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Sozialpsychologie WS 10/11
Henrik Singmann
Session 7
Was ist Attribution?
 Fritz Heider: Der Mensch ist ein „naiver
Wissenschaftler“/ „Alltagspsychologe“. Wir
versuchen das Verhalten anderer zu
verstehen.
 Attribution ist die Ursachenzuschreibung die
wir vornehmen um das eigene oder Verhalten
anderer zu erklären.
 Hauptdimension: internal oder external
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Präsentationstitel
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Kelleys Kovariationsprinzip
 Vorläufige Analyse der sozialen Situation
anhand von 3 Ursachenkategorien:
- Akteur (internal)
- Objekte der Handlung (external und stabil)
- Situation/Kontext (external und instabil)
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Sozialpsychologie – Henrik Singmann – WiSe 2010/2011 – Session 7
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Wie attribuieren wir? Internal vs. External
Harold Kelley: Kovariationsprinzip
 Konsens (zwischen Akteuren): Handeln auch
andere hinsichtlich des Objektes so?
 Distinktheit (Zwischen Objekten): Verhalten
spezifisch für Objekt? Oder wird bei ähnlichen
Objekten des selbe Verhalten gezeigt?
 Konsistenz (zwischen Situationen): zeigt Akteur
das selbe Verhalten gegenüber dem Objekt in
weiteren Situationen?
Informationsmuster
Attribution
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Konsens
Distinktheit
Konsistenz
Objekt
hoch
hoch
hoch
Person
niedrig
niedrig
hoch
Kontext
niedrig
hoch
niedrig
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Kelley Beispiele
Informationsmuster
Attribution
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Konsens
Distinktheit
Konsistenz
Objekt
hoch
hoch
hoch
Person
niedrig
niedrig
hoch
Kontext
niedrig
hoch
niedrig
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Kelley Beispiele
 Eine Frau probiert ein Kleid an. Der Verkäufer sagt,
dass das Kleid gut aussieht. Warum?
 Objekt (Kleid):
- Alle Verkäufer finden das (Konsens hoch)
- Verkäufer sagt es nur bei dem Objekt (Distinktheit hoch)
- Jedes mal passiert es (Konsens hoch)
 Person (Verkäufer):
- Nur der eine Verkäufer sagt das (Konsens niedrig)
- Verkäufer sagt es bei jedem Kleid (Distinktheit niedrig)
- Jedes mal passiert es (Konsens hoch)
 Situation/Kontext:
- Nur der eine Verkäufer sagt es (Konsens niedrig)
- Er sagt es nur bei dem einen Kleid (Distinkheit hoch)
- Es passiert nur einmal (Konsens niedrig)
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Kelley Beispiele
 Ein Kellner flirtet mit einer Kundin. Warum?
 Objekt (Kundin):
- Alle Kellner flirten mit der Kundin (Konsens hoch)
- Kellner flirtet nur mit dieser Kundin (Distinktheit hoch)
- Kellner flirtet jedes mal mit dieser Kundin (Konsistenz hoch)
 Person (Kellner)
- Nur er flirtet mit der Kundin (Konsens niedrig)
- Er flirtet mit allen Kundinnen (Distinktheit niedrig)
- Er flirtet immer mit allen Kundinnen (Konstanz hoch)
 Situation
- Nur er flirtet mit der Kundin (Konsens niedrig)
- Kellner flirtet nur mit dieser Kundin (Distinktheit hoch)
- Er tut es nur einmal (Konsistenz niedrig)
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Wie attribuieren wir? Internal vs. External
Harold Kelley: Kovariationsprinzip
 Konsens (zwischen Akteuren): Handeln auch
andere hinsichtlich des Objektes so?
 Distinktheit (Zwischen Objekten): Verhalten
spezifisch für Objekt? Oder wird bei ähnlichen
Objekten des selbe Verhalten gezeigt?
 Konsistenz (zwischen Situationen): zeigt Akteur
das selbe Verhalten gegenüber dem Objekt in
weiteren Situationen?
