Repetitorium im öffentlichen Recht Demokratie Eigenheiten der Demokratie • Staatsform: « Die Demokratie ist die schlechteste Staatsform, ausgenommen alle anderen » (Winston Churchill) • Volkssouveränität: « Regierung des Volkes durch das Volk für das Volk » (Abraham Lincoln) • Sicherung durch Rückkoppelung: « Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus, aber wo geht sie hin? » (Bertolt Brecht) • Mehrheitsprinzip und Minderheitenschutz bzw. Pluralismus und offene Zivilgesellschaft: « In Demokratien herrscht Gegenverkehr » (Alberto Moravia) Historischer Ursprung • • • • Antikes Athen Genossenschaftswesen Aufklärung Amerikanische Unabhängigkeit und französische Revolution • Grundlage: – Gleichheit und Freiheit aller Menschen – Menschenwürdige Herrschaftsordnung Demokratieformen • Nach der Art der Volksbeteiligung: – Repräsentative Demokratie – Direkte Demokratie – Halbdirekte Demokratie • Nach der Art der Staatsorganisation: – Parlamentarische Demokratie – Präsidiale Demokratie – Mischformen • Nach dem Kräfteverhältnis zwischen Mehrheit und Minderheit (Regierung und Opposition): – Konkurrenzdemokratie – Konkordanzdemokratie – « Koalitionsdemokratie » Verankerung des Demokratieprinzips • • • • Präambel Art. 51 Kantone Art. 54 Aussenbeziehungen Verschiedene organisatorische und materiellrechtliche Anordnungen Die schweizerische Demokratie • Bund: – Halbdirekt – Parlamentarisch – Konkordanz • Kantone: – – – – Halbdirekt Parlamentarisch und exekutiv Konkordanz Besonderheiten: • Neue Tendenz zu präsidialen Formen (BS, VD) • Landsgemeinden (GL, AI) • Gemeindeversammlungen Politische Rechte • Rechtsnatur: – Grundrecht (insbes. freie Willensbildung, Wahlrechtsgleichheit und unverfälschte Stimmabgabe) – Bürgerrecht (mit Einschränkung) • Arten: – – – – – – Wahlrecht (aktiv und passiv) Stimmrecht Initiativrecht Referendumsrecht (Abberufungsrecht) (Plebiszit) • Weitere Rechte politischen Gehalts: – – – – Meinungsfreiheit Versammlungsfreiheit Vereinigungsfreiheit (Parteien und Interessenverbände) Petitionsrecht Voraussetzungen der Volksrechte • Bund: – Schweizer Bürgerrecht – 18 Jahre – Kein Ausschluss vom Stimmrecht • Kantone: – Meist analog – Politisches Domizil mit Karenzfrist von max. 3 Monaten – Ausnahmen: • Ausländer-Stimm- und Wahlrecht (kantonal JU [ohne passives Wahlrecht]; kommunal z.B. VD, GE, FR, NE, JU, AR [fakultativ]) • 16 Jahre (verschiedentlich diskutiert) Wahlrecht Bund Nationalrat: – – – – – – Volksvertretung Direktwahl Kantone als Wahlkreise Sitzverteilung nach Bevölkerung Keine Sperrklausel Proporz: • Parteien bzw. Listen – Verhältnismehr nach Methode Hagenbach-Bischoff – Einzelstimmenkonkurrenz auf einer Liste • Majorz für Kantone mit nur einem Sitz Wahlrecht Bund Ständerat – « Kantonsvertretung » – Jeder Kanton 2 (« Halbkantone » 1) – Wahlsystem kantonal • Meist Majorz (JU und NE Proporz) • Meist gleichzeitig wie Nationalrat (Ausnahmen AI, ZG) Wahlrecht Kantone • Parlament: – – – – Meist analog wie Nationalrat Weit verbreitet Proporzwahl Wahlrechtsgleichheit massgebend Neue Methode: « doppelter Pukelsheim » (wahlkreisüberschreitender Listenausgleich, doppelt proportionale Methode; z.B. ZH) • Exekutive: – Regelmässig Majorzwahl Initiativrecht Bund • Volksinitiative (« Anstossrecht ») – Auf Totalrevision der BV – Auf Partialrevision der BV • Formuliert • Allgemeine Anregung • Schranken: – Einheit der Form – Einheit der Materie – Einhaltung von zwingendem Völkerrecht – Muss ergriffen werden; 100’000 Unterschriften innert 18 Monaten • nur Verfassungsinitiative Initiativrecht Kantone • Weitgehend analog zu Bund • Weitere Objekte: Insbesondere Gesetzesinitiative • Schranken: – Einheit der Form – Einheit der Materie – Vereinbarkeit mit höherrangigem Recht (insbes. inkl. Bundesrecht) Referendumsrecht Bund • Sachentscheidungsrecht – « Vetorecht » gegen Parlamentsakte – Vorwirkung durch « repräsentative Umbildung » • Obligatorisches Referendum: – Zwingende Abstimmung • Bei Volk und Ständen insbes. BV-Revisionen, Beitritt zu Organisationen für kollektive Sicherheit und supranationale Gemeinschaften (Volks- und Ständemehr nötig) • Bei Volk: Vorentscheide im Zusammenhang mit Initiativrecht (nur Volksmehr nötig) • Fakultatives Referendum: – Zweistufig: • • Muss ergriffen werden; 50’000 Unterschriften innert 100 Tagen Erst dann Abstimmung – Objekt: • • insbesondere Bundesgesetze und bestimmte Staatsverträge Weiteres, wenn in BV oder Gesetz so vorgesehen; z.B. Rahmenbewilligung für KKW (Verwaltungsreferendum) – Nur Volksmehr nötig Referendumsrecht Kantone • In der Regel obligatorisches Referendum für Verfassungsänderungen, fakultatives für Gesetzesrevisionen • Zusätzliche Formen: – Insbes. konstruktives Referendum (mit Gegenvorschlag; z.B. BE) • Zusätzliche Objekte: – Finanzreferendum • Problem: gebundene und neue Ausgaben • Problem: Aufspaltung der Ausgaben – Verwaltungsreferendum