Keine Angst vor der Angst – Kinderängste verstehen und bearbeiten Angst, Trauer, Wut, Verzweiflung und andere negative Gefühle sind die dunklen Wegbegleiter unserer Kinder und gehören zu ihrem Alltag genauso, wie Spaß und Freude, Begeisterung, Faszination und andere positive Gefühle. In meinem Vortrag werden die entwicklungspsychologischen, pädagogischen und biologischen Entstehungsbedingungen von Kinderängsten und anderen negativen Gefühlen beschrieben. Thematisiert wird auch, wie ein angemessener und kindgemäßer Umgang mit diesen dunklen Wegbegleitern aussehen kann. Ängste im Alltag und Lebenslauf – begriffliche Klärungen • Angst ist konkret und Furcht ist diffus • Angst ist situationsgebunden - Ängstlichkeit ist überdauernd • Phobie und Panik sind besondere Angstformen, die als krankhaft eingestuft werden, wenn sie ein bestimmtes Ausmaß überschreiten • In der Schrecksekunde entscheiden wir, ob wir einen Reiz als bedrohlich oder ungefährlich erleben • Wenn wir ihn als bedrohlich empfinden, bleiben uns zwei Reaktionsmuster: Angst und Flucht oder Angriff ist die beste Verteidigung Ängste im Alltag und Lebenslauf (2) • Ängste sind allgegenwärtig • Sie haben archaische Wurzeln • Seit 1996 wissen wir: 30 Prozent der Menschen besitzen das Ängstlichkeitsgen (SLC6A4) mit zwei Allelen • Ängste verändern sich - so wir wir uns verändern - ein Leben lang • Es gibt normale Alltagsängste und es gibt krankhafte Ängste • Der Übergang zwischen diesen ist oft schleichend und fließend • Es macht Sinn, Ängste nach Altersstufen aufzugliedern • So lässt sich auch die Entstehungsgeschichte von Ängsten rekonstruieren • Verantwortungsvoller Umgang mit Angst: Was ist damit gemeint? Das Ängstlichkeitsgen SLC6A4 Begriffsbestimmung „Allele“ • Das sichtbare Erscheinungsbild eines Lebewesens ist sein Phänotyp. Die Gesamtheit der Erbanlagen eines Lebewesens ist sein Genotyp. • Die einzelne Erbanlage für ein bestimmtes Merkmal wird Gen genannt. • Die Funktionsform eines einzelnen Gens, also die Art und Weise, wie ein Gen ein Merkmal (z.B. Ängstlichkeit) ausprägt, nennt man Allel. Epigenetische Fundierung von Angst • Die Epigenetik befasst sich mit Erfahrungen, die vererbt werden!!! • Die Epigenetik trägt entscheidend zum Verständnis der Wechselwirkungen zwischen Anlage und Umwelt bei. • Die Epigenetik befasst sich mit vererbbaren Veränderungen in der Wirkungsweise von Genen, die zustande kommen, ohne dass sich die Gene in ihrer Feinstruktur, der DNA-Sequenz, verändern. • Solche Veränderungen bilden sich durch Erfahrungen aus und können experimentell besonders gut nachgewiesen werden, wenn es sich um extreme Erfahrungen (Traumata, permanente Bedrohungen, Deprivationen) handelt. Epigenetische Fundierung von Angst (2) • Solche Erfahrungen bringen in den Zellen (nicht im Zellkern!) biochemische Prozesse in Gang, welche die Wirksamkeit bestimmter Gen-Orte in der DNA-Sequenz (im Zellkern!) blockieren (methylieren) oder freisetzen (demethylieren). • Die Neigung der Deutschen sich zu ängstigen, ist möglicherweise epigenetisch begründet, meint Peter Gruss, ehemaliger Präsident der MPG. • In den populären Medien besonders ausführlich behandelt wurde der „Amsterdamer Hungerwinter“ (Vererbung von StoffwechselAnomalien und Gefäßerkrankungen durch den Fötus). Entstehung von Angst - Positionen • Evolutionsbiologen gehen davon aus, dass es eine Reihe von