L - Frankfurter Schule - Philosophische Fakultät

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Christian Thies
Kultur-, Sozial- und
Geschichtsphilosophie
Vorlesung
an der Philosophischen Fakultät
der Universität Passau
im Wintersemester 2009/10
(Zwölfte Sitzung 19.1.2010)
Zwölfter Termin (19.1.2010)
(1) Wiederholung – Ergänzungen – Fragen
Kulturkritik und Nietzsche
(2) „Frankfurter Schule“
(a) Max Horkheimer und Theodor W. Adorno
(b) Walter Benjamin
(c) Jürgen Habermas
(3) Ausblick auf den nächsten Termin
19.1.2010
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Vorlesung WS 2009/10
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Fortschrittskritik im 19. Jahrhundert
•
Reaktionäre
– katholischer Antimodernismus (von Papst Pius IX. bis zum
Zweiten Vatikanischen Konzil)
– aristokratische Restauration
•
Konservative
Ziel: das bewahren wollen, was durch „den Fortschritt“ zerstört
werden könnte (u.a. „Kultur“)
•
Romantiker (vor allem die Frühromantik)
keine politische oder ökonomisch-technische Utopie, sondern eine
„kulturelle“ (Kunst, neuer Mythos o.ä.)
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„Kulturkritik“
1. institutionelle Ebene
Krise der kulturellen Institutionen (Bildungsanstalten, Kirchen,
Massenmedien, Kunst u.a.) ist entscheidend für Gesamtkrise
2. individuelle Ebene
Krise in folgenden Bereichen
• Bildung
• Moralität
• Glück
• …
 Krise der Individualität, Persönlichkeit, Subjektivität …
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Nietzsches Epigonen
(1) Ästhetische Weltbetrachtung
•
•
Stefan George und andere „Geistesaristokraten“
französische Nietzscheaner (Georges Bataille, Pierre
Klossowski, Gilles Deleuze u.a.)
(2) Machttheoretische Entlarvung
•
•
Heidegger (Spätwerk: Technik als Gestell)
Foucault (mittlere Phase: „Überwachen und Strafen“, „Der Wille
zum Wissen“)
Lit. Jürgen Habermas, Der philosophische Diskurs der Moderne,
Frankfurt a. M. 1985
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Frankfurter Schule
• 1930 Max Horkheimer wird Direktor des 1924
gegründeten „Institut für Sozialforschung“
• 1933/34 Emigration über Genf und Paris nach New
York
• 1938 Beginn der intensiven Zusammenarbeit
Horkheimers mit Adorno in New York
• 1944 Abschluss der „Dialektik der Aufklärung“,
parallel zur „Kritik der instrumentellen Vernunft“
(Horkheimer), den „Minima Moralia“ (Adorno), der
„Philosophie der neuen Musik“ (Adorno) und
umfangreichen empirischen Studien
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Frankfurter Schule (2)
1950 Neubegründung an der
Universität Frankfurt unter
Horkheimer und Adorno
1960er Jahre: großer Einfluss
von Marcuse, Adorno und
Habermas auf die
Studentenbewegung
1969 Tod von Adorno
1971-83 Habermas in Starnberg
2001 Axel Honneth wird
Direktor am IfS
2009 Exzellenzcluster „Die
Herausbildung normativer
Ordnungen“
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Theodor W. Adorno (1903-1969)
gleichermaßen interessiert an
moderner Musik, klassischer
Philosophie, Soziologie und
Psychoanalyse
15.7.1932 Vortrag „Die Idee der
Naturgeschichte“
1944/47 (mit Horkheimer)
„Dialektik der Aufklärung“
Okt. 1962 Vortrag „Fortschritt“
1966/67 „Negative Dialektik“
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Totale Herrschaft
• Nationalsozialismus
• staatsbürokratischer Sozialismus
• wohlfahrtsstaatliche Pseudo-Demokratie mit den
kulturindustriellen Massenmedien
fundiert in einem verkürzten Begriff der Vernunft bzw.
der Aufklärung („Rationalisierung“)
Zerstörung der Grundlage der Vernunft: des
autonomen Subjekts
 Katastrophe
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„Dialektik der Aufklärung“
Inhalt:
• Vorrede(n)
• Begriff der Aufklärung
• Exkurs I: Odysseus oder Mythos und Aufklärung
• Exkurs II: Juliette oder Aufklärung und Moral
• Kulturindustrie. Aufklärung als Massenbetrug
• Elemente des Antisemitismus. Grenzen der
Aufklärung
• Aufzeichnungen und Entwürfe [mit „Zusätzen“]
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Geschichtsphilosophische
Kategorien bei Adorno
•
•
•
•
•
•
•
•
„Naturgeschichte“
„das Mythische“
„Katastrophe“
„Versöhnung“
„Gesamtsubjekt“
„Dekadenz“
„verwilderte Selbsterhaltung“
…
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Walter Benjamin
1892 geboren
vielfältige Einflüsse:
Jugendbewegung, Marxismus,
Surrealismus, jüdische Mystik usw.
seit 1933 in Paris
dort Arbeit am unvollendeten
„Passagenwerk“
1939/40 Thesen „Über den Begriff
der Geschichte“
26./27.9.1940 Suizid an der
französisch-spanischen Grenze
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„Über den Begriff der Geschichte“
•
•
•
•
•
•
Kritik am Historismus
„Geschichte von unten“
Verbindung von Theologie
und historischem
Materialismus
Erlösung, Sprengung des
Kontinuums
Kritik am „Fortschritt“, Ziel:
Stillstellung
Revolutionen nicht als
Lokomotive, sondern als
Notbremse
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Jürgen HABERMAS (*1929)
Weiterführung des Projekts der Aufklärung bzw. der Moderne
Verbindung von
• KANT (die Einheit der Vernunft in der Mehrzahl ihrer Stimmen,
normative Begründungen in Moral und Recht)
• HEGEL (Entwicklung von Vernunft)
• MARX (Sozialphilosophie, durch Ökonomie ausgelöste Krisen)
 Aufhebung der „Kritischen Theorie“ der Frankfurter Schule
ab 1970 „kommunikationstheoretische Wende“ (vom Bewusstsein
zur Sprache, von der Subjektivität zur Intersubjektivität)
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„Dialektik des Fortschritts“
(vgl. Habermas 1976: 179-183)
Mit jeder Problemlösung tritt ein neues Problem auf.
1. Wildbeutergesellschaften – Kampf gegen die äußere Natur –
Sieg durch komplexere, aber hierarchische Sozialverbände
2. Hochkulturelle Gesellschaften – Ringen um Rechtssicherheit –
ermöglicht durch rationale Weltbilder (zumeist religiöser Art)
3. Industriegesellschaften – Streit um angemessene Verteilung
des Reichtums („soziale Frage“) – gemildert in demokratischen Wohlstandsgesellschaften
4. post-industrielle Moderne – Sinnverlust [und „ökologische
Frage“ und „Kampf der Kulturen“] – ?
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