Soziale Phobie Georges Lemmer, Lars Nussbaum, Marcia Rinner HS 2014 Seminar: Klinisch-psychologische Interventionsverfahren Dr. Esther Biedert 29.9.2014 Gliederung • • • • • • • Beschreibung & DSM-5 Diagnostik Ätiologiemodell Indikation Wirksamkeit Ziele Therapiephasen Beschreibung • Beginn: vor dem 16. Lebensjahr • Verlauf: chronisch • Prävalenz: 7 – 12% • Komorbiditäten: Depressionen – Suchterkrankungen – Angststörungen DSM 5 Diagnostik • DIPS & SKID-I & Checkliste (Arbeitsblatt 1) • SPS – SIAS Kognitive Modell von Clark & Wells (1995) • Empirisch abgesichert (Clark & Ehlers, 2002) • Kognitive Repräsentation des Selbst – Erhöhte Selbstaufmerksamkeit – Sicherheitsverhalten – Fehlattribution von Körperempfindungen – Antizipatorische Verarbeitung – Nachträgliche Verarbeitung Kognitives Modell Indikation • Primärer Ansatzpunkt – Schweregrad – Ätiologische Zusammenhänge – Funktionale Zusammenhänge • Behandlungsprioritäten (Erstgespräch & Eingangsdiagnostik) Wirksamkeit/Forschungsstand • Erst seit Anfang 1990er-Jahre ein Forschungsgebiet. • Metaanalysen -> Exposition & Exposition + Kognitive therapie besten effekstärken (Gould et al. 1997; Ruhmland & Margraf, 2001). • Kognitive Therapie Verbesserung ängstliche und depressiven Symptome (Gould et al. 1997; Ruhmland & Margraf, 2001). – Therapieeffekt -> bis zu 2 Jahren. • Problem: Generalisiebarkeit wegen komorbiden Störungen. Wirksamkeit/Forschungsstand • Kognitive behaviorale therapien -> besten Therapieansatz. Verbesserungsbedürfig? • Gruppen vs Einzeltherapie. Einzeilbehandlung signifikant besser nach Behandlung und im Follow-up (6 mo) (Peitz et al , 2003). Genauer auf die individuellen Probleme eingehen Wirksamkeit/Forschungsstand • Pharmakologische Behandlung. SSRI’s: beste Wirkung (Sertralin, Fluvoxamin). Fehlende Langzeitsforschung. Hohe Rückfallquote nach absetzen. • Kombination KVT und Pharmakologische Behandlung -> zu wenig Forschung. Acceptance & Comitment Therapy Studie von Graske et al. (2014). • 12 sessions ACT oder CBT. • Keine eindeutige Resultate/Unterschiede. • ACT = Increase psychological flexibility. • ACT: gute Alternative für CBT. Überprüfung/Rückmeldung • In vivo • Fragebögen: SPK, SPV, SPE (vor/nach). • Neutralen Personen, Videofeedback, Ratingskalen. Ziele des Behandlungansatzes • Übergeordnetes Ziel: Verbesserung der Informationsverarbeitung in sozialen Situationen Die Kognitiv-Verhaltenstherapeutische Behandlung der sozialen Phobie Therapiephasen Erstgespräch Eingangsdiagnostik Phase 1: Ableitung eines individuellen Erklärungsmodells Phase 2: Kognitive Vorbereitung auf Exposition Phase 3: Exposition in Vivo/ Verhaltensexperimente Phase 4: Kognitive Umstrukturierung Phase 5: Therapieabschluss: Rückfallprofilaxe Phase 1: Ableitung eines individuellen Erklärungsmodells Individuelles Erklärungskonzept -> Clarks & Wells Hilft Pat. Verständnis für entw. & Aufrechterhaltung seiner Ängste zu verstehen Situation Ziele: Motivation 1 Gedanken 4 Selbstaufmerksamkeit: 3 Sicherheitsverhalten Konzentration auf Gedanken/ Gefühle/ Bild von Selbst aus Beobachtungsperspektive 5 6 2 Angstsymptome Probleme: Unvollständige Bsp, verzerrte Rekonstruktionen, fehlende Vorstellungskraft Phase 1: Ableitung eines individuellen Erklärungsmodells Arbeitsblatt Schema für ein kognitives Modell Therapiephasen Erstgespräch Eingangsdiagnostik Phase 1: Ableitung eines individuellen Erklärungsmodells Phase 2: Kognitive Vorbereitung auf Exposition Phase 3: Exposition in Vivo/ Verhaltensexperimente Phase 4: Kognitive Umstrukturierung Phase 5: Therapieabschluss: Rückfallprofilaxe Phase 2: Kognitive Vorbereitung auf Exposition Verändern der Informationsverarbeitung, die zur Stabilisierung und Aufrechterhaltung unrealistischer Bewertungen beitragen Überprüft wird: Auswirkungen Selbstaufmerksamkeit/ Sicherheitsverhalten auf in der Situation empfundenen Angst haben Selbstbild mit dem tatsächlichen Erscheinungsbild übereinstimmt Aufbau Verhaltensexperimente: VETZ-Prinzip Vorbereitung Exposition Test Schlussfolgerung Phase 2: Kognitive Vorbereitung auf Exposition Arbeitsblatt Verhaltensexperiment-Tagebuch Therapiephasen Erstgespräch Eingangsdiagnostik Phase 1: Ableitung eines individuellen Erklärungsmodells Phase 2: Kognitive Vorbereitung auf Exposition Phase 3: Exposition in Vivo/ Verhaltensexperimente Phase 4: Kognitive Umstrukturierung Phase 5: Therapieabschluss: Rückfallprofilaxe Phase 