angeborenen reflexartig auslösbaren Ängsten gibt • Für Psychoanalytiker ist die Urangst die Erstickungsangst, die das Baby empfindet, während es den engen Geburtskanal passiert • Die Lerntheorie geht davon aus, dass Ängste gelernt werden durch Konfrontation mit Bedrohung • Kognitionstheorie: Situationen, die für die eigene Person als bedrohlich erlebt werden, werden mit dem Gefühl Angst verbunden Evolutionsbiologen • Es gibt vererbte Reaktionsbereitschaften (angeborene Schreck- und Angstreaktionen) • z. B. vor Abgründen, Dunkelheit, Gewitter • These: Vererbt werden die Reaktionsbereitschaften, die sich für das Überleben des Einzelnen und seiner Gruppe als nützlich erwiesen hatten Die Rolle der Amygdala • Sie wird als Mandelkern bezeichnet und ist Teil des limbischen Systems (eines sehr alten Teil des Stammhirns). Die Amygdala besteht aus zwei mandelförmigen Ansammlungen von Kernen, die im Zentrum des menschlichen Gehirns sitzen, und zwar einer im linken und einer im rechten Schläfenlappen jeweils direkt vor dem Hippocampus. • Sie dient uns als Alarmanlage. Innerhalb von wenigen Tausendstel Sekunden bewertet sie Situationen und schätzt Gefahren ein. • Einige Reize, Geräusche (plötzliches Knacken unter den Füßen) oder Gerüche (Angstschweiß) lösen schon von Geburt an Angst aus. . Die Rolle der Amygdala (2) • Dabei spielt die Vernetzung im Gehirn eine wesentliche Rolle. Das rationale Denken spielt sich im Großhirn (Cortex) ab. Die Meldungen von der Amygdala zum Großhirnlaufen laufen um ein Vielfaches schneller ab als umgekehrt. • Erst wenn es dem rationalem Denken gelingt, die Situation auch gedanklich zu "entschärfen", erreicht dieses auch wiederum die Amygdala, die mit der Beendigung der Hormonausschüttung reagiert. Die Folge ist die Abnahme der emotionalen und körperlichen Reaktionen. • Wenn uns Furcht beschleicht, aktiviert das Großhirn die Amygdala. Lerntheorie: Konditionierung von Angst • Das oft zitierte Beispiel: J. B. Watson und die AngstKonditionierung seines Sohnes, des kleinen Albert. • Dieser hatte keine Angst vor Ratten - er spielte des Öfteren sogar mit einer zahmen Ratte. • Diese Ausgangssituation nutzte Watson, um bei dem Jungen eine Angst vor Ratten zu konditionieren. • Immer wenn Albert die Ratte (den nichtkonditionierten Reiz) zu sehen bekam, wurde hinter dem Jungen mit einem Hammer auf ein Stahlrohr geschlagen. • Dieses laute und unangenehme Geräusch (der konditionierte Reiz) brachte Albert zum Weinen. • Nach sehr wenigen Wiederholungen begann das Kind beim Anblick der Ratte sofort zu weinen, schon bevor der Lärm ertönte. Watson hatte dem Kind eine "experimentelle Neurose" konditioniert. Kognitionstheorie • Die kognitiven Theorien der Angstentstehung betonen, dass die emotionalen Konsequenzen, die aus der Verarbeitung eines Reizes gezogen werden, zu Angst führen können. • Angst entsteht, wenn wir das Gefühl haben, eine Situation nicht mehr unter Kontrolle zu haben („interner Kontrollverlust“). • Das daraus resultierende Gefühl der Ohnmacht und Hilflosigkeit kann dauerhaft fixiert werden („gelernte Hilflosigkeit“ mit beständiger, habituierter Ängstlichkeit). Ängste nach Altersphasen geordnet 1. Lebensjahr • Individuell variierende angeborene Ängstlichkeit (nicht nur vom Angst-Gen abhängig) • Reflexartig wendet sich das Kind ab, wenn eine Reizkonfigurationen ein bestimmtes Ausmaß an Intensität