WIRTSCHAFTSORDNUNGEN Schlüsselbegriffe: • Wirtschaftsordnung • Marktmechanismus • Einkommens- und Vermögensverteilung 1 Wirtschaftsordnung Die Wirtschaftsordnung eines Staates umfasst die Regeln, nach denen die Wirtschaft im Staat funktionieren soll. Die Volkswirtschaft und die Politik stehen in enger Verbindung zueinander. 2 Die zwei Denkmodelle Der Markt regelt Der Staat regelt FREIE MARKTWIRTSCHAFT ZENTRALE PLANWIRTSCHAFT Liberalismus/Kapitalismus Sozialismus/Kommunismus Wirtschaftssystem, in dem die Produktions- und KonsumEntscheide dezentral durch Märkte koordiniert werden. Wirtschaftssystem, in dem eine zentrale Planungsbehörde über die Produktion und damit auch den Konsum von Gütern und Dienstleistungen entscheidet. 3 Liberalismus/Kapitalismus Liberalismus ist eine Geisteshaltung, die die individuelle Freiheit als Grundlage der Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung ins Zentrum stellt. Eine Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung, in der der Faktor Kapital (Maschinen, Anlagen, Fabriken, Geld) im Vergleich zu anderen Wirtschaftsfaktoren (Arbeit, Grund und Boden) überproportional Bedeutung hat, nennt man Kapitalismus. 4 • Als einer der wichtigsten Vordenker des Kapitalismus gilt der Schotte Adam Smith. • Keine staatlichen Eingriffe, der Markt reguliert sich selbst. • Produktionsmittel gehören Privatpersonen/Unternehmen. • Primäres Ziel ist Profit, die Vermehrung des Kapitals. • Das Individuum steht im Zentrum und versucht seinen eigenen Nutzen zu maximieren. 5 Probleme: Der grosse Wohlstand, den die Wirtschaft erzielt, wird sehr ungleichmässig verteilt (sowohl ein nationales als auch globales Phänomen), aus dieser Ungleichverteilung resultieren Arbeitslosigkeit, Hunger usw.; Konsumgesellschaft; in der Praxis fehlende Chancengleichheit; höchst umstrittene Umsetzung der Demokratie (Geld regiert); der Markt hat kein «Gewissen» (Aidsmedikamente in der Dritten Welt, Klimawandel etc.). 6 Historisch: Durch die missliche Lage der Arbeitnehmerschaft hat sich in fast allen kapitalistischen Ländern heute eine soziale Marktwirtschaft etabliert, die gewisse staatliche Regulierungen zulässt, die freie Marktwirtschaft gilt als gescheitert. 7 Aktuell: Vertreter des Neoliberalismus (in der Schweiz u.a. in der FDP und SVP) befürworten heutzutage eine Politik der freien Marktwirtschaft. Gestützt werden sie in erster Linie durch verschiedene Wirtschaftsverbände. 8 Sozialismus/Kommunismus Sozialismus (vgl. auch Kommunismus) ist eine Ideologie, die für Gleichheit, Gerechtigkeit und Solidarität steht und aus der Arbeiterbewegung stammt. Sie strebt eine Überwindung der kapitalistischen Wirtschaftsordnung und eine neue, gerechte Gesellschaft an. Im Gegensatz zur Sozialdemokratie, die die Stellung der ausgebeuteten Arbeiter durch Reformen schrittweise verbessern will, wollen Kommunisten ihr Ziel durch eine Revolution erreichen. 9 • Karl Marx und Friedrich Engels sind die Begründer des sog. «wissenschaftlichen Sozialismus». • Laut Theorie gibt es im Kommunismus keinen Staat mehr, in der Praxis stehen sozialistische Bestrebungen für Verstaatlichungen von Betrieben, um deren Gewinn zu verteilen und deren Produkte/Dienstleistungen allen zugänglich zu machen. • Produktionsmittel werden als Gemeineigentum sog. «vergesellschaftlicht». • Nicht der Profit des Einzelnen, sondern die gesamte Gesellschaft/Gemeinschaft und deren Bedürfnisse sollen im Zentrum stehen. 