Grundlagen des Lernens und Lehrens im Religionsunterricht

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Grundlagen des Lernens und Lehrens
im Religionsunterricht
Einführungsmodul Religionspädagogik (6 Credits)
Katholische Religion: L 1: M 3, L 2/L 4: M 23, L 3 M 33.
(Teil 1: Einführungsseminar WS; mit Portfolio)
Teil 2: Vorlesung SoSe 2008
Nach „alter Studienordnung“: Hauptvorlesung RP.
Lehrender und Modulverantwortlicher:
Prof. Dr. Herbert A. Zwergel;
Sprechstunde Di 14.00 – 15.30 Uhr, D 9.
Modulprüfungsleistung zu dieser Vorlesung:
Zeitnahe Erweiterung des Portfolios: je ein Abstract zu den
Themenbereichen: Religionsbegriff; Kompetenzen
religiösen Lernens; ausgewählte Konzeption des RU; ein
Abstract zu einem frei gewählten Themenaspekt.
Zwergel, Vorlesung SoSe 2008
1
Katholische Institut
für Theologie
Aufgaben des Religionsunterrichts im Spiegel
seiner Konzeptionen
(historischer Rückblick zur Differenzierung des
Aufgabenfeldes)
Fähigkeit zur Reflexion über die Bedeutung und Entwicklung des
Faches; Entwicklung von Problemsichten und Lösungsansätzen
für gegenwärtige Praxis des Religionsunterrichts aus den
skizzierten Konzeptionen.
Zwergel, Vorlesung SoSe 2008
2
Katholische Institut
für Theologie
Konzeptionen des Religionsunterrichts
Zwergel, Vorlesung SoSe 2008
3
Katholische Institut
für Theologie
"RU" als ordentliches „Lehrfach“, in Übereinstimmung
mit den Grundsätzen der Religionsgemeinschaften
(Art. 7,3 GG)
Zwergel, Vorlesung SoSe 2008
4
Katholische Institut
für Theologie
Evangelischer RU
•
•
•
•
•
Bibelunterricht
Liberale Religionspädagogik
Evangelische Unterweisung
Hermeneutischer RU
Problemorientierter RU
– thematisch orientiert
– offen
• Ideolpogiekritischemanzipatorischer RU
• Therapeutisch-sozialisationsbegleitender RU
• RU nach dem Konvergenzmodell
• Symboldidaktik
• Performativer RU
Zwergel, Vorlesung SoSe 2008
5
Katholische Institut
für Theologie
Katholischer RU
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Neuscholastische Katechese
Reformpädagogischer RU
Material-kerygma-tischer RU
Bibelfrühling
Unterricht über Lebensfragen
Hermeneutischer RU
RU als Information
Problemorientierter RU
Korrelationsdidaktik
Symboldidaktik
Zwergel, Vorlesung SoSe 2008
6
Katholische Institut
für Theologie
Glaube / Tradition
1820
Leben / Erfahrung
Bibelunterricht
Neuscholastische Katechese
Liberale Religionspädagogik
Reformpädagogischer RU
Evangelische Unterweisung
Material-kerygmatischer RU
Hermeneutischer
HermeneutischerRU
RU
Thematisch-problemorientierter RU
Offen-problemorientierter RU
Ideologiekritisch-emanzipatorischer RU
Therapeutisch-sozialisationsbegleitender RU
RU nach dem Konvergenzmodell
Korrelationsdidaktik
2006
Symboldidaktik
Performativer RU
Zwergel, Vorlesung SoSe 2008
7
Evang. Konzept.
Kath. Konzept.
Katholische Institut
für Theologie
Evangelischer RU
Zwergel, Vorlesung SoSe 2008
8
Katholische Institut
für Theologie
Bibelunterricht
Die Entwicklungen bis zum Ersten Weltkrieg nachzuzeichnen,
überschreitet den Rahmen dieser Vorlesung. Der eine Spannungspol ist mit Diesterweg umschrieben, der andere soll durch das
Stichwort "Bibelunterricht" markiert werden. Daß auch Erkenntnisse
der Jugend- und Entwicklungspsychologie aufgegriffen wurden, RU
an den Erfahrungen der Kinder orientiert wurde, soll dabei keineswegs ausgeklammert werden. Insgesamt jedoch stellt sich, auch
um der Wirkungslosigkeit vieler ru Bemühungen um Wissensvermittlung zu begegnen, eine Orientierung an der Erlebnispädagogik
ein, mit einem Schwerpunkt beim Erzählen biblischer Geschichten.
Dazu wird heute angemerkt, daß auch diese Orientierung nicht als
"vom Kinde her", sondern eher als eine Bemächtigung des Kindes
zu sehen ist (vgl. Nipkow/Schweitzer, 39)
Im Gefolge wird der Religionsunterricht in mehrfacher Hinsicht
"geschichtlicher Unterricht", mit Bevorzugung biblischer Geschichten zur Illustration religiöser Persönlichkeiten.
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Katholische Institut
für Theologie
Liberale Religionspädagogik
Bereits vor dem Ersten Weltkrieg; nach dem Krieg Wiederanknüpfung, gleichsam „folgenlos“: Kulturprotestantisch orientierte
neue Richtlinien (Verflechtung der Religion bzw. des Christentums
mit der allgemeinen Kultur); Ganzheit der Person betont (Berücksichtigung der Schüler auf den verschiedenen Altersstufen) und auf
den Anspruch der Sache konzentriert (Unterricht nicht nur vom
Kinde aus, sondern auch von den Kulturgütern). Legitimation des
RU von Schule und Bildung her, nicht von Kirche und Katechumenat.
Man versteht das "Christentum als geschichtliche Religion ... im
Zusammenhang der Weltgeschichte" und die deutsche Ausprägung
des Christentums erscheint "nur im Rahmen des ganzen deutschen
Geisteslebens verständlich". (Zitate bei Nipkow/Schweitzer, 2/2, 23)
Didaktisch: Arbeitsschulprinzip (Hugo Gaudig); ev. rezipiert: Otto
Eberhard: Zunahme der Bedeutung der Kategorie "Leben"; "Von
der Arbeitsschule zur Lebensschule" (1925); "Evangelische
Lebenskunde auf wertpädagogischer Grundlage" (1928)
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Katholische Institut
für Theologie
Evangelische Unterweisung
Antiliberale Grundhaltung; es setzt sich insgesamt eine am Wort
Gottes orientierte Verkündigungskonzeption durch. Grenzen der
Pädagogik. (Als katholischer Religionspädagoge werde ich einige
innere Differenzierungen dieser theologischen Entwicklung nicht
zureichend rekonstruieren können; die Evangelische Unterweisung
wird als RU-Typus angesprochen und nicht in historischem
Interesse rekonstruiert.)
Karl Barth (1886-1968) kritisiert nachdrücklich die zeitgenössische
evangelische Theologie, die durch die liberale Theologie und den
Kulturprotestantismus, besonders angesichts des Ersten Weltkrieges versagt habe; sie habe nicht die Sache Gottesvertreten. Unterscheidungvon Religion (Versuch der Selbstrechtfertigung des Menschen, Sünde) und Glaube (Geschenk von der allein rechtfertigenden Gnade Gottes her). Grundschrift: Der Römerbrief (1919). Trotz
der radikalen Verderbnis des Menschen hört dieser nicht auf, Partner Gottes zu sein, weil Gott in Christus den Menschen unwiderruflich bejaht. - Mitbegründer der "Bekennenden Kirche", die gegen
die Ideologie der "Deutschen Christen" (evangelische gleichgeschaltete Reichskirche, mit eigenem Reichsbischof; Ablehnung des
Alten Testaments, Unterstützung der Judenpolitik Hitlers) und
gegen den Nationalsozialismus kämpft.
