Rollen, Konflikte, Gewalt Referentinnen: Julia Anhalt, Anja Lüder, Jennifer Münnich Gliederung 1. 2. 3. 4. Rollen und Gruppen Konflikt Gewalt, Rassismus, Zivilcourage Erklärungsansätze und Gewaltprävention 1. Rollen und Gruppen Inhaltsverzeichnis 1. Rollen und Gruppen 1.1 Einführung in die Rollentheorien 1.1.1 struktur-funktionalistische Rollentheorie 1.1.2 symbolisch-interaktionistische Rollentheorie 1.2 Rollenhandeln 1.3 Identität und Rolle 1.4 Selbst- und Fremdwahrnehmung 1.5 Johari-Fenster 1.1 Rollentheorien struktur-funktionalistische Rollentheorie symbolisch-interaktionistische Rollentheorie 1.1.1 struktur-funktionalistische Rollentheorie (Linton, Parsons, Merton, u.a.) Ziel: vielfältigen Erscheinungsformen des sozialen Handelns zu einem System zu verbinden Frage: Wie muss soziales Handeln beschaffen sein, damit es Funktionsfähigkeit der Gesellschaft fördert 1.1.1 struktur-funktionalistische Rollentheorie (Linton, Parsons, Merton, u.a.) • eine einzelne soziale Handlung hat Auswirkungen auf ein begrenztes soziales Subsystem • Individuen handeln normalerweise in verschiedenen Subsystemen • Individuum hat in jeder dieser Systeme eine bestimmte Position • jede Position ist mit bestimmten Erwartungen verbunden, die an den Inhaber der Position von den Mithandelnden gerichtet werden • soziale Rolle = Handeln, das sich aus diesen Positionen ergibt • soziale Systeme = Rollensysteme 1.1.1 struktur-funktionalistische Rollentheorie (Linton, Parsons, Merton, u.a.) Beispiel: – Schule = Rollensytem – „Lehrer“; „Schüler“ = Rollen – Schule weiterhin Teil eines übergeordneten Rollensystems = Sozialisationssystem 1.1.1 struktur-funktionalistische Rollentheorie (Linton, Parsons, Merton, u.a.) Rollen sind durch Erwartungen definiert, die an den Inhaber einer bestimmten Position gerichtet werden Erwartungen sind aber nicht subjektiv und beliebig, sondern gesellschaftlich normiert Erwartungen sind allgemein bekannt und anerkannt und werden durch positive oder negative Sanktionen durchgesetzt 1.1.1 struktur-funktionalistische Rollentheorie (Linton, Parsons, Merton, u.a.) • Rollen und Positionen sind immer komplementär (z.B. Schülerrolle – Lehrerrolle) • Muss- Erwartungen, in Gesetzen festgelegt • Soll-Erwartungen, z.B. in Schulordnung festgelegt • Kann- Erwartungen, gelten im Alltag ohne dass sie schriftlich fixiert sind • soziale Normen = allgemein anerkannte Verhaltenserwartungen • kulturabhängig im Laufe der Erziehung hat man Rollen internalisiert 1.1.1 struktur-funktionalistische Rollentheorie (Linton, Parsons, Merton, u.a.) für erfolgreiches Rollenhandeln daher mehrere Fähigkeiten nötig Rollendistanz: Fähigkeit, von der eigenen Rolle Abstand zu nehmen, um sie zu reflektiern Role-Taking: Fähigkeit, sich in einer sozialen Interaktion in den Partner hineinzuversetzen (Empathie); sich seine Gedanken und Gefühle vorstellen und diese Im Rollenhandeln berücksichtigen z.B.: Marie kennt die Reaktion der Mutter, wenn sie nach dem abendlichen Discobesuch verspätet zu Hause erscheint. Sie kann direkt die erwartete Rolle der unzuverlässigen Tochter übernehmen. Role-Making: