Emotion und Pragmatik - UK

Werbung
Emotion und Pragmatik
Was ist Emotion?
Einführung in den Fragenkomplex:
 Was
produziert Emotionen?
 Warum haben wir Emotionen?
 Wie haben wir Emotionen?
 Wie fühlen sich Emotionen an?
Leid in der Sprache
 I’m
sorry, but Flash CS3 Sucks.
(nicolas.noben.org/blog)
 I’m sorry, but that’s no apology.
(www.lovefraud.com/blog)
 ‘I'm Sorry But I'm Beginning To Hate Your
Face’. (mp3hugger.com)
 Es tut mir leid aber ich kann diese Art von
Logik nicht nachvollziehen.
(kommentare.zeit.de)
Mehr Leid und Furcht
 Leider
müssen wir Ihnen zur Kenntnis
bringen , dass eurer Kreditkartenkonto
gesperrt wurde. (www.spam-attacke.de)
 Es tut mir Leid, aber ich kann nicht
perfekt sein. (www.schrei.de)
 I'm sorry sir, but I'm afraid you're too fat to
eat here. (www.env-econ.net)
 I'm afraid we don't serve pretzels, Mr
President. (shopping.guardian.co.uk)
Furcht und Schreck in anderem
Licht
 Sie
sind gerade fürchterlich gut drauf,
wollen dies auch bleiben und möchten dazu
etwas Prickelndes, Aufregendes lesen?
(www.buchhandel.de)
 Liebe ist so schrecklich schön.
(www.lovetalk.de)
 This type of answer is not terribly welcome
on the forums. (expressionengine.com)
Empathie in der Grammatik
 Passivkonstruktionen
in vielen Sprachen
beschreiben „adversative“ Ereignisse.
 Kausativkonstruktionen in vielen Sprachen
tun das auch.
Die Moral
 Sprachen
widerspiegeln nicht nur
kognitive, sondern auch affektive
Prinzipien.
 Linguistische Theorien sollen Emotion in
Rechnung stellen.
Was produziert Emotionen?
Belohnungen und Bestrafungen produzieren
Emotionen.
 Ein positiver Stimulus wirkt als Belohnung.
 Ein negativer Stimulus wirkt als Bestrafung.
Bel. Und Bes. sind „Verstärkungen“.
 Primäre Verstärkungen: nicht gelernt
 Sekundäre Verstärkungen: gelernt
Ein Beispiel: Angst
1. Ein Geräusch (Stimulus) begleitet einen
elektrischen Schock (Bestrafung).
2. Lernen findet statt, wobei das Geräusch
mit dem Schock assoziiert wird.
3. Angst vor dem Geräusch entsteht als
Ergebnis des Lernens.
4. Angst wirkt als Motivation zur Vermeidung
des Stimulus.
Motivation
Zustand, in dem sich ein Organismus
befindet, wenn er eine Belohnung anstrebt
bzw. eine Bestrafung zu vermeiden
versucht.
Emotion und Motivation haben inhärente
Zusammenhänge, weil Emotionen uns
motivieren.
Einige Definitionen
 William
James: Emotionen sind
Wahrnehmungen von ändernden
körperlichen Zuständen.
 Nico Frijda: Emotionen sind
Veränderungen in Handlungsbereitschaft.
 Leda Cosmides & John Tooby: Emotionen
sind übergeordnete Programme, die das
gesamte mentale System steuern.
Edmund Rolls
Emotionen sind durch Belohnungen und
Bestrafungen entstandene Zustände.
Fragen:
 Gibt es Bel. und Bes., die keine
Emotionen verursachen?
 Gibt es Emotionen, die nicht durch
belohnende oder bestrafende Stimuli
entstehen?
Emotion und Laune
 Emotion
beinhaltet kognitive Evaluation
bezüglich eines Stimulus.
 Laune beinhaltet keine kognitive
Evaluation und ist nicht stimulusbezogen.
Verschiedene Emotionen
s+
Ecstasy
Elation
Rage
Pleasure
Anger Frustration
Relief
s+ or s+!
S- orS-!
Grief
Apprehension
sadness
Fear
Terror
S-
Die Art und Weise, in der sich
Emotionen unterscheiden
 Verstärkungs-Kontingenz
 Intensität
 Assoziationsvielfalt
der Verstärkung
 Verschiedene primäre Verstärker
 Verschiedene sekundäre Verstärker
 Verfügbare Handlung als Reaktion
Andere Theorien der Emotion
 Bodily
theory
 Appraisal theory
 Dimensional and categorical theories
 Other approaches
Individuelle Unterschiede in
Emotion, Persönlichkeit und
emotionaler Intelligenz
 Unterschiedliche
Empfindlichkeit
gegenüber verschiedenen Belohnungen
und Bestrafungen — Persönlichkeit
 Emotionale Intelligenz ist keine einheitliche
Fähigkeit.
Kognition und Emotion
 Kognition
ist beteiligt in der Produktion der
Emotion: Beurteilung bzw. Unterscheidung
zwischen Belohnungen und Bestrafungen.
 Sprachbezogene Kognition beeinflusst die
neuralen Repräsentationen von
Belohnung und Bestrafung.
 Laune beeinflusst kognitive Bearbeitung.
Emotion, Motivation, Belohnung
und Laune unterscheiden