10 Probleme: Wurde in der Praxis nie realisiert; laut Theorie (Marx) nur global möglich; steht laut Kritikern im Gegensatz zur natürlichen Profitgier des Menschen; die von Sozialisten interpretierte Klassenrhetorik (Arbeit vs. Kapital oder Proletariat vs. Bourgeoisie) ist heute sehr schwammig, als Beispiel: ein Arbeiter kann durch den Kauf einer Aktie quasi «Mitbesitzer» eines Unternehmens werden; Rassismus hat die Arbeiterschaft gespalten usw. 11 Historisch: Anfangs des 20. Jahrhunderts wurden, basierend auf massiven Abwandlungen der marxistischen Theorie, sog. Kommunistische Staaten gegründet, die aber von enorm diktatorischem Charakter und kapitalistischen Wirtschaftszügen geprägt waren (Planwirtschaft). Leninismus oder Maoismus (Revolutionäre aus der UdSSR bzw. China) gelten nach Erfahrungen in der Praxis als gescheitert. 12 Aktuell: Heute kämpfen sozialistische Bewegungen in erster Linie für die Demokratisierung aller Lebensbereiche, auch der Wirtschaft. Aktuell finden sich in Südamerika verschiedene Staaten, die nach einer freien demokratischen Alternative zum Kapitalismus suchen. In der Schweiz bemühen sich Teile der SP und die Parteien links der SP für einen demokratischen Sozialismus. Die Arbeit sozialistischer Bewegungen wird in den westlichen Ländern heute u.a. auch durch die Globalisierung erschwert. Arbeit zu schlechten Bedingungen, die uns hier günstige Preise ermöglicht, hohe Arbeitslosigkeit, Hunger usw. haben sich mehrheitlich in die Entwicklungsländer verschoben. 13 Die Planwirtschaft • Hier plant eine zentrale Behörde die meisten Entscheidungen. • Häufig befinden sich die Produktionsmittel nicht in den Händen von Unternehmen (wie im Kapitalismus) sondern vom Staat. • Freie Berufswahl und freie Arbeitsplatzwahl sind hier nicht garantiert, dafür gibt es keine Arbeitslosigkeit. • Beispiele für Planwirtschaften: Nordkorea, Kuba, Vietnam, China – frühere Sowjetunion und Ostblock- aber auch andere Staaten haben Ansätze zu planwirtschaftlichem Verhalten. • Planwirtschaften erwiesen sich in der Vergangenheit als ineffizient und konnten nur unter diktatorischen Regimes erzwungen werden. 14 Die freie Marktwirtschaft Handels- und Gewerbefreiheit Produktionsfreiheit Anbieter Konsumfreiheit Markt Nachfrager Nachfrage Marktpreise Angebot Produzenten Gewinnstreben und Privateigentum Konsumenten Selbstlenkung 15 Was ist ein Markt? Jeder Ort, an dem Angebot und Nachfrage aufeinander treffen. • KONSUMMARKT • KAPITALMARKT • ARBEITSMARKT 16 Checkpoint: Wirtschaftsordnungen 1. Nennen Sie je zwei wichtige Grundsätze der freien Marktwirtschaft bzw. der zentralen Planwirtschaft. Freie Marktwirtschaft: - Liberalismus - Freie Entscheidung, was produziert und konsumiert werden soll - Anbieter und Nachfrager treffen sich auf dem Markt - Persönliche Freiheit der einzelnen Personen - Gewinnstreben und Nutzen der Anbieter als Anreiz für wirtschaftliche Tätigkeiten - Staat greift nicht ins wirtschaftliche Geschehen ein 2. Wer entscheidet bei der freien Marktwirtschaft bzw. bei der zentralen Planwirtschaft, was produziert wird? freie Marktwirtschaft = Anbieter + Nachfrager zentrale Planwirtschaft = staatliche Planstelle, Bürokratie 17 3. Wie heissen die beiden Marktteilnehmer in einer freien Marktwirtschaft? Anbieter (Produzenten, Unternehmer) und Nachfrager (Konsumenten, Haushalte) 4. Nennen Sie 4 