapitalistischen Welt nicht überleben können. In dem dritten Bild geht Polly zurück nach Hause. Sie singt den „BarbaraSong“ und erzählt ihren Eltern, dass sie mit Mac verheiratet ist. Ihre Eltern können diese „unmoralische“ Heirat nicht annehmen und wollen, dass Polly sich von Mac scheiden lässt. Aber Polly möchte ihre Liebe schützen. Sie sagt zur ihren Eltern: „Meine Liebe laß ich mir nicht rauben“ und „Die Liebe ist aber doch das Höchste auf der Welt.“ (Brecht, Die Dreigroschenoper, S. 42) Jedoch hat Polly die besondere Beziehung zwischen Mac und Brown unachtsam verraten. Deswegen haben Pollys Eltern sofort einen Plan, um Mac verhaften zu lassen. In dem ersten Finale fragt Polly: “ Was ich möchte, ist es viel? Einmal in dem tristen Leben einem Mann mich hinzugeben. Ist das ein zu hohes Ziel?“ (Seitenzahl) Das ist eigentlich ein sehr normales Ziel, aber es ist doch zu viel für diese Welt. Deshalb beendet Peachum das Lied mit der Frage: Dass jemand ein guter Mensch werden möchte, warum nicht? Aber jetzt ist die Welt arm und der Mensch schlecht (Brecht, Die Dreigroschenoper, S. 45). Polly erzählt Mac den Plan ihrer Eltern und Mac plant zu fliehen. Bevor er geht, übergibt er sein Banditengeschäft Polly, damit Polly seine Bande leiten kann, wenn er weg ist. Polly ist das zuerst unangenehm, weil Rauben unrecht ist. Aber bald ist sie schon an ihre neue Position gewöhnt. Sie wird sich wegen der Liebe oder des Lebens ändern. Andererseits geht Mac zu den Huren, bevor er flieht. Da sieht er seine frühere Partnerin, Jenny. Aber Mac weiß nicht, dass Frau Peachum schon mit Jenny einen Plan gemacht hat, um ihn zu fassen. Jennys Handeln hier kann mit dem Lied vorher zusammenhängen, in dem sie sich für Macs vergangene Untreue rächen und auch sein Verhängnis kontrollieren möchte. Mac wird im ein Gefängnis in Old Bailey gesendet wegen des Verrats von Jenny. Dieses Mal kann Brown ihm nicht helfen. Danach singt Mac: “Nur wer im Wohlstand lebt, lebt angenehm!“ (Brecht, Die Dreigroschenoper, S. 59) Diese Welt nimmt nur Reichtum wichtig. Nur wenn man Geld hat, kann man Macht, Vermögen und, am wichtigsten, das Recht auf seiner Seite haben. Nach dem Lied kommt Browns Tochter, Lucy. Mac hat früher auch ihr die Heirat versprochen und schließlich flüchtet Mac mit Lucys Hilfe. Peachum ist sehr ärgerlich, und er droht Brown, dass er alle Bettler während der Krönungsparade entfesseln wird, wenn Brown Mac nicht verhaftet. Die Bettler können die Feier ruinieren und Brown würde dann seine Arbeit verlieren. Brown hat keine andere Wahl als Mac zu verhaften. Mac singt in dem zweiten Finale: „Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.“ (Brecht, Die Dreigroschenoper, S. 66) In dieser Welt muss man zuerst überleben. Erst dann kann man an Freundschaft, Liebe und Moral denken. Schließlich wird Mac erneut verhaftet und niemand kann ihm nun helfen. Das Publikum denkt, dass der Räuber Mac endlich aufgehängt wird und dass Peachum sehr fröhlich und selbstgerecht sein muss. Jedoch erfährt das Stück eine plötzliche und absichtlich komische Umkehrung. Peachum sagt: “Herr Macheath wird nicht aufgehängt, sondern wir haben uns einen anderen Schluß ausgedacht, damit ihr wenigstens in der Oper seht, wie einmal Gnade vor Recht ergeht.“ (Brecht, Die Dreigroschenoper, S. 87) So wendet alles sich am Ende zum Guten (Brecht, Die Dreigroschenoper, S. 88). In dem dritten Finale sagt Peachum, man solle das Unrecht nicht zu sehr verfolgen, weil in Bälde es schon von selbst erfriert (Brecht, Die Dreigroschenoper, S. 88). Die Welt ist schon schlecht und das Leben ist ebenfalls schwierig. Recht und Unrecht haben manchmal keine klare Grenze. Normalerweise repräsentiert Mac das Unrecht und Peachum das scheinbare Recht in diesem Stück. Aber eigentlich haben Mac und Peachum mehr Ähnlichkeiten als Unterschiede. Peachum benutzt auch seine Fähigkeit, um Missetaten zu tun, als er Brown droht. Deshalb stimmt dieser Punkt überein mit Brechts Meinung über die moralische Anstalt des epischen Theaters: Menschen sind für die Moral da, nicht die Moral für die Menschen (Brecht, Vergnügungstheater oder Lehrtheater, S. 79). „Die Dreigroschenoper“ ist ein weltbekanntes Beispiel der epischen Form des Theaters von Brecht. Brecht hat den Unterschied zwischen der dramatischen Form des Theaters und der epischen Form des Theaters in „Vergnügungstheater oder Lehrtheater?“ erklärt. Die dramatische Form des Theaters verwickelt den Zuschauer in eine Aktion, aber die epische Form des Theaters macht den Zuschauer zum Betrachter mit kritischen Gedanken. Die Zuschauer des Lehrtheaters können für sich entscheiden, was zu denken und wem zu vertrauen ist. Deswegen haben die Zuschauer nicht nur eine Erfahrung oder Empfindungen, sondern diese zu Erkenntnissen treiben. Der Mensch wird im Lehrtheater veränderlich und verändernd sein (Brecht, Vergnügungstheater oder Lehrtheater, S. 72). Besonders ist jede Szene im Lehrtheater für sich und verläuft die Geschichte in Kurven, nicht in Linien. Diesen Aspekt können wir in „Die Dreigroschenoper“ finden, weil viele Szenen unabhängig von den früheren Szenen sind. Man beobachtet die Welt, wie sie ist, im Vergnügungstheater, aber wie sie wird im Lehrtheater (Brecht, Vergnügungstheater oder Lehrtheater, S. 73). Zum Beispiel in der Realität soll Mac aufgehängt werden, aber in „Die Dreigroschenoper“ können wir den Abschluss verändern. Wenn wir Brechts „Die Dreigroschenoper“ lesen und über das Stück nachdenken, müssen wir jede Person mit der großen Umwelt verbinden. Nur dann können wir die Figuren verstehen. In der Welt des Stücks ist die Moral kein deutlicher Begriff und ist die Gesellschaft so ärmlich und schlecht, dass das Überleben immer wichtiger als „Moral“ ist. Wir müssen auch tiefer nachdenken, um etwas Wesentliches vom Lehrtheater zu erhalten. Referenzen: 1. Brecht, Bertolt. 1928. Die Dreigroschenoper. 2. Brecht, Bertolt. Vergnügungstheater oder Lehrtheater?