Struktur des Mollenhauertextes Erziehung und Emanzipation Grobe Übersicht - Ziel und Zweck in der Mündigkeit des Subjekts (S. 10) - Nimmt bestehende Pädagogik auf und kritisiert diese - Interesse der Wissenschaft ist die Emanzipation, geistes- als auch sozialwissenschaftliche Pädagogik für sich alleine ungenügend, nur beide Zusammen werden dem Anspruch gerecht - Betonung des Emanzipationsprozesses (Rationalitätsimplikation) - kritische Rationalität ist das Kriterium, Emanzipation = Modus; Päd. erzieht nicht nur dahin sondern sie muss schon im Prozess gegeben sein - Kritik, Emanzipationshorizont ist die Rationalität, Rationalität orientiert sich an der Emanzipation, Rationalität = Aufdeckung der Bedingungen der menschlichen Existenz - Emanzipation die Aufgabe, Rationalität der Bezugspunkt o 5 Felder (S. 10) - „Disfunktionalität“ der Erziehung Bildungsfunktion der Wissenschaft „Selbstrolle“ des Erziehers oder Lehrers Emanzipatorische Funktion der Geselligkeit Kritische politische Bildung Kritik - Methode, Rationalität - das Ziel o Def. Kritik (S.11): „Kritik heißt dabei nichts anderes als intersubjektiv prüfbare Analyse der Bedingungen für Rationalität.“ o „Emanzipation heißt die Befreiung der Subjekte – in unserem Fall der Heranwachsenden in dieser Gesellschaft – aus Bedingungen, die ihre Rationalität und das mit ihr verbundene gesellschaftliche Handeln beschränken. - Zwei Schichten – Theorie und Erziehung an sich (Theorie-Praxis-Diskurs) Einleitung - Def. Kritik und von Emanzipation (S. 11 oben) - Wissenschaftstheoretische These von Bildung und Emanzipation: „Der Gegenstand der Erziehungswissenschaft sei die Erziehung unter dem Anspruch der Emanzipation“, kritisiert zunehmenden Einfluss empirischer Verfahren - Bezug auf Brezinka, dieser Setzt Erkenntnismethode von Geistes – und Naturwissenschaft gleich: Beiden sei eigen die Wirklichkeit zu erforschen und über sie zu informieren. - Daten werden gesammelt verarbeitet und Erklärt. – Ist das der Anspruch der Erziehungswissenschaft? Mollenhauer verneint dies. - Sonst wären diese Erkenntnisse Einsichten in die Gesetzmäßigkeiten - aus den Daten kann nicht gleich ein Erziehungsziel gewonnen werden (Mollenhauer) – für Beherrschung pädagogischer Prozesse - Hier treffen sich normativ-emotionale und erfahrungswissenschaftliche Pädagogik (S. 14 Einfluss auf Erziehungsprozess) „Was diese durch normativen Apell zu erreichen hofft, kann jene dadurch verwirklichen, dass sie ein Kausalitätswissen zur Verfügung stellt, das technologisch zur Beherrschung menschlichen Verhaltens verweendet werden kann. In beiden Fällen ist der Respekt vor der Rationalität der im Erziehungsverhältnis miteinander verbundenen Subjekte nicht geboten.“ - B. setzt sich nicht mit Werturteilen auseinander – Zwecksetzung falsch (vgl. Litt) - Mollenhauer kritisiert diese Nutzenkultur/ ~kalkül Rationalität hat hier gar keinen Raum: „Der »vernünftige« Gebrauch der erfahrungswissenschaftlichen Information soll – wenn wir Brezinka richtig verstehen – nicht mehr Sache der Erziehungswissenschaft sein.“ - Bezug Habermas: (S.15) o B. baut auf vorwissenschaftlichen Entscheidungen auf! o Berücksichtigung Erziehungshandeln immer kommunikatives Handeln! Nicht wie Naturwissenschaft losgelöst vom Gegenstand. „der Forscher ist gehört der Kommunikationsgemeinschaft, deren Teil »Erziehung« er erkennen will, selbst an.