Entscheidungen in Organisationen (Teil 2)

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Entscheidungen in Organisationen
(Teil 2)
Stephan Wolff
Institut für Sozial- und Organisationspädagogik
Universität Hildesheim
Sommersemester 2007
Rückmeldung zu Rückmeldungen: Rationalität
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

In der europäischen Tradition Unterscheidung rational-irrational.
Unterstellung einer einheitlichen Handlungsrationalität fundiert in der
Natur, dem Denken oder im Wesen der Dinge.
Die Systemtheorie sieht in der Rationalität eine systemrelative
Unterscheidung, die man beobachten, nach ihrer Funktionalität befragen
und mit anderen Unterscheidungen vergleichen kann. Rationalität ist immer
auf das System, seine Bestandserhaltung und funktionale Effizienz zu
beziehen.
"Übersetzt man die Idee in eine kausaltheoretische Sprache, dann besagt
sie, dass das System seine Einwirkungen auf die Umwelt an den
Rückwirkungen auf sich selbst kontrollieren muss, wenn es sich rational
verhalten will." (Luhmann, 1984: 642)
Es bestehen offensichtliche Widersprüche zwischen der Rationalität
gesellschaftlicher Teilsysteme und einer gesamtgesellschaftlichen
Rationalität. So trägt das Teilsystem der Wirtschaft seiner
Eigenrationalität folgend beispielsweise dazu bei, dass Arbeitsplätze
abgebaut werden und dadurch unter anderem negative Konsequenzen für
das Sozialsystem in Form von finanziellen Belastungen erzeugt werden.
Auch das politische System, dessen Eigenrationalität auf Machterwerb
bzw. Machterhalt ausgerichtet ist, zeigt sich unfähig, Entscheidungen zu
treffen, die aus gesamtgesellschaftlicher Sicht erforderlich sind.

Motiv (Medium der strukturellen Kopplung zwischen psychischem und
sozialen System) versus Motivation. Beide haben systematisch nichts
miteinander zu tun.

Sinn durch ständige Unterscheidungen von Aktuellem und Möglichen in
der Sach-, Sozial- und Zeitdimension.

Sinnbildung ein ständiger Prozess (sensemaking)

Beispiel Blinzeln:




Sachdimension: Blinzeln und nicht Tick;
Sozialdimension: mir signalisiert und nicht dem Nachbarn;
Zeitdimension: nach dem Hinweis von X und nicht gleichzeitig.
Über Entscheiden entscheiden (Selbstbindung des Ermessens,
Zuständigkeiten prüfen, feste Regeln einführen, auf Warteliste
setzen, terminieren, Konformität, Verfahren, Konventionen, Skripts,
Modelle)

Wie lange stehen nicht-gewählte Alternativen im Raum? (Gedächtnis)

Wer sind wir, wenn unser Gehirn für uns entscheidet?
Modell der
Motivation,
Norbert
Bischof
Herbert A. Simon, 1916-2001
Eingeschränkte Rationalität (1)

Vorherrschendes Modell: Entscheiden als rationale Wahl

Modellvorstellung: “Homo oeconomicus“ und Idee des “rational
choice”

Rational: Kennzeichnung eines bestimmten „vernünftigen“
Wahlverhaltens


Prozedurales Verständnis. Ergebnisse nicht notwendig auch
rational (‚substantielle Rationalität‘). Ist eine empirische, keine
axiomatische Frage.
Theorien der „rationalen Wahl“ nehmen an, dass
Entscheidungsprozesse konsequent und auf Präferenzen gegründet
ablaufen.


konsequent, insoweit sie auf Antizipationen zukünftiger Effekte
jetzigen Handelns aufbauen.
auf Präferenzen gegründet, insoweit sie die verschiedenen
Konsequenzen auf dem Hintergrund eigener Präferenzen
beurteilen.
Eingeschränkte Rationalität (2)

Rational-Choice-Theorie in ihrer klassischen Form
nimmt an



dass es immer eine korrekte bzw. beste Lösung
des Entscheidungsproblems gibt
dass die Lösungen auf ein kohärentes und transitiv
geordnetes System von Präferenzen und Werten
bezogen werden können
dass Versuchspersonen und Versuchsleiter sich
einig darüber sein müssten, was als eine korrekte
Antwort auf das gestellte Entscheidungsproblem zu
gelten hat
Eingeschränkte Rationalität (3)



Grundmodell des Entscheidens
 1. Schritt: Was sind die Alternativen?
 2. Schritt:
Was sind meine Erwartungen hinsichtlich
ihres Eintretens?
 3. Schritt:
Wie wertvoll sind mir die verschiedenen
Konsequenzen?
--------------------------------------------------------------- 4. Schritt: Entscheidungsregel: Welches ist die am höchsten
bewertete Alternative?
Dieses Modell ist weit verbreitet in Erklärungsversuchen
menschlichen Handelns, z.B. von Firmen, Ehepartnern,
Kriminellen, Wählern, Spielern.
Besonders häufig trifft man sie in der Mikroökonomie, in der
politischen Koalitionstheorie, in statistischen
Entscheidungstheorien und bei Psychologen an.
Eingeschränkte Rationalität (4)
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


Rational Choice-Modell macht (zu) starke Annahmen
Das gilt gerade für Entscheiden in Organisationen.
 Beispiel: Kombinatorische Optimierung von Personen, Stellen
und Gehältern im Rahmen der Personalwirtschaft
Ab den 70er Jahren häuften sich die Forschungsergebnisse über
“Verletzungen” des reinen Modells (“Empiriedruck”)
Konsequenz: Versuche, diese reine Version realitätsnäher zu
gestalten
Modelle der Entscheidung unter Unsicherheit bzw. Risiko,
 wo die Konsequenzen unklar, aber deren Wahrscheinlichkeiten
bekannt
 Risikoaverse versus risikobereiten Strategien (Vgl.
Risikostrategien bei der Wertpapieranlage).
 Kritik: nur graduelle Variationen des reinen Modells
Eingeschränkte Rationalität (5)

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


Vorsichtige Alternative zum alten Modell ausbauen: Modell
der„bounded rationality“ (Simon)
Annahmen des Modells der bounded rationality
1.
nicht alle Alternativen bekannt oder gleichzeitig zu
berücksichtigen
2.
nicht alle Konsequenzen werden berücksichtigt
3.
nicht alle Präferenzen werden gleichzeitig aktualisiert
Hintergrund: Einsicht in die Begrenztheit der menschlichen
Kapazitäten zur Informationsverarbeitung (Simon 1957).
Statt nach bestmöglicher Entscheidung, Suche nach einer
Variante, die "gut genug" ist für die anstehenden praktischen
Zwecke
Entscheider sind nicht auf Maximierung des Nutzens, sondern
darauf aus, zufriedenstellende Entscheidungen zu treffen
(satisfying principle).
Eingeschränkte Rationalität (6)
Dafür sprechen u.a. folgende empirische Befunde:
 Personen rechnen eher mit Erfolg als mit Misserfolg und nicht mit
Abstufungen von Erfolg und Misserfolg.
 Selbst bei stabiler Situation besteht eine Tendenz das
Anspruchsniveau leicht zu erhöhen
 Präferenzen verändern sich mit der Zeit/ mit dem Erfolg
 Erfolg säht Misserfolg und umgekehrt, weil die Anspruchsniveaus
entsprechend variieren
 Erfolg führt zum Steigen, Versagen zum Sinken des
Anspruchsniveaus
 Verschiebungen im Anspruchsniveau sind teilweise eine Funktion
von Veränderungen des Vertrauens in die eigenen Fähigkeiten,
Ziele zu erreichen
 Nachhaltiges Versagen führt zu einer Tendenz, das Setzen von
Anspruchniveaus ganz zu vermeiden.
 Versagen wirkt auf Anspruchsniveau in differenzierterer Weise als
Erfolg.
 Wichtige Variable sind Zeitdruck und die jeweilige Referenzgruppe.
Eingeschränkte Rationalität (7)

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

Menschen versuchen Entscheidungssituation zu vereinfachen.
Vier fundamentale Simplifikationsprozesse (Simon):
Editieren
 Probleme werden vor ihrer Behandlung zurechtgestutzt
 Der Suchprozess wird sequentiell strukturiert, d.h. eine
erkannte Dimension des Problems nach der anderen wird
abgearbeitet
Dekomposition
 man löst ein großes in viele kleine Entscheidungsprobleme
auf und versucht diese sukzessive anzugehen
 Probleme von hinten her lösen: man geht von seinen
Wünschen aus, und versucht dies dann in die Tat
umzusetzen
 hat mit Dezentralisierung, Hierarchie, Arbeitsteilung zu
tun
Heuristiken: man greift auf schon erfolgreiche Regeln und
Skripts für angemessenes Handeln zurück (Reise in ein fremdes
Eingeschränkte Rationalität (8)

Framing: Einbettung in einen Kontext, der Sinn verleiht






Beispiel: Formulierung von Fragen im Hinblick auf das, was
man gewinnen bzw. daraufhin, was man verlieren könnte
Frames konzentrieren die Aufmerksamkeit und
vereinfachen Analyse
Frames bleiben über Entscheidungssituationen hinweg
stabil
Manchmal "kauft" man sich Frames ein, indem man
Berater, Freunde, Schriftsteller hinzuzieht oder imitiert
Rational Choice ist selbst solch ein Rahmen der Fassung
von Entscheidungssituationen (“Sehe die Sache nüchtern
wie ein Utilitarist!”).
Experten unterscheiden sich von Laien indem sie zwischen
Frames wechseln und so einer Situation unterschiedliche
Seiten abgewinnen können.
Theorien der Aufmerksamkeit (1)


Bei begrenzter Rationalität wird Aufmerksamkeit wichtig. Ob und wie
sie eingesetzt wird, bestimmt die verfügbare Information und
indirekt die Entscheidung
Personen gehen sparsam mit ihrer Aufmerksamkeit um, insbesondere,
wenn die Zeit knapp ist (dafür gibt es eine Kunstlehre: das "time
management")

Üblicherweise erleichtert man sich das Aufmerksamkeitsproblem
durch "deadlines", Warteschlangen, Stufenpläne, Check-Listen etc.

