Korruption - an der Universität Duisburg

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RECHT,
RECHTSVERSTÄNDNIS,
RECHTSKULTUR
GLIEDERUNG DES THEMAS





Traditionsgebundenheit von Recht
Rechtsprinzipien
Recht in der Gegenwart
Menschenrechte
Zusammenfassung
ENTWICKELT SICH CHINA
ZUM RECHTSSTAAT?
Traditionelles
Rechtsverständnis
Vorrang von Moral- vor Rechtsnormen
Recht als Mittel, die menschlichen
Beziehungen zu ordnen, d.h. nicht in
erster Linie Norm
• Strafe plus Erziehung (Selbstläuterung)
• Zentral: nicht Ahndung von Straftaten,
sondern Wiedereinbindung des
Individuums in die Gemeinschaft
• Schaffung innerer Kontrolle wichtig
(Gesinnungsprophylaxe)
• Rechtsprechung sollte Frieden
wiederherstellen
• Recht Einzelner spielte keine Rolle
• Ablehnung von Gewaltenteilung
•
•
Traditionelles Rechtsverständnis



China: Schaffung innerer Kontrolle,
Sozialisation „vor der Tat“
Europa: Recht + äußere Kontrolle,
Bestrafung nach der Tat
Umerziehung wichtiger als Strafe
Rechtsprinzipien
•
•
•
Das freiwillige Sichstellen und Bekennen
einer Verfehlung;
Selbstprüfung oder Selbstkritik;
Erziehung vor Bestrafung;
Schaffung einer inneren Kontrolle
Handlungen resultieren aus dem Denken:
Daher Umerziehung vor Strafen
Recht in der politischen Kultur
Chinas





primär Strafrecht
kein Zivil- und Prozessrecht
Rechtspflege = Verhängung von
Strafen
Zuständigkeit: Europa =
Justizministerium;
China = Strafministerium
keine Gleichheit vor dem Gesetz
> 7 Einwände der Strafmilderung
•
Verwandtschaft (d.h. Mitglieder der kaiserl.
Familie)
•
Bekanntschaft (d.h. Angehörige der
herrschenden Elite)
•
Pflichtbewusstsein (d.h. unbestechliche Beamte)
•
Befähigung (d.h. wichtige Gelehrte und
Spezialisten)
•
Verdienst (d.h. diejenigen, die große Taten
vollbracht haben)
•
Nobilität (d.h. hohe Beamte)
•
Gast (d.h. Ausländer)
Strafrecht:
•
•
•
•
•
Sollte Verstöße gegen die herrschenden
Moralnormen sanktionieren;
blieb von daher Moralnormen untergeordnet;
Kodifikation von Strafgesetzen galt als
Anzeichen der Dekadenz von Moral und
Gesellschaft;
Strafen galten als unnötig solange Moralnormen beachtet wurden;
Strafen sollten weniger Normverstöße
ahnden, sondern waren begleitendes
Erziehungsinstrument zur Einhaltung der
Normen.
„Die Herrscher des Altertums regelten die Dinge
indem sie die Umstände jedes Falles erwogen, nicht
durch ein Strafrecht... Eines Herrschers von hoher
Tugend bedarf es und durchblickender Beamter,
aufrichtiger und mitfühlender Lehrer und Leiter, dann
lässt das Volk sich gebrauchen, statt unheilvolles
Chaos hervorzubringen. Kennt es aber das Recht, so
achtet es seine Oberen nicht, ist streitlüstern, sucht in
den Schriften und hofft, mit Glück durchzukommen.“
(536 v. Chr.)
4 Punkte zeigen Traditionsgebundenheit
des Rechts
1. Der bevorzugte Einsatz informeller
Mittel zur Beilegung von Auseinandersetzungen bzw. zur Bestrafung geringer Gesetzesverstöße;
2. Mangelnde Funktionstrennung
zwischen Recht und Bürokratie;
3. Wunsch nach Vermeidung der Inanspruchnahme des Rechtssystems;
4. Unterordnung des Rechts unter eine
dominante Staatsphilosophie.
Kaiser Kang Xi Anfang des 18.
Jhdts.
„Gute Bürger, die in Konflikt miteinander
geraten,
werden
dies
wie
Brüder
untereinander regeln, indem sie einen
alten,
erfahrenen
Mann
oder
den
Gemeindevorsteher um Schlichtung bitten.
Diejenigen allerdings, die Unannehmlichkeiten
bereiten,
starrsinnig
und
streitsüchtig sind, sollen sich in den
Gerichtshöfen zugrunde richten. Das ist
die Gerechtigkeit, die ihrem Verhalten
angemessen ist.“
Recht in der Gegenwart