“ – muss sich dessen immer bewusst werden (Reflexion) In Kommunikation steckt immer Sinnkonstituierung. Forschung ist immer Eingriff in Erziehungsprozess. o Bsp. „Chancengleichheit“ (S. 15 unten) o „Nicht die Erfahrungswissenschaftliche Ermittlung von Daten ist für die Theorie das Primäre, sondern der Kommunikationszusammenhang, in dem Tatsachen der Kommunikationszusammenhang, in dem sich Tatsachen als bedeutungsvoll konstituieren.“ (S. 16 Mitte) Diskussion Chancengleichheit aufgrund der bestehenden Ungleichheit, kompliziert an Herrschaftsverhältnissen, die Ungleichheit reproduzieren. Hier wird übersehen, dass diese an sich von Bedeutung für die Gemeinschaft ist. o In einer rein erfahrungswissenschaftlichen Erziehungswissenschaft –technologisches Erkenntnismodell- würde Kommunikationsprozess als instrumentelles Handeln verkannt werden: „ Motive des Handelns im Sinne von Intentionen, die dem Bewusstsein des Handelnden verfügbar sind, würden als Ursache missverstanden “ (S.16) o In einem rein hermeneutischen Verständnis würde sich in Analyse von „Sprachspielen“ erschöpfen – Abhängigkeit der Sprache von sozialen Gewalten undurchsichtig o Pädagogische Klassiker könnten dann nur Sprach-Spiel zum Vorschein bringen jedoch nur begrenzte Kritikfähigkeit des Textes o Sprache thematisiert nicht Gewaltverhältnisse (Ideologie), Gewaltpotential des Lehrers über Zögling, Sprache Legitimiert Erziehung o „Sprache als Tradition ist offenbar ihrerseits abhängig von gesellschaftlichen Prozessen, die nicht in normativen Zusammenhängen aufgehen. Sprache ist auch ein Medium von Herrschaft und sozialer Macht. Sie dient der Legitimation von Beziehungen organisierter Gewalt. Soweit die Legitimationen das Gewaltverhältnis, dessen Institutinalisierung sie ermöglichen, nicht aussprechen, soweit diesen in den Legitimationen sich nur ausdrückt, ist Sprache auch ideologisch. Dabei handelt es sich nicht um Täuschungen in einer Sprache, sondern um Täuschungen mit Sprache als solcher. Die hermeneutische Erfahrung, die auf eine solche Abhängigkeit dessymbolischen Zusammenhangs von faktischen Verhältnissen stößt, geht in Ideologiekritik über.“ Habermas (S. 17) o Undurchsichtige Motive müssen in rationale Intentionen (Beweggründe für Handeln) überführt werden o Aufgabe der Erzwissenschaft ist Aufgeklärtheit (Aufklärung) – Rationalität des Erziehungshandelns zu steigern und dies in den Heranwachsend hervorzubringen o Empirisch analytische Forschungspraxis unabdingbar damit das hermeneutische Vorgehen nicht selbst ideologisch wird. Verdinglichung des Menschen unter sozialen Zwängen begriffen und durch rationale Motive überführt werden (S. 18) o Blankets o Erziehung ein gesellschaftliches Phänomen, menschliches Leben, Einzelwesen wichtiger als Gesellschaft, rein empirisches Arbeiten würde Menschen verdinglichen o Bsp. Von Karl-Otto Apel „Psychotherapie“: Aufgabe ist die Aufklärung zu haben, Hermeneutik notwendig um Alternativen zu denken zu empirisch erforschten Sachverhalten, Befreiung von unbegriffenen Abhängigkeiten o Experiment sei fragwürdig, besser teilnehmende oder beteiligende Beobachtung - Fragen und Diskussionspunkte: o Wo will Mollenhauer hin und welchen