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Katholische Institut
für Theologie
Evangelische Unterweisung (Forts.)
Ausgangspunkt ist auch in der "Religions-"Pädagogik das "Wort
Gottes"! Deshalb "Verkündigung" in Gemeinde wie in Schule. "Wie
aber konnte ein verkündigender Unterricht gleichzeitig noch
Unterricht im didaktisch-methodischen Sinne bleiben, zumal in der
Schule?" (Nipkow/Schweitzer, 2/2, 29)
"Konsequent folgt aus dem Ansatz die grundsätzliche Relativierung
der Methodik durch den Primat des ´heiligen Geistes´ (Heckel s.u.
76) und das schwindende Interesse an der Didaktik. ... Die
Unterrichtssituation nimmt Züge einer gottesdienstlichen
Veranstaltung an, indem verstärkt Andachtsformen wie Gebet und
Gesang das verkündigende Erzählen biblischer Geschichten - so
eine Hauptaufgabe - einbetten und tragen..." (Nipkow/Schweitzer,
2/2, 29; Hervorh. i.O.) - Gott selbst spricht, niemand sonst! (K.
Barth) Das führt in eine Aporie - Spannung, Ausweglosigkeit -, in
eine Dialektik, die der neuen Theologie den Namen gibt:
Dialektische Theologie.
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Katholische Institut
für Theologie
Evangelische Unterweisung (Forts.)
Bedeutende Theoretiker dessen, was (erst nach dem 2. Weltkrieg)
nicht mehr Religionsunterricht, sondern Evangelische Unterweisung
heißt: Gerhard Bohne; Helmuth Kittel, der sein Wort von der
"Schule unter dem Evangelium" vor und nach 1945 gebrauchte
(Anknüpfung):
"Schule unter dem Evangelium ist eine Schule, die den Lebenszusammenhang der Gemeinde nicht zerstört, sondern sich ihm einfügt
und ihm dient. Denn das Evangelium verurteilt jede pädagogische
Autonomie, in der der Lehrer tut, als wäre er selbst der Herrgott. Es
macht vielmehr den Lehrer zum Diener der Ordnung Gottes, die er
zur wirklichen Autorität seiner Kinder werden zu lassen hat. Heute
bedeutet dies in weltlicher Hinsicht vor allem anderen, daß der Lehrer seine Schule den werdenden nationalsozialistischen Ordnungen
des deutschen Volkes öffnet und diese unter das Licht des Evangeliums stellt, so daß sie für die Kinder unausweichliche Bedeutung
erhalten. Evangelium und Nationalsozialismus sind also keine konkurrierende Größen. [Forts. Zitat nächste Folie]
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Katholische Institut
für Theologie
Evangelische Unterweisung (Forts.)
Wo der Nationalsozialismus zu einer konkurrierenden Religion
umgefälscht wird, ist dagegen vom Evangelium her Einspruch zu
erheben. Der Lehrer, der im Gehorsam gegen das Evangelium
diesen Einspruch geltend macht, handelt damit im Sinne des
Führers und im Sinne der Parole von Hans Schemm: Unsere Politik
heißt Deutschland, unsere Religion heißt Christus." (H. Kittel, Das
begrenzte Recht das Nationalsozialismus - Richtlinien für den
Religionsunterricht an der neuen deutschen Schule [1935], in:
Nipkow/Schweitzer, 2/2, 112).
H. Kittel sieht den äußeren Menschen "nahezu umstandslos im
gegebenen, ihn fordernden weltlichen Bereich" verankert, womit er
der nationalsozialistischen Ideologie kaum Widerstand entgegenzusetzen vermochte. Eine besondere Rolle spielt die Verhältnisbestimmung zum Alten Testament, welches die Deutschen Christen
mitsamt dem Gott des AT abgelehnt hatten. Diese Verhältnisbestimmung, z.B. bei H. Kittel ist neutestamentlich bestimmt, enthält
aber deutliche antijudaistische Momente. (vgl. bei Nipkow/Schweitzer, 2/2: 107ff)
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Katholische Institut
für Theologie
Evangelische Unterweisung (Forts.)
. Kittel ist auch nach dem 2. Weltkrieg bedeutsam, wo jetzt der RU
in "Evangelische Unterweisung" umbenannt wird: "Nie wieder
Religionsunterricht!" setzt "Kirche in der Schule" fort, muss aber
auch in der Konnotation gelesen werden, als wäre der RU als
"Religionsunterricht" mitverantwortlich für die Katastrophe des
Nationalsozialismus; dadurch erspart sich Kittel, seinen eigenen
Anteil zureichend zu reflektieren; so wird insgesamt weiterhin
versäumt, die gesellschaftliche und kirchliche Situation unter den
Bedingungen der Moderne zu sehen, zu reflektieren und auch in
politischen Kategorien zu antworten. Trotzdem geht die Ev. Unterw.
unterrichtlich durchaus methodisch vor: Herbartsche Formalstufen;
psychologisierende Elemente; Unterricht vom Kinde her: also
theoretisch Glaubensunterricht, in der Praxis aber durchaus
methodisch-didaktisch orientiert.
Zwergel, Vorlesung SoSe 2008
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Katholische Institut
für Theologie
Evangelische Unterweisung (Forts.)
Zum Umgang mit der Bibel in der Ev.Unterw.: Jesus gesehen "auf
dem Goldgrund der Legende", wie H. Stock analysiert: "Der Vorwurf
an die Adresse der Verkündigungskatechetik der Evangelischen
Unterweisung ist unmißverständlich: ´Man überspringt bewußt die
historisch-kritische Fragestellung und ergibt sich einer auf direkte
Verkündigung bedachten Erbaulichkeit; man ordnet die Texte dem
schon mitgebrachten Deutungsschema unter und treibt dann nicht
eigentlich mehr Exegese und Interpretation, sondern man braucht
die Evangelientexte als Material und Beleg für eine lehrhaftkerygmatische Unterweisung´ (Stock s.u. 160) (Nipkow/Schweitzer,
2/2, 47). - Hier ist die Krise der Ev. Unterw., aber auch des RU in
den 1960er insgesamt schon angekündigt.
Oskar Hammelsbeck (beeinflußt von Barth und Bonhoeffer
ebenfalls vor und nach dem 2. Weltkrieg bedeutsam), der
"Bekennenden Kirche" angehörend: Jesus Christus befreit aus den
gottlosen Bindungen dieser Welt.
Zwergel, Vorlesung SoSe 2008
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Katholische Institut
für Theologie
Hermeneutischer RU
Rahmen: Hans Stock, Auslegung der synoptischen Evangelien im
Religionsunterricht (1959) Weiterhin Mittelpunktstellung der Bibel,
aber: Religionslehrer "Interpret unter den Bedingungen des NichtGlaubens" (Stock). (Hier kündigt sich schon die nächste Frage an:
H.B. Kaufmann, Muß die Bibel im Mittelpunkt des Religionsunterrichts stehen? Auf dem Weg zum Religionsunterricht im Lebenskontext und Dialog [1966].)
Grundlagen des Hermeneutischen RU:
Hermeneutik, griechisch: hermeneutike techne (Aristoteles), Kunst
der Auslegung, wird in der modernen Philosophie zur Frage nach
Voraussetzungen und Vollzug von Verstehen überhaupt. Für das
Verstehen der Bibel wird es an der Stelle wichtig, wo G.E. Lessing
(1729-1781) von einem "garstig breiten Graben" zwischen der
biblischen Welt und der unseren gesprochen hat, der nicht zu
überspringen ist. Die Frage lautet also grundsätzlich: Gibt es eine
Möglichkeit, diesen Graben zu überspringen, oder bleiben für ein
modernes, naturwissenschaftlich-aufgeklärtes Weltbild die Texte
der Bibel mit ihrem mythischen Weltbild verschlossen?
