AtGRP7 - Universität Bielefeld

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Universität Bielefeld
SFB 613
Untersuchung des molekularen Mechanismus
eines circadianen „slave“ Oszillators mittels
Einzelmolekülfluoreszenzspektroskopie und -Imaging
M. Lummer1, F. Humpert2, K. Voss1, S. Doose2, M. Schüttpelz2, D. Staiger1, und M. Sauer2
1
Lehrstuhl für Molekulare Zellphysiologie, Fakultät für Biologie
2 Angewandte Laserphysik und Laserspektroskopie, Fakultät für Physik
Ziele
Arbeitsplan
Das Projekt beschäftigt sich mit der Aufklärung des Bindungsmechanismus des
circadian regulierten RNA-Bindeproteins AtGRP7 (Arabidopsis thaliana glycine-rich
RNA-binding protein) an seine mRNA, das in vivo zu alternativem Splicing führt.
Durch die Bindung des Proteins wird eine Strukturänderung der RNA induziert, die
durch den Einsatz verschiedener einzelmolekülempfindlicher fluoreszenzspektroskopischer Verfahren aufgeklärt werden soll. Ferner soll geklärt werden, ob
eine unterschiedliche subzelluläre Verteilung von AtGRP7 im Tagesverlauf Teil des
negativen Rückkopplungskreises ist. Zur Untersuchung des Transports des RNABindeproteins zwischen Cytoplasma und Kern bzw. subnukleären Territorien sollen
Mehrfarben-Fluoreszenzimaging-Experimente an Wurzelzellen mit verschiedenen
fluoreszierenden AtGRP7-Fusionsproteinen durchgeführt werden.
• Untersuchung des Bindungsmechanismus
von AtGRP7 und AtGRP8
• Etablierung von PET-FRET-FCS zum Nachweis von Strukturänderungen des Proteins
AtGRP7 und der RNA targets
• quantitativer Vergleich der Bindungsstärken
der reziproken Interaktion von AtGRP7 und
AtGRP8 mittels FCS
Resultate
Es wurden Techniken zur Untersuchung von RNA-Protein-Interaktionen auf Einzelmolekülebene entwickelt: Mittels der Fluoreszenzkorrelationsspektroskopie (FCS) wurde ein
minimales Bindemotiv für die Interaktion des RNA-Bindeproteins AtGRP7 mit der 3’ UTR
seines eigenen Transkripts definiert. Untersuchungen zur Konformationsdynamik mittels
PET-FCS ergaben, dass AtGRP7 im Gegensatz zu vielen bekannten Proteinen mit einem
RNA Recognition Motif (RRM) RNA targets ohne ausgeprägte Sekundärstruktur bevorzugt
bindet und diese in einer ausgestreckten Struktur arretiert („induced fit“). Erste FRAPExperimente mittels konfokaler Laserrastermikroskopie zeigen, dass der Transport in den
Zellkern zu zwei unterschiedlichen Tageszeiten unterschiedlich ist.
• Ein- / Zwei-Photonen-Mehrfarben-Mikroskopie
der Dynamik von AtGRP7 im Cytoplasma,
Nukleus und in subnukleären Kompartimenten
• Aufklärung
und
Quantifizierung
der
stationären Verteilung von optisch schaltbaren AtGRP7 Fusionsproteinen zwischen
Zellkern und Cytoplasma zu verschiedenen
Tageszeiten
• Aufklärung der Transportpfade und -raten
des AtGRP7 Fusionsproteins zwischen
Cytoplasma und Zellkern („shutting“) mittels
FRAP
• Mobilität des AtGRP7-Fusionsproteins innerhalb der verschiedenen Kompartimente
Untersuchungen zur Bindung und Konformationsdynamik
Mittels FCS konnte gezeigt werden, dass AtGRP7 einzelsträngige RNA und DNA, nicht
aber doppelsträngige DNA oder DNA-RNA-Hybride, als Substrat akzeptiert.
