Aufsatzlehre – Bevor wir mit dem Schreiben beginnen, überlegen wir uns ganz genau, was die Überschrift von uns verlangt. Bei dem Titel „Ferien auf dem Bauernhof“ sollen die Ferien und der Bauernhof beschrieben werden und nicht das Kofferpacken oder die Reise. Aufsatzlehre – Dann denken wir uns eine Geschichte aus, die das in der Überschrift gestellte Thema behandelt. Beim Schreiben müssen wir immer wieder überprüfen, ob wir nicht vom Thema abweichen. Aufsatzlehre – Unsere Geschichte soll auf einem wahren Ereignis beruhen; Lügengeschichten und Übertreibungen glaubt uns keiner. Falls wir eine Geschichte, wie sie der Titel vorschreibt, noch nicht selbst erlebt haben, können wir ja mit ein wenig Fantasie eine ähnliche erfinden. Aufsatzlehre – Die Handlung muss folgerichtig sein, d. h. es dürfen sich keine Widersprüche in unserer Erzählung befinden. Z. B. darf der Hund namens „Bello“ am Schluss nicht plötzlich „Harras“ heißen. Aufsatzlehre – Wenn wir gelegentlich die direkte Rede benutzen, wird unser Aufsatz lebendiger. Überhaupt sollen wir immer so schreiben, dass der Leser Freude, Spaß an unserer Arbeit hat. Ein Hauptanliegen des Erlebnisaufsatzes ist es, den Leser zu unterhalten. Aufsatzlehre – Unsere Geschichte soll anschaulich und lebensnah geschrieben sein. Wir dürfen demnach nicht nur Geschehnisse aneinander reihen, das Erlebnis muss so beschrieben werde, dass der Leser es klar vor Augen hat. Deshalb müssen wir mit unseren fünf Sinnen (sehen, hören, fühlen, riechen, schmecken) beobachten. Nicht nur das Benehmen der Menschen ist wichtig sondern auch ihre Gefühle. Aufsatzlehre – Da der Aufsatz meistens ein schon abgeschlossenes Erlebnis behandelt, schreiben wir ihn in der Mitvergangenheit. Aufsatzlehre – Auch dürfen wir in unserem Aufsatz nur eine Geschichte erzählen. Alle nebensächlichen Handlungen, die also nicht direkt etwas mit dem Thema zu tun haben, müssen wir weglassen. Aufsatzlehre Der Aufsatz soll immer vorbereitet werden! Aufbau Wir gliedern den Aufsatz in 1)Einleitung (Vorgeschichte), (2)Hauptteil (Mittelpunkt des Geschehens), und (3)Schluss (Rückblick). Aufsatzlehre Dabei achten wir immer auf einen gedanklichen Zusammenhang und eine stufenweise Steigerung des Geschehens. Aufsatzlehre Wir wollen ja den Leser fesseln, deshalb versuchen wir, in der Geschichte Spannung aufzubauen. Dabei entsteht der so genannte Spannungsbogen (siehe hierzu weiter unten). Die Einleitung – Die Einleitung soll zum Thema hinführen. Sie liefert uns Informationen, die zum Verständnis der eigentlichen Geschichte (im Hauptteil) wichtig sind. Die Einleitung – Hier kann also angegeben werden, WER die handelnden Personen sind, WANN und WO sich das Ganze abspielt oder WESHALB. Die Einleitung – Sehr gut wirkt es auch, wenn man durch direkte Rede sofort in die Handlung einsteigt. So langweilen wir den Leser nämlich nicht mit langatmigen Beschreibungen, die sowieso nicht wesentlich zum Verständnis und zur Spannung in der Geschichte beitragen (s. o.: nur eine Geschichte erzählen). Die Einleitung – Die Einleitung darf nicht zu lang sein. Sie sollte in etwa ein Viertel des ganzen Aufsatzes ausmachen. Die Einleitung – Vergleiche die beiden folgenden Beispiele: Eine überraschende Lieferung -A– So ein Pech! Ausgerechnet an meinem dreizehnten Geburtstag hatten wir eine MatheArbeit schreiben müssen! Uff, endlich klingelte es zum Schulschluss, und