Angelika Kansy Artikel Angelika Kansy Aufklärerisches

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In: Widerspruch Nr. 12 Wiederkehr des Mythos? (1986), S. 7178
Autorin: Angelika Kansy
Artikel
Angelika Kansy
Aufklärerisches Denken und Rückfall
in den Mythos.
Zur „Dialektik der Aufklärung“ und
ihrer kommunikationstheoretischen
Transformation
When everything is bad
it must be good to know the worst.
Th.W. Adorno, Minima Moralia
1. Die Subjektivierung der Vernunft
Traditionell verstanden vollzieht sich in der Epoche der Aufklärung ein
Prozeß der Subjektivierung der Vernunft. Gegenüber der „natürlichen
Ordnung der Dinge“ in Religion und Politik setzen Zweifel an diesen
tradierten Herrschaftsverhältnissen ein, Autoritätsvoraussetzungen ohne
deren Begründung werden nicht mehr akzeptiert. Der Mensch beansprucht autonome Selbstverwirklichung und Mündigkeit, der äußeren
Natur wird Rationalität entgegengesetzt. Wie der Handwerker dem
Werkstück mit Hilfe seines Werkzeugs, tritt der Wissenschaftler dem zu
behandelnden Gegenstand mittels des Instruments des methodisch abgesicherten Experiments gegenüber. Natur ist erstmals beherrschbar.
„Die Wissenschaftler lernten von den Handwerkern Distanz. Sie schoben das Instrument zwischen sich und die Natur ... Sie lernten die Disziplin materieller Arbeit: verläßliche Resultate über die Natur können nur
dann erwartet werden, wenn man ihr regelrecht begegnet. Und schließ-
Aufklärerisches Denken und Rückfall in den Mythos
lich lernten sie ‘disinterestedness’ von den Handwerkern. Die ‘sachliche
Beziehung’ des Handwerkers zu seinem Werkstück, des Handwerkers,
der nicht mehr für sich, sondern für den Markt produzierte, wurde Vorbild wissenschaftlicher Naturbeziehung“1.
So läßt sich aufklärerisches Denken sehen als Gegensatz und Gegenkraft
zum Mythos. Das politische System mittelalterlicher Ständeordnung mit
den konservierten Machtansprüchen der Aristokratie mußte nicht legitimiert werden. Indem die Dinge bloße Dinge sind, ohne etwas Dahinteroder Darüberstehendes zu repräsentieren, kann sich im Zeitalter der Rationalität das Subjekt von ihnen distanzieren, ein Subjekt erst einmal
formulieren und die Objekte über die Erfahrung zugänglich machen.
Max Horkheimer und Theodor W. Adorno gehen jedoch in ihrem Buch
„Dialektik der Aufklärung“ von der These aus, daß Aufklärung in Mythologie zurückfalle. Sie behaupten die Existenz einer heimlichen Komplizenschaft zwischen Mythos und Aufklärung: „schon der Mythos ist
Aufklärung, und: Aufklärung schlägt in Mythologie zurück“ (DA, 5).
Horkheimer und Adorno (H/A) stellen mit Hilfe des Odysseus-Mythos
die „Urgeschichte einer Subjektivität“ dar, „die sich der Gewalt der mythischen Mächte entwindet“2. Denn die mythische Welt ist nicht Heimat,
sondern das „Labyrinth, dem es um der eigenen Identität willen zu entrinnen gilt“3.
Im Ursprungsmythos verdeutlicht sich ein ambivalentes Verhältnis des
Menschen: Er weiß, daß der Ritus lebensnotwendig ist für seine Sozietät,
er weiß u m die „regenerierende Kraft einer rituellen Rückkehr zu den
Ursprüngen ... für das kollektive Bewußtsein“4. Doch zur Formation des
Ich, zur Subjektwerdung, ist es ebenso notwendig, den Ursprungsmächten zu entkommen und die Opferhandlung nur noch einzusetzen, um
den „Schein zu wahren“. Der Ritus wird zum Zweck einerseits um „die
Götter zu beruhigen“, sich loszukaufen, und andererseits, u m in der Op1
Böhme, G./Böhme, H., Das Andere der Vernunft. Zur Entwicklung von Rationalitätsstrukturen am Beispiel Kants, 284 f.