Erst Anfang des 20. Jhdts. „moderne“ Gesetze
Verfassungen: 1913, 1928, 1931,
1947, 1954, 1975, 1982
30er JAHRE: BGB
1949: Aufhebung aller Gesetze,
aber Ehe-, Wirtschafts-,
Arbeitsgesetze
konterrevolutionäres Verhalten als
Straftat
Reformprozess




riesige Zahl neuer Gesetze
Wer ist gesetzgebende Gewalt?
Wer ist zuständig für Verfassungsfragen?
Probleme?
Recht im Reformprozess




Differenzierung des Rechtssystems
Differenzierung der Gerichtsbarkeit
Zulassung von Rechtsanwälten
größere Kompetenz des Gesetzgebungsorgans durch Fragmentierung
der Macht
5 Übergänge kennzeichnend:
•
•
•
•
•
Der Übergang von Gewohnheitsnormen zu
Gesetzesnormen;
der von traditionellen Pflichten zu einem
Katalog von Rechten und Pflichten;
der von Prozessvermeidung zu
Prozessakzeptanz;
der von Disziplinierung zu staatlicher
Zielerreichung und Individualrechtsschutz und
der von der „Instrumentalität“ (im Sinne von
„Klasseninteressen“) zu „Politikbildung“ und
von der „Objektstellung der Massen zu Formen
der Partizipation“.
Probleme



fehlende Unabhängigkeit des Rechts
Staatliches („modernes“) Recht
versus partikularistisches
Gewohnheitsrecht
zentral: state building:
Durchsetzung staatlicher Gesetze
und eines Rechtsdenkens
FUNKTION VON RECHT
Bemühen des Staates, Gesellschaft
über rechtliche Instrumentarien zu
lenken (Recht nicht im Sinne von
Gerechtigkeit, sondern von
Kontrollierbarkeit)


“Mit Hilfe des Rechts das Land
verwalten”
Unterschied zum Rechtsstaat?
7 Thesen zu Menschenrechten
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
Keine Kultur negiert grundlegende Menschenrechte.
Individuelle und kollektive Menschenrechte ergänzen sich.
Das Recht auf Achtung des Lebens bzw. körperliche
Unversehrtheit ist leicht zu realisieren; die Realisierung des
Rechts auf Sicherung des Existenzminimums bedarf jedoch
materieller Voraussetzungen.
Menschenrechte sind nicht naturgegeben, sie begannen sich
erst unter bestimmten Bedingungen durchzusetzen.
Doppelstandards des Westens erschweren eine glaubwürdige
Menschenrechtspolitik.
Bislang gab es in China keine Volksbewegung für Demokratie
und Menschenrechte, die direkten Druck auf die politische
Führung hätte ausüben können. Der Grund dafür liegt nicht
zuletzt in der Verbesserung der Lebensbedíngungen und dem
größeren Maß an Freiheit im Zuge der Reformpolitik.
Letztlich entscheidet nicht äußerer, sondern innerer Druck, in
welchem Tempo sich eine Demokratisierung und die
Einhaltung der Menschenrechte realisieren lassen.
Menschenrechte und Verfassung
Was bedeutet die Aufnahme des
Passus‘:
„Der Staat respektiert und schützt die
Menschenrechte“
in die Verfassung?
Korruption und Regimelegitimität
in China
Korruption und China
Corruption Perceptions Index 2006
China: Platz 70 unter 133 erfassten
Staaten
 Index: 3,3 (10 = korruptionsfrei, 0 =
absolut korrupt)
 Ägypten, Ghana, Indien, Mexiko, Peru,
Senegal
[BRD, Platz 16 = 8,0]

Was ist Korruption?



