7. 3. Westeuropa: Die christdemokratische Ära (1948

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Gastprofessor Dr. Árpád v. Klimó
Katholische Kirche und Katholiken:
Österreich
im europäischen Kontext
(19. und 20. Jahrhundert)
Katholiken: Österreich im europäischen Kontext
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Rückblick: 30 : Mai
7. Kapitel: Katholiken im Kalten Krieg (1945-63)
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(Teil 1)
Katholizismus – Kommunismus vor 1945
 1945: Kirche in der Zusammenbruchgesellschaft
 „Siegerin in Trümmern“?
 Praktische und moralische Schlüsselstellung
 Konflikt
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Heute: 6. Juni
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7. Kapitel: Katholiken im Kalten Krieg (1945-63)
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(Teil 2)
Katholiken: Österreich im europäischen Kontext
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7. Kapitel: Katholiken im Kalten Krieg (1945-63)
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7. 3. Westeuropa: Die christdemokratische Ära (1948ca. 1965)
7. 4. Ostmitteleuropa: Der stalinistische Angriff auf
Kirche und Katholiken (1945-53)
7. 5. Katholische Kirche und Katholiken in
Österreich: Kalter Krieg und Neutralität
Katholiken: Österreich im europäischen Kontext
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7. Kapitel: Katholiken im Kalten Krieg (1945-63)
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7. 3. Westeuropa: Die christdemokratische Ära (1948ca. 1965)
Hintergrund:
 Kalter
Krieg: geprägt durch weltweiten politischen und
ideologischen Dualismus USA - UdSSR
 Katholizismus/Vatikan: wichtige Rolle als Produzent
von Ideologemen („christliches Abendland“ versus
“atheistischer Bolschewismus” / häufig: Hinweis auf
Türkenkriege)
 Zugleich: Papst Pius XII. betont Eigenständigkeit:
sowohl gegen „ideologischen Materialismus“ des
Ostens wie gegen „praktischen Materialismus“ des
Westens (z. B.: Brief an den Dt. Katholikentag in
Passau, 16. August 1950)
Katholiken: Österreich im europäischen Kontext
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7. Kapitel: Katholiken im Kalten Krieg (1945-63)
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7. 3. Westeuropa: Die christdemokratische Ära (1948-ca. 1965)

Begriff „christdemokratische Ära“

Nur bis 1947/48:
Regierungen der „Nationalen Einheit“ unter Einschluss von
Konservativen/CD, Liberalen sowie Sozialisten und
Kommunisten in fast allen europäischen Ländern

Dann: kommunistische Diktaturen in Ost-, bürgerliche
Koalitionen/Alleinregierungen in Westeuropa

Schlüsselrolle der Christdemokratie auf dem Kontinent
Katholiken: Österreich im europäischen Kontext
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7. Kapitel: Katholiken im Kalten Krieg (1945-63)
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7. 3. Westeuropa: Die christdemokratische Ära (1948-ca. 1965)

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Beispiel: Joseph Bech (1887-1975), Premier/AM v. Luxemburg
1926-37, Exil in London 1940-44, AM 1944-59, 1949 Europarat,
1954 NATO, 1959 EWG
Bech 1945: "Deutschland muß aus seiner tragischen und
unmenschlichen Isolation befreit und bei der gesamten
europäischen Zusammenarbeit miteinbezogen werden."
Katholiken: Österreich im europäischen Kontext
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7. Kapitel: Katholiken im Kalten Krieg (1945-63)
7. 3. Westeuropa: Die christdemokratische Ära (1948-ca. 1965)
 Grundzüge christdemokratischer Politik 1945-1965
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(West)Europäische Integration unter Einschluss
Deutschlands
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Westbindung (USA, NATO) / Antikommunismus
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Soziale Marktwirtschaft statt Klassenkampf
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Demokratie – nicht mehr: Konfessionspolitik / Distanz zu
Kirche/Distanz der Kirche
Konservative Ideale (Begriffe “Heimat”/”Nation”,
“Tradition”, “Familie”) - modernisierende Politik
Katholiken: Österreich im europäischen Kontext
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7. 3. Westeuropa: Die christdemokratische Ära (1948-ca. 1965)
 Sozial-kulturelle Kennzeichen der Christdemokratie in
Europa:
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Trotz überkonfessioneller Selbstdefinition überwiegend
katholisch
 und:
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ehemals nationalsozialistische, faschistische
Wähler integriert (bes.: Italien, Ungarn, Ö,
Deutschland)
Praktizierende Katholiken wählen christdemokratisch:
 75
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% in Frankreich, in NL/Belgien sogar 90 %
Konservative Parteien jetzt Christdemokratisch:
 z.
B. 1912 gegr. Schweizerische Konservative
Volkspartei wird Konservativ-Christlichsoziale
Volkspartei (1957) und schließlich
Christlichdemokratische Volkspartei (1970)
Katholiken: Österreich im europäischen Kontext
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7. 3. Westeuropa: Die christdemokratische Ära (1948-ca. 1965)
 Sozial-kulturelle Kennzeichen der Christdemokratie in Europa