aktive Interpretation der Rolle; Selbstdefinition sozialer Beziehungen durch die wechselseitige Abarbeitung der aneinander gerichteten Ansprüche und Erwartungen z.B.: Marie erklärt ihre Verspätung, mit dem Trösten der besten Freundin, die Liebeskummer hat. Sie zeigt hierdurch zusätzlich ihr soziales Verantwortungsbewusstsein. Ambiguitätstoleranz: Fähigkeit, Rollenkonflikte zu erkennen und auszuhalten Identitätsdarstellung: Fähigkeit, die eigene Identität angemessen den Interaktionspartner darzustellen 1.1.1 struktur-funktionalistische Rollentheorie - Rollenkonflikte Individuum in der Regel mehrer Rollen inne Inter-Rollenkonflikt = Konflikt zwischen 2 Rollen Intra-Rollenkonflikt = Konflikt zwischen verschiedenen Erwartungen, die innerhalb einer Rolle wirken 1.1.1 struktur-funktionalistische Rollentheorie - Rollenkonflikte Aufgabe: Handelt es sich bei den folgenden Beispielen jeweils um einen Intra- oder um einen Interrollenkonflikt? 1.1.1 struktur-funktionalistische Rollentheorie - Rollenkonflikte A) Ein Lehrer unterrichtet in der Klasse, in der sein eigenes Kind ist. Er wird bei bestimmten Forderungen des Kindes in die Verlegenheit kommen, sie als Lehrer zurückweisen zu müssen, während er ihnen als Vater nachgeben möchte. Inter-Rollenkonflikt 1.1.1 struktur-funktionalistische Rollentheorie - Rollenkonflikte B) Ein Werkmeister steht einerseits den Forderungen der Arbeiter gegenüber, ihre Interessen zu vertreten; andererseits ist er dem Arbeitgeber gegenüber für Arbeitsdisziplin und fristgerechte Fertigstellung eines Produkts verantwortlich. Intra-Rollenkonflikt 1.1.1 struktur-funktionalistische Rollentheorie - Rollenkonflikte C) Ein Streifenpolizist erwischt bei einer Verkehrskontrolle einen alkoholisierten Vereinskameraden. Inter-Rollenkonflikt 1.1.1 struktur-funktionalistische Rollentheorie - Rollenkonflikte D) Die Krankenschwester soll auf Anweisung des Arztes eine intravenöse Medikation verabreichen. Dies ist ihr allerdings von der Pflegedienstleitung untersagt. Intra-Rollenkonflikt 1.1.2 symbolisch-interaktionistische Rollentheorie (G.H. Mead) menschliche Kommunikation arbeitet, im Unterschied zur rein instinktgesteuerten der tierischen, mit dem Mittel signifikanter Symbole Die während einer Interaktion hervorgebrachten Gebärden und Äußerungen werden so antizipiert, daß sie das mögliche Antwortverhalten des Partners vorwegnehmen und damit die Möglichkeit schaffen, das eigene Verhalten an potentiellen Reaktionen des Partners auszurichten Rollen werden also ständig in der jeweiligen Situation ausgehandelt und angepasst 1.1.2 symbolisch-interaktionistische Rollentheorie (G.H. Mead) verschiedener Instanzen in der Persönlichkeitsstruktur des Einzelnen: „I“ – impulsive Ich „Me“ – reflektierte Ich Das unbewusste Ich, von Bedürfnissen geprägt Gelöst von gesellschaftlichen Normen eigene Vorstellung von dem Bild, das der andere von einem hat unterschiedliche „Me“`s müssen zu einem einheitlichen Selbstbild, dem „Self“ synthetisiert werden 1.2 Rollenhandeln = Aushandeln sozialer Rollen in eine bestimmte Rolle nicht mehr investieren, als sie