UE-FD Wirtschaft/Europa Mag. Alfons Koller/Dr. Christian Sitte Unterrichtsentwurf zum Thema: EU und Arbeitslosigkeit Klasse: 6. Klasse AHS Lehrplanbezug: Konvergenzen und Divergenzen europäischer Gesellschaften Die europäische Dimension für die Gesellschaftsentwicklung erfassen und die Chancen für die eigene Lebens- und Berufsplanung erkennen. (Bmukk 2008) Zu fördernde Kompetenzen: 1) Orientierungskompetenz Entwicklung der Fähigkeit, erworbenes Wissen und gewonnene Einsichten im privaten, beruflichen und öffentlichen Leben bei räumlichen, wirtschaftlichen, politischen und berufsbezogenen Entscheidungen anzuwenden. 2) Gesellschaftskompetenz Die Fähigkeit erweitern, die von den Massenmedien verbreiteten politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Informationen über Österreich, Europa und die Welt kritisch zu beurteilen Motivation zur persönlichen Auseinandersetzung mit lokalen, regionalen und globalen Fragestellungen Methode: Gruppenpuzzle oder Jigsaw Das Gruppenpuzzle wird vor allem bei Thematiken, deren Inhalte auf mehrere Bereiche aufgeteilt werden können, angewendet. Die SchülerInnen lernen dabei selbstständig Material auszuwerten und zu verstehen. Zusätzlich werden Inhalte in eigenen Worten den anderen Gruppenmitgliedern verständlich gemacht. Dies führt zu einer verbesserten Zusammenarbeit zwischen den einzelnen SchülerInnen und fördert die sozialen Kompetenzen. ( MITTER 2009) Der Ablauf gliedert sich in folgende drei Phasen: 1. Phase: Stammgruppen Zunächst erarbeiten die Schüler/innen in Einzelarbeit den Text. Sie unterstreichen dazu Schlüsselwörter und notieren sich die wichtigsten Informationen aus dem Text. Für diese Phase stehen den Schüler/innen ca. 10 Minuten zur Verfügung. 2. Phase: Expertengruppen In einer Expertenrunde treffen sich alle Schüler/innen, die das gleiche Thema bearbeitet haben. Die Experten/innen klären den Wissensstand und unklare Begriffe, sie besprechen das Gelernte, bringen ihre jeweiligen Erkenntnisse ein, Kardum/Maislinger 1 UE-FD Wirtschaft/Europa Mag. Alfons Koller/Dr. Christian Sitte klären untereinander ev. offene (Verständnis) Fragen. Anschließend überlegt die Expertenrunde, wie sie ihr Wissen am besten den Mitschülern/innen vermitteln kann und fertigt dazu gegebenenfalls Skizzen an, oder streicht bestimmte Textstellen besonders an. 3. Phase: Stammgruppen Aus jeder der einzelnen Gruppen treffen Experten/innen zusammen, so dass sich im Laufe der Unterrichtseinheit die einzelnen Teile wie ein Puzzle zusammenfügen, deshalb auch der Name „Gruppenpuzzle“. Die nun „ausgebildeten“ Experten/innen informieren jeweils die anderen Gruppenmitglieder über ihren Teilbereich. Es folgt eine gemeinsame Bearbeitung der gestellten Aufgaben zur Ergebnissicherung. Grobziele: Die S/S sollen ein Bewusstsein für die Problematik Arbeitslosigkeit entwickeln. Die S/S sollen erkennen, dass die hohe Jugendarbeitslosigkeit in vielen Ländern der EU durch die Krise verursacht bzw. verschärft wurde. Die S/S sollen die Notwendigkeit einer guten Ausbildung für die eigene Berufslaufbahn erkennen. Die S/S sollen im Rahmen der Methodenkompetenz den Umgang und die Auswertung von Texten und Diagrammen üben. Feinziele: Die S/S erkennen durch die Analyse des Diagramms, dass in der EU die Jugendarbeitslosigkeit in Spanien und Griechenland am höchsten und in Österreich am geringsten ist. DIE S/S können mithilfe der zwei Diagramme den Zusammenhang zwischen