Strukturelle Dynamik gesellschaftlicher Aufmerksamkeitsallokation
(Downs)


Man kann Investitionen in Aufmerksamkeit und Informationssuche als
Kalkulationen betrachten und sie mit anderen Investments nach
Kosten und Nutzen vergleichen (Indikator: Größe der Pressemappe).
Organisationen unterscheiden sich darin, welche Codes sie zur
Speicherung, zum Abrufen und, zum Finden von Informationen
verwenden (Buchhaltung, Human Ressource Management Systems etc.).
Verbindung zwischen Entscheidungsforschung und
Wissensmanagement.
Downs: „issue attention cycle“
Theorien der Aufmerksamkeit (2)

Redundanz kann von Nutzen sein, wenn die Welt undurchsichtig ist.

Veränderungen im Anspruchniveau führen dazu, dass die Suche
nach Informationen "thermostatisch" ausgelöst wird

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
Suche erfolgt meist sequentiell und lokal, man sucht die Lösungen
in der Nachbarschaft von Problemen und schon bekannten
Lösungen
Suche wird meist durch unangenehme Ereignisse angestoßen, d.h.
sie zielt auf Besserung dieses Zustandes und nicht auf die beste
aller Welten. Dadurch können “blinde Flecke” entstehen.
Aufmerksamkeit und Kapazität zur Suche hängen von den in einer
Organisation schlummernden und verfügbaren Reserven („slack“)
ab.
Auch bezüglich Slack geht es um Entscheidung: was leistet man
sich an Puffern, Spinnern, Kreativen, schrägen Gedanken,
Controllern, Qualitätszirkeln oder Beschwerdekästen? Was bleibt
an “Slack” übrig, wenn man sich dem "lean management"
Die individuelle Risikobereitschaft
1.
2.
3.
4.
5.
Risikobereitschaft als Persönlichkeitseigenschaft? Risikoverhalten ist
stark an die Situation gebunden.
Entscheider tendieren dazu die weniger risikoträchtige Alternative zu
wählen, wenn es um mögliche Gewinne geht („... Spatz in der Hand ...“)
Wenn es um mögliche Verluste geht, dann wählen sie eher die
riskantere Alternative („...das Schicksal wenden...“)
Wenn man weit vom Ziel nach unten entfernt ist, werden immer
größere Risiken auf sich genommen - um so auf einen Schlag das
ursprüngliche Ziel doch noch zu erreichen
Kurz vor dem Untergang werden Entscheider immer rigider und
unbeweglicher, wiederholen früheres Verhalten und sind nicht mehr
bereit neue Risiken einzugehen. Ausschlag gebend ist, ob
Aufmerksamkeit auf Hoffnungen oder Ängste konzentriert ist.
Risiken können aus Unkenntnis eingegangen werden: Diese Fälle haben
insoweit mit riskantem Entscheiden zu tun, als die Ignoranz auch
unwillkürlich oder gezielt variiert werden kann (fahrlässiger
Alkoholmissbrauch).
Strukturelle Bedingungen für Risikoübernahme



Risikobereitschaft wird vom organisatorischen Umfeld beeinflusst.
Erfahrungen sind in zweifacher Hinsicht strukturell verzerrt
 Entscheider sind meist Leute, die früher schon Erfolg hatten und eher
selten außergewöhnliche negative Ereignisse sehen
 Verteilung von risk-takers in einer Population ist das Ergebnis von u.U. sogar gesteuerten - Selektionsprozessen (etwa der Rekrutierung)
 Solche Personen tendieren dazu, sich im Zweifelsfall eher selbst
Erfolge zuzuschreiben; sie trauen sich bei weiteren Entscheidungen
mehr zu
 Bei stecken gebliebenen Karrieren eine vergleichsweise geringere
Risikobereitschaft
Unterschätzung von Risiko auf oberen Entscheidungsebenen kann von
Nutzen sein ("only the overconfident will be heros"), es führt aber nicht
selten zu Desastern. Nützlich vor allem in den „high-performance, quickdecision und high-risk-professions“ (Neurochirurgen, Piloten,
Investmentbankers)
Wie funktionieren High-Reliability-Organizations , in denen Personen
arbeiten, die meist noch nie ein Versagen erlebt haben, dennoch immer
davor auf der Hut sein müssen (Flugzeugträger, Kraftwerke, Space-Lab
etc.)? Oft überschätzen sie die Zuverlässigkeit ihres Systems, was ihre
Motivation aufzupassen reduziert.
Kritische Reflexion zur Theorie der rationalen Wahl (1)
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Grundsatzfrage: Gehen nicht viele der Theorien schon aufgrund ihrer
Begriffswahl an der organisatorischen Realität vorbei?
Problematisch: dass die Theoretiker Risikoverhalten und Entscheiden
individualistisch analog der Spieltheorie und Entscheidungssituationen
wie Pokerrunden oder Spieltisch in Casinos konzipieren.
Aber: Es dürfte wenig organisatorische Entscheider geben, die sich
als Spieler begreifen, selbst wenn sie sehr riskante Entscheidungen zu
treffen gezwungen sind.
Es gibt organisatorische Konjunkturen für riskantes Entscheiden etc.
(etwa in Gefängnissen). Danach sind zumindest vorübergehend
Entscheider alles andere als mutige Zocker.
Auf der anderen Seite gibt es Entscheidungssituationen in denen
wirkliche action angesagt ist ( “deep plays”), in denen man - ob man will
oder nicht - am Tisch bleibt und mit bietet. Dabei geht es dann nicht
mehr um Gewinn oder Risiko, sondern um Charakter (“character
contest”).
Kritische Reflexion zur Theorie der rationalen Wahl (2)


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
Vom Standpunkt der Nutzenstheorie aus dürfte kein rationaler
Mensch in die Spielbank gehen. Für die Spieler selbst aber sind
Variable wie Glück, also die Möglichkeit gegen alle
Wahrscheinlichkeit zu gewinnen, wichtige Gesichtspunkte. Vgl.
Ausdrücke wie “sie hat eine Strähne” , “er hat einen Lauf” ; „a
gamble favors none, but luck favors some”).
Angesichts dessen muss man fragen, ob "Rationalität" im Sinne
der Nutzens-Maximierung nicht überhaupt der falsche Zielwert
für die Untersuchung von Entscheidungsprozessen ist.
Dafür spricht, dass wir unterschiedliche Ebenen der Bewertung
von Einsätzen haben. “Spielgeld” hat eine anderen Status als das
Einkommen. Zufällige Gewinne werden eher aufs Spiel gesetzt als
Teile der Rücklagen usw..
Aber es gibt auch in der Entscheidungsforschung Ansätze, die
solche Einwände Aspekte stärker berücksichtigen. Zu diesen
kommen wir jetzt.
Entscheiden als Regel-Befolgen (1)
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Die ursprünglichen Metaphern der Entscheidungsforschung
porträtierten den Menschen als intuitiven Wissenschaftler,
Statistiker oder Ökonomen
Man kann aber auch an intuitive Politiker (die unterschiedliche
Störmungen der öffentlichen Meinung ausbalancieren), intuitive
Staatsanwälte (die Rechenschaft verlangen) oder inuitive
Theologen (die heilige Werte vor Beschmutzung beschützen)
denken.
Logik der Angemessenheit: Entscheidungen werden auf
Situationen und deren sozialen Charakter bezogen. Entscheiden
hat hier etwas mit Regelbefolgen und mit dem Versuch zu tun, die
eigene Identität im konkreten situativen Handeln angemessen zum
Ausdruck zu bringen.
Entscheider orientieren sich bewusst oder nicht an drei
grundsätzlichen Fragen:
 1. Was ist das für eine Situation (Kategorisierung)?
 2. Welche Person bin ich/was für eine Organisation sind wir
(Identität)?
 3. Was macht eine Person wie ich/ eine Organisation wie die
Entscheiden als Regel-Befolgen (2)

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Modell der rationalen Wahl ist eine Unter-Form des Regelbefolgens
(die striktesten Vertreter der rationalen Wahl finden sich in
Organisationen im mittleren Management; in Familien bei den
Pubertierenden!).
Besonders relevant sind Regeln in Organisationen. Regeln definieren,
was es bedeutet ein Mitglied und ein kompetenter Entscheider zu sein.
Organisatorische Regeln beziehen sich u.a. darauf,
 welcher Gesichtspunkte man sich hier bewusst sein sollte
 wann, unter welchen Abspracheregelungen und mit welchen
Begründungen man entscheiden darf
 wie Verhalten zu bewerten ist, welches Personal ausgewählt werden
soll
Organisationen besitzen eigene Identitäten, die sich in Geschichten,
Ablaufplänen, technologischen Konfigurationen und ihrem
traditionellen Personal manifestieren.
Identitäten werden Individuen zugemutet und von ihren erschaffen
bzw. reproduziert. Dadurch entsteht Ordnung unter Bedingungen von
Ambiguität.
Entscheiden als Regel-Befolgen (3)

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Es gibt institutionalisierte Identitätszumutungen. Sie definieren
das Wesen einer Person/Rolle, und markieren systematische
Unterschiede zu anderen Identitäten.
Identitäten sind ein Stück weit standardisiert. Diese
Standardisierung lässt sie zu probaten Bausteinen für soziale
Systeme werden. Als solche dienen sie nicht nur der
Vereinfachung organisatorischer Abläufe, sondern auch der
Überschaubarkeit von Arbeitsmärkten,
Managemententscheidungen, und Trainingsmaßnahmen.
Identitäten enthalten moralische Aspekte und definieren
gesellschaftliche Kompetenz.
Jeder Akteur besitzt multiple Identitäten. Da die verschiedenen
Identitäten unscharf und nicht notwendig aufeinander bezogen
sind, können unterschiedliche, sogar widersprüchliche Regeln aus
ihnen abgeleitet werden (bis hin zu den pathologischen Formen
einer “multiplen Persönlichkeit”).
Entscheiden als Regel-Befolgen (4)



Identitäten müssen in der Situation aktualisiert werden, damit
sie relevant werden können.
Vier Mechanismen der Aktualisierung:
 Erfahrungslernen: Belohnung für situationsangemessenes
Handeln
 Kategorisierung: Antworten auf Situationen beziehen sich meist
auf einige Kernkategorien (vgl. die Stewardessen in Hochschild’s
Untersuchung)
 Neuigkeitseffekte: Identitäten und Regeln, die neulich
gebraucht wurden, werden eher wieder aufgerufen
 Anwesenheit anderer Personen: Die Anwesenheit anderer
identifizierbarer Akteure weist auf angemessene
Situationsdefinitionen, aktuelle Erwartungen und jetzt passende
Identitäten hin (z.B. Verhalten bei Hofe).
Weil Organisationen Gelegenheiten für Handeln ebenso schaffen
wie situative und soziale Arrangements, beeinflussen sie die
Aktualisierung von Regeln und Identitäten ganz direkt.
Entscheiden als Regel-Befolgen (5)



