tsunami

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TSUNAMI
Tsunami, die "lange Hafenwelle" oder „große Welle im
Hafen“
Der wohlklingende Begriff für die berüchtigten Riesenwellen
stammt aus dem Japanischen und geht zurück auf frühe
Beobachtungen von japanischen Fischern.
Während ihrer Arbeit auf hoher See hatten sie meist keine
größeren Wellen bemerkt, bei Ihrer Rückkehr in den
Heimathafen fanden sie jedoch ihre Dörfer und Felder von
Riesenwellen verwüstet vor.
Seit einer internationalen wissenschaftlichen Konferenz im Jahre 1963 ist der Name weltweit akzeptiert.
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Die vielleicht frühesten Beschreibungen eines Tsunami stammen aus dem Jahre
479 vor Christus, als im nördlichen Teil der Ägäis bei einer Naturkatastrophe
gewaltige Schäden auftraten.
Vor zwei Millionen Jahren zum Beispiel löste ein Meteoriteneinschlag vor der
Küste Südamerikas einen riesigen Tsunami aus, der unter anderem die Küste
Chiles verwüstete.
Manche Forscher vermuten sogar, dass die Sintflut ihre Ursache in einem
Tsunamiereignis gehabt haben könnte...
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ENTSTEHUNG
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Erdbeben
Wenn bei einem Erdbeben mit mindestens Stärke 7 auf der
Richterskala große Massen von nicht komprimierbarem
Wasser in Bewegung versetzt werden, breiten sich lang
gestreckte Meereswellen mit großer Geschwindigkeit
kreisförmig aus.
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Erdbeben
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Erdbeben | Ursache: Plattentektonik
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Vulkanausbrüche
Im Prinzip können Tsunamis bei jeder "Störung" im Meer entstehen, die
große Wassermassen aus ihrem Gleichgewicht bringt - natürlich auch bei
Vulkanausbrüchen.
Eine heftige unterseeische Explosion beispielsweise setzt genügend
Energie frei, um die Wassersäule nach oben zu drücken.
Aber auch bei Eruptionen über dem Meeresspiegel kann der Impuls stark
genug sein, damit sich ein Tsunami bildet.
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Auch eine der größten Tsunamikatastrophen in der
Geschichte der Menschheit ereignete sich nach einer
Eruption.
Der Feuerberg Krakatau explodierte im Jahre 1883 in der
Sundastraße zwischen Java und Sumatra. Dabei wurde nicht
nur ein großer Teil des Gipfels abgesprengt, sondern es
stürzte auch der Rest der Magmenkammer ein (so bildet sich
eine Caldera).
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Fast 36.000 Menschen starben im Umkreis von 80 Kilometern rund um den
Krakatau in den bis zu 40 Meter hohen Meereswellen, 295 Orte wurden
im Verlauf der Katastrophe vollständig zerstört.
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Meteore
Wenn beispielsweise ein Meteorit mit hoher Geschwindigkeit ins Meer
stürzt, könnte nach den Berechnungen von US-Wissenschaftlern ein gewaltiger Tsunami
geboren werden, der mit Wellenhöhen von 50 bis 100 Metern auf die Küsten zurast und Tod
und Verwüstung mit sich bringt.
Vor zwei Millionen Jahren gab es bereits eine solche Katastrophe als Eltanin vor der Küste
Chiles in den Stillen Ozean krachte.
Wie der Wissenschaftler Dr. C. Mader feststellte, verursachte der riesige Himmelskörper Durchmesser zwischen einem und vier Kilometern - zwar keinen Krater im Meeresboden,
dafür aber einen überdimensionale Tsunami, die unter anderem die Küste Südamerikas
heimsuchte.
Allerdings sind Meteoriteneinschläge in dieser Größenordnung auf der Erde doch sehr
selten.
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Erdrutsche
Gewaltige unterseeische Rutschungen, die häufig in Verbindung mit
Erdbeben oder Vulkanausbrüchen auftreten, können ebenfalls in
gefürchteten Tsunamis enden.
Dabei wird von oben ein Druck auf die Wassersäule ausgeübt, der zu
einer gefährlichen Wellenbildung führen kann.