sozialwissenschaftliche
Kategorie
bezieht sich auf Ursachen,
soziales Umfeld und Folgen
von Amtsdelikten
Begriff variiert je nach Kultur,
historischem Zeitpunkt und
politischem System
Kernursachen
Ausgangspunkt für
Korruptionsmöglichkeiten:
Fehlende Trennung private/öffentliche
Angelegenheiten
 schlechte Entlohnung Funktionsträger
 fehlende demokratische Kontrolle über
Bürokratie
 Diskriminierung gesellschaftlicher
Gruppen

Ursachen: Sozialer Wandel
Unklarheit über Werte, neue Werte
geraten mit traditionalen in Konflikt.
 Neue Schichten erreichen politischen
Einfluss nur über Korruption.
 Ausweitung staatlicher Aktivitäten
führt zu staatlicher Monopolisierung.
Diese nur zu brechen über Korruption.
 Korruption als Mittel der Beteiligung
an Entscheidungsprozessen.

Ursachen: Entwicklungsdefizite
begünstigen Korruption
 Ungleichheit Einkommensverteilung
 politische Ämter als Hauptmittel zur
Erlangung von Reichtum
 Konflikte durch sich wandelnde
Moralnormen;
 Schwäche der gesellschaftlichen und
staatlichen Durchsetzungsmechanismen;
 Auswirkungen traditioneller
gesellschaftlicher Einstellungen und
Verhaltensmuster auf Bürokratie

Ursachen: Monopolstellung des
Staates
Speziell in sozialistischen Ländern
 Volkseigentum: gehört niemandem,
daher von allen vergeudet
 unkontrollierte Machtstrukturen der
Bürokratie
 Monopolisierung von Angeboten
 repressive Herrschaft

Ursachen: Ökonomische Faktoren
 Marktbeschränkung
bzw.
Marktunvollkommenheit
 staatliche Monopolisierung von
Gütern und Dienstleistungen
 Ungleichgewicht
Angebot/Nachfrage
 Preisbindung
 Mangelwirtschaft
Funktionen / Folgen
Korruption als entwicklungsfördernder Faktor
Beschleunigt Arbeit der Bürokratie
(payment of speed)
 Schwächt Konflikte und Reibungen ab
 Mittel effizienter Allokation und
Verteilung von Ressourcen bzw. zur
Kapitalbildung und Herausbildung einer
Unternehmerschaft

Chinesische Korruptionsbegriffe
 fubai,
腐败: kennzeichnet die
Negativseiten eines Systems,
einer Organisation, Struktur
oder Maßnahme. Auf
Menschen oder eine
Regierung bezogen, meint
fubai den (moralischen und
sittlichen) Verfall.
 tanwu,
贪污: die Ausnutzung
eines öffentlichen Amtes zu
eigener Bereicherung.
Aktuelle Kernfaktoren





Devolution: Stärkung der
Selbstinteressen der lokalen Ebene
Illegale Überführung von öffentlichem
Eigentum in privates
illegaler Kauf und Verkauf von Boden
durch Funktionäre
Unterschlagung staatlicher Gelder
Kauf und Verkauf von Ämtern oder
Stimmen
官
GUAN
Die Korruption
historischein
Dimension
China
(traditionale Formen/NichtMarkt-Korruption)



Guanxi
Patronage,
Klientelbeziehungen und
Seilschaften
Nepotismus
Unterschiede Guanxi –
Korruption




Unterschiedliche soziale und
ethische Konzepte
Guanxi basiert auf
tatsächlichen oder ideellen
Gemeinsamkeiten
Guanxi ist mit persönlichen
Emotionen verbunden
Guanxi = Alternativsystem, in
das sich korrupte Praktiken
einbetten lassen
Gibt es kulturelle und regionale
Unterschiede?



Korruption in Asien: fixe Kosten,
kalkulierbar
Korruption in Afrika: variable
Kosten, unkalkulierbar
Yan Sun: Korruption in China
wirkt
in
geringerem
Maße
destruktiv, verursacht weniger
Kosten als in Russland. Grund:
schwacher Staat in Russland,
starker in China
Systemimmanente Komponenten,
die Korruption begünstigen








