Makroökonomie II

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Makroökonomie II
Prof. Dr. G. Müller-Fürstenberger
Wintersemester 2007/2008
Vorbemerkung
• A-VWL Veranstaltung mit schriftlicher Prüfung am Ende der
Vorlesungszeit
• Unterlagen auf dem Netz
Login: „makro2“
Passwort: „gmf“
• Für Verteilerliste, bitte E-Mail an [email protected]
Literatur
Mankiw, N.G., 2003, Makroökonomik, 5. Auflage, Schäffer-Poeschel,
Stuttgart.
Baßeler, U., Heinrich, J. & Utecht, B., 2006, Grundlagen und Probleme der
Volkswirtschaftslehre, 18. Auflage, Schäffer-Poeschel, Stuttgart.
Blanchard, O. & G. Illing, 2006, Makroökonomie, 4. Auflage, Pearson
Studium, München.
Romer, D., 2006, Advanced Macroeconomics, 3rd edn, McGrawHill/Irwin,
New York.
Barro, R. & X. Sala-I-Martin, 2004, Economic Growth, 2nd edn, MIT Press,
Cambridge, Mass.
Inhalt
1.
2.
3.
Einführung in Thematik und Methodik
1.1. Fragen
1.2. Methode
Volkswirtschaftliche Gesamtrechung
2.1. Konzeptionelle Grundlage – Wirtschaftskreislauf
2.2. Inlandsprodukt
2.3. Zahlungsbilanz
Gesamtwirtschaftliche Gleichgewichtsanalyse
3.1 Gesamtwirtschaftliche Nachfrage
3.2 Gesamtwirtschaftliches Angebot und Gleichgewicht
3.3 Neoklassische Synthese
3.4 Die neuen Lehren
4. Dynamische Makroökonomie
4.1 Solow Wachstumsmodell
4.2 Ramsey Modell
4.3 Konjunkturzyklen
4.4 Einkommensverteilung
1. Einführung in Thematik und Methode
Makroökonomik ist die Wissenschaft gesamtwirtschaftlicher Vorgänge.
As the teacher of the microeconomics course , I went first [to inform the students of the program] .
Not wishing the Harvard students to think that MIT professors were colorless personalities , I
began by saying : " Never mind what the guys who come after me say. Microeconomics is what
economists really know about ." There was some laughter , but I was soon topped by Benjamin
Friedman who taught the macroeconomics course . When it was his turn to speak , he began by
saying : " I agree totally with Frank Fisher . Microeconomics is what economists know about . But
macroeconomics is what they want to know about . That's what makes it so interesting .“
Frank Fisher
1.1 Fragen
…. richten sich auf zentrale volkswirtschaftliche Variablen und
wirtschaftspolitische Eingriffsmöglichkeiten:
• Bruttoinlandsprodukt: Wachstum und Konjunktur
Quelle: Statistische Bundesamt
•
Preisniveau: Inflation
Quelle: Dt. Bundesbank Januar 91 – September 2007
Beschäftigung: Arbeitslosigkeit
Zins: Investitionen
Einkommen: Funktionale Verteilung
Lohnquote
78
76
Anteil Löhne und Gehälter am Volkseinkommen
•
•
•
74
72
70
68
66
64
62
60
1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005
Jahr
Beispiel für „akademische Fragestellung“:
1.2 Methode
Makroökonomisches Denken findet in Systemen statt, traditionellerweise in
Denkschulen (Dogmen):
• Klassiker und Neoklassiker
• Keynsianer, Neu-Keynsianer
• Monetaristen, u.a.
Heute:
Idealerweise logisch-konsistente Modelle, empirisch
überprüfbar.
Charakteristika moderner Makroökonomik
Mikrofundierung
Gesamtwirtschaftliche Prozesse sind das Ergebnis vieler
individueller Entscheidungen und der Interaktion von
Wirtschaftssubjekten. Um das Ganze zu verstehen, müssen die
einzelnen Elemente verstanden werden.

Mikro- und Makroökonomie haben einen weiten
Überlappungsbereich.
Repräsentative Agenten
Individuelles Verhalten wird aggregiert, so als gäbe es einen
repräsentativen Haushalt/Unternehmer. Als Schwachpunkt der
Analyse anerkannt.
Entscheidungen und Erwartungen
Typischerweise werden rationale Erwartungen unterstellt.
Entscheidungsregeln sind das Resultat eines
Optimierungskalküls.
Modellbildung – einige Begriffe
Ein Modell besteht aus endogenen (zu erklärenden) und exogenen
(unabhängigen) Variablen, sowie Annahmen, welche die Variablen
vernetzen.
Die Beziehungen zwischen den Variablen beschreibt ein
Gleichungssystem. Dazu gehören
1. Identitäten aus der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung
2. Verhaltensregeln
3. Institutionelle Regeln (Steuersystem)
4. Technologische Restriktionen (Produktionsfunktion)
Beispiel
Endogene Variablen: Einkommen (y), Konsum (c)
Exogene Variable: Investition (i).
Strukturelle Form (structural form):
y  ci
c y
Dabei ist  ein Parameter.
Ein Modell lösen heisst, alle endogenen Variablen
isoliert in Abhängigkeit von den exogenen Variablen
und Parametern darzustellen.
Reduzierte Form (reduced form):
i
y
1 
i
c
1 
Im Beispiel ist die reduzierte Form rekursiv, deshalb
c y
Komparative Statik: Wie verändert sich die Lösung, wenn
exogene Variablen marginal verändert werden?
dy
1

