„Depression und Suizidalität im Alter“ Konzept: Konzept: Anja Ziervogel und Dietmar Kramer Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Ludwig-Maximilians-Universität München Das Bündnis gegen Depression entstand im Jahr 2001 als Modellprojekt in Nürnberg Die Ausweitungspartner bundesweit Flensburg Rostock Lübeck Schwerin Wilhelmshaven Hamburg-Harburg Ostfriesland Gifhorn Berlin Bielefeld Magdeburg Marsberg Düsseldorf Eisenhüttenstadt Göttingen Duisburg Dortmund Leipzig Bad Wildungen Bonn Dresden / Kreischa Aachen Schwalm-Eder-Kreis Gießen Wetteraukreis Wiesbaden Würzburg Bamberg Hanau Mainz Ansbach Alzey Groß-Gerau Erlangen Nürnberg Cham Fürth Stuttgart Regensburg Neckar-Alb Ingolstadt Augsburg Göppingen Dillingen Wasserburg Memmingen Bad Grönenbach Kempten rot: Ausweitungspartner blau: in Planung Das Mehrebenenkonzept des Bündnisses gegen Depression Öffentlichkeitsarbeit, Aufklärung Kooperation mit Hausärzten Ziel: Bessere Versorgung depressiver Patienten Angebote für Betroffene und Angehörige Zusammenarbeit mit Multiplikatoren: z.B. Pfarrer, Lehrer, Altenpflegekräfte, Medien Inhalt und Ablauf der Fortbildung: „Depression und Suizidalität im Alter“ • Begrüßung • Depression – Symptome – Behandlung – Behandlungsunterstützung durch die Pflege • Suizidalität – Umgang mit suizidgefährdeten Menschen • Abschluss In % Häufigkeit der Depression 100 90 Allgemeinbevölkerung 80 in Privathaushalten lebend > 65 Jahre 70 in Alten- & Pflegeheimen lebend > 65 Jahre 60 50 25-45% 40 30 20 10 0 2-7% 5-10% Mit Beeinträchtigung gelebte Jahre Weltweite Belastung durch Krankheiten 12.000 10.000 8.000 6.000 4.000 2.000 0 (WHO-Studie von Murray & Lopez 1997) Diagnostisches und therapeutisches Defizit behandlungsbedürftige Depressionen Gesamtzahl BRD: ca. 4 Mio 100% in hausärztlicher Behandlung als Depression diagnostiziert suffizient behandelt 2,4-2,8 Mio. 1,2-1,4 Mio 0,24-0,36 Mio 60-70% 30-35% 6-9% nach 3 Monaten Behandlung compliant 0,1-0,16 Mio 2,5-4% (in Anlehnung: Hegerl et al, 2001) Zusammenfassung: Epidemiologie Depression ist eine ernsthafte und häufige Erkrankung. Depression ist keine „verständliche“ Begleiterscheinung des Alters. Als Pflegekraft sind Sie wichtig bei der Erkennung der Depression. Kriterien zur Diagnose nach ICD-10 Verlust von Interesse u. Freude Depressive Stimmung Erhöhte Ermüdbarkeit Verhalten Körper Fühlen Denken Kriterien zur Diagnose nach ICD-10 Suizidgedanken Suizidale Handlungen Negative und pessimistische Zukunftsperspektiven Schuldgefühle Vermindertes Selbstwertgefühl Verlust von Interesse u. Freude Depressive Stimmung Erhöhte Ermüdbarkeit Vermindertes Selbstvertrauen Appetitminderung Verminderte Konzentration Gefühl der Wertlosigkeit Schlafstörungen Verminderte Aufmerksamkeit Kriterien zur Diagnose nach ICD-10 A) • Depressive Stimmung • Verlust von Interesse und Freude • Erhöhte Ermüdbarkeit Leicht: Mindestens 2 Symptome aus A und 2 aus B Mittelgradig: Mindestens 2 Symptome aus A und 3 aus B Schwer: Alle aus A und mindestens 4 aus B Mindestdauer der Symptome: 2 Wochen Bei schweren Episoden oft Wahn oder depressiver Stupor. B) • Verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit • Vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen • Schuldgefühle und Gefühle der Wertlosigkeit • Negative und pessimistische Zukunftsperspektiven • Suizidgedanken, erfolgte suizidale Handlungen • Schlafstörungen • Appetitminderung Weitere wichtige Diagnosekriterien • Betroffene zeigen häufig diffuse Ängste • Symptome dauern mehr als 2 Wochen ununterbrochen an • Dauer meist 2-8 Monate (selten auch 1-2 Jahre) • Oft episodenhafter Verlauf • Häufigkeit von sonstigen Erkrankungen im Alter erschweren die Diagnose Optional Arten und Verlauf: Schwere Depression und Dysthymie Schwere Depression (phasisch, unipolar, Major Depression) Freies Intervall Depressive Episode Zeit Dysthymie („neurotische Depression“) Depressive Verstimmung über 2 Jahre Zeit Optional Arten und Verlauf: Manisch Depressive Erkrankung Manisch Depressive Erkrankung (Bipolare affektive Störung) Manische Episode Depressive Episode Zeit Ausprägungen einer Depression • Gehemmte Depression • Agitierte Depression • Somatisierte Depression * • Wahnhafte Depression * besonders häufig im Alter Abgrenzung: Depression versus Befindlichkeitsstörung Für eine Depression spricht: • Keine nachvollziehbare, vorübergehende Reaktion auf äußere Belastungen • Überdauernde Stabilität über mehrere Wochen und Monate Differentialdiagnose: Depression versus Demenz Für eine Depression spricht Für eine Demenz (Typ Alzheimer) spricht Depressive Symptomatik stabil Affektlabil, leicht ablenkbar Klagt über seinen Zustand „kann und weiß nichts mehr“ „Beinahe richtig“ Antworten, bagatellisiert, „hat keine Probleme“ Denken ist eher gehemmt, verlangsamt Denken ist eher „durcheinander“ Keine Orientierungsstörungen Desorientierung abendliche Aufhellung Typisch: abendliche Verwirrtheitszustände; Tag-Nacht-Umkehr Akuter Beginn Langsamer, unklarer Beginn GDS- Geriatrische Depressionsskala Speziell für die geriatrische Patientengruppe ist der Fragebogen „Geriatrische Depressionsskala“ (GDS, Yesavage, 1983) entwickelt und inzwischen auch im deutschen Sprachraum untersucht worden (Gauggel & Birkner, 1998). Die 15 Fragen (Kurzform, sonst 30 Fragen) können zur -ja/nein Beantwortung durch ältere Patienten selbständig bearbeitet oder von Fremde vorgelesen werden. Der GDS differenziert gut zwischen nicht depressiven und depressiven älteren Menschen. 1. Sind Sie im Wesentlichen mit Ihrem Leben zufrieden? ja/nein 2. Haben Sie viele Ihrer Interessen und Aktivitäten aufgegeben? ja/nein 3. Haben Sie das Gefühl, dass Ihr Leben leer ist? ja/nein 4. Sind Sie oft gelangweilt? ja/nein 5. Schauen Sie zuversichtlich in die Zukunft? ja/nein 6. Sind Sie besorgt darüber, dass Ihnen etwas Schlimmes zustoßen könnte? ja/nein 7. Fühlen Sie sich die meiste Zeit glücklich? ja/nein 8. Fühlen Sie sich oft hilflos? ja/nein 9. Ziehen Sie es vor, zu Hause zu bleiben, anstattt aus zu gehen und sich mit etwas Neuem zu beschäftigen? ja/nein 10. Haben Sie den Eindruck, dass Sie in letzter Zeit mehr Probleme mit dem Gedächtnis haben als die meisten? ja/nein 11. Finden Sie es schön, jetzt in dieser Zeit zu leben? ja/nein 12. Fühlen Sie sich ziemlich wertlos, so wie Sie zur Zeit sind? ja/nein 13. Fühlen Sie sich voll Energie? ja/nein 14. Haben Sie das Gefühl, Ihre Situation ist hoffnungslos? ja/nein 15. Haben Sie den Eindruck, dass es den meisten Menschen besser geht als Ihnen? ja/nein Fettgedruckte Antworten zählen je 1 Punkt. 0– 4 5 – 10 11 – 15 Punkte: Punkte: Punkte: normal leichte bis mäßige Depression schwere Depression Zusammenfassung: Symptome und Erkennung Als Pflegekraft kennen Sie „Ihre“ Bewohner am Besten: Sie können auftretende Symptome im Alltag frühzeitig und gut erkennen. Teilen Sie Ihre Beobachtungen/Ihren Verdacht dem Arzt mit! Der Arzt ist Ihnen i. d. R. dankbar für Hinweise! Hilfreich kann die Anwendung der GDS sein. Pause Einflussfaktoren auf die Entstehung einer Depression Psychische Seite Körperliche Seite • Persönlichkeitsfaktoren • Genetische Empfindlichkeit • Psychosoziale Belastung • Hirntätigkeit (Neurochemische Veränderungen) • Lebenserfahrungen • Körperliche Erkrankungen