Wirtschaftswachstum und Arbeitslosigkeit erklären. Die S/S können mithilfe von Text 1 die Gründe für die hohe Jugendarbeitslosigkeit in Spanien nennen. Die S/S sollen das österreichische Bildungssystem hinsichtlich der eigenen Berufsvorstellungen bewerten können. Die S/S sollen ihre eigenen Lösungsansätze zur Problematik formulieren und mittels PPT oder Plakat präsentieren können. Verlaufsplanung: Als Rahmen wird im Optimalfall eine Doppelstunde veranschlagt, ansonsten werden zwei Unterrichtseinheiten benötigt. Die Klasse wird in vier Gruppen geteilt, jede Gruppe erhält einen Text bzw. ein Blatt mit Diagrammen zur Bearbeitung. Die Texte und Diagramme werden nach der Gruppenpuzzlemethode bearbeitet (MITTER 2009 o.S.). Nachdem die S/S von den Expertengruppen wieder in die Stammgruppen gewechselt haben sollte nun in Kardum/Maislinger 2 UE-FD Wirtschaft/Europa Mag. Alfons Koller/Dr. Christian Sitte der Stammgruppe ein Arbeitsblatt mit Fragen zu allen Themenbereichen beantwortet werden, dabei soll jedes Gruppenmitglied als Experte für sein Thema seinen Beitrag leisten. Dieses Arbeitsblatt mit Fragen soll sowohl der Ergebnissicherung dienen, als auch kompetenzorientierte Fragestellungen beinhalten. Zuletzt werden die Ergebnisse aller Gruppen vorgestellt und im Plenum diskutiert und eventuell vervollständigt. Ein wichtiger Bestandteil der Ergebnissicherung ist das intensive Besprechen und Vervollständigen der S/S-Antworten durch die LP und die gemeinsame Diskussion mit der Klasse, um der breiten Thematik gerecht zu werden. Phase LP-Aktivität Sozialform/Aktivität Material/Medien Zeit Einstieg Einführung ins Lehrervortrag/Plenum evtl. PPt 10 Thema und Ablauf Organisation Einteilung der min. Lehrervortrag/Plenum Gruppen , Arbeitsblätter 10 und Texte min. Vergabe der Arbeitsaufträge und Materialien Arbeitsphase Hilfestellung bei Gruppenarbeit. Arbeitsblätter 10 in der Fragen Lesen der Texte und Texte min. Stammgruppe auswerten der Diagramme. Notizen machen Wechsel in Gruppenarbeit. Arbeitsblätter 10 die Experten- Besprechen der und Texte min gruppe nach Textinhalte/Diagramme 10 min. Wechsel Ausarbeitung des 20 zurück in die Arbeitsblattes mit den min. Stammgruppe Fragen. gemeinsame Abfragen der Plenum, jede Gruppe Ergebnis- gefundenen sollte zwei Fragen sicherung Antworten beantworten Diskussion Vertiefen der Plenum. Beantworten von Inhalte S/S-Fragen Kardum/Maislinger Arbeitsblatt 20 min. Tafel 20 min. 3 UE-FD Wirtschaft/Europa Mag. Alfons Koller/Dr. Christian Sitte Material: Die drei von uns ausgewählten Artikel behandeln die drei Themenkomplexe Arbeitslosigkeit, Wirtschaftswachstum sowie Jugendarbeitslosigkeit in der EU. Aufgrund der Aktualität des Themas und der ständigen Veränderung der wirtschaftlichen Situation in der EU sowie der statistischen Zahlen zu Arbeitslosigkeit wird eine aktuelle, endgültige Auswahl der Artikel kurz vor der Unterrichtseinheit in der Schule vorgenommen. Zusätzlich sollen drei Diagramme zur Thematik ausgewertet werden und zum Einstieg ein Bild zum Thema Jugendarbeitslosigkeit kommentiert werden. Arbeitsaufgaben: 1. Nenne 3 Gründe für die Proteste in Spanien Schlechte Wirtschaftslage, hohe Arbeitslosigkeit, keine Jobchancen trotz guter Ausbildung 2. Charakterisiert das Schlagwort der „verlorenen Generation“? Welche Gefahren verbergen sich für Staat und Gesellschaft hinter diesem Begriff? Verlorene Generation bedeutet, dass die Mehrzahl der jungen Leute eines Landes keine Beschäftigung findet. Diese jungen Menschen sind mutlos und haben oft kein Vertrauen mehr in die Regierung. Jene die die Möglichkeit haben, verlassen das Land, dadurch geht wichtiges Humankapital verloren. Der Lebensstandard sinkt, viele Arbeitslose rutschen in die Armut ab, es drohen soziale Unruhen wenn ein relativ hoher Prozentsatz der Bevölkerung keine Perspektive für einen angemessenen Lebensstandard sieht. 