Zwergel, Vorlesung SoSe 2008
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Katholische Institut
für Theologie
Hermeneutischer RU (Forts.)
Das Problem wird in der Philsophischen Hermeneutik (H.G. Gadamer, Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen
Hermeneutik, Tübingen 1960) präzisiert: Verstehen kann man nur,
wenn es einen gemeinsamen Verstehenshorizont gibt; ohne diesen
gemeinsamen Horizont ist kein Verstehen, weder in Sprache noch
in den Zeichen der Dinge (Objektivationen des menschlichen Geistes) möglich. Wenn das zu Verstehende und der Verstehende
unterschiedlichen Horizonten angehören, kann sich Verstehen nur
als Horizontverschmelzung vollziehen, und zwar mittels eines
dritten Gemeinsamen. (Am Beispiel: Wenn die Texte der Bibel dem
antiken mythischen Weltbild [mit der Rede von Dämonen und
Engeln, Eingreifen Gottes über Wunder etc.] verpflichtet sind,
dieses Weltbild aber für den modernen Menschen [Krankheit und
Unbewußtes, allumfassende Gültigkeit der naturwissenschaftlichen
Weltsicht] überwunden zu sein scheint, kann Verstehen der Bibel
nur dann sich vollziehen, wenn ein umfassendes Drittes gefunden
wird.)
Zwergel, Vorlesung SoSe 2008
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Katholische Institut
für Theologie
Hermeneutischer RU (Forts.)
Die Voraussetzungen für Verstehen liegen also im Vorverständnis
(Vor-Urteil, im wertneutralen Sinn), das immer schon mitgebracht
wird; denn man muss immer schon in diesem Vorverständnis
stehen, soll Verstehen überhaupt zustande kommen. Die Bedingungen hierfür liegen in der menschlichen Sprache und in der Verfasstheit des menschlichen Denkens als Weltzugriff in Sprache: Sie
sichert den grundlegenden unverzichtbaren hermeneutischen
Horizont.
Für den hermeneutischen Religionsunterricht kann dieses Modell
der Hermenentuik erst greifen, wo mit dem Entmythologisierungsprogramm Rudulf Bultmanns der Raum der Existentialen Interpretation geöffnet wird: Entmythologisierung bedeutet die Entkleidung der z.B. biblischen Wundererzählungen von der mythischen
Einkleidung: z.B. Stillung des Seesturms muss von dem Anherrschen dämonischer Mächte des Sturms und des Wassers durch
Jesus und den Folgen der Stillung des Sturms und der Glättung
des Wassers entkleidet werden.
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Katholische Institut
für Theologie
Hermeneutischer RU (Forts.)
Was bleibt dann aber übrig? Die Kernerfahrung der Menschen mit
Jesus war: Gott rettet! Sonst nichts! Das ist das zugrunde liegende
Existential, das alle Menschen angeht, weil jeder auf Rettung in Not
hofft. Der antike Mensch konnte dies nicht anders als in einer Wundergeschichte erzählen. Wenn deren Form uns heute nicht mehr
erreicht, so bleibt die zugrunde liegende gestaltete Erfahrung aber
dennoch bestehen: Gott rettet den Menschen in seiner Not. Bultmann arbeitet diese Existentialien heraus: Heil, Rettung, Schuld,
Vergebung etc.
Damit hat er aus der Sicht des Hermeneutischen Religionsunterrichts jenes Dritte gefunden, das in der Lage ist, den garstig breiten
Graben zu überbrücken: Wenn wir auch mit der antik-mythologischen Weltdeutung nichts mehr anzufangen wissen, werden biblische Texte doch dadurch in einen gemeinsamen Verstehenshorizont gestellt, weil es dort wie im eigenen Leben um die unverzichtbaren Grundfragen (eben die Existentiale) geht; wer diese ausklammert, reduziert das menschliche Leben.
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Katholische Institut
für Theologie
Hermeneutischer RU (Forts.)
H. Halbfas (s. u. Katholischer RU) formuliert deshalb: "Unterricht als
Auslegung" heißt: Biblische Texte werden existential ausgelegt,
was die Situation der Schüler des RU erschließt; das Leben wird
existential ausgelegt, was biblische Traditionen dem Verstehen
erschließt, weil es in beiden um die gleichen Fragen und Antworten
geht.
Hier knüpfen zwei Kritiklinien des Herm. RU an:
(1) Schwerpunkt bei der historisch-kritischen Exegese; mancher RU
wie ein exegetisches Proseminar; Problem, wie sich aus der
Analyse wieder eine Einheit des Verstehens ergeben könnte, die ja
in der existentialen Interpretation angezielt ist.
(2) Verstehen wird existential-individualistisch gefasst; die
gesellschaftlichen Bedingungen von Verstehen werden weitgehend
ausgeklammert; man bewegt sich im engeren Horizont von
Schüler- Subjekt und Text und vernachlässigt die sich gravierend
verändernde gesellschaftliche Situation, die das Lebensgefühl der
Schülerinnen und Schüler mitbestimmt (Übergang der Aufbauphase
nach dem Krieg in eine Wohlstandsphase ineins mit beginnender
Autoritätskrise, Veränderung zwischenmenschlicher Beziehungen,
Aufkommen der Medien-Kultur, soziale Mobilität etc.)
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Katholische Institut
für Theologie
Hermeneutischer RU (Forts.)
Unaufhebbares Erbe des Herm. RU bleibt, die Bedingungen des
Verstehens überhaupt herausgearbeitet zu haben; zu erweitern ist
diese Einsicht, dass auch die gesellschaftlichen Bedingungen
Verstehen mit konstituieren, weshalb Sprache und Verstehen auch
gesellschaftstheoretisch zu reflektieren sind.
Ergänzende Stichworte: Tiefenhermeneutik; Pluralität der
Hermeneutiken; feministische Hermeneutik.
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Katholische Institut
für Theologie
Problemorientierter RU
Vgl. K.E. Nipkow, Artikel: Problemorientierter Religionsunterricht, in:
N. Mette/F. Rickers (Hg.), Lexikon der Religionspädagogik, Bd. 2,
1159- 1165, Neukirchen-Vluyn 2001.
Der hermeneutische Religionsunterricht mit seiner individual-existentialen Berücksichtigung des Schülers konnte nicht verhindern,
dass in der Autoritätskrise nach den "68ern" diese Krise auch den
RU betraf. In Frankfurt forderte der Sozialistische Lehrerverband
die Schüler auf: Meldet euch massenhaft vom Religionsunterricht
ab! Der Aufforderung folgten ganze Schulklassen, nicht nur einzelne Schüler. Dies mochte mit der genannten Engführung und der
Ausblendung der gesellschaftlichen Situation der Schüler des RU
zu tun haben. Wichtig war dabei aber auch, dass man sich in dem
auch in Frage gestellten System Schule nirgendwo anders als im
RU abmelden konnte; die Abmeldung vom RU wurde zum Symbol
für die Stellung zur Autorität insgesamt, freilich mit zusätzlichen
Implikationen zum Kirchenverhältnis.
Zwergel, Vorlesung SoSe 2008
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Katholische Institut
für Theologie
Problemorientierter RU (Forts.)
Durch die Orientierung am Schüler wird gefragt: „Muß die Bibel im
Mittelpunkt des Religionsunterrichts stehen?“ (H.B. Kaufmann,
1966) und ein thematisch-problemorientierter RU entwickelt (K.E.
