Blutzucker (HbA1C) und weitere Risikofaktoren bei Menschen mit Typ 2 Diabetes in der primärärztlichen Versorgung: Ergebnisse der DETECT Studie Huppertz, Eduard1, Pieper, Lars1, Klotsche, Jens1, Eichler, Tilly1, Pittrow, David2, Böhler, Steffen2, Stridde,Elmar3, Lehnert, Hendrik4, & Wittchen, Hans-Ulrich1 1Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie, Technische Universität Dresden; 2Institut für Klinische Pharmakologie, Technische Universität Dresden; 3Abteilung Klinische Forschung, Pfizer Pharma GmbH, Karlsruhe; 4University of Warwick Medical School, Coventry, UK 42. Jahrestagung der DDG, Hamburg, 16.-19. Mai 2007 Abstractnummer: 176 Hintergrund DETECT verdeutlicht die hohe Prävalenz des Typ 2 Diabetes (T2D) in der primärärztlichen Versorgung (14,7%). Die vorliegende Untersuchung befasst sich mit der Einstellungsgüte von Blutzucker (HbA1c) und anderen Risikofaktoren bei diesen Patienten. Abbildung 2: Mittlerer HbA1c (in %) nach Alter und Geschlecht bei Patienten mit Typ 2 Diabetes in der primärärztlichen Versorgung 9.00 Frauen Männer Alle 8.50 8.00 7.50 MW (SD) 7.00 Ziele 6.50 Wie stellt sich die glykämische Kontrolle bei T2D in der primärärztlichen Versorgung dar? Welche anderen metabolischen / kardiovaskulären Risikofaktoren sind mit schlechter HbA1c-Einstellung assoziiert? 6.00 5.50 6.90 6.86 6.91 Total 18-34 35-44 7.06 6.95 6.85 6.82 65-74 75+ 5.00 Methoden 45-54 55-64 Altersgruppen Tabelle 1: Abschätzung makro- / mikroangiopathischer Risiken – „Ergebnisstandards“ nach NVL T2D 2002 DETECT (www.detect-studie.de) ist eine epidemiologische Studie im primärärztlichen Sektor, die u.a. versorgungsrelevante Basisdaten zu Diabetes mellitus bereitstellt. Auf der Grundlage einer bundesweiten Zufallsstichprobe wurde im Rahmen einer Querschnittsanalyse (9/2003) von 3.188 Arztpraxen der Gesundheitszustand von 55.518 Patienten standardisiert erhoben. Grundlage dieser Analyse sind die Daten von 6.891 T2D Patienten mit in der Erhebung dokumentierten HbA1c-Werten. Blutdruck (mmHg) Risiko niedrig Risiko erhöht <130/85 130/85 – 140/90 Risiko hoch >140/90 LDLRisiko niedrig Cholesterin Risiko erhöht (mg/dl) Risiko hoch Triglyzeride (mg/dl) Risiko niedrig Risiko erhöht Risiko hoch <115 115-155 >155 <150 150-200 Gesamt Cholesterin (mg/dl) HDLCholesterin (mg/dl) BMI (kg/m²) Risiko niedrig Risiko erhöht <185 185-230 Risiko hoch >230 Risiko niedrig Risiko erhöht Risiko hoch >46 46-40 <40 Risiko niedrig Risiko erhöht >200 Risiko hoch Abbildung 1: Design und Ablauf der DETECT Studie Abbildung 3: Assoziation der HbA1c Risikoklassen mit den Risikoklassen der anderen Parameter bei T2D Patienten Hauptstudie Vorstudie Stichtagsuntersuchung 5 Jahres-Follow-up 12-Monats-Follow-up Outcomemonitoring 100% Outcomemonitoring 80% 2003 2004 Bundesweite Arztstichprobe (N= 3.795; RR:60,2%) Blutdruck Gesamt Cholesterin 37 41 44 29 31 36 HDLCholesterin 20 23 24 16 20 24 40% klinische und labortechnische Nachuntersuchung der Teilstichprobe 42 45 45 41 38 Ergebnisse 69 73 76 24 23 59 53 38 35 34 48 41 16 31 15 13 15 13 10 5% H <= bA H 1c bA < 1c 6.5 H <= % bA 7 1c .5% > 6. 