überschreitet (Startle-Reflex oder Schreckreaktion) • Behutsamer Ausbau der Orientierungsreaktion und Tragen am Körper wirken beruhigend und sind präventive Maßnahmen • Trennungsangst – sichere Bindung: weniger Angst (Bonding!) • Angst vor Abgründen (visuelle Klippe-Experiment) – Höhen- und Tiefenangst angeboren? Ängste nach Altersphasen geordnet (2) Weitere frühe Kindheit (2. und 3. Lebensjahr) • • • • • Häufiger Wechsel der Bezugsperson Gewaltförmige Übergriffe Physische Schmerzen Katastrophen (Krieg, Erdbeben) Alltagsstressoren (Lärm, visuelle Reizüberflutung, permanent wechselnde soziale Settings, Diskontinuität der Betreuung) • Harsche Forderung bei der Bewältigung von Entwicklungsaufgaben: Abstillen, Sauberkeitserziehung, Abnabelung der Symbiose • Trotzphase: Wut kann sich in Angst umwandeln, wenn die Erwachsenen die Wut zu brechen versuchen • Eintritt in die Krippe oder/und die Kindertagesstätte (kritisches Lebensereignis?) Ängste nach Altersphasen geordnet (3) Weitere frühe Kindheit (4.-6. Lebensjahr) • Angst vor Dunkelheit • Angst vor unrealistischen Gefahren (Gespenstern, Einbrecher, Monster • Angst einflößende Erziehung? • Leistungsängste • Insgesamt betrachtet ist diese Phase ein relativ angstfreier Entwicklungsabschnitt Ängste nach Altersphasen geordnet (4) Grundschuljahre • Schuleintritt als kritisches Lebensereignis • Schulängste und ihre Gründe (bis zu Mobbing) • Wechsel und Diskontinuitäten (Wohnortwechsel und neue Klasse, neue Lehrerin • Lernstoffbezogene Probleme: Prüfungsangst (Angst blockiert das Denken und Gedächtnis) • Mutige Mädchen – ängstliche Jungen • Ängste bei der Bewältigung von Entwicklungsaufgaben (Selbstkonzept, Geschlechtsidentität, Gewissensbildung, soziale Integration in Gruppen und Cliquen) Ängste nach Altersphasen geordnet (5) Pubertät und Adoleszenz (10-19 Jahre) • Ängste bei den sich vollziehenden körperlichen Veränderungen • Ängste bei der Aneignung der Geschlechtsrolle • Ängste beim Aufbau von Freundschaften - Angst vor Akzeptanzverlust im Kreis der Gleichaltrigen • Ängste bei der Ablösung von Eltern • Ängste bei der Aufnahme von intimeren Partnerbeziehungen • Ängste bei der Entwicklung von Vorstellungen über Zusammenleben • Berufslaufbahnbezogene Ängste • Ängste beim Aufbau eines realistischen Selbstbildes Ängste nach Altersphasen geordnet (6) Junges Erwachsenenalter (20-39 Jahre) • Berufsbezogene Ängste (Arbeitslosigkeit) • Auf die Partnerwahl bezogene Ängste (Bindungsangst der Männer?) • Partnerschaftsgestaltung und darauf resultierende Ängste (Angst vor Selbstöffnung und Intimität der Männer) • Ängste von Frauen über 30 (Torschlusspanik) • Auf die Elternschaft bezogene Ängste • Angst, im Zentrum der Aufmerksamkeit vieler Personen zu stehen (Lampenfieber) Ängste nach Altersphasen geordnet (7) Mittleres Erwachsenenalter (40-59 Jahre) • Karrierebezogene Ängste • Ängste des Klimakteriums • Ängste in der Midlife-Krise (Gesundheit und Leistungsfähigkeit) • Ängste in Partnerschaftskrisen (vorm Verlassenwerden) • Ängste in der empty nest-Phase • Ängste in Verbindung mit der Versorgung der eigenen Eltern und Schwiegereltern Ängste nach Altersphasen geordnet (8) Höheres Erwachsenenalter (ab 60 Jahre) • Ängste vor dem Renteneintritt/Beginn des Ruhestands/Übernahme der Seniorenrolle • Angst vor Statusverlust • Angst vor Kompetenzverlust • Angst vor Verlust der ökonomischen