Die Neueste Zeit I. Freiheit – Gleichheit Brüderlichkeit? Neueste Zeit 1. Die Französische Revolution 1.1 Ursachen  Kritik am Ançien Régime:  Bauern: Grundherrschaft – Leibeigenschaft  Forderung nach Neuverteilung des Bodens  Bourgeoisie = „aufgeklärt“  Steuerprivilegien für den 1. und 2. Stand (= ca. 300.000 „Privilegierte“ ca. 25 Mio. Vertreter des 3. Standes)  Hohe Staatsverschuldung  Einberufung der Generalstände (États Généraux)  GENERALSTÄNDE = Vertreter des 1. , 2. Standes + der (reichen) Bürger (zahlenmäßig den Vertretern des 1. + 2. Standes gleichgestellt (! seit 1614 nicht mehr einberufen!) Neueste Zeit 1. Die Französische Revolution 1.2 Forderungen  Abbé Emmanuel-Joseph de SYIÈS: „Was ist der Dritte Stand? - Alles. Was ist er bis jetzt in der politischen Ordnung gewesen? - Nichts. Was verlangt er? - Etwas zu sein“.  ? Abstimmung nach Köpfen oder Ständen?  3. Stand erklärt sich zur rechtmäßigen Vertretung der Nation („Ballhausschwur“  ?Militärgewalt des Königs Ludwig XVI.?)  Sturm auf die Bastille 1.3 Ergebnisse  August 1789: Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte: Artikel 1 - Die Menschen werden frei und gleich an Rechten geboren und bleiben es. Gesellschaftliche Unterschiede dürfen nur im allgemeinen Nutzen begründet sein.  Säkularisation = Beschlagnahmung aller Kirchengüter  Auflösung der Klöster + Orden  Gewerbefreiheit  Zunftzwang  1791: Verfassung: Konstitutionelle Monarchie + Gewaltenteilung Neueste Zeit 1. Die Französische Revolution 1.4 Schreckenherrschaft der Jakobiner (1792 – 94) (= radikale Republikaner) (= u. a. Robespierre, Danton, Marat)  1791: Flucht Ludwigs XVI.  Gefangennahme  Hinrichtung: 1793 (Vorwurf: Verrat / Zusammenarbeit m. Österreich + Preußen ...) Frankreich: Republik  Terrorherrschaft gegen Königstreue (Guillotine!):  14 000 Menschen „Die Revolution frisst ihre Kinder“ (Pierre Vergniaud, Girondist, auf dem Weg zum Schafott, 1793)  Ermordung Marats – Hinrichtung Dantons + Robespierres 1794: Regierung des (gemäßigten) DIREKTORIUMS ( = FünfMänner-Gremium):  Außenpolitisch: militärische Siege in den Niederlanden  Innenpolitisch aber erfolglos  Ruf nach dem „starken Mann“ Neueste Zeit 2. NAPOLEON: Retter Frankreichs? 2.1 Militärische Karriere  * 1769 in Ajaccio / Korsika  Ausbildung an diversen Militärschulen  1793: Erfolgreicher Kampf gegen die Engländer in Toulon  1794: Beförderung zum Brigadegeneral  1796/97: Italienfeldzug  1798: Ägyptenfeldzug (abgebrochen)  1799: Sturz des Direktoriums 2.2 Politische Karriere  Napoleon: Erster Konsul (in einem Triumvirat)  1801: Frieden von Lunéville (m. dem Deutschen Reich): Abtretung der linksrheinischen Gebiete an Frankreich  Wiederherstellung einer (rigorosen) Ordnung in Frankreich  Code Civil: mit Gleichheitsgrundsatz f. alle Bürger  Volksentscheid: Verfassungsänderung  erbliches Kaisertum  1804: Kaiserkrönung Neueste Zeit 2. NAPOLEON: Retter Frankreichs? 2.3 Europa unter Napoleons Führung?  Ziel: Zusammenschluss Europas gegen Seemacht Großbritannien ( „Prinzip vom europäischen Gleichgewicht!)   