Devisengeschäft Berufsakademie Berlin 2003 Agenda 1. Grundlagen des Devisengeschäfts 2. Währungsrisiken und Kursbildung 3. Instrumente des Devisenmanagements 1. Grundlagen des Devisengeschäfts 1.1. Begriffsdefinition Devisen 1.2. Devisenmärkte 1.3. Motive des Devisenhandels 1.4. Kursquotierungen 1.5. Cross Rates 1.1. Begriffsdefinition Devisen Devisen sind ausländisches Buchgeld in Form von Ansprüchen auf Zahlungen in fremden Währungen an ausländischen Plätzen sowie Fremdwährungsschecks- und Wechsel. Ausländisches Bargeld in Form von Noten und Münzen sind Sorten. Unverzinste “Lagerung”, Transport und Versicherung etc. führen im Vergleich zu Devisen zu wesentlich "breiteren" Kursquotierungen. 1.1. Begriffsdefinition Devisen Unterscheidung nach Art und Umfang der Konvertierbarkeit Unterscheidung nach der Verfügbarkeit Frei konvertierbare Währungen Kassadevisen - werden von der Zentralbank - sofort verfügbare Devisen. des Währungslandes unbeDem Käufer stehen die Deschränkt in jede Währung visen 2 Handelstage nach getauscht Geschäftsabschluß zur Verfügung. Beschränkt konvertierbare Währungen Termindevisen - Konvertierung nur einge- sind später verfügbare Deschränkt möglich, z.B. nur visen. Dem Käufer stehen für Ausländer die Devisen zu einem bestimmten Zeitpunkt nach Nicht konvertierbare dem Kauf zur Verfügung. Währungen - unterliegen der Devisenbewirtschaftung Vgl. Grill/Perczynski (1993): Wirtschaftslehre des Kreditwesens, S.523. 1.2. Devisenmärkte Der Devisenmarkt operiert über die verschiedenen Zeitzonen rund um die Uhr und kommt dem Ideal eines vollkommenen Marktes sehr nahe. Zu praktisch jedem Zeitpunkt können in den wichtigsten Währungen riesige Volumina zu extrem engen Spannen gehandelt werden. Sydney +10 Tokyo +9 Los Angeles -8 Chicago -6 Hongkong Singapur New York -5 Frankfurt +1 London +8 1.2. Devisenmärkte - Struktur Kassamarkt Terminmarkt Bedingte Termingeschäfte OTC-Optionen (Vanillas, Exotics) Börsennotierte Optionen (EUREX,PHLX) Unbedingte Termingeschäfte Futures OTC-Termingeschäfte 1.2. Devisenmärkte - Struktur Handel von Kassadevisen Kassehandel - Freiverkehr - Fixing-Geschäft Handel von Termindevisen Terminhandel Optionshandel -Teilmärkte für die Standardlaufzeiten Standardoptionen (Plain Vanilla) - Börse, O(ver) T(he) C(ounter) Strukturierte Optionen - OTC 1.2 Devisenmärkte - Marktkurssysteme Marktkurssysteme privater Banken (um 13.00Uhr) = aus Geschäften am freien Markt (Handelskurse) Referenzkurssysteme „EURO-FX“ (ab 13.00Uhr) aus Durchschnittsmittelkursen = Referenzkurse der EZB (14.15 Uhr) = durch Konzertierungsverfahren (verabredetes, aufeinander abgestimmtes Verhalten zur Erreichung gemeinsamer Ziele, hier: Ermittlung der Devisenkurse) 1.2. Devisenmärkte Marktkurssystem privater privater Banken Banken Marktkurssystem USD,JPY,GBP,CHF,CAD,NOK,DKK,SEK Commerzbank, Deutsche Bank, Dresdner Bank, HypoVereinsbank Für acht Währungen jeweils “internes Fixing“ = marktgerechte Mittelkurse eigene Anwendung Commerzbank: z.B. Auslandszahlungsverkehr, Wertpapiertransaktionen tatsächliche gehandelte Kurse, daher akkurat und marktgerecht 1.2 Devisenmärkte Referenzkurssystem „Euro-FX“ USD,JPY,GBP,CHF,CAD,NOK,DKK,SEK