Organisationen tragen selbst aktiv zur Formung organisatorischer
Identitäten bei, indem sie
 imitierbare Modelle schaffen: über Trainee-Programme,
Mentoring, Coaching, “Verkäufer des Monats”
 identitätsrelevante Hinweise geben: sie schreiben KarriereSkripts, verwenden eine besondere Sprache, weisen Arbeitsund Aufenthaltsorte zu, legen auf distinguierte
Arbeitsbekleidung Wert
 Erfahrungsmöglichkeiten eröffnen: Etablierung von
Rückmeldungs-, Bewertungs- und Beförderungssystemen
Oft kommen in derselben Situation widersprechende Identitäten
zum Tragen: etwa bürokratische und professionelle und technische,
abstrakte und konkrete, formelle und informelle, Status- oder
Situationsbezogene. Gelegentlich entspricht die Regelbefolgung
auf der einen, einer Regelverletzung auf der anderen Seite (z.B.
“Streber”; “Karrierefrau“)
Oft gibt es ein Ungleichgewicht zwischen der Propagierung von
Regeln und der Ahndung von Regelverstößen. Daraus entstehen
Einfallstore für neue Regeln, situative Beliebigkeiten und
strategische Scheinheiligkeit.
Zusammenfassung
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
Beide Entscheidungsweisen - rationale Wahl und
Regelentsprechung - sind sinnvolle Wege zu überlegtem Handeln
bzw. zum Überlegen von Handlungsweisen.
Sie unterscheiden sich in den Anforderungen, die sie jeweils an die
Fähigkeiten von Individuen und Organisationen stellen
Rationale Wahl verlangt große Fähigkeiten in der Antizipation der
Zukunft und in der Bildung nützlicher Präferenzen. Regelbefolgen
verlangt, dass man in der Lage ist, von der Vergangenheit zu lernen
und sinnvolle Identitäten zu entwickeln.
Beide Paradigmata der Entscheidungsforschung sind nicht als sich
gegenseitig ausschließende Alternativen zu verstehen.
Wer in der Lage ist, die disziplinspezifischen Vorlieben für die
eine oder die andere Entscheidungslogik zu überwinden, wird eine
größere Varianz empirischen Entscheidungsverhaltens erklären
können.
Hausaufgabe: Ecopolicy spielen
Vorgabe
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Spielen Sie in Zweiergruppen oder Vierergruppen (die Spieler
übernehmen Ressorts)
Machen Sie sich mit der Anleitung vertraut und spielen Sie einmal
zur Probe zügig durch
Dann beginnt der eigentliche Versuch: Pro Spielversuch (maximal
10 Züge) haben Sie exakt 30 Minuten Zeit
Vor jedem Zug notieren Sie bitte kurz ihre gemeinsame
Hypothese über den Zustand und die voraussichtliche Entwicklung
des Systems und warum Sie gerade diese Ausgaben tätigen wollen
Ziehen Sie Ihre Lehren aus den Ergebnissen des bzw. der
vorherigen Züge Nutzen Sie die Informationsmöglichkeiten des
Spiels nach Bedarf und Zeit. Sie können sich Ihre verfügbare Zeit
nach ihrem Belieben einteilen.
Reflektieren Sie nach jedem Durchgang bzw. nach Ablauf der Zeit
ihren Spielerfolg und die Angemessenheit Ihrer Diagnosen
Spielen Sie 10 Durchgänge (nicht notwendig an einem Stück!)
Erstellen Sie danach einen zusammenfassenden Erfahrungsbericht
über den Spielerfolg und das Zustandekommen der
Teamentscheidungen
„Vernunft ist der Wahnsinn aller“
B. Spinoza
Begriffsnetz
„Entscheidungsproblem“
Ambiguität und Interpretation (1)
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


Wie entscheidet man sich in einer wenig geordneten, ziemlich
undurchsichtigen und mit vielfältigen Interpretationen symbolisch
"überbauten" Welt ?
Akzent auf Ordnung aus Chaos, weniger auf Ordnung, die vor
Chaos zu schützen ist.
Traditionellen Ordnungskonzeptionen gehen von drei nicht mehr
haltbaren Voraussetzungen aus:
 Idee der objektiven Realität (d.h. Geschichte, Handlungen und
Ergebnisse sind faktisch gegeben und objektiv feststellbar)
 Idee der durchgehenden Kausalität (d.h. Realität und
Geschichte sind vollständig aus Ursache-Wirkungsketten
aufgebaut)
 Idee der Intentionalität (d.h. Wahlen entsprechen Absichten
und dem Selbst der Entscheider)
Solche Konzepte unterschätzen systematisch die Unordnung und
die Komplexität, unter denen tatsächliches Entscheiden
stattfinden muss.
Ambiguität und Interpretation (2)



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Ambiguität: Mangel an Klarheit betreffend der Realität, Kausalität
oder Intentionalität (Synonym: Mehrdeutigkeit)
Ambiguität ist etwas anderes als Unsicherheit. Sie bezieht sich
auf das mangelnde Zutrauen des Entscheiders in die
Voraussehbarkeit, eindeutigen Kategorisierbarkeit und
Verstehbarkeit der Welt.
Ambiguität ist durch mehr Information nicht beizukommen - oft
resultiert aus einem Mehr an Information geradezu das Gegenteil
Ambiguität spürt man
 wenn man entdeckt, dass die Welt eine soziale Konstruktion,
also etwas zu Konstruiertes/ Erfundenes und nicht etwas zu
Entdeckendes ist, dem man auf den Grund gehen kann;
 wenn Erfahrung und Wünsche grundsätzlich unscharf und
Objekte von Attributionsprozessen sind,
 wenn man Wissen durch imaginatives Verstehen ersetzen muss.
 Ambiguität ist das Grundgefühl vieler Fantasy-Werke
Ambiguität und Interpretation (3)



In mehrdeutigen Welten bekommen Entscheidungen einen anderen
Status
 Sie sind nicht mehr Konsequenzen von und Folgerungen aus
Ordnung (Wissen, Wünschen, Werten)
 sondern werden als Quellen von Ordnung und Instrumente ihrer
sozialen Konstruktion erkenn- und nutzbar
Ambige Grundlagen des Entscheidens
 Wenn Realität (wie wurde die Uni Hildesheim das, was sie heute
ist?) nicht objektiv feststellbar sind, dann müssen sie - und
zwar kontinuierlich rekonstruiert, bestätigt und weiter
entwickelt werden
 Dies geschieht dadurch, dass man sich auf Geschichten oder
organisatorischen Mythen bezieht
Beispiele: Stil des Hauses, Wille des Stifters, Effektivität einer
Therapie, Sinn von Erziehung, Besondere eines guten Weines,
Zwangsläufigkeit des Krieges.
Ambiguität und Interpretation (4)





Interpretationen überschätzen die Kohärenz und logische
Notwendigkeit von Ereignissen, die Rolle der Absichten der Akteure
sowie die Verstehbarkeit historischer Wirkkräfte
Wenn interpretiert werden muss, aber die tatsächliche Basis der
Interpretationen bescheiden ist, dann müssen Akteure und
Institutionen angemessen komplexe Repertoires von unterschiedlichen
Interpretationen entwickeln
Solche Interpretationen sind oft um Konflikte zwischen Gruppen bzw.
Subkulturen herum organisiert. In einer Organisation können
unterschiedliche Interpretationen existieren (gilt für Ministerien,
Verwaltungen, ja selbst für Kirchen). Wenn Personen Mitglieder
verschiedener Gruppen sind, können sie gelegentlich von einer
Interpretation zur anderen "switchen".
Entscheider wie Organisationen bringen einen großen Teil ihrer Zeit mit
der Begründung, Einordnung und Kommunikation von Entscheidungen und
Strategien zu. Dabei verwenden sie einschlägige, d.h. lokal
nachvollziehbare Theoriemuster (“weak theories”).
In der Regel sind dies post hoc Erklärungen. In vielen Fällen ist die
Situation entscheidungsinterpretiert, aber nicht entscheidungsgeleitet.
Retrospektive Entscheidungs-Findung

“Anstelle der Ansicht, dass Entscheidungen so
getroffen werden, wie es die Umstände erfordern,
muss eine alternative Formulierung in Betracht gezogen
werden. Sie besteht in der Möglichkeit, dass die Person
die getroffenen Entscheidungen erst im nachhinein
definiert. Das Ergebnis kommt vor der Entscheidung ...
Die Entscheidungsregeln im Alltagsleben ... könnten
sich in viel stärkerem Masse mit dem Problem
beschäftigen, den Ergebnissen ihre legitime
Geschichte zuzuschreiben, als mit dem Problem, vor
dem tatsächlichen Anlass zur Wahl zu entscheiden,
unter welchen Bedingungen einer von mehrerer
Handlungsabläufen gewählt werden wird.”
(Garfinkel 1967: 114)
Ambiguität und Interpretation (5)


Auch in Bezug auf die eigenen Präferenzen und
Identitätsvorstellungen fehlt oft die vermeintliche Eindeutigkeit:
 Präferenzen sind weder völlig konsistent, noch stabil noch
unabhängig vom konkreten Wahlprozess
 Präferenzen sind wichtige Ergebnisse (nicht nur Ressourcen
oder Voraussetzungen!) von Entscheidungsprozessen.
 Es ist empirisch schwierig Präferenzen zu erheben (SelfReports oder Interviews).
 Berichte sind aber selbst das Ergebnis reflektierender
Eigenbeobachtung und werden im Hinblick auf die
Interviewsituation formuliert.
 Entscheider schließen ihre Präferenzen aus der Analyse ihres
eigenen Verhaltens.
Dasselbe gilt für Identitäten, die bekanntlich stark von
Reaktionen der Handlungspartner in ihrer Entwicklung und
Aktualisierung abhängen.
Ambiguität und Interpretation (6): „Lose Kopplung”




Theorien des Umgangs mit Ambiguität: das Konzept der Losen Kopplung
und das Mülleimermodell der Entscheidung
Lose Kopplung von Entscheidungen mit Handlungen, von heutigem und mit
gestrigem Handeln, von Rechtfertigungen und ursprünglichen
Entscheidungen, von Glaubenssätzen und Wahlentscheidungen, von
Lösungen und Problemen usw.
Funktional, wenn
 Organisationen es mit verwirrenden und inkonsistenten Umwelten zu
tun haben
 Dezentralisierung und Delegation sind Strategien, die motivationale
und informationelle Probleme zu bewältigen, sowie für
 das Verbergen, Tolerieren und Stimulieren von nützlicher Inkohärenz
 Lose gekoppelte Untereinheiten entwickeln eigene Klientengruppen,
Ziele, Informationsbestände und Identitäten
 Solche zentripetale Tendenzen können sich zu eigenen Subkulturen
auswachsen (Sozialarbeiterin: “Jeder Bezirk ist anders!”)
 Das sind nicht notwendig pathologische Entwicklungen
Deshalb häufig: lose Kopplung von Entscheidung und Umsetzung bzw.
fehlende Evaluation der Resultate.
Heuchelei oder Demut?