3. Vergleicht die Arbeitsmarktsituationen in den einzelnen Ländern die in den Texten vorkommen. Erläutert anhand der Diagramme die Zusammenhänge zwischen Konjunkturprognose und Arbeitslosenquote. Vor allem in Spanien und Griechenland sind große Teile der Bevölkerung von Arbeitslosigkeit betroffen, auch Irland und Portugal haben mit hoher Arbeitslosigkeit zu kämpfen. Die Niederland und Österreich haben die niedrigsten Arbeitslosenzahlen in der EU. Es zeigt sich, dass in den Ländern mit der höchsten Arbeitslosigkeit auch meistens ein Rückgang der Wirtschaftsleistung prognostiziert wird. Nur die Niederlande bilden eine Ausnahme, hier wird ebenfalls ein negatives Wirtschaftswachstum prognostiziert, obwohl die Arbeitslosenzahlen die niedrigsten der EU sind. 4. Beschreibe die Lehrlingssituation in Österreich Aufgrund des dualen Ausbildungssystems für Lehrlinge sind die meisten jungen Menschen gut ausgebildet und finden einen Job. In vielen anderen europäischen Ländern gibt es dieses System nicht, was sich nachteilig auf die Jobaussichten von Jugendlichen auswirkt. Dennoch sind infolge der Krise weniger junge Menschen neu angestellt worden. Kardum/Maislinger 4 UE-FD Wirtschaft/Europa Mag. Alfons Koller/Dr. Christian Sitte 5. Stelle deine persönliche Meinung über das Problem Jugendarbeitslosigkeit im Allgemeinen dar. Jugendarbeitslosigkeit ist ein großes Problem der Gegenwart und stellt die Staaten der EU vor große Herausforderungen. Außerdem verlieren die jungen Menschen ohne Arbeit das Vertrauen in das politische System und den Staat und sind anfälliger für radikale Strömungen. 6. Versucht zu erklären, wie sich die Staatsverschuldung der EU-Länder auf die Arbeitslosenzahlen auswirken kann. Nehmt das Diagramm zu Hilfe. Aufgrund der hohen Staatsverschuldung sind viele Länder gezwungen strenge Sparpakete umzusetzen (weniger Sozialleistungen, höhere Steuern), darunter leiden der Konsum und die Nachfrage. In weiterer Folge gehen die Umsätze der Unternehmen zurück, es können keine neuen Mitarbeiter eingestellt werden, bzw. es muss Personal entlassen werden. 7. Findet Gründe für die stärkere Ausprägung der Jugendarbeitslosigkeit in vielen südeuropäischen Ländern und diskutiert diese in der Gruppe. Die Wirtschaft von Ländern wie Spanien, Portugal und Griechenland leidet besonders unter der Wirtschafts- und Finanzkrise, da sie von Haus aus strukturschwach ist. Die Unternehmen stagnieren und haben kein Potenzial um neue junge Mitarbeiter anzustellen. Durch die massiven Sparpakete der Regierungen müssen die meisten Arbeitslosen mit geringer oder ohne Unterstützung des Staates auskommen. 