2 Habermas, J., Theorie des kommunikativen Handelns. Handlungsrationalität und
gesellschaftliche Rationalisierung (TKH), 407.
3 ebd.
4 ebd.
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ferhandlung eine kollektive Sozialität zu suggerieren. Das Entkommen
von den Ursprungsmächten hat seinen Preis. Gelingende Aufklärung wäre es, wenn mit dem Bezwingen mythischer Gewalten Befreiung implizit
wäre. Der Odysseusmythos macht für H/A klar, wie innere Befreiung
mit dem Verlust der inneren Natur bezahlt wird.
2. Der Zusammenhang von Vernunft und Herrschaft
Der Prozeß der Aufklärung verdankt sich von Anfang an dem Antrieb
einer Selbsterhaltung, der aber die Vernunft verstümmelt. Die Vernunft
selbst zerstört die Humanität, die sie ermöglicht hat. „Die Geschichte
der Zivilisation ist die Geschichte der Introversion des Opfers. Mit anderen Worten: die Geschichte der Entsagung“ (DA, 51). Mit dem Einsetzen subjektiver Rationalität wird die Einheit von Mensch und Natur zerstört, Selbstaufgabe und Selbstverleugnung sind der Preis dafür.
In den Bildern der Abenteuer aus der Homerischen Epik sehen H/A
dies verdeutlicht: Odysseus kann sich der Natur mit seinem Bewußtsein
nur entgegensetzen, indem er seiner eigenen Bewegung entsagt. Freiwillig
läßt er sich von seinen Seeleuten am Schiffsmast festbinden, um sich
dem Gesang der Sirenen auszuliefern, während sich die Matrosen die
Ohren mit Wachs zustopfen müssen.
Diese Episode war für H/A besonders symbolträchtig. Zum ersten
meint sie den Prozeß der Aufklärung: einerseits bildet sich in diesem Akt
ein „identisch beharrendes Ich und gewinnt dadurch Gewalt über eine
entseelte Natur“; andererseits „erwirbt (es) seine innere Organisationsform (nur) in dem Maße, als es ... das Amorphe in sich, die innere Natur
bezwingt“5.
Zweitens setzen sie hier ihre Kulturkritik an. Die Seemänner müssen, wie
die modernen Arbeiter, den Genuß (das Hören der Sirenen) unterdrücken, um den Arbeitsprozeß nicht zu unterbrechen, die Produktion nicht
zu stören. Doch Odysseus ist kein Arbeiter, kann sich also dem Gesang
aussetzen, doch nur unter der Bedingung, nicht der Versuchung nachzugeben.
5
Habermas, J., Philosophisch-politische Profile, 168.
Aufklärerisches Denken und Rückfall in den Mythos
So ist für die Privilegierten Kultur immerhin eine Möglichkeit des
Glücks, jedoch ohne dessen reale Erfüllung, Odysseus’ „Rationalität basier(t) ... auf List, Trug und Instrumentalisierung.“
Für H/A war Odysseus der Prototyp jenes Vorbildes aufklärerischer
Werte, des modernen, ökonomischen Menschen. „Seine treulose Reise
antizipier(t) die bürgerliche Ideologie vom Risiko als der moralischen
Rechtfertigung des Profits. Noch in seiner Ehe steck(t) das Tauschprinzip ihre Treue und ihr Abweisen aller Verehrer während seiner Abwesenheit im Tausch gegen seine Rückkehr“6.
Es kristallisiert sich also nach H/A mit dem Einsetzen der Vernunft der
Zusammenhang mit Herrschaft heraus. Diese Herrschaft besteht auf drei
Ebenen: auf der Ebene der Herrschaft des Subjekts über äußere Natur,
auf der über die innere Natur und, daraus folgernd, auch auf der gesellschaftlichen Ebene. Vernunft wird nur beansprucht in Formen zweckrationaler Natur- und Triebbeherrschung, als instrumentelle Vernunft. Das
„Erwachen des Subjekts“ und die Emanzipation von der Naturherrschaft „wird erkauft durch die Anerkennung der Macht als des Prinzips
aller Beziehungen“ (DA, 12). „Der Mythos geht in die Aufklärung über
und die Natur in bloße Objektivität. Die Menschen bezahlen die Vermehrung ihrer Macht mit der Entfremdung von dem, worüber sie die
Macht ausüben. Die Aufklärung verhält sich zu den Dingen wie der Diktator zu den Menschen. Er kennt sie, insofern er sie manipulieren kann“
(DA, 12). So ist die Entwicklung der Identität nur als verdinglichte möglich.
