Kein Folientitel

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Franz Fischl
1
Sozial- gesellschaftliche
Veränderungen bedingt durch
Politik
Öffentliche Hand
Gesetzgebung
Geändertes Berufs- & Partnerverhalten
Immer späterer Kinderwunsch
Kinderwunsch von Singles
KW von gleichgeschlechtlichen Paaren
Öffentliche Meinung
Medien
Ethik / Religionen
x
Wirtschaftsfaktor
Reproduktionsmedizin
Erwartungshaltung in
und durch die Medizin
Biologie
Genetik
Entwicklungsgeschichte
Hormonell - Aktuell 2011 ART
2
Sozial- gesellschaftliche
Veränderungen
Trend zur späten ersten Mutterschaft
 In der westlichen Gesellschaft ist seit mehr als 20 Jahren ein zunehmender
Trend zur späten ersten Mutterschaft (1. Kind ab 35 Jahren) erkennbar.
 Zwischen 1985 und 1998 stieg die Zahl der ersten Kinder bei
späten Müttern (35a und älter) von 3,5% auf 12%, dzt. wird dies auf 20%,
geschätzt. Die Zahl der Frauen, die zwischen 35 und 45 Jahren ein Kind
bekommen hat sich in Bayern in den letzten sieben Jahren von 8,2% auf
16,2 % verdoppelt!
 Jedes 7. Baby wird bereits von einer Frau über 35 Jahren geboren
(Retzinger & Weissenbacher 2002)
 Nach einer deutschen Statistik sind 30% der Frauen des Geburtsjahrganges
1965 kinderlos, bei den Akademikerinnen sind es 41% !!
Hormonell - Aktuell 2011 ART
3
Sozial- gesellschaftliche
Veränderungen
Gründe für den späten Kinderwunsch
 Geändertes Frauenbild mit deutlich späteren Partnerbindung
 Hochqualifizierte Ausbildung mit langen Ausbildungszeiten
 Stärkeres berufliches Engagement – Planung von Karriere und Kind
 Finanzielle Gründe – optimale Rahmenbedingungen für ein Kind,
Leben genießen, etc.
 Erfolge der Fortpflanzungsmedizin
 z.T. „überzogene“ Medienberichte
Hormonell - Aktuell 2011 ART
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Sozial- gesellschaftliche
Veränderungen
Bundeszentrale für gesundheitliche
Aufklärung (BZgA) 2005
Hormonell - Aktuell 2011 ART
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Sozial- gesellschaftliche
Veränderungen
Trend zur späten Vaterschaft
 Seit den 90er Jahren ist die Zahl der Männer, die mit über
40 Jahren Vater werden, fast um die Hälfte gestiegen
 In den letzten 20 Jahren ist in GB die Zahl der Kinder mit
40+ Vätern um ein Drittel auf 42.000 pro Jahr gestiegen
 1999 war bereits bei einem von 10 geborenen Kindern der
Vater älter als 40 Jahre
Hormonell - Aktuell 2011 ART
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Sozial- gesellschaftliche
Veränderungen
Demographische und epidemiologische Daten
A
Durchschnittliches Alter Erstgebärender
in Österreich (steigt alle 3 Jahre um 1 Jahr)
Anzahl der Kinder pro Familie
in gesamt Europa
Frankreich, Irland und Schweden
ungewollt kinderlose Paare - Tendenz leicht steigend
D
28,4 a
27,8
1,34
1,37
1,1 - 1,6
2,1 - 1,9
12 - 15%
 1970 Konkurrenz zwischen Familie und Karriere
 1995 Bei guter Arbeitsmarktlage und Hilfe bei der Kinderversorgung
kann die Frau sich Kinder „leisten“ z.B:
in Schweden - hohe Frauenbeschäftigung = hohe Fertilität
in Italien - niedrige Frauenbeschäftigung = niedrige Fertilität
Wir unterscheiden heute




Späte oder alte Erstgebärende  35 Lbsj.
Späte spontane Mutterschaft jenseits des 40.Lbsj., meistens Multiparae
Späte Mutterschaft mit ART zwischen dem 39. – 43. Lbsj.