Solche losen Kopplungen finden wir meist dann, wenn der
Entscheidungsprozess symbolisch hoch aufgeladen ist, so dass es
wichtiger erscheint überhaupt dabei zu sein und eine Entscheidung
getroffen zu haben, als ein bestimmtes Ziel zu erreichen.
Oft ist es sinnvoll, bei der Entscheidung eher unklar zu bleiben, um
eine situationsangepasste Implementation zu erleichtern.
“Talk and action are loosely coupled, because talk tends to deal
with principles one at a time and action tends to deal with many
principles simultaneously but only in a specific limited situation.
Talk achieves clarity by ignoring the complications of specific
contexts. It reminds decision participants of their beliefs.
Action achieves clarity by ignoring its implications for
contradictory beliefs. It sustains the beliefs but bends them to
meet the exigencies of action.
As a result, some things that are easily said are not easily done.
Other things can be easily done but not easily said.” (March 1994:
198)
Entscheidung als Sinnkonstruktion (1)



Frage, ob und inwiefern Entscheidungen Mittel sind, um Sinn überhaupt
erst herzustellen. Argumente dafür:
Entscheiden ist eine hoch ritualisierte Aktivität.
 Man denke an: Abstimmungen oder Urteilsverkündungen.
 Dadurch wird die Legitimation von Entscheidungen bekräftigt und
deren Tragweite dramatisiert (Beispiel: Entscheidung zur
Eheschließung).
 Rituale nicht starr; es lässt sich durch Nuancen Sinn modellieren
(Unterschriftenregelung)
Entscheidungen haben hohe symbolische Bedeutung:
 sie haben etwas mit Wahrheit zu tun und damit, wie die Welt gesehen
wird oder sein soll
 sie drücken personelle und institutionelle
Beziehungen/Machtverhältnisse aus
 sie tangieren Emotionen und Vertrauensbande
 ob man über Anschaffungen, Personal, Diagnosen oder Angriffspläne
entscheidet - niemals geht's einzig und allein um Entscheidung.
 Nicht in jedem Fall wird tatsächlich eine Entscheidung angestrebt
(irrige Annahme einer “Outcome Primacy”)
Entscheidung als Sinnkonstruktion (2)


Entscheidungsepisoden sind zu mehr als nur zur
Entscheidungsfindung nutzbar :
“These occasions ... are also occasions for talking
 about the goals the organization should pursue,
 what makes an argument legitimate,
 who is a smart analyst,
 who is tough, who is not,
 who is sensitive und who is not,
 who supports whom,
 how a decision maker talks, thinks, and acts.”
(March 1994: 213)
Entscheidung als Sinnkonstruktion (3)


Entscheidungsarenen erweisen sich als
 Situationen für die Präsentation des Selbst,
 Orte, wo der Nachwuchs sozialisiert und erzogen werden kann.
 Durch Teilnahme an Entscheidungsprozessen entwickeln
Personen ein Bild von sich selbst bzw. übernehmen sie
entsprechende Modelle
 Entscheidungsprozesse sind die zentralen heiligen Aktivitäten
in Gesellschaften wie den unseren, die sich durch eine
rationalistische, subjektbezogene und realistische
Grundeinstellung auszeichnen.
Auffälliger Kontrast: Intensität der Beteiligung am
Entscheidungsprozess versus relative Vernachlässigung der
Umsetzung bzw. Evaluation; die relativ größere Bedeutung der
Formen bzw. des Verfahrens gegenüber den inhaltlichen
Aspekten der Entscheidung (vgl. Luhmann 1969).

Die Form ist der primäre Träger der symbolischen und der
ethischen Bedeutung, weniger die behandelten Inhalte.

Jeder Versuch, Entscheidungsprozesse "zu verbessern" muss den
Commitment und Konsistenzstreben
Commitment:
freiwilliges Bekenntnis, Bindung an eines
Sache
Haben Personen einer (wenn auch sehr
kleinen) Sache zugestimmt, lassen sie sich
nachfolgend leichter überzeugen, auch einer
größeren Bitte in einem ähnlichen
Zusammenhang zuzustimmen.
Commitment: Streben nach persönlicher Konsistenz
Klassische Studie (Howard, 1990)
Einleitung am Telefon:
„Ich hoffe, es geht
Ihnen gut heute
Abend."
Einleitung am Telefon:
„Wie geht es Ihnen
heute Abend?„
(Abwarten der
Antwort)
Frage:
„Würden Sie einem Vertreter einer
Hungerhilfsorganisation erlauben, Sie zu
besuchen, um Plätzchen zu verkaufen?“
Zustimmung:
33 %
Zustimmung:
15 %
Commitment und Konsistenzstreben
Erklärung:
1. Personen erschließen aus ihrer ersten Handlung
ihre persönliche Einstellung der Sache gegenüber.
2. Da sie die erste Bitte aus freien Stücken erfüllt
haben, haben sie dem Inhalt an sich zugestimmt
und fühlen sich selbst daher verpflichtet, auch bei
der zweiten Bitte gleich zu handeln.
3. Der Wunsch, konsistent zu sein, ist dabei größer
als der Wunsch, die mit der Zustimmung
verbundenen Kosten zu vermeiden.
Commitment und Konsistenzstreben
Beispiel:
Milgram-Experiment
Commitment hergestellt durch:
•
freiwillige Meldung auf eine
Anzeige
•
Entgegennahme von Bezahlung
„Machen Sie weiter,
das Experiment verlangt es.“
Wirtschaftspsychologische Anwendung
1. Die „Foot-in-the-door"-Technik
•
Darf ich Sie kurz über ... informieren ...?
•
Darf ich Ihnen kurz einige Fragen zu unserem Produkt
stellen?
• Teilnahme an Preisausschreiben
2. Zielbindung durch Commitment
Zielbindung: Grad, mit dem ein Individuum sich mit einem Ziel
identifiziert und sich diesem gegenüber verpflichtet fühlt.
Durch Beteiligung an Entscheidungen fühlen sich Mitarbeiter
•
stärker an diese gebunden und
•
beachten daraus folgende Arbeitsziele in stärkerem
Maße als die eigenen.
Experiment von Sherif
Die soziale Konstruktion
einer gemeinsamen
Einschätzung über ein ein
nicht vorhandenes
Phänomen
Die Konvergenz der Schätzungen
von drei Vpn beim
autokinetischen Phänomen
A: Alleinschätzungen
Z: Zusammenschätzungen
Exp Sherif
Entscheidungsprozesse in Gruppen Gruppendenken
Entscheidungsprozesse in Gruppen
Gruppendenken
Gruppendenken entsteht dann, wenn in einer Gruppe das
Konsensstreben stark dominiert bzw. sogar wichtiger wird als die
Aufgabe so gut und effektiv wie möglich zu bewältigen. Dadurch
kann es zu einer enorm verzerrten Wahrnehmung der Realität
kommen und u.U. zu katastrophalen Entscheidungen.
Beispiele:
•Das Unglück von Tschernobyl im Jahre 1986
•Der tragische Start der Raumfähre Challenger am 28. Januar
1986
•Die amerikanische Invasion in der Schweinebucht im Jahre 1961
Leistung in Gruppen sozKomp
Leistung in Gruppen
Prozessgewinne durch Soziale Kompensation
Mitglieder mit hohem Leistungsniveau gleichen durch eine
erhöhte Leistung die fehlenden Fähigkeiten anderer Mitglieder
aus.
Daraus können eine zusätzliche Motivierung der schwächeren
Mitglieder und damit eine insgesamt erhöhte Leistung folgen.
Entscheidungsprozesse in Gruppen Gruppendenken
Entscheidungsprozesse in Gruppen
Gruppendenken
typische Symptome:
• Illusion der Unanfechtbarkeit.
• Rationalisierung
• Gruppeneigene Moral: Ein unbedingter Glaube an die
Moralität der Gruppe
• Stereotypisierung: Meinungsgegner und Außenstehende
werden durchgängig negativ wahrgenommen
• Konformitätsdruck
• Selbstzensur
• Selbsternannte „Meinungswächter"
• Illusion der Einstimmigkeit
Entscheidungsprozesse in Gruppen Gruppendenken
Entscheidungsprozesse in Gruppen
Gruppendenken
besonders häufig bei:
•
Gruppen mit starker Hierarchie
•
starker Identifikation der Mitglieder (mit der Gruppe)
•
hoher Gruppenkohärenz - Harmoniestreben
Mögliche Gegenmaßnahmen:
•
Zurückhaltung der Führenden
•
Offenheit für andere Meinungen pflegen
•
Gruppendynamische Vorgänge beachten (insbes. Kohärenz)
•
Offenheit für Entscheidungsrevision bewahren
Entscheidungsprozesse in Gruppen Polarisierung
Entscheidungsprozesse in Gruppen
Prozessgewinne durch Soziale Kompensation
a) Gruppenpolarisierung
In Gruppen findet im Laufe einer Diskussion Extremisierung
der
Ausgangspositionen statt.
Teilprozesse:
• Selbstkategorisierung: Personen definieren sich selbst u.
a. über die Gruppe, in der sie sich befinden. Dabei
fokussieren sie auf das, was sie von anderen
unterscheidet.
• Wiederholte Äußerungen: Je häufiger eine Einstellung
geäußert wird, desto extremer wird sie. Wiederholte
Äußerungen werden mit der Zeit weniger differenziert und
weniger an Einschränkungen geknüpft.
Entscheidungsprozesse in Gruppen risky-shift
Entscheidungsprozesse in Gruppen
Das Risky-Shift-Phänomen
Aufgrund von Gruppenpolarisierung kann es zu
riskanteren Entscheidungen kommen (sog. „risky
shift phenomenon“)
Ein höheres Risiko wird akzeptiert, weil die
Handlungskonsequenzen von der ganzen Gruppe
getragen werden (Verantwortungsdiffusion)
Abb.: Der innere Beraterzirkel von US-Präsident Lyndon Baines Johnson (1908 - 1973; USPräsident 1963 - 1969), Washington D.C., 1966; dieser geschlossene Zirkel hat aufgrund von
groupthink verheerende Entscheidungen im Vietnamkrieg zu verantworten
Janis: Groupthink