GB: Bündnis mit Österreich + Russland   1805 “Dreikaiserschlacht“ von Austerlitz: Sieg Napoleons aber: verlorene Seeschlacht gegen England (Kap Trafalgar)   Kontinentalsperre Napoleons über England  14 mit Napoleon verbündete deutsche Fürstentümer  Rheinbund (1806 = zugleich Ende des Deutschen Reiches)  1806: erfolgreicher Angriff Napoleons auf Preußen (gestärkt durch russische Truppen): Verlust der preußische Gebiete westlich der Elbe  „Königreich Westfalen“ (vom jüngsten Bruder Napoleons regiert)  1812: „grande armée“ (+ preußische + österreichische Truppen  Russland: Napoleon vernichtend geschlagen  1813: Preußen + Österreich + England + Russland: „Befreiungskrieg“ (Leipzig)  1814: Besetzung von Paris Verbannung Napoleons auf Elba Neueste Zeit 2. NAPOLEON: Retter Frankreichs?  2.4 Die letzten Jahre Europa zur Zeit Napoleons (1812) Microsoft ® Encarta ® Professional 2003. © 1993-2002 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten  Einsetzung des Bourbonenkönigs Ludwigs XVIII.  WIENER KONGRESS: 1814/15: Ziel: Neuordnung Europas  Rückkehr Napoleons aus Exil – Niederlage Napoleons gegen Allianz der Siegermächte am 18. Juni 1815 bei Waterloo  Verbannung auf Insel St. Helena  + 1821 NEUESTE ZEIT 3. DER WIENER KONGRESS  Zurück zur alten Ordnung?  Ziel des Kongresses (unter Führung v. Fürst Metternich) = Restauration (= Wiederherstellung der Ordnung vor 1792) + Gleichgewicht der europäischen Mächte, u.a.:  Neuordnung Europas nach dem Wiener Kongress von 1815 (Karte: Centennia, ein dynamischer Geschichtsatlas, Klett, CD-ROM 1996) Frankreich: Verlust aller von Napoleon eroberten Gebiete  !  Holland + ehemals habsburgischen Niederlande = Königreich der Niederlande  Deutscher Bund = 41 +/-souveräne Staaten DIE NEUESTE ZEIT 4. Die Industrielle Revolution 1. Fortschritt(e) um jeden Preis?   Noch bis ins 18 Jh.: Selbstversorgungswirtschaft In den Städten: kaum Entfaltung des Handwerks durch Zunftzwang  ! Veränderung durch die merkantilistische Wirtschaftspolitik der absolutistischen Herrscher  Kapitalismus (Manufakturen  Fabriken / Lohnarbeit) Ausgangspunkt: England  Kohlevorkommen  Kolonien  Bevölkerungsanstieg  Privatisierung der Landwirtschaft  verbesserte Anbautechniken  Steigerung der Nahrungsmittelproduktion (Verarmte Bauern = Arbeiter in den Städten)  Gewerbefreiheit  Gute Ausbildung der Handwerker  Religiöse Einstellung der Kalvinisten  Adam SMITH: „Wirtschaftsliberalismus“ DIE NEUESTE ZEIT 4. Die Industrielle Revolution ERFINDUNGEN + WEITERENTWICKLUNGEN  Dampfmaschine: James Watt (um 1760-80): Sie kann nun auch Räder drehen  „Weberschiffchen“ (1733 John Kay) + „Spinning Jenny“ (1767 Hargreave)  Anpassung der Transportwege an neue Entwicklungen: Ausbau der Kanalnetze + Straßen  Erste Eisenbahnstrecke (Liverpool-Manchester 1830).  Belgien: rascher industrieller Aufschwung im 19. Jh. (Kohle!)  