7. 5% 5% H <= bA H 1c bA < 1c 6.5 H <= % bA 7 1c .5% > 6. 7. 5% 5% H <= bA H 1c bA < 1c 6.5 H <= % bA 7. 1c 5% > 6. 7. 5% 5% H <= bA H 1c bA < 1c 6.5 H <= % bA 7 1c .5% > 6. 7. 5% 5% H <= bA H 1c bA < 1c 6.5 H <= % bA 7 1c .5% > 6. 7. 5% 5% H <= bA H 1c bA < 1c 6.5 H <= % bA 7. 1c 5% > 7. 5% 0% 6. Der mittlere HbA1c betrug bei allen T2D Patienten 6,9% (SD= 1,2%) (1), in den Altersklassen 45–54 Jahre und 55–65 Jahre: 7,1% und 7,0%. Die NVL T2D (2002) (2) ordnet Patienten je nach Höhe ihrer HbA1c-Werte Risikokategorien für mikro- und makrovaskuläre Komplikationen zu: 41% der T2DPatienten haben danach in DETECT eine geringes Risiko (HbA1c <6,5%), 37% ein erhöhtes (6,5%< HbA1c <7,5%) und 22% ein hohes Risiko (HbA1c >7,5%). BMI, Bauchumfang, Blutdruck, Cholesterin und Triglyzeride der Patienten zeigten bei schlecht eingestellten HbA1c-Werten ebenfalls einen klaren Trend hin zu ungünstigeren Werten. So hatten von den T2D Patienten mit einem hohen Risiko (HbA1c >7,5%) 76% einen BMI >27 kg/m2 (Männer) resp. >26 kg/m2 (Frauen), 44% einen Blutdruck >140/90 mmHg, 36% ein GesamtCholesterin von >230 mg/dl und 46% TriglyzeridWerte > 200 mg/dl. 22 25 65 26 25 23 BMI 34 41 20% 21 19 18 28 19 42 42 42 N=3.188 Ärzte (RR:45,2%) Triglyzeride 46 21 N=55.518 Patienten (RR:93,9%) klinische und labortechnische Nachuntersuchung der Teilstichprobe (N=6.627 Patienten; RR:93,1%) LDLCholesterin 2007 60% vertiefende labortechnische Untersuchung einer randomisierten Teilstichprobe (N=7.519 Patienten) 20-25 (M)/ 19-24 (F) 25-27 (M)/ 24-26 (F) >27 (M)/ >26 (F) niedriges Risiko moderates Risiko hohes Risiko Schlussfolgerung 59% aller T2D Patienten hatten nach den Kriterien der NVL T2D (2002) eine unzureichende HbA1c-Einstellung mit einem erhöhten oder hohen Risiko für mikro/makrovaskuläre Komplikationen. Diese geht mit ebenfalls ungünstigen Ausprägungen anderer Risikofaktoren einher. Trotz aller Verbesserungen in der primärmedizinischen Versorgung hat die Zielvorgabe einer frühzeitigen konsequenten Behandlung des T2D und der anderen Risikofaktoren weiterhin hohe Priorität. Förderung: unrestricted educational grant der Pfizer GmbH, Karlsruhe an die TU-Dresden (Prof. Wittchen). Kontakt: Prof. Dr. H.-U. Wittchen, Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie, Technische Universität Dresden, Chemnitzer Straße 46, 01187, Dresden, E-Mail: [email protected], Tel: +49(0)351-463-36985, Fax: +49(0)351-463-36984 Referenzen: (1) Pittrow, D., et al. Medizinische Klinik (2006);101: 635–44 (2) Nationale Versorgungs-Leitlinie Diabetes mellitus Typ 2, Kurzfassung, korrigierte Version 1.7.2002