Informationsmuster
Attribution
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Konsens
Distinktheit
Konsistenz
Objekt
hoch
hoch
hoch
Person
niedrig
niedrig
hoch
Kontext
niedrig
hoch
niedrig
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Wie attribuieren wir? Weitere Dimensionen
Bernard Weiner: Leistungsattributionen
 Locus der Ursache: internal oder external
(Selbstwertgefühl)
 Stabilität: Sind die Ursachen stabil oder
variabel? (Einfluss auf Erwartung)
 Kontrollierbarkeit: Sind die Ursachen
kontrollierbar oder unkontrollierbar? (Einfluss
auf Bewertung)
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Attributionsfehler
 Fundamentaler Attributionsfehler – FAE
- kultureller Effekte des FAE
 Actor-Observer Bias
 Self-Serving Bias
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FAE
 Allerdings neigen Menschen dazu diesen Einfluss
der Situation zu ignorieren
 Beispiel (Jones & Harris, 1967):
- Sie lesen einen Aufsatz eines anderen Studierenden
über Fidel Castro.
- Der Aufsatz ist entweder pro oder contra Fidel Castro.
- Ihnen wird mitgeteilt, dass der Autor entweder freiwillig
eine bestimmte Position gewählt hat oder dass ihm
aufgetragen wurde eine bestimmte Position zu
beziehen.
- Abhängige Variable: Was ist die wahre Meinung des
Aufsatzsatzschreibenden?
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Jones & Harris (1967), Experiment 1
Vermutete Einstellung
zu Castro des Autors
vermutete Einstellung
70
60
50
40
30
20
10
Choice
Pro-Castro
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No-Choice
Anti-Castro
 Skala reicht von 10
(extrem anti-Castro) bis
70 (extrem pro-Castro)
 Paradoxer Effekt:
Obwohl bekannt ist, dass
der Text unter
situationalem Einfluss
entstanden ist, wird
trotzdem eine
entsprechende
Persönlichkeit vermutet.
 Fundamentaler
Attributionsfehler: FAE
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Jones & Harris (1967), Experiment 2
Einstellung zu Castro
70
60
50
40
30
20
10
Choice
Pro-Castro
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No-Choice (NC)
Anti-Castro
self NC - NC
Ambivalent
 Zusätzliche
Bedingungen:
Zuerst selbst einen
Aufsatz schreiben
(ohne Wahl) und
anschließend
Einstellung
bewerten.
 Zusätzlicher
Aufsatz mit
ambivalenter
Richtung.
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FAE und Kulturunterschiede
 Staaten bzw. Kulturen können sich hinsichtlich
der Wertschätzung von Individualismus
unterscheiden
 Großer Wert auf Selbstverwirklichung
(individualistisch)
 Großer Wert auf Gruppenzugehörigkeit
(kollektivistisch)
 In kollektivistischen Kulturen geringerer FAE
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weitere Biase
 Actor-Observer Bias
- Bei sich selber eher externale Attribution
- Bei anderen eher internale Attribution
- Aktuelle Metaanalyse stellt diesen generellen
Effekt in Frage (Malle, 2006)
 Self-Serving Bias
- Bei negativem Ergebnis eher externale Attribution
- Bei positivem Ergebnis eher internale Attribution
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Anwendungsfälle
 Attribution und Depression
- Wie sieht ein depressiver Attributionsstil aus?
 Attribution und sexuelle Belästigung am
Arbeitsplatz
- Wie kann Attributionstheorie erklären, dass
sexuelle Belästigung nicht immer gleich
wahrgenommen wird?
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Smirles (2004) - Responsibility in Sexual
Harassement: Person and Situation
 Story: „ChefIn sagt MitarbeiterIn, dass Sie/Er Probleme
bekomme bzw. besser gestellt wird, wenn Sie/Er keine
Beziehung mit Chef eingeht.“
 AV: Wie verantwortlich ist Täter/Opfer?