abwirft Rollenpreis ist von den Marktfaktoren Motivation, Sanktion und Relation abhängig Aus der subjektiven Einschätzung der Konsequenzen einer Rolle und den daraus folgenden Kosten und Erträgen ergibt sich die Rollenerwartungsbilanz positiven Rollenerwartungsbilanz: Tendenz Rolle beizubehalten auszudehnen negative Rollenerwartungsbilanz: Tendenz zur Beibehaltung, wenn alternative Rollen in ihrer Bilanz noch ungünstiger erscheinen, der soziale Druck kein Abstreifen der Rolle gestattet, die Rolle nicht oder nur sehr kostspielig umgestaltet werden kann oder zu einem späteren Zeitpunkt günstigere Ergebnisse erwartet werden 1.3 Identität und Rolle Rollenidentifikation = Ausmaß, in welchem sich das Individuum in die Rolle einbringt völlig in Rolle aufgehen und Rollenverhalten auf andere Rollen zu übertragen ODER Keine Identifikation mit Rolle Gruppe Jede Gesellschaft ist ein Theater. Je nach Akt und Szene übernimmt der Mensch eine andere Rolle. 1.4 Selbst- und Fremdwahrnehmung • Im Alltag macht man sich schnell ein bestimmtes Bild von anderen Menschen • sowohl Beziehungs- als auch Persönlichkeitsebene werden durch Selbst- und Fremdwahrnehmung beeinflusst • Verhalten eines Menschen wird in einer bestimmten Situation von sich selbst und von anderen Personen unterschiedlich wahrgenommen • „Bild“ das jeder von sich selbst hat, stimmt häufig nicht mit dem Bild überein, das andere haben 1.5 Johari-Fenster nach dem amerikanischen Sozialpsychologen Joseph Luft und Harry Ingman verdeutlicht das Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung sich nicht entsprechen 1.5 Johari-Fenster •„öffentliche Person“ • Handeln ist frei und unbeeinträchtigt von Ängsten und Vorbehalten • „private Person“ •Bereich des Denkens und Handelns, den wir vor anderen bewusst verbergen • unbedachte und unbewusste Gewohnheiten und Verhaltensweisen, Vorurteile, Zu- und Abneigungen • mit Hilfe bestimmter psychologischer bzw. psychotherapeutische r Methoden Zugänge finden 1.5 Johari-Fenster - Konsequenzen für pädagogische Arbeit: wenn man sich kaum kennt, entwickelt man sich über gruppendynamische Prozesse zu einer Gruppe oder Team am Anfang oft Unsicherheit, Spannung und Angst ungezwungenes und freies Verhalten wird eingeschränkt 1.5 Johari-Fenster - Konsequenzen für pädagogische Arbeit: • C verkleinert sich im Laufe des Gruppenprozess durch vertrauensvolles Klima • Kommunikation mit anderen Mitgliedern erhöht sich, dadurch verkleinert sich B • freies Handeln erhöht sich, Vergrößerung A 1.5 Johari-Fenster - Konsequenzen für pädagogische Arbeit: Feedback-Prozesse besonders hilfreich: – „Blinder Fleck“ kann verringert werden – Unterschiede zwischen Selbst- und Fremdbild können bewusst gemacht werden 2. Konflikt -Lat.: configere: zusammenstoßen -Zusammenstoß, Zwiespalt, Widerstreit 2. Konflikt Innere (psychische): belastende Entscheidungssituation einer Person Entscheidung zw. 2 ähnlich attraktiven Zielen (AnnäherungsAnnäherungskonflikt) Entscheidung zw. 2 ähnlich unattraktiven Zielen (Vermeidungs- Vermeidungskonflikt) Entscheidung zw. einem angenehmen und einem unangenehmen