Welche stationäre Psychiatrie braucht man heutzutage noch? - Von der alten zur neuen Hohenegg Hausarztfortbildung KSM 20. Januar 2006 Referat Toni Brühlmann Ärztlicher Direktor Privatklinik Hohenegg © T. Brühlmann Januar 2006 1 Referatziel Präsentation und Diskussion der heutigen Indikationen für psychiatrische Hospitalisationen Die Hohenegg als Beispiel: • Was soll es im Kanton Zürich nicht mehr geben? (Beispiel alte Hohenegg) • Was ist im Kanton Zürich noch alles möglich? (Beispiel neue Hohenegg) © T. Brühlmann Januar 2006 2 Welche stationäre Psychiatrie braucht man heutzutage noch? - von der alten zur neuen Hohenegg Inhalt 1. Was wird mit der alten Hohenegg in medizinischer Hinsicht „gespart“? 2. Indikationsmodelle für stationäre Hospitalisationen: • Eskalationsmodell • Selektionsmodell 3. Die neue Hohenegg als Klinik für selektive Indikationen 4. Konkrete Beispiele zum Selektionsmodell © T. Brühlmann Januar 2006 3 Charakterisierung der alten Hohenegg Psychotherapie integrierende, beziehungs- und milieuorientierte Psychiatrie mit längeren Aufenthaltszeiten Klinik mit Spezialstationen 3 Psychotherapiestationen 2 Rehabilitationsstationen eine geschlossene Frauenstation Schwerpunkte der Klinik Persönlichkeitsstörungen, inkl. Borderline Posttraumatische Störungen Essstörungen Mutter-Kind-Hospitalisationen © T. Brühlmann Januar 2006 4 Leistungsaufträge der alten Hohenegg Grundversorgung Zollikon bis Meilen PUK Stationäre Psychotherapie Zum Teil fällt sie weg, zum Teil in anderen Kliniken neu (Kilchberg, Schlössli, Embrach) Stationäre Rehabilitation Zum Teil fällt sie weg, zum Teil in Regionskliniken Geschlossene Frauenstation Fällt weg Mutter-Kind Spital Affoltern © T. Brühlmann Januar 2006 5 Welche stationäre Psychiatrie braucht man heutzutage noch? -von der alten zur neuen Hohenegg Inhalt 1. Was wird mit der alten Hohenegg in medizinischer Hinsicht „gespart“? 2. Indikationsmodelle für stationäre Hospitalisationen: • Eskalationsmodell • Selektionsmodell 3. Die neue Hohenegg als Klinik für selektive Indikationen 4. Konkrete Beispiele zum Selektionsmodell © T. Brühlmann Januar 2006 6 Eskalationsmodell der Hospitalisierungsindikationen • ambulant • Psychiatrische Klinik = unerwünschte Notlösung, wenn ambulante und teilstationäre Behandlungsmöglichkeiten „am Ende ihres Lateins angelangt sind“. • Beispiele: - Notfälle - anhaltende bedrohliche Suizidalität - Angehörige total überfordert teilstationär © T. Brühlmann Januar 2006 stationär 7 Selektionsmodell der Hospitalisierungsindikationen Frage: Welches ist für den Patienten in seinem aktuellen Zustandsbild die zur Zeit hilfreichste, d.h. optimale Behandlungsmöglichkeit? • Ambulante Therapie? Modus- oder Settingsänderung? • Zusätzlich teilstationäre Behandlung? • Vorübergehend stationäre Behandlung? Was könnte sie aktuell mehr bringen? Soll der Patient hierfür aktiv motiviert werden? Zu berücksichtigen sind v.a. die folgenden drei Aspekte: © T. Brühlmann Januar 2006 8 1. Die Psychiatrische Klinik als Kompetenzzentrum zur Behandlung bestimmter psychischer und psychosomatischer Krankheiten: • Geschulte interdisziplinäre Behandlungsteams (Ärzte, Psychologen, Spezialtherapeuten, Pflege) • Spezifische Behandlungsprogramme (störungsbezogene Konzepte und