Arbeiten mit Dolmetschern im Bereich der psychosozialen (Akut-)Versorgung Besonderheiten der Kommunikation KIT-Tagung 2008 Ildikó Hirmann -: Dolmetscher als Brücke zwischen Kulturen • Dolmetscher sind nicht „nur“ Sprachmittler • Sprach/Sachkenntnisse und adäquate Gesprächshaltung erforderlich • Nicht nur verbale Kommunikationsformen, auch Interpretationen nonverbaler Ausdrucksformen unterliegen kultureller Prägung AutorKIT-Tagung 2008 Ildikó Hirmann -: Professionelle Übersetzer • ...übersetzen nicht Worte, sondern Inhalte Betreuungssituationen erfordern nicht nur Klärung von Sachverhalten,vor allem die emotionale Bedeutung von Erlebnissen zu erfassen ist wichtig • ...kennen das kulturelle Umfeld der Ausgangs- und Zielsprache: Besonderheiten werden verständlich übertragen • ...sind mit verschiedensten Fachgebieten vertraut AutorKIT-Tagung 2008 Ildikó Hirmann Situation • Mangel von Sprachmittlern, die in psychologischen, sozialen und medizinischen Bereichen geschult sind • Mangel eines Dolmetschpools für die KIT-Arbeit • Einsatz von Laiendolmetschern z.T. problematisch: - Sprachqualität - Schweigepflicht? - persönliche Betroffenheit - oft „insider“, der nicht dolmetscht, sondern als Stellvertreter handelt AutorKIT-Tagung 2008 Ildikó Hirmann Ethische Grundregeln für Dolmetschende • Schweigepflicht • Neutralität/Allparteilichkeit • Unbefangenheit AutorKIT-Tagung 2008 Ildikó Hirmann Einflussfaktoren auf die Effektivität der Zusammenarbeit • Rollenverständnis Unterschiedliche Rollen - unterschiedliche Verantwortlichkeiten -Erwartungen des psychosozialen Mitarbeiters an den Dolmetscher: * Sprachliche und interkulturelle Kompetenz * Informationsübergabe während der Übersetzung soll transparent und objektiv sein AutorKIT-Tagung 2008 Ildikó Hirmann Rollenverständnis -Erwartungen des Betroffenen an den Dolmetscher: * Gemeinsame Sprache, gemeinsamer kultureller Hintergrund * Von „ Landsleuten“ wird oft großer Einsatz/Unterstützung für eigene Anliegen erwartet AutorKIT-Tagung 2008 Ildikó Hirmann Rollenverständnis Gefahren der Rollenkonfusion: • Dolmetsch kann in eine Rolle gebracht werden, die nicht die seine ist, etwa in die Rolle der helfenden Person • Spannungsverhältnis zwischen „neutraler Person“ und „Vertrauensperson“ • Schuldgefühle/Loyalitätskonflikte AutorKIT-Tagung 2008 Ildikó Hirmann Rollenverständnis -Dolmetscher selbst: * ...haben oft dieselbe kulturelle Sozialisation wie Betroffener und findet dadurch leichteren Zugang • ...kann aufgrund der gemeinsamen Sprache den Betroffenen schneller/leichter einschätzen * ...unterliegen wie andere Menschen auch, einer selektiven Wahrnehmung (besonders bei emotionaler Betroffenheit) AutorKIT-Tagung 2008 Ildikó Hirmann Rollenverständnis Paradoxie der Rolle des Dolmetschers: Während der Arbeit soll er fast unsichtbar im Hintergrund bleiben, doch ohne ihn wäre keine Verständigung möglich! -Fähigkeit sich selbst zurücknehmen zu können -Fähigkeit der Einfühlung Übersetzung als ständiger „Rollentausch“/ Perspektivenwechsel AutorKIT-Tagung 2008 Ildikó Hirmann Triadische Gesprächssituation • Kommunikation über einen Dritten bewirkt: - Anzahl möglicher individueller Einflussfaktoren auf Gesprächsdynamik nimmt zu - Anzahl der möglichen Wechselwirkungen nimmt zu AutorKIT-Tagung 2008 Ildikó Hirmann Basis für eine effektive Zusammenarbeit • Grundannahmen: in Anlehnung an einen Leitfaden des Vereins REFUGIO-München 1. Der Akutbetreuer ist verantwortlich