Monopolstellung der Partei
fehlende Gewaltenteilung
unklare Trennung von öffentlichen
und privaten Räumen
ökonomische Faktoren (staatliche
Kontrolle der Ressourcen)
kognitive Faktoren (Scheitern des
revolutionären Modells, Wertewandel)
Entwicklungsdisparitäten (StadtLand und regionales Gefälle)
Sozio-ökonomischer Wandel
Wegfall des ideologischen Leitbildes
Kosten der Korruption







allgemeines Misstrauen gegenüber
Funktionären, Partei Staat
Verschwendung öffentlicher
Ressourcen
politische Instabilität
Umgehen von Regierungspolitik
Dämpfung von Unternehmens-,
Innovations- und
Investitionsinitiativen
fördert wachsende Einkommensdisparitäten und nicht gewünschte
Verteilungseffekte
Schwindende Legitimität der Partei
Korruptionsbekämpfung
Warum
nicht?




funktioniert
das
Korruption
wird
nicht
„an
sich“
bekämpft,
sondern
nur
funktionaleffizient
Widerspruch zentrale-lokale Ebene
rent-seeking der Funktionäre
Korruptionsbekämpfung als Instrument zur Politikdurchsetzung
Für Korruptionsbekämpfung
notwendig wären



Schaffung einer Öffentlichkeit als zivilgesellschaftliche
Kontrollinstanz
Etablierung unabhängiger
Rechtsinstitutionen
ein Wandel in den Denk- und
Verhaltensstrukturen der
Gesamtgesellschaft
Korruptionsdiskurse
Das Beispiel der innerchinesischen
Korruptionsdiskurse
Argumentation im Teildiskurs
„Korruption“
Ohne freie Presse, unabhängiges Recht und
autonome gesellschaftliche Kontrolle ist der
Korruption nicht beizukommen (Cao Siyuan)
 Der Übergang von der Plan- zur Marktwirtschaft hat eine hybride „Machtwirtschaft“ hervorgebracht, innerhalb derer sich
die Funktionäre schamlos bereichern (He
Qinglian)
 Ausweitung der Wahlen und öffentlichen Kontrolle über Funktionäre erforderlich (Prof. an
der zentralen Parteihochschule Wang Guixiu)
 Unabhängiges Recht als Voraussetzung für eine
effiziente Korruptionsbekämpfung (Rechtswissenschaftler Guo Dahui)

Argumentation im Teildiskurs „Korruption“ II



Einbeziehung der Öffentlichkeit und unabhängigere Rolle der Medien (Sun Xupei)
Um Korruption im Rechtsraum einzudämmen,
müssen sich Richter mit rechtlichen Mitteln
gegen äußere Einmischung in die unabhängige
Rechtssprechung zur Wehr setzen (Jurist He
Weifang)
Es kommt zu einer ernsten Krise, wenn es nicht
innerhalb von 5 Jahren gelingt, Korruption in
den Griff zu bekommen. Demokratische Strukturen und unabhängige Kontrollorgane sind
dafür die Voraussetzung (Ökonom Yang Fan)
Argumentation im Teildiskurs „Korruption“ III



Allein die Einführung von Demokratie erlaube
die erfolgreiche Bekämpfung von Korruption
(Historiker Liu Junning)
Ein höheres Maß an politischer Partizipation
der Bürger und die damit verbundene Schaffung öffentlicher Kontrolle als Kerninstrument
der Korruptionseindämmung (Soziologen
Tao/Chen)
Ausweitung politischer Partizipation der Bürger und die verfassungsmäßige Verankerung
von Partizipationsrechten, Basisdemokratie,
allgemeine und demokratische Wahlen,
öffentliche Kontrolle der Politik sowie freie
Medien.
Argumentation im Teildiskurs
„Korruption“ IV

Kontrolle durch die Politischen
Konsultativkonferenzen, die nichtkommunistischen Parteien, die
Massenorganisationen sowie
Personen aus allen Sphären der
Gesellschaft (Politikwissenschaftler
Rong/Zhong)
Vier Stränge des
Korruptionsdiskurses:
Transformationsstrang, dessen
Vertreter im gegenwärtigen sozialen
Veränderungsprozess die Ursache sehen
 Systemischer Strang
(Systemimmanenz der Korruption als
Ursache, politische Reformen als
Bekämpfungsstrategie)
 Akteurstrang (Kaderkorruption)
 Moralstrang (moralischer Verfall der
Funktionäre)

Korruptionsdiskurse
Kang Xiaoguang (Qinghua Universität)