Nipkow, Problemorientierter Religionsunterricht nach dem
„Kontexttypus“, 1971). „Die ausgewählten ´Themen´ betreffen
religiöse, kirchliche, anthropologische, ethische und politische
Fragen, die mehrperspektivisch und auf jeden Fall auch theologisch
zu behandeln sind. Religionsunterricht soll beides in einem sein:
´Gespräch über die Wirklichkeit im Lichte evangelischen Glaubens
und Gespräch über den Glauben im Lichte der Wirklichkeit.´“
(Nipkow/Schweitzer, 2/2, 51)
Kontext-Typus meint dabei, dass die Themen nicht mehr nach den
theol. Disziplinen entwickelt werden; vielmehr werden die Inhalte
dieses RU entlang bestimmter Fragen artikuliert und die Theologie
kommt dann in deren Kontext zur Sprache, genauso aber auch
Human- und Sozialwissenschaften. Nipkow nennt in LexRP ein
Beispiel: "Auf ein Thema, z.B. ´arm - reich´ werden die Befunde aus
theol., aber fortan auch nicht-theol. Disziplinen (Kultur-, Sozial-,
Naturwissenschaften) bezogen. ... P.RU meint jetzt nicht bloss
´Probleme´ als Stoffe, sondern Unterricht über ProblematischGewordenes." (1560).
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Katholische Institut
für Theologie
Problemorientierter RU (Forts.)
Der offene problemorientierte RU gibt die thematische Konzentrierung zugunsten einer entschiedenen Einlassung auf die jeweiligen
Fragen der Schüler des RU auf (vgl. H. Heinemann).
Reiche „Modell“-Produktion. „Medien im Religionsunterricht“.
Kritik: In der Pluralität der Positionen wird kaum ein Bewusstsein
und kein Kriterium dafür entwickelt, was über einen rein subjektiven
Standpunkt hinaus evtl. das Christliche auszeichnet; die Frage wird
erst gar nicht gestellt. Religion wird als Problemlösungspotential
gesehen, aber nicht Religion als Religion vermittelt. Spannung
zwischen Problemorientierung und Schülerorientierung: die Orientierung an Schülerinteressen verliert möglicherweise Wachstumserfordernisse gegen die aktuellen Interessen aus dem Blick.
Bleibend ist vom P.RU die unaufgebbare Orientierung an den
Fragestellungen und Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler.
Bibelorientierung/Glaubensorientierung und Problem- /Erfahrungsorientierung können nicht mehr als Gegensätze gesehen werden,
beide sind sowohl pädagogisch wie theologisch vermittelt.
Zwergel, Vorlesung SoSe 2008
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Katholische Institut
für Theologie
Ideologiekritisch-emanzipatorischer RU
G. Otto/H.J. Dörger/J. Lott, Neues Handbuch des Religionsunterrichts, 4. Aufl. des vollständig überarbeiteten und neu herausgegebenen Handbuchs des Religionsunterrichts (1964) Hamburg
1972
S. Vierzig, Ideologiekritik und Religionsunterricht. Zu Theorie und
Praxis eines kritischen Religionsunterrichts, Zürich/Einsiedeln/Köln
1975
H.A. Zwergel, Zum Begründungsproblem einer kritischen
Religionspädagogik, in: Informationen zum Religionsunterricht, Heft
4/1973, 9-12; wieder abgedruckt in: K. Wegenast (Hg.), Religionspädagogik, Bd. 2: Der katholische Weg. Darmstadt 1983, 397-405;
H.A. Zwergel, Hermeneutik und Ideologiekritik, in: W. Simon/H.-G.
Ziebertz (Hg.), Bilanz der Religionspädagogik, Düsseldorf 1995, 1027
Zwergel, Vorlesung SoSe 2008
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Katholische Institut
für Theologie
Ideologiekritisch-emanzipatorischer RU (Forts.)
Grundregeln zum kritischen Gebrauch der Ideologie-Kategorien
(vgl. Hb.d.RP,. Bd.2, Gütersloh und Zürich 1974, 251-270):
Die eigenen Voraussetzungen sichtbar machen und befragen.
Die Grenzen standortgebundenen und interessenbezogenen
Erkennens bedenken.
Die Möglichkeit eigenen Irrens in Aussagen über die Wirklichkeit
erwägen.
Ideologieverdacht und Irrtumsvermutung unterscheiden.
Die Konsequenzen einer Absolutsetzung des Ideologiebegriffes
erkennen.
G. Otto u.a. ausgesprochen kirchen- und gesellschaftskritische
Position; Ausweitung des Religionsbegriffs, schulpädagogische und
schülerorientierte Ausrichtung des RU; Ziel: Emanzipation als
Fähigkeit zur Kritik mit dem Ziel der Autonomie sowie der Fähigkeit
zum Abbau von Herrschaft; biblische Tradition kommt nur dann ins
Spiel, wenn sie diesen Zielen dient.
S. Vierzig: Reflexionskompetenz eine tragende Rolle.
Zwergel, Vorlesung SoSe 2008
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Katholische Institut
für Theologie
Therapeutisch-sozialisationsbegleitender RU
D. Stoodt, Religionsunterricht als Interaktion. Grundsätze und Materialien zum evangelischen RU der Sekundarstufe I, Düsseldorf 1975
Frankfurter ev. Rel.Päd.: Konzept eines therapeutischen RU; Identitätsförderung ist nicht möglich, ohne die Verletzungen durch religiöse Sozialisation und verdrängte Erfahrungen aufzuarbeiten;
tiefenpsychologisch orientiert kann dies nur durch einen therapeutischen Prozess geschehen, aus dem im Durcharbeiten der Vergangenheit Ich-Stärke für Gegenwart und Zukunft erwächst.
Da ReligionslehrerInnen nicht die erforderliche therapeutische
Kompetenz besitzen, wandelt Stoodt sein Konzept in einen "sozialisationsbegleitenden RU" um: der RU soll wenigstens selbst nicht
noch zu zusätzlichen Beschädigungen der Kinder und Jugendlichen
beitragen und soweit möglich, Beschädigungen ihrer bisherigen
Sozialisation abmildern.
Mit diesem kompetenzorientierten Konzept rücken die RL stärker in
das Blickfeld der Aufmerksamkeit. Bleibend sind die Forderungen
nach kommunikativen Kompetenzen, nach Selbsterfahrung und vor
allem Supervision als Praxisbegleitung, also ganz moderne, heute
immer noch nicht ganz eingelöste Forderungen an die (R-)Lehrerausbildung.
Zwergel, Vorlesung SoSe 2008
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Katholische Institut
für Theologie
RU nach dem Konvergenzmodell
Diese Form des Religionsunterrichts ist evangelischerseits mit dem
Namen Karl-Ernst Nipkow verbunden. Eine genaue Datierung lässt
sich schwer rekonstruieren; wohl aber findet sich der Begriff der
Konvergenz im katholischen Synodenbeschluß "Der Religionsunterricht in der Schule" von 1974. Vgl. auch die Bemerkung oben
unter problemorientiertem RU zum "RU nach dem Kontexttypus".
Konvergenz von Glaubenstradition und Lebenserfahrung.
Zur religionsdidaktischen Ausformung vgl. unten zu
Korrelationsdidaktik (kath.)
Zwergel, Vorlesung SoSe 2008
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Katholische Institut
für Theologie
Symboldidaktik
Es geht auch in der Symboldidaktik um das Thema "Vermittlung von
Glauben und Lebenserfahrung": "Sie geht von der Prämisse aus,
daß eine Entsprechung zwischen Glauben und Leben besteht; sie
intendiert eine Vermittlung von Glauben und Leben und sucht diese
durch ein ständiges Hin- und Her-Schwingen zwischen beiden
Polen zu erreichen. Die Bedeutung des Symbols in diesem
Vermittlungsprozess läßt sich am besten mit einem Symbol zur
Sprache bringen: Die Symbole stellen eine Brücke des Verstehens
zwischen der Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen und der
Welt der Religion dar." (P. Biehl, Festsymbole. Zum Beispiel
Ostern. Kreative Wahrnehmung als Ort der Symboldidaktik,
Neukirchen- Vluyn 1999, 5; Hervorh. i.O.)