Emotion: ein Zustand, der durch eine Belohnung
oder eine Bestrafung ausgelöst wird.
 Motivation: ein Zustand, in dem eine Belohnung
angestrebt wird bzw. versucht wird, eine
Bestrafung zu vermeiden, z.B. Hunger.
 Laune: anhaltender, andauernder affektiver
Zustand, der nicht objektbezogen ist. (vgl. Frijda
1994)
 Zu- und Abneigung: gelernte objekt-bezogene
Dispositionen (Liebe, Hass, „likes“, „dislikes“)
Kognitive Konsequenzen der
Unterscheidung
Emotionen können zur Veränderung des
Verhaltens und des Glaubens führen.
Wut Schuld zuweisen
Wichtig:
Alle affektiven Prozesse (Emotion, Laune, Zu- und
Abneigung) liefern uns Informationen bezüglich
unseres allgemeinen Zustands, sodass wir
etwas tun oder nicht tun.
Vorteile des Belohnung-BestrafungAnsatzes zur Emotion

Klassifiziert die Emotion verursachenden Stimuli.
 Betrachtet Emotion als Handlung verändernden
Mechanismus, die sich durch Evolution bzw.
Selektion genetisch entwickelt.
 Betrachtet Emotion systematisch und im direkt
funktionalen Sinne.
 Erlaubt das Verständnis der Beziehungen
zwischen Emotion und Persönlichkeit.
Existierende Dichotomien
Emotion ---- Kognition
Gefühle ---- Gedanken
16.03.2008
Die Funktionen der Emotion:
eine Darwinsche Perspektive
Basisemotionen (BE) wie z. B. Angst und Wut
sind phylogenetisch kontinuierlich und universell.
Homo sapiens ererbt ursprüngliche genetische
Informationen bzw. Hirnarchitektur von älteren
Spezies.
Fundamentale Funktion
BE bestimmen Ziel, nicht Handlung
 BE
steuern Verhalten via adaptiv selektierte
genetische Programme (Hirnstrukturen bzw.
Neuronalverbindungen).
 Diese genetischen Programme sind
zielorientiert, nicht handlungsspezifisch.
Hirnmechanismen verschiedener Komplexität
 Orientierung: Annähen
vs. Vermeiden
1. Fixierte Reaktionen (taxes)
2. Stimulus-Reaktions-Lernen
Handlungen koordinieren zur Maximierung
der Belohnung und Minimierung der
Bestrafung.
3. Doppeltes Lernen: Stimulus-Verstärker
Handlung-Ergebnis
Optionen von Handlungen bewerten und
zielgerecht wählen
 Sprache
(?): Ein adaptives System mit
einer bestimmten Anzahl von Zeichen, die
indefinit viele Botschaften kommunizieren
können.
 Sprache in Zusammenhang mit bereits
vorhandenen Verstärkern (z.B. Prosodie)
Naturselektion vs. Entwurf
 Naturselektion:
multidimensionale
Umgebung, mehrfache Optimierung:
Evolution ist „blind“ in Bezug auf den
Zweck des Organismus.
 Künstlicher Entwurf: Zweckmäßig.
Selektionsprinzip: Ökonomie

Kosten-Gewinn-Analyse
1.
Relative Werte der Belohnungen -Gewinn
Kosten, um Belohnungen zu erhalten
2.
Schlafen vs. Sex?
Elliot: ein Beispiel (Damasio1994)
Medizinischer Hintergrund:
 Entfernung eines Hirntumors.
 Entfernung von durch Tumor
angegriffenem Hirngewebe im
Ventralbereich bzw. Medialbereich des
Frontallappens.
Auswirkungen: „to know but not to feel“
 Sprache,
Intellekt, Wissensstand,
Gedächtnis, Rationalisierungsfähigkeit
sowie Zugang zu diesen unverändert;
 Verlorene Fähigkeit zu sinnvollem Planen
und Entscheiden;
 Verlorene Fähigkeit zum Lernen von
Fehlern
 Extreme Apathie (verlorene Emotionen)
Emotionsdefekt führt zum
Entscheidungsdefekt -- eine Hypothese
„[T]he cold-bloodedness of Elliot‘s reasoning
prevented him from assigning different values to
different options, and made his decision-making
landscape hopelessly flat.“ (Damasio 1994:51)
Die Unvernunft der Vernunft in der Abwesenheit
der Emotion: Belohnung und Bestrafung spielen
keine Rolle mehr in der Verhaltensweise.
Descartes einflussvoller Fehler
Trennung der Vernunft/Seele vom Körper:
„Cogito ergo sum.“: Bewusstsein  Sein
 Die Metaphysik des Mentalen, des Denkens
 Die restriktive Behandlung des Mentalen als reine
Hirnereignisse, unabhängig vom gesamten Organismus
und der Umgebung.
 Westliche Medizin: Trennung körperlicher Erkrankung
von psychischen Ursachen, psychischer Erkrankung von
körperlichen Ursachen
……
Damasio: Sein  Bewusstsein
Puzzlestücke, die noch zusammen
zu legen sind





Schädigung im Frontallappenbereich  Unfähigkeit zum
Sarkasmusverständnis
Frontallappenaktivitäten sind charakteristisch für
Menschen.
Schimpanse sind nicht in der Lage, Intentionen der
anderen zu lesen.
Autismus weist fehlende Fähigkeit zum Gedankenlesen
bzw. Empathie auf.
Frontallappen ist mit dem „moralischem Instinkt“ in
Zusammenhang gestellt worden.
Andere Funktionen der Emotion





Handlungsbereitschaft durch Aktivierung
autonomer und endokriner Reaktionen
ermöglichen
Handlungsflexibilität durch situative Selektion
der Handlungen ermöglichen
Motivation liefern: wie erklären wir Depression?
Kommunikation ermöglichen durch
Emotionsausdruck im sozialen Leben
Soziale Bindung
Die Funktion des Emotionsausdrucks
Soziale Funktion:
Beziehungen regulieren und manipulieren
Handlungen der anderen beeinflussen
Die alte Debatte
 Natur
vs. Kultur
 Biologie vs. Psychologie
 Evolutionspsychologie vs.
Kulturanthropologie
Versöhnung ist möglich
Herunterladen