Angebote, z.B. Gruppentherapien) © T. Brühlmann Januar 2006 9 2. Die Klinik bietet eine Intensität und Integration an Behandlung, die draussen nicht möglich ist: • Mutliprofessionelles Behandlungsteam: Ärzte/Psychologen, Spezialtherapeuten, Pflege • Multimodale Behandlungsprogramme von morgens bis abends © T. Brühlmann Januar 2006 10 3. Die Klinik ist eine eigene Lebenswelt mit abschirmendem und anregendem Charakter: • Schutz vor: Hektik, Stress, Machbarkeitsfimmel Überforderungen von innen und aussen Blockierendem sinnlosem Leiden Einsamkeit, Verlorenheit • Anregung zu: Erholung, Entdeckung neuer innerer Kraftquellen Vertrauensvollen, tragenden Beziehungen Besseres Verstehen und Akzeptanz des Leidens Haltgebende Sinnfindung im aktuellen Leben © T. Brühlmann Januar 2006 11 Welche stationäre Psychiatrie braucht man heutzutage noch? -von der alten zur neuen Hohenegg Inhalt 1. Was wird mit der alten Hohenegg in medizinischer Hinsicht „gespart“? 2. Indikationsmodelle für stationäre Hospitalisationen: • Eskalationsmodell • Selektionsmodell 3. Die neue Hohenegg als Klinik für selektive Indikationen 4. Konkrete Beispiele zum Selektionsmodell © T. Brühlmann Januar 2006 12 Hospitalisations-Indikationen Offene Akutpsychiatrie mit integrativem inkl. psychotherapeutischem Ansatz (1 Station vorübergehend schliessbar) Alle Diagnosen v.a.: • Depression, Burnout, Ängste, Zwänge, Lebenskrisen • Psychosomatische Leiden, Schmerzsyndrome, Essstörungen, ADHS • Krisen bei Persönlichkeitsstörungen, inkl. Borderlinestrukturen • Sekundäre Suchtleiden (Alkohol, Tabletten) © T. Brühlmann Januar 2006 13 Ärztliche Angebote • Nur leitende Ärzte und Chefarzt • Psychotherapie - Drei Einzelgespräche pro Woche - Paar-/Familiengespräche - Spezifische Gruppentherapien - Depression und Burnout Ängste und Zwänge Psychosomatik Suchtkrankheiten Alterspsychotherapie Seminar Lebensqualität • Psychopharmakotherapie • Somatische Behandlungen durch Internisten © T. Brühlmann Januar 2006 14 Unsere leitenden Ärzte und ihre diagnostischen und therapeutischen Schwerpunkte Dr. Toni Brühlmann, Chefarzt analytische, systemische und anthropologische Psychotherapie Dr. Ralf Krek, stv. Chefarzt Depression, Burnout, Lebenskrisen Pharamakotherapie, systemische Therapie Dr. Tabea Apfel Depresssion, Burnout, Lebenskrisen Alterspsychiatrie Dr. Silvano Sommer Suchtleiden, Essstörungen Analytische und körperbezogene Therapien Dr. Heinrich-Peter Fischer Psychosomatik, Schmerz, Alterpsychiatrie Dr. Thomas Löblein (ab 1.2.06) Angst, Zwang, Persönlickeitsstörungen Verhaltenstherapie Dr. Steffen Straub (ab 1.4.06) Posttraumatische Störungen, Psychosen, Angehörigenarbeit, Skilltrainings © T. Brühlmann Januar 2006 15 Unsere Psychologen • lic. phil. Elisabeth Gurnter Testpsychologie (auch ambulant) Autogenes Training • lic. phil. Ivan Kaspar Psychodrama © T. Brühlmann Januar 2006 16 Spezialtherapien • Ergotherapie • Maltherapie Katharina Grindler • Bewegungstherapie Elisabeth Rohr • Entspannung nach Jacobson Elisabeth Rohr • Physiotherapie Dobroslawa Zumbühl • Sport Karin Müller • Sozialdienst Barbara Morf, Eva Heierle Ursula Müller/Stefanie Bachofner © T. Brühlmann Januar 2006 17 Ganzheitliche Pflege • Nur Pflegefachpersonen HF (früher DNII) • Individuelle Betreuung durch