Vortrag für Hausärzte Winterthur, 16. März 2015 Reizdarm-Syndrom (RDS) mit spezieller Berücksichtigung des FODMAP-Konzepts Dr. med. Carl M. Oneta Facharzt FMH für Innere Medizin, Gastroenterologie, spez. Hepatologie Winterthur www.oneta.ch Einleitung - RDS gehört zu den funktionellen Magen-Darm-Krankheiten - Hohe Prävalenz von 5 bis 15% in westl. Ländern - Kann zu erheblichem Leidensdruck mit verminderter Lebensqualität und Arbeitsausfällen führen, verursacht enorme Kosten in Zig-Milliardenhöhe. - Sehr häufiges Auftreten der RD-Symptome nach der Nahrungsaufnahme! Häufigste Frage der Betroffenen: Habe ich eine Nahrungsmittel-Unverträglichkeit oder –Allergie ? Sehr häufig: Braucht viel Erfahrung und Zeit von Seiten des Arztes für Anamnese und Aufklärung: Symptomanamnese alleineverunsicherte ungenügend, auch Erfassung der Psyche, des sozialen Umfeldes und und Ernährungsanamnese unzufriedene Sehr häufig ist zu wenig Zeit von Seiten des ArztesPatienten vorhanden, Krankheitsbild aber auch vielfach zu wenig ernst genommen - - Inhalt und Ziel der Fortbildung • Gängige Diagnostik des Reizdarm-Syndroms • Abklärung heutzutage • Alarmsymptome • Pathophysiologische Mechanismen • Therapiemöglichkeiten: – Allgemeine Therapiemassnahmen – Medikamentöse Therapie – Ernährungstherapie unter spezieller Berücksichtigung des FODMAP-Konzepts Diagnose des RDS durch die Anamnese (Longstreth GF et al. Gastroenterology 2006) Rom-III-Kriterien Rezidivierende Bauchschmerzen an mindestens 3 Tagen /Monat plus Stuhlgangveränderung (> 2 der folgenden Symptome): • Verbesserung mit/nach Defäkation • Änderung der Stuhlfrequenz • Änderung der Stuhlform Kriterien werden in den letzten 3 Mo erfüllt mit Beginn der Symptome mindestens 6 Mo vor Diagnose 3 Phänotypen von RDS (Longstreth GF et al. Gastroenterology 2006) • RDS mit Obstipation RDS-O (IBS-C) harte/geformte Stühle > 25%; breiige/wässrige Stühle < 25% • RDS mit Diarrhö RDS-D (IBS-D) breiige/wässrige Stühle > 25%; harte/geformte Stühle < 25% • Mischbild RDS-M (IBS-M) harte/geformte Stühle > 25%; breiige/wässrige Stühle > 25% Fall einer 30-jährigen Frau (1) • Seit 5 Jahren (!) rezidivierend auftretende Bauchkrämpfe, die von mehreren wässrigen Stühlen gefolgt sind, häufig im Zusammenhang mit Stress-Situationen • Danach Normalisierung des Stuhlganges, aber sehr häufige Blähungen. Kein Gewichtsverlust oder sonstige Alarmzeichen • Von Hausarzt über mehrere Jahre als typisches Reizdarm-Syndrom symptomatisch (Spasmo-Canulase, Iberogast) behandelt • Patientin drängt Hausarzt zu Abklärungen: – Stuhl auf Bakterien und Parasiten negativ – Blutbild normal, aber leichter Eisenmangel (Ferritin bei 20 mg/ml) Fall einer 30-jährigen Frau (2) • Hausarzt fühlt sich in Diagnose eines RDS bestätigt. Gabe von Eisen-Tbl. und antidepressive Behandlung, die aber schlecht vertragen wird. Patientin glaubt, an NM-Unverträglichkeiten zu leiden und möchte an Gastroenterologen überwiesen werden. • Zuweisung in meine Sprechstunde zur weiteren Abkärung: – Positive Zöliakie-spez. Antikörper im Blut – Gastroskopie mit flacher Duodenalschleimhaut • Diagnose: Zöliakie • Behandlung mit glutenfreier Diät: rasche Beschwerdefreiheit Fall einer 30-jährigen Frau (3) normal Zöliakie Fall eines 58-jährigen Mannes (1) • Meldet sich beim Hausarzt wegen seit 8 Monaten bestehenden wechselnden Stühlen, teils mit kurzen Bauchkrämpfen vor den Stuhlentleerungen. Sobald der Stuhl evakuiert ist, geht es ihm