Ziel ( Annäherungs- Vermeidungskonflikt) Entscheidung zw. 2 Alternativen mit je positiven und negativen Aspekten (doppelter AnnäherungsVermeidungskonflikt) 2. Konflikt ● Äußere (zwischenmenschliche, soziale) ● Bewertungskonflikt: Uneinigkeit über versch. Ziele, Werte und Normen Beurteilungskonflikt: Uneinigkeit über versch. Wege Verteilungskonflikt: Uneinigkeit über Verteilung v. Ressourcen Beziehungskonflikt: Uneinigkeit über zwischenmenschliche Beziehungen und Zusammenarbeit Interessenkonflikt: Uneinigkeit über versch. Interessen und Bedürfnisse ● ● ● ● 2.1 „Lösungsstrategien“ 1.) Flucht - - Einfachste „Lösung“ Man entkommt der Konfliktsituation sehr schnell Distanz zum Konfliktpunkt (energiesparend) Konfliktsituation wird in Wirklichkeit nicht gelöst, nur scheinbar Auf Dauer: Depressionen u. Aggressionen 2.1„Lösungsstrategien“ 2.) Vernichtung - - Konkurrenzkampf : Gegner wirtsch. Vernichten Mord, Rufmord, Entlassungen „Gegner“ wird beseitigt und somit gibt es einen Sieger = Konfliktvermeidung 2.1„Lösungsstrategien“ 3.) Unterwerfung, Unterordnung - „Nur möglich, wenn sich nur eine von den zwei Positionen als brauchbar erweist und die andere dies irgendwie, wenn auch gezwungenermaßen, anerkennt“ - überreden, nachgeben, bestechen, drohen, abstimmen 2.1„Lösungsstrategien“ 4.) Delegation - - Ein dritter, der nicht an dem Konflikt beteiligt ist wird herangezogen Vermittelt im Konflikt Konfliktpartner kommunizieren über den Dritten 2.1„Lösungsstrategien“ 5.) Kompromiss - Es wird in einem bestimmten Bereich eine Teileinigung erzielt 6.) Konsens - Bei einer sog. „Ausweglosigkeit“ Diese ist durch drei Eigenschaften gekennzeichnet: 2.1„Lösungsstrategien“ Konsens A) zwei einander widersprechende Behauptungen oder Interessen B) beide sind wahr oder berechtigt C) beide sind voneinander abhängig (d.h. nur wenn eine Behauptung wahr ist, ist es die andere auch und umgekehrt ) 2.1 „Lösungsstrategien“ Konsens: Bsp.: Bedürfnis und Leistung Spaziergang: Der 5-jährige Sohn sieht irgendwo etwas Interessantes und rennt los. Der Vater ruft ihm nach: „Langsam, langsam!“ Diese Mahnung ignorierend rennt der Sohn weiter und fällt hin. Dieser fängt daraufhin an laut zu weinen. Gruppenarbeit Findet euch in 4er Gruppen zusammen und denkt euch eine Konfliktsituation aus. Stellt euch vor ihr müsstet diesen Konflikt lösen. Wie würdet ihr vorgehen ? Stellt hierfür Schritt für Schritt einen Plan auf. Zeit: 20 Minuten Danach: Vorstellen der Ergebnisse 2.2 Konfliktlösungsmethode nach Thomas Gordon 1.) Den Konflikt genau benennen unt. Standpunkte verdeutlichen Ursachen v. Konflikt genau beschreiben 2.) Ideen Markt Alle möglichen Ideen, die den Kindern einfallen werden gesammelt ( „Lösungsvorschläge“) 2.2 Konfliktlösungsmethode nach Thomas Gordon 3.) Aussortieren Nachdenken über die einzelnen Vorschläge Was bringen die Vorschläge ? Wie fühlen sich die Beteiligten mit der jeweiligen Lösung ? Kinder sollen offen und ehrlich argumentieren können 2.2 Konfliktlösungsmethode nach Thomas Gordon 4.) Gem. Übereinstimmung herstellen Lösung finden mit der alle leben können „Lösungen müssen so sein, dass sich niemand als Verlierer fühlt“ → will keine Abstimmungen, bzw. bei Nichtübereinstimmung: Schritte 1 bis 4 wiederholen Eventuell vorläufige Notlösungen finden 2.2 Konfliktlösungsmethode nach Thomas Gordon 5.) Entscheidung durchführen Erst nach der Entscheidung wird darüber nachgedacht wie die „Lösung“ umgesetzt werden kann 2.3 „Wenn es knallt“- Was tun in akuten Gewaltfällen ? 