Untersuchung, wie einige außenpolitisch verheerende
Entscheidungen amerikanischer Präsidenten zustande gekommen
sind.
Janis kann diese Fehlentscheidungen auf das von ihm so genante
Groupthink-Syndrome (Gruppendenken-Syndrom) zurückführen.
Dieses Syndrom hat acht Symptome, die sich in drei Gruppen
einteilen lassen (174. f):
 Überschätzung der Macht und Moral der Gruppe
 Illusion der Unverwundbarkeit bei allen oder den meisten
Gruppenmitgliedern. Diese Illusion führt zu maßlosem
Optimismus und verleitet, dass man extreme Risiken
eingeht
 Fragloser Glaube an die der Gruppe eigene Moral. Dies
führt dazu, dass man die ethischen oder moralischen
Folgen seiner Entscheidungen nicht beachtet
Groupthink


Scheuklappendenken
 Gemeinsame Anstrengung, die eigenen Entscheidungen zu
rationalisieren, um Warnungen oder andere Informationen zu
entwerten, die dazu führen könnten, dass man seien
Entscheidungen nochmals überdenkt und gegebenenfalls revidiert
 Stereotype Sicht der Gegner als zu böse, um mit ihnen echte
Verhandlungen zu versuchen, oder als zu schwach oder zu dumm,
um den riskanten eigenen Vorgehensweisen zu begegnen
Uniformitätsdruck
 Selbstzensur gegen Abweichungen vom anscheinenden
Gruppenkonsens. Die einzelnen Gruppenmitglieder halten deshalb
Bedenken oder Einwände zurück
 Illusion der Einmütigkeit
 Druck auf Gruppenmitglieder, die Einwände vorbringen gegen
Stereotype, Illusionen und Engagements der Gruppe.
Widerspruch wird als Illoyalität gebrandmarkt
 Auftreten von selbsternannten Zensoren, die die Gruppe
abschirmen von Informationen und Meinungen, die die Gruppe in
ihrer Selbstgefälligkeit und Selbstgerechtigkeit erschüttern
könnten
Folgen des Groupthink
Groupthink führt dazu,







dass man denkbare Alternativen nur sehr eingeschränkt
berücksichtigt
dass man mögliche Zielsetzungen nur sehr unzureichend
erarbeitet
dass man die Risiken der gefällten Entscheidung zu wenig
überlegt
dass man einmal verworfene Alternativen nicht mehr in
Betracht zieht
dass man sehr selektiv Informationen sammelt
dass man Informationen tendenziös auswertet
dass man keine Vorkehrungen trifft für etwaige
Hindernisse, Rückschläge oder Versagen
[Janis 1982: 175]
1914
1919
1930
immer
Abb.: Karl Arnold: Das Volk als Masse. In: Simplizissimus. 1932
Hausaufgabe: Ecopolicy spielen
Vorgabe








Spielen Sie in allein oder in Zweiergruppen
Machen Sie sich mit der Anleitung vertraut und spielen Sie
einmal zur Probe zügig durch
Dann beginnt der eigentliche Versuch: Pro Spielversuch
(maximal 10 Züge) haben Sie exakt 25 Minuten Zeit
Vor jedem Zug notieren Sie bitte kurz ihre Hypothese über den
Zustand und die voraussichtliche Entwicklung des Systems und
warum Sie gerade diese Ausgaben tätigen wollen
Ziehen Sie Ihre Lehren aus den Ergebnissen des bzw. der
vorherigen Züge Nutzen Sie die Informationsmöglichkeiten des
Spiels nach Bedarf und Zeit. Sie können sich Ihre verfügbare
Zeit nach ihrem Belieben einteilen.
Reflektieren Sie nach jedem Durchgang bzw. nach Ablauf der
Zeit ihren Spielerfolg und die Angemessenheit Ihrer Diagnosen
Spielen Sie 10 Durchgänge (nicht notwendig an einem Stück!)
Erstellen Sie danach einen zusammenfassenden
Erfahrungsbericht
Multiple Akteure: Konflikt und Politik (1)



Thema: Politische Entscheidungssysteme, Macht und
Koalitionsbildung
Definition „politisch“: Systeme kollektiver Entscheidungsfindung,
die funktionieren, obwohl und weil die Partner unterschiedliche
Präferenzen haben und auch weiterhin behalten. Beispiele:
 Marktsysteme, die über Preise und Verträge funktionieren
 Systeme demokratischer Regierung, die sich solcher
Mechanismen wie Wahl, Verfassung, politischer Parteien und
Gesetzgebung bedienen
Entscheidung und Macht
 Macht beruht auf der Fähigkeit, das zu bekommen, was man
will, oder was der eigenen Identität entspricht.
 Machtverteilung in der Gesellschaft entspricht der Verteilung
von Vorteilen in der Verfolgung personaler Ziele
 Demokratie: ein in etwa gleich verteiltes System von solchen
Vorteilen.
 Zwei grundlegende Konzepte: Gewaltmodell von Macht und die
Vorstellung von Macht als "Handelsvorteil"
Multiple Akteure: Konflikt und Politik (2)



Gewaltmodell passt kaum auf Mehrpersonen-Entscheidungen:
 weil zwischen positioneller und Verhaltensmacht zu
unterscheiden ist
 weil Macht oft bereichsspezifisch ist (je nach
Entscheidungsarena)
 weil Akteure und ihre Macht erst aktiviert werden müssen
 weil der Einsatz von Macht diese entwertet
Kritik
 Macht kaum zu messen
 Tautologisch, wenn/weil es sich auf post hoc-Plausibilisierungen
reduziert
Theoretisch und empirisch komplexer: Austauschmodell der
Macht
 Austausch bestimmter Ressourcen zwischen den Partnern (wie
Geld, Eigentum, Loyalität, Wissen, Zugänge, Informationen,
Sicherheit)
 Wahlprozess: Arrangieren wechselseitig akzeptabler
Handelsbeziehungen.
Multiple Akteure: Konflikt und Politik (3)


Die Fähigkeit die eigenen Präferenzen durchzusetzen bzw. seine
besondere Identität zu verwirklichen, hängen von drei Größen ab:
 Kontrolle über die Spiel-Regeln
 Kontrolle über die Ressourcen (Theorien der
Ressourcenabhängigkeit. Standardtip zum Machterwerb:
become rich, seize a hostage, build a better mousetrap)
 Kontrolle über die Präferenzen und Identitäten (Problem des
"glücklichen Sklaven")
Entscheidungen und Koalitionen
 Thema: die interaktiven und sozialen Aspekte der Kontrolle über
den Entscheidungsprozess.
 Bei Koalitionen gibt es zwei zentrale Vor-Entscheidungen, die
getroffen werden müssen:
 Wer soll einbezogen werden?
 Unter welchen Beteiligten werden die Gewinne wie verteilt?
Multiple Akteure: Konflikt und Politik (4)




Rationale Akteure
 versuchen möglichst die gewinnende Koalition vorher
herauszufinden und dieser dann beizutreten
 versuchen möglichst wenige Alliierte zu haben, mit denen sie den
Erfolg teilen müssen ("minimal winning coalition")
Im Modell des Regelfolgens suchen die Akteure zu ihnen passende
Koalitionspartner und faire Aushandlungsergebnisse.
Der Haken an den reinen Redistributionsmodellen ist, dass ja auch
die verlierende Koalition bei Laune, d.h. weiterhin im Spiel gehalten
werden muss
Es gibt Koalitionen, die sich nicht durch anschlussfähige (bzw.
wechselseitig indifferente) Interessen bzw. Identitäten, sondern nur
dadurch auszeichnen, dass jener Beteiligte für sich zum Ziel kommen
will. In solchen Koalitionen arbeitet man sich gegenseitig in die Hände .
Viele Entscheidungsprozesse in der Politik, an Universitäten, in
militärischen Organisationen oder Firmen folgen diesem Muster und
haben insoweit wenig mit Machtausübung, Problemlösung,
Regelbefolgung etc. zu tun.
Multiple Akteure: Konflikt und Politik (5)


Ein strategisches Problem besteht darin, dass Differenzen
ertragen, ja sogar gefördert werden müssen. Das ist ein
Informationsproblem (wie kommen solche Partner überhaupt
zusammen?), aber auch ein Organisations- und ein
Vertrauensproblem. Vertrauen kann zwischen wechselseitig
indifferenten Partner schlecht aufgebaut werden.
Instabilitäten von Koalitionen haben drei primäre Quellen:
 Ambiguität der Entscheidung: man lässt wichtige Punkte
bewusst ungeklärt, um die Partner überhaupt zusammen zu
bekommen und auf “Plattformen” zu vereidigen. Daraus
resultieren Möglichkeiten selektiver Interpretation. Wenn die
Unterschiede während der Umsetzung der Entscheidung geklärt
werden müssen, kann die Koalition auseinander fallen.
 Ergebnis zu optimistisch eingeschätzt: Man überzieht die
Erwartungen, um die Leute ins Boot zu bekommen, und spielt die
möglichen Nachteile herunter. Grosse Hoffnungen sind
Einladungen zur Enttäuschung.
 Ausmaß der erwartbaren Unterstützung zu hoch kalkuliert: die
Teilnehmer vermissen dann wichtige Bezugspersonen,
deretwegen sie sich überhaupt engagiert haben.
Hendrickson's Gesetz
Wenn die Lösung eines
Problems
mehrere Sitzungen erfordert,
kann es sein,
dass die Sitzungen wichtiger
werden als das Problem
Kulturelle Varianten im Entscheidungsverhalten
Entscheidungsschritte
1. Problemerkennung
Kulturelle Variationen
Problem Solving
Situation should be
changed.
Situation Acceptance
Some Situations should be
accepted rather than changed
2. Informationssuche
Gathering „Facts“
Gathering ideas/possibilities
3. Alternativenkonstruktion
New, future-oriented
alternatives
Past-, present-, and futureoriented alternatives
Adults can learn and
change.
4. Wahlentscheidung
5. Implementation
Individual decision
making
Adults cannot change
substantially
Group decision
making
Decision making
responsibility is delegated.
Decisions are made
quickly. Decision rule: Is it
true or false?
Only senoir
management makes
decisions. Decisions are
made slowly. Decision
rule: Is it good or bad?
Slow
Fast
Manages from the top.
Responsibility of one
person
Involves participation of
all levels. Responsibility
of group.
Prämissen organisatorischen Entscheidens (1)
1. Arbeitsteilung/Departmentalisierung (Entkopplung)
2. Standardisierung (S O P) (Routinisierung)
3. Indoktrinierung (Normierung)
4. Kommunikation (Informierung)
5. Hierarchie (Anweisung)
6. Vorgabe von Entscheidungsprämissen