ich stürmte erleichtert mit den anderen die Treppe hinunter ins Freie. Mit dreizehn fühlte man sich doch ganz anders als vorher, schon so richtig erwachsen! Auf dem Heimweg pfiff ich irgendeinen albernen Schlager vor mich hin. Als ich an unserer Haustür klingelte, kam mir mein Bruder Johny, die kleine Nervensäge, schon ganz aufgeregt entgegengerannt. -B– Ich kriege heute meine 13 Jahre. Es war schon 12 Uhr. Die Schule war vorbei. Ich war auf dem Weg nach Hause. Jetzt war ich schon zu Hause. Meine Mutter sagte: „Es ist eine überraschende Lieferung gekommen.“ Die Einleitung Aufgabe: – Schreibe eine Einleitung zu folgenden Themen: – 1. Wie ich einmal verschlafen habe – 2. Scherben bringen Glück – 3. Ferien auf dem Bauernhof – 4. Immer diese Mädchen / Jungen! – 5. Das alte Haus im Wald Der Hauptteil – Im Hauptteil wird die eigentliche Erzählung aufgebaut. Der Hauptteil wird in Abschnitte gegliedert. Ein neuer Abschnitt zeigt an, dass nun etwas anderes kommt. Der Hauptteil – Die Abschnitte stehen nicht einfach hintereinander, sondern werden durch Übergänge verbunden. Oft genügt ein einfaches Wort, wie nun, dann, doch, aber hierauf, nachher, plötzlich ... Der Hauptteil – Nach einer Einleitung mit genauen Angaben wird auf den Höhepunkt hingeführt, der ausführlich erzählt wird. Der Hauptteil – Da der Leser in Spannung gehalten (oder unterhalten) werden soll, müssen wir den Punkt, an dem die Geschichte am spannendsten (oder am lustigsten) ist, hinauszögern. Nach der Vorgeschichte wird die Erzählung immer spannender (oder lustiger). Den Höhepunkt müssen wir also in die zweite Hälfte, fast an das Ende des Hauptteils stellen. Der Hauptteil Das Ansteigen der Spannung (der Unterhaltung) bis zum Höhepunkt und dann das Abklingen bis zum Schluss nennen wir Spannungsbogen. Der Hauptteil – Nehmen wir die Spannung vorweg, so erlahmt die Aufmerksamkeit des Lesers sehr schnell. Es ist dann wie bei einem Buch, bei dem wir unvernünftigerweise die letzten Seiten zuerst gelesen haben. Wenn der Leser gleich zu Beginn des Hauptteils den Ausgang der Geschichte erfährt, hat er überhaupt keine Lust mehr, den Aufsatz fertig zu lesen. Der Hauptteil – Demnach ist der Höhepunkt der wichtigste Teil das Aufsatzes. Er darf nicht zu kurz sein und muss unbedingt ausgebaut werden. – Wenn wir den Abschnitt mit dem Höhepunkt besonders spannungsvoll gestalten wollen, so können wir hier auch einmal von der Vergangenheit (Zeit des Erzählens) in die Gegenwart überwechseln. Der Hauptteil – Kommentiere die beiden folgenden Beispiele: Ein Ladendiebstahl -A-1 Die Schallplatte, die ich mir so sehr wünschte, lag verlockend vor mir auf der Theke. Ich konnte einfach nicht widerstehen. Verstohlen blickte ich mich nach allen Seiten um. Keiner schien mich zu beobachten. Mit klopfendem Herzen griff ich schnell zu und ließ den begehrten Gegenstand in meine Tasche gleiten. Schon wollte ich erleichtert aufatmen, als sich eine schwere Hand auf meine Schulter legte. -A-2 Ich stand wie vom Donner gerührt und brachte keinen Ton hervor. Die Hand drehte mich herum, was ich wie eine willenlose Puppe geschehen ließ. „Na, junger Mann, du hast wohl nicht gemerkt, dass die Schallplatte soeben in deine Schultasche gerutscht ist.