Symbolbegriff: P. Tillich, P. Ricoeur, S.K. Langer, S. Freud, A. Lorenzer, G.H. Mead;
"Die bei Tillich, Ricoeur, A. Lorenzer u.a. vorliegende
Entgegensetzung von Symbol und Zeichen ist nicht haltbar.
´Symbol´ bezeichnet eine bestimmte Zeichensorte, nämlich
Zeichen mit einem mehrfachen Sinn." (Biehl, Festsymbole, 15)
Zwergel, Vorlesung SoSe 2008
30
Katholische Institut
für Theologie
Symboldidaktik (Forts.)
Vgl. H.A. Zwergel, Paul Ricoeur: Hermeneutik der Symbole und die
Frage nach dem Subjekt - Ein Nachvollzug in religionspädagogischer Absicht, in: Religionspädagogische Beiträge 23/1989, 17-37.
Ev. Hauptvertreter: Peter Biehl, Symbole geben zu lernen, 2 Bde,
Neukirchen-Vlyun 1991, 1993; ders., Festsymbole. Zum Beispiel
Ostern. Kreative Wahrnehmung als Ort der Symboldidaktik,
Neukirchen-Vluyn 1999.
Kath. Hauptvertreter: Hubertus Halbfas (s.u.)
Symboldidaktische Perspektiven (nach P. Biehl, Festsymbole)
- durch Symbole neu wahrnehmen
- lebensweltliche Zugänge zu religiösen Symbolen
- mit allen Sinnen wahrnehmen
- Symbole in der Lebenswelt Jugendlicher wahrnehmen
Zwergel, Vorlesung SoSe 2008
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Katholische Institut
für Theologie
Symboldidaktik (Forts.)
Grundaufgaben (nach Biehl, LexRP 2001, 2074- 2079):
Sie nimmt in den selbst gebildeten Symbolen der Lernenden die
Erfahrungen, Wünsche und Bedürfnisse, die sich in ihnen verdichtet haben, wahr. Übergang von verborgenen Wünschen zu offenbaren Wünschen; Spannung von Zeigen und Verbergen.
Sie kann den Schlüsselerfahrungen der Lernenden symbolisch
Ausdruck verleihen und ihnen Symbol-Geschichten anbieten, die
sie selbst „ausprobieren“ müssen, um herauszufinden, ob ihre
Erfahrung diese braucht. Begleitung, Ich-Identität.
Sie kann durch Wahrnehmung, Deutung und Gestaltung religiöser
Symbole dazu beitragen, dass junge Menschen ein eigenes
Selbst-, Welt- und Gottesverständnis ausbilden.
Durch kreativen Umgang mit Symbol-Zeichen lässt sich ein Verständigungsraum erschließen, in dem Lernende sich mit ihrer Hilfe
über Motive und Ziele des gemeinsamen Handelns (vorläufig)
verständigen.
In unserer multireligiösen Gesellschaft befähigt sie Lernende zu
einem besseren Verständnis der fremden und der eigenen Religion:
durch teilnehmenden Vollzug an Ritualen anderer Religionen, religiösen Gruppen sowie durch Symbol-Vergleiche.
Zwergel, Vorlesung SoSe 2008
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Katholische Institut
für Theologie
Symboldidaktik (Forts.)
Didaktische Prinzipien (nach Biehl, Festsymbole)
Wahrnehmungsfähigkeit;
Selbsttätigkeit;
Handlungsorientierung;
Geschichtsbezug durch Erzählung;
Resymbolisierung durch originale Begegnung;
Unterbrechung und Überbietung
Stufen des Symbolverständnisses (nach Fowler/Schweitzer):
magisch-numinos;
eindimensional-wörtlich;
mehrdimensional-symbolisch;
kommunikativ-explizierend;
symbolisch-kritisch;
nachkritisch
Zusammenhänge:
Symbol und Mythos; Symbole und Rituale/Ämter
Zwergel, Vorlesung SoSe 2008
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Katholische Institut
für Theologie
Performativer RU
Bernhard Dressler/Michael Meyer-Blank (Hg.), Religion, Religionspädagogik und Semiotik, Münster 2003.
In einer Gesellschaft, in der der Bestand an religiöser Sozialisation
und damit auch von Grundwissen über Religion immer weiter zurückgeht, muss der Religionsunterricht dazu übergehen, den
SchülerInnen religiöse Phänomene als solche überhaupt erst zu
erschließen, zu „zeigen“. Dieser performative Ansatz eines Religionsunterrichts geht über Lehren als kognitive Vermittlung hinaus.
Dabei geht es aber nicht um eine neue Ontologisierung der Religion, sondern um die Wahrnehmung von Religion als Zeichenhandlung, als kommunikative Akte, in denen Menschen ihre Grundbefindlichkeiten ausdrücken. Damit stehen grundsätzlich die Zeichensysteme und ihr Gebrauch gleichwertig nebeneinander. Pluralitätsfähiges Konzept.
Reformulierung der Symboldidaktik: Kritik an Ontologisierungstendenzen; hin zur Orientierung an den Subjekten, die sich in den Zeichensystemen ausdrücken und mittels ihrer und in ihnen kommunizieren.
Hierzu bes.: M. Meyer-Blank, Vom Symbol zum Zeichen. Plädoyer
für eine semiotische Revision der Symboldidaktik, in: Dressler/Meyer-Blank, a.a.O., 10-26.
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Katholische Institut
für Theologie
Katholischer RU
•
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Neuscholastische Katechese
Reformpädagogischer RU
Material-kerygmatischer RU
Bibelfrühling
Unterricht über Lebensfragen
•
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•
•
•
Hermeneutischer RU
RU als Information
Problemorientierter RU
Korrelationsdidaktik
Symboldidaktik
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35
Katholische Institut
für Theologie
Neuscholastische Katechese
Die Rekonstruktion der katholischen Entwicklung beginnt mit der neuscholastischen Katechese. Es gibt auch im katholischen Bereich zahlreiche vorausgehende Diskussionen zum Katechismusverständnis,
zum Verhältnis Katechismus-Bibel und zum Verhältnis offenbarungsorientierter Vermittlung und naturalistisch-rationalistisch sich verstehender Moralerziehung durch Religion (mit moralpädagogischer Verzweckung der Bibel). So kann sich z.B. J.B. Hirschers Versuch nicht
durchsetzen, den Katechismus einer aus der Bibel gewonnenen
heilsgeschichtlichen Lesart zu unterwerfen (J.B. von Hirscher, Über
das Verhältnis des Evangeliums zur theologischen Scholastik der
neuesten Zeit im katholischen Deutschland, Tübingen 1823).
Vgl. zur kath. Entwicklung dieser Zeit: K. Wegenast, Religionspädagogik, Bd. 2: Der Katholische Weg, Darmstadt 1983: Kap. I: Religionspädagogik als Wert- und Moralpädagogik und als katholische Erziehungswissenscahft, 17-51; vgl. auch: W. Bartholomäus, Einführung in
die Religionspädagogik, Darmstadt 1983, 29-36.
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Katholische Institut
für Theologie
Neuscholastische Katechese (Forts.)
Für das Verständnis der Situation im katholischen Bereich des 19.