Korruption ist zwar ein Destabilisierungsfaktor, ein
allzu entschiedenes Vorgehen dagegen kann jedoch
das Elitenbündnis beeinträchtigen, weil viele
mittlere und untere Kader dann einkommensmäßig
Nachteile zu erwarten haben
Huang Renzong (Peking Universität)

sofortige politische Reformen, weil ansonsten die
Gefahr einer Wirtschaftsstagnation steigt und die
Korruption an der Legitimität des Systems nagt. Die
Erfahrungen der Sowjetunion lehren, dass der
gefährlichste Faktor ist, „die Herzen der Menschen
zu verlieren“.
Korruptionsdiskurse
Wang Yongcheng (Shenzhen
Universität)


Eindämmung
der
Korruption
wichtiger als Entwicklung politischer Demokratie
Erhöhung
der
Staatskapazität
Priorität
gegenüber
der
Ausweitung
politischer
Partizipation
Korruption – größtes Übel für Bevölkerung
Gleichwohl besitzt Parteistaat Legitimität
Gründe:





erfolgreiche Wirtschaftsentwicklung
staatliche Kapazität
nationaler Ziele
zur
Erreichung
Bewahrung politischer Stabilität
Überzeugung, dass der Parteistaat
China vor einem Schicksal wie dem der
Sowjetunion bewahrt
Unterscheidung
Staat
zentraler
-
lokaler
Fazit


Korruption unterminiert
die Herrschaft der Eliten
größere Transparenz, die
Etablierung von Rechtsinstrumenten und die
Herstellung von Öffentlichkeit im Sinne öffentlicher Kontrolle sind notwendig
KORRUPTION
ENDE
Akteure:
Die Streitkräfte
3 Perioden nach O. Weggel:
•
•
•
Hirse und Gewehr (1927 1949)
Stahl und Eisen
Geld und Markt
Änderung durch Reformprozess
•
•
•
•
•
Wiedereinführung des 1965 abgeschafften Rangsystems;
Einführung eines Systems fachlicher Ausbildung
und der Entlassung und Beförderung, wobei sich
letzteres primär an Kriterien fachlichen Ausbildungsstandards orientierte;
waffentechnische Modernisierung;
Abbau des kostenaufwendigen
Personalbestandes;
Umbau von einer Politarmee zu modernen,
qualifizierten und technisierten Streitkräften.
3 Punkte charakterisieren diesen Veränderungsprozess:
1. Der Verteidigungsauftrag rückte in den
Mittelpunkt
2. Der Produktionsauftrag verlor an Gewicht
3. Der politische Auftrag verlor an Bedeutung
3 Charakteristika der Reformära:
•
Technisierung und Professionalisierung
•
Gesellschaftliches Prestige der Streitkräfte hat
abgenommen
•
Neue ökonomische Perspektiven
Funktion von Streitkräften in Entwicklungsländern:
•
Sicherung der Macht nach innen infolge einer
ökonomischen Krise bzw. politischer Schwäche
ziviler Institutionen
•
Schule der Nationsbildung in einer
fragmentierten Gesellschaft
•
Wichtige Funktion im Prozess nachholender
Entwicklung und Modernisierung
Interessenunterschiede
•
Loyalitätsgruppen und Beziehungsnetzwerke
•
unterschiedliche ökonomische Interessen
•
unterschiedliche regionale Interessen
Anzahl der Vertreter der Streitkräfte
in ZK und Politbüro (in %)
70
60
Verteter in %
50
59
51
Politbüro
45
40
42
ZK
40
30
30
26
18
20
22
13
16
10
0
IX. (1969)
X. (1973)
XI. (1977)
XII. (1982)
Parteitag...
12
XIII. (1987)
15
XIV. (1992)
9
XV. (1997)
CHINA ALS
GLOBAL PLAYER?
Außenpolit. Einflussfaktoren
Äußere Akteure (z.B. USA)
öffentliche Meinung
Internationale Lage
politische Zielsetzung
innenpolitische
Lage
Außenpolitik
ökonomische/
verschiedene Akteure (Partei-,
Militärführung, Außenminist.,
Provinzen, Unternehmen)
Aufbau
der Vorlesung (1)
(1)
Innenpolitische Entwicklung