“ Vor mir stand ein älterer Herr, der mich streng, aber nicht unfreundlich, ansah und auf eine Antwort wartete. -B-1 – Ich stand vor den Tischen mit den Schallplatten. Da lag die Neueste von 4 Non Blonde. Schnell steckte ich sie in meine Schultasche. Da erwischte mich der Ladendetektiv. Ich musste mit ihm ins Büro des Geschäftsleiters gehen. Aufgabe: – Baue den Höhepunkt zu folgenden Themen aus: – 1. Ein Wasserrohrbruch – 2. Der Strom fiel aus – 3. Das war die schönste Zirkusnummer! –4 O Gott! Das war Omas liebste Vase! – 5. Ein Unfall Der Spannungsbogen: – Beispiel 1 Die Wette 1 – Kolja war in der Ferienzeit zu Besuch bei einer Verwandten, deren Mann bei einer Eisenbahnstation angestellt war. Die Wette 2 – Das Erste, was Kolja bei seinen Verwandten tat, war, dass er sich genau die Lokomotiven besah, sich mit der Maschine vertraut machte, alle Räder untersuchte usw., denn er sagte sich, dass er mit diesen Kenntnissen seinen Mitschülern imponieren werde. Es fanden sich noch ein paar andere Knaben ein, mit denen er sich anfreundete; die einen von ihnen wohnten daselbst auf der Station, die anderen in der Nachbarschaft, im Ganzen hatten sich sechs oder sieben Jungen im Alter zwischen dreizehn und fünfzehn Jahren zusammengetan, darunter zwei Gymnasiasten aus unserer Stadt. Die Wette 3 – Diese Knaben spielten und tollten zusammen, und siehe da, am vierten oder fünften Tage des Besuchs (...) kam es unter ihnen zu einer ganz unglaublichen Wette um zwei Rubel, und zwar handelte es sich um Folgendes: Die Wette 4 – Kolja, der Jüngste unter ihnen, und daher von den anderen etwas herablassend Behandelte, hatte aus knabenhaftem Ehrgeiz oder aus unverzeihlicher Tollkühnheit vorgeschlagen, nachts, wenn der Elfuhrzug käme, zwischen den Schienen liegen zu bleiben, bis der Eilzug über ihn hinweggedonnert wäre. Allerdings waren verschiedene Versuche gemacht worden, die ergeben hatten, dass man sehr wohl so zwischen den Schienen liegen und sich an den Boden drücken konnte, ohne vom Zug berührt zu werden, der dann in der größten Geschwindigkeit über einen hinwegsauste. Die Wette 5 – Allein, wer brächte es fertig, liegen zu bleiben! Kolja aber behauptete steif und fest, er werde sich hinlegen und liegen bleiben. Er wurde zuerst ausgelacht, ein Prahlhans, ein Aufschneider genannt, und durch diese Neckereien nur noch mehr zu seinem Vorhaben gereizt. Das Entscheidende dabei war, dass diese Fünfzehnjährigen schon gar zu wichtig vor ihm taten und ihn zuerst als "Kleinen" überhaupt nicht in ihre "Clique" hatten aufnehmen wollen, was ihm unerträglich beleidigend erschien. Die Wette 6 – Und so ward beschlossen, am Abend aufzubrechen, ungefähr eine oder zwei Werst längs dem Eisenbahndamm weiterzugehen, um dann bis elf den Zug, der dort von der Station aus bereits in Gang gekommen sein würde, zu erwarten. Der Abend kam, man versammelte sich und machte sich auf den Weg. Die Nacht brach an: es war eine mondlose, nicht nur dunkle, sondern fast pechschwarze Nacht. Kurz vor elf legte Kolja sich zwischen den Schienen hin. Die übrigen fünf, die die Wette eingegangen waren, warteten zuerst mit beklommenem Herzen, zuletzt aber in Angst und Reue unten am Bahndamm im Gebüsch. Die Wette 7 – Endlich, - ein Pfiff und fernes Rollen zeigten an, dass der Schnellzug die Station verließ. Da tauchten auch schon in der Nacht zwei feurige Augen auf, und fauchend raste das Ungetüm heran. "Lauf, Kolja! Lauf fort!" schrien fünf angsterstickte Stimmen aus dem Gebüsch. Es war aber schon zu spät: der Zug war schon da und