Die durch Vulkanausbrüche oder Erdrutsche erzeugten Tsunamis tragen
aber in der Regel viel weniger Energie mit sich als solche, die durch
submarine Erdstöße entstehen.
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Nukleare Explosionen
Realistischer als ein Meteor ist wohl - leider - noch die Möglichkeit, dass
eine nukleare Explosion einen Tsunami auslöst.
Ob die von dem Tsunami möglicherweise betroffenen Menschen dann
allerdings noch Zeit haben, sich vor der Welle zu fürchten, bleibt
dahingestellt...
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Folgen in Bandah Aceh (Sumatra, Indonesien):
Satellitenkarten zeigen Ausmaß der Verwüstung
Für die Hilfseinsätze in der betroffenen Region sind genaue und aktuelle
Satellitenkarten besonders wichtig, da mit ihrer Hilfe das Ausmaß des
Schadens abgeschätzt werden kann, aber auch die Einsätze vor Ort
miteinander koordiniert werden können.
Deshalb erstellt das Deutsche Fernerkundungsdatenzentrum (DFD) des
Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) Basiskarten sowie
aktuelle Kartierungen der betroffenen Regionen.
Die Karten dienen der Unterstützung humanitärer Hilfsmaßnahmen vor Ort
und werden speziell an die Bedürfnisse der Einsatzkräfte angepasst.
Das DFD hat sich auf die schnelle Bereitstellung von Satellitenkarten im
Krisenfall spezialisiert und in der Vergangenheit bereits mehrfach
Kartenmaterial bei Naturkatastrophen und für humanitäre Hilfsaktionen
erstellt. Die Fachleute des DLR konzentrieren sich gegenwärtig auf
Kartierungen der Provinz Banda Aceh in Sumatra, Indonesien. Neueste
Auswertungen zeigen, dass 80 Prozent des Stadtgebietes von Banda
Aceh City auf Sumatra durch die Flutwellen zerstört wurden.
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Das Bild zeigt Satellitenbildkarten
der Aceh-Region auf Sumatra in
Indonesien.
Die linke Aufnahme stammt vom
IKONOS Satelliten und entstand
am 10. Januar 2003,
die rechte Aufnahme nahm
IKONOS am 29. Dezember 2004
auf – 3 Tage nach dem Unglück.
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200.000 Tote, zehntausende von Verletzten,
Millionen Obdachlose und Sachschäden
in Milliardenhöhe - dies ist die erste Bilanz der
Mindestens
verheerenden Überschwemmungen nach einem Seebeben der Stärke
9,0 in Südostasien.
Doch noch ist das ganze Ausmaß einer der schlimmsten
Naturkatastrophen aller Zeiten längst nicht absehbar. Obwohl
mittlerweile die internationalen Hilfsmaßnahmen angelaufen sind, sind
noch immer zehntausende Bewohner der Krisenregion - speziell auf der
indonesischen Insel Sumatra - ohne ausreichende Versorgung mit
Nahrungsmitteln, Medikamenten und Trinkwasser.
In vielen Regionen Südostasiens drohen deshalb Seuchen und
Hungersnöte...
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José Manuel Barroso, Präsident der Europäischen
Kommission, schlug eine Darlehenserleichterung der
Europäischen Investitionsbank für die Länder des Indischen
Ozeans in Höhe von einer Milliarde Euro vor.
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uf dem Gipfel der Geberländer in der indonesischen Hauptstadt
A
Jakarta haben Politiker, UNO und Hilfsorganisationen die Gründung eines
Frühwarnzentrums für Tsunamis im Indischen Ozean beschlossen.
Nach Meinung von Experten könnten sich die Kosten für ein derartiges
Alarmsystem in der Krisenregion auf mindestens 100 Millionen Euro
belaufen. Wie das Warnsystem finanziert werden soll, ist zurzeit noch
unklar.
Vergleiche: Die EU stellt 1,5 Milliarden zur Verfügung.
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FRÜHWARNSYSTEM
Bereits 1948 errichtete die USA Pacific Tsunami Warning Center
(PTWC) mit Sitz auf Hawaii, dem heute 20 Nationen rund um den
Pacific angehören – leider gibt es das im indischen Ozean nicht.