8. Versuche mittels der von dir angestrebten Berufslaufbahn eine Prognose über deine eigenen Jobaussichten zu erstellen Matura -> Universität, guter Job, keine große Gefahr von drohender Arbeitslosigkeit 9. Staatschulden senken vs. weniger Arbeitslose? Bewertet welches Ziel für euch wichtiger ist und begründet warum. Option Staatsschulden senken: Es wichtig die Staatsverschuldung gering zu halten, um die Kreditwürdigkeit eines Landes aufrecht zu erhalten und eine Krise wie in Griechenland zu vermeiden. Option weniger Arbeitslose: eine geringe Arbeitslosigkeit sichert den sozialen Frieden und sorgt für höheren Konsum. Kardum/Maislinger 5 UE-FD Wirtschaft/Europa Mag. Alfons Koller/Dr. Christian Sitte Quelle: Der Spiegel online Quelle: Die Presse.com Quelle :www.gemeindenetzwerk Kardum/Maislinger 6 UE-FD Wirtschaft/Europa Mag. Alfons Koller/Dr. Christian Sitte Text 1:Schluss mit der Farce! Arbeitslosigkeit, Korruption, Wahlsystem - die spanische Jugend hat viele Gründe, auf die Straße zu gehen. Den etablierten Parteien und Organisationen vertrauen sie nicht. MADRID taz | "Mit der Räumung hat uns die Polizei einen großen Gefallen getan", sagt Paloma übermüdet, aber sichtlich zufrieden. Die 26-jährige gelernte Biologin nahm mit zehntausenden anderen junger Menschen an der Demonstration teil, die unter dem Motto "Echte Demokratie jetzt!" durch Madrid zog. Danach ging sie aber nicht nach Hause, sondern besetzte mit ein paar hundert Leuten den zentralen Platz Puerta de Sol. In der Nacht auf Dienstag räumte die Polizei. In Windeseile verbreitete sich die Nachricht im Netz. Über 10.000 kamen am Dienstagabend wieder und es blieben 5.000 über Nacht. Seither ziert ein improvisiertes Camp mit Sonnendächern, Schreibtischen, Feldküche, Werkstätten und Diskussionszirkeln die Puerta de Sol. Bürger kommen vorbei und spenden Lebensmittel, Stühle oder was sie sonst für nützlich halten. "Jetzt können sie uns nicht mehr verjagen", ist sich Paloma sicher. Das Camp soll bis zu den Kommunal- und Regionalwahlen am Sonntag bestehen bleiben. "Wir haben diese Krise nicht gemacht, aber jetzt sollen wir sie bezahlen", erklärt Paloma, warum sie dem Aufruf zu den Protesten folgte, als sie bei Facebook darauf stieß. Die verlorene Generation Die junge Frau gehört zu der in Spanien sogenannten verlorenen Generation. Seit dem Ende des Baubooms und dem Beginn der Finanzkrise sind in Spanien 20 Prozent ohne Arbeit. Unter den jungen Menschen sind es mehr als doppelt so viele. Paloma, die mit 19 zu Hause auszog, schlägt sich mit "schlecht bezahlten Gelegenheitsjobs und einem Kredit der Eltern" durch, "bis ich hoffentlich eine Doktorandenstelle in der Forschung finde". Ob das jemals klappt, weiß sie nicht. "Es gibt wenige Stellen und viele, die bessere Beziehungen haben als ich. Wahrscheinlich muss ich ins Ausland gehen, um eine Zukunft zu haben", sagt sie und fährt fort: "Ich bin es meinen Eltern schuldig, hier zu sein. Sie haben gegen eine Diktatur gekämpft. Jetzt werden die Errungenschaften dieses Kampfes abgebaut." Sie zählt auf, was jeder Spanier derzeit herunterbeten kann: Die Löhne und Gehälter im öffentlichen Dienst wurden gekürzt, Renten eingefroren, das Kindergeld wurde gestrichen, die letzten lukrativen Staatsunternehmen wurden privatisiert und den Reichen Steuergeschenke gemacht. "Nach alldem habe ich nur noch wenig Vertrauen in Parteien und Gewerkschaften", sagt Paloma. Die Protestbewegung bezeichnet sich nicht umsonst als unabhängig von allen politischen und sozialen Organisationen. "Wir sind keine Ware in den Händen der Märkte", steht auf einem Plakat. "Gewalt ist, 600 Euro im Monat zu verdienen" auf einem anderen. Dazwischen steht Andrés mit seinem Campingtisch, auf dem die Zeitungen des Tages liegen. Die aus der Hauptstadt, aber auch welche aus der Provinz. Dutzende von Menschen