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Sozialpsychologie WS 10/11
Sitzung 4
Wiederholung I
 Quantitative Methoden:
- Grundpfeiler empirischer Wissenschaften
- Ziel: "Dass ich erkenne, was die Welt - Im Innersten
zusammenhält." - Faust I, Goethe
 Qualitative Methoden:
- Methode einer hermeneutischen Wissenschaft
- Die Hermeneutik (altgr. „(Gedanken) ausdrücken“,
„interpretieren“, „übersetzen“) ist eine Theorie über die
Auslegung von Werken und über das Verstehen.
Beim Verstehen verwendet der Mensch Symbole. Er ist
in eine Welt von Zeichen und in eine Gemeinschaft
eingebunden, die eine gemeinsame Sprache benutzt.
Nicht nur in Texte, sondern in alle menschlichen
Schöpfungen ist Sinn eingegangen, den herauszulesen
eine hermeneutische Aufgabe ist. (wikipedia)
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Sozialpsychologie – Henrik Singmann – WiSe 2010/2011 – Session 4
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Wiederholung II: Methodik
 Korrelation
 Experiment
 Nachteil von Korrelation:
- Kaum möglich Aussagen über die Kausalität zu
treffen
 Nachteil von Experiment:
- Manchmal schlicht nicht durchführbar (natürliche
Gruppen sind nicht randomisierbar)
- Externe Validität manchmal fraglich
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Eine Beispielstudie
 Forschungsfrage: Ist der Unterricht im
Klassenverband in der Schule immer sinnvoll?
 Hypothese: Schüler können besser lernen, wenn
sie sich alleine im Raum befinden.
 2 Gruppen müssen langweilige Aufgabe in 15 min
bearbeiten (niemand kann alle Aufgaben lösen):
- Gruppe 1 im normalen Unterricht
- Gruppe 2 in Einzelzimmern
 Zusätzlich unterschiedliche Jahrgänge testen:
- Ist der Effekt bei jüngeren und älteren Schülern gleich?
 Gemessen: Leistung in der Aufgabe
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SOZIALE KOGNITIONEN
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Soziale Kognition
 Soziale Kognitionen sind die Art und Weise wie
wir unsere (soziale) Umwelt interpretieren,
analysieren, erinnern und die so gewonnen
Informationen benutzen.
 Soziale Kognition ist nicht immer rational. Der
Mensch denkt und handelt nicht immer rational.
 Kognitionen haben Einfluss auf Affekt & Verhalten
 Menschen versuchen kognitive Ressourcen zu
schonen: kognitive Geizhälse (cognitive miser)
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2 sparsame Komponenten sozialer Kognition
 Schema
- mentale Wissensstruktur im impliziten Gedächtnis
- ermöglichen uns große Mengen an Informationen
zu verarbeiten: bestimmen Auswahl und helfen bei
mehrdeutigen Reizen
- Beispiele: Restaurant, Professor, BWL-Student
 Heuristik
- einfache Regel (Faustformeln) die mit minimalem
kognitiven Aufwand ein/e Entscheidung/Ergebnis/
Urteil herbeiführt: „mentale Abkürzung“
- bezeichnet die Kunst, mit begrenztem Wissen und
wenig Zeit zu guten Lösungen zu kommen.
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2 sparsame Komponenten sozialer Kognition
 Schema
- mentale Wissensstruktur im impliziten Gedächtnis
- ermöglichen uns große Mengen an Informationen
zu verarbeiten: bestimmen Auswahl und helfen bei
mehrdeutigen Reizen
- Beispiele: Restaurant, Professor, BWL-Student
 Heuristik
- einfache Regel (Faustformeln) die mit minimalem
kognitiven Aufwand ein/e Entscheidung/Ergebnis/
Urteil herbeiführt.
- bezeichnet die Kunst, mit begrenztem Wissen und
wenig Zeit zu guten Lösungen zu kommen.
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Wie beeinflussen Schemata soziale
Kognitionen?
Schemata beeinflussen drei grundlegende
Prozesse der Informationsverarbeitung:
 Aufmerksamkeit (Attention; Welche
Information wird aufgenommen)
 Enkodierung (Encoding; Welche Information
wird gespeichert)
 Abruf (Retrieval; Welche Information wird
abgerufen)
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Aufmerksamkeit & Enkodierung
 Konsistente Information wird eher wahrgenommen
 Größere Wahrscheinlichkeit, dass bei Professoren/In
„Ähh“ auffällt, als bei anderen Personen.