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Tsunami watch und Tsunami warning
Wie funktioniert das Warnsystem?
Da Seebeben heute noch nicht rechtzeitig und mit der
nötigen Sicherheit vorhergesagt werden können, ist es auch
unmöglich vorab zu wissen, wann Tsunamis auftreten
werden.
Die Forscher des PTWC müssen sich deshalb darauf
beschränken, mithilfe von gut überwachten Seismographen,
die im ganzen pazifischen Raum verteilt sind, neue
Erdbeben möglichst schnell zu entdecken und zu
lokalisieren. Computer berechnen in kürzester Zeit aus den
gewonnenen Daten die Stärke und Lage des Bebens sowie
die Bewegungsrichtung der Bruchschollen.
Auf Hawaii sind in den öffentlichen Telefonbüchern Grafiken
enthalten, die die verschiedenen Evakuierungszonen zeigen.
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Bei einem Erdbeben ab einer Stärke von 7 oder mehr auf
der Richter-Skala ist besondere Eile bei der Auswertung
geboten. So lange noch nicht genau feststeht, wie stark das
Beben war und ob wirklich eine Tsunamiwelle ausgelöst ist,
wird zunächst eine "Tsunami Watch"-Meldung an die
zuständigen Stellen in den verschiedenen Ländern
weitergeleitet.
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Tsunami- Messstationen
© NASA
Wenn zusätzlich zu einem Beben an mehreren Messstationen
im pazifischen Raum signifikante Änderungen des
Meeresspiegels festgestellt werden, gibt das PTWC eine
"Tsunami warning" heraus.
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Steht fest, welchen Weg der Tsunami
nehmen wird, informieren die Behörden
die breite Öffentlichkeit in den betroffenen Gebieten über Radio- und
Fernsehsender. Parallel werden
eventuell notwendige Evakuierungsmaßnahmen eingeleitet.
Da 100 bis 300 Kilometer, im Extremfall sogar 500 Kilometer
zwischen den einzelnen Wellenkämmen liegen – kann man
oft noch vor der 2. Welle warnen….
…wenn Sie gerade Fernsehen (haben)
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Fakten
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Wie hoch war der größte Tsunami?
In der Bucht von Hilo auf Hawaii erreichte der von einem Beben vor Alaska ausgelöste Tsunami
1946 angeblich eine Höhe von mehr als 30 Metern.
Der Ausbruch des Krakatau im Jahre 1883 soll in manchen Regionen Südostasiens aber noch
schlimmere Riesenwellen mit fast 40 Metern Höhe produziert haben.
Bei Beben der jüngeren Vergangenheit sind Tsunamis von 15 Metern und mehr durch
Wissenschaftler häufiger registriert und dokumentiert worden.
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Wie weit können sich die Tsunamiwellen ausbreiten?
Mehr als 10.000 Kilometer können Tsunamiwellen laufen ohne eine größere
Schwächung zu erleiden. Deshalb sind von den Auswirkungen eines Tsunamis
häufig noch Regionen betroffen, die nicht in der Nähe der eigentlichen Ursache
der "Hafenwelle" liegen. So hat der Tsunami nach dem Erdbeben 1964 vor der
Küste Alaskas noch auf Neusseland starke Schäden hinterlassen.
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Welche Spitzengeschwindigekeit können Tsunamiwellen erreichen?
Tsunamiwellen breiten sich mit teilweise mit einem Tempo von bis zu 1.000
Kilometern pro Stunde. Die tatsächliche Geschwindigkeit der Wogen hängt
dabei von der Wassertiefe im jeweiligen Ozean ab. Bei dieser JetGeschwindigkeit kann eine Tsunamiwelle jeden Punkt im Bereich des
Pazifischen Ozeans innerhalb eines Tages erreichen - unabhängig davon, wo
sie gebildet wurde...
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Wie weit können sich die Tsunamiwellen ausbreiten?
Mehr als 10.000 Kilometer können Tsunamiwellen laufen ohne eine größere
Schwächung zu erleiden. Deshalb sind von den Auswirkungen eines Tsunamis
häufig noch Regionen betroffen, die nicht in der Nähe der eigentlichen Ursache
der "Hafenwelle" liegen. So hat der Tsunami nach dem Erdbeben 1964 vor der
Küste Alaskas noch auf Neusseland starke Schäden hinterlassen.