Sehr späte Mutterschaft mit ART und Egg-Donation vom 50. Lbsj. aufwärts
Hormonell - Aktuell 2011 ART
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Sozial- gesellschaftliche
Veränderungen
Kinderzahl je Frau:
Berlin Institut 2007
12% - 15% der Paare sind in Österreich bzw. Deutschland ungewollt kinderlos
und benötigen ärztliche Hilfe (Dietrich et al. 2009).
Die gesetzlichen Rahmenbedingungen sind weltweit, aber auch in der EU
und somit auch in den Nachbarländern sehr unterschiedlich.
Dies gesellschaftliche Stellung von Kinderwunschpaaren ist ebenfalls in den
verschiedene Ländern sehr unterschiedlich, ebenso die staatliche finanzielle
Unterstützung der modernen reproduktionsmedizinischen Techniken
Hormonell - Aktuell 2011 ART
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Biologie
Genetik/Entwicklungsgeschichte
Späte spontane Schwangerschaft
und Geburt
 Frauen, die spät gebären haben häufig eine sehr hohe
Lebenserwartung; unter den Hundertjährigen ist der Anteil
von Frauen, die nach ihrem 40. Lebensjahr spontan noch ein Kind
bekamen, deutlich erhöht. Es handelt sich dabei immer um
Multiparae mit vielen Kindern, die früh begonnen haben.
 Es wird vermutet, dass die Fähigkeit ohne ART im vierten
Lebensjahrzehnt noch Kinder zu gebären, Ausdruck einer
Verlangsamung des Alterungsprozesses ist, der es wiederum
ermöglicht, ein hohes Alter zu erreichen. Möglicherweise ist dabei
auch eine späte Menopause von Bedeutung (Hypothese) .
 Auch ältere Erstgebärende haben heute eine genauso große
Chance ein gesundes Kind zur Welt zu bringen wie jüngere
Frauen, bei optimaler medizinischen Betreuung.
Hormonell - Aktuell 2011 ART
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Biologie
Genetik/Entwicklungsgeschichte
Späte spontane Schwangerschaft
und Geburt
 Bei Frauen im Alter von 42 Jahren endet fast jede
Schwangerschaft vorzeitig mit dem Verlust des Kindes.
zweite
 Das Risiko von tödlichen Lungenembolien ist bei über
35-jährigen Schwangeren deutlich höher als bei 20-Jährigen.
 Das Risiko von genetischen Erkrankungen ist deutlich erhöht
(Trisomie 18 und 21).
 Immer mehr Frauen bzw. Kinderwunschpaare nehmen in immer
späteren Jahren die ART in Anspruch.
 Ob für sie die gleichen Voraussetzungen, wie bei den späten spontan
Konzipierenden und Gebärenden gelten, kann auf Grund der kurzen Zeit,
in der diese erfolgreich Techniken angewandt werden, noch nicht gesagt
werden.
Hormonell - Aktuell 2011 ART
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Biologie
Genetik/Entwicklungsgeschichte
EVOLUTION
Heritability and genetic constraints of life-history trait evolution in
preindustrial humans
Jenni E. Pettay *, Loeske E. B. Kruuk , Jukka Jokela , and Virpi Lummaa *Section of Ecology, Dep. of Biology, University of Turku, FIN-20014,
Turku, Finland; Institute of Evolutionary Biology, School of Biological
Sciences, University of Edinburgh, Edinburgh EH9 3JT, United Kingdom;
Dep. of Biology, University of Oulu, POB 3000, FIN-90014, Oulu, Finland;
and Dep. of Animal and Plant Sciences, University of Sheffield, Sheffield
S10 2TN, United Kingdom
Edited by Kristen Hawkes, University of Utah, Salt Lake City, UT, and
approved January 4, 2005 (received for review September 10, 2004)
Hormonell - Aktuell 2011 ART
11
Biologie
Genetik/Entwicklungsgeschichte
Theorien und Hypothesen über Zusammenhänge
späte Schwangerschaft und Lebensalter
Lebensalter

ist mehrheitlich auf
genetische & epigenetische
Faktoren zurückzuführen
X Chromosom
Y Chromosom
Lebensalter
Aktivierter Estrogenrezeptor an der DNA

DN
SchwangerschaftS
Vorteil später
durch hohe Östrogenisierung
während der Gravidität und
niedrige E2 Werte während
des Stillens
Hormonell - Aktuell 2011 ART
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Biologie
Genetik/Entwicklungsgeschichte
Theorien und Hypothesen über Zusammenhänge
späte Schwangerschaft und Lebensalter
Hohes Lebensalter

Genetik
Epigenetik
eine Kombination von Allen ?
