Aufsatzlehre

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Aufsatzlehre
– Bevor wir mit dem Schreiben beginnen,
überlegen wir uns ganz genau, was die
Überschrift von uns verlangt. Bei dem Titel
„Ferien auf dem Bauernhof“ sollen die
Ferien und der Bauernhof beschrieben
werden und nicht das Kofferpacken oder
die Reise.
Aufsatzlehre
– Dann denken wir uns eine Geschichte aus,
die das in der Überschrift gestellte Thema
behandelt. Beim Schreiben müssen wir
immer wieder überprüfen, ob wir nicht vom
Thema abweichen.
Aufsatzlehre
– Unsere Geschichte soll auf einem wahren
Ereignis beruhen; Lügengeschichten und
Übertreibungen glaubt uns keiner. Falls wir
eine Geschichte, wie sie der Titel
vorschreibt, noch nicht selbst erlebt haben,
können wir ja mit ein wenig Fantasie eine
ähnliche erfinden.
Aufsatzlehre
– Die Handlung muss folgerichtig sein, d. h.
es dürfen sich keine Widersprüche in
unserer Erzählung befinden. Z. B. darf der
Hund namens „Bello“ am Schluss nicht
plötzlich „Harras“ heißen.
Aufsatzlehre
– Wenn wir gelegentlich die direkte Rede
benutzen, wird unser Aufsatz lebendiger.
Überhaupt sollen wir immer so schreiben,
dass der Leser Freude, Spaß an unserer
Arbeit hat. Ein Hauptanliegen des
Erlebnisaufsatzes ist es, den Leser zu
unterhalten.
Aufsatzlehre
– Unsere Geschichte soll anschaulich und
lebensnah geschrieben sein. Wir dürfen
demnach nicht nur Geschehnisse
aneinander reihen, das Erlebnis muss so
beschrieben werde, dass der Leser es klar
vor Augen hat. Deshalb müssen wir mit
unseren fünf Sinnen (sehen, hören, fühlen,
riechen, schmecken) beobachten. Nicht
nur das Benehmen der Menschen ist
wichtig sondern auch ihre Gefühle.
Aufsatzlehre
– Da der Aufsatz meistens ein schon
abgeschlossenes Erlebnis behandelt,
schreiben wir ihn in der Mitvergangenheit.
Aufsatzlehre
– Auch dürfen wir in unserem Aufsatz nur
eine Geschichte erzählen. Alle
nebensächlichen Handlungen, die also
nicht direkt etwas mit dem Thema zu tun
haben, müssen wir weglassen.
Aufsatzlehre

Der Aufsatz soll immer vorbereitet
werden!
Aufbau
Wir gliedern den Aufsatz in
 1)Einleitung (Vorgeschichte),
 (2)Hauptteil (Mittelpunkt des
Geschehens), und
 (3)Schluss (Rückblick).

Aufsatzlehre

Dabei achten wir immer auf einen
gedanklichen Zusammenhang und eine
stufenweise Steigerung des
Geschehens.
Aufsatzlehre

Wir wollen ja den Leser fesseln,
deshalb versuchen wir, in der
Geschichte Spannung aufzubauen.
Dabei entsteht der so genannte
Spannungsbogen (siehe hierzu weiter
unten).
Die Einleitung
– Die Einleitung soll zum Thema hinführen.
Sie liefert uns Informationen, die zum
Verständnis der eigentlichen Geschichte
(im Hauptteil) wichtig sind.
Die Einleitung
– Hier kann also angegeben werden, WER
die handelnden Personen sind, WANN und
WO sich das Ganze abspielt oder
WESHALB.
Die Einleitung
– Sehr gut wirkt es auch, wenn man durch
direkte Rede sofort in die Handlung
einsteigt. So langweilen wir den Leser
nämlich nicht mit langatmigen
Beschreibungen, die sowieso nicht
wesentlich zum Verständnis und zur
Spannung in der Geschichte beitragen (s.
o.: nur eine Geschichte erzählen).
Die Einleitung
– Die Einleitung darf nicht zu lang sein. Sie
sollte in etwa ein Viertel des ganzen
Aufsatzes ausmachen.
Die Einleitung
– Vergleiche die beiden folgenden Beispiele:

