Der depressive Patient in der Hausarztpraxis

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Der depressive Patient in der
Hausarztpraxis
Dr. med. Stefan Bilger, Allgemeinarzt,
Dossenheim
20. März 2007
Qualitätszirkel Allgemeinmedizin
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Qualitätszirkel Allgemeinmedizin
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Übersicht
 Depression und Trauer – was ist der
Unterschied?
 Depressionen erkennen
 Vorkommen und Häufigkeit
 Beratung und Behandlung
 Einige Tipps
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Depression und Trauer
 Trauer: normale Reaktion bei Verlust
oder Schicksalsschlag
 Abnorme Trauerreaktion:
unverhältnismäßig lange oder intensive
Trauer
 Depression: „traurige“ Stimmung und
Verhalten ohne äußere Ursache
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Depression erkennen
 Sind Sie oft niedergeschlagen oder traurig
bzw. können Sie sich nicht mehr so richtig
freuen?
 Haben Sie das Interesse verloren an
Dingen, die Ihnen früher angenehm
waren?
 Fühlen Sie sich antriebslos oder sind Sie
vermehrt müde und erschöpft?
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Depression erkennen
 Verlust des Selbstvertrauens oder des Selbstwertgefühls
 unbegründete Selbstvorwürfe oder ausgeprägte,
unangemessene Schuldgefühle
 wiederkehrende Gedanken an den Tod oder an Suizid;
suizidales Verhalten
 vermindertes Denk- oder Konzentrationsvermögen,
Unschlüssigkeit oder Unentschlossenheit
 Psychomotorische Agitiertheit oder Hemmung (subjektiv
oder objektiv)
 Schlafstörungen jeder Art
 Appetitverlust oder gesteigerter Appetit mit entsprechender
Gewichtsveränderung
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Schwierigkeit der Diagnostik
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
Krankheitsverhalten der Patienten
somatische Beschwerden im Vordergrund
Fassadenverhalten („smiling depression“)
diagnostische Kompetenz der Ärzte
Zeitdruck
mangelnde Rentabilität
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Frühsymptome
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Schmerzsyndrome
Kraftlosigkeit
Schlafstörungen
Angst/Panikattacken
Innere Unruhe
Appetitstörungen
Bauchschmerzen, Verdauungsstörungen
Schwindel
Konzentrationsstörungen
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Diagnostik
„Wenn wir uns den Knöchel verstauchen oder der
Blutdruck erhöht ist, so können wir das objektiv, wie
von außen als Erkrankung erkennen, weil unser
Erleben und Denken hiervon nicht unmittelbar
betroffen wird.
Bei der Depression aber kommt es zu Störungen in
Gehirnbereichen, die unmittelbar das Denken und
Fühlen beeinflussen. Gegenüber diesen
Veränderungen des eigenen Erlebens können wir
dann nur schwer eine objektive Haltung
einnehmen.“
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Prof. Dr. Ulrich Hegerl
Gesichter der Depression
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Gesichter der Depression
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Formen der Depression
 Depressive Episode
 Melancholische Depression
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Häufigkeit der Depression
 Lebensrisiko für depressive
Erkrankrankungen etwa 20 %
 Häufigkeit in der Praxis 8,6 bis 11,2 %
 Hausarzt behandelt 70 bis 90 % aller
Depressionen
 ca. 10 % werden zum FA überwiesen
Ebel/Beichert, Dtsch Arztebl 2002; 99
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Häufigkeit (2)
 Nur 50 bis 75 % richtig diagnostiziert
 50 bis 75 % unbehandelt
 Nur in 15 % medikamentöse Behandlung,
 bei der Hälfte davon inadäquate
Dosierung
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Suizid
Vergleich der Anzahl von Suiziden und Verkehrstoten in
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Deutschland
1994-1997
Risikofaktoren