Selbständigkeit (Altersarmut) • Angst vor Verlust von körperlicher Selbständigkeit (Abhängigkeit, Pflegebedürftigkeit) • Angst vor Krankheit • Angst vor Sinnreduzierung (Sinnentleerung) • Angst vor der Endlichkeit des Lebens, vor dem Sterben und dem Tod Ängste über die Lebensspanne betrachtet • Mechanismen des Angsterwerbs ändern sich (alte Ängste erscheinen in neuen Gewändern) • Kontinuität und Diskontinuität von Angst (Transitionen, nichtnormative kritische Lebensereignisse) • Individuelle Angstbiografie (Angstschicksal): Umstände und Vorkommnisse bestimmen dieses Schicksal • Zeitabhängigkeit und Kulturspezifität von Ängste (Zivilisationsängste) • Angst als Lust (Thrill-Süchtige und Adrenalinjunkies) • Wege aus der Angst (Religion, Reduzierung der persönlichen Betroffenheit) • Medien als Verstärker vieler neuen Ängste (Berichte über Seuchen, Krisen, Unwetter: Katastrophenjournalismus) • Unsere Gegenwart: Zeitalter der Angst? Angst-Epochen der Vergangenheit (Revolutionen, Kriege, Vulkanausbrüche) Angst und Stress • Angst und Stress sind körperlich dasselbe! • Die Angstreaktionskette läuft schneller ab: Über den Sympathikus-Nerv wird das Nebennierenmark aktiviert, welches innerhalb von Sekunden eine Mischung von 80 Prozent Adrenalin und 20 Prozent Noradrenalin ausschüttet. • Die Stressreaktionskette läuft langsamer ab: Der Hypothalamus reagiert auf Stress mit der Ausschüttung von CRH (Corticotropin freisetzendes Hormon). Das Hormon CRH stimuliert die Hypophyse zur Ausschüttung von ACTH (Adrenocorticotropes Hormon). ACTH wiederum regt die Nebennierenrinde zur Ausschüttung von Glukokortikoiden (Kortisol und Kortison) an. Diese wirken regulierend auf den Fett-, Kohlenhydrat- und Eiweißstoffwechsel (Stress hält schlank). • Positiver Stress (Eustress) und negativer Stress (Distress) sind eine Sache der subjektiven Attribuierung! Angst und Stress (2) • Wenn die sekundenschnell aufgebauten Adrenalinund Noradrenalin-Niveaus nicht hinreichend schnell wieder abgebaut werden, • kann sich langfristig eine Erhöhung des allgemeinen Erregungsniveaus aufbauen, die das Gleichgewicht des Körpers zerstört: • Dadurch können schon mittlere und leichte Reize eine neue Angstreaktion auslösen, die die Angstschwelle immer deutlicher überschreitet. • Ein Teufelskreis, der die Angstbereitschaft ständig weiter erhöht! Messung von Angst • Physiologische Symptome (Herzrasen, Zittern, Pupillenerweiterung, Schwitzen, Starre, eingeschnürter Brustkorb u.v.m.) • Hormonelle Veränderungen • Verhaltensbeobachtung (Gestik, Mimik, Stimme) • Befragung (Beschreibung aufgrund von Selbstbeobachtung) Normale Angst – krankhafte Angst • fließende Grenzen • wenn Vermeidungsverhalten beginnt • wenn physiologische und psychologische Begleiterscheinungen massiver werden • Krankhafte Ängste oder Angststörungen: -Angst vor der Angst (Erwartungsangst) - Phobien - generalisierte Angststörungen - Zwangsstörung - akute Belastungsstörung - posttraumatische Belastungsstörung Verantwortungsvoller Umgang mit den Ängsten unserer Kinder • Liebe, Nähe, Sicherheit - wenn Ihr Kind dies bei Ihnen spürt, haben Sie ihm schon sehr geholfen. • Stärken Sie sein Selbstbewusstsein, dann ist für viele Ängste kein Platz mehr. Nehmen Sie die Ängste Ihres Kindes ernst und suchen Sie gemeinsam nach Lösungen. • Bei der Frage nach Krieg und Tod möchten Kinder einfache und klare Antworten und