1.) Ohne zögern klar entscheiden: Da mische ich mich sofort ein 2.) Genau hinsehen: Wer ist beteiligt ? Gibt es eindeutige Opfer/Täter ? 3.) Körperlich präsent werden und in die Auseinandersetzung eingreifen. 4.) Bei scheinbarer Ausweglosigkeit: Andere dazu holen 2.3 „Wenn es knallt“- Was tun in akuten Gewaltfällen ? 5.) Überblick verschaffen - Wer war beteiligt. Gibt es „Zeugen“ ? Verhindern, dass sich Kontrahenten entfernen - 6.) Klären ob es Verletzte und eindeutige Opfer/ Täter gibt. (Täter sollen hören, dass man ihr Verhalten falsch findet und das sie mit Konsequenzen zu rechnen haben) 3. Gewalt, Rassismus und Zivilcourage Inhalt 3.1 Rassismus 3.2 Zivilcourage 3.3 Gewalt 3.3.1 Statistik 3.3.2 allgemeine Ursachen 3.3.3 Mädchen 3.3.4 männliche Tätertypen 3.1 Rassismus Rassismus (Definition nach Memmi) – „Der Rassismus ist die verallgemeinerte und verabsolutierte Wertung tatsächlicher oder fiktiver Unterschiede zum Nutzen des Anklägers und zum Schaden seines Opfers, mit der seine Privilegien oder seine Aggressionen gerechtfertigt werden sollen“ 3.1 Rassismus Rassismus: Inhalte der Definition – Differenz: – Wertung: – Rassismus ist die Wertung des Unterschiedes Verallgemeinerung: – Rassismus macht sich den Unterschied zu Nutze Der Unterschied kann real oder fiktiv sein Individuelle Merkmale werden auf das Kollektiv übertragen Zeitlich Unbegrenztheit der Beschuldigung Funktion: Herrschaftssicherung 3.1 Rassismus Fremdenfeindlichkeit: – – Meist Konflikte um materielle Ressource Fast ausschließlich bei Männern 3.2 Zivilcourage Zivilcourage: „ Das Böse braucht das Schweigen der Mehrheit“ = Mut im alltäglichen Leben Stellt eure Ergebnisse dar!! Zivilcourage ist immer dann vorhanden, wenn: Du etwas nicht gerecht oder falsch findest Du etwas dagegen tun willst und dies vor anderen (öffentlich) tun musst Du dabei das Gefühl hast, im Nachteil oder unterlegen zu sein Und der Erfolg deines Einsatzes eher unsicher ist und du eher Nachteile als Vorteile zu erwarten hast 3.2 Zivilcourage Verhaltenstipps Konkret Hilfe suchen Telefonischer Notruf Ruhe bewahren Solidarität Gespräch suchen Nicht Drohen und Beleidigen Kein Körperkontakt Kreatives Handeln Siezen Zeugen 3.3 Gewalt Gewalt: enger Begriff: zielgerichtete, direkte physische Schädigung weiter: psychische, verbale und „strukturelle“ Gewalt-> jegliche Beeinträchtigung der Persönlichkeitsentwicklung Bsp.: Armut 3.3 Gewalt Ist das Gewalt? Welche Form? Der Klaps auf den Hintern. Ja physische Gewalt: Schädigung/ Verletzung durch körperliche Kraft Kaputtmachen des Stiftes der Nachbarin. Ja vandalistische Gewalt: Form d. physischen Beschädigung und Zerstörung von Gegenständen 3.3 Gewalt Mutter zum Kind: „ Wenn du jetzt nicht aufräumst und Papa das Bier bringst, dann haben wir dich nicht mehr lieb.