Entspannt in den Seilen hängen Die Bilder von Aerial Yoga sah wohl schon jeder mal im Internet: In Tüchern hängende Yogis, mal kopfüber, mal ganz verhüllt von der Decke hängend. Ein wenig erinnern sie an Zirkus und Akrobatik, allerdings findet das Ganze nicht in luftiger Höhe, sondern etwa einen Meter über Boden statt. Was genau ist aber Aerial Yoga? Wirklich noch Yoga oder eher eine Modeströmung, die auf den Yogaboom aufspringt? Bei Debora Lopomo kann man es in Zürich herausfinden. Der Amerikaner Christopher Harrison, ein Choreograf und Tänzer, brachte die Akrobatik der Trapezkunst näher zum Boden, indem er das Trapez etwa einen Meter über den Boden hängte und darauf Figuren aus Tanz, Yoga und Pilates übte. Amerikas Yogis und Yoginis zeigten sich begeistert, Aerial Yoga war geboren. Was in Amerika erfunden wird, schwappt irgendwann auch in die Schweiz. Um es hier bekannter zu machen, beauftragte Mathias Brun von Riveryoga Thun Debora Lopomo, einen Imagefilm für Aerial Yoga zu machen. Lopomo war dabei selber die ideale Zielgruppe für ihren eigenen Film. Da das Angebot in der Schweiz noch spärlich war, absolvierte sie ein Teacher Training in Athen, um dem neuen Yogastil auf die Schliche zu kommen. Heute bietet sie selber Teacher Trainings in Stäfa an und führt Stunden in Stäfa und Zürich durch. Debora Lopomo ist sich sicher: „Aerial Yoga ist nicht einfach eine Modeströmung. Es arbeitet tief in uns und öffnet unsere Seele. Dadurch hat es das Potential, uns mit unserem inneren Kern zu verbinden und diese Verbindung stetig zu stärken.“ Eine Aerial Yoga Stunde folgt meistens den gleichen Grundsätzen wie eine übliche Yogastunde. Nach dem Ankommen im Raum, dem Erden und dem Schaffen von Atembewusstsein, kommt das Aufwärmen, dies noch am Boden, damit auch später in der Luft die innere Bodenhaftung nicht verloren geht. Diese Übungen helfen zudem, später ohne Schwindelgefühl oder gar Übelkeit in die Luft zu gehen. Gerade am Anfang dürfte es nicht für jeden ganz einfach sein, drehend oder kopfüber zu schwingen. Schleichend kommt nun immer mehr das Tuch zum Einsatz. Anfangs sind nicht alle Übungen in der Luft schwebend, oft wird das Tuch auch als Hilfsmittel verwendet, um die eigenen Bewegungen zu unterstützen, mehr Öffnung, Stabilität oder Flexibilität zu erreichen. Später werden die Hatha Yoga Asanas in die Luft transportiert. Egal, ob Krieger, Vorbeuge, Rad oder Hund – für alles gibt es eine luftige Variante. Auch die Endentspannung findet im Tuch statt. Wie in einem Kokon eingehüllt und leicht schaukelnd taucht der Yogi in Shavasana ein. Ziel von Aerial Yoga ist – wie im Yoga allgemein –, mehr Vitalität und Energie zu erreichen, die eigene Persönlichkeit wahrzunehmen und mehr Bewusstsein zu entwickeln. Lebensfreude und Gelassenheit sowie Gesundheit runden die Ziele ab. Durch den Einsatz der Tücher kommt auch ein spielerisches Element in diesen Yogastil, wodurch Kreativität und Lebendigkeit gefördert werden. Debora Lopomo dazu: „Diese Lebendigkeit gibt uns den Mut, unsere Kreativität und unser Potential in die Welt zu bringen und mit der Welt zu teilen. Das ist wunderbar.“ Grundsätzlich ist Aerial Yoga für alle geeignet, die spektakulär aussehenden Übungen können leicht auch auf individuelle Bedürfnisse und Einschränkungen angepasst werden. Vorsicht ist bei Herzerkrankungen und Erkrankungen des Gefässsystems geboten. Auch bei Schwangerschaft gilt wohl eher Zurückhaltung. Ob Aerial Yoga noch Yoga ist oder eher eine moderne Akrobatik mit Elementen des Yoga, muss wohl jeder für sich entscheiden, auch, ob diese Form des Yoga die für ihn passende ist. Ausprobieren geht aber sicher über studieren. Und wer weiss: Vielleicht hängen wir schon bald alle in den Seilen, wenn wir vom Krieger in den Hund gleiten, um danach eingemummelt im Tücherkokon die ultimative Entspannung zu erreichen.