sauste vorüber. Die Jungen stürzten den Damm hinauf zu Kolja: er lag regungslos zwischen den Schienen. Man rüttelte ihn, rief ihn an und versuchte ihn schließlich aufzuheben. Die Wette 8 – Da stand er plötzlich von selbst auf und ging schweigend den Bahndamm hinab. Unten angelangt, erklärte er, er sei absichtlich unbeweglich liegen geblieben, um ihnen Angst zu machen. Das war nicht ganz wahrheitsgetreu: er hatte tatsächlich das Bewusstsein verloren, wie er später, nach langer Zeit, seiner Mama gestand. So hatte er sich denn den Ruhm, ein "Tollkühner" zu sein, für alle Zeiten erworben. Er kehrte nur sehr bleich zur Station zurück und erkrankte am Tage darauf an einem leichten Fieber, war aber trotzdem sehr guter Laune, lustig und zufrieden. » F. M. Dostojewski Gerettet! 1 Beispiel 2 – Der Text stellt den Anfang der Indianergeschichte "Der fliegende Pfeil" dar. Sie spielt im Flussgebiet des oberen Ohio um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Erzählt wird die Geschichte des jungen Indianers Tecumseh ("der zum Sprung ansetzende Berglöwe") aus dem Stamm der Shawanos, der später eine berühmte Persönlichkeit werden sollte. Gerettet! 2 – Der weiße Mann lief mit zusammengebissenen Zähnen. "Schneller! schneller! schneller!" - das waren alle seine Gedanken. Das hohe scharfe Gras der Prärie schlug ihm gegen die Knie, Schweiß rann ihm in Strömen aus allen Poren, Blut, das aus einer Streifwunde lief, klebte sein blondes Haar zusammen, sein Atem ging keuchend und stoßweise, jetzt stolperte er - aber er riss sich wieder hoch. Gerettet! 3 – Er trat auf einen losen Stein, der unter seinem Fuße sich drehend fortrollte, doch die Zehen hatten schon wieder Grund gefasst, und er raste weiter. Die Nerven und Muskeln, Muskeln wie Stahl und Eisen, hielten aus. "Schneller! schneller! schneller!" raste es hinter seiner Stirn; er hörte die Tritte der Indianer hinter sich, unterdrückte Rufe, und das spornte an wie Feuer im Fleisch. Gerettet! 4 – Er sah seinen Schatten vor sich hertanzen, seine Sprünge vergrößernd; einzelne Bäume glitten dunkel an ihm vorbei, er sprang über den wilden Wein, dessen Ranken wie Schlangen am Boden krochen, mit einem Satz fegte er über ein hohes Weidengebüsch - "schneller! schneller! schneller!" Er ballte die Fäuste, rannte, was Lunge und Beine hergaben. Er lief geradewegs nach Osten, zurück zu den Siedlungen der Weißen. Die waren noch weit, aber sehr nahe war ihm der Feind. Er lief um sein Leben. Gerettet! 5 – Längst schon hatte er die große Menge der Indianer von sich abgeschüttelt, die aufgeregt, wütend, unter wildem Geheul sich sofort bei seinem Ausbruch auf die Verfolgung gemacht hatten; sie hielten, wie die meisten Indianer, ein solches Rennen nicht durch. Aber diese letzten vier schüttelte er nicht von sich ab, das waren Läufer, die den Büffel überholten. Mit einem allein, selbst mit zweien, hätte er, der Waffenlose, es schon aufgenommen, seine beiden kräftigen Fäuste würden ihm alle Waffen ersetzt haben. Gerettet! 6 – Aber vor vier mit Messern und Kriegskeulen bewaffneten Shawanos blieb nur die Flucht. Hinauf und hinab über die leichten Flügelwellen der Ebene ging die wilde Jagd, an Schwarzeichen, an Nussbäumen vorbei, das hohe, zwei und drei und vier Fuß lange Gras verbarg den Boden, jeden Augenblick konnte der Weiße stürzen, aber er lief mit der Sicherheit eines wilden Tieres. Gerettet! 