besser. • Er fühlt sich ansonsten gesund, ist aber etwas „ausgebrannt“ und bangt um seinen Arbeitsplatz als Vertreter bei einem Pharmaunternehmen. Steht unter Druck und muss nun auch die Produkte eines Kollegen übernehmen, der nicht mehr ersetzt worden ist. • HA diagnostiziert ein Reizdarm-Syndrom und behandelt den Patienten mit Iberogast und einem Antidepressivum • Subjektiv deutliche Besserung des AZ und auch weniger Bauchbeschwerden. Fall eines 58-jährigen Mannes (2) • HA schlägt dann aber doch eine Vorsorge-Koloskopie „zur Sicherheit“ vor: • Nachweis eines subtotal stenosierenden Karzinoms im Colon sigmoideum Diagnose des Reizdarm-Syndroms nur aufgrund der Anamnese nicht mehr haltbar! Moderne RDS-Diagnostik (DGVS) (Layer P et al. Z Gastroenterol 2011) • Chronische, d.h. länger als 3 Monate anhaltende Beschwerden (z.B. Bauchschmerzen, Blähungen), die von Patient und Arzt auf den Darm bezogen werden und i.d.R. mit Stuhlgangsveränderungen einhergehen. Einbezug sämtlicher auf den Darm bezogenen Beschwerden • Beschwerden sollen begründen, dass der Patient deswegen Hilfe sucht u/o sich sorgt, und so stark sein, dass die Lebensqualität hierdurch relevant beeinträchtigt wird. Relevante Beeinträchtigung durch Beschwerden gefordert • Voraussetzung ist, dass keine für andere Krankheitsbilder charakteristischen Veränderungen vorliegen, welche wahrscheinlich für diese Symptome verantwortlich sind Ausschluss anderer, die Symptome erklärenden Krankheiten Abklärungsgang in der Praxis „Darmbeschwerden“ Differentialdiagnose Anamnese und klin. US: -Chronisch-entz. DE (MC, CU) -Kolonkarzinom -Chron. Infekt (Para/Helm) -NM-Unverträglichkeiten -NM-Allergien -mikroskopische Kolitis -Bakt. Fehlbesiedlung des Dü -Gallensäure-Malabsorption Risikoabschätzung (Alarmsymptome, Alter, assoz. KH, Allgemeinzustand, Dauer) Labor-/Stuhluntersuchungen Spezialuntersuchungen Reizdarm-Syndrom - Blutbild Malabsorptionszeichen - - Zöliakie-spez. Antikörper Entzündung - - Eisen Vitamin B12/Folsäure CRP im Blut Calprotektin im Stuhl Stuhlkulturen Endoskopie Cave: Alarmsymptome • Gewichtsverlust • Gastrointestinaler Blutverlust • Neuauftreten der Symptome bei > 50-jährigen • Eisenmangel mit/ohne Anämie • Erhöhte Entzündungszeichen (CRP, Calprotectin) Endoskopie, ev. Abdomensonographie, CT Prognose und natürlicher Verlauf des RDS (Spiller R et al. Gut 2007) • Keine Assoziation des RDS mit anderen gastrointestinalen oder schwerwiegenden Erkrankungen • Mortalität nicht erhöht • abhängig von Länge der KG • Abhängig von Lebensstress • Häufige Assoziation mit somatoformen und psychischen Störungen Pathophysiologie des RDS Viszerale HyperSensitivität: Übermässige WN von Schmerzen Ev. abnorme SchmerzModulation im ZNS? Gastrointestinale Motilitätsstörung: Kontrolle durch ENS + ANS: Chronische Sympathicus: RDS-D der Parasympathicus: Entzündung RDS-O Darmmukosa: „It‘s not all in the Psychische Nachweis von Mastzellen/ Lymphozyten in SH brain!