Eine überraschende Lieferung
-A– So ein Pech! Ausgerechnet an meinem
dreizehnten Geburtstag hatten wir eine MatheArbeit schreiben müssen! Uff, endlich klingelte es
zum Schulschluss, und ich stürmte erleichtert mit
den anderen die Treppe hinunter ins Freie. Mit
dreizehn fühlte man sich doch ganz anders als
vorher, schon so richtig erwachsen! Auf dem
Heimweg pfiff ich irgendeinen albernen Schlager
vor mich hin. Als ich an unserer Haustür klingelte,
kam mir mein Bruder Johny, die kleine
Nervensäge, schon ganz aufgeregt
entgegengerannt.
-B– Ich kriege heute meine 13 Jahre. Es war
schon 12 Uhr. Die Schule war vorbei. Ich
war auf dem Weg nach Hause. Jetzt war
ich schon zu Hause. Meine Mutter sagte:
„Es ist eine überraschende Lieferung
gekommen.“
Die Einleitung

Aufgabe:
– Schreibe eine Einleitung zu folgenden
Themen:
– 1.
Wie ich einmal verschlafen habe
– 2.
Scherben bringen Glück
– 3.
Ferien auf dem Bauernhof
– 4.
Immer diese Mädchen / Jungen!
– 5.
Das alte Haus im Wald
Der Hauptteil
– Im Hauptteil wird die eigentliche Erzählung
aufgebaut. Der Hauptteil wird in Abschnitte
gegliedert. Ein neuer Abschnitt zeigt an,
dass nun etwas anderes kommt.
Der Hauptteil
– Die Abschnitte stehen nicht einfach
hintereinander, sondern werden durch
Übergänge verbunden. Oft genügt ein
einfaches Wort, wie nun, dann, doch, aber
hierauf, nachher, plötzlich ...
Der Hauptteil
– Nach einer Einleitung mit genauen
Angaben wird auf den Höhepunkt
hingeführt, der ausführlich erzählt wird.
Der Hauptteil
– Da der Leser in Spannung gehalten (oder
unterhalten) werden soll, müssen wir den
Punkt, an dem die Geschichte am
spannendsten (oder am lustigsten) ist,
hinauszögern. Nach der Vorgeschichte
wird die Erzählung immer spannender
(oder lustiger). Den Höhepunkt müssen wir
also in die zweite Hälfte, fast an das Ende
des Hauptteils stellen.
Der Hauptteil

Das Ansteigen der Spannung (der
Unterhaltung) bis zum Höhepunkt und
dann das Abklingen bis zum Schluss
nennen wir Spannungsbogen.
Der Hauptteil
– Nehmen wir die Spannung vorweg, so
erlahmt die Aufmerksamkeit des Lesers
sehr schnell. Es ist dann wie bei einem
Buch, bei dem wir unvernünftigerweise die
letzten Seiten zuerst gelesen haben. Wenn
der Leser gleich zu Beginn des Hauptteils
den Ausgang der Geschichte erfährt, hat er
überhaupt keine Lust mehr, den Aufsatz
fertig zu lesen.
Der Hauptteil
– Demnach ist der Höhepunkt der wichtigste
Teil das Aufsatzes. Er darf nicht zu kurz
sein und muss unbedingt ausgebaut
werden.
– Wenn wir den Abschnitt mit dem
Höhepunkt besonders spannungsvoll
gestalten wollen, so können wir hier auch
einmal von der Vergangenheit (Zeit des
Erzählens) in die Gegenwart
überwechseln.
Der Hauptteil
– Kommentiere die beiden folgenden
Beispiele:

Ein Ladendiebstahl
-A-1

Die Schallplatte, die ich mir so sehr
wünschte, lag verlockend vor mir auf der
Theke. Ich konnte einfach nicht widerstehen.
Verstohlen blickte ich mich nach allen Seiten
um. Keiner schien mich zu beobachten. Mit
klopfendem Herzen griff ich schnell zu und
ließ den begehrten Gegenstand in meine
Tasche gleiten. Schon wollte ich erleichtert
aufatmen, als sich eine schwere Hand auf
meine Schulter legte.
-A-2