Einflussfaktoren: Körperliche Erkrankungen • Endokrinologische Erkrankungen: (z. B. Hypothyreose) • Tumore • Chronische Schmerzstörung • Degenerative Hirnerkrankungen (z. B. Demenz, Morbus Parkinson) • Schlaganfälle • Entzündliche Systemerkrankungen (z. B. Lupus) • Entzündliche ZNS- Erkrankungen (z. B. Multiple Sklerose) • Medikamenteninduziert (z. B. Kortison) Optional Ursache der Depression: Biochemisches Modell Auswirkungen einer Depression auf den Pflegeablauf • • • • Rückzug, Immobilität, Bettlägerigkeit Ungenügende Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme Erhöhtes Risiko für körperliche Erkrankungen Suizidalität Behandlung der Depression Psychotherapie Pharmakotherapie Psychische Seite Körperliche Seite • Psychosoziale Belastung • Genetische Empfindlichkeit • Persönlichkeit • Hirntätigkeit • Problemlösungsstrategien • Körperliche Erkrankungen Behandlung der Depression: Pharmakotherapie Psychotherapie Pharmakotherapie Psychische Seite Körperliche Seite • Psychosoziale Belastung • Genetische Empfindlichkeit • Persönlichkeit • Hirntätigkeit • Problemlösungsstrategien • Körperliche Erkrankungen Wichtigste Medikamente in der Psychiatrie 1. Beruhigungsmittel / Tranquilizer: wirken sehr schnell / wichtig für akute Krisen dämpfen und machen schläfrig Gewöhnungseffekt und bei längerer Anwendung Suchtgefahr bei Depression höchstens kurzfristig sinnvoll 2. Neuroleptika: Bei Psychosen unverzichtbar! dämpfen teilweise die Persönlichkeit ältere Präparate haben unangenehme Nebenwirkungen zur Depressionsbehandlung meist nicht notwendig 3. Antidepressiva: keine Veränderung der Persönlichkeit leichte bis mittlere Nebenwirkungen keine Dosissteigerung notwendig / keine Suchtgefahr Antidepressiva • Einsatz gegen Depressionen • Wirkungen: – stimmungsaufhellend – antriebsfördernd oder beruhigend – z. T. auch wirksam bei Ängsten, Zwängen • Keine Suchtgefahr • Keine Persönlichkeitsveränderung Psychopharmakotherapie: Therapieverlauf Remission Vollständige Gesundung Rückfall Wiedererkrankung Gesundheit Symptom Krankheit Syndrom Ansprechen unbehandelt 3-4 Wochen Akuttherapie 4-6 Monate Erhaltungstherapie Monate-Jahre Langzeittherapie Antidepressiva: Wirkstoffgruppen • Tri- und tetrazyklische Antidepressiva (TZA) • Mono-Aminoxidase-Hemmer (MAO-Hemmer) • Selektive Serotonin-WiederaufnahmeHemmer (SSRI‘s) • Neuere Substanzen • Johanniskrautextrakte Zusammenfassung: Pharmakotherapeutische Behandlung Depression im Alter ist gut behandelbar. Antidepressiva: machen nicht süchtig. verändern nicht die Persönlichkeit. haben meist nur mittlere bis geringe Nebenwirkungen. Behandlung der Depression: Psychotherapie Psychotherapie Pharmakotherapie Psychische Seite Körperliche Seite • Psychosoziale Belastung • Genetische Empfindlichkeit • Persönlichkeit • Hirntätigkeit • Problemlösungsstrategien • Körperliche Erkrankungen Psychotherapeutische Behandlungsverfahren • Kognitive Verhaltenstherapie • Interpersonelle Therapie (IPT) • Tiefenpsychologisch orientierte Therapie und Psychoanalyse Optional Bausteine der kognitiven Verhaltenstherapie bei Depression • Aktivitätstraining • Aufbau angenehmer, Abbau belastender Erfahrungen (Tagesplan) • Veränderung von depressiven Einstellungen und Überzeugungen • Aufbau neuer Fähigkeiten • Wiederentdecken eigener Fähigkeiten • Stabilisierung der erreichten Veränderungen (Übung im Alltag) • Vorbereitung zur Bewältigung zukünftiger Krisen Optional Weitere Behandlungsmöglichkeiten • Schlafentzugstherapie • Elektrokonvulsationstherapie (EKT) • Lichttherapie • Soziotherapeutische Ansätze – Bewegung – Musik Behandlung der Depression: Unterstützung