Für acht Währungen 17 Banken: ABN Amro, Berenberg Bank, Landesbanken, DZ Bank, DEKA-Bank, Postbank, UBS Warburg, WGZ Meldung jeweiliger Mittelkurse über spezielle Handelsplattform Streichung der beiden höchsten und niedrigsten Kurse und anschließende Bildung des arithmetischen Mittels keine tatsächlich gehandelten Kurse 1.3. Motive des Devisenhandels Spekulation: - Bewußte Risikoübernahme durch Aufbau von Devisenpositionen mit dem Ziel der Gewinnerzielung Hedging/Kurssicherung: - Bewußte Vermeidung von Kursrisiken durch das Schließen offener Positionen Arbitrage: - Risikolose Gewinnerzielung durch das Ausnutzen von Kursdifferenzen an verschiedenen Handelsplätzen oder zwischen verschiedenen Währungspaaren Abwicklung des Außenhandels: - Kauf/Verkauf von Devisen im Zusammenhang mit Zahlungen aus Handelsgeschäften 1.4. Kursquotierungen Wird im Devisenhandel ein Kurs für ein Währungspaar quotiert, so ist die erstgenannte Währung die Handelswährung, die zweite die Preiswährung: EUR/USD EUR...Handelswährung/USD...Preiswährung Bei der Quotierung werden 2 Kurse genannt: EUR/USD 0,8971 zu 0,8977. Der niedrigere Kurs ist der Geldkurs, der höhere der Briefkurs. Der Händler ist bereit, die Handelswährung zum Geldkurs anzukaufen und zum Briefkurs zu verkaufen. Oder: Der Kunde kann die Handelswährung zum Geldkurs verkaufen und zum Briefkurs kaufen. Die Quotierung umfaßt in der Regel 5 signifikante Stellen (z.B. 1,2345/123,45). 1.4. Kursquotierungen a) Mengennotiz: - Heimatwährung ist Handelswährung. (bei EUR; GBP; AUD; NZD) EUR/USD 0,8971-0,8977 Der Kunde kann EUR gegen USD zu 0,8971 verkaufen bzw. USD kaufen und EUR zu 0,8977 kaufen bzw. USD verkaufen. b) Preisnotiz: - Heimatwährung ist Preiswährung. damals z.B. USD/DEM 2,1865-2,1881 Der Kunde konnte USD gegen DEM zu 2,1865 verkaufen und zu 2,1881 kaufen. 1.4. Kursquotierungen Spread: Differenz zwischen Interbankengeldkurs und -briefkurs Marge: Differenz zwischen Interbankengeldkurs und Kundengeldkurs bzw. Interbankenbriefkurs und Kundenbriefkurs ½ Marge...gespannte Marge,¼ Marge...doppelt gespannte Marge Kundengeldkurs Interbankengeld Interbankenbrief Kundenbriefkurs EUR/USD 0,8941 0,8971 0,8977 0,9007 1.5. Cross Rates Am Devisenmarkt fungiert meist der USD als Vehikelwährung, d.h. alle Währungen werden zunächst gegen den USD quotiert. Im Interbankenhandel ist der USD in der Regel die Handelswährung, wichtigste Ausnahmen sind der Euro und die Commonwealth-Währungen. USD/JPY, USD/CHF, USD/SEK, aber GBP/USD (sowie AUD und NZD) Aus den USD-Quotierungen des Devisenmarktes lassen sich sogenannte Cross Rates (USD ist weder Handels- noch Preiswährung) berechnen. So läßt sich der unter Arbitragegesichtspunkten faire Preis für EUR/JPY aus den EUR/USD und USD/JPY-Quotierungen errechnen („Drei-Satz“). 