“ Postinfektiöses Colon irritabile Krankheit der sog. „Mikrobiom-Darm-Hirn-Achse“? Erkrankungen: Darmmikrobiom Depression, Angst-Panik Dysbiose nach Infektionen o. antibiotischer Behandlung, Psychosomatische Ernährung: Effekte von Stuhltrpl. Exp. mit keimfreien Mäusen Störungen, Häufig Beschwerden nach Essen Stress Visz. Hypersensitivität, Gastrokolischer Reflex, Reak. auf chem/mech. Reize Osmose, Bakt. Fermentation RDS = Dysregulation in der „Mikrobiom-Darm-Hirn-Achse“ Stress Psych. KH ZNS NES Infekte IS Serotonin ANS Nahrungsmittel Antibiotika DarmMikrobiom Darm und ENS Serotonin Therapie des RDS: Stufentherapie (1) Allgemeine Behandlungsprinzipien Aufklärung und Beruhigung (braucht Zeit und Engagement) Aufbau einer guten Arzt-/Patientenbeziehung: Kooperation des Patienten unabdingbar Gemeinsames Konzept Lebensstiländerung, körperliche Aktivität Phytotherapeutika, Probiotika (2) Diätberatung Suche nach Ernährungsfehlern (prof. Ernährungsanamnese) Suche nach individuellen Unverträglichkeiten (Tagebuch) FODMAP-arme Diät (3) Medikamentöse, symptomorientierte Behandlung (4) Antidepressiva (viszerale Analgetika)/ Psychotherapie (5) Schmerzmanagement Begleitung ! Symptomatische Therapie Schaub N & Schaub N, SMF 2012 Spasmolytika Antidepresiva (Linaclotide) Ernährung Psychohygiene sportl. Aktivität Bauchschmerzen Unwohlsein Blähungen Veränderte Stuhlgewohnheiten Obstipation - Laxantien - Prucaloprid (Lubiproston) - (Quellmittel) Probiotika Phytotherapie (Rifaximin) Diarrhö - Loperamid - Ballaststoffe Probiotika bei RDS Meier R, SZE 2011 • Sehr heterogene Studien mit Unterschieden in Zusammensetzungen, Menge und Behandlungsdauer der Probiotika • Vereinzelte Studien mit Verbeserung des Allgemeinbefindens, aber auch von Darmbeschwerden im Vgl. zu Placebo • Effekt von probiotischem Stamm abhängig (Bifidobakterien scheinen grössten Effekt zu haben) • Keine generelle Empfehlung, können versucht werden, gut verträglich ohne relevante NW – Actimel = – Activia = Laktobacillen Bifidusbakterien bei RDS-D bei RDS-O Medikamentöse Therapie des RDS Khanna R et al, J Clin Gastroenterol 2013; Ford AC et al, BMJ 2008; Ford AC et al, Am J Gastroenterol 2014 • Metaanalysen von sehr heterogenen Studien mit meist kleinen Patientenzahlen: – Pfefferminzöl (bgl. alle RDS-Symptome): • NNT = 3 - 4 – Ballaststoffe (v.a. bezüglich Obstipation): • Kleie, Sterculia: NNT = 11 (Colosan mite) • Flohsamen: NNT = 6 (Agiolax, Metamucil) – Spasmolytika (bgl. Bauchschmerzen): • NNT = 5 • NW: trockener Mund, Schwindel, verschwom. Sehen – Antidepressiva (TCA und SSRI) (Schmerzen/Wohlbefinden): • NNT = 4 (kein Unterschied zw. TCA und SSRI oder Psy‘th.) • NW: sign. erhöht (TCA: Obstipation; SSRI: Diarrhö) Linaclotid (RDS-O) Chey WD et al, Am J Gastroenterol 2012 • Guanylatcyclase-C-RezeptorAgonist mit viszeral-analgetischen und sekretorischen Wirkungen Starke Bauchschmerzen • Führt zu vermehrter Sekretion von Chlorid- und Bikarbonationen in das Darmlumen – Flüssigkeitsvolumen und Transit erhöht – Verminderung der viszeralen Hypersensitivität durch Verringerung der Schmerzfaseraktivität Wirksam bei RDS Stuhlentleerungen Neue Medikamente bei Obstipation Prucaloprid Lubiproston Linaclotid Resolor® Amitiza® Constella® Sel. 5-HT4-RezAgonist Chlorid-KanalAktivator GuanylcyclaseC-Rez-Agonist Chronische Obstipation (nur Frauen) Chronische Obstipation RDS mit chronischer Obstipation Nebenwirkungen Diarrhö, Nausea Nausea Diarrhö Dosierung (p.o.) 1-2mg 1 x tägl. 24mg 2 x tägl 290mg 1 x tägl. Wirkmechanismus Indikation (CH) Ernährungsberatung bei RDS • Sehr wichtig: ¾ der RDS-Patienten berichten über Verschlechterung der Symptome nach Nahrungsaufnahme! • Sehr aufwändig: Ausführliche Ernährungsanmnese notwendig! – Erfassung individueller Ernährungsgewohnheiten und Aufdeckung von Ernährungsfehlern, z.B. • Zu hohe Fruktose-Belastung (z.B. Süssgetränke) • Zu hohe Belastung mit Zuckeraustauschstoffen (Kaugummis, etc.) – Suche