7 – Die roten Krieger waren schlau und ließen sich nicht auf einen Dauerlauf ein, bei dem der Weiße mit seinen eisenharten Muskeln schließlich entkommen musste, sie setzten alles auf Schnelligkeit und rannten unter Anspannung aller ihrer Kräfte, mit langen, federnden Sätzen. Während der Gejagte nach der Sitte der Weißen den ganzen Fuß auf die Erde setzte, liefen die Roten auf den Fußspitzen; das schonte die Kräfte, gab ihrem Lauf größere Leichtigkeit. Sie schnellten über den Boden wie Wölfe, wenn sie eine Antilope jagen. Und der schnellste von ihnen kam seinem Opfer immer näher. Gerettet! 8 – Da stieß der Indianer am rechten Flügel zwei Worte aus, ein schrilles Triumpfgeschrei der anderen war die Folge. Sie rannten jetzt einen leichten, weiten Abhang hinab, nicht mehr weit war der Wald, der dem weißen Mann Rettung bringen konnte. Aber jetzt sah auch er die Schlucht im Talgrund, die sich wie ein dunkler Riegel quer vor die Richtung seines Laufes in die grüne Ebene legte. Ein Blick genügte, ihm zu sagen, dass er den Spalt nicht überspringen konnte. Gerettet! 9 – Aber dieser Mann gab sich nicht so leicht verloren. Wenn es nicht hinüber ging, dann an der Schlucht entlang ... sofort bog er nach links ab. – Ein gellendes höhnisches "Hooo" war die Antwort der Indianer. Diese Krieger wussten, wie man seinen Feind zu Tode jagt. Sie liefen in breiter Front, mit Zwischenräumen von 15 bis 20 Metern. Der Bogen, den der Weiße jetzt schlug, brachte ihn von selbst an den Indianer auf dem äußersten linken Flügel heran. Ein Kampf war aussichtslos, jede, auch die kleinste Verzögerung, musste die anderen Roten heranbringen. Gerettet! 10 – Jetzt, zum ersten Male in diesen Minuten des Todeslaufes, fühlte der Weiße seine Kopfhaut kalt werden. Er hatte einen ihrer Krieger lahm geschossen, und wenn die Shawanos das Blut der Ihren gesehen hatten, kannten sie keine Gnade, das wusste die ganze Grenze. Gerettet! 11 – Mit weißem, blutleerem Gesicht und starren Augen bog der Gejagte wieder nach rechts ein, in die alte Richtung, geradewegs nach Osten. "Lieber mit dem Schädel gegen die Felsen, als in die Hände dieser Schufte ... schneller, schneller, schneller...“. Ein einsames gellendes "Hooo", und dann sah er einen Schatten links neben sich wachsen, den Schatten des Indianers, der ihm am nächsten war. Gerettet! 12 – Zunächst sah er nur den Kopf, aber der Schatten wuchs erbarmungslos, die schon tief im Westen stehende Sonne warf ihn weit vor den Läufer. Mit der Geschwindigkeit eines vom Präriebrand gejagten Mustangs fegte der schnellste der Roten heran - und da war auch schon die Schlucht, gut 12 bis 16 Fuß breit, aber dem angstgepeitschten Flüchtling zehnmal so breit erscheinend, ein gähnender, schwarzer, ungeheurer Spalt ...Jedoch der Weiße biss die Zähne zusammen. Gerettet! 13 – "Dreimal lieber mit dem Kopf gegen die Felsen!" raste es noch einmal durch sein Gehirn- er ballte die Fäuste, spannte alle Sehnen, sauste heran und sprang ...! Aber schon in der Luft sah er, dass der Sprung zu kurz war, dass seine Füße die Erde drüben nicht erreichen würden - wild warf er die Arme vor, prallte mit dem Leib hart gegen die Kante der Schlucht, die Hände krallten sich in das Gras, griffen rasend schnell weiter, der Oberkörper fiel vornüber, die Füße schlugen in die Wand ... und so klebte er mit dem Rumpf auf dem jenseitigen Rande, den Kopf an den Boden gepresst, Hände, Arme, Brust in die Erde wühlend, während die Beine über der Schlucht hingen. Gerettet! 