Bezugspersonen • Therapeutisch geführtes Zusammenleben auf der Station mit gemeinsamen Aktivitäten • Pflegedirektorin Madeleine Eisenbarth • Station A Leiter Paulus Wijnhoven • Station B Leiter Lars Huneke © T. Brühlmann Januar 2006 18 © T. Brühlmann Januar 2006 19 Anmeldeprocedere • Wenn möglich vorgängige Kostengutsprache • Schriftliche Anmeldungen an „Ärztliche Direktion“ per Post, per Fax 044 925 15 10 • Telefonische Anmeldung an Dienstarzt Direktwahl: 044 925 15 00 • Häufige Vorgespräche zur Klärung von Indikation und Behandlungszielen • Meistens fix vereinbarte Eintrittszeiten, grundsätzlich Notfalleintritte jederzeit möglich (ausser bei Bedarf nach intensiver Überwachung) © T. Brühlmann Januar 2006 20 Arzt-/Therapeutenkontakt während Hospitalisationszeit • Nachfragen und Informationen unsererseits Schriftliche Eintrittsbestätigung? Wie oft Verlaufsinformation? • Spontanes Nachfragen / Informationen durch ambulante Ärzte/Therapeuten erwünscht © T. Brühlmann Januar 2006 21 Austrittsprocedere • Bei unbefriedigendem Verlauf/unsicherer Austrittssituation Besprechung mit dem Nachbehandler • Vereinbarung des ersten ambulanten Termins durch Patienten selber • Sofortige Information bei Austritt (Austrittsbericht, ev. Telefon oder Kurzaustrittsbericht) • Bei Bedarf 1-2 ambulante Nachtermine bei uns © T. Brühlmann Januar 2006 22 Welche stationäre Psychiatrie braucht man heutzutage noch? -von der alten zur neuen Hohenegg Inhalt 1. Was wird mit der alten Hohenegg in medizinischer Hinsicht „gespart“? 2. Indikationsmodelle für stationäre Hospitalisationen: • Eskalationsmodell • Selektionsmodell 3. Die neue Hohenegg als Klinik für selektive Indikationen 4. Konkrete Beispiele zum Selektionsmodell © T. Brühlmann Januar 2006 23 Beispiele für selektive Indikationen zur stationären Behandlung • Ambulant sich hinziehende Behandlungen mit schwindenden Verbesserungsideen (Ängste, psychosomatische und funktionelle Leiden, Depressionen, Persönlichkeitsstörungen) • Modern: Burnout in anstrengender Berufssituation ohne Entwicklungspotenz • Chronischer Ehekonflikt mit dyadisch polarisierter depressiver Erschöpfung • Anhaltende Isolation/Einsamkeit bei chronischer (Sub)Depression • Weitere Beispiele? © T. Brühlmann Januar 2006 24 Bettenbelegung am 20. Januar 2006 Anzahl Betten Belegt davon 33 20 ( am 24.Januar 24 ) 12 Privat8 Halbprivat Altersverteilung 26, 30, 31, 37, 44, 45, 46, 52, 53, 55, 56, 62,68, 74, 76 Erstdiagnosen Depression 8 Anpassunsstörungen inkl. Burnout 4 Angststörungen 4 Dissoziative Störungen 2 Posttraumatische Störungen 1 Schizoaffektive Störungen 1 Weitere Diagnosen Persönlichkeitsstörungen 6 Sekundäre Suchtleiden 4 Bipolare Störung 2 Status nach Schizophrenie 1 © T. Brühlmann Januar 2006 25 Tarife / Krankenkassen • Tagesgrundtaxe HP 620 / P 730 plus Einzelleistungen für Therapien (SLK, Ergo-, Physio-Tarif) • Mit vielen Krankenkassen bestehen Verträge = Akzeptanz • auch ohne Vertrag erteilen die meisten Krankenkassen eine Kostengutsprache insbesondere für Privat-Versicherte • Bei Zusatzversicherten Allgemein ganze Schweiz braucht es eine individuelle Absprache mit den Versicherern • Wir unterstützen die Patienten und die zuweisenden Ärzte bei der Erlangung von Kostengutsprachen © T. Brühlmann Januar 2006 26