suchen nach den Fotos der Proteste, die längst auf die meisten großen Städte Spaniens übergegriffen haben. Sie lesen erstaunt, kommentieren und freuen sich über den Erfolg ihrer spontanen Aktion. Quelle: http://www.taz.de/!70967/ (Zugriff: 22.04.2012) Kardum/Maislinger 7 UE-FD Wirtschaft/Europa Mag. Alfons Koller/Dr. Christian Sitte Text 2: Hohe Arbeitslosigkeit Europas Jugend ohne Zukunft Schwere Zeiten für die jungen Menschen in der EU: Mehr als 20 Prozent der 15- bis 24Jährigen haben neuen Zahlen zufolge keinen Job, in Spanien ist inzwischen fast jeder Zweite arbeitslos - und die Aussichten sind alles andere als positiv. Selbst die recht guten Daten aus Deutschland sind trügerisch. Hamburg - Der 12. August sollte ein Tag der Feier und der Freude sein - der internationale Tag der Jugend an diesem Freitag. Doch gibt es etwas zu feiern? Wohl kaum. Denn für Europas Jugend sieht es wahrlich düster aus, wie neue Zahlen des Statistischen Bundesamts und von Eurostat zeigen: 20,5 Prozent der jungen Menschen von 15 bis 24 Jahren in den 27 Staaten der Europäischen Union sind vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen. Sie haben keinen Job und in vielen Ländern in absehbarer Zeit auch keine Aussicht auf einen. Besonders dramatisch sieht es in Spanien aus: Dort ist mit rund 46 Prozent fast jeder zweite junge Mensch ohne Arbeit. In Griechenland lag den zuletzt verfügbaren Zahlen aus dem März zufolge die Quote bei 38,5 Prozent. Nicht viel besser die Lage in Irland und Portugal: Hier sind rund 27 Prozent aller jungen Menschen ohne Arbeit. Die Zahlen sind so erschreckend, weil sie der europäischen Schuldenkrise ein Gesicht geben. Sie zeigen, dass die Krise der Euro-Staaten nicht nur ein Problem für die Finanzminister der Pleiteländer ist, sondern fatale Auswirkungen auf die Bevölkerung hat. Und wie so oft trifft es die Jugend zuerst. In den vergangenen Monaten sind Hunderttausende Jugendliche in Madrid und Athen aus Wut über die Politik und Angst vor der Perspektivlosigkeit auf die Straßen gegangen - auch weil sie die Sparprogramme ihrer Regierungen besonders hart treffen. In London, so scheint es in diesen Tagen, gibt es für diese Generation der Hoffnungslosen kein Halten mehr. Auch wenn es erhebliche Unterschiede zu den Demonstrationen in Südeuropa gibt. In Großbritannien liegt die Jugendarbeitslosigkeit bei fast 20 Prozent - und damit quasi auf Durchschnittsniveau. In den Erklärungsansätzen für die Krawalle wird die Jugendarbeitslosigkeit denn auch nur als ein Teilaspekt angeführt. Das Erstaunliche an den Zahlen ist dennoch: Das sind noch rund sechs Prozentpunkte mehr als vor Ausbruch der Wirtschaftskrise im April 2008. In Spanien, Griechenland, Lettland und Litauen hat sich die Quote ebenfalls seit Ende der globalen Rezession kaum erholt und liegt noch jeweils rund 20 Prozentpunkte über dem Niveau aus Zeiten vor der Krise. Junge in Deutschland stärker von Arbeitslosigkeit bedroht als andere In Deutschland hatte es im Juli 2009 bei der Jugendarbeitslosigkeit mit 11,5 Prozent einen Höchststand gegeben. Den neuen Daten der Statistiker zufolge lag die Arbeitslosigkeit der Menschen von 15 bis 24 Jahren im Juni bei 9,1 Prozent - und damit an drittniedrigster Stelle innerhalb der EU. Nur in den Niederlanden (7,1 Prozent) und Österreich (8,2 Prozent) lag die Erwerbslosigkeit niedriger. Doch die relativ guten Zahlen in Deutschland sind trügerisch: Junge Menschen in der Bundesrepublik sind nicht nur häufiger mit Erwerbslosigkeit konfrontiert als die Gesamtbevölkerung. Sie haben auch deutlich öfter eine sogenannte atypische Beschäftigung. Dazu gehören beispielsweise befristete Jobs oder Zeitarbeit. Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,779610,00.html (Zugriff: 22.04.2012) Kardum/Maislinger 8 UE-FD Wirtschaft/Europa Mag. Alfons Koller/Dr. Christian Sitte Text 3: Jugendarbeitslosigkeit in Österreich weit unter EU-Durchschnitt Jugendliche mit Migrationshintergrund als "Sorgenkinder" Wien (PK) - Trotz internationaler Finanz- und Wirtschaftskrise konnte Österreich seine EUweit hervorragende Position im Bereich der Jugendbeschäftigung halten, heißt es im aktuellen Bericht des Wirtschaftsministeriums zur Situation der Jugendbeschäftigung und Lehrlingsausbildung (III-158 d.B.). Dennoch sei aber unübersehbar, dass die Krise bei der Jugendbeschäftigung auch in Österreich Spuren hinterlassen hat und die österreichische Bildungs-, Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik vor besondere Herausforderungen gestellt ist, geben die Verfasser gleichzeitig zu bedenken. 2009 lag Jugendarbeitslosigkeit bei 10 % Wie aus einem Vergleich der EU-27 hervorgeht, liegt Österreich mit einer Jugendarbeitslosigkeit von 10 % im Jahr 2009 deutlich unter dem EU-Durchschnitt von 19,6 % und nimmt damit hinter den Niederlanden die zweitgünstigste Position ein. Auch der Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit fiel in Österreich (+ 2 Prozentpunkte) im vergangenen Jahr geringer aus als in der EU insgesamt (+ 4,2 Prozentpunkte). Der Bericht begründet diese vergleichsweise gute Integration der Jugendlichen am Arbeitsmarkt mit dem hoch entwickelten System der beruflichen Erstausbildung und stellt fest, vor allem die duale Lehrlingsausbildung verschaffe Österreich eine besonders gute Position im internationalen Vergleich. Trotzdem dürfe allerdings, wie der Bericht zu bedenken gibt, nicht übersehen werden, dass von der Krise besonders die Jugendlichen betroffen waren, deren Arbeitslosenquote wesentlich stärker gestiegen ist als jene der Älteren. Als Ursache für diesen überproportionalen Anstieg wird dabei der Umstand angesehen, dass viele Unternehmen auch bei fehlender Auslastung versuchen, nach Möglichkeit ihr bestehendes älteres Personal zu halten, während die Zahl der Neueinstellungen von Jüngeren zurückgeht. Handlungsbedarf bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund Eine der größten Herausforderungen für das System der österreichischen Berufsausbildung liegt nach Einschätzung des Berichts in der Integration von Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Es sei davon auszugehen, dass rund ein Drittel bis maximal die Hälfte der Jugendlichen mit Migrationshintergrund ohne weiterführenden Bildungsabschluss aus dem Bildungssystem ausscheiden, während bei den Jugendlichen ohne Migrationshintergrund dieser Anteil deutlich unter 10 % liegt, heißt es dazu. Dabei gelte es gerade auch angesichts des bis 2016 zu erwartenden Rückgangs der 15-Jährigen und somit der Lehranfängerzahlen, dieses besondere Potential an qualifizierten und talentierten zukünftigen Fachkräften zu nutzen, mahnt der Bericht und verweist in diesem Zusammenhang auf die Mehrsprachigkeit als wichtige Humanressource und Wettbewerbsvorteil. Bericht fordert weiterführende Ausbildung für alle Jugendliche Der Bericht empfiehlt nun vor allem auch vor dem Hintergrund der