1 EUR = X USD <> 1/X EUR = 1 USD 1 USD = Y JPY *) Unter Vernachlässigung von 1 EUR = X x Y JPY*) Geld-Brief-Spannen 2. Währungsrisiken und Kursbildung 2.1. Begriffsdefinition Währungsrisiko 2.2. Währungsrisiko für Exporteure 2.3. Währungsrisiko für Importeure 2.4. Währungsrisiko für Investoren 2.5. Währungsrisiko für Inlandsproduzenten/-anbieter 2.6. Kursbildung am Devisenmarkt 2.1. Begriffsdefinition Währungsrisiko Per Definition schwanken in Systemen mit „floatenden“ Wechselkursen die Preise für einzelne Währungen im Zeitablauf. Daraus resultiert das Risiko, daß zukünftige Wechselkurse von denen im Betrachtungszeitpunkt bzw. den in der Zukunft erwarteten abweichen. Entsprechend resultieren hieraus Schwankungen des Wertes zukünftiger Fremdwährungsverpflichtungen bzw. -eingänge in Heimatwährung. Für Investoren verändert sich der Wert der von ihnen eingegangen Devisenpositionen. Darüber hinaus sind auch Marktteilnehmer ohne Auslandsgeschäft direkt über die Veränderung ihrer internationalen Wettbewerbsposition betroffen. 2.2. Währungsrisiko für Exporteure Exporteure unterliegen dem Risiko fallender Wechselkurse, die bei Fakturierung in Fremdwährung zu geringeren Eingängen in Heimatwährung führen. Fakturierung in Heimatwährung vermeidet dieses Risiko nicht, da dieses nur auf den Kontrahenten übertragen wird und regelmäßig mit Preiseingeständnissen bzw. einer verschlechterten Wettbewerbsposition verbunden ist. EUR/USD =USD fällt! Verlust Gewinn EUR/USD =USD steigt! EUR/USD-Einstandskurs bzw. Kalkulationskurs EXPORT 2.3. Währungsrisiko für Importeure Importeure unterliegen dem Risiko steigender Wechselkurse, die bei Fakturierung in Fremdwährung zu höheren Ausgaben in Heimatwährung führen. Auch für Importeure kann die Fakturierung in Heimatwährung zu einer schlechteren Wettbewerbsposition führen, wenn potentielle Währungsgewinne bei fallenden Wechselkursen nicht weitergegeben werden können bzw. nicht zu Gewinnsteigerungen führen. EUR/USD =USD fällt! Gewinn Verlust EUR/USD =USD steigt! EUR/USD-Einstandskurs bzw. Kalkulationskurs IMPORT 2.4. Währungsrisiko für Investoren Neben den Akteuren im Außenhandel unterliegen natürlich auch die Investoren, die ihr Anlageportfolio über verschiedene Währungen streuen, Fremdwährungsrisiken. Die Währungsverluste können die Kurs- bzw. Zinschancen der Fremdwährungsanlagen überkompensieren. Je nach Positionierung besteht das Risiko in fallenden oder steigenden Wechselkursen. Long Position (Kunde hat FW gekauft): fallender Wert der FW (Bsp. steigender EUR/USD-Kurs) Short Position (Kunde hat FW verkauft): steigender Wert der FW (Bsp. fallender EUR/USD-Kurs) 2.5. Währungsrisiko für Inlandsproduzenten/anbieter Auch in EUR-fakturierende Inlandsproduzenten/-anbieter unterliegen einem Währungsrisiko. Dieses ist jedoch nur schwer zu quantifizieren und drückt sich in dem Risiko einer sich verändernden relativen Wettbewerbsposition gegenüber ausländischen Konkurrenten aus. EUR/USD 1,10 = $ 33.000.00 EUR/USD 1,00 = $ 30.000,00 EUR/USD 0,90 = $ 27.000,00 EUR 30.000,00 2.6. Kursbildung am Devisenmarkt Fundamentaldaten: • Wachstum BIP • Realzinsen • Inflation • Handelsbilanz • ... Rolle der Erwartungen: Neben den absoluten Zahlen spielt das Verhältnis von Faktum und Mehrheit der Markterwartungen, zumindest kurzfristig, eine bedeutende Rolle. So können beispielsweise schlechte HandelsTechnische Marktverfassung: bilanzzahlen in den USA zu einem Anstieg des • Unterstützungen/Widerstände USD führen, wenn die Markterwartungen noch unter den tatsächlichen Zahlen lagen. • „runde“ Zahlen • Marktpsychologie Kausalzusammenhang Realwirtschaft/ • Intermarket-Umfeld Finanzwirtschaft: • ... Neben der Wirkung realwirtschaftlicher Daten auf Wechselkurse läßt sich, zum Beispiel anhand der Politische Ereignisse: Asienkrise, auch ein Ursache-Wirkungszusam• Krisen, Kriege menhang Finanzwelt realer Sektor • Wahlen erkennen • ... 