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


höheres Alter, weibliches Geschlecht
persönliche Vorgeschichte oder FA
ernste körperliche Erkrankung
psychosoziale Belastung
mangelnde soziale Unterstützung
Substanzmissbrauch
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Stress und Depression
Suizidraten für England
Wales (Reg.Gen. 1961)
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Entstehungsmodell
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Entstehungsmodell
Psychodynamisches Modell:
 Aggressionshemmung / Unfähigkeit,
aggressive Impulse wahrzunehmen
 Wendung gegen die eigene Person
 Ratlosigkeit, Ärger und Wut infolge der
Gegenübertragung
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Diagnostik: Fragebogen
 Prime MD (Primary Care Evaluation of
Mental Disorders)
 PHQ – D (Spitzer, Löwe, Zipfel, Herzog)
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Reaktive depressive
Störungen im Alter
Ehe- / Beziehungskrisen, Beziehungs- / Partnerverluste
Inaktivität, Verlust sozialer Funktionen
Gefühl überflüssig zu sein, zur Last zu fallen
Umzug aus der vertrauten Umgebung
Körperliche Behinderung / Erkrankung
Narzisstische Kränkungen durch erlebten Alterungsprozess
Chronische Schlafstörungen
Wiederholter Reizentzug / sensorische Deprivation
Kielholz, 1987
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Depressionsauslösung / -verstärkung
durch Medikamente / psychotop. Subst.
Tranquilizer, Barbiturate
Neuroleptika, Dopaminantagonisten
Hormone: Steroide
Herz-Kreislaufmittel: Betablocker, Herzglykoside,
Diuretika, Antihypertensiva,
Antiarrhythmika
Chemotherapeutika / Zytostatika
Alkohol, Amphetamine, Kokain
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Körperliche Störungen
als Auslöser / Verstärker von
Depressionen
Metabolische Störungen
Endokrine Störungen
Infektionen
Kardiovaskuläre und pulmonale Störungen
Gastrointestinale Störungen
Störungen Bewegungsapparat / Kollagenosen
Neurologische Störungen
Mangelzustände
chronische sensorische Behinderungen
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Behandlung
 Gesamtkonzept
 Kombination von Pharmako- und
Psychotherapie
 Aufbau eines Arbeitsbündnisses
 Therapeutische Beziehung
 Einbeziehung der Angehörigen
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Behandlung
 aktuelle Lebenssituation und individuelle
Präferenz des Patienten
 Abschätzung der Suizidalität
 Erläuterung der Diagnose
 Erklärung zur Therapie
 Überweisung oder Einweisung ins
Krankenhaus
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Behandlung: Antidepressiva
 Auswahl des Antidepressivums:
 nach den Leitsymptomen
 nach dem zu erwartenden Wirkungseintritt
 nach den zu erwartenden Nebenwirkungen
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Behandlung
 Prinzipien der Behandlung mit Antidepressiva




einschleichende Dosierung
Beachtung des Tagesrhythmus
Nebenwirkungen beachten
Therapieeffekt erst nach einigen Wochen
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Behandlung
 Bevorzugte Medikamente:





Amitryptilin - sedierend
Trimipramin - schlafanstoßend
(Doxepin, Maprotilin)
Sulpirid – aktivierend, rasche Wirkung
SSRI – besonders gut verträglich
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Überweisung
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Überweisung (2)
 abhängig vom Krankheitsverständnis der
Patienten („Ich bin doch nicht verrückt.“)
 ... der Erreichbarkeit des Facharztes
 ... den bisherigen Erfahrungen mit der
Kooperation
 ... der persönlichen Toleranz
 ... dem zu erwartenden Nutzen
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Tipps
 Eigene Grenzen wahrnehmen und
akzeptieren
 Verzicht auf „guten Ratschläge“
 Kranken brauchen Verständnis, aber keine
Entmündigung
 Frühzeitig fachmännische Hilfe holen
 Medikamente nach Vorschrift einnehmen
 Selbsthilfegruppen einbeziehen
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Informationsquellen?
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Ratgeber:
Depression als
Lebenschance,
Frederic F. Flach,
Rororo-Taschenbuch,
2000, 8,90 €
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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
 Internet:
 e-mail:
www.bilger.de
[email protected]
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