“ Ja psychische Gewalt: Schädigung/Verletzung durch Vorenthalten von Zuwendung und Vertrauen, durch seelisches Quälen und emotionales Erpressen Sie zu ihr: „ Du bist doch eine dumme, kleine Schlampe. Dich will eh niemand haben, so wie du aussiehst“ Ja verbale Gewalt: Schädigung/Verletzung durch beleidigende, erniedrigende und entwürdigende Worte 3.3.1 Statistik Jugendkriminalität: – – – Verstöße junger Menschen von 14 bis 21 Jahren Definition richtet sich nach dem Altersrahmen des Jugendstrafrechts- Jugendliche ab 14 bis unter 18 Jahren Unter bestimmten Voraussetzungen auch auf Heranwachsende ab 18- 21 anwendbar Jugendgewalt vorwiegend „Jungengewalt“ aufgrund der Sozialisation, aber Verringerung der Geschlechtsunterschiede Empirische Datenlage schwierig, da die Erhebungen alle verschieden sind 3.3.1 Statistik 3.3.1 Statistik Tatverdächtige der Altersgruppen bei Straftaten insgesamt 3.3.1 Statistik 3.3.2 Allgemeine Ursachen Aggression gegenüber Eltern Rache Eigenschaften: – – – Rasche Erregbarkeit Unterentwicklung der moralischen Urteilsfähigkeit Mangelnde Empathiefähigkeit Niedriger Bildungs- und Sozialstatus Schulprobleme Delinquente Cliquen 3.3.3 Mädchen „ ja, (…) ihre ganze Hand war aufgeschlitzt, ihr Gesicht hat geblutet und so, hat immer gesagt : , Hör auf, hör auf‘(…) Und dann hab´ ich sie an den Haaren genommen und mit der Faust(…) Und dann hatte sie eine Flasche in der Hand, wollte sie mir die Flasche ins Gesicht schlagen.(…)Habe ich ihr die Flasche weggenommen, ist sie auf den Boden gefallen, ist sie kaputt gegangen , dann ist sie auf die Flasche draufgefallen.“ „ Ja, währenddessen, also wo ich draufgehauen hab´, da hab´ich, ehrlich gesagt, ne Erleichterung gefühlt. So hinterher habe ich es schon wieder bereut.“ 3.3.3 Mädchen Allgemeines: insgesamt weniger körperlich gewalttätig Öfters in Stress- Konfliktsituationen wird aber eher internalisierend verarbeitet Psychosomatische Beschwerden, Essstörungen, Medikamente Beziehungsaggressionen: Hänseleien, falsche Anschuldigungen, Provokation, soziale Ausgrenzung, psych. und verbale Gewalt manipulieren und schädigen Beziehung anderer Soziale Intelligenz nötig eher Empathie und Konsequenzen im Blick innere Zerissenheit Strippenzieherin, Anheizerin 3.3.3 Mädchen Ursachen: Überlebensstrategie der Selbstbehauptung reagieren mit Gewalt auf bedrohende Situationen bzw. Ungerechtigkeiten Verhalten nach männlichen Stereotypen Stabilisierung des Selbstbild Migrantenstatus und Gewalt in der Familie, autoritäre Erziehung Gewalt eher als Phase wollen Anschluss 3.3.3 Mädchen: Ethnisierung von Sexismus = vorherrschende weibliche Version von Fremdenfeindlichkeit Sexismus wird der Kategorie „die Ausländer“ zugeschrieben – Allgemein „die Männer“ oder fremde Frauen werden nicht beachtet 3 Optionen für Mädchen mit Ethnisierungmuster 3.3.3 Mädchen: Ethnisierung von Sexismus 1. Rückzug in die traditionelle Familie Übernehmen das traditionelle Rollenmodell Geraten über Freund / Brüder in rechtextreme Fahrwasser Anerkennung/ Akzeptanz