Ich stand wie vom Donner gerührt und
brachte keinen Ton hervor. Die Hand drehte
mich herum, was ich wie eine willenlose
Puppe geschehen ließ. „Na, junger Mann, du
hast wohl nicht gemerkt, dass die Schallplatte
soeben in deine Schultasche gerutscht ist.“
Vor mir stand ein älterer Herr, der mich
streng, aber nicht unfreundlich, ansah und
auf eine Antwort wartete.
-B-1
– Ich stand vor den Tischen mit den
Schallplatten. Da lag die Neueste von 4
Non Blonde. Schnell steckte ich sie in
meine Schultasche. Da erwischte mich der
Ladendetektiv. Ich musste mit ihm ins Büro
des Geschäftsleiters gehen.
Aufgabe:
– Baue den Höhepunkt zu folgenden
Themen aus:
– 1.
Ein Wasserrohrbruch
– 2.
Der Strom fiel aus
– 3.
Das war die schönste
Zirkusnummer!
–4
O Gott! Das war Omas liebste Vase!
– 5.
Ein Unfall
Der Spannungsbogen:
– Beispiel 1
Die Wette 1
– Kolja war in der Ferienzeit zu Besuch bei
einer Verwandten, deren Mann bei einer
Eisenbahnstation angestellt war.
Die Wette 2
– Das Erste, was Kolja bei seinen Verwandten tat,
war, dass er sich genau die Lokomotiven besah,
sich mit der Maschine vertraut machte, alle Räder
untersuchte usw., denn er sagte sich, dass er mit
diesen Kenntnissen seinen Mitschülern
imponieren werde. Es fanden sich noch ein paar
andere Knaben ein, mit denen er sich
anfreundete; die einen von ihnen wohnten
daselbst auf der Station, die anderen in der
Nachbarschaft, im Ganzen hatten sich sechs oder
sieben Jungen im Alter zwischen dreizehn und
fünfzehn Jahren zusammengetan, darunter zwei
Gymnasiasten aus unserer Stadt.
Die Wette 3
– Diese Knaben spielten und tollten
zusammen, und siehe da, am vierten oder
fünften Tage des Besuchs (...) kam es
unter ihnen zu einer ganz unglaublichen
Wette um zwei Rubel, und zwar handelte
es sich um Folgendes:
Die Wette 4
– Kolja, der Jüngste unter ihnen, und daher von den
anderen etwas herablassend Behandelte, hatte
aus knabenhaftem Ehrgeiz oder aus
unverzeihlicher Tollkühnheit vorgeschlagen,
nachts, wenn der Elfuhrzug käme, zwischen den
Schienen liegen zu bleiben, bis der Eilzug über ihn
hinweggedonnert wäre. Allerdings waren
verschiedene Versuche gemacht worden, die
ergeben hatten, dass man sehr wohl so zwischen
den Schienen liegen und sich an den Boden
drücken konnte, ohne vom Zug berührt zu werden,
der dann in der größten Geschwindigkeit über
einen hinwegsauste.
Die Wette 5
– Allein, wer brächte es fertig, liegen zu bleiben!
Kolja aber behauptete steif und fest, er werde sich
hinlegen und liegen bleiben. Er wurde zuerst
ausgelacht, ein Prahlhans, ein Aufschneider
genannt, und durch diese Neckereien nur noch
mehr zu seinem Vorhaben gereizt. Das
Entscheidende dabei war, dass diese
Fünfzehnjährigen schon gar zu wichtig vor ihm
taten und ihn zuerst als "Kleinen" überhaupt nicht
in ihre "Clique" hatten aufnehmen wollen, was ihm
unerträglich beleidigend erschien.
Die Wette 6
– Und so ward beschlossen, am Abend
aufzubrechen, ungefähr eine oder zwei Werst
längs dem Eisenbahndamm weiterzugehen, um
dann bis elf den Zug, der dort von der Station aus
bereits in Gang gekommen sein würde, zu
erwarten. Der Abend kam, man versammelte sich
und machte sich auf den Weg. Die Nacht brach
an: es war eine mondlose, nicht nur dunkle,
sondern fast pechschwarze Nacht. Kurz vor elf
legte Kolja sich zwischen den Schienen hin. Die
übrigen fünf, die die Wette eingegangen waren,
warteten zuerst mit beklommenem Herzen, zuletzt
aber in Angst und Reue unten am Bahndamm im
Gebüsch.
Die Wette 7
– Endlich, - ein Pfiff und fernes Rollen zeigten an,
dass der Schnellzug die Station verließ. Da
tauchten auch schon in der Nacht zwei feurige
Augen auf, und fauchend raste das Ungetüm
heran. "Lauf, Kolja! Lauf fort!" schrien fünf
angsterstickte Stimmen aus dem Gebüsch. Es war
aber schon zu spät: der Zug war schon da und
sauste vorüber. Die Jungen stürzten den Damm
hinauf zu Kolja: er lag regungslos zwischen den
Schienen. Man rüttelte ihn, rief ihn an und
versuchte ihn schließlich aufzuheben.
Die Wette 8
– Da stand er plötzlich von selbst auf und ging
schweigend den Bahndamm hinab. Unten
angelangt, erklärte er, er sei absichtlich
unbeweglich liegen geblieben, um ihnen Angst zu
machen. Das war nicht ganz wahrheitsgetreu: er
hatte tatsächlich das Bewusstsein verloren, wie er
später, nach langer Zeit, seiner Mama gestand. So
hatte er sich denn den Ruhm, ein "Tollkühner" zu
sein, für alle Zeiten erworben. Er kehrte nur sehr
bleich zur Station zurück und erkrankte am Tage
darauf an einem leichten Fieber, war aber
trotzdem sehr guter Laune, lustig und zufrieden.
» F. M. Dostojewski
Gerettet! 1