Fragmentierter Autoritarismus
Developmental State
Politischer Pragmatismus
Legitimität der politischen Führung
Nationalismus
Entwicklungstrends
Aufbau
der Vorlesung (2)
(2) Außenpolitik








Wandel außenpolitischer Interessen
Beziehungen zu den USA
Taiwanfrage
Beziehungen zu Russland
Beziehungen zur EU
Beziehungen zu ASEAN-Staaten
Beziehungen zu Nordkorea
China als Global Player
TEIL 1
INNENPOLITIK
Faktor 1:
Fragmentierter Autoritarismus
 Unterschiedliche
Akteure
nehmen Einfluss auf Innen- und
Außenpolitik
 Chinesischer Staat: ein
heterogenes Gebilde
 Zunahme der öffentlichen
Sphäre
 Vielfalt von Modellen
Nanjie-Model (Provinz Henan)
Faktor 2:
Developmental state
 besitzt
Wille zur Entwicklung
 bewerkstelligt eine erfolgreiche
Wirtschaftsentwicklung
 weiß,
wann
Veränderungen
notwendig sind
 besitzt Staatskapazität
Innere Entwicklungsprobleme






Korruption
Politische Durchsetzungsprobleme
Enormes Anwachsen der
Ungleichheit
Rechtliche Unsicherheit
Soziale Unsicherheit
Kaderwillkür
Faktor 3:
Politischer Pragmatismus
Kernpunkt der politischen Kultur Chinas




Ökonomischer Pragmatismus
Politischer Pragmatismus („3
Vertretungen“, 三个代表)
Ideologischer
Pragmatismus
(„harmonische Gesellschaft“)
Legitimierung des Systems:
nicht
ideologisch,
sondern
funktional
Prof. Dr. Thomas Heberer
Institut für Ostasienwissenschaften
Uni Duisburg-Essen
Faktor 4:
Regimelegitimität
Politische Führung besitzt
Legitimität
Faktor 5:
Chinesischer Nationalismus
 Inklusiver
Nationalismus
(binnenorientiert)
 Modernisierungsnationalism
us
 Integrationsnationalismus
 Nation-building
(Taiwanfrage)
Trends





Entwicklung („Modernisierung“)
übergeordneter Faktor > innenpolitische
Zielhegemonie
Transformationsprozess wirkt nachhaltig
auf außenpolitische Entscheidungen ein
China - ein „lernender“ Staat:
Innenpolitische Lerneffekte werden auf
außenpolitisches Handeln angewendet
Innere Spannungen bergen
Konfliktpotenziale
Innenpolitische Destabilisierung hätte
gewaltige Auswirkungen auf regionale
und globale Stabilität
TEIL 2
AUSSENPOLITIK
Außenpolitische Interessen
•
•
•
•
•
•
•
Sicherung eines ruhigen/stabilen
Umfeldes für Wirtschaftsentwicklung
(Modernisierungsdiplomatie)
Ökonomisierung der Außenpolitik
Förderung einer multipolaren
Weltordnung
Unabhängige Außenpolitik
Verbesserung des intern. Ansehens
Sicherung der Energieversorgung
Wiedervereinigung mit Taiwan
Unterschiedliche Interpretation
chinesischer Außenpolitik



Realismus: Ziel chin. Außenpolitik =
Großmacht in einer multipolaren
Welt
Liberalismus: Wachsende
ökonomische Interdependenz
fördert friedlich-kooperative
Außenpolitik
Theorie d. Handelserwartungen:
Positive Erwartungen führen zu
kooperativer Außenpolitik und
umgekehrt
Konfliktfaktoren chinesischamerikanischer Beziehungen
 Multilateralismus
versus
Unilateralismus
 Taiwanfrage
 Chinas ökonomische
Herausforderungen
 Menschenrechtsfragen
Chin. Perzeptionen der US-Politik





USA wollten Chinas Aufstieg
verhindern
Einkreisung Chinas
Förderung der Unabhängigkeit
Taiwans
Einmischung in innere
Angelegenheiten im Namen der
Menschenrechte
Sagt endlich „Nein“ gegenüber USamerikanischer Schikane
Pekings Dilemma