3. Instrumente des Devisenmanagements 3.1. Begriffsdefinition Devisenmanagement 3.2. Devisenkassageschäft 3.3. Devisentermingeschäft 3.4. Devisenswapgeschäft 3.5. Devisenoptionen 3.1. Begriffsdefinition Devisenmanagement Unter Devisenmanagement versteht man die bewußte Steuerung einer offenen, d. h. einem Währungsrisiko ausgesetzten Devisenposition. Maßnahmen: Kurssicherung • Einsatz geeigneter Finanzinstrumente für Micro oder Macro Hedges Matching/Netting • Zahlungsströme in Fremdwährung zusammenführen • Vermeiden unnötiger Transaktionskosten (Geld-Brief Spreads / Margen / Gebühren) • Einschränkung von Wechselkursrisiken auf verbleibende Spitzen Fakturierung in Heimatwährung / Preisgleitklauseln • muß in der Regel mit Preiszugeständnissen erkauft werden • kein Partizipieren an Wechselkursgewinnen • nachteilige Auswirkungen bei ungünstiger Kursentwicklung 3.2. Devisenkassageschäft Ein Devisenkassageschäft ist der vereinbarte Tausch zweier Währungsbeträge, der mit Valuta zwei Bankarbeitstage nach Abschlußtag zu erfüllen ist. Geschäfte, die abweichend von der zweitägigen Erfüllung abgeschlossen werden, können zwar technisch als Kassageschäft gebucht und abgewickelt werden, sind aber bezüglich der Kursfindung wie ein Termingeschäft zu sehen (gilt auch für Vor-Kassevaluten!). Kasse Euro/Dollar ist rund zu zehn. Von Dir 5 mit 10. EUR/USD 0,9000 / 0,9010 A B kauft von A 5 Mio. Euro gegen USD mit 0,9010 in der Kasse. Die Kenntnis der „big figure“ 0,90 wird vorausgesetzt. B 3.3. Devisentermingeschäft Ein Devisentermingeschäft ist der Tausch zweier Währungen zu einem sofort festgelegten Kurs mit einem in der Zukunft liegenden Erfüllungstermin. Der Terminkurs drückt (technisch) keine Kurserwartung aus, sondern errechnet sich aus Kassakurs und Zinsdifferenz zwischen den involvierten Währungen (Grundsatz der Arbitragefreiheit). Ein Termingeschäft läßt sich durch ein Devisenkassageschäft und 2 gegenläufige Geldmarkttransaktionen (Anlage der gekauften Währung und Aufnahme der verkauften Währung) substituieren. Der Terminkurs muß dem um die Zinsdifferenz bereinigten Kassakurs entsprechen. Diese Differenz zwischen Termin- und Kassakurs wird als Swap(satz) bezeichnet. Aufschlag (Report) Kassakurs +/- Swap Abschlag (Deport) Terminkurs 3.3. Devisentermingeschäft Swapstellen für die jeweiligen Währungspaare für 3 Monate Terminkurse EUR/USD 3M 1,1401-1,1412 EUR/GBP 3M 0,6936-0,6948 EUR/JPY 3M 127,15-127,33 EUR/CHF 3M 1,5930-1,5950 3.3. Devisentermingeschäft Berechnung eines Swapsatzes: Zins PW Swap KasseHW / PW Laufzeit Laufzeit Zins HW 100 Basis PW 100 Basis HW Laufzeit 1 Zins HW 100 Basis HW Handelswährung niedriger verzinst Handelswährung höher verzinst Aufschlag (Report) Abschlag (Deport) 3.3. Devisentermingeschäft Absicherungsprofil eines Devisentermingeschäftes am Beispiel eines FW-Kaufs (z.B. bei Import) Risiko abgesichert Terminkurs