Schwangerschaft
hormonell
Hormonell - Aktuell 2011 ART
späte Auseinandersetzung
mit Kindern
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Biologie
Genetik/Entwicklungsgeschichte
Abnahme des Follikelpools
Etwa 400 – 500 Zyklen pro Frau in der fertilen Phase
1000000
800000
600000
400000
200000
0
Alter
0 10 18 31 37 41 45 51
Geburt
Optimale Ende der
Fertilität Fertilität
Hormonell - Aktuell 2011 ART
Menopause
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Medizinische
Herausforderung
Risiken einer späten Schwangerschaft
für Mutter und Kind
 Erhöhtes Abortusrisiko
 Risikoschwangerschaft auf Grund von Vorerkrankungen steigt
mit zunehmenden Alter (Hypertonie, Diab. Mell., Adiposistas, etc.)
 Erhöhte Frühgeburtlichkeit
 Erhöhtes Missbildungsrisiko - das Risiko von genetischen
Erkrankungen ist deutlich erhöht (Trisomie 18 und 21)
 Hypertonierisiko erhöht
 Schwangerschaftsdiabetes erhöht
 Plazentainsuffizienz erhöht
 Auftreten von Gestosen erhöht
Hormonell - Aktuell 2011 ART
15
Medizinische
Herausforderung
Später Kinderwunsch mittels ART
 Deutlicher Einbruch der Schwangerschaftsraten ab
dem 38. Lebensjahr!
 Über dem 40. Lebensjahr sinkt die
Schwangerschaftsrate deutlich weiter ab!
 Das Alter des männlichen Partners spielt bezüglich
der Schwangerschaftsraten nur eine untergeordnete
Rolle
Fertility after 45; from natural conception to Assisted Reproductive
Technology and beyond
Eric J.Forman, Nathan R. Treff, Richard T. Scott Jr.
Maturitas Volume 70 Issue 3 (Nov. 11)
Hormonell - Aktuell 2011 ART
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Medizinische
Herausforderung
Erwartungshaltung in
und durch die Medizin
Mögliche Alternativen - bereits Realität
 Oozytendonation
 Embryonenspende oder -adoption
 Surrogate mother (Leihmutterschaft)
 Selektion durch Präimplantationsdiagnostik (PID)?
Alle diese Methoden sind in Österreich, Schweiz und Deutschland nach dem
Fortpflanzungsmedizingesetz bzw. Embryonenschutzgesetz verboten!
Hormonell - Aktuell 2011 ART
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Erwartungshaltung in
und durch die Medizin
Medizinische
Herausforderung
Zukunftsaspekte in der ART
Gegenwart bis nahe Zukunft
 Eizell- Embryo- und Samenbanken
 Ovarian tissue banking (OTB)
 In vitro maturation (IVM)
Fernere Zukunft
 Autologe Ovartransplantation nach Kryopreservation
 Selektion durch Präimplantationstechniken
 Stammzelltherapien - Production of offspring from a germline stem
cell line derived from neonatal ovary – Kang Zou, Ji WU et.al
Nature Cell Biolgy 11, pp 631-636 (2009)
Hormonell - Aktuell 2011 ART
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Erwartungshaltung in
und durch die Medizin
Medizinische
Herausforderung
Methoden der Kryokonservierung
„slow cooling“ – langsames Einfrieren mittels computer
gesteuerten Freezingapparaten
Vitrifikation – ultraschnelles Abkühlen > -10.000oC/min
wobei die Zellen direkt in einen amorphen Zustand (Verglasung)
übergehen (Martino et al., 1996)
Anwendung im medizinischen Bereich
 Reproduktionsmedizin (Germinal Vesikel Eizellen, Metaphase-IIEizellen (Eizellspende), Embryonen, Blastozysten)
 Fertilitätsprophylaxe (Ovargewebe ?)