 Größere Wahrscheinlichkeit, dass bei BWL-Studenten
der hochgestellte Kragen auffällt.
 Außer Information ist zutiefst
inkonsistent mit einem Schema
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Abruf
 Sowohl konsistente als auch inkonsistente
Information im Gedächtnis.
Response bias:
 Stärkeres Benutzen und Wiedererkennen
(Recognition) von kongruenten Informationen
 Aber inkonsistente Information wird besser frei
erinnert (recall).
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Schemata: Eigenschaften
 Der Effekt von Schemata ist stärker unter
kognitiver Belastung
 Schemas zeigen Perseveranz (Beständigkeit)
- Selbsterfüllende Prophezeiung
- Rosenthal-Effekt
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How it Works
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2 sparsame Komponenten sozialer Kognition
 Schema
- mentale Wissensstruktur im impliziten Gedächtnis
- ermöglichen uns große Mengen an Informationen
zu verarbeiten: bestimmen Auswahl und helfen bei
mehrdeutigen Reizen
- Beispiele: Restaurant, Professor, BWL-Student
 Heuristik
- einfache Regel (Faustformeln) die mit minimalem
kognitiven Aufwand ein/e Entscheidung/Ergebnis/
Urteil herbeiführt: „mentale Abkürzung“
- bezeichnet die Kunst, mit begrenztem Wissen und
wenig Zeit zu guten Lösungen zu kommen.
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Heuristiken
Unterschiedliche Sichtweise über Heuristiken:
 Amos Tversky & Daniel Kahnemann:
„Heuristics and Biases“
- Heuristiken stellen einen kognitiven Bias dar
 Gerd Gigerenzer: „fast and frugal Heuristics“
- schnelle und sparsame Methoden um an die
aktuelle Umwelt angepasste Entscheidungen zu
treffen
 Was ist die Norm an der wir das Verhalten
messen?
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Repräsentativitätsheuristik
 Je ähnlicher eine Person einem typischen
Vertreter einer bestimmten Gruppe ist, desto
eher ordnet man die Person dieser Gruppe zu.
 Linda the bank teller:
- Linda ist mittelalte Frau die sich sehr für
Frauenrechte und Emanzipation engagiert
- Was ist wahrscheinlicher:
• Linda ist Bankangestellte
• Linda ist Bankangestellte und Feministin
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Repräsentativitätsheuristik
Base rate neglect:
 30 Juristen und 70 Ingenieure wurden interviewt:
- Jack ist 45 Jahre alt. Er ist verheiratet und hat vier
Kinder. Er ist im allgemeinen konservativ, sorgfältig und
ehrgeizig. Er interessiert sich nicht für Politik oder
soziale Fragen und verwendet den größten Teil seiner
Freizeit auf eines seiner vielen Hobbys, wie z.B.
Tischlern, Segeln und mathematische
Denksportaufgaben.
 Was ist wahrscheinlicher:
- Jack ist Ingenieur
- Jack ist Jurist
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Verfügbarkeitsheuristik
 Je einfacher es ist an etwas zu denken, desto stärker
beeinflusst es Abschätzungen.
 “the tendency to judge the frequency or likelihood of
an event by the ease with which relevant instances
come to mind”
- Nachdem man an 6 (versus 12) Ereignisse gedacht hat, bei
denen man sich selbstsicher Verhalten hat, fühlt man sich
selbstsicherer.
- Probanden wurde eine Liste von Eigennamen vorgelesen:
Entweder 19 Namen von sehr berühmten Männern und 20
Namen von weniger berühmten Frauen, oder 19 Namen sehr
berühmter Frauen und 20 von weniger berühmten Männern.
Teilnehmer sollten einschätzen, ob die Liste mehr Männer
oder mehr Frauen enthielt.
Ca. 80% überschätzten den Anteil desjenigen Geschlechts
mit den sehr berühmten Namen.
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 Beispiel Buch SUVs
 SUV = Sports Utility Verhicle
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Anker- und Anpassungsheuristik
 Bestimmte Informationen (Nummern/Werte) bieten
den Ausgangspunkt von dem aus wir Situationen
bewerten und Einschätzungen tätigen.