nach individuellen Unverträglichkeiten (Tagebuch), z.B. • Glutensensitivität • Weizen-Unverträglichkeit • Unverträglichkeit von Milchprodukten, Weizen, Zwiebeln, Bohnen, Gewürzen, Kohl u.a.m. • Histaminintoleranz • Sehr komplex: Professionelle Ernährungsberatung notwendig! • Diätformen (z.B. glutenfrei, Diät bei Fruktose-Intoleranz, FODMAPKonzept) • Individuell angepasst Ernährung und RDS (sog. FODMAP-Konzept) Fermentierbare – Oligosaccharide – Disaccharide – Monosaccharide and Polyole > Fruktane, Galaktane > Laktose > Fruktose > Sorbit, Mannit, Isomalt, Xylit 3 Eigenschaften: – Schlechte Absorption im Dünndarm – Kleine osmotisch aktive Moleküle – Schnelle Fermentierung durch Bakterien im Kolon Influx von Wasser ins Darmlumen und Veränderung des Mikrobioms, u.a. durch Ansäuerung, Gasbildung Diarrhö und Blähungen FO(Oligosaccharide)DMAP • Nur in Pflanzen, nicht in Fisch oder Fleisch – ausser in industriell verarbeiteten tierischen NM (Wurst, Fleisch- und Fischzubereitungen) • In Fertiggerichten als Gelier-, Binde-, Verdickungsmittel, Geschmacksverstärker: oft beachtliche Mengen an OS • Fruktane: Hauptquelle für fermentierbare Kohlenhydrate, bestehen aus gleichen oder verschiedenen Monosacchariden (Fruktosepolymere und Fruktooligosaccharide) und stellen natürliche KH-Speicher in Pflanzen dar, z.B. Weizen, Zwiebeln, Aprikosen etc. Nicht verdaubar, da keine Enzyme für Spaltung glykosidischer Brücken • Galaktane: Galaktose-Glucose-Verbindungen, v.a. in Hülsenfrüchten, Körnern, Samen, Milch, indische (Curry) und mexikanische Kost (Chili, Bohnen) Nicht verdaubar, da keine a-Galaktosidase, um Galaktose zu spalten FOD(Disaccharide)MAP • LAKTOSE-UNVERTRÄGLICHKEIT – Bis 10%, Häufigkeit bei RDS nicht erhöht, aber häufiger symptomatisch – Höchste Laktase-Aktivität im Darm bei 2-j., dann kontinuierlich abnehmend – Diagnose durch C13-Atemtest: Belastung mit 50g Laktose • nur 4% mit angeblicher Milchprodukte-UV weisen einen positiven Laktosetest auf • unbewusster Verzehr von 24 bis 38g Laktose/Tag – Primär versus sekundär (z.B. bei Zöliakie) – selten schwere Laktoseintoleranz, eigene Laktose-Toleranz herausfinden (i.d.R. werden kleine Mengen vertragen) – bei RDS und Laktoseintoleranz: Laktosearme Ernährung in bis zu 40% der Fälle zu einer Verbesserung des RDS FODM(Monosaccharide)AP • FRUKTOSE-MALABSORPTION (1) – Betroffen sind ca. 1/3 der Bevölkerung (individuelle Schwelle), Häufigkeit bei RDS = wie bei Kontrollen – Problematik oft akzentuiert wegen „moderner“ Ernährung: • Vermehrter Konsum von fruktosehaltigen NM in konzentrierter Form (Obstsäfte, Smoothies, Trockenobst, mit Fruchtzucker künstl. gesüsste NM/Getränk) • Vermehrtes Angebot von Produkten, die als Süssungsmittel auf Zuckeralkohole (Sorbit, Xylit, Mannit u.a.m.) zurückgreifen (zuckerfreie Bonbons/Kaugummis/ Getränke): behindern Fruktoseabsorption – Diagnose mittels C13-Atemtest: Belastung mit 25g (Resorptionskapazität der Fruktose auch bei Gesunden auf 35g bis 50g begrenzt) FODM(Monosaccharide)AP • FRUCTOSE-MALABSORPTION (2) – Aufnahme durch passive Diffusion über Glut-5-Transporter – Therapie der Malabsorption ist komplex, da Pathophysiologie der Fruktosemalabsorption komplex: • Striktes Weglassen von Fruktose bringt nur vorübergehende Erleichterung: weiterer Rückgang der Aktivität des Glut-5-Transporter • Fruktose-Aufnahme kann gefördert werden: – durch gleichzeitige Einnahme von Glukose (passive Diffusion) – Kohlenhydratarme