'Sachprämissen' (Wissen + Theorien)

Wertprämissen (Ziele + Bewertungskriterien)

Persönliche Prämissen
Prämissen organisatorischen Entscheidens (2)


Arbeitsteilung: Funktionen
 Zerlegung von Aufgaben in Teilprobleme und Zuordnung zu
Mitgliedern.
 Vielfältige, teilweise unklare und konkurrierende Erwartungen
der verschiedenen Teilnehmer (Organisationsmitglieder,
Kunden, Lieferanten, etc.) werden in Subziele übersetzt (und
dadurch operationaler und konsistenter). Abteilungen sind
„loosly coupled".
 Entscheider brauchen ihre Aufmerksamkeit nur wenigen Folgen
ihres Handelns zu widmen, z.B. Personalmanager beschränkt sich
auf Personalgesichtspunkte und abstrahiert von Problemen des
Rechnungswesens
 Eingrenzung des Horizonts, eher Identifikation mit Arbeit, da
an Subzielen orientiert.
Arbeitsteilung: Negative Folgen
 Konflikte zwischen Abteilungen: lose gekoppelte Abteilungen
verfolgen eigenständig teilweise konkurrierende Ziele
 Reduzierung der Teilnahme- und Leistungsmotivation durch
stark routinisierte Tätigkeiten
Prämissen organisatorischen Entscheidens (3)




Standardisierte Verfahren und Programme (SOP): generelle
Entscheidung, wie bestimmte Aufgaben ausgeführt werden sollen
Ausführungsprogramme (= Konditionalprogramme): schreiben
Individuum ein bestimmtes Verhalten bei Eintritt eines
bestimmten Stimulus vor; ersparen die Suche nach neuen Lösungen,
erzeugen Berechenbarkeit, Regelmäßigkeit. Beispiel:
Wohngeldvergabe
Zweckprogramme (= in komplexen Entscheidungssituationen):
Ziele und Zwecke sind vorgegeben, die Wahl der Mittel ist selbst
bestimmbar. Entwicklung der Programme erfolgt schrittweise und
arbeitsteilig. Gewonnene Erfahrung der Organisationsmitglieder
ersetzt bewusste Abstimmung und Planung des Gesamtprozesses.
Beispiel: Adoption
Koordination v.a. bei aufeinander zugreifenden Programmen
notwendig
Zielbildungsprozess nach Cyert/March (1)





Organisationsziele sind das Resultat eines Prozesses, in dem die
Teilnehmer auf der Basis ihrer verschiedenen individuellen Ziele
Gemeinsamkeiten aushandeln.
Manche Teilnehmer sind in (Sub-)Koalitionen organisiert (z.B.
Arbeitnehmer, Manager, Aktionäre, Kunden, Lieferanten) mit
unterschiedlichen Erwartungen
Beteiligte im Zielbildungsprozeß
 aktive Gruppen: nur diese nehmen am Prozess teil; bringen persönliche
Ziele + Vorstellungen in Mikropolitik und offizielle Verfahren der
Organisation ein
 passive Gruppen: verzichten auf die Teilnahme durch
Ausgleichszahlungen (z.B. Dividende bei Aktionären)
Charakterisierung von Zielen/ Zielbündeln
 vage und generell/allgemein
 nicht operationalisiert und vorläufig
 In sich nicht konsistent
Ausgegangen wird z.B. von folgenden Zielen: Produktionsziel,
Lagerhaltungsziel, Umsatzziel, Marktanteilsziel, Gewinnziel ->
Zufriedenheitsniveaus
Zielbildungsprozess (2): Quasi-Lösungen


In Verhandlungen werden Ziele konkretisiert und ggf. verändert (in
Grenzen) -> Stabilisierungsmechanismus durch „sunk costs", alte
Organisationsstrukturen etc. (‚Pfadabhängigkeit‘)
Durch mehrdimensionale Ziele entstehen Zielkonflikte, die zu QuasiLösungen führen




Lokale Rationalität: Entscheidungsprobleme werden in Subprobleme
zerlegt, die von Abteilungen zu Subzielen verfolgt werden (teilweise
widersprüchlich)
Anspruchsniveauorientierte Entscheidungsregeln: optimale Lösungen
sind schwerer zu finden als befriedigende -> satisfying auf sozialer
Dimension -> erleichtert Kompromissbildung
Organizational slack: überschüssige Ressourcen wirken Konflikt
dämpfend, erlauben friedliche Koexistenz konkurrierender Ziele,
vermindern Kämpfe um knappe Ressourcen (v.a. in
Matrixorganisationen)
Sequentielle Zielverfolgung: inkompatible Ziele können auch
nacheinander verfolgt werden.
Mülleimermodell des Entscheidens
Das „Mülleimer- Konzept“

Teilnehmer, Lösungen und Probleme sind zu Beginn relativ
unabhängige Mengen, die erst in Entscheidungsarenen aufeinander
treffen

Es gibt vorhandene Lösungen, die nach „passenden“ Problemen
suchen

Teilnehmer (mit bestimmten Lieblings-Lösungen) wandern von einer
Entscheidungsarena zur anderen

Wechsel zwischen den Entscheidungsarenen ermöglicht mehr
Lösungen

Zeit ist eine knappe Ressource und verlagert die Aufmerksamkeit
der Teilnehmer in bestimmte Entscheidungsarenen

Die Teilnahme ermöglicht Machtspiele

Die Teilnahme wird durch die organisatorische Struktur bestimmt
Wie kommen Entscheidungen in
Mülleimersituationen zustande?



durch Übersehen (eine Wahl kommt nur zustande, weil
die Entscheider ihre Aufmerksamkeit auf ein anders
Problem richten)
durch Problemlösung (man bringt genug Energie auf,
um das vorliegende Problem gezielt anzugehen und
Alternativen zu erwägen)
durch Flucht (d.h., es taucht in der Diskussion eine
neue, attraktivere Alternative auf, die eine
Entscheidung möglich macht, obgleich sie keinen Bezug
zum Problem mehr hat).
Kennwerte für Mülleimer-Situationen

die Problemaktivität: das ist jene Zeit in der ein Problem
sich in einer Auswahlsituation befindet ohne gelöst zu
werden.
-> Maß für das Konfliktpotential einer Organisation.

die Problemlatenz: das ist jene Zeit, in der es Probleme gibt,
ohne dass diese einer Entscheidungssituation zugeführt
würden.
-> Maß für die Reaktionsbereitschaft einer Organisation

die Entscheidungszeit: das ist jene Zeit, in der Wahlen
abgewickelt werden.
-> Maß für die Effizienz bei der Entscheidungsabwicklung
Hinweise zum Umgang mit Müllereimer-Prozessen
1.
Nimm Dir Zeit! Da Zeit und Aufmerksamkeit knappe Güter sind,
kann ein Teilnehmer, der Zeit investiert, seine Ziele besser
verwirklichen
2. Harre aus! Ein Vorschlag, der heute abgelehnt wird, kann trotzdem
morgen noch angenommen werden. Wechselnde Teilnehmer und
Interessen versprechen dem Ausdauernden Erfolg.
3. Ersetze Stichhaltiges durch Statussymbole, weil für viele
Teilnehmer symbolischen Ergebnisse wichtiger sind als
substantielle Inhalte.
4. Ermögliche die Teilnahme von Gegnern, die durch die Einbindung in
den Entscheidungsprozess frustriert werden können und ihre
Ansprüche und Einsprüche dadurch zurück nehmen.
5. Überlade die Entscheidungsgelegenheit! Ein einzelner Vorschlag
kann leicht zu Fall gebracht werden. Ein Teilnehmer mit vielen
Vorschlägen wird leichter einige davon durchbringen.
6. Schütze die Entscheidungsgelegenheit, indem Du nicht relevante
Quelle: Aus A. Kreuter: „Entscheidungsfindung in Reorganisationsprozessen“. In: zfo 2/1996. S. 121
Probleme und Lösungen auf andere, harmlose
Hinweise zum Umgang mit Müllereimer-Prozessen
7. Interpretiere die Geschichte und die "Definition der Situation".
Schaffe/ interpretiere Präzedenzfälle, aus denen sich günstige
Definitionen und Regeln ableiten lassen
8. Manage die Entscheidungsfindung unauffällig. Viele kleine Eingriffe
sind wirkungsvoller und provozieren weniger Aufmerksamkeit und
Opposition als wenige große.
9. Interpretiere die Geschichte. Ein Verständnis vergangener
Entscheidungsprozesse gibt Aufschlüsse über aktuelle
Verhaltensmuster und verleiht der eigenen Argumentation die
Legitimation.
10. Ermögliche Opponenten die Teilnahme an Entscheidungssituationen.
Die erlebte Frustration senkt das Anspruchsniveau.
11. Sorge selber für "ungefährliche" Mülleimer, in die man vermutlich
irrelevante Probleme und Entscheidungen lenken kann.
Quelle: Aus A. Kreuter: „Entscheidungsfindung in Reorganisationsprozessen“. In: zfo 2/1996. S. 121
Reformen als Mülleimer (March/Olsen 1983)
Reorganization is


an ecology of games
in which attention is problematic.