JH. ist insbesondere die Minderheitensituation der Katholiken in
Preußen bedeutsam und z.T. heute noch als Grundvorstellung bei
manchen wirksam: Herausbildung der katholischen Subkultur mit
eigener sozialer Bindung (katholisches Verbandswesen, ZdK),
Wallfahrten (Heiligtumsfahrt nach Trier), kultureller Ausformung und
Identität (Vorwurf des Ultramontanismus: die Katholiken haben
ihren Identifikationspunkt „jenseits der Berge“, ultra montana,
jenseits der Alpen in Rom beim Papst, dem „Heiligen Vater“ als
„Stellvertreter Christi auf Erden“, so auch die Stilisierungen des
Papsbtbildes.) (Vgl. hierzu F.X. Kaufmann/K. Gabriel [Hg.], Zur
Soziologie des Katholizismus]).
Dieses subkulturelle geschlossene Milieu hatte bis nach dem 2.
Weltkrieg Bestand und wurde erst, als Ausdruck sozialen Wandels,
aufgelöst: durch Flüchtlingsbewegung, durch Durchmischung der
Bevölkerung und Mischehen, später dann durch Zuwanderung,
Migration und Modernisierungsprozesse wie Enthierarchisierung,
Mobilität, Individualisierung und Pluralisierung der Lebenswelt.
Zweiter Veränderungsschub durch Globalisierung.
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Katholische Institut
für Theologie
Neuscholastische Katechese (Forts.)
Die neuscholastische Katechese knüpft, fast triumphalistisch, an
die mittelalterliche Scholastik als der im ordo alles umfassenden
Sicht von Gott und Welt an. Dabei werden aber die Modernisierungsprozesse der Neuzeit (Industrialisierung, Differenzierung,
Menschenrechte, Presse-, Meinungs- und Koalitionsfreiheit etc.)
verkannt; vgl. hierzu auch den sog. Syllabus, Sammlung der
Irrtümer der Neuzeit, von dem ausgehend der sog. Antimodernisteneid für katholische Priester bis in die Mitte des 20. JH.
verpflichtend war: Abschwören aller moderner Irrtümer. (Vgl. auch
die französischen sog. Modernisten: Alfred Loisy wird das Wort
zugeschrieben: Jesus erwartete das Reich Gottes, und was kam,
war die Kirche.)
In Verbindung mit Kulturkampf (Bismarck) und Erstem Vatikanischen Konzil (Unfehlbarkeit des Papstes) stellte die neuscholastische Katechetik entsprechend eine Wiederanknüpfung an ein
ungebrochenes theologisch-kirchliches Selbstverständnis dar.
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Katholische Institut
für Theologie
Neuscholastische Katechese (Forts.)
Im Vordergrund steht der Katechismus, in der Hand der Priester;
die (offensichtlich nicht so wichtige) biblische Geschichte darf auch
von Laien unterrichtet werden. Vorherrschende Methode ist der
fragend-entwickelnde Unterricht (vgl. hierzu auch der Auszug aus
einem Katechismus für die unteren Klassens von 1814). Die
Verstehensbedingungen der Kinder und Jugendlichen spielen keine
wesentliche Rolle; Zugeständnis für den RU der unteren Klassen
ist, dass weniger Katechismusfragen durchgenommen werden,
während die Diktion/Begrifflichkeit die gleiche bleibt.
Hauptinteresse: Vollständigkeit und begriffliche Klarheit der
Vermittlung. F.X. Arnold schreibt: Der Katechismus "verband klare
und bestimmte Ausdrucksweisen, scharfe begriffliche Fassung und
theologische Korrektheit im Einzelnen mit streng systematischem
Aufbau des Ganzen und entschiedener Einstellung auf das eine
Notwendige, was der Mensch tun muß, um sein Lebensziel zu
erreichen." (F.X. Arnold, Dienst am Glauben, Freiburg 1948, 55)
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Katholische Institut
für Theologie
Neuscholastische Katechese (Forts.)
Der Religionslehrer brauchte, da der Inhalt feststand, nur methodische Fertigkeiten zu haben: Der autoritative Katechismustext wird
erklärt und auswendig gelernt. Die biblische Geschichte wird dem
Katechismusunterricht untergeordnet: „Der Katechismus ist auf
allen Stufen das eigentliche und wesentliche Lehrbuch der katholischen Religion.“ (Weihbischof F.J. Knecht, Praktischer Kommentar
zur Biblischen Geschichte, 1882, Freiburg 1884, 3)
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Katholische Institut
für Theologie
Reformpädagogischer RU
Zeit der Reform und des Aufbruchs: Katechetische Blätter
(München 1875), Christlich-pädagogische Blätter (Wien 1878)
Münchner Methode/Münchner Methodenbewegung, Wiener
Methode; Deutscher Katecheten-Verein 1887).
W. Bartholomäus schreibt dazu: „Aufgeschreckt war man durch die
(erlebte) Wirkungslosigkeit des RU, mit dem der fortschreitenden
Säkularisierung (genannt ´Entchristlichung´) der Gesellschaft
offensichtlich nicht beizukommen war, und durch die Konkurrenz
der anderen Schulfächer, die sich anscheinend didaktisch
angemessener organisieren konnten. So war im wesentlichen das
Ziel, ´die Katechese den neueren Erkenntnissen der
Kinderpsychologie und Pädagogik entsprechend kindertümlicher
und auch für das religiöse Leben fruchtbarer zu gestalten´ (Peil
1955, 28). Die Katechetik öffnete sich der Psychologie und
Pädagogik, mit allen Chancen und Verunsicherungen.“ (44)
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Katholische Institut
für Theologie
Reformpädagogischer RU (Forts.)
Als Gegenbewegung gegen die Verkrustungen und gegen die
Methodeneinfalt der Neuscholastik. Anknüpfend an die
Formalstufenlehre der Herbartianer (J.F. Herbart 1776-1841; T.
Ziller 1817-1882): Anschauung - Erarbeitung - Vertiefung, so sollte
sich aller RU vollziehen; gelegentlich auch differenzierter:
Anknüpfung - Darbietung - Erarbeitung - Vertiefung - Anwendung
(für mein Leben) (vgl. den sog. [Grünen] Katechismus von 1954).
Erweiterung durch Wertlehre M. Schelers: Werterleben Werterhellung - Wertverwirklichung, oder durch die Arbeitsschule
G. Kerschensteiners. "Die Schüler wurden mehr und mehr Subjekte
ihres Lernens." (W. Bartholomäus, 46). Die Fragen bleiben aber
auch hier: Kommt der Glaube vom Hören oder von der
selbständigen Arbeit der Schüler im RU? Muß man das Ziel der
Verkündigung dem Unterricht anpassen oder muss der RU die
Schule verlassen?
Die Orientierung am kindlichen Lernweg ruft die Frage wach, ob nicht
die Sachen eine eigene theologische Sachstruktur hätten, die hier
vernachlässigt werde.
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Katholische Institut
für Theologie
Reformpädagogischer RU (Forts.)
Dieser Bewegung wird später vorgeworfen werden, sie sei schuld
am Rückgang religiösen Wissens, von Kirchlichkeit und sittlichem
Engagement, weil die Methode vor die Inhalte gestellt worden sei.
(Ein Vorwurf, der in den 1980 Jahren vergleichbar wieder auftaucht.)
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Katholische Institut
für Theologie
Material-kerygmatischer RU
Ab ca. 1935:
Material: Die Materie, also der Inhalt, nicht die Form oder die
Methode der Vermittlung stehen im Vordergrund; kerygmatisch,
Kerygma: nicht Unterricht, sondern Verkündigung. Aber auch Rückbindung an die liturgische Bewegung, die aus der Jugendbewegung
der 20er Jahre erwachsen ist: „Die Kirche erwacht in den Seelen.“
Jugend- und Zeltmessen, neue Erfahrungen liturgischer Gemeinschaft.