Unabhängig vom Kurs bei Fälligkeit hat sich der Kunde den Terminkurs gesichert, andererseits aber auch alle Chancen aufgegeben. Risiko ausgeschlossen 3.3. Devisentermingeschäft Devisentermingeschäft EUR/FW Export = FW-Zahlungseingang DTG EUR-Kauf/FW-Verkauf Partizipation ausgeschlossen DTG Abschlußtag Laufzeit Fälligkeit 3.3. Devisentermingeschäft Voraussetzung für den Abschluss von Devisentermingeschäften ist die Termingeschäftsfähigkeit des Kunden (kraft Kaufmannseigenschaft/ Information) Devisentermingeschäfte sind beidseitig verpflichtend, d.h. beide Kontrahenten müssen das Geschäft erfüllen. Dem daraus resultierenden Kreditrisiko muss die Bank Rechnung tragen! Das Devisentermingeschäft schafft eine sichere, verbindliche Kalkulationsbasis. Sofern keine vorteilhafte Kursentwicklung eintritt, bietet das Devisentermingeschäft das beste Ergebnis (bester Worst Case). Bei volatilen Märkten und/oder bestimmten Wettbewerbssituationen empfehlen sich allerdings Kurssicherungsmaßnahmen, die ein flexibles Reagieren auf Kursveränderungen erlauben (z.B. Devisenoptionen). Neben dem zunächst gewünschten Absicherungseffekt ergeben sich durch ein aktives Währungsmanagement hier zusätzliche Chancen. 3.4. Devisenswapgeschäft Ein Swapgeschäft ist der gleichzeitige Kauf und Verkauf einer Währung zu unterschiedlichen Terminen. Ein Devisenswap begründet somit keine Devisenposition, sondern tauscht lediglich Währungsbeträge für einen bestimmten Zeitraum aus. Die Zinsdifferenz in den beteiligten Währungen wird über die Swapstellen in den Kursen, die bei Abschluß festvereinbart werden, verrechnet. Beispiel: EUR/USD Kasse Swap 3 Monate EUR/USD Termin 3M Devisenswap: a) +EUR/-USD Kasse und -EUR/+USDTermin 3 Monate Kassakurs 0,8977 Terminkurs 0,8981 -EUR/+USD Kasse und +EUR/-USDTermin 3 Monate Kassakurs 0,8971 Terminkurs 0,8978 b) 0,8971-0,8977 4/7 0,8975-0,8984 Im Vergleich zu 2 einzelnen Geschäften spart der Kunde den Geld-BriefSpread und zahlt nur einmal die Marge. 3.4. Devisenswapgeschäft Der Einsatz von Devisenswapgeschäften erfolgt vornehmlich mit dem Ziel der Liquiditätssteuerung. So lassen sich offene Devisenpositionen (z.B. Ein-, Ausgänge oder fällige Devisentermingeschäfte) durch den Einsatz von Devisenswapgeschäften zeitlich beliebig verschieben, ohne Liquidität zu binden. Beispiel 1: Ein Kunde hat in t0 USD auf Termin 6 Monate verkauft, um einen Währungseingang abzusichern. Nach 6 Monaten stellt er fest, daß der Eingang erst in weiteren 3 Monaten (t9) erfolgen wird, er aber sein DTG erfüllen muß. Lösung: t6:-USD +USD +EUR aus DTG t9:-USD -EUR aus Devisenswap +USD Position geschlossen +EUR aus Devisenswap aus USD-Eingang Ergebnis +EUR (abgesichert) 3.4. Devisenswapgeschäft Beispiel 2:: Ein Kunde hat in t0 USD auf Termin 6 Monate verkauft, um einen Währungseingang abzusichern. Nach 3 Monaten stellt er fest, daß sein Partner bereits früher als erwartet gezahlt hat. Lösung: t3:+USD -USD aus Eingang +EUR aus Devisenswap Ergebnis +EUR (abgesichert) t6: +USD -EUR -USD +EUR aus Devisenswap aus DTG Position geschlossen Genauso lassen sich Fremdwährungsverbindlichkeiten absichern und in der Zukunft prolongieren bzw. vorziehen. Alternativ hierzu können Geldmarkttransaktionen vorgenommen werden, die jedoch im Unterschied zum Devisenswap Liquidität binden und/oder Kreditspielräume belasten. 