FRAP-Experimente: Kernimport
Es wurden Wurzelzellen transgener Arabidopsis thalianaPflanzen mit einem AtGRP7-GFP-Fusionsprotein mittels
konfokaler Fluoreszenzmikroskopie in vivo untersucht. In
FRAP-Experimenten wurde ein definierter Bereich des
Zellkerns gebleicht und die Rückkehr der Fluoreszenz in
diesen Bereich gemessen. Unsere Ergebnisse deuten
darauf hin, dass das Protein in Abhängigkeit von der
Tageszeit unterschiedlich schnell in den Kern transportiert
wird.
Zeit
Durch den Einsatz von PET-FCS wurde die Rolle der Sekundärstruktur und die
Konformationsdynamik der RNA bei der Erkennung und Bindung durch AtGRP7
charakterisiert. Dazu wurde ein für die Bindung minimal notwendiges RNA-Motiv (5´UUCUGG3´) in verschiedenem strukturellen Kontext, d.h. als native Sequenz oder als
Hairpin mit unterschiedlicher Länge und Stabilität des Stems, angeboten. Unsere
Ergebnisse zeigen, dass AtGRP7 selektiv die ausgestreckte Form des Hairpins bindet und
diese arretiert („induced fit“).
ZT = „Zeitgeber time“, Stunden nach Lichtbeginn
Publikationen
[1] M. Schüttpelz, J.C. Schöning, S. Doose, H. Neuweiler, E. Peters, D. Staiger, M. Sauer: Changes in conformational dynamics of mRNA upon AtGRP7 binding studied by fluorescence
correlation spectroscopy. Journal of the American Chemical Society, 130(29):9507-9513 (2008)
[2] J. Kim, S. Doose, H. Neuweiler, M. Sauer: The initial step of DNA hairpin folding: a kinetic analysis using fluorescence correlation spectroscopy. Nucleic Acids Research, 34:2516-2527 (2006)
[3] J.C. Schöning, C. Streitner, D. Page, S. Hennig, K. Uchida, E. Wolf, M. Furuya, D. Staiger: Autoregulation of the circadian slave oscillator component AtGRP7 and regulation of its target genes
is impaired by an RRM point mutation. Plant Journal, 52: 1119-1130 (2007)
[4] J.C. Schöning, D. Staiger: RNA-protein interaction in the circadian system. In: Methods in Molecular Biology, 479. Editor: Th. Pfannschmidt, Humana Press, in press (2008)
[5] M. Schüttpelz, M. Lummer, M. Sauer, D. Staiger: RNA-Protein-Interaktion im Laserfokus. BIOforum, in press (2008)
[6] A. Fuhrmann, J.C. Schöning, D. Anselmetti, D. Staiger, R. Ros: Quantitative analysis of single molecule RNA-protein interaction. Biophysical Journal, submitted
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SFB 613
Zusatzinformation
Geplante Weiterführung des Teilprojekts
Studium der Konformationsänderung in Protein und RNA mittels FRET und PET bzw. PET-FRET
Zur weiteren Charakterisierung des Bindungsmechanismus eines Single RRM-Proteins an sein RNA Substrat soll die Strukturänderung des Proteins bei Bindung an
die RNA untersucht werden. Hierzu soll zusätzlich zu dem etablierten Löschmechanismus durch PET der FRET eingesetzt werden, um unter Ausnutzung der
unterschiedlichen Abstandsabhängigkeiten der beiden Löschmechanismen den Bindungsprozess mit hoher zeitlicher und räumlicher (struktureller) Auflösung
aufzuklären. Es ist geplant, AtGRP7 mit einem Donorfarbstoff und die RNA mit einem Akzeptorfarbstoff so zu modifizieren, dass die bei der Bindung an die RNA
auftretenden Strukturänderungen fluoreszenzmikroskopisch verfolgt werden können, um somit gleichzeig die korrelierten Strukturänderungen im Protein und in der
RNA in Echtzeit zu verfolgen.