„Sie blockte die mit der pädagogischen und psychologischen
Durchformung der RP einhergehende didaktische Reform des RU
ab und suchte für diesen ein neues kerygmatisches Profil. Das
Werk J.A. Jungmanns (1889-1975) ´Die Frohbotschaft und unsere
Glaubensverkündigung´ (Regensburg 1936) bildete den Auftakt.“
(Bartholomäus, 54). Jungmann nennt den Religionsunterricht
„Katechese“ oder „Religiöse Unterweisung“. Nicht das Wie?
(Methode), sondern das Was? (material-kerygmatische Erneuerung) steht im Vordergrund. „Das Dogma sollen wir kennen,
verkündigen müssen wir das Kerygma.“ (Jungmann, 1936, 60)
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Katholische Institut
für Theologie
Material-kerygmatischer RU (Forts.)
„Der Katechet befindet sich wohl noch im Schulzimmer, aber nicht
mehr bloß in einer Schulklasse, sondern im gläubigen Kreis von
Katechumenen. Das Schulzimmer ist pfingstlicher Raum geworden,
in dem der Glaubende sich am Glaubenden stärkt. In dem aber
auch die Finsternis der Welt sich zusammenschließen kann und ihn
nicht erkennt und ihn nicht aufnimmt." (Goldbrunner nach Bartholomäus, 55).
(Bei W. Bartholomäus wird die Zeit des Nationalsozialismus und
das Verhältnis der kath. Kirche zu ihm nur zweimal kurz unter dem
Stichwort "Notzeit" gestreift; eine eingehendere Betrachtung der
Verhältnisse unterbleibt, wohl auch, weil im kath. Bereich wenig
Quellenforschung zum Nationalsoziaismus vorliegt.)
Nach dem 2. Weltkrieg wurde wie protestantisch an die Evangelische Unterweisung auch katholisch an den material-kerygmatischen Unterricht angeknüpft unter dem Motto: Jesus Christus und
die Heilsgeschichte. Zu einer in die Weltkirche (zahlreiche Übersetzungen in andere Sprachen) ausstrahlenden Blüte gelangte dieses
Konzept mit dem Katholischen Katechismus der Bistümer Deutschlands (1955; sog. Grüner Katechismus).
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Katholische Institut
für Theologie
Bibelfrühling
Mit der Enzyklika Divino afflante spiritu (1943) von Pius XII. wurde
der Katholischen Theologie/Exegese erlaubt, die Ergebnisse der
historisch-kritischen Methode, wie sie in der Evangelischen Theologie schon über mehr als 100 Jahre als Forschungsinstrument
gepflegt wurde, zu rezipieren und eigene Forschungen durchzuführen. Dies brachte eine intensive Auseinandersetzung mit der Bibel
mit sich, die bisher, vor allem in den ersten Kapiteln des Buches
Genesis (1. Mose), wortwörtlich verstanden werden musste (vgl.
eine Erklärung der Römischen Bibelkommission von 1908). Diese
Öffnung wurde in der Katholischen Theologie und auch im Religionsunterricht als befreiend erfahren. Nun gibt es erstmals Vollbibeln im Katholischen RU, wo bisher nur Auswahlbibeln und
Evangelienharmonien zu finden waren.
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Katholische Institut
für Theologie
Unterricht über Lebensfragen
Sehr frühe (ca. 1950) katholische Anknüpfung an Lebensorientierung, angestoßen durch die Bedingungen in der Berufsschule:
Berufs- und Arbeitsorientierung als Herausforderung an eine
Kirche, die die Arbeitswelt trotz Wahrnehmung der „sozialen Frage“
(als Programm) weitgehend aus dem Blick verloren hat. Will der RU
an den Berufsschulen die Heranwachsenden erreichen, muss er
sich ihren Fragen stellen; Vorform des Problemorientierten RU.
Keine besonders hervorzuhebenden Theoretiker.
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Katholische Institut
für Theologie
Hermeneutischer RU
Vgl. die Darstellung unter ev. RU oben, weshalb hier nur ergänzende
Anmerkungen.
Vgl. zur Hermeneutik insgesamt:
H.A. Zwergel, Hermeneutik und Ideologiekritik in der Religionspädagogik, in: H.-G. Ziebertz/W. Simon (Hg.), Bilanz der Religionspädagogik, Düsseldorf 1995, 10-27.
Das Konzept des hermen. RU ist das erste, das sich im lebendigen
Austausch zwischen ev. u. kath. Rel.Päd. entwickelt hat. Wichtig für
die kath. rp Rezeption der philosophischen Hermeneutik war
G. Stachel, Die neue Hermeneutik (Kleine Schriften zur Theologie),
München 1968.
G. Stachel, Die „unerledigte Hermeneutik“ – Bibelunterricht als
Auslegung der Schrift unter heutigen Menschen, in: RpB 1/1978,
24-58.
H. Halbfas, "Unterricht als Auslegung" (Kap. aus: Fundamentalkatechetik. Sprache und Erfahrung im Religionsunterricht, Düsseldorf u.
Stuttgart 1968, 96-101): Da in der Sprache niemals eine „Sache an
sich“ zur Sprache kommt, gibt es auch keine „ein-für-allemal“Auslegung.
Zwergel, Vorlesung SoSe 2008
48
Katholische Institut
für Theologie
Hermeneutischer RU (Forts.)
Halbfas zitiert für den Auslegungsprozess G. Otto (SchuleReligionsunterricht-Kirche, Göttingen 2. Aufl. 1964, 89): „Der
Ausleger weiß nie, kann und darf nicht wissen, ob er nicht als ein
anderer aus dem Text hervorgeht, den auszulegen er sich
anschickt.“
Auch für die kath. Rel.Päd. bleiben die hermeneutischen Grundvoraussetzungen unaufgebbarer Bestandteil der künftigen Konzeptarbeit, insbes. der Didaktik der Korrelation. Die Erweiterung der
Fragestellung in Richtung Wahrnehmung der gesellschaftlichen
Bedingungen führt dabei aber zu ähnlichen Entwicklungen wie in
der ev. Rel.Päd.
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Katholische Institut
für Theologie
RU als Information
Unter diesem Stichwort wird eine Diskussion gefasst, wie sie für
eine Übergangszeit kennzeichnend ist: Ist RU Verkündigung (die
material-kerygm. Konzeption) oder informiert er nur über religiöse
Phänomene, also gleichsam distanzierend, Betrachtungsweise von
außen. Hier gehen autoritätskritische und emanzipatorische
Überlegungen eindeutig in Richtung Information: RU darf nicht
„indoktrinieren“, er muss wertfrei informieren, die Entscheidung
bleibt den SchülerInnen in ihrem Privatraum überlassen.
Vgl. zu der sich daraus ergebenden Problemlage das unter ev.
RU/ideologiekritisch- emanzipatorischer RU Gesagte.
Aus dieser Diskussion um Information entwickeln sich die
religionskundlichen Ansätze, die insbesondere im Kontext
interreligiöses Lernen Bedeutung gewonnen haben.
Zwergel, Vorlesung SoSe 2008
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Katholische Institut
für Theologie
Problemorientierter RU
Der problemorientierte RU ist seitens der kath. RLschaft rezipiert,
theoretisch aber nicht besonders ausgearbeitet worden.
Überlagert wird die Zeit des Pobl.RU durch die Veränderungen in
der Pädagogik (von der Pädagogik zur Erziehungswissenschaft
[statt normativer eine empirische Orientierung], zu den
Erziehungswissenschaften [Pluralität und Wahrheitsproblem]) und
allgemeinen Didaktik: Curriculumtheorie: Situationsbestimmung,
notwendige künftige Qualifikationen, Lernziele des Unterrichts, der
für diese künftigen Situationen qualifizieren soll;
Revision des Curriculums und empirische Unterrichtsforschung;
Evaluation.