3.5. Devisenoptionen Eine Option ist das Recht, ein bestimmte Menge eines definierten Gutes zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft bzw. während der gesamten Laufzeit zu einem bei Optionsabschluß feststehenden Kurs zu kaufen bzw. zu verkaufen. Eine Devisenoption ist somit das Recht, eine bestimmte Menge einer Handelswährung gegen eine Preiswährung zu einem bestimmten Zeitpunkt bzw. während der gesamten Laufzeit zu einem bei Optionsabschluß feststehenden Kurs zu kaufen bzw. zu verkaufen. Optionskäufer hat das Recht zum Kauf der Handelswährung Call-Option Put-Option (Kaufoption) (Verkaufsoption) Optionsverkäufer hat die Pflicht zum Verkauf der HW Optionsverkäufer hat die Pflicht zum Kauf der HW Optionskäufer hat das Recht zum Verkauf der Handelswährung 3.5. Devisenoptionen Stil der Option: European Style: Ausübung nur am Fälligkeitstag möglich American Style: Ausübung während der Laufzeit möglich Fälligkeit: Standardlaufzeiten oder individuelle Anpassung Ausübung erfolgt mit einer zweitägigen Deklarationsfrist Basispreis (Strike): Ausübungspreis, d.h. der Kurs, zu dem die Handelswährung bei Ausübung der Option gekauft bzw. verkauft werden kann. Prämie: Der Preis, den der Optionsverkäufer (Stillhalter) vom Optionskäufer erhält. Wird üblicherweise in Einheiten der Preiswährung zur Handelswährung ausgedrückt und ist per Kassevaluta fällig. Währungen: Alle gängigen Währungen bzw. Währungspaare, z.B. EUR/USD, EUR/JPY, USD/CHF, GBP/USD, etc. 3.5. Devisenoptionen Der Preis einer Option setzt sich aus 2 Komponenten zusammen. Diese sind der innere Wert und der Zeitwert. Strike = Marktpreis: Option ist am Geld („at the money“) Innerer Wert = 0 Prämie = Zeitwert Strike < Marktpreis (Call), Option ist im Geld („in the money“) Strike > Marktpreis (Put): Innerer Wert vorhanden Prämie = Zeitwert + innerer Wert Strike > Marktpreis (Call), Option ist aus dem Geld („out of the money“) Strike < Marktpreis (Put): Innerer Wert = 0 Prämie = Zeitwert Zeitwert umso geringer, je ungünstiger der Strike 3.5. Devisenoptionen -8 -7 -6 Out of the money Strike ist ungünstiger als der Marktpreis -5 -4 -3 Optionsprämie In the money Strike ist günstiger als der Marktpreis -2 -1 deep out of the money Innerer Wert at the money Zeitwert deep in the money 3.5. Devisenoptionen American Style: Vorteil aus einer Differenz zwischen Kassakurs und Strike der Devisenoption z.B. EUR/USD Call Strike: Kasse EUR/USD Innerer Wert des Calls: European Style: (übliche Ausstattung) 0,9000 0,9500 0,0500 Vorteil aus einer Differenz zwischen Terminkurs und Strike der Devisenoption z.B. EUR/USD Call Strike: Terminkurs EUR/USD Innerer Wert des Calls: 0,9000 0,9450 0,0450 3.5. Devisenoptionen Determinanten des Optionspreises Volatilität Maß für die Stärke von Kursschwankungen des Basiswertes Historische Volatilität = Preisschwankungsintensität aus Vergangenheitsdaten errechnet Implizite Volatilität = Markterwartung über die zukünftige Schwankungsintensität Optionsprämien steigen mit zunehmender impliziter Volatilität. Basispreis Je höher der Basispreis ist, um so teurer ist die Put-Option und um so billiger ist die Call-Option. Kassakurs Bei einem Call erhöht sich die Prämie mit steigendem Kassakurs, bei einem Put erhöht sie sich mit fallendem Kassakurs. 