Beispiel 2
– Der Text stellt den Anfang der
Indianergeschichte "Der fliegende Pfeil"
dar. Sie spielt im Flussgebiet des oberen
Ohio um die Wende vom 18. zum 19.
Jahrhundert. Erzählt wird die Geschichte
des jungen Indianers Tecumseh ("der zum
Sprung ansetzende Berglöwe") aus dem
Stamm der Shawanos, der später eine
berühmte Persönlichkeit werden sollte.
Gerettet! 2
– Der weiße Mann lief mit
zusammengebissenen Zähnen. "Schneller!
schneller! schneller!" - das waren alle seine
Gedanken. Das hohe scharfe Gras der
Prärie schlug ihm gegen die Knie, Schweiß
rann ihm in Strömen aus allen Poren, Blut,
das aus einer Streifwunde lief, klebte sein
blondes Haar zusammen, sein Atem ging
keuchend und stoßweise, jetzt stolperte
er - aber er riss sich wieder hoch.
Gerettet! 3
– Er trat auf einen losen Stein, der unter
seinem Fuße sich drehend fortrollte, doch
die Zehen hatten schon wieder Grund
gefasst, und er raste weiter. Die Nerven
und Muskeln, Muskeln wie Stahl und
Eisen, hielten aus. "Schneller! schneller!
schneller!" raste es hinter seiner Stirn; er
hörte die Tritte der Indianer hinter sich,
unterdrückte Rufe, und das spornte an wie
Feuer im Fleisch.
Gerettet! 4
– Er sah seinen Schatten vor sich hertanzen, seine
Sprünge vergrößernd; einzelne Bäume glitten
dunkel an ihm vorbei, er sprang über den wilden
Wein, dessen Ranken wie Schlangen am Boden
krochen, mit einem Satz fegte er über ein hohes
Weidengebüsch - "schneller! schneller! schneller!"
Er ballte die Fäuste, rannte, was Lunge und Beine
hergaben. Er lief geradewegs nach Osten, zurück
zu den Siedlungen der Weißen. Die waren noch
weit, aber sehr nahe war ihm der Feind. Er lief um
sein Leben.
Gerettet! 5
– Längst schon hatte er die große Menge der
Indianer von sich abgeschüttelt, die aufgeregt,
wütend, unter wildem Geheul sich sofort bei
seinem Ausbruch auf die Verfolgung gemacht
hatten; sie hielten, wie die meisten Indianer, ein
solches Rennen nicht durch. Aber diese letzten
vier schüttelte er nicht von sich ab, das waren
Läufer, die den Büffel überholten. Mit einem allein,
selbst mit zweien, hätte er, der Waffenlose, es
schon aufgenommen, seine beiden kräftigen
Fäuste würden ihm alle Waffen ersetzt haben.
Gerettet! 6
– Aber vor vier mit Messern und
Kriegskeulen bewaffneten Shawanos blieb
nur die Flucht. Hinauf und hinab über die
leichten Flügelwellen der Ebene ging die
wilde Jagd, an Schwarzeichen, an
Nussbäumen vorbei, das hohe, zwei und
drei und vier Fuß lange Gras verbarg den
Boden, jeden Augenblick konnte der Weiße
stürzen, aber er lief mit der Sicherheit
eines wilden Tieres.
Gerettet! 7
– Die roten Krieger waren schlau und ließen sich
nicht auf einen Dauerlauf ein, bei dem der Weiße
mit seinen eisenharten Muskeln schließlich
entkommen musste, sie setzten alles auf
Schnelligkeit und rannten unter Anspannung aller
ihrer Kräfte, mit langen, federnden Sätzen.
Während der Gejagte nach der Sitte der Weißen
den ganzen Fuß auf die Erde setzte, liefen die
Roten auf den Fußspitzen; das schonte die Kräfte,
gab ihrem Lauf größere Leichtigkeit. Sie
schnellten über den Boden wie Wölfe, wenn sie
eine Antilope jagen. Und der schnellste von ihnen
kam seinem Opfer immer näher.
Gerettet! 8
– Da stieß der Indianer am rechten Flügel zwei
Worte aus, ein schrilles Triumpfgeschrei der
anderen war die Folge. Sie rannten jetzt einen
leichten, weiten Abhang hinab, nicht mehr weit
war der Wald, der dem weißen Mann Rettung
bringen konnte. Aber jetzt sah auch er die