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Wie selten sind schadensreiche Tsunamis?
26.12.2004: Nach einem Erdbeben der Stärke 9,0 vor der Küste von Sumatra reißt eine Flutwelle schätzungsweise 150.000 Menschen in
den Tod. Betroffen sind Indonesien, Malaysia, Thailand, Indien und Sri Lanka.
17.7.1998: An der Nordküste von Papua-Neuguinea werden 2.000 Menschen von einer Flutwelle getötet, die von einem Beben ausgelöst
wurde.
16.8.1976: Eine Tsunami im Morogolf kostet auf den Philippinen mehr als 5.000 Menschenleben.
28.3.1964: Am Karfreitag löst ein Erdbeben vor Alaska an der gesamten Westküste der USA eine Flutwelle aus. In Alaska kommen 107, in
Oregon vier und in Kalifornien elf Menschen ums Leben.
22.5.1960: Eine elf Meter hohe Welle im Pazifik tötet in Chile 1.000 Menschen, weitere 61 kommen auf Hawaii ums Leben.
1.4.1946: Vor Alaska reißt eine Springflut infolge eines Erdbebens die fünfköpfige Besatzung eines Leuchtturms in den Tod. Stunden
später erreicht die Welle Hawaii, wo 159 Menschen sterben.
31.1.1906: Die Küsten Kolumbiens und Ecuadors werden von einer verheerenden Flutwelle überschwemmt, 500 bis 1.500 Menschen
kommen ums Leben.
15.6.1896: Die so genannte Sanriku-Tsunami, eine Wasserwand von 23 Metern Höhe, überrascht Japan inmitten religiöser
Großfeierlichkeiten. 26.000 Menschen ertrinken.
27.8.1883: Der Ausbruch des indonesischen Vulkans Krakatau löst auf den Nachbarinseln Java und Sumatra eine Flutkatastrophe mit
36.000 Toten aus.
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http://www.learn-line.nrw.de/angebote/agenda21/lexikon/tsunami.htm
http://www.saevert.de/vulkan.htm
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/19/19126/1.html
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Vermeidung und Anpassung – unmöglich.
Politische Einigung – unmöglich.
Ernüchtung im umkämpfter Region Aceh und Sri Lanka
Eine ähnliche Ernüchterung ist derzeit im indonesischen Katastrophengebiet Aceh zu beobachten.
Unmittelbar nach dem Beben vereinbarten die indonesische Regierung und die Rebellen von der
"Bewegung Freies Aceh" unter internationalem Beifall einen Waffenstillstand, um alle Kraft auf die
Rettungsmaßnahmen zu konzentrieren. Aber die Ruhe hielt nur wenige Tage. Am Freitag wurde bekannt,
daß die Armee trotz der tragischen Lage ihre Razzien gegen die Rebellen fortführt. Auch in Sri Lanka
zerschlug sich der Optimismus rasch. Statt Hand in Hand zu arbeiten, machen sich die tamilischen Tiger
und die Regierung in Colombo wechselseitig Vorwürfe. Selbst unter dem Dach biblischer
Herausforderungen wächst nicht unbedingt zusammen, was zusammengehört.
Auch Europa und Amerika könnte das Beben weiter auseinandertreiben. Die von Bush ausgerufene
Koalition der Rettungswilligen umfaßt die Vereinigten Staaten, Indien, Japan und Australien. Daß weder
Europa noch dessen Lieblingskind - die Vereinten Nationen - in seinem Hilfsplan auftauchen, wird wohl in
der Alten Welt zu recht als Affront verstanden werden. Statt auf den Weg des Multilateralismus
zurückzufinden, der sich vielleicht nicht immer im Kriegsfall, aber doch meistens im Katastrophenfall
bewährt hat, zementiert der amerikanische Präsident den Pfad der nationalstaatlichen Außenpolitik. Bis klar
ist, wohin der Tsunami die Weltpolitik geschaukelt hat, werden die Küstenorte Indonesiens, Sri Lankas und
Indiens wohl lange wieder aufgebaut sein.
Jochen Buchsteiner , FAZ 10.01.2005
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