3.5. Devisenoptionen Zinsen Je höher der Zins der Prämienwährung ist, um so billiger ist die Option. Die Zinsdifferenz zwischen den beteiligten Währungen bestimmt den Terminkurs des Basiswertes und damit die Differenz zwischen Marktpreis und Basispreis der Option. Stil Amerikanische Optionen sind in der Regel teurer als europäische Optionen, da sie dem Käufer mehr Rechte verbriefen. Laufzeit Grundsätzlich erhöht sich der Preis einer Option mit längerer Laufzeit. 3.5. Devisenoptionen Profit & Loss-Profile (Horizontale: Kurs bei Fälligkeit, Vertikale: Profit & Loss): Long Call Short Call Prämie Prämie Strike Strike Long Put Short Put Strike Prämie Prämie Strike 3.5. Devisenoptionen Hieraus lassen sich folgende Schlußfolgerungen ziehen: Käufer einer Option: 1. Die Gewinnchancen sind praktisch unbegrenzt (theoretische Begrenzung bei Long Put - Kurs des Basiswertes kann nicht unter 0 fallen) 2. Das Risiko ist auf die gezahlte Optionsprämie beschränkt. Verkäufer einer Option (Stillhalter): 1. Die Gewinnchancen sind auf die erhaltene Optionsprämie beschränkt. 2. Das Risiko ist praktisch unbegrenzt (theoretische Begrenzung bei Short Put Kurs des Basiswertes kann nicht unter 0 fallen). 3.5. Devisenoptionen Worst Case-Berechnung für Optionskäufer am Beispiel EUR/USD: EUR/USD 0,8971-0,8977 Swap 6M 0,0005/0,0009 Termin 0,8976-0,8986 Option: EUR Call/USD Put mit Strike 0,8800 Prämie 0,0551-0,0561 European Style Absicherungsvolumen 1 Mio. USD =1.136.363,64 EUR (bei Strike 0,8800) Prämie = 0,0561 USD pro EUR = 63.750,00 USD = 71.062,31 EUR (0,8971) Ausübung der Option bei Fälligkeit zu 0,88: 1.136.363,64 EUR Bezahlte Optionsprämie (mindert EUR-Erlös): - 71.062,31 EUR Nettoerlös (Zinskosten Prämie vernachlässigt): 1.065.301,33 EUR Nettokurs (1.000.000,00 USD/1.065.301,33 EUR): 0,9387 EUR/USD Berechnung für EUR/USD Put analog. Prämie muß addiert werden, da EURAufwand erhöht wird. 3.5. Devisenoptionen Motive für den Einsatz von Devisenoptionen zur Kurssicherung: 1. Für den Kunden sind Zahlungsströme in der Zukunft nicht sicher. Er kann somit kein beidseitig verpflichtendes Devisentermingeschäft eingehen. 2. Der Kunde will sich „nur“ einen Worst Case sichern, aber weiterhin von für ihn positiven Kursentwicklungen profitieren. Er ist dabei bereit, ein im Vergleich mit einem Devisentermingeschäft schlechteres Absicherungsniveau zu akzeptieren. 3.5. Devisenoptionen Risikobegrenzte Auswahl der Kurssicherungsinstrumente Kurserwartung für die Fremdwährung ist steigend gleichbleibend oder gering schwankend fallend Strategie für Exporteur Kauf Put-Option Termingeschäft Termingeschäft Strategie für Importeur Termingeschäft Termingeschäft Kauf Call-Option 3.5. Devisenoptionen Devisenoptionen und aktives Währungsmanagement 1,00 • Positive Kursentwicklungen erkennen • Erreichte Kursziele festschreiben 0,95 Call DTG 0,90 0,85 0,80 Termingeschäft und ggf. Close Out/Verkauf der Option DTG 0,75 Abschlußtag Laufzeit Fälligkeit