Die von Lukács in „Geschichte und Klassenbewußtsein“ entwickelte
„Theorie der Verdinglichung“ nahmen H/A zwar auf, sehen diesen Verdinglichungsprozeß jedoch nicht erst in der „Warenform der Arbeitskraft“, sondern immanent schon in „jene(r) Denkform, die bewirkt, daß
Menschen in objektiver Einstellung den Gegenständen gegenübertreten“7.
Der Natur wird demzufolge kein Eigensinn mehr zugestanden, das Verhältnis zu ihr ist ein rein technisches. Subjektivität wird zu einem stören6
Jay, Martin, Dialektische Phantasie. Die Geschichte der Frankfurter Schule und des
IfS 1923-1950, 309.
7 Den Verdinglichungsbegriff Lukács’ erläutert J. Habermas näher in TKH, 505 ff.
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den Element in der Industriegesellschaft. In dieser Distanzierung manifestiert sich ein Herrschaftsverhältnis. Der Mensch sieht sich gegenüber
„eine(r) leere(n), zu bloßem Material degradierte(n) Natur, bloße(m)
Stoff, der zu beherrschen ist, ohne jeden anderen Zweck als eben seiner
Beherrschung“8.
Die These, daß Aufklärung in Mythologie zurückschlage, beschreibt die
Lähmungserscheinungen einer leergelaufenen Emanzipation. „Die trockene Weisheit, die nichts Neues unter der Sonne gelten läßt, weil die
Steine des sinnlosen Spiels ausgespielt, die großen Gedanken alle schon
gedacht, die möglichen Entdeckungen vorweg konstruierbar, die Menschen auf Selbsterhaltung durch Anpassung festgelegt seien diese trockene Weisheit reproduziert bloß die phantastische, die sie verwirft“ (DA,
15).
Den Grund für das Herrschaftsverhältnis zwischen Mensch und Natur
sehen H/A also im Selbsterhaltungsprinzip, dem sich das Subjekt unterwerfen muß, um sich gegenüber dem Schrecken der Natur seine Identität
erhalten zu können. „Die Menschen hatten immer zu wählen zwischen
ihrer Unterwerfung unter Natur oder der Natur unter das Selbst“ (DA,
32).
Gleichzeitig sind Subjekt und Objekt nicht mehr zu unterscheiden. Das
Subjekt wird zum Maß aller Dinge, das diese Dinge dann mit sich selbst
identifiziert. In dieser Verstrickung ist die Möglichkeit einer Distanznahme also wiederum nicht mehr möglich.
Da es der Rahmen dieses Aufsatzes nicht erlaubt, hier auch die „Negative Dialektik“ Adornos zu behandeln, sei nur in groben Umrissen gezeigt,
wie vor allem Adorno seine Vernunftskepsis durch die Hereinnahme eines „mimetischen“ Moments zu überwinden sucht.
„Mimesis ist der Name für die sinnlich rezeptiven, expressiven und
kommunikativ sich anschmiegenden Verhaltensweisen des Lebendigen“9.
Die Mimesis muß mit Rationalität zusammenfallen, um sich dann im Bereich des Ästhetischen zu verwirklichen. In Kunst und Philosophie ist es
somit möglich, verdinglichte Bestände zu durchbrechen, wobei sich Rationalität im mimetisch-versöhnenden Geist manifestiert. Durch das ver8
9
Horkheimer, M., Zur Kritik der instrumentellen Vernunft, 97.
Wellmer, A., Zur Dialektik von Moderne und Postmoderne, 12.
Aufklärerisches Denken und Rückfall in den Mythos
söhnende Element könne der Bezug zur Wahrheit wiederhergestellt
werden. Denn „der Begriff des versöhnenden Geistes (steht) nicht nur
für die gewaltlose ‘Synthesis des Zerstreuten’ im Schönen der Kunst und
im philosophischen Gedanken, sondern zugleich für die gewaltlose Einheit des Vielen in einem versöhnenden Zusammenhang alles Lebendigen“10. Hier sieht sich das Individuum also nicht mehr vereinnahmt
durch die objektive Welt, so wie es selbst die Objekte sich aneignet, sondern der Riß zwischen Anschauung und Begriff, zwischen Besonderem
und Allgemeinen, Teil und Ganzem ist gekittet.