Rp kritische Rezeption des Evaluationsgedankens; vgl. aktuelle
Debatte s.u.
Zwergel, Vorlesung SoSe 2008
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Katholische Institut
für Theologie
Korrelationsdidaktik
Zielfelderplan für den Katholischen Religionsunterricht in der
Grundschule (1977);
vgl. zum Nachfolgenden: G. Hilger, Art. Korrelationsdidaktik, in:
LexRP I, 1106-1111.
rp Prinzip: Wechselbeziehung zwischen Offenbarung und
Erfahrung, christlicher Botschaft und menschlichem Leben;
Konsequenzen für die Themenwahl des RU; Abgrenzung sowohl
von traditionalistischen wie extrem problemorientierten Positionen;
Voraussetzungen im Synodenbeschluss (1974), in der
anthropologisch gewendeten Theologie K. Rahners (Auswirkungen
auf II. Vaticanum) und der korrelativen Theologie P. Tillichs (theol.
Methode zur Bestimmung des Verhältnisses von Gott - Mensch,
Botschaft - Situation); vielfältige, aber wenig systematisierte
Verflechtung theol., hermeneutischer und religionsdidaktischer
Aspekte;
Zwergel, Vorlesung SoSe 2008
52
Katholische Institut
für Theologie
Korrelationsdidaktik (Forts.)
Vielfältige Versuche, die „korrelative Doppelsturktur“ von Erfahrung
und Glaubensinhalt für den RU auch religionsdidaktisch umzusetzen; die Rel.Didaktik tut sich aber schwer damit: Korrelation eher
ein hermeneutisches (Klärung der möglichen Wechselbeziehungen
in der Vorarbeit der RL) denn ein didaktisches Prinzip, da die
differenzierende Umsetzung in einzelne didaktisch verantwortete
und abgestützte Schritte (Vorbereitung und Sicherung von Wahrnehmungs- und Verstehensprozessen; Schulung der Wahrnehmungsfähigkeit; Erarbeitung unterschiedlicher Beziehungsmöglichkeiten/-modelle zwischen zwei Polen etc.) wenig gelingt.
Was theologisch-existentiell als Korrelation gefasst und auch unverzichtbar ist, vollzieht sich didaktisch faktisch wie in einer black box,
in die man Erfahrung und Tradition gegeben hat, in der sich dann
auf geheimnisvolle Weise (gleichsam durch Schütteln) die Verbindung ergibt.
Zwergel, Vorlesung SoSe 2008
53
Katholische Institut
für Theologie
Korrelationsdidaktik (Forts.)
Die Modelle deduktiver (von theol. Prinzipien her erschlossene
Erfahrungs-Situation; wird der Situation oft nicht gerecht) oder
induktiver (aus Erfahrungssituationen heraus entwickelte Einsichten
der Glaubenstradition; wird oft letzterer nicht gerecht) Korrelation
werden durch die Arbeitsgruppe um H.-G. Ziebertz (Würzburg) um
die abduktive Korrelation erweitert:
Man weiß nicht im Voraus, was sich an Beziehungsmöglichkeiten
ergibt; Erfahrung und Glauben werden miteinander ins Spiel gebracht, um zu sehen, was sich, vielleicht überraschend, an Beziehungen, Berührungen, wechselseitigen Infragestellungen oder
kreativen Weiterungen ergibt. Dabei werden, im post-modernen
Sinne, bisher breit begangene Wege verlassen und neue Pfade
beschritten. Darin wird auch Unscheinbarem, vor allem in den
Lebensgestaltungen der Jugendlichen, Raum gegeben. Diese
Lernprozesse „bringen etwas zusammen, was man sich vorher
nicht hat träumen lassen“ (H.-G. Ziebertz, Biographisches Lernen,
in: G. Hilger/S. Leimgruber/H.-G. Ziebertz, Religionsdidaktik. Ein
Leitfaden für Studium, Ausbildung und Beruf, München 2001, 349360, 354).
Zwergel, Vorlesung SoSe 2008
54
Katholische Institut
für Theologie
Korrelationsdidaktik (Forts.)
Entscheidend für eine Korrelationsdidaktik, gleich welchen Modells,
ist, dass aus einer hermeneutisch gefassten Beziehung noch keine
didaktischen Handlungsanweisungen folgen; diese müssen in differenzierenden Schritten bestimmt, unterrichtlich initiiert und begleitet
werden (vgl. dazu weiter unten z.B. zu: didaktische Analyse und
Elementarisierung).
Zwergel, Vorlesung SoSe 2008
55
Katholische Institut
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Symboldidaktik
Vgl. bei den Konezptionen des Ev. RU unter Symboldidaktik;
kath. Vertreter:
G. Baudler: P. Biehl/G. Baudler, Erfahrung - Symbol - Glaube, Frankfurt/M 1980; G. Baudler, Erfahrung - Korrelation - Symbol, in: KatBl
112 (1987), 30-35;
H. Halbfas, Das Dritte Auge. Religionsdidaktische Anstöße, Düsseldorf
1982;
ders., Unterrichtswerk für den Religionsunterricht 1 - 4; 5 - 10:
entsprechend: Lehrerhandbücher; Bücher für die Hand der Schüler
im Religionsunterricht (Düsseldorf 1983ff);
[für den RU 5 - 10 auch eine geschichtliche Fundierung: ders.,
Wurzelwerk. Geschichtliche Dimensionen der Religionsdidaktik,
Düsseldorf 1989].
Zwergel, Vorlesung SoSe 2008
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Symboldidaktik
Halbfas: Prinzipien des aufbauenden und handlungsorientierten
Lernens, Verknüpfung mit Schulleben und -lernen; besondere
Bilddidaktik (mit suggestiven Erschließungen); durch den Bezug auf
C.G. Jungs Archetypen Gefahr der Ontologisierung der Symbole;
Entfaltung der inneren Bilder, aber auch Kritik an gesellschaftlichen
Situationen (Wahrnehmungs- und Handlungsschulung);
Überdeterminierung und Eindringlichkeit (am Beispiel der
Doppelseite „Passion“ 1. Schuljahr).
Zwergel, Vorlesung SoSe 2008
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Katholische Institut
für Theologie
Kompetenzerwerb in Auseinandersetzung mit
Konzeptionen des Religionsunterrichts
• Kenntnis der Entwicklung des Religionsunterrichts als Antwort auf
theologische (z.B. II. Vatikanisches Konzil, Synode), aber auch
pädagogische (Reformpädagogik, Curriculumtheorie) oder gesellschaftliche Problemlagen (Autoritätskrise der 68er);
• Kenntnis tragender Prinzipien einer Konzeption (z.B. Rechtfertigung, Erfahrungsorientierung, Korrelation, Symbolerschließung);
• Kenntnis der didaktischen Ausformung der religiösen Vermittlung
(Formalstufen, ganzheitliches und aufbauendes Lernen, Bibel- oder
Problemorientierung);
• Kenntnis einer ev.-kath. parallel-Konzeption oder der Ablösung
einer Konzeption durch die folgende (wenn kath. nur Kurztext [z.B.
beim problemorientierten RU oder Symboldidaktik] die Informationen unter ev.Konzeptionen hinzuziehen.)
• Reflexion des bleibenden Gewinns aus den Konzeptionen im Blick
auf aktuelle Probleme des RU und der subjektiven Theorien/Berufsauffassung von ReligionslehrerInnen, -studierenden.
Zwergel, Vorlesung SoSe 2008
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