 Stammzellforschung
Kommerzielle Medien sind verfügbar
Aseptische Vitrifikation ist möglich
Hormonell - Aktuell 2011 ART
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Erwartungshaltung in
und durch die Medizin
Medizinische
Herausforderung
Ovarian Tissue Banking (OTB)
 Grosse Anzahl an Primordialfollikeln im Gewebe vorhanden
 höhere Erfolgschancen?
 Keine Stimulation, dafür aber LSK notwendig
 Kurzfristig durchführbar
 Natürliche Empfängnis denkbar
 Als autologe Hormonersatztherapie denkbar
________________________________________________
Ovarielle Gewebeentnahme Bestrahlung/Chemotherapie/OP  Retransplantation
des ovariellen Gewebes
1 Präparat zur histologischen Kontrolle
1 Präparat zur Bakteriologie
2ml Kryotubs + Kryomedium (z.B. DMSO)
Friervorgang
Lagerung im überwachten Stickstoff-Tank
Hormonell - Aktuell 2011 ART
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Erwartungshaltung in
und durch die Medizin
Medizinische
Herausforderung
Ovarian Tissue Banking - Reimplantation
Orthotop autologe:
Reimplantation an die ursprüngliche
Lokalisation im kleinen Becken
Vorteil: spontane Ovulation und
Schwangerschaft möglich
Nachteil: potenzielles Rezidivrisiko
Heterotop autologe:
Autotransplantation von Gewebe an
hetorotope Körperstellen (Unterarm,
Oberarm) – biolog. HRT, bei KW
Punktion, IVM und IVF
Xenotransplantation:
 Transplantation von Gewebe auf
immundefiziente Mäuse
Anwendung dieser Techniken im Rahmen klinischer Forschung !
Hormonell - Aktuell 2011 ART
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Erwartungshaltung in
und durch die Medizin
Medizinische
Herausforderung
In-vitro-Maturation (IVM)
IVM ist die in vitro Reifung der Oocyten vom GV-Stadium zum
Metaphase II Stadium
IVM-Methodik: Aspiration unreifer Oocyten in nicht oder niedrig
dosiert stimulierten Zyklen
In vitro Maturation (IVM) ist noch relativ wenig untersucht in RCTs.
Zur Zeit wenig valide Aussagen aus prospektiv kontrollierten
Vergleichsstudien zum Erfolg gegen „normale IVF“ möglich.
Priming mit FSH/hMG oder unstimuliert punktieren?
Mit oder ohne hCG Gabe?
Diese Fragen sind bisher nicht zuverlässig beantwortet!
Hormonell - Aktuell 2011 ART
22
Erwartungshaltung in
und durch die Medizin
Medizinische
Herausforderung
IVM - mögliche Indikationen
 Zustand nach OHSS?
 Schlechte Embryonenqualität in wiederholten Zyklen?
 Poor Responder?
 Tumor-Patientinnen + Vitrification der Oocyten/OTB
 Fertilitätserhalt?
Event. Nachteile:
 Kosten? (keine Medikamente, aber ICSI, dzt. bei 10-20%
Erfolgsrate gegen 30-40% konventionell, lange Punktionszeiten,
aufwendige und zeitintensive Laborarbeit)
 Blutungsrisiko?
 Geringe Zellausbeute?
 Wieviele Eizellen erreichen die Metaphase II?
Hormonell - Aktuell 2011 ART
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Wirtschaftsfaktor
Reproduktionsmedizin in öffentl. Krankenhäusern
und Universitätskliniken
Heute ebenfalls gewinnorientiert, aber noch nicht alle auf Gewinnmaximierung aus, denn
Spitalsträger und Dienstnehmer (ausführende Ärzte) sind nicht ident.
Öffentliche Ressourcen und Geld dafür werden immer knapper, meistens schlechtere
Ausstattung, weniger Personal, geringeres Raumangebot, geringe Flexibilität im Gesamten.
Zentren kleiner, geringere Frequenz, dafür ev. „familiärere“ und individuellere Behandlung.
Postpromotionelle Ausbildung - Additivfach 3 Jahre in D, Ch, nicht in A erfolgt noch oft
in öffentl. Krankenhäuser - niedrigere Erfolgsquote? Immer schwieriger wegen niedriger Frequenz
Forschung & wissenschaftl. Orientierung wird durch fehlende Ressourcen (Personal, Geld) langsam
verloren. Verständnis für dieses Spezialgebiet fehlt zum Teil völlig, daher wenig Unterstützung.