Anspruch hat er an die erziehungswissenschaftliche Diskussion? o Was versteht er unter Rationalität? o Wo wird Mollenhauer zugeordnet? o Was sind Mollenhauers Kritikpunkte an den beiden bestehenden pädagogischen Systemen? Pädagogik und Rationalität (Streit um Begründungszusammenhänge) - Urphänomen, „Liebe der Mutter zum Kind“ ist es das eigentliche der Erziehung (S.55) o Behindert Rationalität (Familiäres wird versucht auf gesellschaftliche Gemeinschaft zu transportieren), allgemeine Päd. versucht dieses herauszufiltern o Rationalität, ist der Lebensnerv von Wissenschaft, daher dieser Ansatz falsch für Erziehung als Wissenschaft o Irrationale Momente des Erziehungsprozesse werden in erziehungswissenschaftlicher Theoriebildung diskutiert - Streit (Wissenschaft sollte rational sein) - Irrationalität würde Rationales verhindern (Reflexionsstop), das irrationale Phänomen (unfassbar) überträgt er in einen Ethos der Erziehung, Erzieher sieht sich damit konfrontiert und erzeugt Ethos, Rückzug auf eigne Erfahrungen und Einstellungen - (S.58) Anknüpfung an Schleiermacher – Aufhebung der Verschränkung von empirischen und spekulativen Momenten o Soziologische und psychologische Betrachtungselemente o Spekulative Theoretiker – Vorurteile gegen Empiriker und mangelnde Kontrolle der Aussagen Empiriker – reproduzieren nur o Bestehende Theorien werden an ideologische Basis erinnert soziologoisch Fehlende bzw. defizitäre Irrationalitäten - Autoritätsproblem (S. 59) o Als irrationale Gegebenheit gerechtfertigt, statt rational begründet und empirisch untersucht o Bestehendes Erziehungssystem mit Vorliebe für geschlossene Sozialsysteme o Familie als angeblicher Ursprungsort zu sehr eingeschränkt, hat erst irrationalen Moment in Erziehung gebracht o Methodenkritik (Denkweise, Streit unfruchtbar) -Verfahrenskritik , Kritik als geschlossenes Soziales System – Auffassungskritik (S.60), irrationale Momente der Erziehungspraxis – Fehlverständnis von Theorie-Praxis-Begriff (S.61) o (S. 62) Mensch wird geschult Autorität (Herrschaftsverhältnisse) anzuerkennen, nicht wie ein- und abgesetzt werden kann o Bsp. Politische Bildung, es werden nur bestimmte Dinge eingeübt (S. 62 unten) - Sprache o Die Verantwortung des Theoretikers ist die Verantwortung des Praktikers o Ohne erkenntniswert unfruchtbar – Vorwurf der Reproduktion, Normativer Zirkel, Durch reine Beschreibung der Praxis wird die Theorie verwirkt o Herrschaftsverhältnisse werden reproduziert o Theoretiker vermittelt Normativ über Sprache wieder an Praktiker, Theoretiker beschreibt empirisch Erziehungspraxis durch Praktiker Zirkel - Bildungsbegriff o Zeichnet Geschichte der Begriffsbildung nach o Greift den von Humboldt auf und kritisiert ihn o Rationalität wird allein auf das Subjekt beschränkt, wenn wir einzelnen humanisieren und bilden hat die Auswirkungen auf die Gesellschaft Vernünftigkeit der Gesamtgesellschaft, durch die Geschichte ungerechtfertigter Optimismus. einerseits rational gesellschaftskritische Engagement und anderseits Kultivierung der Individualität Ersteres kann bei Ausbildung des Zweiten nur unterliegen zeigt sich in gesellschaftlicher Wirklichkeit o In der heranwachsenden Generation muss das Potential der Veränderung hervorgebracht werden, denn um individuell Emanzipation zu erfahren muss rational kritisches Engagement aufgebracht werden, Fehlschläge in Geschichte durch bürgerliche Umstände - (S. 67) Rechtfertigung des Vorhandenseins einer Erziehungswissenschaft (Streit um Begründungszusammenhangs von Erziehung) o Zitat „Der dem kritisch-rationalen Verfahren, deren sich die Wissenschaft beim Zustandekommen ihres Aussagesystems bedient, zugrunde liegenden Begriffe der Rationalität ist zugleich Kriterium für gelungene oder missglückte Erziehung.