in der Gruppe für Mädchen umso wertvoller je schlechter das weibliche Geschlecht wahrgenommen wird Aufgrund der Rollenzuweisung eher keine Gewalt 3.3.3 Mädchen: Ethnisierung von Sexismus 2. Propagieren institutioneller Gewalt Fordern mehr Polizei, Zuzugsperren, Abschiebung kein Selbstengagement Bsp.: in der Disco beim „Anmachen“ suchen sie die „legitimierte Ordnungsgewalt“ auf Delegation 3.3.3 Mädchen: Ethnisierung von Sexismus 3. „ Verquere Emanzipation“ Wenden sich vom weiblichen Stereotyp ab Kopieren Männlichkeitskult Merkmal: offene physische Gewalt 3.3.4 männliche Tätertypen Allgemeines: verschiedene Verhaltensweisen möglich – – – Demonstration von Widerständigkeit Provokation Physische Gewalt 4 Tätertypen 3.3.4 männliche Tätertypen „Deine Gewalt ist nur ein stummer Schrei nach Liebe, deine Springerstiefel sehnen sich nach Zärtlichkeit.“ ( Die Ärzte) Stellt eure Ergebnisse vor 3.3.4 männliche Tätertypen 1. Politisch motivierte, rechtsextremistische Täter Kontakt zu Parteien Sieht sich als „Anführer“ i.d.R. erfolgreicher Schulabschluss, Ausbildung und fester Arbeitsplatz 3.3.4 männliche Tätertypen 2. Ausländerfeind oder Ethnozentrist Meist in Subkulturen-> Skins, Hooligans Abgrenzung zur Politik Gewalt mit Begründung der diffusen Benachteiligung, Ziel der Angstverbreitung Häufig niedrige Bildung, Arbeitslosigkeit Oft auch schulische/ familiale Probleme und Defizite 3.3.4 männliche Tätertypen 3. der kriminelle Jugendliche Meist älter mit Negativbiographie Gewalt = Konfliktlösung Hoher Anteil an Schulabbrecher/ Ausbildungsabbrecher Problemfamilien, Alkoholmissbrauch der Eltern, Gewalt als Erziehungs- und Kommunikationsmittel 3.3.4 männliche Tätertypen 4. Der Mitläufer Teilnahme an fremdenfeindlichen Gewalttaten aus gruppendynamischen Aspekten Meist aus intakten, bürgerlichen Elternhaus 4. Erklärungsansätze und Gewaltprävention Inhalt 4.1 Erklärungsansätze 4.2 Sozialisationstheoretischer Ansatz 4.3 Gewaltprävention 4.1Erklärungsansätze Zahlreiche Erklärungsansätze vorhanden Eine Auswahl aus 3 Bereichen Psychologische Theorie: – Psychoanalytische Theorie: Aggression als Ausdruck von Persönlichkeitsstörungen Soziologische Theorie: – Etikettierungstheorien: Abweichung entsteht durch gesellschaftliche Definitions- und Zuschreibungsprozesse 4.1Erklärungsansätze Integrative Ansätze Sozialisationstheoretischer Ansatz: Gewalt als „produktive“ Realitätsverarbeitung, Nichtpassung von eigenen Kompetenzen und gesellschaftlichen Anforderungen Ist bedeutsam: der Ansatz bezieht alle Theorien ein, welche die Wechselwirkung Person- Umwelt betreffen – 4.2 Sozialisationstheoretischer Ansatz Gruppenarbeit Findet euch in 4 Gruppen zusammen und überlegt/ diskutiert wie sich die… Gruppe 1: Familie… – Gruppe 2: Schule… – Gruppe 3: Gleichaltrigengruppe… – Gruppe 4: Medien… …auf die Gewaltbereitschaft auswirken kann – 4.2 Sozialisationstheoretischer Ansatz Familie Sozialisationsverlauf „ macht“ aggressive und gewalttätige Jugendliche Familie = Schlüssel- Bereich indem Gewalt entsteht und sich manifestiert Kreislauf der Gewalt Hohes Risiko bei Kumulation ungünstiger