und eiweiss-/fettreiche Nahrung (Transit reduziert) – Kohlenhydrate vor allem durch Weizen eingenommen (führt zu zusätzlicher Fruktanbelastung) – Weglassen von Zuckeralkoholen (behindern Fruktoseabsorption) – Finden der individuellen Verträglichkeit von Fruktose FODMAP(=Polyole) • POLYOLE – Polyalkohole, als Zuckeraustauschstoffe (anstatt Sacch) – süss schmeckende KH mit geringerem Einfluss auf die BZSpiegel als Saccharose, da Insulin-unabhängig verstoffw. – In grösseren Mengen (>20 – 30g) abführend wirkend, weil im Darm nur langsam resorbiert – Natürlich vorkommend v.a. in Äpfeln, Birnen, Aprikosen, Pflaumen, Pfirsich, Nektarinen, Kirschen – Industriell in Diabetiker-Nahrung, Kaugummis, Senf, Mayonnaisen, Pralinenfüllungen, Kosmetika, Zahnpasta FODMAP(=Polyole) • SORBIT E 420 (auch Feuchthaltemittel) • MANNIT E 421 (auch pharmazeutischer HS) • ISOMALT E 953 • MALTIT E 965 • MALTITOL-SIRUP E 965 • LACTIT E 966 • XYLIT E 967 (antikariogene Wirkung) FODMAP-arme Diät reduziert Symptome Halmos EP et al, Gastroenterology 2014 • Randomisierte, kontrollierte Studie mit 30 RDS-Patienten und 8 Kontrollen • Diät über 3 Wochen, dann „wash-out“Phase, dann normale Ernährung (verblindet und „crossover“) • Unter FODMAP-reduzierter Diät signifikant weniger Symptome und höhere Stuhlkonsistenz bei RDS (Kontrollen kein Unterschied) • Symptomkontrolle bei 60 – 80% der RDS-Patienten Das „FODMAP-Konzept“ – 1. Phase: Diagnostische Elimination: für 6 – 8 Wochen werden alle FODMAP-reichen NM gemieden. Dadurch sollten die Beschwerden stark nachlassen oder sogar völlig verschwinden – 2. Phase: FODMAP-Reexposition / „FODMAP-challenge“: Zum Herausfinden der individuellen FODMAP-Toleranz. Es wird gezielt getestet, welche NM(-gruppen) in welchen Mengen vertragen werden – 3. Phase: Individuelle Langzeit-Ernährung: Mit möglichst wenigen NM-Einschränkungen die Beschwerden genügend wirksam reduzieren. Liste von FODMAP-reichen/-armen LM Maissen S & Kiss C, SZE 2013 FODMAP Art Zu vermeiden FODMAP-reich Alternativen FODMAP-arm Ferment. Oligosacch. Galaktane Fruktane Wassermelonen, Khaki, Erbsen, Bohnen, Linsen, Artischocken, Spargel, Rote Bete, Rosenkohld, Brkkoli, Kohl, Lauch, Fenchel….. Sprossen, Sellerie, Mais, Auberginen, grüne Bohnen,Salat, Tomaten, glutenfreie Produkte Disaccharide Laktose Milch und Milchprodukte Laktosefreie Produkte, Wasserglacé, Brie, Camembert Monosaccharide Fruktose Äpfel, Birnen, Mangos, Pfirsiche, Wassermelonen, Dosenfrüchte, getrocknete Früchte, Honig, LightProdukte Bananen, Weintrauben, Kiwis, Zitrusfrüchte, Himbeeren, Brombeeren, Erdbeeren, Blaubeeren Polyole Polyole Zuckeraustauschstoffe Avocados, Blumenkohl, Pilze, Äpfel, Steinobst, getrocknete Früchte, Diät/Light-/Fertigprodukte Zusammenfassung RDS («take home messages») • Multifaktoriell bedingte funktionelle Erkrankung, wobei der sog. „Mikrobiom-Darm-Hirn-Achse“ eine wichtige Rolle zukommt • Ernährung spielt eine wichtige ursächliche Rolle und kann häufig Symptome verstärken (Ernährungsanamnese) • Anamnese alleine ungenügend für Diagnose: Es braucht eine begrenzte weitere Diagnostik aufgrund einer Risikoabschätzung zum Ausschluss von relevanten organischen Krankheiten • Bei Alarmsymptomen immer weiter abklären • Behandlungsgrundlage ist die Aufklärung und Begleitung des Patienten • Therapie sollte immer individuell angepasst werden ! • Ernährungstherapie von wichtiger Bedeutung: FODMAP-arme Ernährung hilfreich, aber komplex