“ o Maßstab (oder Mittel) und Ziel der Erziehung ist Rationalität o Von defizitären Rationalität (nicht vollständig vorhanden) hin zu einer Rationalität, Rationalität muss vor Allem ausgebildet sein (Voraussetzung) o Aufgabe Rationalitätsdefizite im kritisch rationalen Verfahren beheben. o „Analyse der empirisch nachprüfbaren Prozesse und Kritik der Zwecke, denen solche Prozesse wie auch die Analyse selbst unterstellt werden, sind zusammenganommen erst die unteilbare Aufgabe der Erziehungswissenschaft.“ o Herrschaftsverhältnisse aufbrechen sinnhafte Begründung o „Die Vernunft hat ein Interesse an Mündigkeit, Autonomie, des Handelns und Befreiung von Dogmatismus.“ - (S. 68) wie kommt man der Irrationalität mit Hermeneutik bei? (Hermeneutik als Mittel zur Aufdeckung der Missstände – Schaffung von Rationalität) o Entgegenarbeiten durch Hermeneutik, Auflösung der Sache nach Wirklichkeit und Möglichkeit Auflösen: negative Rationalität (Negation) o Negation im Sinne des Heraustretens aus Strukturen und Institutionen, Reflektion der Möglichkeiten innerhalb der Wirklichkeit und der Möglichkeiten außerhalb der bestehenden Wirklichkeit durch Schaffung einer alternativen Wirklichkeit? o Arbeitet sich teilweise an vorangegangene Beispielend er Irrationalität ab Möglichkeiten o Zusammenführung und Möglichkeit der Überwindung von Irrationalität o Eröffnung der Möglichkeit geschichtlichen Fortschritts o Maßstab kritisches Potential in einer Gesellschaft (S. 69) Verantwortungsübernahme – konstitutives Element der Erziehungswissenschaft zur Aufdeckung von Irrationalitäten (Wieder Verantwortung des Theoretikers gleich Verantwortung des Praktikers) - Hypothesen für eine rationale Erziehungspraxis (S.70) o Wie ist das pädagogische Feld zu strukturieren um vorenthaltene Rationalitäten zu ermöglichen? o 1. Aufklärung – pädagogisches Arrangement heterogener Erfahrungen Widersprüche zwischen Gesellschaftlicher und pädagogischer Wirklichkeit aufzeigen o 2. Aufnahme von Konflikten in den pädagogischen Prozess Dahrendorf , Konflikte müssen geregelt werden oder werden beschwichtigt Konfliktsituationen einführen und Formulierung, Aufklärung und Reflexion von latenten Konflikten o 3. Beachtung von Sprachphänomenen o 4. Einbauen von Situationen mit Ernstcharakter Kritisches Bewusstsein Reflektieren über Ernstsituation Erzieherrolle: Innerhalb der Ernstsituation alle Spannungsverhältnisse aufmachen. Ansprüche des Pädagogischen Feldes müssen gelebt werden in der pädagogischen Situation selbst. o 5. Möglichst weitgehende Mobilität des pädagogischen Feldes o Zusammenfassung: (S. 74) - Fragen und Diskussionspunkte: o Macht Mollenhauer eine Unterscheidung zwischen Rationalität und Vernunft? o Was ist Wirklichkeit und Möglichkeit bei Mollenhauer. Wie kann Möglichkeit gedacht werden?