Einerseits Interesse an guten
Beziehungen zu USA; andererseits
permanente US-Politik der
Nadelstiche
einerseits „weiche“ Politik Chinas;
andererseits „harte“ der USA
einerseits „weiche“ Politik der chin.
Führung; andererseits „harte“
Haltung großer Bevölkerungsteile
Taiwan-Frage
Haltung der Regierung Bush
gegenüber Taiwanfrage
 Gegen
staatliche
Unabhängigkeit
 Für Sicherung des Status quo
 Pekinger Drohungen
militärischer Maßnahmen ernst
nehmen
 Dialog mit Peking führen
Lösungsmöglichkeit Taiwanfrage
Interessen Taiwans:
 (a) Sicherheit und Fortsetzung
seiner Autonomie und Demokratie;
 (b) Handels- und
Investitionswachstum mit VR
Interessen VR:
 (a) Wirtschaftswachstum;
 (b) Reintegration Taiwans
VR China bietet:


Taiwan kann politisches System,
Rechtssystem, eigene Währung und
eigene Streitkräfte behalten
VR schickt kein Verwaltungspersonal
nach Taiwan
Ergebnis wäre:
„Taiwan plus“: Selbstverwaltung
Taiwans bei gleichzeitig größerer
Sicherheit und stärkerer
internationaler Präsenz
Kernfaktoren der russisch-chinesischen
Beziehungen
Keine großen Hindernisse auf
zwischenstaatlicher Ebene
 Übereinstimmung in wichtigen Fragen der
internationalen Politik
 beide gegen Dominanz der USA und
gegen Unilateralismus (Shanghaier Org.
für Zusammenarbeit)
 Wirtschaftskooperation
 Russische Waffenlieferungen

Beziehungsgefüge China-EU







EU an umfassender Partnerschaft
interessiert
aber: für China sind USA wichtiger als EU;
für EU sind USA wichtiger als China
EU als Gegengewicht zu den USA
wichtig: Funktion als Handelspartner
Für EU: China wichtigstes Land in Asien
in sensitiven Fragen: EU diskreter als USA
„Building a comprehensive partnership with
China“
EU: Gegengewicht gegenüber den
USA




China: Anziehungspunkt für
europäische Firmen
EU als Markt für Chinas Exporte
EU als strategischer Partner in einer
multipolaren Welt
Wachsende Kraft der EU durch Osterweiterung
CHINA - ASEAN





ASEAN-Staaten fürchten Chinas
wachsende wirtschaftliche und
militärische Stärke
Territorialkonflikte
Bildung einer Freihandelszone bis
2010
Vertrauensbildung (ASEAN + 3)
Aber: ASEAN begreifen China nicht
als Gegengewicht gegen USA
CHINAS OFFENSIVE IN OSTUND SO-ASIEN


Vereinbarung einer „Strategischen
Part-nerschaft“ (2003), nichtmilitärisch und ohne Blockbindung
Road-map für eine NO-asiatische
Freihandelszone, einen Asian
Monetary Fund und eine
„Organization of East Asian
Cooperation“
China und Nordkorea
CHINA
 ist größter Außenhandelspartner und Hauptlieferant
von Hilfsgütern
 ist wenig an substantiellen Änderungen in Nordkorea
in-teressiert
 Einfluss macht es interessant für USA
 kann sich über Nordkorea Einfluss auf koreanischer
Halb-insel sichern
 hat kein Interesse am Entstehen einer Atommacht
Nord-korea
 Beistandspakt mit Nordkorea
Trends im außenpolitischen
Handeln




Wandel von konfliktärem Staat zu
kooperationsbereitem Mitglied der
Staatengemeinschaft
Zunehmende Beteiligung an
Weltinnenpolitik
Nationale Interessen stehen im
Vordergrund
Nationalismus (noch) weitgehend
nach innen gerichtet
China als Global Player
•
China ist nach wie vor ein Entwicklungsland
•
Oberstes Ziel bleibt die ökonomische Entwicklung
•
Innenpolitische Interessen haben Vorrang vor
außenpolitischen
•
Seine militärische Stärke ist begrenzt
•
Sein internationaler Einfluss ist gering
•
Nationalistische Strömungen könnten zu einer
Herausforderungen für die Parteiherrschaft und eine
gemäßigte Außenpolitik werden
•
Das Beteiligungsinteresse an der Weltinnenpolitik wird
weiter zunehmen
Entwicklungsoptionen in China
Schaubild: Heberer
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