durch Pflegekräfte Unterstützung durch Pflegekräfte Psychotherapie Pharmakotherapie Psychische Seite Körperliche Seite • Psychosoziale Belastung • Genetische Empfindlichkeit • Persönlichkeit • Hirntätigkeit • Problemlösungsstrategien • Körperliche Erkrankungen Konkrete Anregungen im Umgang mit älteren depressiven Menschen • • • • • • • • Bewegung fördern (z. B. Spaziergang, Schwimmen) Sozialkontakte fördern und teilweise selbst übernehmen (z. B. Gesprächsgruppen) Angehörige stützen Gespräche (wertschätzend, einfühlend, mit ausreichend Zeit) Zur Entspannung anleiten (ggf. mit Musik) Massagen, Einreibungen vermitteln Aromatherapie (z.B. Duftlampen) Haustiere zulassen (Aufgaben, Verantwortung, Kontakt) • • • • • Milieutherapeutische Aspekte berücksichtigen (z.B. Farben, Geruch, Blumen, Kleidung) Hilfe zur Alltagsstrukturierung (Wochenplan/Tagesplan. Wichtig: Erfolge, Schwierigkeiten besprechen) Ergotherapie vermitteln Anregung zum Malen Zu regelmäßiger Medikamenteneinnahme anhalten – Nebenwirkungen beobachten – Beobachtungen dem Arzt mitteilen – Über Latenzzeit hinweghelfen Anregungen für ein hilfreiches Gespräch • • • • Sich Zeit nehmen Aktiv Zuhören Gesprächspartner wertschätzen Auf Gefühle des Gesprächspartners eingehen (Empathie) • Keine vorschnellen Lösungen anbieten Tipps für Angehörige • • • • • • • Akzeptieren Sie die Depression als Erkrankung! Informieren Sie sich über die Erkrankung! Ziehen Sie den Arzt zu Rate! Bleiben Sie geduldig! Überfordern Sie sich nicht! Suchen Sie selbst Unterstützung! Seien Sie zurückhaltend mit gut gemeinten Ratschlägen! Empfehlungen im Umgang mit depressiven Menschen Was Sie vermeiden sollten • Aufforderung, „sich zusammenzureißen“ • Aufforderung, fröhlich zu sein • Patient in „Kuraufenthalte“ schicken • Verdrängung oder Verharmlosung der Symptome • Tabuisierung von Suizidgedanken • Zu frühe Aktivierung (Überforderung) • Zu lange Schonhaltung (Passivierung) Empfehlungen im Umgang mit depressiven Menschen Was Sie tun können • Depressionen erklären (inkl. Suizidgedanken, Hoffnungslosigkeit, Körperbeschwerden) • Zuversicht und Vertrauen in die Genesung schaffen • Behandlungsplan erklären (geordnete Zeitstruktur) • Entlastungen von Entscheidungen • Einfache Fragen stellen Zeit lassen • Schrittweise Aktivierung • Klare, verlässliche Haltung • Auf eigene Grenzen achten Zusammenfassung: Umgang mit depressiven älteren Menschen Sie können die Depressionsbehandlung Ihrer Bewohner aktiv unterstützen. Sie als Pflegekraft sind wichtig bei der Unterstützung und Sicherung der notwendigen langfristigen und regelmäßigen Medikamenteneinnahme. Pause Definition von Suizidalität „Suizidalität ist die Summe aller Denk- und Verhaltensweisen von Menschen oder Gruppen von Menschen, die in Gedanken durch aktives Handeln, Handeln lassen oder passives Unterlassen den eigenen Tod anstreben bzw. als mögliches Ergebnis einer Handlung in Kauf nehmen.“ (Wolfersdorf, 2000) Depression und Suizidalität 15 % mit schwerer Depression versterben durch Suizid 20-60 % weisen einen Suizidversuch auf 40-70 % leiden an Suizidideen ca. 90 % der Suizidenten – hatten psychiatrische Erkrankungen im Vorfeld – am häufigsten Depression (40-70 %) 40 % der Suizidopfer haben eine Woche vorher ihren Hausarzt aufgesucht! Suizidalität: Ein unterschätztes Problem 15.000 Frauen 10.000 Männer 5.000 0 Suizide Verkehrstote (Statistisches Bundesamt, 2001) Altersklassen Suizidraten in der BRD >90 80-85 70-75 60-65 50-55 40-45 30-35 20-25 Männer Frauen 10-15 <5 0 20 40 60 80 100 120 140 160 Sterbeziffer je 100.000 Einwohner (Statistisches Bundesamt, 2000) Suizidalität: Phasenmodell Moderate Suizidgefahr Passive Todeswünsche Erwägung Suizidgedanken, Suizidideen Hohe Suizidgefahr Konkrete Suizidplanung Ambivalenz Suizidale Handlung Entschluss Entschluss (In Anlehnung an Pöldinger 1980) Hinweise/Risikofaktoren für Suizidalität • Wahnhafte Depression • Hoffnungslosigkeit • Suizidversuch in der Vorgeschichte • Suizide/Suizidversuche in der Familie • Endgültige Regelung von Angelegenheiten: Verschenken von Wertgegenständen, Testament • „Wiedervereinigungswünsche“ • „Gedenktage“ • Äußerung von Lebensüberdruss „nicht mehr leben wollen“ • Sammeln von Suizidmitteln • Verweigerung der Nahrungsaufnahme • Verweigerung medizinischer Maßnahmen Ungünstige Reaktionen auf vermutete Suizidalität • Suizidalität wird nicht angesprochen um den Betroffenen nicht erst recht auf den Gedanken zu bringen • Das Thema wird schnell beendet durch: – „Ausreden“ der Suizidalität – vorschnelle, unangemessene Lösungsvorschläge • Gefahr: Der Betroffene spürt Ungeduld und Überforderung und zieht sich zurück Beispiel: Gespräch mit Betroffenem Auswertung der exemplarischen Demonstration eines Gesprächs zwischen Betroffenem und Pflegekraft. Beobachtungen aus dem Plenum: – Welche Gefühle kamen bei Ihnen während des Gespräches auf? – Was haben diese Gefühle bei Ihnen ausgelöst? – Wie fanden Sie das Gespräch? – Wie schätzen Sie die Suizidalität ein? Optional Abklärung von Suizidalität: Kernfragen Vom Allgemeinen zum Konkreten: – – – – – passiver Todeswunsch? Suizidgedanken, -absichten? Suizidideen aktive Planung? Suizidankündigungen/Vorbereitungen? Für eine Bewertung entscheidend: Wie hoch ist der akute Handlungsdruck einzuschätzen? Optional Suizidalität: Umgang mit Betroffenen • Suizidankündigung ernstnehmen (als Notsignal verstehen) • Suizidalität offen ansprechen • Weitere Hilfen hinzuziehen (Arzt) • Hohe Betreuungsdichte sichern • Bei akuter Gefahr Einweisung auch gegen Wunsch des Betroffenen möglich Zusammenfassung: Suizidalität Suizid geschieht in den meisten Fällen als Folge einer psychiatrischen Erkrankung. Nehmen Sie Hinweise auf Suizidalität ernst. Sprechen Sie Suizidalität direkt an. Ziehen Sie einen Arzt hinzu. Bei Behandlung der zugrunde liegenden Depression wird auch die Suizidalität abnehmen. Zusammenfassung der Fortbildung Depression ist eine ernsthafte Teilen Sie Ihre Erkrankung. Sie, als Pflegekraft, können auftretende Symptome im Alltag frühzeitig und gut erkennen. Suizid geschieht in den meisten Fällen als Folge einer psychiatrischen Erkrankung. Beobachtungen bzw. Ihren Verdacht dem Arzt mit! Depression im Alter ist gut behandelbar. Sie haben eine wichtige Schlüsselfunktion in der Depressionsbehandlung Ihrer Bewohner. Ende Kontaktadresse Bündnis gegen Depression e.V. Kompetenznetz Depression, Suizidalität Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der LMU Nußbaumstr. 7 80336 München www.buendnis-depression.de Literaturhinweise • • • • • • Grond, E.: Die Pflege und Begleitung depressiver alter Menschen. Verlag Schlütersche, 1993 Hautzinger, M.: Depression im Alter. Erkennen, bewältigen, behandeln. Ein kognitiv-verhaltenstherapeutisches Gruppenprogramm. Beltz – Psychologie Verlags Union, Weinheim 2000 Teising, M.: Alt und lebensmüde: Suizidneigungen bei älteren Menschen. Reinhardt Verlag, München/Basel 1992 Laux, G. & Müller, W.E. (Hrsg.): Altersdepression: Erkennen und Behandeln. LinguaMed-Verlags GmbH, Neu-Isenburg 1999 Petsch, H.-J.: Neuen Lebensmut gewinnen. Altersdepressionen verstehen und überwinden. Claudius Verlag 1999 Adam, Ch.: Depressive Störungen im Alter. Epidemiologie und soziale Bedingungen. Juventa Verlag, Weinheim 1998