Thema heute: MASTOIDITIS Definition: Meist eitrige Entzündung mit Einschmelzung der knöchernen Zellwände im Warzenfortsatz; häufigste Komplikation einer Mittelohrentzündung. Vor allem sind Säuglinge und Kinder betroffen (6Monate bis 6Jahre) MASTOIDITIS Ätiologie und Pathogenese • nicht ausgeheilte Otitis media • bei unzureichender antibiotisch behandelten oder gar nicht behandelten Otitis media acuta entwickelt sich nach etwa 2-3 Wochen eine eitrige Mastoiditis (bei unbehandelter Mittelohrentzündung kommt es in 1 bis 5% der Fälle zu einer echten, eitrigen Mastoiditis) • meist durch eine mechanische Blockade des „Aditus ad antrum“ (erschwerter Sekretabfluss) gefördert durch Granulationsgewebe oder geschwollene Schleimhaut • Folge: Im Laufe der Eiteransammlung kommt es zur Einschmelzung von knöchernen Zellwänden im Warzenfortsatz Ines Bayarassou 04.05.05 MASTOIDITIS Klinik • Die Symptome der Otitis media bestehen weiter oder werden deutlicher: pulssynchrones Klopfen im Ohr, Verstärkung der Schalleitungsschwerhörigkeit • Typisch sind anhaltende oder erneut auftretende Ohrenschmerzen, jedoch geringer ausgeprägt wie bei einer Otitis media • Subfebrile Temperatur oder Fieber • Unwohlsein, Appetitlosigkeit und reduzierte AZ (besonders bei Kindern) sind häufig die auffallendsten Symptome • Schwerhörigkeit • Otorrhö ist nicht obligat, ggf. Sekret häufig dünnflüssiger wie bei Otitis media und ggf. übelriechend • Schwellung oder Rötung der retroaurikulären Weichteile mit spontanen Schmerzen und Druckempfindlichkeit (Zeichen für Subperiostalabszeß) Ines Bayarassou 04.05.05 MASTOIDITIS Diagnostik • Otoskopie: verdicktes, mattes, manchmal etwas vorgewölbtes Trommelfell Je nach Ausprägung: Absenkung der hinteren oberen Gehörgangswand und/oder ein Abstehen des betroffenen Ohres (z.B. bei voll ausgebildetem Subperiostalabszeß) • Diff.BB: deutl. Linksverschiebung und Leukozytose • BSG: typischerweise dreistellig beschleunigt • Röntgenaufnahme nach Schüller: Verschattung der Felsenbeinpneumatisation und Verlust von knöchernen Zellsepten • CT des Felsenbeins Ines Bayarassou 04.05.05 MASTOIDITIS Therapie • Zu Beginn und bei geringer Ausprägung der Krankheitszeichen: – abschwellend wirkende Nasentropfen – Antibiotikumgabe – eventuell ergänzt durch eine Parazentese zur Eiterentlastung des Mittelohres • Ausräumung des Warzenfortsatzzellen = Mastoidektomie: Therapie der Wahl ! wenn unter Beobachtung und Kontrolle keine Besserung eintritt und die knöchernen Strukturen mitbeteiligt sind. Ines Bayarassou 04.05.05 MASTOIDITIS Komplikationen Durchbruch des Eiters a b c d Ines Bayarassou Nach außen - Subperiostalabszeß: retroauriculär starker Druckschmerz, später Rötung und Abszeßbildung Nach unten – Bezold-Mastoiditis: entzündliche Schwellung mit Rötung und Druckschmerz unterhalb der Mastoids, eventl. Schiefhals durch Muskelspasmus Nach vorne – Zygomatizitis: Rötung mit Druckschmerz und Schwellung vor dem Ohr, bei gleichzeitiger Reizung des Kiefergeklenks Kieferklemme mit Verschiebung des Unterkiefers zur Gegenseite möglich. Nach innen in den Bereich der Pyramidenspitze – Petroapizitis: Tiefsitzende Kopfschmerzen, meningistische Zeichen und „GradenigoSyndrom“ (klass. Zeichen – Trigeminusneuralgie, Abduzensparese und Okkulomotoriusparese) 04.05.05 MASTOIDITIS Weiter Komplikationen sind: •Schläfenbeinosteomyelitis •Otogene Labyrinthitis •Othogene Fazialisparese Differentialdiagnosen • Gehörgangsfurunkel (keine Trommelfellveränderung; keine Knocheneinschmelzungen im Röntgen nach Schüller) • Lymphadenitis (nach Ursache suchen) • Parotitis (Schwellung der Drüse und des Ausführungsganges; Austritt von Eiter aus der Papille bei Druck auf die Drüse) Ines Bayarassou 04.05.05 MASTOIDITIS Quellen.: Duale Reihe HNO-Heilkunde; Psychrembel, Internet Ines Bayarassou 04.05.05