Dampfschifffahrt (1807: Hudson/USA – 1825: Rhein)  Hohe Investitionen erforderten viel Kapital:  Entwicklung der Aktiegesellschaften Weitere Erfindungen: Justus Liebig: künstliche Düngung Louis Pasteur + Robert Koch: Bakterien als Krankheitserreger Erforschung der Elektrizität, Erfindung von Telegraph, Telefon + Glühlampe Nikolaus August Otto: Verbrennungsmotor DIE NEUESTE ZEIT 4. Die Industrielle Revolution 2. Soziales Elend …  Wirtschaftlicher Fortschritt nicht mit sozialem Fortschritt verbunden! (Vgl.: F. ENGELS über die Lage der arbeitenden Bevölkerung in England, 1844) Gründe:  Verdopplung der Bevölkerung (19. Jh. in Europa)  Industrialisierung förderte Landflucht  Städte dem rasanten Bevölkerungsanstieg nicht gewachsen  Katastrophale Arbeits- und Wohnbedingungen  Armut  Frauen- und Kinderarbeit … und die Lösungsansätze?  Staat: zunächst passiv – Prinzip: „Laissez-faire“ (im Sinne des Wirtschaftsliberalismus)  Erste Maßnahmen: England:  1833: Begrenzung der Arbeitszeit f. Kinder auf 8 St.  1847: Zehnstundengesetz f. Frauen + Jugendliche  Belgien:  1844: Gesetzliche Krankenversicherung Deutschland:  1883-89: Unfall-, Kranken-, Alters+ Invalidenversicherung DIE NEUESTE ZEIT 4. Die Industrielle Revolution Weitere Maßnahmen:  Unternehmer selbst: Arbeiterwohnungen, Unterricht f. Kinder, Konsumgenossenschaften, Kranken-/ Altersfürsorge… (u. a.: Robert Owen / England , Alfred Krupp / Deutschland …)  Arbeiter: Gründung von Gewerkschaften (seit 1824 in England) Karl MARX + Friedrich ENGELS: „Das Proletariat wird seine politische Herrschaft dazu nutzen, der Bourgeoisie nach und nach alles Kapital zu entreißen, alle Produktionsinstrumente in den Händen des Staats, d. h. des als herrschende Klasse organisierten Proletariats, zu zentralisieren und die Masse der Produktionskräfte möglichst rasch zu vermehren“ (Marx K, Engels, F.: Manifest der Kommunistischen Partei) DIE NEUESTE ZEIT 5. EUROPA NACH DEM WIENER KONGRESS 1. Restauration contra Revolution? In Europa (nach Napoleon): Zunehmende Strömungen des Nationalismus (im Sinne des Bewusstseins einer gemeinsamen geschichtlichen Tradition):  Griechenlands Loslösung von der Türkei (1821)  Königreich Italien (1861) (Garibaldi …)  Im Deutschen Bund: Politik (Metternichs) der Restauration gegen Freiheitsbewegungen (u. a. der Studenten)  In Frankreich: Nach Napoleon: Ludwig XVIII. (Bourbone): Verfassung: Legislative mit 2 Kammern + Zensuswahlrecht (Begünstigung des Grund besitzenden Adels  Interessen des Bürgertums!), aber auch : Einschränkung der Pressefreiheit. Ebenso: sein Bruder Karl X.  1830: Revolution  Bourbonen durch den „Bürgerkönig“ Philippe von Orléans ersetzt (1848 aber gestürzt!) DIE NEUESTE ZEIT 5. EUROPA NACH DEM WIENER KONGRESS  BELGIEN: – Aufgrund der religiösen Unterschiede und der Ungleichbehandlung der „Belgier“ durch den niederländischen König, Wilhelm von Oranien: – 1830: REVOLUTION + Unabhängigkeitserklärung 1831: Verfassung = liberal  konstitutionelle Monarchie – Leopold I. von Sachsen – Coburg-Saalfeld: 1. König der Belgier – 1831 / 1839 (Londoner Konferenz): Anerkennung der Unabhängigkeit durch die Großmächte - Im 19. Jh. Belgien einer der führenden Industriestaaten Europas (Industrialisierung v. a. im wallonischen Süden!) – Flandern: noch sehr landwirtschaftlich strukturiert  wirtschaftliches Süd-NordGefälle!  