Dem damit aufgeworfenen Konflikt, wie denn in einer durch die instrumentelle Vernunft verungestalteten Welt noch ein versöhnender Geist
zur Wirkung kommen könne, hält Adorno dessen Verwirklichung in der
Anschauung des „Naturschönen“ entgegen: Die Kunst ahmt nicht das in
der Wirklichkeit Vorfindbare nach, sondern das, was die Wirklichkeit bereits überwunden hat, eben das Naturschöne.
3. Die Totalität der Ideologiekritik
Vereinfacht gesagt, läßt sich hier ein befreites Verhältnis von Mensch
und Natur in der Adorno’schen Philosophie erstmals feststellen. Sie
formuliert ihre Rationalität in einer Mimesis als einem menschlichen Impuls, der sich, sprachlos, nur in der Kunst verwirklichen läßt. Es ließe
sich provozierend fragen, wie Vernunft auf dieser Ebene überhaupt noch
appellierbar ist. Denn die Totalität der Ideologiekritik, meine ich, wendet
sich letztlich gegen die Autoren selbst. Sie können keine Vernunft begründen, mit deren Hilfe sich die instrumentelle Rationalität kritisieren
ließe.
Die Hoffnung auf politisch-revolutionäre Kräfte war für Adorno und
Horkheimer zum einen durch die Niederschlagung der Arbeiterrevolution 1918/19, zum anderen durch die faschistische Diktatur und ihrer
Wirkung auf die Massen gescheitert. In einem Aufsatz in den Soziologischen Schriften schrieb Adorno 1979: „Kein Gesamtsubjekt existiert ...
Kein Standort außerhalb des Getriebes läßt sich mehr beziehen, von
dem aus der Spuk mit Namen zu nennen wäre.“ Bezieht eine Philoso10
ebd.
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phie, die sich vor allem auch als „Kritische Gesellschaftstheorie“ versteht, eine derartige Stellung, ist ein Theorie-Praxis-Bezug nicht mehr erkennbar. Vor allem steht eine Veränderung von Gesellschaft völlig außerhalb jeden konkreten Angriffspunktes. Durch die Assimilierung von
Rationalität an Macht entzieht sich die Theorie jeglichen emanzipatorischen Zugriffs. So kritisiert auch Jürgen Habermas: „H/A [haben) den
eigentlichen problematischen Zug getan; sie haben sich, (...), einer hemmungslosen Vernunftskepsis überlassen, statt die Gründe zu erwägen,
die an dieser Skepsis selbst zweifeln lassen.“ Die Ideologiekritik ... „blieb
in der puristischen Vorstellung befangen, als stecke in den internen Beziehungen zwischen Genesis und Geltung der Teufel, der auszutreiben
ist, da mit sich die Theorie, von allen empirischen Beimengungen gereinigt, in ihrem eigenen Elemente bewegen könne11.
4. Der Paradigmenwechsel von der Bewußtseinsphilosophie zur Kommunikationstheorie
Die Kritik Habermas’ setzt an diesen beiden Punkten an: Erstens an der
paradoxen Struktur eines totalisierten Denkens, „weil sie (H/A, d.Verf.)
im Augenblick der Beschreibung noch von der totgesagten Kritik
Gebrauch machen“ müssen12; zum zweiten am Theorie-Praxis-Bezug,
der nicht mehr hergestellt werden kann angesichts der Position einer
Theorie der Ohnmacht gegenüber einem entfremdeten, verdinglichten
System. „Das Paradox, in dem sich die Kritik der instrumentellen Vernunft verstrickt und das sich auch der geschmeidigsten Dialektik hartnäckig widersetzt besteht mithin darin, daß Horkheimer und Adorno eine
Theorie der Mimesis aufstellen müßten, die nach ihren eigenen Begriffen
unmöglich ist“13.
Diese Theorie, die sich quasi „metaphysisch“ eine Neuvereinigung von
Mensch und Natur zur Aufgabe macht, in ihrer Deutlichkeit aber letztlich im Dunklen bleibt, ist für Habermas nicht willkürlich oder zufällig
entstanden, sondern beruht auf einer „Erschöpfung des Paradigmas der
11
Habermas, J., in: Bohrer, K.-H., Mythos und Moderne, 929.
Ebd., S. 418.
13 Habermas, J., Theorie des kommunikativen Handelns. Handlungsrationalität und
gesellschaftliche Rationalisierung (TKH), Bd. I, 512.
12
Aufklärerisches Denken und Rückfall in den Mythos
Bewußtseinsphilosophie“, das gescheitert ist. So gilt es, aufzuzeigen,
„daß ein Paradigmawechsel zur Kommunikationstheorie die Rückkehr
zu einem Unternehmen gestattet, das seinerzeit mit der Kritik der instrumentellen Vernunft abgebrochen worden ist; dieser erlaubt ein Wiederaufnehmen der liegengebliebenen Aufgaben einer kritischen Gesellschaftstheorie“14.
In der Theorie Habermas’ wird der Terminus „Bewußtseinsphilosophie“
verstanden als ein ihr innewohnendes Prinzip von Subjektivität. Dem
subjektiven Bewußtsein gegenüber steht ein Objekt, dem es sich als seiend vorstellen kann, bzw. ein Subjekt, das sich die Gegenstände in objektivierender Einstellung aneignen kann. „Das Subjekt bezieht sich auf Objekte entweder, um sie so, wie sie sind, vorzustellen, oder so, wie sie sein
sollen, hervorzubringen“15.
In der modernen, aufgeklärten Philosophie ist Selbsterhaltung (Subjektivität) nur noch angelegt als Überlebensrettung des kollektiven Bestandes
der Menschengattung. Wenn H/A diese Subjekt-Objekt-Beziehung der
Moderne analysieren, muß notwendig ein zu Grunde liegendes Prinzip
der Herrschaft das Resultat sein. „Versöhnung“ kann daher nur noch
positivistisch oder mimetisch gelöst werden.
Aufgrund dessen schlägt Habermas einen Wechsel von der Bewußtseinsphilosophie zur Kommunikationstheorie vor: Durch den Einsatz
der Sprachphilosophie sieht Habermas die Möglichkeit, an Vernunft in
der Wirklichkeit zu appellieren. In der Sprache schon angelegt ist die
Verständigung. Durch diese nicht-zweckrationale Grundlage der Vernunft können Herrschaftsstrukturen, die sich durch Sprache manifestieren, aufgebrochen werden. Habermas setzt einen Wechsel vom zielgerichteten zum kommunikativen Handeln und einen „Wechsel der Strategie beim Versuch, den modernen, mit einer Dezentrierung des
Weltverständnisses möglich gewordenen Rationalitätsbegriff zu rekonstruieren. Nicht mehr Erkenntnis und Verfügbarmachung einer objektiven Natur sind ‘das erklärungsbedürftige Phänomen’, sondern die Intersubjektivität möglicher Verständigung“16.
14
ebd., 517 ff.
ebd., 519.
16 ebd., 525.
15
Angelika Kansy
Literaturverzeichnis
1. Böhme, H./Böhme, G., Das Andere der Vernunft. Zur Entwicklung
von Rationalitätsstrukturen am Beispiel Kants, Frankfurt/Main 1985.
2. Bohrer, K.-H., Mythos und Moderne, Frankfurt/Main 1983.
3. Habermas, J., Philosophisch-politische Profile, Frankfurt/Main 19842.
4. Habermas, J., Theorie des kommunikativen Handelns. Handlungsrationalität und gesellschaftliche Rationalisierung., Bd. I, Frankfurt/Main 19853 (TKH).
5. Henscheid, E., Wie Max Horkheimer einmal sogar Adorno hereinlegte. Anekdoten über Fußball, Kritische Theorie, Hegel und Schach,
Zürich 19894.
6. Horkheimer, M., Zur Kritik der instrumentellen Vernunft, Frankfurt/Main 1985.
7. Horkheimer, M./Adorno, Th.W., Dialektik der Aufklärung, Frankfurt/Main 1984 (DA).
8. Jay, Martin, Dialektische Phantasie. Die Geschichte der Frankfurter
Schule und des Instituts für Sozialforschung 1923-1950, Frankfurt/Main 1981.
9, Wellmer, A., Zur Dialektik von Moderne und Postmoderne. Vernunftkritik nach Adorno, Frankfurt/Main 1985.
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