Noch ethisch kompetente Instanz, dadurch auch Ansprechpartner für Behörden und Politik
Auch für Problemfälle & „ausgebrannte Fälle“ da, ebenso „Nischenprodukte“ in
interdisziplinärer Zusammenarbeit angeboten - niedrigere Erfolgsquote?
Gute Kontrollfunktion – nach innen / außen
Arbeitsplätze nicht sicher, schlechtere Bezahlung gegenüber Privatzentren, bei gleichem
Arbeitsaufwand, schlechtes Image in den eigenen Reihen, Gesamttätigkeit im Fach wird erwartet,
all das macht Spezialausbildung unattraktiv, führt dazu, dass immer mehr öffentliche ART Zentren
aufhören.
Hormonell - Aktuell 2011 ART
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Wirtschaftsfaktor
Reproduktionsmedizin in Privatinstituten
Eigenständige Klein- bis Mittelunternehmen, arbeiten nicht nur gewinnorientiert, sondern auch
auf Gewinnmaximierung aus  Arzt = zugleich auch Unternehmer !
Starker Konkurrenzkampf - ständige Präsenz nach außen z.B, Werbung, Erfolgsdruck, Erfolge
werden daher öffentlich präsent gemacht.
Besseres Raumangebot, modernst und großzügig im gesamten Bereich eingerichtet,
Anmeldung, Warte- und Ruhezone, Laborbereich etc.
Hohe Flexibilität betreffend Neuanschaffungen, Labormateralien, aber auch personell - daher auch
gern gesehene Geschäftspartner bei Medizintechnik und Pharmaindustrie. - zugleich ist dies aber
besonders beim Personal auch ein schnelles Sparpotenzial
Hochspezialisiert, hohe Patientenfrequenz, Ausbildungsfunktion noch relativ niedrig, daher hohe
Erfolgsrate  in einem klar definierten Gebiet, privat in der Regel etwas teurer
Durch großen Erfolgsdruck eventuell Selektion von Patientinnen und von Therapiestrategien
Wenig bis keine Kontrolle von außen
„Nischenprodukte“ aus Kostengründen meistens uninteressant
Wenig klin. Forschung, keine Grundlagenforschung, Trendwende beginnt langsam!
Hormonell - Aktuell 2011 ART
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Wirtschaftsfaktor
Neg. Auswirkungen
Reproduktionstourismus?
Warum gibt es diesen?
Völlig differente Gesetzgebungen in allen EU-Ländern, daher
verschiedene Behandlungsmöglichkeiten gegeben z.B.:
1. Bessere Ergebnisse durch (S)elektive Embryonenkultur
2. Präimplantationsdiagnostik (PID) / Geschlechtsselektion
3. Eizellspende/Samenspende
4. Behandlung gleichgeschlechtlicher Paare etc.
Hormonell - Aktuell 2011 ART
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Wirtschaftsfaktor
Neg. Auswirkungen
Zulässige Verfahren in ausgewählten
Ländern Europas
Land
Egg-Donation PID
Embryo
selektion
Belgien
Mögl.
Mögl.
Mögl.
Dänemark
Mögl.
Mögl.
Mögl.
BRD
verboten
Eing.verboten
verboten
Frankreich
Mögl.
Mögl.
Mögl.
U.K.
Mögl.
Mögl.
Mögl.
Italien
verboten
verboten
verboten
Niederlande Mögl.
Mögl.
Mögl.
Österreich
verboten
verboten
Mögl.
Spanien
Mögl.
Mögl.
Mögl.
Schweden
verboten
Mögl.
Mögl.
Schweiz
verboten
verboten
verboten
Tschechien
Mögl.
Mögl.
Mögl.