Schlucht im Talgrund, die sich wie ein dunkler
Riegel quer vor die Richtung seines Laufes in die
grüne Ebene legte. Ein Blick genügte, ihm zu
sagen, dass er den Spalt nicht überspringen
konnte.
Gerettet! 9
– Aber dieser Mann gab sich nicht so leicht verloren.
Wenn es nicht hinüber ging, dann an der Schlucht
entlang ... sofort bog er nach links ab.
– Ein gellendes höhnisches "Hooo" war die Antwort
der Indianer. Diese Krieger wussten, wie man
seinen Feind zu Tode jagt. Sie liefen in breiter
Front, mit Zwischenräumen von 15 bis 20 Metern.
Der Bogen, den der Weiße jetzt schlug, brachte
ihn von selbst an den Indianer auf dem äußersten
linken Flügel heran. Ein Kampf war aussichtslos,
jede, auch die kleinste Verzögerung, musste die
anderen Roten heranbringen.
Gerettet! 10
– Jetzt, zum ersten Male in diesen Minuten
des Todeslaufes, fühlte der Weiße seine
Kopfhaut kalt werden. Er hatte einen ihrer
Krieger lahm geschossen, und wenn die
Shawanos das Blut der Ihren gesehen
hatten, kannten sie keine Gnade, das
wusste die ganze Grenze.
Gerettet! 11
– Mit weißem, blutleerem Gesicht und
starren Augen bog der Gejagte wieder
nach rechts ein, in die alte Richtung,
geradewegs nach Osten. "Lieber mit dem
Schädel gegen die Felsen, als in die
Hände dieser Schufte ... schneller,
schneller, schneller...“. Ein einsames
gellendes "Hooo", und dann sah er einen
Schatten links neben sich wachsen, den
Schatten des Indianers, der ihm am
nächsten war.
Gerettet! 12
– Zunächst sah er nur den Kopf, aber der Schatten
wuchs erbarmungslos, die schon tief im Westen
stehende Sonne warf ihn weit vor den Läufer. Mit
der Geschwindigkeit eines vom Präriebrand
gejagten Mustangs fegte der schnellste der Roten
heran - und da war auch schon die Schlucht, gut
12 bis 16 Fuß breit, aber dem angstgepeitschten
Flüchtling zehnmal so breit erscheinend, ein
gähnender, schwarzer, ungeheurer Spalt ...Jedoch
der Weiße biss die Zähne zusammen.
Gerettet! 13
– "Dreimal lieber mit dem Kopf gegen die Felsen!"
raste es noch einmal durch sein Gehirn- er ballte
die Fäuste, spannte alle Sehnen, sauste heran
und sprang ...! Aber schon in der Luft sah er, dass
der Sprung zu kurz war, dass seine Füße die Erde
drüben nicht erreichen würden - wild warf er die
Arme vor, prallte mit dem Leib hart gegen die
Kante der Schlucht, die Hände krallten sich in das
Gras, griffen rasend schnell weiter, der Oberkörper
fiel vornüber, die Füße schlugen in die Wand ...
und so klebte er mit dem Rumpf auf dem
jenseitigen Rande, den Kopf an den Boden
gepresst, Hände, Arme, Brust in die Erde
wühlend, während die Beine über der Schlucht
hingen.
Gerettet! 14
– Da stand schon der Indianer drüben, an der Stelle
des Absprungs, und hob mit wildem Schwunge
den Schädelbrecher zum Wurf ... Aber er ließ den
Arm wieder sinken. "Das Gelbe Haar ist ein großer
Springer. Tecumseh hat den Tod in seiner Hand,
aber seine Faust bleibt geschlossen." In rauem
Englisch tönten die Worte, ruhig und bewundernd
gesprochen, über den Abgrund herüber. "Von
dieser Jagd werden die Krieger noch nach vielen
Sommern erzählen.
Gerettet! 15
– Das Gelbe Haar war ein Bär, dann war er ein
Hirsch und jetzt wurde er Vogel; er berichte seinen
Frauen, wie gut er geflogen ist. Tecumseh ist ein
Shawano." Der Weiße lag und lauschte, er hatte
schon geglaubt, das Pfeifen der Waffe in der Luft
zu hören, und er begriff den Sinn der Worte erst,
als sie längst verklungen waren. - Jetzt ließ der
Krampf der Muskeln nach, er wälzte sich auf
festen Grund und erhob sich.