als Folge der aktuellen Krise stark gestiegenen Jugendarbeitslosigkeit eine Fortsetzung und allenfalls auch einen Ausbau der österreichischen Politik der "Ausbildungsgarantie" mit dem Ziel, allen Jugendlichen den Abschluss einer weiterführenden (Berufs-)Ausbildung zu ermöglichen. Der Schwerpunkt dieser Politik sollte dabei neben einem ausreichenden und hochwertigen Angebot von berufsbildenden mittleren und höheren Schulen auf der Förderung der dualen betrieblichen Lehrausbildung liegen. Kardum/Maislinger 9 UE-FD Wirtschaft/Europa Mag. Alfons Koller/Dr. Christian Sitte "Berufsorientierung" als Unterrichtsgegenstand Unmittelbaren Handlungsbedarf ortet der Bericht hinsichtlich der unzureichenden Integration von Jugendlichen mit Migrationshintergrund in das System der beruflichen Erstausbildung. Zur Vermeidung eines frühen Ausscheidens aus dem Bildungssystem schlagen die Verfasser vor allem den Ausbau und die Intensivierung der Berufsorientierung, Bildungs- und Berufsberatung und die Sicherstellung eines niederschwelligen Zugangs vor. Der Bericht stellt in diesem Zusammenhang die Einführung eines eigenen Unterrichtsgegenstands "Berufsorientierung" in der 7. Und 8. Schulstufe zur Diskussion und gibt zu bedenken, die bisherige integrierte Form der Berufsorientierung habe sich für benachteiligte Jugendliche als unzureichend herausgestellt. Stärker gefördert sollten überdies auch außerschulische Berufsorientierungsangebote wie die "Schnupperlehre" werden. Um Jugendlichen mit Migrationshintergrund einen besseren Zugang zu einer betrieblichen Lehrausbildung zu ermöglichen, empfiehlt der Bericht auch noch weitere Maßnahmen, etwa die rechtliche und bürokratische Vereinfachung der Beschäftigung von Lehrlingen mit nichtösterreichischer Staatsbürgerschaft, Beschäftigungsbewilligung bzw. Arbeitserlaubnis für junge Asylwerber, spezielle Beratungs- und Coaching-Angebote sowie die Ausweitung von Kursen zur Verbesserung der Deutschkenntnisse. Quelle: http://www.parlament.gv.at/PAKT/PR/JAHR_2010/PK0490/index.shtml 22.04.2012) Kardum/Maislinger (Zugriff: 10 UE-FD Wirtschaft/Europa Mag. Alfons Koller/Dr. Christian Sitte Quellen: DIE PRESSE(2012):Grafik1: EU-Konjunkturprognose >http://diepresse.com/images/uploads/5/d/0/734672/eurozone_rutscht_2012_rez ession_launchy-view-133001673036120120223200631.jpg< (Zugriff: 2012-0429). GEMEINDENETZWERK (o.J.):Grafik 3: Jugendarbeitslosigkeit in der EU. > http://www.gemeindenetzwerk.org/?p=7523< (Zugriff: 2012-04-29). MITTER, H. (2009): Methodensammlung: Gruppenpuzzle. <www.phsalzburg.at/.../Methodensammlung%20Gruppenpuzzle.pdf> (Zugriff: 2012-06-06). PARLAMENTSKORRESPONDENZ NR. 490 (2010): Jugendarbeitslosigkeit in Österreich weit unter EU-Durchschnitt.> http://www.parlament.gv.at/PAKT/PR/JAHR_2010/PK0490/index.shtml< (Zugriff: 22.04.2012). SPIEGEL ONLINE (2011): Europas Jugend ohne Zukunft. >http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,779610,00.html< (Zugriff: 22.04.2012). SPIEGEL ONLINE( 2011): Grafik 2: Staatsschulden der Euroländer 2011.> http://www.spiegel.de/fotostrecke/grafiken-die-wichtigsten-fakten-zurschuldenkrise-fotostrecke-71336-5.html< (Zugriff: 2012-06-10). UNIVERSITÄT KÖLN (Hrsg.) (o.J.): Methodenpool. In: http://methodenpool.uni>koeln.de/problembased/darstellung.html,< (Zugriff:22.04.12). WANDLE, R. (2011): Jugendrevolte in Spanien. Schluss mit der Farce! >http://www.taz.de/!70967/< (Zugriff: 22.04.2012). Kardum/Maislinger 11