vor allem das Gefühl, dass es in Krisenzeiten nicht allein sein wird. • Sie werden überrascht sein, wie kreativ Kinder sind, wenn es darum geht, Lösungen und Rituale gegen die Angst zu finden. Verantwortungsvoller Umgang mit den Ängsten unserer Kinder (2) • In der frühen Kindheit lassen sich die meisten Monster und Kobolde spielerisch verjagen: beispielsweise durch Talismane, Glückssteine und andere Kraftspender, indem man sie malt oder im Puppen-/Rollenspiel darstellt und erlegt. • Die gemeinen Ungeheuer zu malen, zu spielen und danach über sie zu reden, hilft fast immer, ihnen etwas von ihrer Bedrohlichkeit zu nehmen. • Wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie mit Ihrem Latein am Ende sind und die Angst stärker ist und Ihr Kind nachhaltig beeinträchtigt, dann suchen Sie Hilfe. • Möglicherweise können Ihnen Erzieher/innen bzw. Lehrer/innen wichtige Hinweise geben, und Ihnen gegebenenfalls den Kontakt zu Erziehungsberatungsstellen oder Kinderpsychologen vermitteln. Ein hohes Erregungsniveau kann Angst auslösen – Deshalb gilt: Reize dosieren! • Angst und Erregung scheinen eng miteinander verbunden zu sein. Zuviel (äußerliche oder innerliche) Erregung kann Angst auslösen. • Säuglinge bis zur zehnten Lebenswoche scheinen über eine Art „passiven Reizschutz“ zu verfügen. • Anschließend müssen sie lernen, das für sie gesunde Maß an Reizen selbst mit herzustellen („aktiver Reizschutz“). • Möglicherweise drücken die sogenannten „Dreimonatskoliken“ nichts anderes aus als die Schwierigkeit des Säuglings, mit Reizen aus seinem Körperinneren (und von außen) zurecht zu kommen. • Überreizungen spielen sich häufig auch abends ab, wenn berufstätige Eltern ihrem Kind noch einmal ihre ganze Liebe zeigen wollen. Sie brauchen sich dann nicht zu wundern, wenn das Kind nicht zu Bett gehen will und kaum einschlafen kann. • Unterstützen Sie alle deshalb Bemühungen Ihres Kindes, Reizangebote auf ein ihm angenehmes Maß zu regulieren. Hinter auffälligem Verhalten kann sich Angst verbergen • Uns Erwachsenen fällt es oft schwer, unsere eigenen Ängste als solche zu erkennen. • Manchmal lassen wir uns wegen Herzrasen, Schweißausbrüchen oder Muskelverspannungen behandeln, obwohl die eigentliche Ursache „Angst“ ist. • Ängste von Kindern zu erkennen, ist zuweilen auch nicht leichter. • Hinter folgenden Verhaltensweisen kann sich Angst verstecken: Ausweichen und Vermeiden von Situationen; ablehnendes, aggressives und forderndes Verhalten; Zwangshandlungen und Zwangsgedanken, Ein- und Durchschlafstörungen, Anklammern und Protest bei Trennungen, körperliche Beschwerden (wie Bauchweh, Herzstiche, Atemnot); regressives Verhalten, wie Bettnässen oder Stottern. Es gibt keine Patentrezepte: Jedes Kind ist anders! Trotzdem einige Tipps • Eigene Ängste nicht weitergeben, sondern selbst bewältigen • Durch „Lust an Neuem“ der „Fremdenangst“ vorbeugen • Gelassen mit „Dreimonatskoliken“ umgehen • Trennungsängsten durch Betreuernetz vorbeugen • Den Umgang mit Aggression erleichtern • Besonders mit nächtlichen Ängsten einfühlsam umgehen • Auf Schulangst differenziert reagieren • Krankheitsängste verringern Verantwortungsvoller Umgang mit unseren eigenen Ängsten • Beachten der Angst (nicht unterdrücken und verdrängen, sondern gefühlsmäßig zulassen!) • Verstandesmäßiges Ausloten der Angst: - In welcher Situation tritt sie auf? Warum habe ich mich