Studie von Tversky & Kahnemann:
1. Zuweisung einer Zufallszahl durch Glücksrad
2. Schätzen ob Prozentsatz der afrikanischen Staaten
in der Uni über oder unter der Zahl liegt
3. Schätzen wie viel Prozent der afrikanischen Staaten
in der Uno sind.
 Ergebnisse zeigen deutliche Abhängigkeit der
Schätzung von der Zufallszahl
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Bei Zufallszahl von 45, Schätzung 65%
Bei Zufallszahl 10, Schätzung 25%
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Anker- und Anpassungsheuristik
Unglücklicherweise auch Einfluss von Anker bei
Experten:
 Immobilienpreise
 Gerichtsurteile
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Automatische Prozesse
 Heuristiken und Schemata sind zwei Beispiele
für automatische Prozesse
 kontrollierte Prozesse:
- bewusst, explizit
- großer Aufwand, geringe Kapazität
- langsam, sequentiell
 automatische Prozesse:
- unbewusst (niemals unterbewusst sagen!!), implizit
- geringer Aufwand, große Kapazität
- schnell, parallel
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Forschung an automatischen Prozessen
Priming (deutsch: Bahnung; sagt niemand)
 Aktivierung von (impliziten) Gedächtnisinhalten,
beeinflusst folgende Informationsverarbeitung
 Kann subliminal (unter der Wahrnehmungsschwelle)
oder supraliminal (über der Wahrnehmungsschwelle)
stattfinden.
 Wird erklärt über den Aufbau des Gedächtnisses:
Inhalte in Netzwerken gespeichert; aktivierte Knoten
aktivieren verbundene Knoten („spreading activation“)
 Arten:
-
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semantisches/assoziatives/Kontext Priming
affektives/evaluatives Priming
Schema/Stereotyp Priming
Goal Priming
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Beispiel Priming
Klassische Aufgabe: Lexikalische Entscheidung
 semantisches Priming
- sehr kurze Präsentation (< 50 ms) von einem Wort
(Hund) beschleunigt das Erkennen von einem
semantisch verwandten Word (Wolf)
 assoziatives Priming
- Aktivierung eines Wortes (Hund) erhöht
Wahrscheinlichkeit, dass ein assoziiertes (Katze)
 subliminales Priming kann nicht zaubern!
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Beispiel Priming
 Aktivierung des Stereotypes „ältere
Menschen“ (versus neutral) mit scrambled
sentence task: Florida, old, grey, bingo,
retired, traditional, bitter, obedient, alone ,…
 Beispiel: is door grey bold the
 AV: Zeit bis zum Fahrstuhl
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Nächste Woche lesen (ÄNDERUNG)
 Bargh, J. A., & Chartrand, T. L. (1999). The
unbearable automaticity of being. American
Psychologist, 54, 462-479.
http://heatherlench.com/wpcontent/uploads/2008/06/bargh-chartrand.pdf
 http://en.wikipedia.org/wiki/Subliminal_stimuli
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Weitere Grenzen des rationalen Denkens
 Negativitäts Bias
 Optimismus Bias
 Kontrafaktisches Denken
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Negativitäts Bias
 Größere Sensibilität gegenüber negativer
Information
 Möglicherweise evolutionäre Erklärung: Es
scheint ratsam auf Gefahr besonders schnell
zu reagieren
 Mood in the crowd Paradigma
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Optimismus Bias
 Wir erwarten, dass im großen und ganzen
alles gut ausgeht
 Bei für das Selbst relevanten Sachen halten
wir uns für besser als der Durchschnitt
 Wir vertrauen stärker unseren Überzeugungen
und Urteilen als es angemessen ist.
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Planning fallacy
 Wir tendieren dazu die Zeit die wir für etwas
benötigen zu unterschätzen
 Wir vergessen das alltägliche klein-klein beim
planen und unterschätzen übermäßig wie
lange wir für etwas brauchen
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Kontrafaktisches Denken
 Was wäre gewesen, wenn …
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Kontrafaktisches Denken
 automatischer Prozess, je mehr cognitive
load, desto mehr kontrafaktisches Denken
 Kontrafaktisches Denken kann scheinbar
absurde Effekte erklären:
- Silbermedaillengewinner sind unglücklicher als
Bronzemedaillengewinner
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Zusammenfassung








Schema
Heuristiken
Automatische Prozesse
Priming
Negativity Bias
Optimistic Bias
Planning fallacy
Counterfactual Thinking
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