Hormonell - Aktuell 2011 ART
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Politik
Öffentliche Hand
Gesetzgebung
Politik: Staat - Land - Lokal - Partei
Die öffentliche Hand, der Staat verabschiedet sich zunehmend von der
Unterstützung des Kinderwunsches, obwohl verbal politisch bis in die
höchsten Gremien die sinkende Anzahl von Kindern thematisiert wird
z.B. „Der Staat braucht mehr Kinder“ – Bundespräsident Köhler
Aber Sterilitätspatienten haben keine Lobby
Diese Gruppe ist klein, öffentlichkeitsscheu  denn Sterilität und die
Inanspruchnahme der Sterilitätstherapien sind noch immer Tabuthemen!
Die Gesundheitssysteme der Länder geraten weltweit finanziell immer mehr
in Schwierigkeiten – man spart, wo geringster Widerstand zu erwarten ist
Folge: Fehlende Unterstützung, öffentliche Zentren schließen zunehmend,
weil unattraktiv, kostenintensiv, wenig gefördert
Zunehmend Abwanderung dieses Spezialgebietes in den privaten Bereich, dies
wird aber auch kritisch gesehen, ohne wirklich etwas dagegen zu unternehmen
Hormonell - Aktuell 2011 ART
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Politik
Öffentliche Hand
Gesetzgebung
Gesetzgebung - Rahmenbedingungen
Deutschland
 ESchG 1990 - Embryonenschutzgesetz - PID, egg donation, surrogate mother etc. verboten
 Bis 12/2003 - Volle Kassenübernahme für 4 Versuche
 Seit 1.1.2004 GMG (Gesundheitsmodernisierungsgesetz) - nur mehr 50 % der Kosten
für 3 Versuche IVF/ICSI werden übernommen – nach Kostenvoranschlag
Alterslimit ♀ zwischen 25. und 40. Lebensjahr - ♂ bis zum 50. Lebensjahr
Familienstand: verheiratet, nicht für Singels od. gleichgeschlecht. Paare
 Meldepflicht an DIR, privat und Kassen
Österreich
 FMedG 92 – Fortpflanzungsmedizingesetz - PID, egg donation, surrogate mother etc. verboten
 IVF-Fonds-Gesetz (BGBl. I Nr.180/1999) – Novellierung 2005, 2007
70% Kostenübernahme für vier Versuche - Indikation:
Tubenverschluss – LSK oder HYCOSY od. HSG dokumentiert,
Endometriose – histolog. nachgewiesen
PCO – Ultraschall dokumentiert und „unexplained infertility“ wenn andere Therapien 0
♀ bis zu 40. Lbsj. ♂ bis zum 50. Lbsj.: schwere Einschränkung der Samenqualität
Familienstand: verheiratet od. Lebensgemeinschaft – O für Singles od. gleichgeschl. Paare
 Meldepflicht nur für IVF-Fondspatienten an ÖBIG – IVF Register
 Gewebeschutzgesetz gilt für alle EU-Länder - regelt die Laborstandards
und komplette Dokumentationspflicht
Hormonell - Aktuell 2011 ART
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Öffentliche Meinung
Medien
Ethik / Religionen
Kirche - Religion
Die meisten Religionen stehen der
Reproduktionsmedizin eher reserviert bis ganz
ablehnend gegenüber
Therapie wird bis zu einem gewissen Grad geduldet, da
zumindest in den christlichen Religionen die Patienten
sich über die kirchliche Ablehnung hinwegsetzen
Diese Ansicht setzt sich naturgemäß auch in der Politik
fort, Parteien mit christlich-sozialer Einstellung stehen
den Techniken kritischer und reservierter gegenüber als
andere Parteien.
Hormonell - Aktuell 2011 ART
28
Öffentliche Meinung
Medien
Ethik / Religionen
Einige ethische Aspekte aus sozialgesellschaftlicher Sicht
Kinderwunsch und ART betreffend
Erfüllung eines Kinderwunsches mittels ART
bei bekannten Erkrankungen mit hohem Vererbungsrisiko?
Anzahl der ART Versuche
3,4,5…..10….15…. soviele wie die Betroffenen wollen?
Wer soll die Grenze und wann soll sie gezogen werden?
Anzahl der zu transferierenden Embryonen/Blastozysten
erhöhte SSW-Rate versus Mehrlingsgraviditätsrisiko
Kostendruck durch die Patientinnen – daher
Inkaufnahme von Mehrlingsgraviditäten – danach Fetozid?