Dominanz der französischsprachigen Kultur!  Flämische Bewegung (seit 1840) mit Forderung nach politischer + kultureller Gleichstellung DIE NEUESTE ZEIT 5. EUROPA NACH DEM WIENER KONGRESS 1848: Revolution mit europäischen Dimensionen?  Frankreich: Februar 1848: Ausrufung der 2. Republik – Angst des Bürgertums vor sozialreformerischen / sozialistischen „Experimenten“ (Bsp.: „Nationalwerkstätten) und dem „Vierten Stand“ (Arbeiter)  Louis Napoleon (Neffe Napoleons) = Präsident, 1852 jedoch (durch Plebiszit) erblicher Kaiser (Napoleon III.)  Deutschland: Kampf des (liberalen) Bürgertums um nationale Einheit König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen (nach einem Volksaufstand): „Preußen geht fortan in Deutschland auf“ 1848: Deutsche Nationalversammlung in Frankfurt: ? einheitlicher „kleindeutscher“ Bundesstaat ( = ohne Österreich)?: letzten Endes erfolglos!  Österreich: Nach Sturz Metternichs: eigene Verfassung DIE NEUESTE ZEIT 6. Bismarck: Begründer der deutschen Einheit Bismarck, Otto von: - - - - - Vertreter Preußens im Frankfurter Bundestag / Gesandter Preußens in Russland 1862: von König Wilhelm I. zum Ministerpräsident ernannt 1866 (nach dem gewonnen Krieg gegen Österreich): Stärkung der Vormachtstellung Preußens in Europa 1870/71: Nach dem gewonnen Krieg gegen Frankreich: Gründung des (2.) Deutschen Reiches (in Versailles!): Bismarck: Deutscher Reichskanzler Wilhelm I. : Deutscher Kaiser  Nach den Kriegen: Absicherung Deutschlands durch eine geschickte Bündnispolitik:  Dreikaiserabkommen mit Österreich + Russland  Zweibund mit Österreich erweitert zum Dreibund mit Italien  Rückversicherungsvertrag mit Russland  Innenpolitisch: Gegner der Sozialdemokraten, aber: Fortschrittliche Sozialgesetzgebung für die Arbeiter 1890: Entlassung durch Kaiser Wilhelm II. DIE NEUESTE ZEIT 7. Das Zeitalter des Imperialismus The Scamble of Africa … Nach 1870: verstärktes Interesse der europäischen Mächte an Kolonien  ENGLAND: „Vom Kap nach Kairo“ östliche Küstengebiete Afrikas  FRANKREICH: „Von Dakar nach Djibouti“  West-Ost-Ausdehnung  1898: Faschoda-Krise: England  Frankreich  Einlenken Frankreichs “ Entente cordiale“  Weitere Konfliktherde: Kongobecken (Italien, Frankreich, Belgien): Lösung des Konflikts: Kongo-Konferenz v. Berlin 1884/85 Imperialismus: Streben nach politischer, wirtschaftlicher und/oder gesellschaftlich-kultureller Macht über die Grenzen des eigenen Staates hinaus durch Angliederung, Unterwerfung, Eroberung oder wirtschaftliche Bevormundung DIE NEUESTE ZEIT 7. Das Zeitalter des Imperialismus Menschen als billige Ware: Sklaven  Ab 17. Jh.: Massenhafte Versklavung von Menschen aus Westafrika  Ziel: Billige Arbeitskräfte auf den Baumwoll- und Zuckerrohrplantagen Amerikas   „Dreieckshandel“  1. Sklaven nach Amerika  2. Rohprodukte (Zucker, Tabak, Kakao, Kaffe, Indigo, v. a. aber Baumwolle) nach Europa  3. Gewinnbringender Export von in Europa hergestellten Gebrauchsgütern + Waffen nach Afrika