Fritz Steuben
Gerettet! Aufgabe:
– Arbeite den Spannungsbogen der beiden Texte
heraus!
Der Schluss
– Ein guter Aufsatzschluss bringt die Klärung
einer Situation oder eines Problems
(Lösung). Der Schluss rundet den Aufsatz
ab, d. h. der Leser soll das Gefühl haben,
dass die Geschichte tatsächlich zu Ende
ist, dass nichts mehr zu sagen bleibt.
Der Schluss 2
– Im Schlussteil darf also nichts erzählt
werden, was mit der vorangehenden
Geschichte nichts zu tun hat.
Der Schluss 3
– Der Schluss soll nicht zu lang sein, man soll aber
auf keinen Fall den Aufsatz mitten in der Handlung
abbrechen.

Beispiel:
– In einem Aufsatz zum Thema „Eine misslungene
Feier“ erzählt ein Schüler, wie einige streitsüchtige
Gäste seine Geburtstagsfeier ruinieren. Nur mit
allergrößter Mühe gelingt es ihm und einigen
Freunden, die Störenfriede loszuwerden.
Der Schluss 4
– Jetzt fehlt nur noch ein passender Schluss.
– Vergleiche die beiden folgenden Entwürfe:

Eine misslungene Feier
-A– „Endlich,“ seufzte ich erleichtert, „von denen
kommt mir keiner mehr ins Haus!“
– René und Francis waren schon dabei, das
Schlachtfeld zu räumen. Überall lagen Flaschen
herum, Glasscherben, eingedrückte Pappbecher,
Kuchenreste und Zigarettenstummel: ein Bild des
Schreckens! Nach einer Stunde hatten wir es
geschafft. Erschöpft ließen wir uns in die Sessel
fallen, als Mutter, die gerade aus der Stadt
zurückgekehrt war, hereinschaute: „Na, wie war
denn euer Fest? Habt ihr Spaß gehabt?“ Wir
sahen einander an. Dann fingen wir alle drei an,
laut zu lachen. „Ausgezeichnet,“ sagte Francis,
„wirklich ausgezeichnet! Es war die Party des
Jahres!“
-B– Als wir die Kerle endlich vor die Tür gesetzt
hatten, schlug René vor, ins Kino zu gehen. Im
Utopia lief gerade „Piraten der Südsee“. War das
ein toller Film! Besonders die Szene, wo der
kleine Junge den Anführer der Piraten in eine
Falle lockt, hat uns mächtig gefallen. Am andern
Tag erzählten wir unseren Klassenkameraden den
Film.

Aufgabe:
– Schreibe einen Schluss zu den Themen von Seite
2 und 4.
Gliederung

Beispiel für eine Gliederung:
– Eine böse Überraschung am
Wochenende
1. Einleitung:
Wir bepacken unser Auto mit Koffern
und Zeltausrüstung.
 Fahrt zum See.

2. Hauptteil:
1. Zelten am See, Schwimmen.
 2. Ein alter Fischer warnt uns vor dem
Wetter.
 3. Ein Gewittersturm bricht los.
 4. Der Zeltplatz wird überschwemmt ...
(Höhepunkt)

3. Schluss:

Traurige Heimfahrt.
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