3: Exposition in vivo/ Verhaltensexperimente Pat. soll sich den verschiedenen Angstsituationen stellen um korrigierende Erfahrungen zu machen, indem der Pat. seine negativen Erwartungen u. Überzeugungen überprüft VETZ-Prinzip Vorbereitung: Angsthierarchie & Operationalisierung der Erwartungen Exposition Test Schlussfolgerung Problem: befürchtetes Verhalten bleibt aus -> Erkundung der sozialen Umgebung Phase 3: Exposition in vivo/ Verhaltensexperimente Protokoll: vor und nach der In-vivo-Exposition: Erkundung der Umgebung im Cafe beim Trinken aus einer Tasse Zittern Erwartung Zittern Intensität 7 Beobachtetes Ereignis 7 Zittern Sichtbar? Ja Ja Essen wird von Gabel fallen Ja Ja Sicherheitsverhalten (Gabel festhalten, Mund zur Gabel führen) Selbstaufmerksamkeit 0 3 0 2 Anspannung 8 6 In meine Richtung Blicke werfen? Abweisende Mimik Ja Ja Ja Nein Lachen? Ja Nein Kopfschütteln? Ja Nein Eher Nein Nein Reaktion der anderen: Abwertende Äußerungen Therapiephasen Erstgespräch Eingangsdiagnostik Phase 1: Ableitung eines individuellen Erklärungsmodells Phase 2: Kognitive Vorbereitung auf Exposition Phase 3: Exposition in Vivo/ Verhaltensexperimente Phase 4: Kognitive Umstrukturierung Phase 5: Therapieabschluss: Rückfallprofilaxe Phase 4: Kognitive Umstrukturierung Veränderung dysfunktionaler Gedanken und Grundüberzeugungen, dank Techniken der Gesprächsführung und des geleiteten Entdeckens Passive Rolle des Therapeuten (1) Identifikation & Bearbeitung negativer automatischer Gedanken (2) Identifikation & Bearbeitung Grundüberzeugungen Phase 4: Kognitive Umstrukturierung Grundlegende Techniken der kognitiven Umstrukturierung Technik Ziel Vorgehen Kosten-Nutzen Analyse Stärkung der Veränderungsmotivation Gegenüberstellen Vorund Nachteilen einer Überzeugung Pfeil-Abwärts-Technik Überprüfungen von Einschätzungen Gezieltes Fragen nach Evidenzen Gedankentagebuch Identifizierung und Veränderung negativer automatischer Gedanken, die aus einer dysfunktionalen Grundüberzeugung entstammen Protokollieren und Hinterfragen von negativen automatischen Gedanken: Entwicklung angemessener Bewertungen Sokratischer Dialog/Geleitetes Entdecken Überprüfung von Einschätzungen Gezieltes fragen nach Evidenzen Tortendiagramme Differenzierungen von Ursachenzuschreibungen Verdeutlichung möglicher Einflussfaktoren Therapiephasen Erstgespräch Eingangsdiagnostik Phase 1: Ableitung eines individuellen Erklärungsmodells Phase 2: Kognitive Vorbereitung auf Exposition Phase 3: Exposition in Vivo/ Verhaltensexperimente Phase 4: Kognitive Umstrukturierung Phase 5: Therapieabschluss: Rückfallprofilaxe Phase 5: Therapieabschluss: Rückfallprofilaxe Ziel: Konsolidierung der in der Therapie vermittelten Strategien, um die Entwicklung von erneuten Symptomen entgegenzuwirken und Rückfälle selbständig zu bewältigen Aspekte der Endphase der Therapie Abschließende Therapieevaluation Soziale Phobie Skala (SPS) -> Selbstbeurteilung Liebowitz Soziale Angst-Skala (LSAS) -> Fremdbeurteilung Bilanzierung Zusammenfassung Rückfallprofilaxe Vereinbarung von Auffrischungssitzungen Weitere Hilfsmittel Danke für Ihre Aufmerksamkeit ! Literatur • • • • • • Stangier, Ulrich, David M. Clark, and Anke Ehlers. Soziale Phobie. Hogrefe Verlag, 2006. Stangier, U., Heidenreich, T. & Peitz, M. (2009). Soziale Phobie: Ein kognitivverhaltenstherapeutisches Behandlungsmanual. Weinheim: Beltz PVU. Clark, D.M., Ehlers, A., McManus, F. et al. (2003). Cognitive therapy versus fluocetine in generalized social phobia: a randomized placebo-controlled trial. J of Consult and Clin Psychol, 6, 1058-1067. Craske M.G., Niles A.N., Burklund L.J., Wolitzky-Taylor K.B., Vilardaga J.C., Arch J.J., Saxbe D.E. & Lieberman M.D. (2014). Randomized Controlled Trial of Cognitive Behavioral Therapy and Acceptance and CommitmentTherapy for Social Phobia: Outcomes and Moderators. J Consult Clin Psychol; 7, 1-15. McManus, F., Clark, D.M., Grey, N. Wild, J., Hirsch, C., Fennell, M., Hackmann, A., Waddington, L., Liness, S. & Manley, J. (2009). A demonstration of the efficacy of two of the components of cognitive behavior therapy for social phobia. J Anxiety Disord, 23, 496-503. Weck F., Grikscheit F., Jakob M., Höfling V. & Stangier U. (2014). Treatment failure in cognitive-behavioural therapy: Therapeutic alliance as a precondition for an adherent and competent implementation of techniques. Br J Clin Psychol; 13, 1-18.