14 – Da stand schon der Indianer drüben, an der Stelle des Absprungs, und hob mit wildem Schwunge den Schädelbrecher zum Wurf ... Aber er ließ den Arm wieder sinken. "Das Gelbe Haar ist ein großer Springer. Tecumseh hat den Tod in seiner Hand, aber seine Faust bleibt geschlossen." In rauem Englisch tönten die Worte, ruhig und bewundernd gesprochen, über den Abgrund herüber. "Von dieser Jagd werden die Krieger noch nach vielen Sommern erzählen. Gerettet! 15 – Das Gelbe Haar war ein Bär, dann war er ein Hirsch und jetzt wurde er Vogel; er berichte seinen Frauen, wie gut er geflogen ist. Tecumseh ist ein Shawano." Der Weiße lag und lauschte, er hatte schon geglaubt, das Pfeifen der Waffe in der Luft zu hören, und er begriff den Sinn der Worte erst, als sie längst verklungen waren. - Jetzt ließ der Krampf der Muskeln nach, er wälzte sich auf festen Grund und erhob sich. Fritz Steuben Gerettet! Aufgabe: – Arbeite den Spannungsbogen der beiden Texte heraus! Der Schluss – Ein guter Aufsatzschluss bringt die Klärung einer Situation oder eines Problems (Lösung). Der Schluss rundet den Aufsatz ab, d. h. der Leser soll das Gefühl haben, dass die Geschichte tatsächlich zu Ende ist, dass nichts mehr zu sagen bleibt. Der Schluss 2 – Im Schlussteil darf also nichts erzählt werden, was mit der vorangehenden Geschichte nichts zu tun hat. Der Schluss 3 – Der Schluss soll nicht zu lang sein, man soll aber auf keinen Fall den Aufsatz mitten in der Handlung abbrechen. Beispiel: – In einem Aufsatz zum Thema „Eine misslungene Feier“ erzählt ein Schüler, wie einige streitsüchtige Gäste seine Geburtstagsfeier ruinieren. Nur mit allergrößter Mühe gelingt es ihm und einigen Freunden, die Störenfriede loszuwerden. Der Schluss 4 – Jetzt fehlt nur noch ein passender Schluss. – Vergleiche die beiden folgenden Entwürfe: Eine misslungene Feier -A– „Endlich,“ seufzte ich erleichtert, „von denen kommt mir keiner mehr ins Haus!“ – René und Francis waren schon dabei, das Schlachtfeld zu räumen. Überall lagen Flaschen herum, Glasscherben, eingedrückte Pappbecher, Kuchenreste und Zigarettenstummel: ein Bild des Schreckens! Nach einer Stunde hatten wir es geschafft. Erschöpft ließen wir uns in die Sessel fallen, als Mutter, die gerade aus der Stadt zurückgekehrt war, hereinschaute: „Na, wie war denn euer Fest? Habt ihr Spaß gehabt?“ Wir sahen einander an. Dann fingen wir alle drei an, laut zu lachen. „Ausgezeichnet,“ sagte Francis, „wirklich ausgezeichnet! Es war die Party des Jahres!“ -B– Als wir die Kerle endlich vor die Tür gesetzt hatten, schlug René vor, ins Kino zu gehen. Im Utopia lief gerade „Piraten der Südsee“. War das ein toller Film! Besonders die Szene, wo der kleine Junge den Anführer der Piraten in eine Falle lockt, hat uns mächtig gefallen. Am andern Tag erzählten wir unseren Klassenkameraden den Film. Aufgabe: – Schreibe einen Schluss zu den Themen von Seite 2 und 4. Gliederung Beispiel für eine Gliederung: – Eine böse Überraschung am Wochenende 1. Einleitung: Wir bepacken unser Auto mit Koffern und Zeltausrüstung. Fahrt zum See. 2. Hauptteil: 1. Zelten am See, Schwimmen. 2. Ein alter Fischer warnt uns vor dem Wetter. 3. Ein Gewittersturm bricht los. 4. Der Zeltplatz wird überschwemmt ... (Höhepunkt) 3. Schluss: Traurige Heimfahrt.