geängstigt? Was habe ich als bedrohlich erlebt? Wie (oder wo) fing die Angst an? War es zunächst eine körperliche Empfindung oder von Anfang an ein Gefühl? Welche Gedanken und Vorstellungen gingen mir dabei durch den Kopf? Gibt es Verbindungen zu ähnlichen früheren Situationen? In Welcher körperlichen Verfassung befand ich mich? Wer war dabei? Wie wirkte ich auf die Anwesenden? Wie habe ich mich verhalten? Wie haben sich die Anwesenden verhalten? Wie habe ich meine Fassung wiedergewonnen? Was kann ich mich daraus lernen? Welche Konsequenzen ziehe ich für die Zukunft? Wie werde ich mich verhalten, wenn ich so etwas Ähnlices noch einmal erleben? Verantwortungsvoller Umgang mit unseren eigenen Ängsten Externe und interne Schutz- und Risikofaktoren 1. Externe Schutzfaktoren - Gute tragfähige Beziehungen - Partnerschaftliche Interaktionen - Positive Bindung zu Bezugspersonen - Offene, vertrauensvolle Kommunikationsmuster - Qualitativ hochwertige soziale Netzwerke - Niedriges privates und berufliches Stressniveau - Wohnsituation - Ökonomische Situation Verantwortungsvoller Umgang mit unseren eigenen Ängsten Externe und interne Schutz- und Risikofaktoren 1. Externe Risikofaktoren - unzuverlässige, unberechenbare Bezugspersonen - Aktuelle Konflikte, Belastungen, Probleme - Unsichere Bindungen - minderwertiges soziales Netzwerk - Trennungen und andere kritische Lebensereignisse - andauernde stressreiche, angespannte private und berufliche Situationen Verantwortungsvoller Umgang mit unseren eigenen Ängsten Externe und interne Schutz- und Risikofaktoren 1. Interne Schutzfaktoren - gerínge Ängstlichkeit - ausgeglichenes Temperament - Flexibilität, Anpassungsfähigkeit, Resilienz - gesunder Schlaf - gesunde körperliche Verfassung - optimistische Grundhaltung - positives Selbstwertgefühl, Selbstvertrauen Verantwortungsvoller Umgang mit unseren eigenen Ängsten Externe und interne Schutz- und Risikofaktoren 1. Interne Risikofaktoren - hohe angeborene Angstbereitschaft - unterdurchschnittliche Belastbarkeit - aktuelle Instabilität (ungelöste Entwicklungsaufgabe) - pessimistische Grundhaltung - schlechte körperliche Verfassung - niedriges Selbstwertgefühl, geringes Selbstvertrauen - unterdurchschnittliche Flexibilität, Rigidität Angst und Geschlecht • Aktive oder soziale Bewältigungsmuster bei Mädchen und Frauen (Fleiß und Anstrengung, Sich austauschen) • Autonome Bewältigungsmuster bei Jungen und Männern (Verweigerung und Aggression) • Größere weibliche Angstbereitschaft und Ängstlichkeit (Geschlechtsrolle) Frauenängste - Männerängste Angst zu selbstbewusst zu sein, zu gut zu verdienen Angst zu versagen (Beruf, im Bett) Angst in schlechten Ruf zu geraten Angst nicht attraktiv genug zu sein Angst körperlich zu altern (Attraktivitätsverlust) Angst vor Einsamkeit Angst vor dem Fremdgehen der Partnerin Angst sich vor Freunden zu blamieren Angst sich zu öffnen Angst sich falsch zu entscheiden Angst vor körperlicher und psychischer Schwäche Angst vorm Älterwerden Download und Literaturhinweis • Die Powerpoint-Präsentation „Keine Angst vor der Angst - Kinderängste verstehen und bearbeiten“ steht zum Download auf meiner Webseite bereit: www.hartmut-kasten.de • Buchtipp: Mein Buch „Keine Angst vor der Angst – Ängste im Laufe unserer Lebens“ ist im Primus-Verlag und in der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft erschienen