Ende Ultramontanismus, Westbindung, Orientierung USA

Vor allem: Europäisierung

ABER: EU kein rein christdemokratisches Projekt

Anfang aber eher katholisch: Adenauer, Bidault, De Gasperi,
Schuman, Spaak, Bech

Christdemokraten früher zu „Versöhnung“ mit ehemaligen
Kriegsgegnern bereit – Lehren aus der Zwischenkriegszeit

Druck durch USA: Finanzhilfen (ERP) nur bei europäischer
Zusammenarbeit
Katholiken: Österreich im europäischen Kontext
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7. 3. Westeuropa: Die christdemokratische Ära (1948-ca. 1965)
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Anfänge der europäischen Bewegung:

Vermittlung zwischen frz. u. dt. Politikern über Schweiz
(Joseph Wirth/Zentrum dort im Exil), Lux., Belgien

Genfer Kreis / „Nouvelles Equipes Internationales“

Auch ÖVP seit 1947/48 zahlreich vertreten, ideologisch
eindeutig („Abendland“, Europa), aber politisch
zurückhaltend (Neutralität, Priorität für Staatsvertrag)

Geschichtswissenschaft: neue Bewertung der „Restauration“
unter Adenauer / auch modernisierende Entwicklungen
Katholiken: Österreich im europäischen Kontext
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7. 3. Westeuropa: Die christdemokratische Ära (1948-ca. 1965)
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Negative Aspekte:

Modernisierung wider Willen, gegen eigene Überzeugungen

Moralisches Problem der „Zweiten Schuld“ (Ralph Giordano):
Integration nicht nur von „Mitläufern“ des NS, sondern
Funktionseliten in großem Maßstab (Universitäten, Medizin,
Verwaltung, Gerichte)

Familienpolitik eher an Idealen als an Realität ausgerichtet
Katholiken: Österreich im europäischen Kontext
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7. 3. Westeuropa: Die christdemokratische Ära (1948-ca. 1965)
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Niedergang ab 1960er Jahre
 Ende
der Aufbauzeit mit ihrer Sehnsucht nach Privatheit,
Ruhe und Ordnung – mehr öffentlich ausgetragene Konflikte
 Radikal
verändertes geistiges Klima (Aufbruch), erste
Nachkriegsgeneration (schon seit Anfang der 1960er:
Kennedy, Johannes XXIII.)
 „mehr
Demokratie“ - gegen: rein institutionelle, teilweise
autoritäre Auffassung von Demokratie, Repräsentation statt
Partizipation
und Individualisierung – Ablehnung von
unreflektierten „Traditionen“ - Generationenkonflikt/
Kommunikationsprobleme
 Wohlstandsgesellschaft
Katholiken: Österreich im europäischen Kontext
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7. 4. Ostmitteleuropa: Der stalinistische Angriff auf Kirche
und Katholiken (1945-53)

Unmittelbare Nachkriegszeit bis 1948:
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sowjetische Besatzungsmacht unterstützt
kommunistische Politik in Ungarn, Polen,
Tschechoslowakei, Sowjetische Besatzungszone
Deutschlands (SBZ)
Wahlen 1945: starke katholische Parteien/
Christdemokratie/bürgerliche Sammlungsparteien
(Kleinlandwirte in Ungarn, CDU in SBZ, Slowakei,
Volkspartei in Polen) – nur in Böhmen: KP stark
Kontrolle der „Machtorgane“: Armee, Polizei
Zunehmende Einschränkung der Opposition (Polen:
Bürgerkrieg gegen „Heimatarmee“)
Katholiken: Österreich im europäischen Kontext
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7. 4. Ostmitteleuropa: Der stalinistische Angriff auf Kirche
und Katholiken (1945-53)
Verhältnis zu katholischer Kirche/Katholizismus:

Zunehmende Konflikte
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„Bodenreformen“ in Ungarn, Kroatien und SBZ 1945 –
Enteignung des Kirchenbesitzes)
Organisierter Katholizismus nach und nach bis 1948
zerschlagen: Parteien, Gewerkschaften, Vereine und
Verbände, katholische Verlage und Presse marginalisiert
schließlich: Krankenhäuser, Caritas, katholische Schulen
verstaatlicht (wenige Ausnahmen) und Religionsunterricht
weitgehend “privatisiert” und marginalisiert, katholische
Orden aufgelöst
Katholiken: Österreich im europäischen Kontext
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Schauprozesse gegen
Kirchenführer (1948-1952)
Foto: Kardinal Joseph Mindszenty vor
dem Budapester Volksgerichtshof,
Quelle: www.rev.hu, (Fotosammlung
des Magyar Nemzeti Múzeum) Inv.
MNM Ltsz 82.99.
3. Februar 1949, Pressefoto
Anklage: Verschwörung gegen die
Republik Ungarn, Spionage,
Devisenvergehen, Wiedererrichtung
der Habsburgermonarchie
Urteil: Lebenslängliche Haft
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