wichtige Merkmale der freien Marktwirtschaft. • Produktionsfreiheit • Handels- und Gewerbefreiheit • Konsumfreiheit • Gewinnstreben Selbstlenkung • Privateigentum 5. Zählen Sie verschiedene Märkte auf. • Gütermarkt • Arbeitsmarkt • Kapitalmarkt • Liegenschaftsmarkt • Versicherungsmarkt 18 Der Marktmechanismus Produzenten kleines Angebot Markt Preis steigt Konsumenten grosse Nachfrage Preis sinkt grosses Angebot kleine Nachfrage 19 Der Preismechanismus Preis Nachfragemenge Preis 2 Preis 1 N 0 Nachgefragte Menge Menge Je höher der Preis für ein Gut ist, desto kleiner ist die nachgefragte Menge. 20 Angebotsmenge Preis A Preis 2 Preis 1 0 Angebotene Menge Menge Je höher der Preis für ein Gut ist, desto grösser wird die angebotene Menge. 21 Kombination von Angebot und Nachfrage Preis Angebot p Marktpreis Nachfrage 0 q Menge Beim Schnittpunkt liegt das sogenannte Marktgleichgewicht GLEICHGEWICHTS- ODER MARKTPREIS 22 Konsumentenrente / Produzentenrente / Wohlfahrt Preis Konsumentenrente + Produzentenrente = WOHLFAHRT KR Angebot p* Marktpries PR Nachfrage q* Menge KR = Die Konsumentenrente ist die Differenz zwischen der Zahlungsbereitschaft eines Teiles der Konsumenten und dem Marktpreis. PR = Die Produzentenrente fliesst all jenen Produzenten zu, die bereit wären, das Gut zu einem tieferen Preis als dem Marktpreis p* zu verkaufen. 23 Preisänderungen Preis Angebotsüberschuss Angebot P2 P1 P3 Nachfrageüberschuss nachgefragte Menge angebotene Menge nachgefragte Menge angebotene Menge Nachfrage Menge 24 Nachfrageänderung Preis 2 Angebot 1 Nachfrage 0 _ + Menge Nachfragerückgang = Verschiebung nach links = Preis sinkt Nachfragezuwachs = Verschiebung nach rechts = Preis steigt 25 Angebotsänderung Preis 2 Angebot 1 Nachfrage 0 Angebotsrückgang _ + = Verschiebung nach links Menge = Preis steigt Angebotsausweitung = Verschiebung nach rechts = Preis sinkt 26 Die Preiselastizität der Nachfrage Elastische Nachfrage Unelastische Nachfrage = wenn sich in % die nach= wenn sich in % die nachgefragte Menge weniger gefragte Menge mehr verändert als der Preis verändert als der Preis die Nachfragekurve ist flach die Nachfragekurve ist steil P2 P2 P1 P1 N M2 M1 Nachfragerückgang Menge M2 M1 Nachfragerückgang 27 Der Angebotsüberhang (Angebotsüberschuss) Preis (Lohn) Arbeitsnachfrage (Arbeitgeber) Arbeitsangebot (Arbeitnehmer) Total Arbeitslose Mindestlohn Marktlohn Gleichgewichtslohn M2 M1 Menge (Arbeitskräfte) Abnahme der Menge an Arbeitsplätzen infolge der Mindestlöhne 28 Der Nachfrageüberhang (Nachfrageüberschuss) Preis N A1 A2 ? Marktpreis / Gleichgewichtspreis Nachfrageüberhang Höchstpreis Menge M2 ? Wie kann das Angebot erhöht werden? M1 Der Staat zahlt den Produzenten z.B. Subventionen 29 Checkpoint: Marktmechanismus 8. Wer oder was beeinflusst den Preis in einer freien Marktwirtschaft? Das Spiel zwischen Angebot und Nachfrage 9. Wann steigen in einer freien Marktwirtschaft die Preise? Wenn die Nachfrage nach einem Gut oder einer Dienstleistung grösser ist als das Angebot 10. Wann fallen in einer freien Marktwirtschaft die Preise? Wenn die Nachfrage nach einem Gut oder einer Dienstleistung kleiner ist als das Angebot 11. Wann spricht man von einem Marktgleichgewicht? Wenn Angebot und Nachfrage gleich gross sind 12. Welche Faktoren können den Preis in einem Marktgleichgewicht empfindlich stören? - Politische Einflüsse 30 - Umweltbedingte Einflüsse