Since there are few established rules of relevance and access,

reorganizations tend to become collections of solutions looking
for problems,



ideologies looking for soap-boxes,
pet projects looking for supporters, and
people looking for jobs, reputations, or entertainment.
Die Logik des Mißlingens (nach Dörner 1989)

Wir starren auf den ärgerlichen Knoten und sehen nicht das Netz

Wir handeln ohne vorherige Situationsanalyse

Wir berücksichtigen zuwenig Fern- und Nebenwirkungen

Wir unterschätzen die Eigendynamik von Prozessen

Wir vertrauen in unsere Methoden

Wir tun was, weil etwas getan werden muss (Aktivismus)

Wir reagieren zynisch auf unerfreuliche Entwicklungen

Wir rationalisieren Bedenken weg

Wir können Unbestimmtheit nicht ertragen: Lieber eine falsche als
keine Bestimmung!
Gefangenendilemma: mögliche Resultate für mich
Was der andere tut
Zusammenarbeiten
Zusammenarbeit
verweigern
Relativ gut
Sehr schlecht
Belohnung
Resultat für den
Betrogenen
Was ich tue
Zusammenarbeiten
(für beiderseitige
Zusammenarbeit)
z.B. 300 Dollar
Zusammenarbeit
verweigern
z.B. 100 Dollar Strafe
Sehr gut
Relativ schlecht
Anreiz
Bestrafung
(zum Verweigern der
Zusammenarbeit
(für beiderseitiges
Verweigern der
Zusammenarbeit)
z.B. 10 Dollar Strafe
z.B. 500 Dollar
Gefangenendilemma

Einfaches Gefangenendilemma





Gleichgültig, wie sich der andere verhält, meine beste
Strategie ist „immer Zusammenarbeit verweigern“.
Keine Möglichkeit gegenseitiges Vertrauen sicher zu
stellen
Das Spiel endet im gegenseitigen Verrat
Ein paradox schlechtes Resultat für beide Spieler
Wiederholtes Gefangenendilemma





Wiederholte Runden geben Gelegenheit Vertrauen oder
Misstrauen aufzubauen, uns zu revanchieren oder zu
beschwichtigen, zu vergeben oder uns zu rächen
Beim Spiel unbestimmter Dauer können beide gewinnen
und zwar auf Kosten der Bank und nicht des Mitspielers
(5000 oder 3000 bei 10 Durchgängen)
Das Leben ist voll von solchen Spielen
Was ist unter solchen Bedingungen die beste Strategie?
Axelrod: Simulation der Evolution
Gefangenendilemma


Gewinner: Anatol Rapoport‘s „Wie-du-mir-so-ich-dirStrategie“:
 Beginn mit einem ersten Zug der Zusammenarbeit
 Dann immer nur Kopie des letzten Zugs der Gegenüber
Strategietypen
 Nette (niemals als erster verweigern)
 Gemeine (verweigern ohne provoziert zu sein)
 Verzeihend (verzichtet auf Vergeltung)
 Nachtragend

Wichtig ist die Mischung der Strategien, die am Start sind

Kooperation ist ein evolutionärerer Vorteil. Nette Strategien
schneiden besser ab als gemeine

Voraussetzung: „Schatten der Zukunft“: Ende des Spiels ist
nicht vorhersehbar („Leben und Leben“ lassen im ersten
Weltkrieg)
Naturalistische Entscheidungsforschung





Entscheidungen im "realen Leben" zeichnen sich durch ein hohes Maß an Komplexität aus.
Neben Faktoren wie Unsicherheit der Konsequenzen und Multidimensionalität der Ziele, die
in der klassischen Entscheidungsforschung einen großen Raum einnehmen, wird die
Komplexität zusätzlich durch weitere Faktoren hervorgerufen, die bei der klassischen
Laborforschung in der Regel keine Rolle spielen. Zu diesen Faktoren zählen u.a. schlecht
definierte Probleme, dynamische Umwelten, sich verändernde und teilweise
widersprechende Ziele, Zeitdruck und "hohe Einsätze" (z.B. Investitionsentscheidungen).
In den letzten Jahren hat sich innerhalb der Entscheidungsforschung das Gebiet der
naturalistischen Entscheidungen entwickelt, welches diesen besonderen Aspekten von
Entscheidungen Rechnung tragen will. Zum Teil motiviert durch die vermeintlich mangelnde
ökologische Validität der klassischen Laborforschung werden im Rahmen dieser
Forschungsrichtung Ansätze entwickelt, in denen u.a. Erfahrung, Intuition und
Situationsbewusstsein (situation awareness) eine große Rolle spielen.
Zur Untersuchung der Bedeutung dieser Faktoren und zur Entwicklung von
Trainingsmaßnahmen wurden neue Verfahren entwickelt. Eine Klasse von Verfahren, die in
diesem Zusammenhang aktuell diskutiert werden, stellen kognitive Aufgabenanalysen dar.
Im Gegensatz zu klassischen Verfahren der Entscheidungsforschung spielt dabei die
Einschätzung des Nutzens von Attributen und Wahrscheinlichkeiten so gut wie keine Rolle.
Vielmehr wird versucht, die kognitiven Anforderungen einer Entscheidungssituation in
Bezug auf die zu beachtenden Hinweise aus der Umwelt, die Erwartungen der Entscheider
sowie typischerweise angewendete Entscheidungsstrategien zu erfassen. Zu diesem Zweck
werden eher qualitative Methoden wie z.B. halbstrukturierte Interviews und verbale
Protokolle verwendet, die besondere Anforderungen an die Datenanalyse stellen.
In der naturalistischen Entscheidungen nimmt das sog. Recognition-Primed Decision Model
von Klein einen breiten Raum ein. Techniken der kognitiven Aufgabenanalyse berugen auf
diesem Modell beruhen und werden praktisch schon häufig eingesetzt wurden (allerdings
hauptsächlich in militärischen Organisationen). Erfahrungen mit diesen Methoden haben
gezeigt, dass diese nach kurzer Einarbeitung relativ problemlos angewendet werden
können.
Klein, G. (1998). Sources of power: How people make decisions. Cambridge, MA: MIT Press.
Klein, G. (2003). Intuition at work: Why developing your gut instincts will make you better at what you do. New York: Doubleday.
Paradoxie des Entscheidens
Only those questions
that are in principle undecidable,
we can decide.
Heinz von Foerster
Test: Wie intuitiv sind Sie?
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
Können Sie verschiedene Dinge gleichzeitig tun?
Ja ( ) Nein ( )
Improvisieren Sie gerne?
Ja ( ) Nein ( )
Sind Sie sehr moralisch?
Ja ( ) Nein ( )
Achten Sie auf die Körpersprache anderer Menschen?
Ja ( ) Nein ( )
Benutzen Sie Analogien und Metaphern?
Ja ( ) Nein ( )
Mochten Sie in der Schule Geometrie lieber als Algebra?
Ja ( ) Nein ( )
Wenn Sie etwas Neues hören, behalten Sie das dann gut?
Ja ( ) Nein ( )
Haben Sie Probleme, Ihre Katze oder Ihren Hund zu „verstehen“?
Ja ( ) Nein ( )
Haben Sie ein erfülltes Sexualleben?
Ja ( ) Nein ( )
Zählen Sie sich eher zu den „Gewinnern“ als zu den „Verlierern“?
Ja ( ) Nein ( )
Haben sich Ihre Interessen in den letzten Jahren deutlich verändert?
Ja ( ) Nein ( )
Bringen Sie andere Menschen gern zum Lachen?
Ja ( ) Nein ( )
Können Sie sich besser an Gesichter von Menschen erinnern als an ihre Namen?
Ja ( ) Nein ( )
14.
15.
16.
17.
18.
19.
20.
21.
22.
23.
24.
25.
26.
27.
Haben Sie eine „brennende Leidenschaft“?
Ja ( ) Nein ( )
Sind Sie ein begeisterter Skifahrer oder Bergsteiger?
Ja ( ) Nein ( )
Vertrauen Sie auf Ihre persönliche Erfahrung mehr als auf neutrale Fakten, wenn Sie Urteile
fällen?
Ja ( ) Nein ( )
Gehen Sie eher ernsthaft als spielerisch an ein Problem heran?
Ja ( ) Nein ( )
Können Sie gut mit kleinen Kindern umgehen?
Ja ( ) Nein ( )
Reden Sie mit Händen und Füßen?
Ja ( ) Nein ( )
Kämpfen Sie verlorene Schlachten immer wieder nach?
Ja ( ) Nein ( )
Probieren Sie gern Neues aus?
Ja ( ) Nein ( )
Genießen Sie Ihr Leben in vollen Zügen?
Ja ( ) Nein ( )
Bleiben Sie sich selbst treu, wie hoch der Preis auch sein mag?
Ja ( ) Nein ( )
Ergreifen Sie gerne Gelegenheiten?
Ja ( ) Nein ( )
Geht es Ihnen besser, wenn Sie genau wissen, was auf Sie zukommt?
Ja ( ) Nein ( )
Können Sie im Liegen besser denken?
Ja ( ) Nein ( )
Fühlen Sie sich wohl mit sich selbst?
Ja ( ) Nein ( )
28.
29.
30.
31.
32.
33.
34.
35.
36.
37.
38.
39.
40.
41.
Singen, tanzen oder spielen Sie ab und zu?
Ja ( ) Nein ( )
Lernen Sie gerne Dinge, die sie sofort umsetzen können?
Ja ( ) Nein ( )
Sind Sie fordernd?
Ja ( ) Nein ( )
Sind Sie mit Ihrer Familie eng verbunden?
Ja ( ) Nein ( )
Interessieren Sie sich für Ihre Träume?
Ja ( ) Nein ( )
Folgen Sie Ihren Ahnungen?
Ja ( ) Nein ( )
Sind Sie zuversichtlich?
Ja ( ) Nein ( )
Haben Sie extreme Stimmungsschwankungen?
Ja ( ) Nein ( )
Helfen Ihnen Dichtung und Kunst, das Leben besser zu verstehen?
Ja ( ) Nein ( )
Haben Sie häufig Tagträume?
Ja ( ) Nein ( )
Wissen Sie gewöhnlich, was andere Menschen über Sie denken?
Ja ( ) Nein ( )
Lassen Sie sich von emotionalen Reizen heftig beeindrucken?
Ja ( ) Nein ( )
Bevor Sie eine Entscheidung treffen – hören Sie da auf Ihre Gefühle?
Ja ( ) Nein ( )
Können Sie sich nur schwer erinnern, welche Gefühle Sie bei vergangenen Situationen
empfanden?
Ja ( ) Nein ( )
42.
43.
44.
45.
46.
47.
48.
49.
50.
Sind Sie spontan?
Ja ( ) Nein ( )
Sind Sie für komplexe, schwierige Herausforderungen nicht zu begeistern?
Ja ( ) Nein ( )
Können Sie gut schätzen?
Ja ( ) Nein ( )
Ist Ihr Verhalten nicht immer sozial akzeptabel?
Ja ( ) Nein ( )
Haben Sie keine Probleme, die Botschaft Ihrer Gefühle zu verstehen?
Ja ( ) Nein ( )
Lesen Sie lieber Sachbücher als Romane?
Ja ( ) Nein ( )
Wissen Sie, was einem kranken Menschen gut tun könnte?
Ja ( ) Nein ( )
Suchen Sie lieber nach rationalen Lösungen, als aus dem Bauch heraus zu entscheiden?
Ja ( ) Nein ( )
Gibt es eine Person in Ihrem Leben, von der Sie ganz besonders stark beeinflusst wurden?
Ja ( ) Nein ( )
Auswertung

Antworten auf die Fragen:
1–6 Ja, 7–8 Nein, 9–16 Ja, 17 Nein, 18–24 Ja, 25 Nein, 26–38 Ja, 39 Nein,
40 Ja, 41 Nein, 42 Ja, 43 Nein, 44–46 Ja, 47 Nein, 48 Ja, 49 Nein, 50 Ja.