Alter der Patientin
Akzeptanz oder nicht Akzeptanz des biolog. Alters – wie weit darf man
gehen, gibt es Grenzen? Was steht dahinter?
Hormonell - Aktuell 2011 ART
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Öffentliche Meinung
Medien
Ethik / Religionen
Einige ethische Aspekte aus sozialgesellschaftlicher
Sicht Kinderwunsch und ART betreffend
Egg donation, bis in welches Alter?
54a wie in GB oder ohne Alterslimit, also ohne Grenzen?
Donor Samen/Eizellen im Gesamten
aus welchem Grund?
Erfüllung eines Kinderwunsches mittels ART
auch für Singels?
auch für gleichgeschlechtliche Paare?
auch bei Geschlechtsidentitätsstörungen (Transsexuelle)?
Hormonell - Aktuell 2011 ART
32
Öffentliche Meinung
Medien
Ethik / Religionen
Kinderwunsch >50 Jahre, peri-, bzw.
postmenopausal – was steht dahinter ?
Mögliche Argumente und Thesen:
 Männer zeugen auch spät Kinder – dies jedoch meistens spontan,
gesellschaftlich relativ gut akzeptiert
 Unerfüllter Kinderwunsch wurde nie abgeschlossen – es wurde
keine Trauerarbeit geleistet, nur verdrängt!
 Das Gefühl doch noch eine Schwangerschaft erleben zu müssen
Biolog. Erfüllung Frau zu sein – sozio-kulturelles Problem
 Begehrlichkeiten durch die modernen Techniken, die ev. einen so späten
Kinderwunsch ermöglichen, lassen daher den Kinderwunsch wieder
aufleben und auch realisieren
 Angst vor Einsamkeit – Eine Aufgabe noch zu haben (sozio-kulturelles Problem)
 Finanzielle Aspekte sind meistens kein Hindernis – man kann bzw. man will
sich das leisten
Hormonell - Aktuell 2011 ART
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33
Resümee
 Biologische Grenzen für das Auftreten von Schwangerschaften
nach wie vor gegeben – Biologische Uhr.
 Ovar bzw. Oozyten unterliegen einem bis heute medizinisch
nicht steuerbaren biologischen Alterungsprozess.
 Diese Fakten sind medizinisch derzeit nicht beeinflußbar
und mit den derzeitigen Techniken auch nicht behandelbar.
 Die ART kann nur selektiv helfend eingreifen, aber diese
Defizite nicht beseitigen.
 Ovarian tissue banking (OTB) – Ovartransplantation etc. sind
als routinemäßigen Eingriffe momentan noch nicht geeignet.
 Stammzelltherapie für Regeneration von Ovarien bzw. Oozyten
vorstellbar, dzt. noch ferne Zukunft, wenn überhaupt machbar .
Hormonell - Aktuell 2011 ART
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Was bedeutet das für die Zukunft ?
 Weitere Zunahme des Alters der werdenden Eltern
 Zunehmende Entkoppelung der Sexualität von der
Reproduktion
 Entkoppelung des Gebäralters vom reproduktiven Alter
 Änderung der Gesetzgebung!! (FMed92, EschG)
 Entwicklung neuer Techniken der Reproduktionsmedizin
 Weitere Aufgabe der „Spontangeburt“ - über
die elektive Sectio („Wunschsectio“) der
werdenden Mutter
 Entkoppelung des fetalen Wachstum vom Uterus
Hormonell - Aktuell 2011 ART
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Der Wunsch nach einem gesundem Kind ist so
alt wie die Menschheit
Das Ziel also
wird gleich
bleiben
Rahel: „Gib mir ein
Kind, wenn nicht,
dann sterbe ich“
„Genesis“
Der Weg dorthin wird
sich zunehmend
ändern
Im neuen Jahrtausend
wird sich der Sex im
Bett, die Fortpflanzung
aber unter dem
Mikroskop abspielen
(Carl Djerassi)
Hormonell - Aktuell 2011 ART
36
The End of History and the Last Woman?
Der medizinische Fortschritt wird dies
verhindern!
Sources: The Economist, Daily Chart (accessed: 11/09/2010, 27/08/2011)
Die Gesellschaft muss dies jedoch mittragen Gesetzgebung, Öffentlichkeit etc.
37
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