für die inhaltliche Gestaltung und Führung/Leitung des Gesprächs 2. Zwischen Dolmetscher und KIT-Mitarbeiter ist ein gegenseitiger partnerschaftlicher Austausch von Informationen notwendig, dazu sollten ein Vor- und Nachgespräch stattfinden AutorKIT-Tagung 2008 Ildikó Hirmann Besonders zu beachten 1. Vor dem Gespräch * dem Dolmetscher das Ziel des Gesprächs mitteilen * sprachliche Regelung: - möglichst wortgetreu übersetzen - Verwendung der direkten Rede ( Ich-Form ) - emotionalen Beiklang der verwendeten Wörter beachten AutorKIT-Tagung 2008 Ildikó Hirmann Besonders zu beachten * abklären, ob auf besondere kulturelle Gepflogenheiten Rücksicht genommen werden soll * auf Verschwiegenheit aufmerksam machen * administrative Fragen klären, Daten des Dolmetschers notieren! AutorKIT-Tagung 2008 Ildikó Hirmann Besonders zu beachten 2. Zu Gesprächsbeginn * Vorstellungsrunde * Einverständnis einholen, Hinweis auf Verschwiegenheit und Arbeitsweise * Augenkontakt: KIT-Mitarbeiter – Betroffener * Direkte Anrede des Akutbetreuers zum Betroffenen * Sitzposition beachten: Vorteile/Nachteile AutorKIT-Tagung 2008 Ildikó Hirmann Besonders zu beachten 3. Während des Gesprächs * Geduld + Einfachheit! * Vermeiden: - Fachjargon - abstrakte Begriffe - typische Redewendungen - Nebensätze AutorKIT-Tagung 2008 Ildikó Hirmann Besonders zu beachten * Einhaltung der Gesprächsregeln: - Ausreden lassen - Unterbrechung durch den Dolmetscher zulassen - Rückmeldung des Dolmetschers von sprachlichen oder inhaltlichen Missverständnissen an den Akutbetreuer - Beobachten! Nonverbale Kommunikation! AutorKIT-Tagung 2008 Ildikó Hirmann Besonders zu beachten 4. Nach dem Gespräch * Austausch mit Dolmetsch planen * Dolmetsch liefert Information über kulturellen Hintergrund bestimmter Aspekte des Gesprächs * Zusammenfassen/Eindrücke wiedergeben * Dolmetsch zu Team-Nachbesprechung einladen, ev. Supervision? AutorKIT-Tagung 2008 Ildikó Hirmann Fragen zum Rollenverständnis • Welche Qualitäten - des Dolmetschenden - des KIT-Mitarbeiters sind in der Betreuungssituation bedeutsam? • Ist Kontextwissen des Dolmetschers aus dem medizinisch-psychosozialen Bereich für eine gelungene Kommunikation nötig? AutorKIT-Tagung 2008 Ildikó Hirmann Fragen zum Rollenverständnis • Dürfen/ Sollen Dolmetscher bei der Übersetzungstätigkeit auch Gefühle zeigen? • Entlastungsstrategien und Selbstfürsorge des Dolmetschers? AutorKIT-Tagung 2008 Ildikó Hirmann Fragen zur Gesprächssituation • Ist es von Bedeutung, ob der Sprachmittler aus demselben Kulturkreis stammt, wie der zu Betreuende? • Können Sie von positiven/negativen Erfahrungen aus Betreuungssituationen berichten? • Was waren Probleme, mit denen Sie zu tun hatten? AutorKIT-Tagung 2008 Ildikó Hirmann Fragen zur Gesprächssituation • Was macht die Situation besonders schwierig? - für den KIT-Mitarbeiter - für den Sprachmittler • Wie kann Professionalität in der Arbeit mit Dolmetschern im Rahmen einer Akutbetreuung realisiert werden? AutorKIT-Tagung 2008 Ildikó Hirmann Interkulturelle Kompetenz Voraussetzungen: (nach Hegemann, Ethnomedizinisches Zentrum Hannover) • Bewusstsein über Relativität von Werten • Klarheit über kulturellen Hintergrund des eigenen Handelns • Sich über andere Kulturen kundig machen können • Mit Menschen anderer Kulturen gemeinsame Realitäten und Lösungen zu finden • Mit Dolmetschern arbeiten zu können AutorKIT-Tagung 2008 Ildikó Hirmann AutorKIT-Tagung 2008 Ildikó Hirmann