Geben Sie sich jeweils zwei Punkte, wenn Ihre Antwort mit der
vorgegebenen Antwort übereinstimmt. Zählen Sie Ihre Punkte zusammen.
Haben Sie zwischen 90 und 100 Punkte? Ihr Intuitionsquotient ist hoch. Sie
schöpfen Ihre intuitiven Fähigkeiten voll aus und bereichern dadurch Ihr
Leben.
Kommen Sie auf 70 bis 90 Punkte, sind Sie immer noch
überdurchschnittlich intuitiv. Sie haben eine ausgewogene Balance
zwischen rationalem und intuitivem Denken. Allerdings könnten Sie Ihre
Intuition noch verbessern.
50 bis 70 Punkte bedeuten, dass Sie Ihre intuitiven Fähigkeiten nicht
ausschöpfen. Sie können davon profitieren, wenn Sie Ihre innere Stimme
trainieren.
Liegt Ihre Punktzahl zwischen 30 und 50, dann sind Sie ein rationaler
Mensch, der wenig von gefühlsmäßigen Entscheidungen hält. Sie könnten
sehr davon profitieren, wenn Sie intuitiver leben lernen.
0 bis 30 Punkte – Intuition ist für Sie ein Fremdwort. Schade. Auch Sie
könnten besser leben, wenn Sie Ihre intuitive Seite schulen würden.





Um kluge Entscheidungen treffen zu können, brauchen wir beides: einen
kühlen Kopf und ein warmes Herz, wie der amerikanische Psychologe Spencer
Johnson meint. Der kühle Kopf listet die Vor- und Nachteile einer
Entscheidung auf, fragt sich, wie hoch die Kosten wären, wenn sich die
Entscheidung als falsch herausstellt. Das warme Herz hört auf die mit der
Entscheidung verbundenen Gefühle. In Fällen, in denen sich das Gefühl immer
wieder entzieht, hilft folgende Fantasiereise:

Legen Sie sich bequem hin und entspannen Sie sich.

Schließen Sie die Augen und vergegenwärtigen Sie sich die
Entscheidungssituation. Zum Beispiel: Soll ich die Stelle in der neuen Firma
annehmen?

Mithilfe der Information, die der kühle Kopf bereits über die neue Stelle
gesammelt hat, malen Sie sich einen Arbeitstag in der neuen Firma aus:
Stellen Sie sich die Fahrt zur Arbeit vor, das Büro und die Kollegen, die Sie
bereits kurz kennen gelernt haben. Mit welchen Tätigkeiten wäre Ihr
Arbeitstag ausgefüllt? Gestalten Sie die Situation so konkret wie nur
irgend möglich aus.

Achten Sie auf die Gefühle, die bei diesen Vorstellungen auftauchen.
Freuen Sie sich auf die neuen Kollegen und Kolleginnen, ist Ihnen der
Vorgesetzte sympathisch? Oder verspüren Sie eine gewisse Unruhe? Gehen
Sie diesen Gefühlen nach.

öffnen Sie dann die Augen und ziehen Sie Bilanz: Haben Sie sich in der
neuen Rolle wirklich wohl gefühlt?

Wenn Sie noch Zweifel haben, schließen Sie nochmal die Augen, und denken
Sie nun über die Alternative nach: Wie fühlen Sie sich, wenn Sie den alten
Arbeitsplatz behalten?
Zweck
Beispiel
How-toRegeln
Grundsätzliche Vorgaben,
wie der Prozess ausgeführt
werden soll
Akami’s Regeln für den Kundenservice:
die Mitarbeiter müssen technisch versiert
sein, jede Frage muss beim ersten
Anruf/Mail beantwortet werden, F&E
Mitarbeiter müssen rotierend im
Kundenservice arbeiten
GrenzRegeln
Vorgaben, welche
Möglichkeiten verfolgt
werden können und welche
außerhalb der Interessen
des Unternehmens liegen
Cisco’s frühre Akquisitionsregel:
Akquisitionsziele dürfen nicht mehr als 75
Mitarbeiter haben, von denen 75 %
Ingenieure sein müssen.
PrioritätenRegeln
Helfen, identifizierte
Chancen zu ranken
Intel’s ordnet Fertigungskapazitäten für die
Produkte auf Basis ihrer Gewinnmarge zu
Zeit-Regeln
Synchronisation
verschiedener Aktivitäten
des Unternehmens
Nortel’s Regel für die Produktentwicklung:
die Entwicklungsteams müssen wissen,
bis wann der Kunde das Produkt benötigt,
Entwicklungszeiten dürfen nicht länger als
18 Monate dauern
AusstiegsRegeln
Vorgaben, wann weniger
erfolgversprechende
Möglichkeiten nicht mehr
verfolgt werden
Oticon’s Regel zum Abbruch von
Produktentwicklungen: wenn ein wichtiges
Teammitglied das Projektteam verlässt,
um an einem anderen Projekt innerhalb
des Unternehmens mitzuarbeiten
Typ
Strategie
der
einfachen
Regeln
(Eisenhardt
Sull)
Mitzberg: Strategieschulen im Vergleich
Test zur diagnostische Intuition (1)



Um die Früherkennung von Brustkrebs ab einem bestimmten
Alter zu fördern, wird Frauen empfohlen, regelmäßig an
Screenings (Reihentests für Frauen ohne Symptome)
teilzunehmen.
Angenommen Sie führen in einer bestimmten Gegend des Landes
ein solches Brustkrebs-Screening mit Hilfe von Mammographie
durch. In der betreffenden Gegend liegen folgende Angaben
über Frauen zwischen 40 und 5o vor, bei denen sich keine
Symptome zeigen und die am Mammographie-Screening
teilnehmen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass eine dieser Frauen Brustkrebs hat,
beträgt 0,8 Prozent. Wenn eine der Frauen Brustkrebs hat,
beträgt die Wahrscheinlichkeit 90 Prozent, dass ihr
Mammogramm positiv ausfällt. Wenn eine Frau jedoch keinen
Brustkrebs hat, beträgt die Wahrscheinlichkeit 7 Prozent, dass
ihr Mammogramm dennoch positiv ausfällt. Angenommen, der
Test fällt bei einer Frau positiv aus. Wie hoch ist die
Wahrscheinlichkeit, dass sie tatsächlich Brustkrebs hat?
Test zur diagnostische Intuition (2)


Um die Früherkennung von Brustkrebs ab einem bestimmten
Alter zu fördern, wird Frauen empfohlen, regelmäßig an
Sceenings (Reihentests für Frauen ohne Symptome)
teilzunehmen. Angenommen Sie führen in einer bestimmten
Gegend des Landes ein solches Brustkrebs-Screening mit
Hilfe von Mammographie durch. In der betreffenden Gegend
liegen folgende Angaben über Frauen zwischen 40 und 5o vor,
bei denen sich keine Symptome zeigen und die am
Mammographie-Screening teilnehmen.
Von jeweils 1000 Frauen haben 8 Brustkrebs. Von diesen 8
Frauen mit Brustkrebs werden 7 ein positives Mammogramm
haben. Von den übrigen 992 Frauen, die keinen Brustkrebs
haben, werden rund 70 dennoch ein positives Mammogramm
haben. Stellen Sie sich nun eine Anzahl von Frauen vor, deren
Mammogramm beim Screening positiv ausfiel. Wie viele von
ihnen haben wirklich Brustkrebs?
Test zur diagnostische Intuition (3)

Nur 7 von 77 im positiven Mammogramm haben Brustkrebs
(das entspricht 1 von 11 oder 9 Prozent)
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
1.Gruppe
2. Gruppe
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Entscheidungstechniken von Organisationen
Techniken des Entscheidens
Entscheidungsarten
traditionell
Programmiert
1.
Gewohnheiten
Repetitive RoutineEntscheidungen, für
die Organisationen
spezielle Verfahren
entwickeln
2.
Verfahrensroutinen
3.
Nicht programmiert
Nicht repetitive,
schlecht definierte,
nur von allgemeinen
Problemlösungsheuristiken zu
bearbeitende
Entscheidungen
modern
1.
Organisatorisch
geregelte Erwartungen,
Definition von
Unterzielen und
Informationskanälen
Operations Research:
mathematische
Modelle,
Computersimulation
2.
Elektronische
Datenverarbeitung
1.
Urteilkraft, Intuition,
Kreativität
2.
Daumenregeln
Heuristische
Problemlösungstechniken,
angewandt auf:
3.
Auswahl und Ausbildung
von Vorgesetzten
a. Ausbildung menschlicher
Entscheidungsspezialisten
b. Heuristische
Computerprogramme,
künstliche Intelligenz (AI)
Themen der Entscheidungsforschung seit den 60er Jahren
im Spiegel der Titel der Annual-Review-of-Psychology
Edwards (1961)
Psychologische und ökonomische Theorien von
Wahlentscheidungen
ohne und mit Risiko und Spieltheorie
Becker & McClintock
(1967)
Die Verbindung zwischen der Verhaltenstheorie der
Entscheidung mit
der Philosophie und anderen Sozialwissenschaften
Rapoport/Wallsten
(1972)
Experimentelle Überprüfung normativer und deskriptiver
Theorien
Slovic et al. (1977)
Heuristiken und Verzerrungen des Entscheidens
Einhorn & Hogarth
(1981)
Funktionale Aspekte von Entscheidungsverzerrungen
Pitz & Sachs (1984)
Bewerten/Entscheiden inder menschlichen
Informationsverarbeitung
Payne et al. (1992)
Der strategische Gebrauch von multiplen
Entscheidungsstrategien
Mellers. Et al. (1998)
Bewertung und Entscheidung
Lopes (1994)
Risiko, Kooperation und der Markt
Mellers et al. (1998)
Annahmen über Rationalität und alternative Konzepte
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