0
di 1  
Sensitivität: Einfluss exogener Parameter auf die
Ergebnisse komparativer Statik
dy
d( )
di  1
0
2
d
1   
Identifikation: In jedem Modell gibt es Parameter. Die empirische
Bestimmung der Parameterwerte heisst Identifikation.
Identifizierbarkeit setzt voraus, dass jeder Parameter in
Abhängigkeit beobachtbarer Variablen darstellbar ist (basierend auf
der reduzierten Form).
Im Beispiel:

ist überidentifiziert.
2. Volkswirtschaftliche Gesamtrechung (VGR)
Die VGR ist eine systematische Darstellung zentraler
makroökonomischer Variablen.
Grundlage: ESVG 1995, stimmt weitgehend mit dem SNA 1993 der
UNO überein.
• Traditionelle VGR:
Entstehung, Verwendung und Verteilung
des BIP, weitere Makrogrössen.
• Zahlungsbilanz:
Transaktionen mit dem Ausland
• Input-Output Tabelle: Sektorale Verflechtung
• Satellitensysteme:
Umwelt, etc.
2.1 Konzeptionelle Grundlage: Wirtschaftskreislauf
Grundlage ist der Wirtschaftskreislauf, d.h. die Ökonomie als
System mit realen und monetären Transaktionen zwischen
Produktionssektoren, Haushalten, dem Staat und dem Ausland.
Die monetären Transaktionen bilden ein geschlossenes System,
jeder Ausgabe steht eine Einnahme gegenüber.
Einfacher Wirtschaftskreislauf
Wirtschaftskreislauf mit Aussenhandel
Wirtschaftskreislauf mit Staat
2.2 Inlandsprodukt
• Erfassung zu Marktwerten (Markttransaktionen)
• Kostenansatz bei nicht-marktbewerteten Transaktionen
• Keine Erfassung unentgeltlich erbrachter aber geldwerter Leistungen
Nominales BIP: Zu laufenden (d.i. aktuellen) Preisen berechnet.
dient der Berechung wichtiger Kenngrössen:
• Pro-Kopf Output (per capita income)
• Arbeitsproduktivität
• Exportquote
Produktionsseitige Erfassung (Entstehung, Angebot)
Bruttowertschöpfung = Produktionswert – Vorleistungen
1.856
3.680
1.824
Bruttowertschöpfung + Nettogütersteuern = BIP
1.856
206
2.062
Nettoinlandsprodukt + Abschreibungen
1.754
308
Zahlenbeispiel: Dtld. 2000
=
BIP
2.062
Verwendungsseitige Erfassung
Bruttoinlandsprodukt
2.062
=
Konsum
1.606
+ Bruttoinvestitionen
449
+ Außenbeitrag
7
Zahlenbeispiel: Dtld. 2000
Verteilungsseitige Erfassung
BIP + Saldo der Primäreinkommen aus Ausland = BNE
2.062
- 19
2.043
BNE - Abschreibungen - Nettogütersteuern = VE
2.043
308
210
1.524
VE = Arbeitnehmerentgelte
1.524
1.100
+ Unternehmens- und Vermögenseinkommen
424
Zahlenbeispiel: Dtld. 2000
Graphische Darstellung (2005)
Quelle: Statistisches Jahrbuch 2006
Reales BIP
Nominales BIP: Zu laufenden (d.i. aktuellen) Preisen berechnet.
Reales BIP:
Zu Preisen eines Basisjahres berechnet.
BIP - Deflator 
Nominales BIP
100
Reales BIP
BIP Deflator misst die Veränderung der Preise aller im Inland hergestellter
Güter.
(CPI hingegen die Preisänderung aller im Inland konsumierter Güter)
Seit 2005 verketteter Mengenindex
Neuerungen (Revision der VGR 2005)
• Hedonische Preismessung, trägt qualitativen Veränderungen der
Produkte Rechnung.
• Veränderte Verbuchung der unterstellten Bankdienstleistungen
• Verkettung des Preisindex
2.3 Zahlungsbilanz
... erfasst alle Transaktionen zwischen In- und Ausländern innerhalb
eines bestimmten Zeitraumes.
• Alle Transaktionen werden in inländischer Währung erfasst.
• Die Zahlungsbilanz ist immer ausgeglichen, Teilbilanzen können
Saldi aufweisen.
• Fliesst Geld ins Inland: Buchung auf Aktivseite (+)
• Fliesst Geld ins Ausland: Buchung auf Passivseite (-)
Zahlungsbilanz Deutschland 2005
Quelle: basiert auf Statistisches Jahrbuch 2006
Details
• in der Kapitalbilanz dominiert die Kreditvergabe ans Ausland (76 Mrd. €).
• Erwerbs- und Vermögenseinkommen in Asien 3.5 Mrd. €,
Industrieländer -2.4 Mrd. €, Schwellen- und Entwicklungsländer 11 Mrd. €.
• Dienstleistungsexport von Patenten und Lizenzen 114 Mio. €, EDV
Leistungen – 245 Mio. €.
Zahlungsbilanz Vereinigte Staaten 2005 in Billion U.S. $
Quelle: basiert auf BEA 2006
Current account
Exports/Imports of goods and services; and income receipts/payments
Exports/Imports of goods and services
Income receipts/payments
Income receipts/payments on U.S./foreign-owned assets abroad/in U.S
Direct investment receipts/payments
Other private receipts/payments
U.S. Government receipts/payments
Compensation of employees
Unilateral current transfers, net
Capital and financial account
Capital account transactions, net
Financial account
U.S/foreign.-owned assets abroad/ in U.S (financial outflow (-))
Direct investment
Foreign securities
Foreign currencies
Statistical discrepancy (sum of above items with sign reversed)
1750
1275
475
472
251
218
3
3
-792
-2455
-1992
-463
-454
-117
-224
-114
-9
-86
781
-4
-427
-9
-180
-1
1212
110
884
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