Subzelluläre Verteilung von AtGRP7 mit Mehrfarben-Fluoreszenz-Imaging
Es soll ein Ein- und Zwei-Photonen-Mikroskopsystem etabliert werden, das die Langzeitbeobachtung von AtGRP7-GFP in lebenden Pflanzenzellen mit Hilfe des
hochempfindlichen Mehrfarben-Fluoreszenz-Imagings erlaubt (Live Cell Imaging). Zur Optimierung der Systeme sollen verschiedene Referenzlinien mit spektral
unterschiedlich fluoreszierenden Fusionsproteinen hergestellt werden, in denen verschiedene Zellorganellen markiert sind. Interessanterweise wurde AtGRP7-GFP
im Gegensatz zu GFP allein im Nukleolus gefunden. Die Charakterisierung des Transports in den Nukleolus sowie eine Kolokalisation mit anderen nukleolären
Proteinen soll Ziel weiterer Arbeiten sein.
Photoaktivierung: Kernexport
Der Export des Proteins AtGRP7 aus dem Zellkern soll durch Photoaktivierung analysiert werden. Erste Experimente mit einem GFP-Derivat erlauben die Studie von
Transportprozessen in der Zelle. Eine Quantifizierung dieser Proteinmobilität soll eine Unterscheidung zwischen Diffusion oder aktivem Transport ermöglichen. Bei
der Photoaktivierung wird die Fluoreszenz in der gesamten Zelle durch Laserlicht der Wellenlänge 488 nm deaktiviert. Danach wird ein kleiner Bereich im Zellkern mit
Licht der Wellenlänge 405 nm aktiviert und der Transport dieser kleinen Population an Fusionsprotein detektiert. Das Auftreten von Fluoreszenz im Cytoplasma gibt
den Transport von AtGRP7 durch die Kernpore ins Cytoplasma in Echtzeit wieder. Zum ersten Mal konnte der Kernexport dieses Proteins experimentell gezeigt
werden. Die Exportrate soll nun mit optisch-schaltbarem GFP unter Einsatz dieser Technik zu verschiedenen Tageszeiten untersucht werden.
1 min
Zelle
2 min
AtGRP7
AtGRP7
?
mRNA
Exon
4 min
Int ron
Exon
3‘
5 min
mRNA
AtGRP7
mRNA
ATGRP7
3 min
AtGRP7
0 min
AtGRP7
vorher
Nukleus
Stop
Stop
RRM
Die M9-Domäne im Glycin-reichen Bereich von AtGRP7 ist für den Kernimport
verantwortlich. Eine gezielte Punktmutation in dieser Domäne soll die Rolle der
M9-Domäne im Kerntransport aufdecken.
Posttranskriptionelle Autoregulation von AtGRP7:
Eine erhöhte AtGRP7Proteinkonzentration führt
zu der Produktion einer
alternativ
gespleissten
instabilen
RNA.
Das
alternative Spleissen wird
durch
Bindung des
Proteins an seine eigene
RNA ausgelöst, was zu
Konformationsänderungen
und / oder veränderter
Protein-Protein-Interaktion
zwischen Spleissfaktoren
führen könnte.
Vernetzung mit anderen Teilprojekten / Beantragte Finanzierung
Hochempfindliches zeitaufgelöstes 3D-Imaging und der Aufbau der Mehrfarben-Imaging Apparatur mit EMCCD-Kamera ist mit den Projekten A5 und K8 vernetzt.
Kraftspektroskopische Experimente werden zukünftig in enger Kollaboration mit K2 und K5 durchgeführt. Weitere methodische Verknüpfungen bestehen mit den
Projekten D11 (Expression und Reinigung rekombinanter Proteine), D12 (Proteintranslokation durch nukleäre Pore) und A8 (FCS mit Fluoreszenzlöschung).
Beantragte Finanzierung: 1 Doktorandenstelle je Projektpartner jährlich, 9.000 EUR Zubehör für Äkta (TP D11)
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