 Design: 2 (Sex VP) x 2 (Sex Täter/Opfer) [x 3 (Reaktion)]
 Ergebnisse:
- Kein Effekt Täter/Opfer Sex
- Männer halten Opfer für verantwortlicher (2.3 vs. 1.8)
- Männer halten Täter für weniger verantwortlich (5.9 vs. 6.5)
 Erklärung über defensive Attribution: Geschlechterrolle
Frau passt besser zu Opfer (ähnlicher), daher wird
Verantwortung des Opfers minimiert
 Funktioniert nur bis Reaktion bekannt ist. Dann zählt Art
der Reaktion. Bei Mitmachen höhere Verantwortung des
Opfers (gilt vor allem für Frauen).
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Impression Formation - Eindrucksbildung
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Zentrale und Periphere Eigenschaften
 Wie bewerten Sie:
- Person A ist geschickt, fleißig,
warm/herzlich, entschlossen, praktisch, vorsichtig.
- Person B ist geschickt, fleißig, kalt,
Solomon Asch
entschlossen, praktisch, vorsichtig.
- Person C ist geschickt, fleißig, höflich (polite),
entschlossen, praktisch, vorsichtig.
- Person D ist geschickt, fleißig, abgestumpft/ unverblümt
(blunt), entschlossen, praktisch, vorsichtig.
 Unterschiede bei warm/kalt
 Keine Unterschiede bei polite/blunt
 Warm/Kalt zentrale Persönlichkeitsdimension
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Implizite Persönlichkeitstheorien
 Menschen besitzen bestimmte Vorstellungen
(Schemata) wie Persönlichkeitseigenschaften
gruppiert sind und zusammenhängen.
 Welche Art von Eigenschaften sind zentral?
- z.B. warm/kalt
 Welche Art von Eigenschaften passen zusammen?
- wer liebenswürdig ist, gibt wahrscheinlich gerne
- Wer ein Geizhals ist, ist wahrscheinlich leicht reizbar
 Welchen Einfluss hat die Geburtsreihenfolge?
- Erstgeborene sind eher intelligent und ambitioniert
- Letztgeborene sind eher kreativ und emotional
- Einzelkinder sind …
 Kulturelle & Sprachliche Unterschiede
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Wie sieht eigentlich nochmal dieser John Bargh aus?
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Zentrale und Periphere Eigenschaften
 Wie bewerten Sie:
- Person A ist geschickt, fleißig,
warm/herzlich, entschlossen, praktisch, vorsichtig.
- Person B ist geschickt, fleißig, kalt,
Solomon Asch
entschlossen, praktisch, vorsichtig.
- Person C ist geschickt, fleißig, höflich (polite),
entschlossen, praktisch, vorsichtig.
- Person D ist geschickt, fleißig, abgestumpft/ unverblümt
(blunt), entschlossen, praktisch, vorsichtig.
 Unterschiede bei warm/kalt
 Keine Unterschiede bei polite/blunt
 Warm/Kalt zentrale Persönlichkeitsdimension
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Präsentationstitel
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Eindrucksbildung - Kognitive Aspekte
 Wenn verschieden Eigenschaften genannt
werden, findet eine Mittelung statt (anstelle
von Summierung)
 Im allgemeinen achten wir mehr auf
Persönlichkeitseigenschaften, Werte und
Prinzipien als auf Fähigkeiten.
 Anfänglich werden eher Verhaltensexemplare
erinnert, später eher Abstraktionen.
 Sowenig kognitiver Aufwand wie möglich:
Menschen möglichst schnell in möglichst
große Kategorien einordnen.
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Impression Management
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Taktiken
 Self-enhancement: Sich selbst im möglichst
guten Licht darstellen.
 Other-enhancement: Schmeicheln
 Nicht übertreiben: Sonst ist man ein Schleimer
 „Wichtige“ Strategie: Self-Handicapping
(Strategie um unvorteilhafte Attributionen zu
vermeiden). Hilft:
- Stabile Attributionen zu vermeiden
- Internale Attribution zu vermeiden.
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 Für nächste Stunde keine Vorbereitung
 David Kellen wird was über das Gedächtnis
erzählen
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