Merkmale 4.2 Sozialisationstheoretischer Ansatz Schule Einfluss auf Persönlichkeitsentwicklung Risiko bei Kombination: – – – – Leistungsversagen überhöhte Erwartungen der Eltern Stigmatisierung Anschluss an abweichende Peergroups 4.2 Sozialisationstheoretischer Ansatz Gleichaltrigengruppe Risiko bei Jugendlichen geringer familiärer Bindung Suchen über Gewalt Anschluss an „antisoziale“ Subgruppen um Anerkennung und emotionale Befriedigung zu finden 4.2 Sozialisationstheoretischer Ansatz Massenmedien Risiko umso größer je weniger konkrete Erfahrungen mit der Alltagssituation vorliegen Trivialisierung von Gewalt 4.2 Sozialisationstheoretischer Ansatz Persönlichkeitsmerkmale Temperament, Charakter entwicklungsbezogen zu sehen Situative Einflüsse Ob bio-psycho-soziale Dispositionen in Gewalt niederschlagen abh. von der Situation Alkoholeinfluss verzerrte Situtationswahrnehmung oder Ursachenzuschreibung Gesellschaftliche u. politische Einflüsse Bsp.: ungünstige ökonomische Lebenslagen, Ausgrenzung, Desintegration, Benachteiligung 4.3 Gewaltprävention Vielfältige Maßnahmen nötig um Handlungskompetenzen von Kindern und Jugendlichen zu fördern Kinder- und Jugendhilfe: Prävention statt Repression – – – Freizeitheime in Brennpunkten Streetwork Fanarbeit,…. 4.3 Gewaltprävention Quellen Eser Davolio, Miryam(2000): Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Gewalt: Festgefahrenes durch Projektunterricht verändern. Bern: Haupt. Grabherr, Claus (1986): Identität zwischen ROLLE und NORM. Eine empirische Untersuchung in sozialen Gruppen. Karlsruhe: Universität Karlsruhe. Hees, Katja/ Wahl, Klaus(2009): Täter oder Opfer? Jugendgewalt- Ursachen und Prävention. München, Basel: Ernst Reinhard. http://www.bka.de/pks/pks2007/index2.html (Zugriff: 07.06.09,15:00Uhr) http://www.eingreifen.de/html/uebungen-zivilcourage-eingreifen.de.html (Zugriff: 09.06.09,19:00Uhr) http://www.lyriksite.de/courage/zivil.htm (Zugriff:09.06.09,19:30Uhr) http://paedpsych.jku.at:4711/cicero/KOMMUNIKATION/Johari-Fenster.pdf (Zugriff: 01.06.09,15:00 Uhr) http://www.gymnasium-borghorst.de/paedagogik/Materialien/parsons/ rollenhandeln.pdf (Zugriff 02.06.09,16:00Uhr Quellen Möller, Kurt(1995): „Fremdenfeindlichkeit“. In: Engel, Monika/ Menke, Barbara(Hrsg.): Weibliche Lebenswelten- gewaltlos?: Analysen und Praxisbeiträge für die Mädchen- und Frauenarbeit im Bereich Rechtsextremismus, Rassismus, Gewalt. Münster: Agenda. Schubarth, Wilfried(2008): Jugend und Gewalt heute. In: Schröder, Merkle, Angela/ Rademacher, Helmolt/ Achim (Hrsg.): Handbuch Konflikt- und Gewaltpädagogik : Verfahren für Schule und Jugendhilfe. Schwalbach: Wochenschau-Verlag. Schwarz, Gerhard (2003): Konfliktmanagement: Konflikte erkennen, analysieren, lösen. Wiesbaden: Gabler. Veith, Peter (2005): Gewaltfrei lernen im Klassenzimmer: Konzepte zur Gewaltprävention in der Schule. Auer: Donauwörth. Weber, Matthias (2003): Beratung bei Konflikten: Wirksame Interventionen in Familie und Jugendhilfe. Weinheim: Juventa- Verlag. Wiesede, Günter (1977): Rollentheorie. Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer.